RS: Oktober, Nr. 28, West-Berlin, 26. Juli 1989

26.07.1989:
Es erscheint die Nr. 28 der Zeitschrift "Oktober" der Revolutionären Sozialisten (RS) mit der Schlagzeile: "Zum Entwurf einer politischen Grundlage für den Kreis Radikale Linke von R. Trampert und T. Ebermann".

Zum Diskussionszirkel "Radikale Linke" wird u. a. ausgeführt: "Der Diskussionszirkel Radikale Linke verdankt seine Entstehung letztlich zwei politischen Entwicklungen: Zum einen der Wandlung der Grünen von einer kleinbürgerlichen Bewegungspartei zum Juniorpartner der SPD, mit der zusammen sie in Berlin Zimmermanns Sicherheitsgesetze übernahm und die Bullen gegen Linke einsetzte. Zum anderen der Krise von DKP/SEW, die sich beim Spagat zwischen SED, Gorbatschow und dem westdeutschen antimonopolistischen Kapital einen Bänderriss zugezogen hat. (…)

Ziel des Entwurfes ist nun, eine neue Heimat für diese und andere entwurzelte Linke zu schaffen. Über die jeweilige politische Vergangenheit soll nicht groß debattiert werden; der Entwurf fasst den kleinsten gemeinsamen Nenner des heterogenen Kreises zusammen. Nur: Vergeben und Vergessen können vielleicht die Harmonie einer Familienfeier garantieren. Aber bekanntlich dauern Familienfeiern auch meistens nur ein Wochenende. Notwendig ist es vielmehr, revolutionäre Antworten auf die von Sozialdemokraten, Grünen und Stalinisten mitverursachte Misere zu formulieren und auf eine wirkliche Einigung von radikalen Linken auf kommunistischer Grundlage hinzuwirken. Deshalb haben wir diese Kritik des Entwurfs geschrieben. Ebermann und Trampert wollen mit ihrem Papier eine Linke Opposition gegen den Konsens der kapitalistischen Modernisierung (Fülbert) vorbereiten. (…)

Ein linksradikaler Diskussionszusammenhang ist durchaus wünschenswert, aber:
- im gegenwärtigen Stadium Konsenspapiere anzusteuern, ist Blödsinn. Solche Papiere sind zwangsläufig oberflächlich, widersprüchlich und verdecken vorhandene Differenzen. Auf jedem Fall tragen sie nicht zur politischen Klärung bei.
- sinnvoll erscheint uns nur eine kontinuierliche und strukturierte Diskussion um zentrale politische Fragen (z .B. Verhältnis zum bürgerlichen Staat, Patriarchat, Perspektiven des AntiFaKampfes, Möglichkeiten der Gegenwehr gegen die Kapitaloffensive im Rahmen von Europa 92, Klassencharakter der osteuropäischen Staaten und der SU) zu organisieren".
Q: RS: Oktober, Nr. 28, West-Berlin, 26. Juli 1989.

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