Gruppe Internationale Marxisten (GIM):
Austrittserklärung von Mario (OG Westberlin), Anfang Juli 1977

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 29.7.2018


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In dem hier vorgestellten Text wird der desolate organisatorische, aber auch ideologische Zustand der GIM in Westberlin, aber auch bundesweit, kritisiert.

Erstaunlich ist, dass der Verfasser bereits nach nur einem Jahr Mitgliedschaft in der GIM in deren Zentralkomitee (ZK) gewählt wurde.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Juli 1977:
In der GIM wird Anfang Juli die "Austrittserklärung von Mario (OG Westberlin)" verbreitet, die Ende Mai verfasst wurde, deren Vervielfältigung sich aber hinzog und die sich gliedert in die Abschnitte:
- "I. Charakter und Entstehungsgeschichte der Austrittserklärung" zur fünfjährigen Mitgliedschaft, davon 4 Jahre im ZK und über zwei Jahre in der örtlichen Leitung;
- "II. Die Stagnation der GIM und der demokratisch-zentralistische Aufbau der Sektion" wobei auch auf das Sozialistische Büro (SBü) und dessen Parteiaufbau-Fraktion eingegangen sowie u.a. ausgeführt wird, "daß die GIM nach fünf Jahren angestrengter Versuche, aus der Propagandatruppen- und Sektenecke herauszukommen, noch tiefer in ihr gelandet ist, wobei als Indizien die weitgehende Abwesenheit bzw. Trittbrettfahrerei in den Hochschulkämpfen, der Anti-Repressions- und Anti-AKW-Bewegung, der Frauenbewegung, den Maßnahmen internationaler Solidarität, sowie den gewerkschaftlichen und betrieblichen Kämpfen zu nennen wären." Die GIM habe jetzt weniger als 400 Mitglieder;
- "III. Thesen zum Zusammenhang von Demokratischem Zentralismus - Propagandatruppen-Status der GIM - Klassenkampfbewegungen", wozu es u.a. heißt, einzelne Ortsgruppen hätten sich "illegal, auf eigene Faust" in AKW- und Frauenbewegung, an den Hochschulen und gegen die Repression engagiert, obwohl sie zur Betriebsarbeit verpflichtet waren. Zentralen Beschlüssen widersetzten sich auch die "Mannheimer Ouvrieristen, da diese die internationalistischen Kampagnen nicht mittrugen; die Frauenarbeit boykottierten oder ihr wt-Verkauf zu wünschen übrig ließ. Ein andernmal machte Freiburg seine eigene 218-Arbeit, die zur nationalen Linie diametral entgegengesetzt war, bezog die Westberliner OG völlig abweichende Positionen in der Portugal-Arbeit, ließ die Aufnahme 'nationaler Initiativen' durch die Hamburger zu wünschen übrig, gab es zur Jugendarbeitslosigkeitskampagne so viele taktische Linien wie beteiligte Ortsgruppen, konnte Köln seine 'kleinere-Übel'-Haltung in Sachen SPD und NRW-Wahlkampf nicht für sich behalten, begründeten die Westberliner die Notwendigkeit intensiver Hochschularbeit, die an den spezifischen Problemen dieses Bereiches ansetzte, während die Hamburger Mehrheit das in Broschüren öffentlich ständische Politik nannte."
- "IV. Auswirkungen auf Theorie und Praxis";
- - "1) Deformation Nr. 1: Das Avantgarde-Verständnis";
- - "2) Deformation Nr. 2: Das Verhältnis zur Linken", über "die vor allem unter Kompaßlern / Konzeptionalisten grassierende Arroganz und Überheblichkeit gegenüber anderen teilen der Linken. Ein besonders gutes Beispiel für eine derartige Politik war das Verhalten der GIM (d.h. des PB, insbesondere des Genossen Felix, dem die unliebsame Sache zugeschustert worden war) gegenüber dem Pfingstkongreß des Sozialistischen Büros" (SBü) 1976, an dem man nicht teilnahm, sondern nur weise Ratschläge erteilte. Die Auseinandersetzung mit dem KB in der 'Was tun', "lag fast nur auf der Ebene der Anwichserei, schulmeisterlichen Belehrung oder Verwendung von Halbwahrheiten.";
- - "3) Deformation Nr. 3: Das Kader-Verständnis", das zum Verständnis von Kadavergehorsam geworden sei;
- - "4) Deformation Nr. 4: Das Verständnis von Theorie", das den "Marxismus zur Weltanschauung degradiert";
- - "5) Deformation Nr. 5: Das Verhältnis zu den Sympathisanten", die "grundsätzlich nur in der Rolle des Zuhörenden und Lernenden" gesehen werden, wobei es ist fast allen Ortsgruppen "kaum Sympathisanten gibt";
- "V. Ist der demokratische Zentralismus 'demokratisch'?", was für die GIM verneint wird. In Westberlin sei "die Metallarbeit (Paradepferd und zentrale Orientierung) noch auf dem gleichen kümmerlichen Propagandisten-Niveau" wie in den Vorjahren, die Frauenarbeit sei mit der Liquidierung der Frauenzelle fast eingestellt worden, nach der Liquidierung der Internationalismus-Zelle liege auch diese Arbeit darnieder, Man habe seit anderthalb Jahren keine Großveranstaltung durchgeführt; sowie
- "VI. Schlußbemerkung" zu seinem aktuellen konkreten Praxisfeld im Aktionskomitee gegen Berufsverbote und der Vorbereitung des Russell-Tribunals.
Quelle: GIM: Austrittserklärung von Mario (OG Westberlin), Berlin Anfang Juli 1977

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Letzte Änderung: 04.11.2019