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Regensburg - Anti-Strauß-Komitee (ASK) und antifaschistischer Kampf

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 15.11.2006


Materiallage

Hier wird lediglich ein kleiner Teil des einschlägigen örtlichen und regionalen Materials vorgestellt, welches derzeit im APO-Archiv vorhanden ist.

Die Organisationen

Während die Christlich-Soziale Union (CSU) als Organisation nicht auftritt, sondern nur in Gestalt ihres damaligen prophetischen Protagonisten Franz Josef Strauß (FJS), werden vor allem das Anti-Strauß-Komitee (ASK) Regensburg und die es unterstützenden Kräfte dargestellt. Am rechten Rande dieser Darstellung versuchen sich bisweilen auch die NPD sowie offen bekennende Nationalsozialisten zu profilieren.

Wichtige Themen und Ereignisse

Zunächst mag der Titel dieser Darstellung erstaunen, handelt es sich bei Franz-Josef Strauß doch – nach derzeitigem Stand der Wissenschaft - weder um eine Ratte oder Schmeißfliege, noch um einen machtbesessenen Möchtegernmordschützen oder gar einen bekennenden Faschisten, sondern vielmehr um den damaligen, durchaus deutlich demokratisch gewählten bayrischen Landesvater.

Die Zusammenfassung der altbackenen antifaschistischen Proteste (vgl. 17.2.1972, 23.4.1972) und des Widerstandes gegen die neumodischen Straußschen Pläne, wie sie sich in dieser Darstellung zunächst an seiner frühzeitig versuchten Einführung des Privatrundfunks zeigen (vgl. März 1972), ergibt sich zumindest vordergründig also vielmehr aus den Widersachern selbst, ist doch in Regensburg offenbar das, nach Passauer Vorbild, gegründete Anti-Strauß-Komitee schnell für alle Regungen am rechten Rand von Regensburg und darüber hinaus zuständig.

Die DKP geriert sich wie so oft wieder einmal als Spielverderber, tut offenbar weder in der traditionellen Antifa-Arbeit (vgl. 23.4.1972), noch beim Strauß-Radio-Protest wirklich mit. Vermutlich bemüht sie sich lieber um Stimmen zu den Stadtratswahlen, bei denen die SBG CSU und NPD gleichzusetzen scheint (vgl. Mai 1972). Angesichts dieser Einschätzung vermag es nur wenig zu verwundern, dass die SBG eine faschistische Gefahr dräuen sieht (vgl. 1.5.1972).

Anlässlich des Rundfunk-Volksbegehrens geraten die SBG Regensburg sowie die ihr befreundeten Arbeiterbasisgruppen (ABG) München schnell in harschen Konflikt mit Strauß (vgl. Juni 1972), wobei vor allem ihre Schreibweise des Straußschen namens mit SS-Runen anstatt des 'ß' Schuld zu sein scheint, womit sie auf die mutmaßliche ideologische Verwandtschaft des Franz-Josef Strauß zur SS Hitlerdeutschlands hinzuweisen trachteten.

Die Auseinandersetzung spitzt sich auch auf juristischer Ebene zu, was die presserechtlich Verantwortlichen, bzw. in diesem fall Helge Sommerrock (vgl. 14.8.1972) auszubaden haben. In Passau wird das Vorbild des Regensburger Anti-Strauß-Komitee gegründet (vgl. 4.10.1972) mit anschließender vorsorglicher Ausländerausweisung, wobei sich das Verwaltungsgericht Regensburg als vorläufig hilfreich erweist (vgl. 27.10.1972). Am offenen Protest gegen Strauß in Passau beteiligen sich dann auch Regensburger Bürger (vgl. 28.10.1972), die bald, u.a. auf Aufforderung der SBG hin (vgl. 30.10.1972), ein eigenes Anti-Strauß-Komitee (ASK) Regensburg gründen (vgl. 16.11.1972), allerdings etwas verspätet nach der vermutlich bereits erfolgten Abreise des damals bei Rechtsextremisten bundesweit beliebten Politikers (vgl. 14.11.1972). Schnell vollzieht das ASK Regensburg den Schulterschluss mit den gleichnamigen Komitees in München und Passau (vgl. Dez. 1972), findet allerdings beim örtlichen antifaschistischen Gedenken im Januar 1973 noch keine besondere Beachtung (vgl. 30.1.1973).

Helge Sommerrock befindet sich immer noch in der gerichtlichen Auseinandersetzung mit Strauß, wähnt sich offenbar als gerechte Vertreterin eben jenes Volkes, welches gerade den überraschend offen und relativ ungeschminkt für faschistische Prinzipien agitierenden, mächtig mordlustig auftretenden Politiker ins Amt hievte (vgl. März 1973). Zumindest organisatorisch-logistisch scheinen die Anti-Strauß-Komitees (ASK) der CSU bald halbwegs ebenbürtig, wie sich anlässlich des Strauß-Auftritts in Vilshofen zu zeigen scheint (vgl. 7.3.1973). Das Regensburger Verwaltungsgericht erweist sich erneut als hilfreich bei der Verhinderung der Ausweisung des österreichischen Strauß-Gegners Hießberger (vgl. 2.4.1973).

Im Regensburger antifaschistischen Gedenken ist nun auch das Anti-Strauß-Komitee eine feste Größe (vgl. 23.4.1973), und gar für den Freundeskreis der SBG Regensburg offenbar zuständig für die Dokumentierung, beteiligt sich vermutlich auch in Dachau, organisiert Fahrten zu Konzentrationslagern der Umgebung (vgl. 12.5.1973) und Filmveranstaltungen am Ort (vgl. Juli 1973).

Nach einer, wesentlich unserer unvollständigen Sammlung von Materialien geschuldeten, mehrjährigen Pause der Dokumentation tritt das ASK Regensburg wiederum in den Spalten der überörtlichen Zeitung des 'Arbeiterbundes' sowie vermutlich auch in Regensburg an die Öffentlichkeit (vgl. 23.4.1976, 26.4.1976), beteiligt sich auch im folgenden Jahr ohne Versäumnisse (vgl. 23.5.1977) am Protest gegen offene Nazis (vgl. 21.5.1977) und auch gegen die NPD (vgl. 9.10.1977) sowie an der bundesweiten antifaschistischen Zusammenarbeit (vgl. 11.3.1978). Eine endgültige Ausrottung der faschistischen Wurzeln in Regensburg und Umgebung aber scheint nicht nachhaltig zu gelingen, wie das Ende dieser Dokumentation belegt (vgl. 4.10.1991).


Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

17.02.1972:  In Regensburg wird, laut SBG, auf ihre Initiative hin ein Initiativkomitee 23. April 1945 gegründet. An diesem Tag demonstrierten in Regensburg 6 000 für ein Ende des Krieges. DKP, MSB Spartakus und DFU hätten das Eintreten für die Ratifizierung der Ostverträge zur Bedingung für ihre Teilnahme gemacht und seien deswegen nicht beigetreten. An dem Komitee aber beteiligen sich trotzdem 7 Organisationen, die zur Demonstration aufrufen (vgl. 23.4.1972).
=Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.21 und 22,München März 1972 bzw. Apr. 1972

März 1972:  In der Nr.18 der Regensburger 'Arbeitersache' (vgl. Feb. 1972, 24.4.1972) berichtet die SBG u.a. davon, daß sie am letzten Freitag 400 Unterschriften für das Rundfunk Volksbegehren gesammelt habe.
=Arbeitersache Nr.18,Regensburg März 1972

März 1972:  In Regensburg gibt die AEG Betriebsgruppe der SBG ihren 'Roten Sachsenwerker' Nr.4 (vgl. Feb. 1972, 24.4.1972) heraus. Für das Volksbegehren gegen das Rundfunkgesetz der CSU habe die SBG beim Sachsenwerk 400 Unterschriften gesammelt.
=Roter Sachsenwerker Nr.4,Regensburg März 1972

23.04.1972:  Antifaschistische Demonstration in Regensburg. Sie steht unter dem Motto: "Nie wieder Faschismus- Nie wieder Krieg!" und gedenkt dem 23.4.1945 (vgl. 17.2.1972). Die Route beginnt am Neupfarrplatz und endet am Bismarckplatz. Geplant war, die Aktion als Fackelzug durchzuführen. Dem Aufruf folgten 8 Organisationen:
- Aktion Dritte Welt,
- Internationale der Kriegsdienstgegner/Deutsche Friedensgesellschaft,
- Aktionszentrum Unabhängiger Schüler,
- Kommunistischer Hochschulbund (Marxisten-Leninisten) (KHB/ML),
- Rote Schülerfront (RSF) Sympathisantengruppe,
- Sozialistische Initiative Stadtteil,
- Selbstorganisation der Ersatzdienstleistenden,
- Sozialistische Betriebsgruppe (SBG) Regensburg.
Die DKP habe auf der Demonstration ein Flugblatt gegen die Aktionseinheit verteilt und nicht teilgenommen.
Laut SBG Regensburg kommen ca. 300 bis 400 Demonstranten zusammen. Bis zum Kundgebungsplatz wuchs die Demonstration auf 800 bis 1 000 Arbeiter, Jungarbeiter, Schüler, Studenten, GI's und Rumänen an. Auch außerhalb von Regensburg fand die Demonstration Anteilnahme. "Delegationen von Jungarbeitern und Schülern aus Kelheim, von der Passauer-Sympathisanten-Gruppe der Arbeiter-Basis-Gruppen München und von den Arbeiter-Basis-Gruppen München, vom Kommunistischen Hochschulbund (Marxisten-Leninisten) München und von der Roten Schülerfront München beteiligten sich an der Demonstration und Kundgebung."
Von SBG, KHB/ML und RSF Regensburg wird dazu später die Dokumentation: "Demonstration 23. April 1972 - Nie wieder Faschismus; Nie wieder Krieg; 23. April 1945" herausgegeben, in der endlich die 8 Organisationen genannt werden, die wir in den Betriebszeitungen der SBG nicht erwähnt fanden, dort wurde immer nur pauschal von 8 aufrufenden Gruppen gesprochen.
=SBG Regensburg, KHB/ML Regensburg, RSF Regensburg:Dokumentation - Demonstration 23. April 1972 - Nie wieder Faschismus; Nie wieder Krieg; 23.April 1945,Regensburg 1972;
Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.22 und 23,München Apr. 1972 bzw. Mai 1972;
Roter Sachsenwerker Nr.4 und 5,Regensburg März 1972 bzw. Apr. 1972;
Arbeitersache Nr.19,Regensburg Apr. 1972


Mai 1972:  Vermutlich im Mai gibt die SBG Regensburg ein Flugblatt zu den Stadtratswahlen mit dem Titel "Keine Stimme der CSU und NPD" heraus, für das Klaus Grenzheuser verantwortlich zeichnet.
=SBG Regensburg:Keine Stimme der CSU und NPD,Regensburg o.J. (1972)

01.05.1972:  In Regensburg findet eine 1. Mai-Veranstaltung der Sozialistischen Betriebsgruppe (SBG) Regensburg mit ca. 120 Teilnehmern statt. Einer Rede eines Vertreters der Sozialistischen Betriebsgruppe Regensburg zufolge, hat sie "im Kampf gegen die faschistische Gefahr die Einheit aller wirklichen antifaschistischen Kräfte geschmiedet".
=ABG-ZK:1.Mai 1972. Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse,München 1972, S.5;
Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.22,München Apr. 1972;
Roter Sachsenwerker Nr.5,Regensburg Apr. 1972;
Arbeitersache Nr.19 und 20,Regensburg Apr. 1972 bzw. Mai 1972;
Roter Widerdruck Nr.9,München Apr. 1972;
Arbeiterkampf Nr.19,Hamburg Juni 1972,S.9


Juni 1972:  Die SBG Regensburg gibt die Nr.21 ihrer 'Arbeitersache' (vgl. 22.5.1972, 5.7.1972) heraus. Nachgedruckt wird ein Flugblatt der SBG unter dem Titel "Strauß Volksfeind Nr.1 gegen Arbeiter-Basis-Gruppen".
=Arbeitersache Nr.21,Regensburg Juni 1972

Juni 1972:  Vermutlich im Juni gibt die SBG Regensburg eine örtliche Ausgabe des auch zentral verbreiteten Extrablattes der 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' unter dem Titel "Flick & Strauß ... ... aus dem Rundfunk raus" heraus, das zur Beteiligung am Volksbegehren aufruft.
=Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Flick & Strauß ... ... aus dem Rundfunk raus,Regensburg 1972

Juni 1972:  Vermutlich im Juni gibt die SBG Regensburg ihren Wahlaufruf "Wer Strauß wählt - wählt Faschismus" heraus, der zur Stimmabgabe für die SPD bei den Stadtratswahlen wirbt, selbst wenn diese solche Kandidaten wie Himmelmeyer aufstellt.
=SBG Regensburg:Wer Strauß wählt - wählt Faschismus,Regensburg o.J. (1972)

14.08.1972:  In Regensburg gibt die Betriebsgruppe AEG Sachsenwerk der SBG frühestens in dieser Woche ihren 'Roten Sachsenwerker' Nr.9 (vgl. 27.7.1972, Sept. 1972) heraus. Auf der Seite 7 für die nicht, wie für den Rest der Zeitung, Klaus Grenzheuser sondern Helge Sommerrock die Verantwortung übernimmt, wendet sich diese, neben dem Bericht aus Passau, gegen F.J. Strauß.
=Roter Sachsenwerker Nr.9,Regensburg Aug. 1972

04.10.1972:  Es konstituiert sich das Anti-Strauß-Komitee (ASK) Passau, welches den ABG nahesteht, anläßlich des Strauß-Besuchs (vgl. 28.10.1972).
Weitere ASK werden u.a. in Regensburg (vgl. 16.11.1972) und München (vgl. 17.11.1972) gegründet. Das ASK selbst (vgl. Juni 1973) sieht auch die Ausweisung gegen Heinz Hießberger (vgl. 27.10.1972) im Zusammenhang mit seinen Aktivitäten.
=ASK Passau:Passauer Notstandsgesetze,Passau o.J. (1973),S.12;
Roter Widerdruck Nr.10,Regensburg Okt. 1972;
Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.29,München Nov. 1972


27.10.1972:  Das Anti-Strauß-Komitee (ASK - vgl. 4.10.1972, 28.10.1972) Passau berichtet (vgl. Juni 1973) über die Ausweisung von Heinz Hießberger (vgl. 2.4.1973, 10.5.1973):"
Am Freitag, den 27.Okt. 1972 erhielt Heinz Hießberger den Ausweisungsbescheid.

Das war 'zufällig' einen Tag vor der Anti-Strauss-Demonstrationen!!!

Kollegen verständigten für ihn das Verwaltungsgericht in Regensburg. Nur dadurch konnte ein vorläufiger Aufschub dieser frechen Willkürmaßnahme erreicht werden."
=ASK Passau:Passauer Notstandsgesetze,Passau o.J. (1973),S.1f und 8ff

28.10.1972:  In Passau tritt heute Franz Josef Strauß (CSU) öffentlich auf, wie zuvor schon in Ingolstadt und München (vgl. 13.10.1972) und später in Regensburg (vgl. 14.11.1972). Demonstriert wird dagegen u.a. durch das Anti-Strauß-Komitee (ASK) (vgl. 4.10.1972) und die ABG, die mit eigenen Bussen u.a. aus Regensburg anreisen. Trotz Verbot beteiligen sich 800 Arbeiter, Schüler und Studenten.
=Roter Widerdruck Nr.15 und 16,München Okt. 1972 bzw. Nov. 1972;
Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.29,München Nov. 1972;
Roter Widerdruck Nr.10,Regensburg Okt. 1972;
Rote Optik Nr.13 und 14,München Okt. 1972 bzw. Nov. 1972;
ASK Passau:Passauer Notstandsgesetze,Passau o.J. (1973),S.2


30.10.1972:  In Regensburg gibt die SBG Regensburg vermutlich bereits in dieser Woche die erste Ausgabe ihres 'Roter Anzeiger' (vgl. 11.12.1972) - Stadtzeitung der SBG, für November heraus. Eine Beilage "Wer ist gegen Strauß?" fordert unter Verantwortung von R. Münder, Regensburg, zur Gründung eines Anti-Strauß-Komitees auf (ASK - vgl. 16.11.1972) bzw. erstmal einer Initiative dazu.
=Roter Anzeiger - Ausgabe Konradsiedlung Nr.1,Regensburg Nov. 1972;
Münder,R.:Wer ist gegen Strauß?,Regensburg o.J. (1972)


14.11.1972:  In Regensburg tritt Franz-Josef Strauß (CSU) auf.
Unter Beteiligung der ABG, Mitgliedern der DPG und GdED, Jungarbeitern aus DruPa und IGM, nicht aber von der DKP, wird auch hier wie in München (vgl. 13.10.1972) und Passau (vgl. 28.10.1972) dagegen protestiert.

Die Initiative für ein Anti-Strauß-Komitee (ASK), wie es bereits eines in Passau gibt (vgl. 4.10.1972) und in München (vgl. 17.11.1972) und Regensburg (vgl. 16.11.1972) geben wird, führt, laut ABG bzw. SBG, eine Demonstration mit anfangs 300 bis über 300, später bzw. nach zwei Stunden 700 Personen durch. Die Kundgebung hören gar 1 000 an. Die ABG können über 100 Exemplare ihrer 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) verkaufen.
=Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.30,München Dez. 1972;
Münder,R.:Wer ist gegen Strauß?,Regensburg o.J. (1972);
Roter Widerdruck Nr.16,München Nov. 1972;
Der Konradsiedler Nr.2,Regensburg Dez. 1972;
Arbeitersache Nr.26,Regensburg Nov. 1972


16.11.1972:  In Regensburg wird ein Anti-Strauß-Komitee (ASK) mit, laut SBG, ca. 30 Mitgliedern aus aktuellem Anlaß (vgl. 14.11.1972) gegründet.

Aufgerufen dazu wurde u.a. durch ein den SBG-Zeitungen beigelegtes Flugblatt "Wer ist gegen Strauß?" (vgl. 30.10.1972). Kontakt läuft über R. Münder, Regensburg. Ziel des Komitees ist es, "die Bevölkerung in breitem Umfang über die Machenschaften, die Ziele und Methoden von Franz-Josef-Strauss aufzuklären". Strauß wird als 'Hauptvertreter der faschistischen Kräfte in der BRD" bezeichnet. Der Kampf richtet sich nicht nur gegen Strauß, "sondern gegen alle alten und neuen Nazis, die sich ja bereits wieder um Franz-Josef Strauß gesammelt haben". Mit der Gründung des Komitees in Regensburg entsteht das 3. Anti-Strauss-Komitee in Bayern, neben München und Passau. Sie alle sind eng mit den ABG befreundet.
=ASK Regensburg:Nie wieder Faschismus-Nie wieder Krieg, Regensburg 1973,S.3;
Münder,R.:Wer ist gegen Strauß?,Regensburg o.J. (1972);
Arbeitersache Nr.26,Regensburg Nov. 1972;
Der Konradsiedler Nr.2,Regensburg Dez. 1972


Dezember 1972:  Das Anti-Strauß-Komitee (ASK) Passau (vgl. Juni 1973) zitiert vermutlich aus dem Dezember aus einem Flugblatt der ASKs München, Passau und Regensburg zur Ausweisung Heinz Hießbergers (vgl. 27.10.1972, 2.4.1973), "Das Rechtsempfinden des Oberrechtsrat Michalek" in Passau mit offensichtlichen Fälschungen bei der Bezeichnung Arbeiterbund (AB) für die noch unter dem Namen Arbeiterbasisgruppen (ABG) auftretende Organisation.
=ASK Passau:Passauer Notstandsgesetze,Passau o.J. (1973),S.6f

30.01.1973:  Die ABG führen in Zusammenarbeit mit KHB/ML und RSF anläßlich des 40. Jahrestages der Machtergreifung eine Veranstaltung in Regensburg im Augustiner durch.
Aufgerufen wird u.a. durch ein Flugblatt "Wehret den Anfängen".
=Rote Optik Nr.16,München Jan. 1973;
Arbeitersache Nr.28,Regensburg Jan. 1973;
SBG Regensburg:Wehret den Anfängen,Regensburg o.J. (1973)


März 1973:  Die ABG kündigten vermutlich aus dem März an:"
MIT HELGE SOMMERROCK GEGEN STRAUSS

Bald steht die Kommunistin Helge Sommerrock erneut vor Gericht, nachdem sie vom Amtsgericht München von der Strauß-Anklage wegen Beleidigung freigesprochen war. Da aber auch die Berufungsinstanz keine Anklage zusammenzimmern konnte, nur weil vor der neuen faschistischen Gefahr gewarnt wird, indem man den Namen von Strauß mit SS-Runen schreibt, überwiesen sie die Klage an die Staatsschutzkammer. Nicht mehr eine Beleidigung des bayrischen Ultrarechten-Häuptlings Strauß soll vorliegen, sondern 'Verbreitung nationalsozialistischer Symbole'. Erneut hat sich ein (west-)deutsches Gericht zum willfährigen Vollzugsorgan der oberen Zehntausend gemacht.

So lächerlich diese Anklage einerseits ist, da doch selbst die 13. Strafkammer richtig feststellen mußte, 'daß Helge Sommerrock über jeden Verdacht der Verfolgung faschistischer Ziele erhaben ist und daß die Karikatur und die Schreibweise von Strauß eindeutig der Abwehr der Gefahr eines neuerlichen Faschismus dient', so ernst muß man diese Anklage doch nehmen. Denn kein juristischer Trick ist den Herrschenden zu blöde, wenn es gilt, durch exemplarische Verurteilung nicht nur uns Kommunisten, sondern alle Demokraten, die gegen die alten und die neuen Faschisten auftreten, die schon einmal unser Volk und die Völker in furchtbares Elend stürzten, mundtot zu machen. Deshalb müssen alle Werktätigen und Antifaschisten gegen eine Verurteilung ihre Stimme erheben und fordern:

FREISPRUCH FÜR HELGE SOMMERROCK"

Dieser Artikel wird auch verbreitet in:
- Regensburg durch die Siemens-Betriebsgruppe der SBG der ABG (IGM-Bereich - vgl. 23.2.1973) sowie die SBG der ABG im IGM-Bereich (vgl. 26.2.1973).
=Arbeitersache Nr.29,Regensburg Feb. 1973,S.4;
Auf Draht Nr.2,Regensburg Feb. 1973,S.4;
Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.32,München Feb. 1973,S.*


07.03.1973:  Heute tritt Franz-Josef Strauß (CSU) in Vilshofen auf.
Laut KHB/ML der ABG hören ihm 300 Personen, darunter 10 aus Vilshofen zu.

Zum Protest riefen u.a. die ABG in Regensburg und sowie die Anti-Strauß-Komitees (ASK) in München, Passau und Regensburg auf. An ihrer Demonstration bzw. Kundgebung beteiligen sich, nach eigenen Angaben, über 100 bis 150 Personen.

Die Siemens-Betriebsgruppe der SBG Regensburg der ABG (IGM-Bereich - vgl. 23.2.1973) rief auf:"
AUF NACH VILSHOFEN AM 7.MÄRZ ASCHERMITTWOCH GEGEN STRAUSS

Schon traditionell ist der Besuch von Strauß in Vilshofen am Aschermittwoch. Daß Strauß auch ja bequem und sicher mit einem Militärhubschrauber in Vilshofen landen kann, wurde extra ein Flughafen gebaut!

Aber die Oberen der Stadt Vilshofen, die bemüht sind, dem Volksfeind Nr.1 eine gesäuberte und straußfreundliche Stadt zu zeigen, werden sich diesmal täuschen!

Wo Strauß die Augen aller auf sich zu ziehen sucht, da werden auch die demokratischen Kräfte sein!

Das Anti-Strauß Komitee Regensburg organisiert extra eine Fahrt nach Vilshofen.

ABFAHRT: 7 UHR 30 BAHNHOF"

Gleichlautend rief in Regensburg die SBG der ABG im IGM-Bereich (vgl. 26.2.1973) auf, u.a. ohne Termin auch die 'Kämpfende Jugend' (KJ) der AEG Sachsenwerk Betriebsgruppe der SBG (vgl. 26.2.1973):"
GEGEN STRAUSS

Am 7.März organisiert das Anti-Strauß-Komitee eine Fahrt nach Vilshofen. Am Aschermittwoch in Vilshofen werden wir Strauß seine traditionelle Kundgebung in eine Kundgebung gegen diesen Faschisten umwandeln."
=Arbeitersache Nr.29 und 30,Regensburg Feb. 1973 bzw. März 1973,S.6 bzw. S.6;
Auf Draht Nr.2,Regensburg Feb. 1973,S.6;
Der Konradsiedler Nr.4 und 5,Regensburg Feb. 1973 bzw. März 1973;
Roter Sachsenwerker Nr.14,Regensburg Feb. 1973,S.6;
Roter Schrittmacher Nr.9,Regensburg Mai 1973,S.*


02.04.1973:  Das Anti-Strauß-Komitee (ASK) Passau (vgl. Juni 1973) berichtet von der Ausweisung Heinz Hießbergers (vgl. 27.10.1972, 10.5.1973):"
Stillschweigend sollte H. Hießberger ausgewiesen werden. In letzter Minute konnten Kollegen das Verwaltungsgericht Regensburg benachrichtigen, das die sofortige Vollziehbarkeit der Ausweisung nach Paragraph 80 Abs.2 Ziffer 4 Vw60 mit Beschluß vom 2.4.1973 aufhob."
=ASK Passau:Passauer Notstandsgesetze,Passau o.J. (1973),S.11

12.04.1973:  Laut dem Anti-Strauß Komitee (ASK) Regensburg führen an der Münchner Uni der Kommunistische Hochschulbund/(ML) (KHB/ML) und die Rote Schülerfront (RSF) eine Veranstaltung "anläßlich des 28. Jahrestages des 23. April 1945 durch, die einen Beitrag dazu leisten sollte, die studierende Jugend für den antifaschistischen Kampf an der Seite und unter der Führung der Arbeiterklasse zu gewinnen" (vgl. 23.4.1973).
=ASK Regensburg:Nie wieder Faschismus-Nie wieder Krieg,Regensburg Apr. 1973,S.6

23.04.1973:  In Dachau beteiligen sich, laut SGB Regensburg, ca. 400 Personen an einer Kranzniederlegung.
=Der Konradsiedler Nr.7,Regensburg Mai 1973

23.04.1973:  Laut Anti-Strauß Komitee (ASK) Regensburg findet dort eine Demonstration "gegen die neuen Rechtskräfte, die F. J. Strauß immer mehr um sich sammelt" vom Neupfarrplatz über den Dachauplatz zum Bismarckplatz statt, an dem sich, nach eigenen Angaben, ca. 400 Personen beteiligen.

An der Demonstration beteiligen sich neben dem ASK selbst noch:
- Deutsche Friedensgesellschaft/Internationale der Kriegsdienstgegner,
- Demokratische Front (Uni),
- Fachschaft Wirtschaft(Uni),
- Sozialistische Betriebsgruppe (SBG) Regensburg,
- Arbeitskreis der Regensburger Schülermitverwaltung,
- Aktion Dritte Welt,
- Rote Schülerfront (RSF),
- Kommunistischer Hochschulbund/ML (KHB/ML),
- Aktionszentrum Unabhängiger Schüler (AZUS) Regensburg,
- SJD-Die Falken,
- Juso-Gruppe.

Vom ASK Regensburg wird später über die Kampagne (vgl. 12.4.1973) die Broschüre "Nie wieder Faschismus-Nie wieder Krieg" herausgegeben.
=ASK Regensburg:Nie wieder Faschismus-Nie wieder Krieg,Regensburg Apr. 1973;
Arbeitersache Nr.31 und 32,Regensburg Apr. 1973 bzw. Mai 1973


12.05.1973:  An einer Fahrt der Anti-Strauß-Komitees (ASK) München, Passau und Regensburg zum ehemaligen KZ Mauthausen beteiligen sich, laut AB, auch viele Personen aus der Oberpfalz und aus Niederbayern.
=Arbeitersache Nr.32,Regensburg Mai 1973

Juli 1973:  In Regensburg führt das Anti-Strauß-Komitee (ASK) vermutlich im Juli eine Filmveranstaltung mit, laut AB, über 100 Besuchern durch.
=Der Konradsiedler Nr.9,Regensburg Juli/Aug. 1973;
Arbeitersache Nr.34/35,Regensburg Juli/Aug. 1973


07.03.1976:  Der AB gibt die Nr.82 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 22.2.1976, 21.3.1976) heraus und berichtet u.a. von der rechtsradikalen College Association for the Research of Principles (CARP) in Regensburg.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.82,München 7.3.1976

23.04.1976:  Das Anti-Strauß-Komitee (ASK) Regensburg beginnt, laut AB, mit einer Ausstellung bis zum 7.5.1976.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.87,München 16.5.1976

26.04.1977:  In Regensburg führt, laut und mit AB, das Anti-Strauß-Komitee (ASK) eine Veranstaltung durch.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.111,München 3.5.1977

21.05.1977:  In Regensburg beginnt, laut AB, der zweitägige von dem Nazi Röder organisierte Reichstag, an dem 60 - 80 Faschisten teilnehmen. Ein Flugblatt dagegen war unterzeichnet worden von dem Betriebsrat der Druckerei Pustet, den Jusos der SPD, dem AStA der Uni, dem Anti-Strauß-Komitee (ASK), den SJD - Die Falken, dem AB, der RSF, dem KHB, der DFG, der GEW Studentengruppe, der ÖTV, der Demokratischen Front (DF) sowie einzelnen Mitgliedern der GEW Fachgruppe Lehrer und Erzieher.

Ein weiteres Flugblatt kommt aus dem DKP Spektrum (vgl. 23.5.1977).
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.113,München o.J. (1977)

23.05.1977:  In Regensburg wird, laut AB, erst heute an der Universität ein Flugblatt gegen den bereits beendeten Nazi-Parteitag (vgl. 21.5.1977) verteilt, welches unterzeichnet ist von VVN, IGM, DGB KJA, SDAJ der DKP, MSB Spartakus der DKP, DFU, DFG, BSE und einzelnen Mitgliedern des GEW Kreisvorstands.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.113,München o.J. (1977)

09.10.1977:  In Regensburg will die NPD, laut AB, eine Veranstaltung durchführen, wogegen 300 bis 400 demonstrieren. Organisiert wurde der Protest u.a. vom AB, der HBV Fachgruppe Buchhandel und Verlage, der GEW, der VVN und der DKP.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.123,München 18.10.1977

11.03.1978:  In Nürnberg beginnt ein zweitägiges Antifa-Treffen.
Eingeladen hatte, laut KB, das Antifaschismus-Komitee Tübingen.
Vertreten waren u.a. Anti-Strauß-Komitee (ASK) Regensburg.
Diskutiert wird u.a. über die Zusammenarbeit bei antifaschistischen Aktivitäten.
=Arbeiterkampf Nr.126,Hamburg 3.4.1978,S.31

04.10.1991:  R.ZIPPEL@EAST-END berichtet am 2.1.1994 im Brett Z-NETZ/FORUM/DISKUSSION/
POLITIK:"
- Brandanschlag auf eine Asylantenunterkunft in Pielenhofen bei Regensburg".
=Z-NETZ/FORUM/DISKUSSION/POLITIK-R.ZIPPEL@EAST-END:Noch mehr Opfer_2,
2.1.1994

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