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Aus dem Bereich der Gewerkschaft Textil und Bekleidung (GTB) bzw. der Textilindustrie in Oberbayern und vor allem in München, aber auch in Dachau (vgl. Nov. 1971) und Ingolstadt (vgl. 3.4.1978), können hier bisher nur wenige Hinweise erschlossen werden.
Wie überall in der Bundesrepublik vollzieht sich auch in Oberbayern der Niedergang der Textilindustrie in Form von Konkursen, die anderen Betriebe sind gekennzeichnet durch die Versuche der möglichst optimalen Ausnutzung der überwiegend weiblichen Arbeitskräfte, wobei offenbar besonders der Mutterschutz diesem Ziel der Unternehmensleitungen entgegen stand (vgl. 14.2.1972, 3.4.1978).
22.05.1969:
Die DKP bringt die Nr.8 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 15.5.1969, 29.5.1969). Im Report erscheint auf S.3 folgender Artikel, den wir auszugsweise zitieren:"
DER CHEF STIEG IN DIE BADEWANNE - LEHRLINGSAUSBEUTUNG IN DER BUNDESREPUBLIK
…
Die Zeitungsanzeige eines Münchener Textilwerkes, in dem Lehrlinge gesucht werden, läßt das erkennen. Es heißt dort: '…die internationalen Wirtschaftsbeziehungen verlangen Mitarbeiter, die wir… in allen Grundzügen der Produktion schulen!' Deutlicher geht's nimmer. Die Produktion ist alles, der Lehrling nichts."
Quelle: Unsere Zeit Nr. 8, Essen 22.5.1969
07.09.1970:
Die OG München der KPD/ML-ZK gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt zur MTR der IGM heraus:"
DIE WIRTSCHAFTSKRISE DROHT
DANK FÜR ERHÖHTE ARBEITSLEISTUNG: KURZARBEIT, ENTLASSUNGEN
Phrix (Chemiefaser) stillgelegt: 3 300 ARBEITER AUF DER STRASSE
Scharpf (Waschmaschinen) stillgelegt: 800 ARBEITER ENTLASSEN
Pintsch-Bamag (Apparatebau): 2 500 ARBEITERN DROHT DIE ENTLASSUNG
Kufner (Textil), München; Teilstillegung: ca. 100 WERKTÄTIGE AUF DER STRASSE
Glanzstoff, Augsburg: 400 ENTLASSEN
2 000 ARBEITER BEI SALAMANDER IN ZWANGSURLAUB GESCHICKT
Das ist der Vorgeschmack der kommenden Krise. Während die Preise weiterhin davongaloppieren, verstärken sich immer mehr die Anzeichen einer Wirtschaftskrise: Durch drastische Lohnsteuererhöhung schröpft der Staat den Geldbeutel der Werktätigen. Die Massenkaufkraft wird gedrosselt. Der Umsatz im Einzelhandel sinkt um 5,5%. Die Zahl der Arbeitslosen steigt um 4%. In wichtigen Industriezweigen macht sich eine Verschlechterung der Auftragslage bemerkbar."
Q: KPD/ML-ZK-OG München: Die Wirtschaftskrise droht, München o.J. (1970)
Oktober 1971:
Vermutlich im Oktober erscheint die Nr. 8 der 'Berliner Arbeiter Zeitung' (vgl. Juli 1971, 1.5.1973) der Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (SDA), in dem u.a. berichtet wird aus dem GTB-Bereich:"
Pleitefirma bleibt Lohn schuldig
Die Strumpffabrik 'Sulida' in Dachau hat Konkurs angemeldet. Gleichzeitig wurden über 300 Beschäftigte des Werkes entlassen. Die Firma schuldet ihnen rund 200 000 DM Lohn."
Q: Berliner Arbeiter Zeitung Nr. 8, Berlin o. J. (1971), S. 4
14.02.1972:
In München geben die ABG in dieser Woche die Nr. 6 des 'Roten Anzeigers' (vgl. 12.2.1972, 19.2.1972) heraus. Eingegangen wird u.a. auf die Spezialmantelfabrik Louisoder.
Q: Roter Anzeiger Nr. 6, München Feb. 1972, S. 6
14.05.1973:
In München geben die ABG vermutlich in dieser Woche die Nr. 21 ihrer Stadtzeitung 'Roter Anzeiger' (vgl. Apr. 1973, Juni 1973) für Mai heraus und berichtet über den Textilbetrieb Loden-Frey bzw. dessen:"
Leerstehende Werkswohnungen
Loden-Frey, der sich regelmäßig vor der Steuererklärung mit publikumswirksamen Spenden ins rechte Licht rückt, verkaufte 26 gut erhaltene Werkswohnungen am Englischen Garten 'zum Abbruch' an eine Spekulantenfirma. Jetzt stehen sie schon über ein Jahr leer, die Werksangehörigen flogen raus und konnten sehen, wo sie bleiben."
Q: Roter Anzeiger Nr. 21, München Mai 1973, S. 5
09.07.1973:
In München gibt die Druck-Betriebsgruppe der ABG vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Widerdruck' Nr. 24 (vgl. Juni 1973, 13.8.1973) heraus. Berichtet wird in "Kampf den Antikommunismus-Beschlüssen" auch über den Unvereinbarkeitsbeschluß (UVB) der Gewerkschaft Textil und Bekleidung (GTB), der sich auch gegen AB und DKP richte.
Q: Roter Widerdruck Nr. 24, München Juli 1973, S. 5
03.04.1978:
In den südbayrischen Bezirksausgaben zur 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) Nr. 14 (vgl. 10.4.1978) des KBW wird berichtet aus dem GTB-Bereich:"
Herrenbekleidung Bäumler / Ingolstadt: Verstoß gegen Mutterschutzgesetz zurückgeschlagen
§ 4, Absatz 4 des Mutterschutzgesetzes (MSG) verbietet, daß schwangere Frauen an Arbeitsplätzen mit hoher Fußbelastung arbeiten, z.B. an Maschinen mit Fußantrieb. Die Textil-Kapitalisten Bäumler in Ingolstadt umgehen auch die wenigen Schutzbestimmungen, die das MSG enthält. Alle Schranken, die die Kämpfe der Arbeiter gegen die Ausbeutung gesetzt haben, versuchen sie niederzureißen. Bei 100% Akkord an den Nähmaschinen am Hosenband muß eine Arbeiterin 4 080 mal die Maschine mit den Füßen in Betrieb setzen. 'Üblich' ist bei Bäumler, daß schwangere Frauen zwischen 80 und 90% Akkord bringen müssen, d.h. 3 200 mal Fußdruck am Tag.
Ein Arbeiterin hatte vor einigen Jahren eine Totgeburt. Jetzt ist sie wieder schwanger und muß am selben Arbeitsplatz arbeiten. Eine andere Arbeiterin vom Hosenband hat eine Risikoschwangerschaft. der Personalleiter Widmann drohte ihr, wenn sie nicht weiter am Hosenband arbeite, werde er wegen 'Arbeitsverweigerung' gegen sie vorgehen.
Die Arbeiterin rührte die Maschine nicht an und bestand auf ihrem Recht auf einen anderen Arbeitsplatz. 'Laß Dir das nicht gefallen, der Bäumler ist wie ein Sklavenhalter', meinten auch Kolleginnen. Trotz Drohung von Kapo, Bandleiter und Personalchef ging die Arbeiterin während der Arbeitszeit zur Gewerkschaft, um den Verstoß gegen das MSG zu melden. Einen Tag später erhielt sie einen anderen, leichteren Arbeitsplatz."
Q: Kommunistische Volkszeitung Bezirksausgabe Niederbayern Nr. 14, Landshut 3.4.1978, S. 18
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