Klassenkampf - Zeitung des Bundes Kommunistischer Arbeiter, Jg. 3, Nr. 19, 23. März 1972

23.03.1972:
Der BKA Freiburg gibt die zehnseitige Nr. 19 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 23.2.1972, 12.4.1972) heraus, in der im ersten Leitartikel über die Demonstration der Gewerkschaftsjugend gegen die Fahrpreiserhöhungen (vgl. 21.3.1972) berichtet und im zweiten Leitartikel ausgeführt wird:"
AM 1.MAI 1972: KAMPFENTSCHLOSSENHEIT DEMONSTRIEREN!

In den Klassenkämpfen des vergangenen Jahres ging es der westdeutschen Kapitalistenklasse nicht nur darum, das Lebensniveau der Arbeiterklasse zu senken. Es ging Kapital und Staat nicht nur darum, auf dem Rücken der Arbeiterklasse eine breitangelegte Offensive gegen die imperialistischen Konkurrenten zur Festigung und zum Ausbau der internationalen Stellung des westdeutschen Imperialismus, zur Eroberung neuer profitträchtiger Märkte durchzuführen. Es ging den Kapitalisten auch nicht nur darum, die drohende Krise auf die Arbeiterklasse abzuwälzen.

In den Klassenkämpfen des vergangenen Jahres versuchte die westdeutsche Kapitalistenklasse auch, der wachsenden Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse insgesamt einen Schlag zu versetzen. Denn es ist den Kapitalisten nicht entgangen, das in den letzten Jahren das gewerkschaftliche und politische Bewußtsein der Arbeiterklasse einen starken Aufschwung genommen hat. Seitdem im Herbst 1969 und 1970 Hunderttausende spontan in den Streik getreten sind, riß die kette kleiner und großer Streiks, betrieblicher, lokaler und regionaler Kämpfe der Kollegen in allen Branchen nicht mehr ab, sondern nahm an Stärke und Geschlossenheit zu! Diese anwachsenden Kämpfe der Arbeiterklasse sind die notwendige Antwort auf die zunehmende Verschärfung der Ausbeutung und Verschlechterung der Lebensbedingungen!

GEGEN DIE SOZIALDEMOKRATISCHE LINIE IN DEN GEWERKSCHAFTEN

Im vergangenen Jahr ging es den kämpfenden Chemie- und Metallarbeitern zuallererst darum, den Lohn und den erreichten Lebensstandard gegen die sich verschärfenden Angriffe der Kapitalisten zu sichern und zu verbessern. Aber im Endergebnis waren alle Tarifabschlüsse des letzten Jahres Lohnleitlinienabschlüsse im Interesse der Kapitalisten und ihrer SPD/FDP-Regierung.

Dieser REALLOHNABBAU konnte nur durchgesetzt werden, weil in den Gewerkschaften eine klassenversöhnlerische Politik herrscht, eine Politik, die von der 'Sozialpartnerschaft' zwischen Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse ausgeht. Die SPD-Linie und ihre Vertreter in den Gewerkschaften sind es, die die Arbeiterklasse den Interessen der Kapitalisten, ihres Staates und der bürgerlichen Parteien unterordnen. Diese Politik wird bestimmt vom grundsätzliche Interesse an der Sicherung des Wohls der Kapitalisten und an der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Ausbeutungs- und Unterdrückungssystems.

Die bürgerliche Linie hat sich schon seit langem in den Gewerkschaften durchsetzen können. Aber es ist der Gewerkschaftsführung trotz aller Bremserei und Abwiegelei, trotz einer immer ausgefeilteren Politik des bürgerlichen Reformismus, trotz der täglichen Verkündung von Illusionen über den Klassencharakter der imperialistischen Gesellschaft nicht gelungen, die Arbeiterklasse vom Kampf gegen die Ausbeuter abzuhalten. Und sie konnte nicht verhindern, daß die Arbeiterklasse in diesen Kämpfen Erfahrungen gemacht und ihre Kenntnis über den wirklichen Charakter des Kapitalismus erweitert hat.

Diese Erfahrungen und dieses Bewußtsein der Kampfstärke der Arbeiterklasse gilt es jetzt zu demonstrieren.

GEGEN DIE VERSCHÄRFTEN ANGRIFFE DER KAPITALISTEN…

Es ist nicht so, daß mit den Tarifabschlüssen die Angriffe der Kapitalistenklasse auf das Lebensniveau der Arbeiter und Angestellten nachgelassen hätten. Nach wie vor steigen die Preise um 5 - 6%, nach wie vor erhöht der Staat Gebühren, Tarife und Steuern, die besonders die Werktätigen belasten. Während Hunderttausende kurzarbeiten oder arbeitslos sind, steigern die Kapitalisten die Produktivität und die Arbeitshetze, das heißt: Sie verschärfen die Ausbeutung, um aus den Kollegen höhere Profite rauszuholen. Gegen diese wirtschaftlichen Angriffe der Kapitalisten und ihrer Regierung gilt es jetzt die Solidarität der Kollegen zu festigen, um die Abwehrkämpfe erfolgreich führen zu können.

…UND IHRES STAATES

Auch unter einer SPD-geführten Regierung ist der Staat das Instrument der Kapitalisten zur Niederhaltung und Unterdrückung der Arbeiterklasse. So wird von der SPD/FDP-Regierung gerade in letzter Zeit der staatliche Unterdrückungsapparat ausgebaut und gefestigt, und die demokratischen Rechte des Volkes werden schrittweise abgebaut. Trotz angeblicher 'Friedenspolitik' wird die Bundeswehr weiter verstärkt. der Bundesgrenzschutz wird zur Antistreik-Brigade und zur Bürgerkriegsarmee ausgebaut. Die Polizei wird aufgerüstet und zentralisiert. Der öffentliche Dienst, Schulen und Universitäten werden von allen fortschrittlichen Kräften gesäubert. Und in den betrieben soll ein 'neues' Betriebsverfassungsgesetz jede konsequente Interessenvertretung der Arbeiter im Keim ersticken.

Mit diesen Maßnahmen trifft der Staat, der geschäftsführende Ausschuß der Kapitalistenklasse, die Vorbereitungen darauf, daß sich die Klassenkämpfe verschärfen werden, daß die Arbeiterklasse den Kampf gegen die Angriffe der Kapitalisten vorwärtstreibt und verbindet mit dem Kampf gegen die Herrschaft der Kapitalistenklasse, mit dem Kampf gegen den kapitalistischen Staat, mit dem Kampf gegen die Ausbeutung, mit dem Kampf zur Errichtung der sozialistischen Gesellschaft!

Deshalb richtet der Staat, deshalb richtet die ganze herrschende Klasse ihre Angriffe verstärkt gegen alle Ansätze einer selbständigen politischen Organisierung der Arbeiterklasse. Deshalb versuchen sie, die Ansätze zur Entstehung einer Kommunistischen Partei, die der Zusammenschluß der entschiedensten Kollegen ist, die tatsächlich die Arbeiterklasse und alle Werktätigen in ihren allseitigen Kämpfen zu führen vermag und die Arbeiterklasse zum Kampf für den Sozialismus eint, im Keim zu verhindern! DIESE Partei zu schaffen, das ist jetzt die Aufgabe aller klassenbewußten Kollegen, aller Kommunisten!

FÜR DEN AUFBAU DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI!

1.MAI IN FREIBURG: DGB PLANT FESTBANKETT DER KLASSENVERSÖHNUNG

Auch in diesem Jahr planen die Freiburger DGB-Führer Jorzig (SPD), Hass (CDU) und Co. eine geschlossene Veranstaltung, diesmal im Kaufhaussaal.

Auf diesem Empfang oder Festbankett wollen die DGB-Führer wie schon in den Jahren vorher ihre tiefe Übereinstimmung mit dem kapitalistischen System zur Schau stellen. Zu diesem Zweck sind die örtlichen Spitzen der bürgerlichen Parteien, der Landes- und Gemeindeverwaltungen, des deutschen und französischen Militärs, der Polizei, der Erzbischof und natürlich der Verbände der Kapitalisten eingeladen.

Zu dieser Verbrüderungsfeier mit den versammelten Gegnern und Unterdrückern der Arbeiterschaft wollen Jorzig und Haas diesmal im Unterschied zur vorjährigen 'Podiumsdiskussion' alle Betriebsräte, Gewerkschaftsfunktionäre und Vertrauensleute mobilisieren!

Damit will die DGB-Führung wohl zweierlei erreichen: Zum ersten will sie demonstrieren, daß die ganze Gewerkschaft und nicht nur eine Handvoll Verräter mit den Kapitalisten und deren Handlangern gemeinsame Sache macht. Zum anderen soll auf diese Weise wohl auch verhindert werden, daß klassenbewußte Betriebsräte und Vertrauensleute am 1.Mai zusammen mit allen fortschrittlichen Kollegen den Widerstand der Arbeiterklasse gegen Ausbeutung und Unterdrückung demonstrieren. Der 'Empfang' im Kaufhaussaal soll zur 'offiziellen' Veranstaltung aller Gewerkschafter gemacht werden!

Diesen Plänen müssen alle Gewerkschafter entgegenhalten, daß für sie der 1.Mai niemals ein Tag der Verbrüderung mit dem kapitalistischen System und seinen Repräsentanten sein kann, sondern daß am 1.Mai die Arbeiterklasse öffentlich, auf der Straße ihre Forderungen und ihre grundsätzliche Gegnerschaft zum kapitalistischen System demonstriert. Deshalb müssen alle fortschrittlichen Kollegen ganz entschieden die Pläne der Freiburger DGB-Führung ablehnen!

Für uns kann es nur heißen:

Kein Friede mit den Ausbeutern!
Kein Friede mit dem kapitalistischen System!
Der 1.Mai muß Kampftag der Arbeiterklasse gegen die Herrschaft des Kapitals, gegen Faschismus und Unterdrückung sein!

Daher müssen alle fortschrittlichen Kollegen ganz klar sagen:

Der 1.Mai ist der Tag, an dem die Arbeiterklasse in aller Welt ihre Stärke mißt, um danach mit neuer Kraft den gewerkschaftlichen und politischen Kampf in jedem einzelnen Betrieb, in jeder Lehrwerkstatt, an den Berufsschulen und in den Büros wieder aufzunehmen.

Deswegen:

Am 1.Mai eine Demonstration und Kundgebung, auf der die Interessen und Forderungen der werktätigen Massen entschieden vertreten werden!"

Berichtet wird von der Vertreterversammlung der IGM (vgl. 11.3.1972), aus dem IGM-Bereich von Raimann (vgl. 13.3.1972) und Cumulus (vgl. 15.3.1972), aus dem CPK-Bereich von Rhodia (vgl. 15.3.1972, 20.3.1972) sowie vom Werkschutz aus Frankreich (vgl. 25.2.1972) und der 'BRD' (vgl. 6.3.1972).

Bei Rhodia, wo der BKA Betriebsflugblätter herausgibt, habe die KPD/ML-ZB mehrmals den BKA in Flugblättern angegriffen und dies auch sonstwo mit 'Offenen Briefen' wiederholt, weshalb man selbst jetzt für 30 Pf. eine Broschüre gegen diese Gruppe erstellt hat (vgl. 20.3.1972).

Fortgeführt wird der Bauernartikel (vgl. 23.2.1972, 17.5.1972):"
KAPITALISMUS UND BAUERN (II.TEIL)

In der letzten Nummer des 'Klassenkampf' haben wir versucht, die Ursachen für die immer schneller vor sich gehende Verelendung der Masse der kleinen und mittleren Bauern aufzuzeigen: Die Ausbeutung durch die Lebensmittel-, Landmaschinen-, Düngemittel- usw. Kapitalisten, durch den Einzelhandel sowie durch die Banken.

DIE HÄLFTE DER BAUERN SIND ARBEITERBAUERN

Bei uns in Freiburg sind zahlreiche Kollegen (bei der RHODIA z.B. sind es beinahe die Hälfte der Arbeiter!) gleichzeitig Arbeiter und Bauern, sogenannte 'Nebenerwerbslandwirte'. Das heißt: Diese Kollegen oder deren Eltern waren einmal selbständige Bauern. Die ständige Verelendung der Bauernschaft hat dazu geführt, daß sie irgendwann einmal gezwungen wurden, eine Arbeit außerhalb des Bauernhofes, meist in der Industrie zu suchen. Die neue Haupteinkommensquelle wurde der Lohn, die Landwirtschaft kann nur noch nach Feierabend und mit Hilfe der Frau und anderer Familienangehöriger weitergeführt werden.

71% aller landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 2 und 5 ha können heute überhaupt nur noch dadurch existieren, weil der größte Teil des Einkommens (meist mehr als 2/3) dieser Arbeiterbauern-Familien der Lohn geworden ist.

DIE REAKTIONÄRE AGRARPOLITIK DER CDU…

Nach dem Krieg propagierte die reaktionäre CDU-Regierung als 'Alternative' zu einer wirklichen Agrarreform den 'bäuerlichen Familienbetrieb'. daß die große Masse dieser Familienbetriebe, die meist nicht größer waren als 5 ha, nicht lebensfähig sein würden, das wußten die CDU und ihre Hintermänner schon damals. Deshalb wurde im Landwirtschaftsgesetz von 1955 die STAATLICHE SUBVENTION zur 'nachhaltigen Gewährleistung' der 'wirtschaftlichen Existenz einer bäuerlichen Familie' gesetzlich festgelegt. So ergossen sich jährlich durchschnittlich 1 Milliarde DM an Subventionen über die Bauern. Aber diese Subventionen schufen für die Masse der Bauernfamilien nur für eine kurze Zeit den Schein einer gesicherten Existenz. Denn die Subventionspolitik diente niemals ihren Interessen, sondern zuerst und vor allem den Profitinteressen der Kapitalisten, denen die Subventionen in Wirklichkeit in die Taschen flossen.

…DIENTE NUR DEM KAPITAL

Um überhaupt überleben zu können, mußten sich die Klein- und Mittelbauern sehr bald teure Maschinerie anschaffen. das war umso notwendiger, weil in vielen Klein- und Mittellandwirtschaften die Jungen das Land verließen und die Alten einfach die Maschinen brauchten, um mit der Arbeit zurechtzukommen.

Dieser Zustand bedeutete z.B. für die Hersteller von Landmaschinen einen ungeheuren Aufschwung. Der Absatz florierte, die Profite stiegen. Durch die landwirtschaftlichen Subventionen und weil viele Arbeiterbauern ihren Lohn zu einem erheblichen Teil in Landmaschinen stecken, konnten die Monopole ihre teuren Landmaschinen an den Mann bringen, für die aus den Erlösen aus der Landwirtschaft nie und nimmer das Geld da wäre. Jährlich werden noch heute in der Bundesrepublik 3 - 4 Milliarden DM in Ackerschleppern, Traktoren usw. investiert!

Aber genau die scheinbare 'Förderung' der Bauern legte den Grundstein für ihre spätere Ruinierung. Denn die kleinen und mittleren Landwirtschaften sind alle gezwungen, diese für sie viel zu teuren Anschaffungen zu machen! Die staatlichen und privaten Kredite, die mit den Subventionen Hand in Hand gingen, trieben die meisten Bauern in eine immer tiefere Verschuldung. Allein die jährlichen Zinsleistungen an die Banken betrugen 1965 schon über eine Milliarde, im vergangenen Jahr 2 Milliarden DM pro Jahr!

So hatte die Agrarpolitik der herrschenden Klasse in der ganzen Nachkriegszeit nur zum Ziel, einerseits die Profite der Kapitalisten über den Umweg der Agrarsubventionen zu vergrößern und andererseits den bürgerlichen Parteien, besonders der CDU/CSU möglichst viele Wählerstimmen zu sichern.

WEM NÜTZT DER TRAKTOR IM SCHUPPEN?

Um die hohen Schulden abzutragen, um die Existenz der Familie zu sichern, begannen immer mehr Klein- und Mittelbauern ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten zu verkaufen. Trotzdem betreiben die meisten dieser Kollegen ihre Landwirtschaft weiter, nicht wenige fühlen sich noch immer mehr als Bauern wie als Arbeiter. Nicht wenige stecken einen großen Teil ihres Lohns in eine Landwirtschaft, die trotz Traktor und sonstigen Maschinen im Verhältnis zum großen Arbeitsaufwand immer unrentabler wird, auch bei den vergleichsweise ertragreichen Sonderkulturen:

So sind z.B. gerade bei Obst und Weinmost die Erzeugerpreise in den letzten 10 Jahren laut 'Grünem Bericht' um etwa 30% gedrückt worden!

Wem nützt es da zum Beispiel, wenn allein in Wasenweiler (wo viele Kollegen aus der RHODIA herkommen) von den knapp 100 Bauern, die mit wenigen Ausnahmen fast alle Arbeiterbauern sind, zusammen allein in ihre Traktoren rund 1 MILLION DM investiert worden ist! In Landmaschinen also, die von den einzelnen Kollegen im Jahr nicht mehr als 2 oder 3 mal wirklich verwendet werden können!

SCHUTZ VOR KRISEN?

Manche der Kollegen, die noch nebenbei eine Landwirtschaft betreiben, sagen: 'Wir sind besser dran als die Arbeiter aus der Stadt, denn durch die Land verdienen wir etwas dazu und sind bei einer Wirtschaftskrise abgesichert.'

Kollegen, ist es nicht so, daß die Arbeit in der Landwirtschaft nicht viel mehr ist als schlecht bezahlte Überstunden, an denen andere dann dick verdienen? Daß wir uns bei dieser Arbeit mehr kaputt machen als erholen und dadurch verstärkte Gefahr laufen, von den Kapitalisten bei Rationalisierungsmaßnahmen als 'altes Eisen' auf die Straße gesetzt zu werden? Ist es nicht so, daß wir in einer Krise genausowenig von der Landwirtschaft leben können wie jetzt auch?

DIE ARBEITERBAUERN…

In Diskussionen mit Kollegen bei der Rhodia hörten wir immer wieder: 'Bei uns wird nie gegen die Angriffe der Kapitalisten gekämpft werden, weil die Hälfte der Belegschaft, die vielen Kollegen vom Land sich kaum als Arbeiter fühlen. Weil viele dieser Kollegen statt Gewerkschaftsbeitrag zu zahlen dieses Geld in den Traktor stecken und meinen, das ist eine bessere Rückendeckung gegen Entlassungen und Kurzarbeit.'

Kollegen, diese Spaltung schadet allen, der ganzen Arbeiterklasse! Mit dieser Spaltung spekulieren die Kapitalisten, wenn sie Arbeiterbauern (wie z.B. bei der Rhodia) bevorzugt einstellen. So wurde von den Rhodia-Kapitalisten bei einer wissenschaftlichen Befragung 'die bodenständig-konservative Gesinnung der Nebenerwerbslandwirte' besonders hervorgehoben; die Arbeiterbauern seien 'zufriedener' als 'die Städter', sie würden sich leicht 'führen' lassen und nicht zum 'Radikalismus neigen'. Und vor allem: 'Im Falle einerkonjunkturellen Depression bilden die Nebenerwerbslandwirte kein politisch gefährliches Proletariat.'

Kollegen, da lassen die Rhodia-Kapitalisten die Katze aus dem Sack! Die Arbeiterbauern, das sind für sie Leute, die sich alles gefallen lassen, die jede Arbeit machen ohne zu murren, die sich nicht gegen die Angriffe der Kapitalisten wehren! Das sind nach Ansicht der Bosse Arbeiter, die auf keinen Fall eines Tages auf die Idee kommen könnten, zusammen mit ihren Kollegen den Kapitalisten 'gefährlich' zu werden, mit der Herrschaft der Kapitalisten und der kapitalistischen Ausbeuterordnung Schluß zu machen!

Das Landratsamt Donaueschingen hatte vor einiger Zeit sogar die Frechheit, in Zeitungsanzeigen den Kapitalisten die einmaligen Ausbeutungsmöglichkeiten der Arbeiterbauern dieses Landkreises anzupreisen!

'LANDKREIS DONAUESCHINGEN WIRBT FÜR INDUSTRIEANSIEDLUNG

Zwischen Schwarzwald und Bodensee, nahe der Schweiz (Zürich 70 km, Freiburg 60 km, Stuttgart 130 km); Bahn- und Straßenknotenpunkt Rheinland-Zürich, Freiburg-Stuttgart und München, Paris-Wien; internationale Touringbusverbindungen; am Schnittpunkt der im Bau befindlichen AUTOBAHNEN Stuttgart-Bodensee und Freiburg-Donaueschingen; gut ausgebauter Flugplatz;

350 ha Industriegelände, meist erschlossen;
noch niedrige Grundstückspreise;
arbeitsame, ruhige Bevölkerung

vom Schwarzwaldtyp, Arbeitskraftreserven aus landwirtschaftlicher Umstrukturierung, bei dem noch ländlichen Einschlag keine radikalen Tendenzen; keine Kontingierung für ausländische Arbeitskräfte …'

…GEHÖREN ZUR ARBEITERKLASSE

Durch diese Rechnung der Kapitalisten wird die Arbeiterklasse, werden auch die Arbeiterbauern einen dicken Strich machen.

Schon haben auch bei der Rhodia und in anderen Betrieben die Arbeiterbauern begonnen, sich zusammen mit ihren Kollegen aus der Stadt gewerkschaftlich zu organisieren. Aber das kann nur der erste Schritt sein! Die ganze Arbeiterklasse muß geschlossen den Angriffen der Kapitalisten entgegentreten, geschlossen den Kampf gegen die kapitalistische Ausbeuterordnung aufnehmen!"

Geworben wird für diesen 'Klassenkampf' u.a. durch den Kommunistischen Jugendbund (KJB) Freiburg des BKA (vgl. 23.3.1972).
Q: Klassenkampf Nr. 19, Freiburg 23.3.1972; Kommunistische Jugendzeitung Extrablatt, Freiburg 23.3.1972, S. 6

Freiburg_KBW602

Freiburg_KBW603

Freiburg_KBW604

Freiburg_KBW605

Freiburg_KBW606

Freiburg_KBW607

Freiburg_KBW608

Freiburg_KBW609

Freiburg_KBW610

Freiburg_KBW611



[ Zum Seitenanfang ]   [ vorige Ausgabe ]   [ nächste Ausgabe ]   [ Übersicht ]   [ MAO-Hauptseite ]