RS: Oktober, Nr. 20, West-Berlin, 13. Juli 1986

13.07.1986:
Es erscheint die Nr. 20 der Zeitschrift "Oktober" der Revolutionären Sozialisten (RS).
Artikel der Ausgabe sind:
- "Vorbemerkung"
- "Gefahren und Perspektiven für die südafrikanische Revolution"
- "IKL: Südafrika: Für die schwarze Arbeitermacht!"
- "IKL: Südafrika auf Reformkurs?"

In der "Vorbemerkung" zu den Artikeln der IKL heißt es u. a.:"In dieser Oktober-Nummer drucken wir einen Südafrika-Artikel aus der Permanenten Revolution, der Zeitung der österreichischen Internationalen Kommunistischen Liga (IKL) ab. Wir halten die zentralen Aussagen dieses Artikels für richtig und erhoffen uns eine lebhafte Diskussion mit der interessierten Linken - auch über die Aufgaben einer Solidaritätsbewegung hier (…) Wir wollen nicht Worte auf die Goldwaage legen, und haben daher den Artikel nicht überarbeitet oder sonst verändert. (…)

Trotzdem wollen wir auf eine in unseren Augen problematische Tendenz des Papiers hinweisen: Wir sehen augenblicklich zwei Hauptgefahren für die südafrikanische Revolution. Die eine Gefahr, die Volksfrontpolitik, die die Apartheid abschaffen und den Kapitalismus retten will, wird in dem IKL-Dokument eingehend behandelt.

Die andere Gefahr sehen wir darin, dass der schwarze Widerstand in einem Blutbad historischen Ausmaßes ertränkt werden könnte. Der Apartheidsstaat ist leider noch vollständig intakt, die Polizei und Armee mit Waffen aus der BRD bestens bestückt. Die schwarzen Townships sind nach militärischen Gesichtspunkten von der herrschenden Klasse angelegt und können zu KZs für Millionen werden. Nicht zuletzt ist der weiße Rassismus ein Massenphänomen: die weißen Vorarbeiter in den Bergwerken und Industrien verdienen nicht nur vier mal soviel wie die schwarzen Halbsklaven, sie gehen auch oft mit einem Revolver an ihren Arbeitsplatz.

Auf der anderen Seite sind die rassischen Unterschiede zwischen und innerhalb der Schwarzen, Mischlinge und Inder leider nicht, wie im Papier optimistisch geschrieben wird auch praktisch überwunden worden. Im Gegenteil, die ohnmächtige Wut über die eigene Rechtlosigkeit bricht sich nicht nur in der (legitimen) Gewalt aufgebrachter Gettojugendlicher gegen schwarze Polizeispitzel Bahn, sondern auch in Auseinandersetzungen zwischen Indern und Schwarzen (so in Durban). Ebenso gelang es Leuten wie Buthelezi, ethnische Konflikte innerhalb der Schwarzen zu bewaffneten Auseinandersetzungen hochzuputschen.

Auf diese Gefahr muss man politisch antworten, was die IKL unterlassen hat. Integrierte Massenorganisationen wie Gewerkschaften und Räte können der Spaltung im Lager der Unterdrückten entgegenarbeiten. Gleichzeitig ist es unbedingt notwendig, das Lager der Weißen zu spalten. Das bedeutet gerade nicht, sich mit den angeblich so liberalen weißen Kapitalisten an den Verhandlungstisch zu setzen, sondern z.B. aktiv die Organisierung nichtrassistischer Weißer in den mehrheitlich schwarzen Gewerkschaften zu fördern. Der PR Artikel erwähnt zwar als Beispiel den Übertritt von 75 weißen VW-Arbeitern, unterläßt es aber diesen Vorgang positiv zu bewerten. Man darf sich natürlich keinen Illusionen darüber hingeben, die Herrenmenschen-Mentalität der weißen Arbeiteraristokratie heute massenhaft brechen zu können. Aber im kommenden Bürgerkrieg wird es einen wesentlichen Unterschied machen, ob der weiße Vorarbeiter bis zur letzten Patrone für die Aufrechterhaltung der Apartheid-kämpft oder nicht.

Ende letzten Jahres kamen bei einem Bombenanschlag auf einen Supermarkt sieben weiße Urlauber um. Wir halten eine solche Tat politisch nicht für gerechtfertigt, auch wenn sie angesichts der täglich erfahrenen Unterdrückung und hunderten ermordeten Schwarzen subjektiv verständlich ist. Solche Aktionen erleichtern unnötig den weißen faschistischen Organisationen das Geschäft. Es darf nicht geschehen, dass im kommenden Bürgerkrieg eine weitgehend unbewaffnete und teilweise gespaltene schwarze Mehrheit einer einigen und zum letzten bereiten weißen Minderheit ins Messer rennt!"
Q: RS: Oktober, Nr. 20, West-Berlin, 13. Juli 1986.

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