Klassenkampf - Zeitung des Bundes Kommunistischer Arbeiter, Jg. 2, Nr. 7, März 1971

März 1971:
Der BKA Freiburg gibt die Nr. 7 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 1.2.1971, 31.3.1971) heraus.
Neu ist eine Ladenpreisauszeichnung von 50 Pfennig, während die Zeitung vor den Betrieben verteilt wird.

Bei Rombach wurde der Jugendvertreter B.M. entlassen, "weil er sich für die Belange der Lehrlinge eingesetzt hat. Allein seine Forderungen, daß Lehrlinge nicht wie Schuljungen behandelt werden sollen und daß sie kein kostenloses Putzpersonal sein dürfen, waren schon zuviel. Er wurde als 'Apo-Barde' beschimpft oder als 'Weltverbesserer' angeblich nicht ernst genommen. Auseinandersetzungen zwischen B.M. und 'oben' wurden durch Sätze wie diesen beendet: 'Wenn Herr H. nicht zugegen wäre,
würde ich Dir eine runterhauen.'"

Festgestellt wird auch: "Der US-Imperialismus wird auch in Laos scheitern".

Im Leitartikel "Preiserhöhung und Lohnleitlinien: Angriffe auf die Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse" heißt es: "
In den letzten Wochen rollte auf die Arbeiter und Angestellten eine Preislawine zu, die eine beträchtliche Einschränkung unseres Lebensniveaus bedeutet. Anfang Februar stiegen die Preise für Brötchen um 10%, die Milch wurde um 12 Pfg. je Liter teurer, die Preise für Eier, Milchprodukte, Obst, Gemüse, Margarine stiegen; ebenso wurde das Glas Bier um 5 bis 10 Pfg. teurer. …

LOHNKÜRZUNGEN

Aber nicht nur auf dem indirekten Weg über die Inflation greifen die Kapitalisten unsere Löhne an:
- Überall wurden in den letzten Wochen die Überstunden 'abgebaut'. Wir haben doch bisher diese Überstunden nicht aus Spaß gemacht, sondern weil wir diesen zusätzlichen Lohn dringend gebraucht haben, um die notwendigen Anschaffungen machen zu können.
- Die Zahl der Kurzarbeiter wird jeden Tag größer. Im Augenblick gibt es in der BRD mehr als 64 000 Kurzarbeiter, die mit dem Kurzarbeitergeld aus der Arbeitslosenversicherung zurecht kommen müssen.
- Die Zahl der Arbeitslosen nimmt jetzt laufend zu. Nach der Angabe der Bundesanstalt für Arbeit gibt es inzwischen nahezu 300 000 Arbeitslose. In Freiburg wurden zahlreiche Kolleginnen bei Intermetall auf die Straße gesetzt, die jetzt entweder Arbeitslosengeld beziehen oder eine meist geringer bezahlte Arbeit machen müssen. Und bei der Rhodia stellen sich die 'vorzeitigen Pensionierungen' der älteren Arbeiter jetzt ganz deutlich als Entlassungen heraus.
Zusätzlich versuchen die Kapitalisten die übertariflichen Zulagen in breitem Umfang abzubauen. Für die Arbeiter in der Metallindustrie bedeutet das zum Beispiel, daß aus der 13%igen Tariferhöhung im vergangenen Herbst in vielen Betrieben bloß eine wirkliche Erhöhung von wenigen Prozent oder gar nichts übrig blieb.

LOHNLEITLINIEN - KONZERTIERTE AKTION VON KAPITAL UND SPD

Gleichzeitig zu den Angriffen der Unternehmer auf die Löhne der Arbeiter und Angestellten, tut die SPD-Regierung das ihre und versucht, die Lohnkämpfe der Arbeiterklasse mit den Lohnleitlinien zu fesseln. Minister Schiller hat angekündigt: 7, 5 bis 8% mehr Lohn sind das Höchste in diesem Jahr.

Bei der Inflation, bei der Kurzarbeit und den Streichungen der übertariflichen Zulagen, heißt das nichts anderes, als daß uns in diesem Jahr von der Regierung ein Abbau unserer Reallöhne verordnet werden soll. Denn durch die Lohnleitlinien will die SPD die Gewerkschaften zur Kapitulation gegenüber den Unternehmern zwingen. Von der ÖTV waren Forderungen zwischen 10, 4 und 14, 4% Lohnerhöhung für den öffentlichen Dienst (ÖD, d.Vf.) erhoben worden. Der Abschluß bei durchschnittlich 9% wurde von Minister Schiller eingeschätzt als 'ein Schritt in Richtung auf unsere Orientierungsdaten' (Spiegel, Nr. 50). Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist der Abschluß der IG Druck und Papier (DruPa, d.Vf.) von 7, 5% für die papiererzeugende und 9% für die papierverarbeitende Industrie, obwohl von der Gewerkschaft zunächst 12% Lohnerhöhung und 10% Vorweganhebung gefordert worden waren."

Mit der Analytischen Arbeitsplatzbewertung (AAB) befaßt man sich in "Neue Lohnsysteme - Mittel zur Verschärfung der Ausbeutung und zur Spaltung der Arbeiterklasse", wo u.a. gesagt wird: "
VERNEBELUNG DES LOHNSYSTEMS

Seit 1963 ist die ANALYTISCHE ARBEITSPLATZBEWERTUNG unter Bezugnahme auf den Manteltarifvertrag für die Metallindustrie in Südbaden vereinbart. Sie wurde IN DEN MEISTEN METALLBETRIEBEN SÜDBADENS durch Betriebsvereinbarungen an die Stelle der alten Bewertungsmethode gesetzt. Bei den Verhandlungen über den neuen Manteltarifvertrag, die seit zwei Jahren im Gange sind, ist die Veränderung des Abkommens über die analytische Bewertung der Arbeit ein wichtiger Verhandlungspunkt. Die Gewerkschaften glauben an die Möglichkeit, im Kapitalismus ein 'gerechteres' Lohnsystem erreichen zu können. Die analytische Arbeitsplatzbewertung soll ein wichtiges Mittel dazu sein. … Das alte System unterschied drei Arten von Arbeitsplätzen: für die Facharbeiter, die für angelernte und die für ungelernte Arbeiter. Diese Einteilung machte es immerhin zum einen möglich, zu sehen ob man auch den gleichen Lohn bekam wie die Kollegen mit der gleichen Ausbildung, zum anderen konnte man gemeinsame Lohnforderungen stellen, die, wenn sie durchgesetzt wurden, für alle gleich galten.

Die Umstellung auf das jetzige Lohngruppensystem hatte unter anderem den Grund: die zunehmende Massenfertigung hatte viele Arbeiterinnen in die Fabriken geholt, denen die Kapitalisten aber noch weniger zahlen wollten als den ungelernten Arbeitern, darum richteten sie extra zwei Leichtlohngruppen für Frauen ein. Nachdem das Bundesarbeitsgericht dieses Vorgehen für Grundgesetzwidrig erklärt hatte, mußten sie sich etwas neues einfallen lassen, um die UNTERBEZAHLUNG DER FRAUEN BESSER ZU VERTUSCHEN.

Mit den Gewerkschaften einigten sie sich auf die jetzigen 10 Lohngruppen, dadurch ist es leichter möglich, Unterschiede bei der Bewertung der Arbeit zu machen. Die Lohnunterschiede bleiben die gleichen. Den Arbeiterinnen bleiben stillschweigend die unteren Lohngruppen vorbehalten. Die wenigen Männer in diesen Lohngruppen sind meist ausländische Arbeiter. … Die Einführung der analytischen Arbeitsbewertung wurde von Unternehmern und Gewerkschaften befürwortet. Die Gewerkschaften versprachen sich eine 'objektive' und kontrollierbare Arbeitsbewertung. Genau das Gegenteil ist der Fall: DIE UNTERNEHMER KÖNNEN DIESE METHODE WILLKÜRLICH IN IHREM ALLEINIGEN INTERESSE ANWENDEN. SIE IST DERART KOMPLIZIERT, DASS WIR UNSERE LOHNGRUPPENEINSTUFUNG NICHT KONTROLLIEREN KÖNNEN. …

Damit wir uns wehren können, müssen wir uns informieren über unsere gemeinsamen Lohn- und Arbeitsbedingungen. Solange der Lohnstreifen Privatsache bleibt, werden wir uns nicht gegen Lohnkürzungen verteidigen können."

Von ITT wird berichtet in "Stasek: Mit WENIGER Arbeiterinnen MEHR produzieren".
Q: Klassenkampf Nr. 7, Freiburg März 1971

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