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Stadt und Landkreis München
Gruner und Jahr, Kindler und Schiermeyer, SüddruckGmbH, Mohn Tiefdruckhaus Unterföhring

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 9.7.2007


Aus dem hier betrachteten Firmenverbund, bei dem nicht der bundesweit operierende, in Gütersloh beheimatete, Bertelsmann-Konzern (Mohn), oder der bei Süddruck beteiligte Münchner Süddeutsche Verlag ausschlaggebend für die Auswahl der einbezogenen Materialien waren, sondern vielmehr der auch in Itzehoe und Hamburg vertretene Gruner und Jahr Verlag (G+J), wurden nur wenige betriebliche Materialien ausgewertet.

Von den hier beleuchteten Münchner und Unterföhringer Betrieben des Gruner und Jahr Konzerns berichtet einleitend vor allem die Rote Druckereiarbeitergruppe der KPD/ML-ZK um Ernst Aust, bricht sich doch dort offenbar der nach dem verlorenen Weltkriege endlich wieder halbwegs kriegslüsterne Kapitalismus nicht nur in verschärften Arbeitstempo auf Knochen der Kollegen, sondern gar auch in Form von Entlassungen der durch die ewige Exploitation bereits am eklatantesten ins Elend expedierten Kollegen Bahn.

Die Rote Druckereiarbeitergruppe München appelliert so einleitend an einfache Konzepte von innerbetrieblicher Interessenvertretung, allein um für die Eliminierung der Protagonisten dieser einzutreten (vgl. Mai 1971).

Arbeitsplätze in der Druckindustrie galten zuvor überwiegend als sicher, die Konkurrenz des Fernsehens und Rundfunks war damals ja noch nicht übermächtig. Rationalisierung zwecks optimierter Kapitalverwertung aber konnte auch dieser Branche nicht äußerlich bleiben, zumindest nicht bei Gruner und Jahr im Druckhaus Unterföhring im Landkreis München (vgl. Mai 1971) und in München (vgl. Mai 1971), womit vor allem die Tochtergesellschaft Kindler und Schiermeyer gemeint ist, bei der bald darauf ein Brand nicht nur Rotationsmaschinen sondern auch die Arbeitsplätze an ihnen zu vernichten scheint (vgl. Aug. 1971), werden nicht etwa eine Umsiedelung nach Itzehoe oder endlose Anfahrtswege nach Unterföhring ins Auge gefasst.

Die KPD/ML-ZK berichtet recht exklusiv, für diese freilich wie immer frivol unvollständige zufällige Auswertung von in einschlägigen öffentlichen oder privaten Sammlungen aufgefundenen Dokumenten, von dem hier betrachteten Firmenverbund (vgl. 5.6.1972), erst bei der Bildung der tiefdruckenden Süddruck, gemeinsam mit dem Süddeutschen Verlag, meldet sich auch die - ansonsten durchaus brav ausgewertete - Presse der Arbeiterbasisgruppen, die vermutlich beim Süddeutschen Verlag personell verankert sind, erstmals und gleich wiederholt zum Gruner und Jahr-Konzern zu Wort (vgl. Juli 1972, 18.12.1972, 22.1.1973, 19.2.1973, März 1973), künden auch vom Protest der Beschäftigten bei Kindler und Schiermeyer (vgl. Apr. 1973), gegen die Verlagerung nach Unterföhring aufgrund der Fusion mit dem Tiefdruck des Süddeutschen Verlags (vgl. Mai 1973), woraus die äußerst kurzlebige Firma Süddruck entsteht, von der die KPD/ML nicht nur berichtet (vgl. 14.4.1973), sondern für die sie offenbar auch eine Betriebszeitung herausgibt (vgl. 27.4.1974), während der Arbeiterbund die Details der Neugründung dokumentiert (vgl. 20.5.1974).

Das Kapital aber sucht mit dem ihm innewohnenden Druck mit unzuhemmender Gewalt nach optimierter Verwertung, die sich für den Tiefdruck damals für Gruner und Jahr wohl eher im norddeutschen Tiefland finden lässt (vgl. 28.10.1974), was sich in Oberbayern natürlich durch umfangreiche Arbeitsplatzverluste niederschlägt (vgl. Nov. 1974).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Mai 1971:  Die Rote Druckerei-Arbeitergruppe München der KPD/ML-ZK (vgl. Juni 1971) berichtet vermutlich aus dem Mai von den 20 Entlassungen bei G+J Unterföhring und der verschärften Arbeitshetze bei G+J München sowie über den GBR, u.a. anhand, vermutlich dessen, 'Standpunkt' (vgl. S5.*.1971, **.*.1971):"
DER GESAMTBETRIEBSRAT VERTRITT DIE INTERESSEN DER GRUNER UND JAHR-BOSSE

20 Kollegen rausgeschmissen, für die Masse der Arbeiter und kleinen Angestellten verschärfte Ausbeutung! - Man sollte meinen, daß in dieser Situation der Gesamtbetriebsrat auf den Plan tritt, um für die Interessen der Kollegen einzutreten. Man sollte meinen, daß er alles tun wird, um den Kampf der Kollegen zur Verteidigung ihrer Lebensinteressen gegen die Profitgier der Kapitalisten zu organisieren. Das sollte man meinen. Der Gesamtbetriebsrat aber meint offensichtlich, daß es vor allem darauf ankommt, es sich mit den Gruner und Jahr-Bossen nicht zu verderben. Ihm geht es vor allen Dingen um die bequemen und mit zahlreichen Privilegien ausgestatteten Pöstchen. Darum versuchen sie alles, um den Kollegen Sand in die Augen zu streuen. Sie finden schöne Worte, um die skrupellose Ausbeutungsstrategie der Gruner und Jahr-Bosse zu rechtfertigen. Die Auswirkungen die die Profitgier der Bosse für die Arbeiter hat, versuchen sie auf Teufel komm raus zu verharmlosen. Sie tun so, als sei es für einen Arbeiter gar nicht so wichtig, wenn er seinen Arbeitsplatz verliert. Der Kommentar des Gesamtbetriebsrats zu den Entlassungen:

'SIE WERDEN SICH ÜBERS ARBEITSAMT EINEN NEUEN JOB SUCHEN MÜSSEN. IN MÜNCHEN WIRD IHNEN DAS WOHL NICHT SCHWERFALLEN.' (Standpunkt 2/1971)

So einen Zynismus kriegt man in dieser Offenheit selbst von den Kapitalisten selten zu hören. Dieses bestochene Pack ist in seiner eilfertigen Arschkriecherei ängstlicher als der Papst. Auch wenn es bis zu den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. S6.*.1972,d.Vf.) noch ein Jahr hin ist, dürfte jetzt schon klar sein: DIESER GESAMTBETRIEBSRAT MUSS WEG!"
=Der Druckerei Arbeiter Nr.2/3,München Juni 1971,S.5f

Mai 1971:  Die Rote Druckerei-Arbeitergruppe München der KPD/ML-ZK (vgl. Juni 1971) berichtet vermutlich aus dem Mai von G+J bundesweit, aus München und so aus Unterföhring:"
DER KRISENKURS DER GRUNER UND JAHR-BOSSE:
STILLEGUNG ENTLASSUNG ARBEITSHETZE

Die Situation in den Betrieben verschärft sich immer mehr. Der Auftragsschwund tritt von Tag zu Tag deutlicher hervor. Von Tag zu Tag deutlicher tritt aber auch die Entschlossenheit der Druckkapitalisten hervor, auch in der Krise von ihren Riesenprofiten nicht abzugehen. In der Krise kann das Ausbeuterpack aber seine Profite nur sichern, indem es einem großen Teil der Arbeiter jede Sicherheit raubt: Entlassungen, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit!

Das zeigt sich bei Siemens (IGM-Bereich,d.Vf.), das zeigt sich in ersten Ansätzen auch in der Druckindustrie. Das bekamen 20 Kollegen von Gruner und Jahr (Druckhaus Unterföhring) am eigenen Leib zu spüren. Im Zeichen der heraufkommenden Krise gehen die Anzeigenaufträge und die Auflagen der in Unterföhring gedruckten Illustrierten rapide zurück. Die Gruner und Jahr Bosse sahen ihre Profite gefährdet und fackelten nicht lange:

15 Hilfsarbeiter wurden ohne Umschweife rausgeschmissen;

5 Drucker wurden praktisch entlassen, ihnen wurde allerdings angeboten, bei Gruner und Jahr in Itzehoe (bei Hamburg) anzufangen;

3 Maschinenführer durften gnädigerweise als Drucker in Unterföhring bleiben, verloren aber ihre Funktionszulage.

Die Gruner und Jahr-Bosse tun natürlich so, als sei gar nichts Besonderes passiert. Sie faseln von Rationalisierung, davon daß die stillgelegte Rotation alt und unrentabel gewesen sei usw. usw. Für wie doof halten die uns eigentlich? - Eine Rotation wird nicht von einem Tag auf den anderen unrentabel. Auch die Stillegung einer langsam- und schmallaufenden Rota bedeutet für Unterföhring eine ziemlich einschneidende Herabsetzung der Kapazität. Die Führungs-Schlipse reden davon, daß in 'absehbarer Zeit' eine neue Rota nach Unterföhring kommen soll. - Was soll dieses Gerede? - Müssen wir die Herren Fachleute vom Management wirklich darauf hinweisen, daß eine Rotation nicht bei Oberpollinger (Münchener Kaufhaus,d.Vf.) zu kaufen und gleich mitzunehmen ist? - Müssen wir diesen Herren wirklich erklären, wie lange die Montage einer Rotation dauert, bis sie anlaufen kann? - Lassen wir uns nicht täuschen: Wenn das Sprichwort 'Lügen haben kurze Beine' stimmen würde, müßten die Gruner und Jahr-Bosse auf den Hüftknochen durch ihre Villen latschen. Eine Rotation ist eine Millionen-Investition, die auch in einem Großbetrieb lange geplant wird. Wenn die Gruner und Jahr-Bosse tatsächlich eine neue Rota in Unterföhring aufstellen wollten, müßten sie jetzt klipp und klar den Montagebeginn angeben können. Mit dem ganzen Gerede wollen die Gruner und Jahr-Bossse doch nur die Tatsache vertuschen, daß 20 Druckereiarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren, damit das Ausbeuterpack weiterhin den größtmöglichen Profit einstreichen kann. So ist diese Stillegung ein Teil des Krisenkurses der Gruner und Jahr-Bosse."
=Der Druckerei Arbeiter Nr.2/3,München Juni 1971,S.2f

Mai 1971:  Die Rote Druckerei-Arbeitergruppe München der KPD/ML-ZK (vgl. Juni 1971) berichtet vermutlich aus dem Mai von G+J bundesweit, über die 20 Entlassungen in Unterföhring und so aus München:"
Auch die Kollegen in den anderen Abteilungen von Gruner und Jahr München bekommen die Auswirkungen dieses Krisenplanes schon ganz schön zu spüren.

Für sie heißt es:
ARBEITSHETZE DURCH VERSCHÄRFTE ANTREIBEREI!

Die Kollegen, die die Gruner und Jahr-Bosse noch brauchen, um sie weiter auszubeuten, werden zu größerer Leistung angetrieben, indem ihnen ständig mehr oder weniger direkt mit Entlassung gedroht wird. Bei Gruner und Jahr München lassen sich in der letzten Zeit besonders drei Antreibertricks feststellen:

1. DER ABTEILUNGSLEITER ALS SKLAVENTREIBER
Natürlich ist der Abteilungsleiterposten immer auch zugleich ein Aufpasser- und Antreiberposten. Bei Gruner und Jahr hat sich die Sache aber ziemlich verschärft. Offensichtlich werden die Abteilungsleiter von oben ziemlich unter Druck gesetzt. Offensichtlich wird ihnen selbst mit dem Verlust ihres privilegierten Pöstchens gedroht, falls sie die Produktivität in ihren Abteilungen nicht erheblich steigern. So passiert es, daß Abteilungsleiter, die früher als ziemlich verträglich galten, plötzlich anfangen, die Peitsche zu schwingen. Besonders ekelhaft ist es, daß einige Abteilungsleiter auch noch Spitzeldienste leisten, um den Gruner und Jahr-Bosse zu gefallen. Durch provozierende Fragen oder Anspielungen versuchen sie herauszukriegen, welcher Kollege einen politisch unliebsamen Standpunkt vertritt.

2. DIE KOLLEGEN WERDEN GEGENEINANDER AUSGESPIELT
Das läuft dann so, daß der Abteilungsleiter einige Kollegen herausgreift, sie vor den anderen lobt und behauptet, sie würden viel mehr leisten als die anderen. Meistens stimmt das gar nicht. Auf jeden Fall können die Kollegen es aber gar nicht genau nachprüfen. So versuchen sie, die hochgelobten Leistungen zu erreichen, um nicht als 'schlechte Arbeiter' als erste rauszufliegen. Dieselbe Funktion hat es, wenn ein Abteilungsleiter erklärt, die entsprechende Gruner und Jahr-Abteilung in Hamburg sei viel produktiver als die in München.

3. DIE ÜBERSTUNDENVORGABEN WERDEN RADIKAL GEKÜRZT
Bei der Illustriertenproduktion ist es klar, daß die Arbeit unter ziemlichen Zeitdruck steht. Das macht Überstunden relativ häufiger als in anderen Betrieben. Jetzt wurden die Überstundenvorgaben in so ziemlich allen Abteilungen radikal gekürzt.

Wegen jeder halben Stunde müssen sich die Kollegen praktisch die Genehmigung holen. Wer oft Überstunden macht, hat natürlich gleich den Ruf weg, nie mit seiner Arbeit fertig zu werden. Also versuchen die Kollegen um jeden Preis, innerhalb der normalen Arbeitszeit fertig zu werden, - und wenn sie die Mittagspause durchmachen. So hat es das Ausbeuterpack natürlich gern.

Was die verschärfte Ausbeutung für die Kollegen bedeutet, geht aus folgendem Ausspruch eines Kollegen hervor: 'ICH WOLLTE BLOSS, DASS DIE DA OBEN EINMAL BEI UNS SEIN MÜSSTEN UND DIESE ARBEIT MACHEN MÜSSTEN, NUR EINMAL, DAS WÜRDE SCHON REICHEN!'

Dieser fromme Wunsch dürfte sich allerdings kaum erfüllen. 'DIE da oben' denken nicht im Traum daran, in der Produktion auch nur einen Finger krumm zu machen."

Abschließend wird, anknüpfend an Ausführungen über den GBR (vgl. Mai 1971) gefragt:"
WIE KÖNNEN WIR FÜR UNSERE INTERESSEN KÄMPFEN?

Der Gesamtbetriebsrat steht auf der anderen Seite. Die IG Druck und Papier-Führung macht sowieso keinen Finger für uns krumm. Sie hat noch nicht einmal in Worten gegen die Entlassung der Kollegen Stellung bezogen, obwohl sie von der ROTEN DRUCKEREIARBEITERGRUPPE darüber informiert wurde. In dieser Situation sagen viele Kollegen: 'Wir können doch nichts tun. Unsere Waffen (Betriebsrat, Gewerkschaft) sind uns von den Kapitalisten aus der Hand geschlagen worden.' Einige Kollegen versuchen es auf die eigene Faust: sie motzen gegen die Abteilungsleiter auf usw. Das ändert natürlich nichts, aber hinterher fühlt man sich besser (man ist keiner von denen, die sich alles gefallen lassen...) Aber das ist glatter Selbstbetrug. Wenn der Einzelkampf nichts ändert, dann ist er eben sinnlos. Dann muß der Satz gelten:

UNSERE STÄRKE: DIE SOLIDARITÄT
UNSERE WAFFE: DIE ORGANISATION

Nur solidarisch und organisiert können wir unsere Interessen gegen die Profitgier der Kapitalisten verteidigen. Der erste Schritt zur Organisierung dieses Kampfes ist, daß die Kollegen, die dessen Notwendigkeit jetzt einsehen, sich treffen und zusammen überlegen, wie für diesen Kampf die Einheit unter den Kollegen hergestellt werden kann, wie man sich auf die nächsten Angriffe der Gruner und Jahr-Bosse vorbereiten kann.

Die ROTE DRUCKEREIARBEITERGRUPPE schlägt als Kontakttermin den ARBEITERZIRKEL DER KPD/ML vor, der jeden Mittwoch um 19 Uhr in der Georgenstraße 58 (Kellerräume) stattfindet. Später kann dann ein spezieller Termin festgelegt werden.

Hier ist JEDER Kollege zur Mitarbeit aufgerufen. In dem Kampf gegen Entlassungen, Lohnabbau und verschärfte Arbeitshetze, in dem gewerkschaftlichen Kampf zur Verteidigung unserer Interessen gegen die Profitgier der Kapitalisten muß die Einheit ALLER. (?,d.Vf.) Da kommt es nicht darauf an, ob einer Kommunist ist oder SPD-Wähler, ob er in der IG Druck und Papier organisiert ist oder nicht. In diesem Kampf darf es keine Spalterei geben.

VEREINIGT EUCH IM KAMPF GEGEN ENTLASSUNGEN, LOHNABBAU UND VERSCHÄRFTE ARBEITSHETZE!

UNSERE STÄRKE:
DIE SOLIDARITÄT!

UNSERE WAFFE:
DIE ORGANISATION!"
=Der Druckerei Arbeiter Nr.2/3,München Juni 1971,S.3ff

August 1971:  Die Rote Druckerei-Arbeitergruppe München der KPD/ML-ZK (DruPa-Bereich - vgl. 13.9.1971) berichtet vermutlich aus dem August von K+S:"
BRAND BEI KINDLER UND SCHIERMEYER

Im zum Gruner und Jahr-Konzern gehörenden Kindler und Schiermeyer-Verlag in der Lucile-Grahn-Straße verbrannten zwei Rotationen bis zur Unkenntlichkeit.
Während noch die gesamte Umgebung abgeriegelt und die Bewohner der umliegenden Häuser zur Evakuierung aufgefordert wurden, hatten die Gruner und Jahr-Bosse schon IHRE Erklärung der Brandursache parat:

Danach sollte ein Arbeiter, der während der Arbeit Gummischuhe trug, den Brand verschuldet haben. Elektrostatisch aufgeladen habe er Dämpfe des Farbenverdünnungsmittels Toluol zur Entzündung gebracht.

Soweit die Erklärung der Bosse, aber welches war die WIRKLICHE Brandursache?

DIE WIRKLICHE URSACHE: PROFITGIER!

Jeder, der an einer Rotation arbeitet, weiß, daß während des Druckvorganges Elektrizität zwischen den Papierbahnen erzeugt wird. Gleichzeitig wird als Verdünnungsmittel für die Farben Toluol verwendet, was hochexplosive Dämpfe bildet. Werden diese Dämpfe nicht sofort und gründlich abgesaugt, entzünden sie sich und es kommt zur Explosion.

Die Frage lautet daher: Genügte die Absauganlage den Anforderungen? Genügte sei den Anforderungen, wenn man berücksichtigen muß, daß zwei Rotationen auf engstem Raum nebeneinanderstanden? Wir wissen, daß dies nicht der Fall war. Wiederholt haben Kollegen auf die mangelnde Absauganlage hingewiesen. Geschehen ist daraufhin jedoch nichts. Und was haben die Bosse nach der Katastrophe getan? Haben sie vielleicht die bestehenden Absauganlagen verbessert? Natürlich nicht. Vielmehr haben sie angeordnet, daß künftig während der Arbeit keine Gummischuhe mehr getragen werden dürfen.

Denn eine einwandfreie Absauganlage kostet eben mehr Geld als eine mangelhafte - und das geht auf Kosten des Gewinns. Allemal gehen die Profitinteressen der Kapitalisten vor der Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter. So natürlich auch bei Gruner und Jahr.

Nennen wir also die WIRKLICHE Brandursache beim Namen:
NICHT DIE UNACHTSAMKEIT EINES ARBEITERS, SONDERN DIE UNERSÄTTLICHE PROFITGIER
DER GRUNER UND JAHR-KAPITALISTEN!

WAS GESCHIEHT MIT DEN DRUCKEREI-ARBEITERN DER BEIDEN MASCHINEN?

Der Ausfall der beiden Maschinen fällt in eine Zeit, in der die weltweite Wirtschaftskrise immer spürbarer wird und auch durch die Schönrednerei eines Herrn Schiller (SPD,d.Vf.) nicht mehr vertuscht werden kann.

WAS WIRD AUS DEN ARBEITERN?

Wie in anderen Druckereien (siehe Bruckmann) sind auch bei Gruner und Jahr die Maschinen nicht mehr voll ausgelastet. Es ist also sehr fraglich, ob die Maschinen ersetzt werden. Und selbst für den Fall der Neuanschaffung dauert es mindestens ein halbes Jahr, bis die Maschinen betriebsfertig sind. Was also geschieht mit den Arbeitern, die an den beiden Maschinen gearbeitet haben? In der letzten Nummer des DRUCKEREIARBEITERS (vgl. Juni 1971,d.Vf.) haben wir berichtet, wie es den Kollegen einer stillgelegten Rotation bei Kindler und Schiermeyer ergangen ist. Auch diesmal drohen wieder Entlassungen oder bestenfalls Versetzungen nach Unterföhring oder gar Itzehoe (!!!), die immer mit Lohnkürzungen verbunden sind. Eine Sicherheit des Arbeitsplatzes gibt es im Kapitalismus nur solange, wie die Profite steigen.

Kollegen, die Arbeiterverräter in der DGB-Führung und die Arschkriecher im Betriebsrat wollen uns weismachen, daß es gegen Ausbeutung und Unterdrückung, gegen die Willkürmaßnahmen der Kapitalisten kein Mittel gibt. Auch der Betriebsratsvorsitzende von Kindler und Schiermeyer sitzt lieber beim Bier in der Kantine und wartet auf die Stimme seines Herrn in der Geschäftsleitung, als daß er etwas für die bedrohten Kollegen unternimmt. Wir werden die Entwicklung bei Kindler und Schiermeyer weiter genau verfolgen und die Kollegen in ihrem Kampf um die Arbeitsplätze nach besten Kräften unterstützen. Wir alle können aber nur erfolgreich sein, wenn wir uns im Betrieb zusammenschließen:

DIE ROTE DRUCKEREIARBEITERGRUPPE NIMMT ENTSCHLOSSEN DEN KAMPF GEGEN AUSBEUTUNG UND UNTERDRÜCKUNG AUF!"
=Der Druckerei Arbeiter Nr.4,München Sept. 1971,S.7f

05.06.1972:  Die Nr.11 des 'Roten Morgens' (vgl. 23.5.1972, 19.6.1972) enthält Arbeiterkorrespondenzen u.a. von Gruner und Jahr (G+J - DP-Bereich) München.
=Roter Morgen Nr.11,Hamburg 5.6.1972

Juli 1972:  Vermutlich im Juli gibt in München die Druckbetriebsgruppe der ABG ihren 'Roten Widerdruck' Nr.12 (vgl. 5.6.1972, 14.8.1972) heraus, der uns bisher nicht zugänglich war. Eingegangen wird u.a. auf die teilweise Übernahme von Gruner und Jahr (G+J) durch Bertelsmann.
=Roter Widerdruck Nr.11 und 17,München Juni 1972 bzw. Dez. 1972

18.12.1972:  In München gibt die Druck-Betriebsgruppe der ABG ihren 'Roten Widerdruck' Nr.17 (vgl. 20.11.1972, 22.1.1973) vermutlich in dieser Woche heraus.Die Tiefdruckabteilungen des Süddeutschen Verlags am Wartburgplatz und von Gruner und Jahr (G+J) sollen geschlossen werden zugunsten einer neuen gemeinsamen Tiefdruckfirma. Bereits im Sommer (vgl. Juli 1972) habe man auf die teilweise Übernahme von G+J durch Bertelsmann hingewiesen.
=Roter Widerdruck Nr.17,München Dez. 1972

22.01.1973:  In München gibt die Druck-Betriebsgruppe der ABG ihren 'Roten Widerdruck' Nr.18 (vgl. 18.12.1972, 19.2.1973) vermutlich in dieser Woche heraus. Von der Fusion zwischen Bertelsmann und Gruner und Jahr sind u.a. das Mohn Druckhaus in Unterföhring bei München und die Jasmin in der Prinzregentenstraße betroffen.
=Roter Widerdruck Nr.18,München Jan. 1973

19.02.1973:  In München gibt die Druck-Betriebsgruppe der ABG ihren 'Roten Widerdruck' Nr.19 (vgl. 22.1.1972, März 1973), der uns leider bisher nicht vorlag, vermutlich in dieser Woche heraus. Berichtet wird u.a. von Kindler und Schiermeyer (Tochter von Gruner und Jahr) über die Setzerei in der Lucile Grahnstr. und das Tiefdruckwerk in Unterföhring, welches durch Zusammenlegung mit dem Tiefdruckwerk des Süddeutschen Verlages (SV) am Wartburgplatz gefährdet ist.

Die Redaktion der Jasmin (70 Besch.) und evt. auch die Redaktion von Eltern sollen nach Hamburg verlagert werden.
=Roter Widerdruck Nr.18 und 20,München Jan. 1973 bzw. März 1973;
Roter Aufmucker Nr.24,München März 1973


März 1973:  In München gibt die Druck-Betriebsgruppe der ABG ihren 'Roten Widerdruck' Nr.20 (vgl. 19.2.1973, 16.4.1973) heraus. Eingegangen wird auch auf den Betrieb Kindler und Schiermeyer, der evt. nach Unterföhring verlagert werden soll.
=Roter Widerdruck Nr.20,München März 1973

April 1973:  Bei Kindler und Schiermeyer München findet, laut ABG, noch nach dem Abschluß der Drucktarifrunde ein Streik statt.
=Der Motor Nr.5,München Apr. 1973

April 1973:  In München gibt die Betriebsgruppe Arri der ABG ihre 'Rote Optik' Nr.19 (vgl. März 1973, Mai 1973) heraus. Von den Streiks der Drucktarifrunde wird u.a. berichtet von Kindler und Schiermeyer München.
=Rote Optik Nr.19,München Apr. 1973

14.04.1973:  Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.14 (vgl. 11.4.1973, 21.4.1973) heraus und berichtet u.a. aus München über den Verlag Kindler und Schiermeyer (K+S), eine Tochter von Gruner und Jahr (G+J), u.a. über den 'Stern', die 'Capital', die 'Eltern', die 'Jasmin', die 'Schule', die 'Sesamstraße', die 'Schöner wohnen', die Lehrlinge und das Tiefdruckhaus in Unterföhring.
=Roter Morgen Nr.14,Dortmund 14.4.1973

Mai 1973:  In München gibt die Betriebsgruppe der ABG im Pressehaus Bayerstraße (PHB) ihren 'Roten Aufmucker' Nr.26 (vgl. 9.4.1973, Juni 1973) heraus. Aus der Münchner Druckindustrie wird berichtet über eine eventuelle Fusion des Süddeutschen Verlages (SV) mit der Gruner und Jahr Tochter Kindler und Schiermeyer.
=Roter Aufmucker Nr.26,München Mai 1973

14.04.1973:  Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.14 (vgl. 11.4.1973, 21.4.1973) heraus und berichtet u.a. aus dem Landkreis München über den Verlag Kindler und Schiermeyer (K+S), eine Tochter von Gruner und Jahr (G+J), und dessen Tiefdruckhaus in Unterföhring.
=Roter Morgen Nr.14,Dortmund 14.4.1973

08.04.1974:  In München gibt die Druck-Betriebsgruppe des AB vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Widerdruck' Nr.33 (vgl. März 1974) heraus. Eingegangen wird auch auf Süddruck.
=Roter Widerdruck Nr.33,München Apr. 1974

27.04.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.17 (vgl. 20.4.1974, 4.5.1974) heraus. Nachgedruckt werden die Titelköpfe einer Reihe von Zeitungen der KPD/ML und ihrer Roten Garde bzw. des KSB/ML. Es handelt sich hierbei aus München u.a. um den 'Rotdruck' der Zelle Süddruck.
=Roter Morgen Nr.17,Dortmund 27.4.1974

20.05.1974:  In München gibt die Betriebsgruppe des AB im Pressehaus Bayerstraße (PHB) vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Aufmucker' Nr.38 (vgl. Apr. 1974, Juni 1974) heraus. Eingegangen wird auch auf die Neugründung von Süddruck, woran Gruner und Jahr und der Süddeutsche Verlag (SV) je zur Hälfte beteiligt seien. Produktionsorte sind der Wartburgplatz und Unterföhring im Landkreis München.
=Roter Aufmucker Nr.38,München Mai 1974

28.10.1974:  In München wird, laut KPD, vermutlich in dieser Woche die geplante Stillegung von Süddruck bekannt, dessen Produktion Gruner und Jahr (G+J) nach Itzehoe in Schleswig-Holstein verlagern möchte.
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 6.11.1974

November 1974:  In München wird im Spätherbst, also vermutlich im November, laut AB, die Druckerei Süddruck mit 600 Beschäftigten stillgelegt (vgl. 28.10.1975).

Der KBW (vgl. 10.4.1975) berichtet im April 1975, daß Süddruck vier Monate zuvor stillgelegt wurde, wobei die Akzidenzdruckerei (60 Besch.) durch Wenschow (Süddeutscher Verlag - SV) übernommen wurde.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.14,Mannheim 10.4.1975;
Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.55,München Jan. 1975


05.02.1975:  Die KPD gibt die Nr.5 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 29.1.1975, 12.2.1975) heraus und berichtet u.a. von Süddruck München.
=Rote Fahne Nr.5,Dortmund 5.2.1975

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