Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, 10. Nov. 1971

10.11.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extra seines 'Klassenkampf' (vgl. 3.11.1971, 16.11.1971) für alle Metaller (vgl. 3.11.1971, 23.11.1971) mit einem Umfang von 2 Seiten DIN A 4 zur Metalltarifrunde (MTR) u.a. Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW) (vgl. 9.11.1971, 12.11.1971) heraus: "
KAPITALISTEN LEHNEN 7, 5% AB - DAMIT IST SEIT GESTERN, DIENSTAG 17 UHR DIE FRIEDENSPFLICHT IN IN NORDWÜRTTEMBERG/NORDBADEN BEENDET - URABSTIMMUNG FREITAG

GEGEN GENERALANGRIFF DER METALL-KAPITALISTEN

STREIK FÜR DIE VOLLEN 11%

'Wir müssen uns auf einen harten Kampf mit den Metall-Kapitalisten vorbereiten. Die Preise steigen wie noch nie, mindestens 7% dieses Jahr. Die Kapitalisten sind entschlossen trotz Wirtschafts- und Währungskrise keine Profiteinbußen hinzunehmen - auf unsere Kosten! Der Staat hält für die Kapitalisten alle Waffen bereit: Polizei als Wegbereiter für Streikbrecher, Gerichte, die unsere Streiks für illegal erklären und mit Geld- und Gefängnisstrafen drohen.'

Diese Sätze, geschrieben im Klassenkampf-Extrablatt vom 30. Juni dieses Jahres sind nunmehr Realität. Die Metall-Kapitalisten versuchen in der gegenwärtigen Metall-Tarifrunde stellvertretend für die gesamte Kapitalistenklasse EINEN ENTSCHEIDENDEN SCHLAG GEGEN DIE ARBEITERKLASSE ZU FÜHREN. Nur so läßt sich das provokatorische 4, 5%-Angebot erklären, nur so läßt sich erklären, warum die Kapitalisten dem 7, 5% SCHIEDSSPRUCH nicht zustimmten, obwohl er genau auf der Höhe der zu Jahresbeginn in der konzertierten Aktion festgelegten Lohnleitlinien liegt. Wie sehr die 7, 5% gegen die Arbeiterinteressen verstoßen, drückte der Schlichter Herrmann Veit in 'seinen' Worten aus: 'Die vorgeschlagene Lohn- und Gehaltserhöhung von 7, 5% mache zwar nicht die SENKUNG DES LEBENSSTANDARDS durch die Preissteigerungen in vollem Umfange gut, bewirke aber, daß die Arbeitnehmer NICHT DEN GESAMTEN UMFANG DER VERTEUERUNG DER LEBENSHALTUNGSKOSTEN tragen müßten.' Mehr könne den Arbeitnehmern nicht zugemutet werden.

Mit diesem Angriff auf das Lohniveau will sich das westdeutsche Monopolkapital günstige Bedingungen für den verschärften Konkurrenzkampf zwischen den imperialistischen Mächten verschaffen. Auf dem Rücken der westdeutschen Arbeiterklasse soll der Weltmarktanteil ausgebaut werden, so lautet das Rezept der Siemens, Flick und Abs. Zugleich soll die westdeutsche Arbeiterklasse politisch in eine Niederlage getrieben werden. Die Kapitalistenklasse führt ihren Angriff auf allen Ebenen.

- Ökonomisch hat sie sich besonders auf die Metalltarifauseinandersetzungen vorbereitet. Im Sommer noch wurde in vielen Betrieben mit Überstunden auf Lager gearbeitet, in denen jetzt kurz vor der Lohnrunde Kurzarbeit angemeldet wurde. Die tatsächlich vorhandenen Krisenanzeichen wurden systematisch eingesetzt, um Panikmache und Angst vor Verlust der Arbeitsplätze zu schüren.

- In der Presse wird seit Monaten eine Kampagne gegen die berechtigten Lohnforderungen der Arbeiter geführt. Besonders die BILD-Zeitung zeichnet sich durch Panikmache aus. Mit Artikeln wie 'Welche Arbeitsplätze in Gefahr sind' sollen wir vor lauter Angst um die kapitalistische Wirtschaft unsere eigenen Lohninteressen vergessen. Das gesamte Bürgertum von der Bundesregierung bis zu den 'sachverständigen' Professoren unterstützt diese Kampagne. Die Bundesregierung korrigierte ihre arbeiterfeindlichen Orientierungsdaten weiter nach unten. Die sogenannten 'Sachverständigen' waren besonders bemüht, die inflationäre Preisentwicklung als 'hausgemacht' darzustellen und der Lohnentwicklung den schwarzen Peter zuzuschieben. Die Kapitalistensprecher scheuten nicht vor der Frechheit zurück zu erklären, daß es ihr Beitrag für eine verantwortungsvolle Politik im Sinne des Gemeinwohls sei, entschieden unnachgiebig gegenüber den Lohnforderungen aufzutreten. Wie immer, machen sie ihr Profitinteresse zum Allgemeininteresse.

- Das Monopolkapital mobilisiert zunehmend CDU/CSU, um die SPD-Regierung damit zu zwingen, noch konsequenter als bisher den Interessen des Monopolkapitals zu dienen. Die pausenlosen Attacken der CDU/CSU werden von der SPD mit Druck auf die Arbeiterklasse und die Gewerkschaften weitergegeben. Die Ruhe an der Arbeitsfront soll die 'großen Reformpläne' absichern, die aber in Wirklichkeit schon längst der kapitalistischen 'Stabilitäts'-Politik geopfert werden mußten (bestes Beispiel: Umweltschutz).

- Eine Militarisierung des gesamten öffentlichen Lebens soll zudem einer beginnenden politischen Arbeiterbewegung zeigen, daß Widerstand sinnlos sei. Ausbau des Bundesgrenzschutzes (BGS, d.Vf.), Militarisierung und Zentralisierung der Polizei, Ausweitung des Militärhaushaltes um 10%, allgemeine Mobilmachung 1972 und schließlich der Helmut Schmidt-Ausspruch: 'Ich strebe an, daß alles, was halbwegs gehen und stehen kann einberufen
wird'.

zeigen, wie sich der Klassenfeind, das Monopolkapital, schon jetzt auf schärfere Situationen einstellt.

Dieser Generalangriff trifft die westdeutsche Arbeiterklasse in einer Situation der Schwäche. Eine kommunistische Partei, die die Interessen der Arbeiterklasse vertreten könnte, weil sie selbst der Zusammenschluß der entschiedensten Teile der Arbeiterklasse ist, gibt es noch nicht. Die Sozialpartnerschaftspolitik der Gewerkschaftsführung soll die Arbeiterklasse vollends an die Interessen des Monopolkapitals binden, eine klassenbewußte Fraktion in den Gewerkschaften gibt es erst in Ansätzen. In dieser Situation, in der auch die IG-Metall-Führung voll an die SPD gebunden ist, und sich bei ihrem Verhalten an der Stabilität der FDP/SPD-Regierung ausrichtet, fühlten sich die Metall-Kapitalisten so stark, auch die 7, 5% ausschlagen zu können. Sie können sicher sein, daß die IG-Metall-Führer auch noch unter 7% abschließen, nur um Ruhe und Ordnung zu halten.

Kollegen, diese Politik ist gegen unsere unmittelbarsten Lebensinteressen gerichtet. Wir haben von Anfang an gesagt: Die vollen 11% sind das Mindeste, was die Metaller in der gegenwärtigen Situation brauchen. Jedes Prozent darunter heißt Verschlechterung unserer Lebenssituation. Wenn irgendjemand noch etwas für uns rausholen kann - sind wir es selbst! Alle politischen Schlichter, die jetzt anrücken werden, um die kapitalistische Wirtschaft vor Einbußen zu bewahren, sollen uns nur davon abhalten, daß wir selbst aktiv werden für unsere Interessen, daß wir in den Streik treten."
Ein Bild vom Streik auf der Vulkanwerft Bremen (vgl. 21.10.1971) wird kommentiert: "
Nur durch einheitliche Streikmaßnahmen können wir die 11% durchsetzen.

DIE EINZIGE ANTWORT, DIE DIE METALLARBEITER DEM GENERALANGRIFF DER KAPITALISTEN GEBEN KÖNNEN IST:
STREIK FÜR DIE VOLLEN 11%"
Q: Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, Freiburg 10.11.1971

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