Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, 23. Nov. 1971

23.11.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' (vgl. 18.11.1971, 2.12.1971) mit einem Extrablatt "An alle Metaller" (vgl. 10.11.1971, 23.10.1972) im Umfang von 2 Seiten DIN A 4 zur Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW) (vgl. 22.11.1971) heraus: "
METALL-KAPITALISTEN BESCHLIESSEN AUSSPERRUNG!

MIT DEN KOLLEGEN IN NW/NB - FÜR UNS ALLE

SEIT MONTAG STREIKEN DIE KOLLEGEN IN NORDBADEN/NORDWÜRTTEMBERG - UNTER ANDEREM BEI MERCEDES, AUDI-NSU, NEFF, BÖHRINGER (uns bekannt ist nur der Chemiebetrieb Boehringer Mannheim, d.Vf.), BBC UND BOSCH, INZWISCHEN ÜBER 120 000 KOLLEGEN IN 80 BETRIEBEN. DIE ANTWORT DER METALL-KAPITALISTEN: AUSSPERRUNG AB FREITAG 0.00 UHR IN ALLEN BETRIEBEN MIT ÜBER 100 BESCHÄFTIGTEN.

Die Metallkapitalisten haben von Anfang an den Lohnkampf ohne das geringste Zugeständnis geführt. Sie lehnten selbst das gewiß schäbige Schlichtungsergebnis ab und blieben bei ihren 4, 5%. Sie wollen die Metallarbeiter in dieser Lohnrunde gefügig machen, um sie danach noch besser auspressen zu können. Kürzung der Reallöhne und Kürzung von Zulagen wie Weihnachtsgeld sind dabei die von ihnen vorgesehenen Mittel, um ihre Profitpläne in Europa und der ganzen Welt gegen die kapitalistische Konkurrenz durchsetzen zu können.

Wir Metallarbeiter können uns in dieser Situation nur erfolgreich zur Wehr setzen, wenn wir eine einheitliche Streikfront für die vollen 11% aufbauen.

WIE SIEHT ES ABER DERZEIT AUS?

In Nordbaden/Nordwürttemberg streiken die Kollegen und wir, wie in allen anderen Tarifbezirken, geben derzeit die Zuschauer am Rande ab. Gerade in Südbaden hört man von Gewerkschaftsseite über die Tarifrunde überhaupt nichts mehr. DABEI GEHT ES DOCH HIER UM UNSER ALLER LOHNTÜTE! Die Kollegen in Nordbaden/Nordwürttemberg allein sind zu schwach, um die Kapitalisten wirklich in die Knie zwingen zu können. Die Metallkapitalisten wissen, daß sie mit einem Tarifbezirk schon fertig werden, und daß sie dann erfahrungsgemäß alle anderen Bezirke schnell kleinkriegen. Genau dem kommt die IG Metall-Führung samt allen Schlichtern in den Reihen der Gewerkschaft entgegen. Sie versuchen mit allen Mitteln eine starke, solidarische Kampffront für die vollen 11% zu verhindern. Ihr Vorgehen: Ein Bezirk prescht vor - die anderen Bezirke halten still, Ein Bezirk schließt ab - die anderen Bezirke übernehmen, hat uns von Anfang geschwächt. So ist es auch im letzten Herbst gelaufen, als Hessen den Vorreiter machte und in einem Jahr der riesigen Profite mit 10% für uns abschloß. Diesmal wurde Nordbaden/Nordwürttemberg rausgesucht, um den Abschluß für alle übrigen Bezirke zu präsentieren. Alle anderen Bezirke sollen so lange warten und die Metallkapitalisten ja nicht aufschrecken - die einzig und allein in diesem Lohnkampf zu besiegen wären, wenn alle Metallarbeiter solidarisch für die 11% in den Streik treten würden. Die IG Metallführung versucht mit allen Mitteln sich mit den Metallkapitalisten in Nordbaden/Nordwürttemberg zu einigen, bevor der Streik auf andere Bezirke übergreift. Schon am Montag, als die Kollegen eben begannen, für die 11% in den Streik zu treten, forderte Brenner die Metallkapitalisten zu neuen Schlichtungsverhandlungen auf der Basis der 7, 5% auf. Gerade, wenn die Arbeiter anfangen zu kämpfen, kommen die Gewerkschaftsführer mit dem Vorschlag der besonderen Schlichtung angelaufen und versuchen auch noch im Streik die Lohnleitlinie mit 7, 5% zu halten. Sie versuchen, eine einheitliche, solidarische Streikfront zu verhindern, weil sie genau wissen, daß je stärker die Streikfront wird, desto weniger werden sich die Arbeiter mit der Lohnleitlinienzahl 7, 5% zufriedengeben. Mit allen Mitteln versuchen die IGM-Führer zu verhindern, daß sich die Metallarbeiter für die vollen 11% einsetzen und damit gegen die 7, 5% Lohnleitlinienzahl der SPD klar Stellung beziehen. Den Gipfel leisteten sie sich in Nordrhein-Westfalen (NRW, d.Vf.), wo sie kläglichen 7, 3% auf 12 Monate und ganzen 40% Weihnachtsgeld zustimmten. ALL DAS HEISST DEN INTERESSEN DER ARBEITER IN DEN RÜCKEN ZU FALLEN, UM DIE SPD ZU STÜTZEN.

Kollegen, auf den Funktionärsversammlungen der IG Metall in Teningen (für Südbaden - vgl. 23.10.1971) und im Waldsee-Restaurant (in Freiburg - vgl. 29.10.1971, d.Vf.) wurden genug starke Worte gesagt, jetzt ist die Zeit für Taten. Wir dürfen nicht warten, bis die ganze Prozedur von Schlichtung, Urabstimmung und Streikbeschluß abgelaufen ist - die Kollegen in Nordbaden/Nordwürttemberg stehen jetzt schon im Streik!

Nur die Solidarität aller Metallarbeiter in allen Tarifbezirken macht uns stark genug, um im Lohnkampf gegen die Metallkapitalisten zu bestehen. Wenn wir zersplittert bleiben, siegt das Kapital.

MIT DEN KOLLEGEN IN NORDBADEN/NORDWÜRTTEMBERG - FÜR UNS ALLE!
BAUEN WIR EINE SOLIDARISCHE STREIKFRONT AUF!
ALLE RÄDER STEHEN STILL, WENN DEIN STARKER ARM ES WILL!"
Q: Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, Freiburg 23.11.1971

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