RS: Oktober, Nr. 13, West-Berlin, 21. September 1985

21.09.1985:
Es erscheint die Nr. 13 der Zeitschrift "Oktober" der Revolutionären Sozialisten (RS) mit der Schlagzeile: "Südafrikas Zukunft ist schwarz und rot".

Hier geht es u. a. um die Apartheid und den Kampf dagegen. U. a. wird erklärt: "Die Wurzeln der Anti-Apartheidbewegung liegen im religiös-pazifistischen Kampf für die elementarsten Rechte. Mit dem Massaker von Sharpeville, das Regierungstruppen an wehrlosen Demonstranten verübten, kam der Umschwung. ANC-Führer wie der seit über 20 Jahren eingekerkerte Nelson Mandela erkannten, dass sich das Rassistenregime nicht unter politischem Druck zu Reformen bereiterklären würde.

Zwar versuchen heute die westlichen Regierungen, mit Bischof Tutu den schwarzen Befreiungskampf in den Rahmen zivilen Ungehorsams einzuzwängen. Aber Folter, Mord und Ausnahmezustand bedeuten für die schwarzen Massen eine tägliche Lektion in Sachen Gewaltfreiheit. Mit jedem Schlag, den die arroganten Rassisten mit ihren Nilpferdpeitschen austeilen, steigen Wut und Mut der Unterdrückten. Aber Wut und Mut allein reichen nicht für den Sieg. Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) vereinigt in seinen Reihen Schwarze, Mischlinge, Inder und auch Weiße. Er arbeitet damit bewußt gegen das Prinzip des Teile und Herrsche, mit dem die Regierung von Pretoria die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausspielt.

Jedoch strebt er keine sozialistische Lösung an. (…)

Die ANC-Führung setzt darauf, die Botha-Regierung durch Guerillakampf, europäische und amerikanische Sanktionen und den Druck aufgeklärter einheimischer Unternehmer in die Zange zu nehmen. Andere Organisationen wie die AZAPO vom Black Consciousness Movement haben eine eher sozialistische Zielrichtung. Gleichzeitig aber versuchen sie nicht wie der ANC, auch nichtschwarze Bevölkerungsteile für den Kampf gegen das Apartheidsystem zu gewinnen.(…)

Keine Phrase von afrikanischem Sozialismus kann nun mehr verhüllen, dass diese Länder das Kolonialjoch nur gegen neokoloniale Abhängigkeit eintauschten. An der Spitze der Befreiungsbewegungen wie FRELIMO oder MPLA kämpfte eine kleinbürgerliche Elite darum, sich auf die Posten der weißen Herren zu setzen.

An die Macht gekommen, handelte sie als Agent einer sich langsam herausbildenden Bourgeoisie, indem sie versuchte, eine Staatswirtschaft zu entwickeln. Dies nannte sie Sozialismus. Der Versuch scheiterte an ihrer Abhängigkeit vom imperialistischen Weltmarkt. Am Ende standen Hunger, Korruption und die Unterdrückung von Minderheitsvölkern wie den Matabele in Mugabes Simbabwe. Eine siegreiche sozialistische Revolution in Südafrika könnte diesen Ländern eine Zukunft geben. Die materiellen Voraussetzungen dafür sind da. (…)

Agitiert wird noch gegen SPD, Grüne, KB und Kirchen: "Die westdeutsche Antiapartheidbewegung fordert von der Bundesregierung stärkeren Druck, sprich Sanktionen. Wenn aber die westlichen Regierungen tatsächlich verstärkten Druck auf Pretoria ausüben würden, dann sicherlich nicht im Interesse der Unterdrückten".
Q: RS: Oktober, Nr. 13, West-Berlin, 21. September 1985.

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