Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, 3. Nov. 1971

03.11.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extrablatt "An alle Metaller" (vgl. 30.6.1971, 10.11.1971) seines 'Klassenkampf' (vgl. 27.10.1971, 10.11.1971) mit einem Umfang von 2 Seiten DIN A 4 heraus. Berichtet wird von der Schlichtung in der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW) (vgl. 2.11.1971) sowie den Versammlungen der IGM Freiburg (vgl. 29.10.1971) und der IGM Südbaden (vgl. 23.10.1971), die sich beide für die vollen 11% aussprachen, was auch der BKA richtig findet, denn: "
KOLLEGEN, BEDENKEN WIR
- die über 6% betragenden Preissteigerungen des vergangenen Jahres,
- die beträchtlichen Steuererhöhungen für Benzin, Tabak und Branntwein, die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 11 auf 12%, die Erhöhung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung von 1, 3 auf 1, 7% - alles ab 1.1.1972 (Steuersenkungen hat die SPD/FDP-Regierung nur für die Kapitalisten parat: Deren Investitionssteuer wird am 1.1.1972 von 4 auf 2% reduziert und fällt am 1.1.1973 ganz weg.),
- Daß Bahn und Post weitere Preiserhöhungen angekündigt haben.

BEDENKEN WIR, WIEVIEL GELD WIR ZUM LEBEN BRAUCHEN, WENN WIR NUR SO WEITERLEBEN WOLLEN WIE BISHER,
so wird klar, daß die 11% in der gegenwärtigen Situation wirklich das Mindeste sind, was wir brauchen. Jedes Prozent weniger ist eine Verschlechterung unserer Situation. Gerade wir in Südbaden sind ohnehin schon schlechter dran als die Kollegen in den anderen Tarifgebieten. Bedenken wir weiter, daß wir nur durch Überstunden oder Nebenverdienst über die Runden kommen, so wird vollends deutlich, daß wir einen Abschluß in Höhe der Lohnleitlinie um 7, 5% nicht hinnehmen können.

Daß die Kapitalisten uns nichts schenken, merken wir jeden Tag. Daß die Kapitalisten sich durch keinerlei Schlichtungsverhandlungen beeindrucken lassen, ist ebenso klar. Die Kapitalisten können wir nur durch organisierte solidarische Kampfmaßnahmen in die Knie zwingen, oder wir haben verloren. Die Kapitalisten ihrerseits haben die Tarifrunde geschickt angegangen: Durch bloßes Geschwätz in der ersten Verhandlungsrunde und durch das unverschämt niedrige Angebot von 4, 5% in der zweiten versuchen sie zwei Fliegen mit einer Klappe zuschlagen: Sie wollen mit ihrer Verzögerungstaktik unsere Kampfkraft schwächen und sich außerdem um die Zahlung der vollen Lohnerhöhung für 1 Jahr (ab 1. Oktober 1971) drücken. Letzteres haben sie den Chemie-Kapitalisten abgeschaut, die nur für 10 Monate eine Lohnerhöhung zahlen, für die beiden ersten Monate aber nur eine magere Abschlagszahlung. Die Metall-Kapitalisten haben von Anfang an die Verhandlungsführung zentral durch eine Kern-Kommission geleitet. Damit sind sie gegenüber den Arbeitern im Vorteil, weil die Gewerkschaftsführung alles macht, um ein einheitliches Vorgehen der Arbeiter im Bundesgebiet und West-Berlin zu verhindern."
Zur Streikverhinderungstaktik der IG Metall (IGM) (vgl. Aug. 1971, 4.9.1971) habe sich u.a. das 'Handelsblatt' (vgl. 27.10.1971) geäußert. Erst seien die 11% durchgesetzt und diese dann als verhandelbar bezeichnet worden: "
Und jetzt schließlich läßt die IGM-Führung Nordwürttemberg/Nordbaden (NB/NW, d.Vf.) allein vorpreschen, um einen einheitlichen Lohnkampf der Metaller zu verhindern."

Über die Versammlungen der IGM Freiburg und Südbaden heißt es: "
Es wurde gesagt, daß wir dem provokatorischen Angebot von 4, 5% unsere geschlossene Solidarität für eine 11% Lohnerhöhung entgegensetzen müssen. Es nützt aber jetzt nichts mehr, allein von den 11% zu reden, wenn man nicht gleichzeitig alles dafür tut, sie durchzusetzen. Erinnern wir unsere Gewerkschaftsvertreter an ihre Zustimmung auf den Funktionärskonferenzen, sich voll für die 11% einzusetzen.

Beginnen wir jetzt mit der Streikvorbereitung im eigenen Betrieb, und warten wir nicht auf die anderen in anderen Betrieben.

FÜR DIE DURCHSETZUNG DER VOLLEN 11% DIE EINHEITLICHE FRONT ALLER METALLARBEITER"

Nachgedruckt wird eine DPA-Meldung über Streiks in Stuttgart (vgl. 28.10.1971) und Heidenheim (vgl. 29.10.1971).
Q: Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, Freiburg 3.11.1971

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