Berlin:
Sozialistisches Maikomitee Friedenau / Basisgruppe Friedenau

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.11.2012

Das Sozialistische Maikomitee Friedenau, welches sich zwecks Vorbereitung des Ersten Mai 1968 gründet, wird nach dem 1. Mai, wie andere Gruppen in den anderen Westberliner Bezirken auch, in die Basisgruppe Friedenau umgewandelt (vgl. 5.6.1968).

Im Gegensatz zu den meisten anderen Berliner Basisgruppen aber wird in Friedenau mangels Betrieben keine Betriebsarbeit aufgenommen. Die Gruppe engagiert sich stattdessen in der Betreuung von Häftlingen (vgl. 8.11.1968, 20.3.1969), gerät dann aber offenbar unter die Kontrolle der Sozialistischen Einheitspartei Westberlin (SEW - vgl. 17.3.1969), so dass die Basisgruppe Friedenau bei der Vorbereitung des 1. Mai 1969, in den Listen der Basisgruppen und in den Konzeptionspapieren für eine umfassende Sozialistische Massenorganisation (SoMaO), die während des Jahres 1969 mehrmals erstellt werden, nicht mehr auftaucht. Vermutlich wurde sie nicht mehr als Bestandteil der antiautoritären Bewegung angesehen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

24.04.1968:
In Berlin verteilt das Sozialistische Maikomitee Friedenau vermutlich heute seine 'Kommentare zu BZ & Bild Zeitung Dienstag, 23. April 68' (vgl. 25.4.1968) als Flugblatt.
Quellen: Sozialistisches Maikomitee Friedenau: Kommentare zu BZ & Bild Zeitung Dienstag, 23. April 1968, Berlin o. J. (1968)

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25.04.1968:
In Berlin verteilt das Sozialistische Maikomitee Friedenau noch heute oder morgen seine 'Kommentare zu BZ & Bild Zeitung Mittwoch, 24. April 68' (vgl. 24.4.1968, 26.4.1968) als Flugblatt.
Q: Sozialistisches Maikomitee Friedenau: Kommentare zu BZ & Bild Zeitung Mittwoch, 24. April 68, Berlin o. J. (1968)

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26.04.1968:
In Berlin verteilt das Sozialistische Maikomitee Friedenau vermutlich heute seinen 'Kommentar zu BZ & Bild Zeitung Donnerstag, 25. April 1968' (vgl. 25.4.1968, 27.4.1968) als Flugblatt.
Q: Sozialistisches Maikomitee Friedenau: Kommentar zu BZ & Bild Zeitung Donnerstag, 25. April 1968, Berlin o. J. (1968)

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27.04.1968:
In Berlin verteilt das Sozialistische Maikomitee Friedenau vermutlich heute seine 'Kommentare zu BZ & Bild Zeitung von Freitag, 26. April 68' (vgl. 26.4.1968, 30.4.1968) als Flugblatt.
Q: Sozialistisches Maikomitee Friedenau: Kommentare zu BZ & Bild Zeitung von Freitag, 26. April 68, Berlin o. J. (1968)

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30.04.1968:
In Berlin verteilt das Sozialistische Maikomitee Friedenau vermutlich heute seine 'Kommentare zu BZ & Bild Zeitung Montag, 29. April 68' (vgl. 27.4.1968, 1.5.1968) als Flugblatt. Aufgerufen wird zur Veranstaltung am 30.4.1968 und zur Demonstration am 1. Mai.
Q: Sozialistisches Maikomitee Friedenau: Kommentare zu BZ & Bild Zeitung Montag, 29. April 68, Berlin o. J. (1968)

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01.05.1968:
In Berlin verteilt das Sozialistische Maikomitee Friedenau vermutlich heute seinen 'Kommentar zu BZ & Bild Zeitung von Dienstag, den 30. April 1968' (vgl. 30.4.1968, 4.5.1968) als Flugblatt.
Q: Sozialistisches Maikomitee Friedenau: Kommentar zu BZ & Bild Zeitung von Dienstag, den 30. April 1968, Berlin o. J. (1968)

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04.05.1968:
In Berlin verteilt nicht mehr das Sozialistische Maikomitee Friedenau, sondern nun das Sozialistische Komitee der Arbeiter, Schüler und Studenten vermutlich heute seinen 'Kommentar zu BZ & Bild Zeitung von Freitag, den 3. Mai 1968' (vgl. 1.5.1968) als Flugblatt.
Q: Sozialistisches Komitee der Arbeiter, Schüler und Studenten: Kommentar zu BZ & Bild Zeitung von Freitag, den 3. Mai 1968, Berlin o. J. (1968)

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06.05.1968:
In Berlin veröffentlicht die Basisgruppe Friedenau vermutlich frühestens in dieser Woche ihr Arbeitsprogramm. Dieses beinhaltet:"
1. Notstand (konkrete Aktionen zum 29. Mai)
2. Wohnungsfrage (weißer Kreis)
3. Schulen (Schüler)
4. Kaufhäuser (Lohnabhängige)
5. Kontakte zu anderen linken Organisationen
6. Unterlein und Überbau
7. Diskussion mit Polizisten
8. Diskussion von Organisationsformen der APO
9. Internationale Studentenbewegung (Theorie und Praxis)".
Q: Arbeitsprogramm der Basisgruppe Friedenau, Berlin o. J. (1968)

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08.11.1968:
In Berlin veröffentlicht die Basisgruppe Friedenau ein Flugblatt, mit dem sich Menschen bereit erklären können, noch inhaftierte Strafgefangene oder bereits entlasse zu betreuen.
Q: Basisgruppe Friedenau: Ich bin bereit einem entlassenen Häftling, Berlin 8.11.1968

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17.03.1969:
In Berlin gibt Spartacus - Initiativausschuß für eine Kommunistische Jugendorganisation (IAfeKJO) frühestens heute sein 'Spartacus' Nr. 3 für März (vgl. Jan. 1969, Mai 1969) heraus.
Die BG Friedenau sei von der SEW in den Griff genommen worden.
Q: Spartacus Nr. 3, Berlin März 1969

20.03.1969:
Die Basisgruppe Friedenau in Berlin verfaßt zu heute, laut 'Agit 883', folgenden Text:
ANTWORT DER BASISGRUPPE FRIEDENAU AUF DEN 'LICHTBLICK'
Jahrgang 2 Nr. 2 vom 21.2.1969
(Lichtblick: Von Anstaltsleiter Glaubrecht zensierte Knastzeitung)

Wir finden es richtig, was wir tun, denn wer hat erreicht, daß
1) Der Essenssatz von 1, 92 DM auf 2, 25 DM heraufgesetzt wurde.
2) In der Haftanstalt Tegel kein Lungenhaschee - das die Gefangenen doch so gerne aßen, wie Meister Steppich vor dem Untersuchungsausschuß aussagte - mehr serviert wurde. (Seit Veröffentlichung im EXTRA-DIENST.)
3) Ein Unterausschuß des Justizausschusses eingesetzt wurde, um die katastrophalen Zustände in der Tegeler Gefängnisküche zu untersuchen.
4) Dem Amtmann Längner vorgeworfen wird, auf Kosten der Gefangenen seine Geschäfte mit dem Fleischermeister Schneider zu machen.

(Im Telegraph sprach man schlicht und einfach von Korruption)

Das alles haben nicht Schmiedeke und seine Knechte, insbesondere der ehemalige Nazi-Offizier Glaubrecht und der Schreier Längner erreicht, sondern die Basisgruppe Friedenau, die die Vorkommnisse in Tegel erst an die Öffentlichkeit gebracht hat.
WIE REAGIEREN DIESE HERREN AUF DIE VORWÜRFE?

Glaubrecht stellt mit Genehmigung von Schmiedeke Rollkommandos zusammen, obwohl die Vorwürfe von der Berliner Presse durchweg für berechtigt gehalten werden. Anstatt daß konkrete Änderungen herbeigeführt werden, läßt man den Migräne-Stift tanzen. Euch ködert man immer noch mit dem Wort 'Resozialisierung'. In Wirklichkeit ist es so, daß ihr, wenn ihr aus dem Knast kommt, weder Wohnung noch einen Arbeitsplatz bekommt. Wir können z.B. ein 'go-in' in das Arbeitsamt machen und dort solange bleiben, bis jeder von Euch einen Ihm zusagenden Arbeitsplatz bekommen hat. Eure Situation in der Strafanstalt wird sich solange nicht ändern, bis Ihr gemeinsame Schritte unternehmt!
Beantragt z.B. massenhaft die von der Anstaltsleitung geheimgehaltene Dienst-Vollzugs-Ordnung. Am 20. März werden vormittags um 11 Uhr im Rathaus Schöneberg Glaubrecht und Schmiedeke zur Sache vernommen. Dort werden wir Glaubrecht fragen, ob der Besitz der DVollzO verboten ist oder nicht. Schreibt dem Abgeordneten Büsch (Vorsitzender des Unterausschusses des Justizausschusses des Abgeordnetenhauses, Abgeordneter der SPD, …). Teilt ihm mit, ob Euer Vormelder genehmigt worden ist. Briefe an Abgeordnete dürfen nicht kontrolliert werden!!! Nur so - mit Eurer Hilfe - können wir gegen die Gefängnisbürokratie etwas ausrichten. In Eurer Hand ist DVollzO ein Molotow-Cocktail. WIR WERDEN DAFÜR SORGEN; DASS IHR IHN IN DIE HAND BEKOMMT!!!"
Q: Agit 883 Nr. 6, Berlin 20.3.1969, S. 4

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