Berliner Extra-Dienst, 2. Jg., Nr. 16, West-Berlin, 24. Februar 1968

24.02.1968:
Der Berliner Extra-Dienst (BED) Nr. 16 erscheint mit einer Extra-Dokumentation: "Johannes Agnoli: Zur Außerparlamentarischen Opposition".
Artikel der Ausgabe sind:
- "Zahlenmanipulation: Bestenfalls 50. 000 vor dem Rathaus"
- "West-Berlin: GI bei 'Demonstrationsübung' erschossen?"
- "SPD-Fraktion: Albertz contra Schütz und Neubauer"
- "Club CA IRA: Senat kündigt fristlos Räume"
- "BVG Schaffner: Student aus dem Bus gestoßen"
- "Taxifahrer: Jagd auf Dutschke
- "FDP beklagt sich: Politische Zensur bei Springer"
- "Redaktion BZ: Unruhe über geheime Verlagskonferenz"
- "Meinungsbefragung: Senat zur Veröffentlichung gezwungen"
- "SPD-Rechtsanwalt: Urabstimmung gegen Ristock rechtswidrig"
- "West-Berliner SPD-Vorstand: Jungsozialisten-Versammlung verboten"
- "Studentenvertretungen: Schlappen des Senats"
- "Israelische Fluggesellschaft: Mit NPD für Berlin"
- "RC Düsseldorf: Gründung am 1. März"
- "Nürnberg: Republikanischer Club in Vorbereitung"
- "Extra-Meinung"
- "Extra-Auslese"
- "Prügel gerechtfertigt"
- "Republikanischer Club: Senat für Ausschreitungen verantwortlich"
- "Mitteilungen des Republikanischen Clubs"
- "Extra-Report"
- "Extra-Dokumentation"

Berichtet wird u.a. über die Zahlenmanipulationen der Teilnehmerzahlen der "Gegendemonstration" vor dem Schöneberger Rathaus, über die SPD-Fraktion und deren Auseinandersetzungen, über das Bezirksamt Wilmersdorf, "das dem Jugendclub CA IRA die Räume gekündigt hat". Berichtet wird weiter über eine RC-Gründung am 1. März. Auch die Gründung eines RC in Nürnberg sei in Vorbereitung. In der Extra-Meinung "Nicht wie Freiwild behandeln lassen - Stoppt die Faschisten" wird über die Jagd von Taxifahrern auf Rudi Dutschke berichtet. Dazu heißt es: "Die Vertreter der einzelnen Verbände der Außerparlamentarischen Opposition sollten jetzt erörtern, ob sie eine Republikanische Miliz zu organisieren beginnen, die als wirkungsvolles Instrument verfassungskonformer, demokratischer Gegengewalt den physischen Schutz ihrer Anhänger übernimmt und gewährleistet, das Verfassungsrecht auf den Straßen West-Berlins ausgeübt werden können".

In einer "Erklärung" des RC zur "Gegendemonstration" heißt es u. a.: "SENAT FÜR AUSSCHREITUNGEN VERANTWORTLICH. Der Vorstand des Republikanischen Clubs gab nach der Senats-Kundgebung am Mittwochabend eine Erklärung ab, die folgenden Wortlaut hat: "Drei Tage nach der weltweit beachteten Demonstration von 20. 000 Studenten und jungen Arbeitern gegen die amerikanische Aggression in Vietnam unternahm der Senat von Westberlin den Versuch, die Zustimmung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung für seine Politik öffentlich nachzuweisen. Die Tatsache, dass selbst nach Meldung der amerikanischen Agentur AP nur 80 000 Teilnehmer vor das Rathaus gebracht werden konnten, stellt, gemessen an dieser Absicht, eine eindeutige Blamage der Senatspolitik dar. Alle eingesetzten Mittel des Macht- und Manipulationsapparates - Arbeitsbefreiung von hunderttausenden Arbeitnehmern, Überstundenzuschläge, geschlossene 'Gefolgschaftsmärsche' nach Nazivorbild und ein tagelanges Propaganda-Trommelfeuer von Presse und Rundfunk - konnten diese Blamage nicht verhindern. Angesichts der Konzeptionslosigkeit des Senats, wie sie während der Kundgebung erneut zutage trat, war es folgerichtig, dass die Veranstaltung von einer Pogromstimmung beherrscht wurde, die die faschistischen Tendenzen in West-Berlin verstärkt. Die Außerparlamentarische Opposition macht den Senat voll für alle weiteren Ausschreitungen seiner rechtsextremen Anhänger verantwortlich!" Im Extra-Report von Martin Buchholz: "Polizist vor dem Rathaus: Kein Mensch ist so schlecht, dass er gleich totgeschlagen werden muss", erklärt sich dieser zu den Vorfällen der sog. "Freiheitskundgebung" vor dem Schöneberger Rathaus. Und in der Extra-Dokumentation nimmt Johannes Agnoli zur APO Stellung und erklärt abschließend: "Der 'Druck der Straße' ist das legitime Mittel einer außerparlamentarischen Opposition, deren geschäftsordnungsmäßig korrekte Eingaben permanent im Papierkorb des Parlaments und der Regierung enden".
Q: Berliner Extra-Dienst, 2. Jg., Nr. 16, West-Berlin, 24. Februar 1968.

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