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Die Anfänge der antiautoritären Agitation in Betrieb und Gewerkschaft sind in München, wie in vielen anderen Städten auch, oft durch Auseinandersetzungen mit den Anhängern der illegalen KPD bzw. später der DKP und ihrer SDAJ geprägt.
In dieser, wie immer unvollständigen, Darstellung werden aus München zwei Ansätze linksradikaler Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft erwähnt.
Erstens tritt der Gewerkschaftliche Arbeitskreis der Studenten (GAST) München auf (vgl. 1966, Jan. 1968, Apr. 1968, 18.5.1968, 20.5.1968).
Zweitens gibt es offenbar Betriebsgruppen der Soziologiestudenten (vgl. 17.7.1968), vermutlich bei BMW und Siemens, die den in der Anti-Notstandskampagne (vgl. 29.5.1968, 30.5.1968) gebildeten Basisgruppen der APO bzw. später dann Arbeiterbasisgruppen der APO (vgl. Juni 1968, 5.6.1968) entsprangen bzw. nahestanden.
Diese Basisgruppen werden hier nicht umfassend dargestellt, sondern lediglich hinsichtlich ihrer allgemeinen Entwicklung, besonders bezüglich der Bundestagwahlen am 28.9.1969 (vgl. 27.6.1969, Juli 1968), die wie beim GAST (vgl. 1.7.1968, 1.8.1968, Okt. 1968, 25.2.1969) durch eine Auseinandersetzung und danach Abgrenzung von den Anhängern der illegalen KPD und später DKP gekennzeichnet ist.
Allerdings vollzieht sich diese Fraktionierung in den APO-Basisgruppen später als im GAST, vermutlich nicht zuletzt weil die die sich gründende DKP die in den Basisgruppen organisierten AktivistInnen in ihre Strukturen einzugliedern trachtete bzw. zumindest in ein Wahlbündnis (vgl. 16.7.1968, 23.7.1968, 24.7.1968).
Die Basisgruppe Nord (vgl. 19.7.1968) unterstützt die Betriebsgruppe BMW (vgl. 3.7.1968, 10.7.1968, 21.8.1968), die Basisgruppe Ost bereitet sich immerhin intensiv vor (vgl. 10.7.1968, 17.7.1968, 31.7.1968, 14.8.1968, 28.8.1968, 4.9.1968).
Die Basisgruppe Süd konzentriert sich bei Siemens eher auf den Reproduktionsbereich (vgl. 23.10.1968).
Die Basisgruppe West beginnt mit der Agitation bei Metzeler (vgl. 24.7.1968, 31.7.1968, 23.10.1968), bald gibt es eine Betriebsgruppe Metzeler (vgl. 28.8.1968).
Auch in der Gewerkschaftsjugend werden Studenten aktiv (vgl. 27.7.1968). Die Aktivitäten sind also recht vielfältig.
Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die CSSR aber führt in den Münchner APO-Basisgruppen zur Trennung der Antiautoritären vom traditionskommunistischen Flügel (vgl. 21.8.1968, 27.8.1968, 28.8.1968), der sich nun als DKP formiert (vgl. 5.10.1968), aber immer noch den Aufbau eines Wahlbündnisses betreibt (vgl. 9.10.1968, 11.11.1968, 23.11.1968).
In den Basisgruppen der APO wird derweil die eigene Arbeit reflektiert, wie in der Basisgruppe West (vgl. 18.9.1968), während die Basisgruppe Ost immer noch zaudert, wo sie am besten ansetzen solle, und offenbar noch mit der SDAJ kooperiert (vgl. 30.10.1968).
Die Arbeiterbasisgruppen und der SDS schulen sich nicht nur (vgl. 13.12.1968), sondern greifen nun erstmals massiv in die Vorbereitung des 1. Mai 1969 ein (vgl. 13.1.1969, 26.2.1969, 4.3.1969, 12.3.1969, 19.3.1969, 26.3.1969, 2.4.1969, 9.4.1969, 16.4.1969, 23.4.1969, 1.5.1969), zwischen der DKP und der KPD/ML (vgl. Apr. 1969) kommt es derweil vermutlich bereits zu offenen Auseinandersetzungen (vgl. 3.3.1969), auch unter den Lehrlingen gibt es nun mit dem Arbeitskreis Münchner Lehrlinge Bestrebungen, neben der SDAJ weitere Organisationen aufzubauen (vgl. 18.3.1969, 30.4.1969, 21.6.1969). Auf dem Ostermarsch kommt es zum offenen Bruch der Arbeiterbasisgruppen mit dem moskautreuen Flügel (vgl. 30.3.1969), der dann am 1. Mai wiederum offenbar (vgl. 13.5.1969) und auch selbst in der Basisgruppe Ost vollzogen wird (vgl. 7.5.1969, 20.5.1969, 28.5.1969).
Während zuvor die Mieterarbeit das wohl wichtigste Arbeitsfeld der APO-Basisgruppen bzw. der Arbeiterbasisgruppen (ABG) darstellte, wird nun die betriebliche Agitation immer wichtiger (vgl. 1.5.1969). Die ABG organisieren sich um (vgl. 3.6.1969), stellen auch ihre 'apo press' ein (vgl. 8.8.1969) und beginnen mit ihrer Kampagne zu den Bundestagswahlen unter der Parole 'Klassenkampf statt Wahlkampf' (vgl. 16.6.1969, Juli 1969), wobei zunächst auf breiter Basis, d.h. vor 30 Betrieben, in die Metalltarifrunde (MTR) 1969 eingegriffen wird (vgl. 14.7.1969, 23.7.1969, 24.7.1969, 28.7.1969, 2.8.1969, 5.8.1969, 11.8.1969, 16.8.1969, 20.8.1969, Sept. 1969).
Während von der geplanten Kriegsforschungskampagne des SDDS hier aus München noch nichts berichtet werden kann (vgl. 9.8.1969), greift nicht nur die Ortsgruppe München der KPD/ML (vgl. Sept. 1969) in die Septemberstreiks ein, sondern vor allem die Arbeiterbasisgruppen sind gut aufgestellt, um diese Streikwelle auch in München voranzutreiben, indem sie sowohl ausführlich von dem auslösenden Streik bei Hoesch Dortmund (vgl. 1.9.1969, 2.9.1969, 3.9.1969) und den folgenden Septemberstreiks berichten (vgl. 11.9.1969), als auch zur Aktion vor Ort in München aufrufen (vgl. 17.9.1969, 23.9.1969), was dann bei Zündapp (vgl. 11.9.1969, 19.9.1969, 22.9.1969, 30.9.1969), aber auch bei Arri (vgl. 22.9.1969, 23.9.1969) auch tatsächlich geschieht. Hier hat also die antiautoritäre Linke offenbar Einfluss auf den Verkauf der Septemberstreiks ausgeübt, auch wenn München für die Septemberstreiks 1969 insgesamt nur ein unbedeutender Nebenschauplatz war.
Die Unruhe bzw. auch die Agitation der Arbeiterbasisgruppen dehnt sich nun auch auf den Öffentlichen Dienst bzw. die Münchner Müllabfuhr aus (vgl. 22.9.1969, 23.9.1969, 24.9.1969, 26.9.1969, 2.10.1969).
Dem 'bürgerlichen Wahlschwindel' der Bundestagswahlen (vgl. 28.9.1969) wurde durch diese intensive betriebliche Agitation der Arbeiterbasisgruppen (vgl. 21.10.1969) zwar kein Ende bereitet, dafür aber wurden die Voraussetzungen geschaffen (vgl. Nov. 1969), um in der Folge in einigen Betrieben und Branchen Betriebsgruppen aufzubauen, wobei dies unsererseits jeweils für die einzelnen Bereiche getrennt dargestellt werden wird.
1966:
Laut 'apo press' München gründet sich in München der Gewerkschaftliche Arbeitskreis der Studenten (GAST), entsprechend den GSG in anderen Städten.
U.a. wird auch die Arbeitsgruppe Gewerkschaftsjugend gebildet:"
In dieser Arbeitsgruppe … soll über Möglichkeiten einer Aktivierung der Jugendgruppenarbeit innerhalb der Gewerkschaften und über eine Zusammenarbeit von Gewerkschaftsjugend und Studenten diskutiert werden."
Quelle: apo press Nr.6 und 7,München 1968 bzw. 25.2.1969,S. 17 bzw. S.10ff
Januar 1968:
Laut 'apo press' München spaltet sich der Gewerkschaftliche Arbeitskreis der Studenten (GAST) München endgültig in zwei Gruppen auf (vgl. Apr. 1968).
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969,S.10ff
April 1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:"
Ende April 1968 versuchten die Sozialisten noch einmal, die Aktionseinheit mit dem KP-orientierten Flügel im GAST für den Kampf gegen die Notstandsgesetzgebung (NSG,d.Vf.) herzustellen. Das konnte natürlich nur bis zum 20.Mai klappen" (vgl. Jan. 1968, 18.5.1968).
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969,S.10ff
18.05.1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:"
Zwei Tage zuvor erklärte Sieglinde Tömmel (Vorstandsmitglied des GAST im Sommersemester 1968) in der Münchener Kunstakademie, der gewerkschaftliche Arbeitskreis unterstützt die für den Nachmittag des 20. Mai vorgesehene Demonstration zum Gewerkschaftshaus. … Die folgenden Wochen waren im GAST vom 'Boxkampf unter der Gürtellinie' zwischen den Sozialisten und den rechtsorientierten KP-Freunden bestimmt. … Auf den Redaktionssitzungen des vom GAST-München herausgegebenen Blattes 'Arbeiter- und Studenten' ging es ebenfalls recht lustig zu. Über die jeweiligen Artikel wurde nur so lange diskutiert, wie es den Kollegen Achenbach, Schmid, Högemann-Ledwohn & Co. paßte. War deren Geduld zu Ende, so wurde einfach abgestimmt" (vgl. Apr. 1968, 1.7.1968).
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969,S.10ff
20.05.1968:
In München findet, laut 'apo press' eine Demonstration gegen die Notstandsgesetze (NSG) zum Gewerkschaftshaus statt.
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969,S.10ff
29.05.1968:
In München findet, laut AB, wie in anderen Großstädten einen Tag vor der Verabschiedung der Notstandsgesetze eine große Demonstration statt. Auf einer Veranstaltung, die in München unter dem Motto "Was Tun?" steht, ruft der Sprecher des Kuratoriums Notstand der Demokratie zur Bildung von Basis-Gruppen auf (vgl. 5.6.1968).
Q: AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.10
30.05.1968:
Die KPD/ML-ZB berichtet von den Notstandsgesetzen (NSG):"
In München, wo am Tag der 3. Lesung mehrere Streiks stattfinden, werden von Gewerkschaftsfunktionären 1 200 Unterschriften gegen die NS-Gesetze gesammelt und an den Bundestag geschickt."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.55,Bochum 21.7.1971,S.9
Juni 1968:
In München bilden sich, laut ABG (vgl. Nov. 1969), nach Verabschiedung der Notstandsgesetze, also vermutlich im Juni Stadtteilbasisgruppen (vgl. Dez. 1968).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.5
05.06.1968:
Laut AB findet heute in München die "Gründungsversammlung der Arbeiter-Basis-Gruppen" statt (vgl. 29.5.1968, 27.6.1968). Vom AB heißt es dazu:"
Am 5.Juni folgen diejenigen, die die Gründung der Basis-Gruppen nicht als Rückzugsgefecht verstanden wissen wollen, dem Aufruf einiger revolutionärer Studenten und einigen sich darauf, mit den Basis-Gruppen eine Organisation zum Kampf gegen den Kapitalismus zu schaffen. Das war die Geburtsstunde der Arbeiter-Basis-Gruppen."
Während wir bezüglich dem Datum dem AB Glauben schenken, bleiben doch bezüglich des Namens Vorbehalte, da er doch ein wenig zu identisch mit der Vorläufergruppe des AB, den ABG für den Wiederaufbau der KPD klingt. Die 'apo press' München z.B. berichtet ebenfalls von der Gründung, spricht aber nur von Basisgruppen, zumindest zeitweise wurde auch der Name ABG der APO verwandt.
Laut 'apo press' München konstituieren sich in München nach den Antinotstandsgesetzaktionen die Basisgruppen, "als die Notwendigkeit einer praxisnahen Arbeit bitter gefühlt wurde. Man wollte die spezifischen Probleme der Bevölkerung angehen, so daß sich verschiedene Untergruppen entwickelten."
Laut Igor Preiss standen die ABG unter der Führung von Helge Sommerrock und Thomas Schmitz-Bender.
Q: apo press Nr.12,München 2.4.1969,S.11; Preiss,Igor:Zur gegenwärtigen Situation des Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD (AB),in: Aufsätze zur Diskussion Nr.5/6,Frankfurt 1980,S.124; AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.10 und S.56
27.06.1968:
Laut 'apo press' München findet in München eine der ersten Zusammenkünfte der Basisgruppe West statt (vgl. 5.6.1968, 3.7.1968). "Dort wurde auch die Frage 'welchen Weg soll die APO im Hinblick auf die Bundestagswahlen 1969 einschlagen' diskutiert. Es ergab sich, daß eine Wahlalternative zu begrüßen, eine Parteigründung, jedoch abzulehnen sei." Helge Sommerrock hält "eine Wahlalternative für nicht angebracht, deshalb müsse man sich 1969 auch der Wahl enthalten. Verstärkte Basisgruppen seien eine wirkliche Alternative zum Parlamentarismus und in der Lage, die Widersprüche des Kapitalismus aufzudecken".
Als Kontaktadressen der Basisgruppe West sind Neuberger und Ulrich Fritzsche angegeben.
Q: apo press Nr.6,München 7.7.1968,S.15
Juli 1968:
Laut 'apo press' München heißt es in einer Mitarbeiterinformation des Sozialistischen Arbeitskreises München zur Bundestagswahl 1969: "Für Marxisten-Leninisten können Wahlen innerhalb der kapitalistischen Klassengesellschaft nur zur Durchführung eines progressiven Aufklärungs- und Demokratisierungsprozesses sinnvoll sein."
Q: apo press Nr.12,München 18.8.1968,S.9
01.07.1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:
"Am 1. Juli gab Gerd Nies … bekannt, daß drei Mitglieder des GAST ihre Referentenposten niedergelegt hätten (am 28.6.1968, d.Vf.). … Obwohl die Rechten nach dem 28. Juni unter sich blieben, brachten sie im Monat Juli trotz zweier Anläufe keine beschlußfähige GAST-Mitgliederversammlung mehr zustande" (vgl. 18.5.1968, Okt. 1968).
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969,S.10ff
03.07.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen der Basisgruppen der APO statt (vgl. 27.6.1968, 10.7.1968).
An einem Treffen der Basisgruppe Nord nehmen 17 Personen teil. "Zu Beginn wurden die Berichte der Betriebsgruppen Siemens und BMW gegeben. Die anschließende Diskussion über die Strategie und das Selbstverständnis der Gruppe wurde geführt zwischen Vertretern einer 'allgemeinpolitischen Konzeption', den Befürwortern einer 'Wahlplattform' und denen, die Politisierung durch Selbständigkeit an der Basis erreichen wollen. Dabei erhob sich die Frage, ob eine solche Selbsttätigkeit in den Betrieben oder nicht besser in Wohngegenden zu erreichen sei. Die Betriebsgruppe hat die Patenschaft für die BMW übernommen und will eine Besuchsaktion durchführen." Als Kontaktadressen der Basisgruppe Nord sind Joachim Bergmann und Eduard Wiemuth angegeben.
Q: apo press Nr.6,München 7.7.1968,S.14ff
07.07.1968:
Die Nr.6 der 'apo press' München erscheint. Sie wird herausgegeben von: Presse und Informationszentrum der Kampagne für Demokratie und Abrüstung, München. Zur Gründung des Arbeitskreises Geschichte der Arbeiterbewegung heißt es, er "soll eine Lücke füllen, indem er die Verbindung zwischen unserem heutigen Widerstand und den Traditionen und Erfahrungen der Arbeiterbewegung herstellt. Der Arbeitskreis soll hinführen zu einer aktuellen Analyse der Entwicklung der Außerparlamentarischen Opposition und der Arbeiterbewegung in ihren verschiedenen Formen, die möglichst zu koppeln wäre mit dem Versuch einer Analyse der Herrschaftsformen und der Situation der Klassen und Schichten in der BRD".
U.a. sollen in den nächsten Wochen folgende Themen behandelt werden:
- Zur Geschichte sozialer Revolution: Die Reformation,
- Die französische Revolution,
- Beginn der proletarischen Bewegung - Linke, Vorstadtkommunen usw.
Q: apo press Nr.6,München 7.7.1968
10.07.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen der Basisgruppen der APO statt (vgl. 3.7.1968, 17.7.1968, 19.7.1968).
Auf dem Treffen der Basisgruppe Nord wird u.a. auch über ein Flugblatt der Betriebsgruppe BMW diskutiert, "das an die politische Tätigkeit während der Notstandsaktionen anknüpft. Das Flugblatt soll in einer Auflage von 10 000 Stück noch vor den Betriebsferien bei BMW, Siemens und anderen kleinen Betrieben verteilt werden".
Auskünfte dazu sind erhältlich über Joachim Bergmann.
Auf einem Treffen der Basisgruppe Ost berichten die Arbeitsgruppen über ihre Tätigkeit. Bei diesem Treffen handelt es sich bereits um das 5. Treffen der Gruppe, an dem 25 Personen teilnehmen. U.a. wird auch über das Betriebsverfassungsgesetz (BVG) diskutiert.
Q: apo press Nr.7,München 14.7.1968,S.8ff
14.07.1968:
Laut 'apo press' München soll in München eine Zusammenkunft der SDS-Betriebs- und Wohnungsprojektgruppe stattfinden.
Q: apo press Nr.6,München 7.7.1968,S.17
16.07.1968:
Laut 'apo press' München soll in München ein Koordinationstreffen der APO stattfinden. Erwartet werden 11 Organisationen und 3 Basisgruppen, denen die Aufgabe gestellt wird, "einen Katalog mit thematischen Schwerpunkten" zu erarbeiten.
Q: apo press Nr.6, 7 und 8,München 7.7.1968, 14.7.1968 bzw. 21.7.1968
17.07.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen einiger Basisgruppen der APO (vgl. 10.7.1968, 19.7.1968) statt.
Auf einem Treffen der Basisgruppe Süd begrüßt diese, "die Bereitschaft des Münchner Kuratoriums Notstand der Demokratie, seine Arbeit fortzusetzen. … Schwierigkeiten stellen sich vor allem in der Zusammenarbeit mit den Betriebsgruppen der Soziologiestudenten. Ein Kollege erklärte sich bereit, bei der nächsten Zusammenkunft der Arbeitnehmer im Salvatorkeller ein direktes Gespräch zu suchen, das den Kontakt zu den Arbeitnehmern in den Betrieben des Münchener Südens verbessern soll".
Die 6. Sitzung der Basisgruppe Ost "wurde mit Berichten der einzelnen Arbeitsgruppen eingeleitet. In der Betriebsarbeit stellte sich zuvorderst das Problem, wie sich die APO der 'unpolitischen' Arbeiterschaft darzustellen habe."
Q: apo press Nr.8,München 21.7.1968,S.8
19.07.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein Treffen der Basisgruppe Nord der APO (vgl. 17.7.1968, 24.7.1968) statt, auf der über eine Flugblattaktion vor nördlichen Münchener Industriebetrieben diskutiert wird.
Q: apo press Nr.8,München 21.7.1968,S.7
23.07.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein Koordinationstreffen der APO statt. Geklärt werden soll, "ob die Beteiligung der Außerparlamentarischen Opposition am Bundestagswahlkampf 1969 sinnvoll sei oder nicht. Die Kollegen, die sich im Juni bei einer Koordinationskonferenz bereit erklärten, einen Entwurf zu erarbeiten, der als Diskussionsgrundlage für ein politisches Programm dienen könnte, berichteten von ihrer Arbeit und legten einen Entwurf vor, der zur Gründung einer Sozialistischen Partei auffordert. … Als die wesentlichsten Forderungen bezeichnet das ebenfalls vorgelegte Aktionsprogramm die Regelung der Beziehungen zur DDR und anderen sozialistischen Staaten Osteuropas, sowie die Schaffung einer gesamteuropäischen Friedens- und Wirtschaftsordnung. Die durch eine solche Außenpolitik eingesparten Mittel sollen vor allem sozialen Aufgaben nutzbar gemacht werden, wobei die Mitbestimmung im Betrieb einer der Schwerpunkte sei. Man sei davon ausgegangen, erklärten die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe, eine positive Aussage zu entwickeln und den Wahlkampf zur großen Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Grundsätzliche Einwände gegen eine Wahlbeteiligung sind nach Ansicht des Kollegen Maringer aus Gründen der Effektivität und wegen der Gefahr des Opportunismus zu machen. In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation sei es mehr als fraglich, ob eine sozialistische Partei oder ein Wahlbündnis überhaupt in den Bundestag käme. … Dem hielt P. Schneider entgegen, daß die Möglichkeiten, die das System biete, genutzt werden müßten. Mit einer solchen Partei, die sich an der Wahl beteilige, könne eine Belebung der öffentlichen Meinung … erreicht werden. … Kollege Braun gab zu bedenken, daß das Faktum einer sozialistischen Partei auch zu einem ideologischen Druck auf die 'linke' SPD führen könne. Auch er meint, daß schon die Publizität, die im Wahlkampf erreicht werden kann, positive Wirkung habe. Eine Wahlalternative dürfe nicht darauf abzielen, möglichst viele Stimmen zu erhalten, warnte K. Schuler, vielmehr müsse sie darauf abzielen, möglichst viele demokratische 'Einzelkämpfer' zu erzeugen. … Friedrich Hitzer meinte, daß die verschiedenen Meinungen in der APO zu dieser Frage keinen echten Gegensatz darstellten. Alles komme darauf an, die verschleiernden Mechanismen zu entschleiern und den herrschenden Kräften eine Alternative entgegenzusetzen. Helmut Wittkowsky (DFU) bezweifelt, ob eine spezifisch sozialistische Plattform die Lösung ist. Was man realistischerweise erreichen könne, sei ein breites Bündnis, das sich auf der Basis eines Minimalprogramms zusammenfinden könne. Das habe der 'Gießener Kreis' klar erkannt und darauf auch seinen Aufruf abgestellt. Ein Kollege des LSD (Liberaler Studentenbund Deutschlands) formulierte nochmals grundsätzliche Einwände gegen eine Wahlbeteiligung."
Q: apo press Nr.9,München 28.7.1968,S.12f
24.07.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein Treffen der Arbeiterkonferenz zur Wahlalternative 69 statt. Ca. 120 Personen aus Münchener Betrieben sind anwesend, "um einen Entwurf für ein politisches Programm zu diskutieren, das von einem Redaktionskomitee formuliert worden war". Ein Entwurf gliedert sich in die Teile:
"1. Soziale Forderungen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – insbesondere für Frauen und Jugendliche, vier Wochen Mindesturlaub, keine Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge, bezahlter Bildungsurlaub, 13. Monatsgehalt, Sicherheit im Alter, Herabsetzung des Rentenalters.
2. Voraussetzung zur Verwirklichung dieser Forderungen: Qualifizierte Mitbestimmung, Senkung der Rüstungsausgaben um 50%, Abschaffung der Wehrpflicht, drastische Besteuerung der Millionenverdiener, Aufhebung aller Notstandsgesetze und damit Vermeidung von Milliardenkosten zu Lasten der Bürger, keine Verschleuderung von Entwicklungsgeldern.
3. Innen- und außenpolitische Forderungen: Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages, Anerkennung der DDR und der bestehenden Grenzen in Europa, Austritt der BRD und der DDR aus der NATO bzw. Warschauer-Pakt, keine Lagerung von Atomwaffen in der BRD und DDR, Schluß mit dem Krieg in Vietnam, keine Unterstützung durch die Bundesregierung, Auflösung der NPD, keine wirtschaftliche und politische Unterstützung von Griechenland, Spanien und Portugal."
Die Basisgruppe Ost erarbeitete für dieses Treffen ebenfalls einen Entwurf, "welcher nahezu die gleichen Forderungen enthielt."
"Aus der Basisgruppe Nord und West kam die Anregung, keine Unterstützung des Krieges in Vietnam durch Devisenausgleichszahlungen an die USA mit aufzunehmen. Man müsse der Tatsache Rechnung tragen, daß die meisten Arbeiter 'Bild'-Leser sind, die keine theoretischen Ausführungen aufnehmen, meinte der Betriebsrat Schirmer. Er verlangte als Programmpunkt 1 die Sicherung des Arbeitsplatzes, weiter ein neues Mieterschutzgesetz. … Kritisiert wurde die Wahlalternative von Thomas Schmitz- Bender. Der vorliegende Versuch, ein Programm aufzustellen, habe die Fragwürdigkeit einer Wahlalternative deutlich gemacht. Er bezeichnete das vorgelegte Programm als eine Mischung von konkreten Forderungen und Allgemeinplätzen. … Sein Alternativvorschlag, eine Parlamentarismusanalyse vorzunehmen, wurde als zu theoretisch bzw. nicht effektiv von einem großen Teil der Anwesenden abgelehnt. … Die Versammlung schloß mit der Wahl eines um fünf Kollegen erweiterten Vorstandes."
Q: apo press Nr.8 und 9,München 21.7.1968 bzw. 28.7.1968,S.9 bzw. 13ff
24.07.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Treffen der APO-Basisgruppen statt (vgl. 17.7.1968, 19.7.1968, 31.7.1968).
Ein Treffen der Basisgruppe West beschäftigt "sich hauptsächlich mit der Arbeit der Wohngruppe und der bevorstehenden Mieterversammlung. … Weiterhin kam die Notwendigkeit zur Sprache, Information über das künftige Schicksal der Metzelerwerke zu beschaffen".
Q: apo press Nr.9,München 28.7.1968,S.16
27.07.1968:
Laut 'apo press' München findet im Münchener Klub Eugen Levine eine Diskussion unter dem Thema: 'Gewerkschaftsjugend und Studenten' statt. "Unter reger Beteiligung Münchener Gewerkschaftsjugendlicher wurden Möglichkeiten der organisierten Zusammenarbeit von Gewerkschaftsjugendlichen und Studenten diskutiert. … Gemeinsam kam man zur Überzeugung, daß die linken Studenten, um für ihre politischen Ziele Resonanz finden zu können, in Zusammenarbeit mit linken Arbeitnehmervertretern an der betrieblichen Basisarbeit teilnehmen sollen und dadurch Vertrauen erwerben müssen."
Q: apo press Nr.10,München 4.8.1968,S.7
31.07.1968:
Laut 'apo press' München finden heute Sitzungen der Münchener APO-Basisgruppen statt (vgl. 24.7.1968, 7.8.1968).
Auf dem Treffen der Basisgruppe West steht im Mittelpunkt der Diskussion der "Bericht der Wohngruppe über die Mieterversammlung. … Die Betriebsgruppe will den Betriebsrat von Metzeler auffordern, Auskunft darüber zu geben, ob die Metzelerwerke wirklich verkauft werden. … Die Steuergruppe plant für den Herbst eine Flugblattaktion, die die Arbeiter auf die Möglichkeit aufmerksam machen soll, sich von ihr beim Lohnsteuerjahresausgleich beraten zu lassen. Im Anschluß … wurde darüber diskutiert, wie man Lehrlinge für die Arbeit in den Basisgruppen gewinnen kann."
Die Basisgruppe Ost beschäftigt sich mit dem "Abbau von Sozialleistungen in den Betrieben" und will "über die drei großen Betriebe des Stadtteils Ost Informationen beschaffen".
Q: apo press Nr.10,München 4.8.1968,S.11f
01.08.1968:
Laut 'apo press' München konstituiert der GAST (Gewerkschaftlicher Arbeitskreis der Studenten) in München wahrscheinlich heute einen Arbeitskreis, "der sich mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung beschäftigt".
Q: apo press Nr.10,München 4.8.1968,S.6
03.08.1968:
Laut 'apo press' München soll heute in München erstmalig das Münchener Sozialistische Straßentheater auftreten. Thema der Aufführung soll sein: Notstand und Mitbestimmung.
Q: apo press Nr.9,München 28.7.1968,S.17
14.08.1968:
Laut 'apo press' München finden heute Sitzungen der Münchener APO-Basisgruppen statt (vgl. 7.8.1968, 21.8.1968). Im Mittelpunkt des Treffens der Basisgruppe Ost steht ein Referat 'Über die Mitbestimmung' vom Kollegen Lazarus.
Q: apo press Nr.12,München 18.8.1968,S.12
21.08.1968:
Laut 'apo press' München tagen heute die Münchener APO-Basisgruppen (vgl. 14.8.1968, 28.8.1968).
Die Basisgruppe Nord beschäftigt sich u.a. mit den Vorgängen in der CSSR. Weiter will "die Gruppe in Zusammenarbeit mit der SDAJ (der späteren DKP,d.Vf.) … nächste Woche vor den BMW Flugblätter zum Antikriegstag am 1.9. verteilen … Die anschließende Diskussion über die Vorgänge in der CSSR erbrachte keine Übereinstimmung der Standpunkte".
Neben dem Thema 'Mitbestimmung' diskutierte die Basisgruppe Ost "die jüngsten Ereignisse in der CSSR".
"Die Anwesenden waren sich einig, daß die Reaktion die Vorgänge in der CSSR zu einer antikommunistischen Kampagne ausnützen wird. Keine Einigkeit wurde erzielt, inwieweit die Aktion der Staaten des Warschauer Paktes vom sozialistischen Standpunkt her gerechtfertigt sei oder nicht. Mangels ausreichender Informationen über die Entwicklung in der CSSR in den letzten Jahren, über die tatsächlichen Vorgänge und Hintergründe, sah sich die Basisgruppe nicht in der Lage, verbindlich für oder gegen die Besetzung der CSSR Stellung zu beziehen."
Q: apo press Nr.13,München 25.8.1968,S.11f
27.08.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein Koordinationstreffen der APO statt. Das Treffen wurde von den "Ereignissen in der CSSR überschattet". "Vor allem die anwesenden Vertreter der Kampagne (KfDA,d.VF.), des Arbeitskreises für Fragen des Zeitgeschehens sowie der Mehrheit der Basisgruppen waren der Meinung, daß das für den 1.9. vorbereitete Flugblatt 'Wird die Bundeswehr auf Sie schießen?' nicht ohne einen auf die Ereignisse in der CSSR bezogenen Zusatz verteilt werden könne. Die Mehrheit einigte sich auf einen Zusatztext, der für die angekündigte Diskussion auch das Thema CSSR in Aussicht stellt … Nach langen, heftigen Debatten schloßen die Organisationsvertreter einen Kompromiß. Ebenso einstimmig beschloß man, die Aktion zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in vollem Umfang durchzuführen."
Q: apo press Nr.14,München 1.9.1968,S.4
28.08.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Treffen der Basisgruppen der APO (vgl. 21.8.1968, 4.9.1968) statt.
Vom Treffen der Basisgruppe West wird u.a. berichtet:"
Die Betriebsgruppe Metzeler (CPK-Bereich,d.Vf.) wird ihre Arbeit verstärkt wieder aufnehmen; sie ist bemüht, umfassende Informationen zu erhalten und sucht noch zuverlässige Kontaktleute in den Betrieben."
Die Basisgruppe Ost "kritisierte … ihre bisherige Arbeit und diskutierte die Vorstellungen über ihre weitere Tätigkeit: … In nächster Zeit will die Basisgruppe Ost folgende Probleme aufgreifen: fehlende Kindergärten, Repressionen in den Lehrlingsheimen und das Wohnungsproblem im Münchener Osten. Sie glaubt damit weite Kreise der Bevölkerung anzusprechen und politisieren zu können".
In der Basisgruppe Nord wird von einem Teil der Basisgruppe "heftige Kritik an der Flugblattaktion zum Antikriegstag" geübt:"
Angesichts der Ereignisse in der CSSR hielt es diese Gruppe für taktisch äußerst ungeschickt, ein Flugblatt zu verteilen, daß vor der Besetzung der CSSR entworfen wurde. Um die Einheit der APO jedoch nicht weiter zu gefährden, erklärten sich die Kritiker der Aktion bereit, bei der Flugblattverteilung mitzuwirken. Fast alle Anwesenden waren sich einig, daß die Veranstaltung am 1. September nicht stattfinden sollte, da diese nach ihrer Meinung zu einem Fiasko für die weitere Arbeit der APO ausarten würde. Die Basisgruppe beschloß, sobald als möglich eine Flugblattaktion zu starten, mit der die Bevölkerung auf die heuchlerische Aktion der westlichen Staaten auf die Besetzung der CSSR hingewiesen werden soll."
Q: apo press Nr.14,München 1.9.1968,S.6ff
31.08.1968:
Laut 'apo press' München finden in München schon heute Aktionen zum morgigen Antikriegstag (AKT) statt:"
Annähernd hundert Arbeiter und Studenten zogen am Sonntagabend zum 'Mathäser-Filmpalast' und verteilten an die auf Einlaß wartenden Kinobesucher und an die Passanten ihre Flugblätter."
Dieser Protest gegen den Film "Die grünen Teufel" wurde durch ein Teach-in der APO in Augustiner-Keller vorbereitet. Dort wurden Flugblätter verteilt, "die die Freunde aufforderten, von einer abstrakten Anti-Kriegs-Haltung zur konkreten Aktion zu schreiten".
Die AG Rüstung und Gesellschaft bzw. die Kampagne für Demokratie und Abrüstung (KfDA) "will … in der Innenstadt mit einem Informationsstand auf die Aktionen zum Antikriegstag hinweisen".
Q: apo press Nr.12 und 14,München 18.8.1968 bzw. 1.9.1968,S.11 bzw. S.12
04.09.1968:
Laut 'apo press' München tagen in München die Basisgruppen der APO (vgl. 28.8.1968, 11.9.1968).
Die Basisgruppe Ost diskutiert u.a. ihre Beteiligung an der Herstellung der 'apo press'. Sie will die "Initiative zu einem 'Selbsthilfe-Kindergarten' für das Gebiet um den Ostbahnhof ergreifen. Wenn sich möglichst viele Eltern diesem Selbsthilfering angeschlossen haben, sollen sie zu Diskussionen über pädagogische, soziale und psychologische Themen eingeladen werden. Die Forderung nach einem Betriebskindergarten soll dann in die Betriebsarbeit aufgenommen werden, wenn sich in einem Betrieb eine Gruppe interessierter Mütter und Väter gefunden hat."
Q: apo press Nr.15,München 9.9.1968,S.9
18.09.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen der Basisgruppen Nord, West und Süd der APO statt (vgl. 11.9.1968, 25.9.1968). Auf der Sitzung der Basisgruppe West übten die Anwesenden "Kritik an ihrer bisherigen Arbeit und waren der Ansicht, daß die gegenwärtige relative Unproduktivität und tendenzielle Stagnation der Basisgruppe nicht allein auf ideologische Differenzen zurückzuführen sind. … Besonders bei den Arbeitern habe sich deshalb das Gefühl breitgemacht, manipuliert zu werden. Diese Entwicklung habe sich vor allem bei Diskussionen über die Rebellion der Studenten und Arbeiter in Frankreich und über die Intervention in der CSSR deutlich gezeigt". Zukünftig "sollen kleinere Arbeitskreise gebildet werden, die sich intensiver und kritischer mit den Problemen der Basisgruppe befassen".
Q: apo press Nr.17,München 23.9.1968,S.6
18.09.1968:
Laut 'apo press' München soll heute in München ein Treffen der Arbeiterkonferenz stattfinden (vgl. 9.10.1968).
Q: apo press Nr.16,München 16.9.1968,S.6
Oktober 1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:"
Ende Oktober 1968 klappte es dann wieder mit dem Zustandekommen einer GAST-Mitgliederversammlung. Dank der Hilfe von Johanne Hundt (DKP), sowie Peter Strutynski gelang es, einige Soziologiestudenten für die Überreste des GAST zu interessieren" (vgl. 1.7.1968, 25.2.1969).
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969,S.10ff
05.10.1968:
Laut 'apo press' München haben "39 Münchner Kommunisten und Sozialisten den Kreisausschuß München der neu gebildeten Kommunistischen Partei konstituiert. In einer Erklärung stellte sich der Kreisausschuß hinter die Aufrufe des Bundesausschusses und des bayerischen Landesausschusses. Alle Münchner Kommunisten und Sozialisten werden in der Erklärung aufgerufen, Stadtteil-, Betriebs- und Wohngebietausschüsse zu konstituieren. Der Kreisausschuß wählte ein 11-köpfiges Arbeitssekretariat."
Q: apo press Nr.19,München 7.10.1968,S.7
09.10.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein erneutes Treffen der Arbeiterkonferenz (vgl. 18.9.1968) statt, auf dem weiter die Wahlalternative diskutiert wird:
"120 Münchener Arbeiter und Angestellte haben bei der letzten Versammlung beschlossen, sich an den Bundestagswahlen 1969 mit einem eigenen, neuen politischen Programm zu beteiligen. … Sie haben die Initiative ergriffen, weil sie erkannt haben, daß die im Bundestag und in den Länderparlamenten vertretenen Parteien die Interessen der arbeitenden Bevölkerung nicht wirksam wahrnehmen."
Auf dem Treffen soll über "den Entwurf eines politischen Programms diskutiert werden, das folgende Forderungen enthält:
Sicherung des Arbeitsplatzes; gleicher Lohn für gleiche Arbeit - auch für Frauen, Jugendliche und alte Arbeitnehmer; gesetzliche Verankerung der fünf-Tage-Woche, dreizehn Monatsgehälter für Arbeiter und Angestellte, vier Wochen Mindesturlaub; ein bezahlter freier Tag im Monat für berufstätige Frauen; Senkung der Lohnsteuer, keine Erhöhung der Beiträge zur Sozialversicherung aber Sicherheit im Alter (Herabsetzung des Rentenalters bei Männern auf 60, bei Frauen auf 55 Jahre); Ausbau des Mieterschutzes und Sozialwohnungen zu erschwinglichen Preisen; mehr Krankenhäuser, Erholungsstätten, Sportplätze und Kindergärten; gleiche Bildungschancen ohne Klassenschranken; mehr Arbeiterkinder an die Universität."
"In mehreren bayerischen Städten bestehen bereits Arbeiterinitiativen; erste Kontakte zwischen den Vertretern dieser Initiativen haben sich bereits ergeben. Der gebildete Arbeitsausschuß wird diese Kontakte mit anderen Organisationen und Parteien herstellen müssen; er wird die zentralen politischen Aktionen planen und leiten und wird zur gegebenen Zeit Kandidaten aufstellen." Kontakte sind herzustellen über: Ulrich Fritzsche, Frieder Hitzer, Hankofer.
Q: apo press Nr.19 und 20,München 7.10.1968 bzw. 14.10.1968,S.5 bzw. S.4f
23.10.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen der APO-Basisgruppen statt (vgl. 16.10.1968, 30.10.1968).
Auf dem Treffen der Basisgruppe West wird der Abriß der Häuser der bedrohten Mieter diskutiert. Dadurch soll die Basisgruppe "einen empfindlichen Rückschlag erlitten" haben. Die Basisgruppe regt an, "daß man nunmehr versuchen solle, auf das der Fa. Metzeler gehörende Grundstück zwischen Gollierplatz und Astallerstraße zu verweisen, auf dem es für die Stadt möglich wäre, Ersatzwohnungen in etwa derselben Art … zu errichten. Die nächste Sitzung will man nun dazu benutzen, die neu entstandene Situation zu diskutieren. In ihrem letzten Flugblatt hatte die Betriebsarbeitergruppe West die Arbeiter der Firma Metzeler auf die Selbstorganisation der Mieter … hingewiesen und den Arbeitern eine ähnliche Kampfform empfohlen. Bei der Firma Metzeler sollen Verkaufspläne bestehen. Das würde für die Arbeiter den Verlust ihrer gegenwärtigen Existenz bedeuten, da der potentielle Käufer seine Absicht, die Gummiproduktion drastisch zugunsten der Schaumstoffproduktion einzuschränken, erklärt hat."
Die Basisgruppe Süd diskutiert den Bericht der Wohnungsarbeitsgruppe und:"
Ein weiterer Schwerpunkt der Basisgruppenarbeit wird das Industriegebiet Obersendlings (insbesondere Siemens) sein. Hierbei soll in erster Linie nicht von innerbetrieblichen Konflikten, sondern von den zusätzlichen Repressionen ausgegangen werden, die einzelne Konzerne in Lehrlingsheimen, Ledigenheimen und werkseigenen Wohnungen auf den Privatbereich der Arbeiter ausüben." Informationen darüber sind bei Helga Pilckmann einzuholen.
Q: apo press Nr.22,München 28.10.1968,S.7ff
30.10.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen der Basisgruppen der APO (vgl. 23.10.1968, 6.11.1968) statt.
In der Basisgruppe Ost referiert Walter Listl (SDAJ) "über die Situation der Lehrlinge, die in verschiedenster Weise unterdrückt und ausgebeutet werden. … Die Gruppe Ost will sich … nachdem seitens der SDAJ ein konkretes Aktionsprogramm ausgearbeitet worden ist, zur Koordination zusammensetzen. Die Basisgruppe soll weiter versuchen, über Vertrauensleute Kontakte zu Arbeitnehmern der Firma Siemens herzustellen. Dagegen wurde eingewandt, daß sich diese Arbeit schwierig gestalten würde, weil mit relativ schwachen Kräften in einen Großbetrieb hineingewirkt werden müßte. Sinnvoller sei es, wenn man - wie im Falle Koller (Rockwool) - versuche, in Mittelbetrieben Modellfälle zu schaffen".
Q: apo press Nr.23,München 4.11.1968,S.23f
11.11.1968:
In der 'apo press' München Nr.24 (vgl. 4.11.1968, 18.11.1968), wird von einer Münchener Arbeiter- und Angestelltenkonferenz berichtet, die sich u.a. mit der Gründung eines Aktionsrates für das Wahlbündnis 1969 beschäftigt. Ihm sollen angehören: W. Listl, F. Schirmer, W. Fritzsche, E. Runge, L. Hankofer. Weiter wurde über die Bildung der Aktionsgruppen Renten- und Sozialversicherung und Weißer Kreis diskutiert.
Q: apo press Nr.24,München 11.11.1968
23.11.1968:
Laut 'apo press' München findet im Münchener Klub Eugen Levine eine Diskussionsrunde zum Thema 'Arbeiterpolitik und Bundestagswahlkampf' statt. Es spricht Walter Fritzsche von der Arbeiter- und Angestelltenkonferenz.
Q: apo press Nr.27,München 2.12.1968,S.11
13.12.1968:
Laut 'apo press' München soll heute in München "eine Vorbesprechung zur Gründung eines Arbeitskreises: Die Situation der Gewerkschaften in der spätkapitalistischen Gesellschaft" stattfinden:"
Es wird vorgeschlagen, daß sich der AK u.a. mit folgenden Themen beschäftigt: Analyse der Gesellschaftsordnung in der BRD und der gewerkschaftlichen Nachkriegspolitik vor dem Hintergrund ökonomischer Entwicklung; die Stellung der Gewerkschaften im Herrschaftssystem in Westdeutschland, Untersuchung der 'Konzertierten Aktion' und Mitbestimmungskonzeptionen des DGB; Betrachtung der bisherigen Betriebsratsarbeit anhand der Beispiele einiger Großbetriebe; Analyse der gewerkschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Neofaschismus und des Versuchs, die westdeutsche Arbeiterschaft zu politisieren. Außerdem ist das Verhältnis zwischen dem DGB und der progressiven Studentenschaft zu diskutieren. Wichtig ist ferner eine Erörterung des gesellschaftlichen Standortes der Gewerkschaften in Frankreich, Großbritannien und den USA. Am 13.12. sollen Themen und Ablauf für die folgenden Sitzungen sowie die Aufstellung einer Literaturliste diskutiert werden." Informationen können eingeholt werden bei Hermann Gilbhard und Bernhard Schoßig.
Q: apo press Nr.27,München 2.12.1968,S.13
13.01.1969:
Laut 'apo press' München melden Mitglieder der Arbeiterbasisgruppen (ABG) der Außerparlamentarischen Opposition München, Nord, West und Süd (später nur noch: Arbeiterbasisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition) und der SDS Arbeitsgruppe für Betriebs- und Wohnungsfragen beim Amt für Öffentliche Ordnung eine 1. Mai-Kundgebung auf dem Königsplatz an.
Q: apo press Nr.12,München 2.4.1969,S.2
29.01.1969:
Laut 'apo press' finden in München Treffen der APO-Basisgruppen (vgl. 22.1.1969, 5.2.1969) statt.
Aus der Basisgruppe Süd wird u.a. berichtet:"
Die nächste Aktivität wird sich auf die Zusammenarbeit mit Lehrlingen richten. Zunächst werden die im Süden liegenden Lehrlingsheime erfaßt. Dort will man versuchen, die Probleme der Lehrlinge in den Heimen und in der Arbeitsstätte zu analysieren. Die Mitglieder der Basisgruppe zogen einen Fragebogen in Erwägung." Nähere Auskünfte sind bei Gernot Schubert einzuholen.
Q: apo press Nr.4,München 4.2.1969,S.14
05.02.1969:
Laut 'apo press' München finden in München Treffen der APO-Basisgruppen (vgl. 29.1.1969, 12.2.1969) statt.
Diskutiert wird in der Basisgruppe West über "die geplante APO-Veranstaltung am 1. Mai auf dem Königsplatz. Die Basisgruppe sprach sich mit 9 Ja-Stimmen, keiner Nein-Stimme sowie zwei Enthaltungen dafür aus, sich an dieser Veranstaltung aktiv zu beteiligen".
Q: apo press Nr.5,München 11.2.1969,S.21f
25.02.1969:
Vermutlich heute erscheint in München die 'apo press' Nr.7 (vgl. 18.2.1969, 4.3.1969). Berichtet wird von einer Mitgliederversammlung des Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST), auf der sich dieser auflöst. Aus diesem Anlaß wird ein wenig auf die Geschichte des GAST eingegangen (vgl. Okt. 1968):
In ihm waren u.a. vertreten "Anhänger des antiautoritären-sozialistischen Lagers, die keineswegs als geschlossener Block, bzw. Fraktion in Erscheinung traten, ferner einige Radikaldemokraten, Linksliberale, linke Sozialdemokraten und linke Kommunisten. Eine fest gefügte Fraktion bildeten demgegenüber die Freunde einer KP-orientierten Politik. … Die internen Auseinandersetzungen bezogen sich allmählich auf zwei unterschiedliche Konzeptionen für die Tätigkeit des Arbeitskreises. Die Antiautoritären versuchten bis him zum letzten Atemzug des GAST, ausgehend von der Analyse der Situation der Gewerkschaften, bzw. des DGB in der spätkapitalistischen Gesellschaft der BRD, ein Modell für eine kritische, sozialistisch orientierte Gesellschaftspolitik zu entwickeln und nach Möglichkeit für die Anwendung in der Praxis zu suchen, d. h. also nicht die Ablehnung der Gewerkschaften als Organisation, sondern im Gegenteil, der Integration der Gewerkschaften in das kapitalistische Herrschaftssystem entgegenzuwirken, d.h. ferner, um nur ein Beispiel zu nennen: ausgehend von der strikten Ablehnung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht einfach vorbehaltslose Übernahme, sondern eine kritische Untersuchung der derzeit vorhandenen DGB-Mitbestimmungskonzeption und Propagierung weiterführender Vorstellungen … und darüber hinaus die Diskussion über die Arbeiterselbstverwaltung zu führen. Die Anhänger einer sozialistisch-antiautoritären Politik betrieben stets eine punktuelle Zusammenarbeit mit progressiven Gewerkschaftskreisen in verschiedenen Bereichen, ohne dabei ihre eigene politische Konzeption aufzugeben oder sich systemimmanenter manipulativer Mittel zu bedienen. Nach Auffassung der sozialistischen Gruppierung im GAST sollten die Kollegen Gewerkschaftler - ebenso wie die Studenten, - im Rahmen der Zusammenarbeit aufkommende politische Meinungsverschiedenheiten unter offener Darlegung der jeweiligen Standpunkte sachlich ausdiskutieren. Demgegenüber vertrat die autoritär-formalistische KP-freundliche Fraktion unter Führung von Elvira Högemann-Ledwohn, Fred Schmid, Marina Stütz-Achenbach den Standpunkt, der Arbeitskreis habe an erster Stelle seine organisatorische Existenz zu bewahren und dementsprechend allen Schwierigkeiten mit DGB-Stellen aus dem Wege zu gehen und den jeweiligen Umständen zufolge notfalls auch - um die eigene Position zu retten - politische Konzessionen einzugehen. … Im übrigen hielt diese Fraktion nicht viel von Öffentlichkeit im Bereich des gewerkschaftlichen Arbeitskreises, bzw. von Informationspflicht der GAST-Vorstände gegenüber allen Mitgliedern, sobald es um schwerwiegende Auseinandersetzungen zwischen gewerkschaftlichen Studentengruppen (GSG's) und Gremien der Gewerkschaften, bzw. des DGB ging. … Der KP-orientierte Flügel verhinderte auf den übrigen MVs meistens Diskussionen über grundsätzliche Probleme der Zusammenarbeit zwischen dem GAST und den Gewerkschaften."
Q: apo press Nr.7,München 25.2.1969
26.02.1969:
In München finden Treffen der Basisgruppen der APO statt (vgl. 12.2.1969, 3.3.1969) statt. Der Schwerpunkt des Treffens im Westen liegt, laut 'apo press', "in der Erörterung der hinsichtlich des 1.Mai anstehenden Fragen. In diesem Zusammenhang wurde heftige Kritik gegen die 'Abendzeitung' laut, da sie in ihrer Berichterstattung über die Kontroverse zwischen DGB und den Basisgruppen der APO hinsichtlich des Königplatzes die unwahre Behauptung verbreitet, es handle sich bei eben dieser Kontroverse um eine Auseinandersetzung zwischen Arbeitern (DGB) auf der einen Seite und Studenten (SDS) auf der anderen Seite. … Bei der weiteren Erörterung über die Fragen des 1.Mai kam auch das Problem der organisatorischen Vorbereitung zur Sprache. So werden in allernächster Zeit Flugblattaktionen der Basisgruppen vor größeren, in unseren 'Zuständigkeitsbereich' fallenden Betriebe begonnen werden, um der Arbeiterschaft klarzumachen, daß der 1.Mai höchstens für die Leute, für die Gewerkschaftsbosse, ein Grund zum Feiern ist, welche die Sache so prima hingekriegt, so glänzend geschaukelt - und dabei die Arbeiter selbst verschaukelt haben. Und deshalb darf der 1.Mai nicht länger Feiertag der wenigen sein, sondern er muß wieder ein Kampftag der vielen werden. Berichte über Sitzungen der Basisgruppen erfolgen in der 'apo press' nun nur noch sporadisch.
Q: apo press Nr.8,München 4.3.1969,S.15
03.03.1969:
In München finden Treffen der 4 APO-Basisgruppen statt (vgl. 26.2.1969, 12.3.1969). Diskutiert wird in der Gruppe West, laut 'apo press', u.a. über den 1. Mai. Auf der Sitzung kommt es u.a. zu einer Kontroverse von Betriebsangehörigen aus einem Betrieb in München:"
Dabei geht es um die von einem Betriebsangehörigen (gleichzeitig Betriebsratsangehöriger) entfachte Hetzkampagne gegen die fortschrittlichen Kräfte unter der Studentenschaft. … Weiterhin befaßte sich die Basisgruppe mit dem diesjährigen Ostermarsch. Dabei kam die Rolle der Kampagne für Demokratie und Abrüstung zur Sprache, sowie die Strategie und das Vorgehen der DKP in diesem Punkt und in anderen Bereichen. In Bezug darauf kam es abschließend noch zu einer Diskussion über das Verhalten der DKP gegenüber der KPD/ML."
Q: apo press Nr.9,München 11.3.1969,S.14f
04.03.1969:
Erstmals berichtet die 'apo press' München Nr.8 (vgl. 25.2.1969, 11.3.1969) von der Existenz der Arbeiter-Basisgruppen (ABG) der Außerparlamentarischen Opposition München-Nord, West und Süd, die zusammen mit der SDS-Arbeitsgruppe für Betriebs- und Wohnungsfragen "für den 1.Mai auf dem Königsplatz eine Kundgebung angemeldet (haben) und zwar vor dem DGB-Kreis München" (vgl. 13.1.1969).
Stellvertretend für diese Gruppen unterzeichnen Helge Sommerrock und Thomas Schmitz-Bender die Kundgebungsanmeldung. In einem Flugblatt, das an Arbeiter vor Betrieben verteilt wurde, heißt es:"
Wir wollen, daß der 1. Mai der Tag der für ihre Rechte und Interessen kämpfenden Arbeiterschaft ist. Wir haben durch zwei Studenten aus der SDS-Arbeitsgruppe für Betriebs- und Wohnungsfragen eine 1.Mai-Kundgebung auf dem Königsplatz beantragt - nicht um die Gewerkschaften dort zu vertreiben. Sondern wir wollen, daß die Arbeiterschaft am 1. Mai nicht länger nur das Publikum für große, aber hohle Worte ist. Wir wollen erreichen, daß die Arbeiterschaft ihren Tag selbst bestimmt." Man schlägt vor, "daß wir uns mit dem DGB in der Platzfrage arrangieren".
Darauf antwortet der Münchener DGB-Kreisvorsitzende Ludwig Koch mit einem Brief, in dem es u.a. heißt:"
Da in München eigentlich jedermann … weiß, daß eine 1.Mai-Kundgebung vom DGB-Kreis München durchgeführt wird und zwar seit Jahrzehnten auf dem Königsplatz, müssen wir annehmen, daß Sie mit der Beantragung Ihrer Kundgebung dem DGB und seiner Kundgebung entgegentreten wollen. Läge Ihrem Antrag, der sich auf den gleichen Ort und dieselbe Zeit bezieht, diese Absicht der Störung der DGB-Kundgebung nicht zugrunde, was hätte Sie gehindert, eine Mai-Veranstaltung nach Ihren Ideen und gesellschaftspolitischen Zielen zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort abzuhalten. … Ihr Gesprächsangebot schmeckt unaufrichtig. Heuchelei mag insoweit nicht zutreffen, als Sie vielleicht glaubten, dem 'amtsmäßigen-Güte-Vergleich' des Amts für öffentliche Ordnung formell nachkommen zu sollen. … Mit dem Worte 'unaufrichtig' und 'Heuchelei' beabsichtigen wir keine Beleidigung, sondern wir wollen nur den Sachvorgang so bezeichnet wissen. Vom Amt für Öffentliche Ordnung erhielten wir bis jetzt kein Schreiben – wohl deshalb nicht, weil wir bei der telefonischen Voranmeldung unserer Kundgebung bereits vom Vorliegen Ihres Antrages unterrichtet wurden. Da der DGB-Kreis München die Absicht hat, auch weiterhin seine Kundgebungen durchzuführen, haben wir unsere schriftliche Anmeldung - trotz des von Ihnen gestellten Antrages - noch nachgereicht. Sie und wir müssen es nun dem Amt für Öffentliche Ordnung überlassen, über unsere Anträge zu entscheiden."
In einem Antwortschreiben der Arbeiter-Basisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition München, Nord, West und Süd und der SDS-Arbeitsgruppe für Betriebs- und Wohnungsfragen auf den Brief des DGB-Kreisvorsitzenden, heißt es u.a.:"
Warum habt Ihr Euch nicht darauf berufen, daß der 1. Mai der Tag der für ihre Rechte und Interessen kämpfenden Arbeiterschaft ist? Weil Ihr in diesen Jahrzehnten den 1.Mai zu einer Festveranstaltung gemacht habt, die den Anschein erweckt, als würde die bestehende kapitalistische Gesellschaftsordnung der Arbeiterschaft zu ihrem Recht verhelfen. Ihr habt den 1.Mai zur Tribüne der Herren gemacht, die für die bestehende Gesellschaftsordnung Reklame machen und die die Interessen der Arbeiter mit Füßen treten. Oder wollt ihr bestreiten, daß auf den 1. Mai Kundgebungen Vertreter der Parteien gesprochen haben, die die Hand erhoben für die Notstandsgesetze und für Verteuerung von Arbeiterwohnungen durch den 'Weißen Kreis'? Ihr selbst speist am 1.Mai die Arbeiterschaft mit hohlen Worten ab, die der Ersatz für die Taten sein sollen, daß die Bundesregierung nun Ernst macht mit der Verabschiedung der Notstandsgesetze. Aber an diesem 1.Mai konnten die zum Widerstand bereiten Arbeiter aus Eurem Munde noch nicht einmal etwas darüber hören, ob und wie sie mit Eurer Unterstützung rechnen können. … Warum ist der 1.Mai für Euch nicht mehr der Tag der für Ihre Rechte und Interessen kämpfenden Arbeiterschaft? Weil die Gewerkschaften ihre Aufgabe gar nicht mehr im Kampf gegen den Kapitalismus und für eine Gesellschaft, in der die Arbeiterschaft zu ihrem Recht kommt, sehen. Sondern die Gewerkschaftsvorstände vermitteln nur noch wie ein Makler zwischen den Arbeitern und den Kapitalisten und schützen oft genug sogar die bestehenden Verhältnisse vor den Ansprüchen der Arbeiterschaft. … Seit Jahrzehnten habt Ihr den 1.Mai in Beschlag genommen, um Eurer Politik des ständigen Nachgebens den Glanz des Erfolges zu geben. Wir von den Arbeiter-Basisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition und der SDS-Arbeitsgruppe für Betriebs- und Wohnungsfragen aber haben den Königsplatz nicht deswegen beantragt, um uns anstelle von Euch dort einzurichten. Wir wollen den 1.Mai nicht für uns, sondern für die Arbeiterklasse, die für ihre Rechte und Interessen kämpft und sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfindet. Der 1.Mai war nie ein Tag irgendeiner Gewerkschaft, sondern ist seit fast einem Jahrhundert der Kampftag der Arbeiterklasse in der ganzen Welt. Nachdem wir den Königsplatz vor Euch beantragt haben, verlaßt Ihr Euch nun darauf, daß das Amt für Öffentliche Ordnung, der Stadtrat und die Gerichte Euch dazu verhelfen, den 1.Mai wieder wie bisher durchzuführen. Wir aber meinen: für die Entscheidung über den 1.Mai sind nicht die Einrichtungen der herrschenden Klasse zuständig, sondern diejenigen, deren Tag der 1.Mai sein soll. Wir fordern Euch darum zu betriebsnahen Veranstaltungen auf, auf denen Ihr Euch und wir uns der Diskussion über die Durchführung der 1.Mai-Kundgebung in München stellen. Solltet ihr aber unbedingt auf eine Entscheidung des Amt für öffentliche Ordnung bestehen, so bestehen wir selbstverständlich auf unserem Recht als die ersten Antragsteller. Wir sind selbstverständlich auch dann bereit, Redner von Euch zu Wort kommen zu lassen. Die Arbeiter werden dann selber am besten entscheiden können, wer ihnen was zu sagen hat."
1. Mai - Informationen und Kontakte sind einzuholen bei:
- U. Fritzsche (Basisgruppe West),
- Gernot Schubert (Basisgruppe Süd),
- Thomas Schmitz-Bender (SDS).
Berichtet wird noch vom Treffen der Basisgruppe West (vgl. 26.2.1969).
Q: apo press Nr.8,München 4.3.1969,S.9ff
12.03.1969:
Laut 'apo press' München finden in München Treffen der 4 APO-Basisgruppen (vgl. 3.3.1969, 19.3.1969) statt. Diskutiert wird in der Gruppe West u.a. über ein Informationsblatt zum 1.Mai. Ca. 4 000 Informationsblätter zum 1. Mai sollen vor Großbetrieben im Münchener Westen verteilt werden.
Q: apo press Nr.10,München 18.3.1969,S.12
18.03.1969:
In der 'apo press' München Nr.10 (vgl. 11.3.1969, 26.3.1969) erscheint ein Aufruf eines Initiativausschuß zur Gründung einer sozialistischen Lehrlingszeitung: "Aufruf an die Genossen in den Arbeiterbasisgruppen."
U.a. heißt es:"
Um unserem Ziel, der Schaffung einer Arbeitermassenbasis näher zu kommen, müssen wir an der Gesellschaftsgruppe ansetzen, die derzeit den stärksten Repressionen ausgesetzt ist: an die Jungarbeiter und Lehrlinge. Sie werden später einmal die Arbeiterschaft bilden. Obwohl ähnliche Erkenntnisse bereits von verschiedenen Arbeitskreisen erarbeitet wurden, zog bisher niemand die nötigen Konsequenzen daraus. Da Lehrlingsgruppen und Lehrlingszeitung sich nicht aus linken Ärmeln schütteln lassen, wie bisherige Anfänge gezeigt haben, sondern einer intensiven und detaillierten Vorarbeit bedürfen, fordern wir die Genossen in den Arbeiterbasisgruppen auf, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen."
Der Aufruf ist unterzeichnet von: Thomas Beyer, Hardy Grimm, Renate Merk.
Aufgerufen wird auch zur Kundgebung gegen den Faschismus (vgl. 21.3.1969). Berichtet wird u.a. über ein Treffen der Basisgruppe West (vgl. 12.3.1969).
Q: apo press Nr.10,München 18.3.1969
19.03.1969:
Laut 'apo press' München finden dort heute Sitzungen der APO-Basisgruppen statt (vgl. 12.3.1969, 26.3.1969).
Auf dem Treffen der Basisgruppe West wird bekanntgegeben, daß im "Verlaufe einer Woche die Basisgruppe mehrere tausend Informationsblätter zum 1.Mai an die Belegschaften mehrerer Großbetriebe verteilen" konnte. Berichtet wird auch darüber, daß "der DGB einer gemeinsamen Kundgebung mit der APO nicht in jeder Beziehung ablehnend gegenüber steht". Gewerkschaftskritik aber könne - so der DGB - auf einer "gemeinsamen Veranstaltung nicht geduldet werden".
Auf dem Treffen der Basisgruppe Ost "bemühte sich die Basisgruppe ihre Haltung zur Mitbestimmung des DGB zu klären".
Q: apo press Nr.11,München 26.3.1969,S.14f
21.03.1969:
In München soll, laut 'apo press', eine Kundgebung "Gegen jeden neuen Faschismus - für eine demokratische Gesellschaft" stattfinden.
Q: apo press Nr.10,München 18.3.1969,S.17
26.03.1969:
Ludwig Koch vom DGB Kreisvorstand München teilt heute, laut 'apo press', "auf einer Pressekonferenz mit, daß das Amt für Öffentliche Ordnung dem Zweitanmelder DGB den Königsplatz zugesprochen hat" (vgl. 13.1.1969).
Daraufhin werden von den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der Außerparlamentarischen Opposition "betriebsnahe Veranstaltungen … durchgeführt, auf der die Belegschaft Vorschläge für eine gemeinsame weitere Strategie machte und auch bereits eine Betriebsbasisgruppe projektierte". Wahrscheinlich geschah dies bei BMW.
Q: apo press Nr.12,München 2.4.1969,S.3
26.03.1969:
Wahrscheinlich heute erscheint in München die 'apo press' Nr.11 (vgl. 18.3.1969, 2.4.1969). Berichtet wird u.a. von den Treffen der Basisgruppen West und Ost (vgl. 19.3.1969).
Q: apo press Nr.11,München 26.3.1969
26.03.1969:
In München sollen heute die 4 Basisgruppen der APO (Nord, Ost, Süd und West) tagen (vgl. 19.3.1969, 2.4.1969 bzw. Süd 9.4.1969).
Die 'apo press' berichtet von der Sitzung im Westen:
Diskutiert wird über den Ostermarsch und die mit ihm zusammenhängende Veranstaltung (vgl. 30.3.1969).
Zur Bedeutung des Ostermarsches, speziell für BMW, wird erklärt:"
Der Ostermarsch hat schon längst den Zenit seiner Fortschrittlichkeit überschritten, um sich nun im rasenden Lauf dem nächtlichen Horizont eines biederen Bürokratismus zuzuneigen und hinter ihm zu verschwinden. Dies kann als zwingende Notwendigkeit im Rahmen der historischen Entwicklung des Ostermarsches angesehen werden. Unter Wahrnehmung der realisierbaren Möglichkeit des organisierten Widerstandes, wurde von einem Genossen aus einem Betrieb im Münchner Norden eine betriebsnahe Veranstaltung organisiert. Dabei kamen Mitglieder der Basisgruppen zu Wort, die den versammelten Belegschaftsmitgliedern nochmals die Problematik des 1.Mai und den damit zusammenhängenden neuesten Stand der Entwicklung auseinandersetzten. … Von Seiten der Arbeiter des genannten Betriebes wurde entschiedene Kritik über die Arbeit der Gewerkschaften und des eigenen Betriebsrates geäußert. Man äußerte sich zustimmend betreffs einer gemeinsamen 1.Mai-Veranstaltung von DGB und APO. Auch war man durchaus für einen Gang zum Verwaltungsgericht, im Falle daß der DGB in seiner starren und uneinsichtigen Haltung beharren sollte. Als dritter Punkt wurde gefordert, daß im Hinblick auf die eigenen Betriebsratssitzungen Öffentlichkeit hergestellt werden müsse."
Die Basisgruppe Ost diskutierte bei ihrem Treffen "ausschließlich über die geplante Abendveranstaltung, die die Kampagne für Sonntag, den 30.3. für die Basisgruppen angesetzt hat". Differenzen gibt es unter den Mitgliedern in Fragen einer Abendveranstaltung zum 1.Mai, wobei sich ein Teil gegen diese Veranstaltung ausspricht. Ein Redaktionsteam soll über die Abendveranstaltung beraten.
Q: apo press Nr.11 und 12,München 26.3.1969 bzw. 2.4.1969,S.14f bzw. S.19f
30.03.1969:
Laut 'apo press' findet in München eine Ostermarschdemonstration statt.
Ca. 1 500 Menschen nehmen daran teil. U.a. sprechen auf der Abschlußkundgebung: Walter Listl (SDAJ) und Rainer Jendis (SDS), "der besonders über die Methoden der politischen Arbeit der APO sprach". An der Abschlußkundgebung nehmen ca. 2 500 Menschen teil. Am Abend laden die Basisgruppen zu einer Diskussion ein, "um ihre Arbeit vorzustellen – anwesend war jedoch nur ein Teil der Basisgruppe Ost … Die Basisgruppen Süd, Nord und West lehnen den Ostermarsch nicht prinzipiell ab, wie ihnen vorgeworfen wurde, obwohl sie durchaus nicht sicher sind, ob er in dieser Form wirkungsvoll ist. … Der Bruch aber war aus anderem Grund erfolgt: die Gruppen Süd, Nord und West wollten die Darstellung ihrer Arbeit und Ziele dem Genossen Hans Zintl übertragen, den der Arbeitsausschuß der Kampagne als Sprecher ablehnt, deshalb boykottierten sie die Veranstaltung.
Der Arbeitsausschuß hatte befürchtet, daß Zintl über die Problematik des 1. Mai sprechen wollte - ein momentan heißes Eisen in den Basisgruppen, über das im Verlauf dennoch diskutiert wurde. Über eine generelle Zusammenarbeit mit dem DGB, die auf eine öffentliche DGB-Kritik prinzipiell verzichtet, sind die Meinungen geteilt, insbesondere an der Aktion 1.Mai … entzündete sich die Auseinandersetzung. Man plante nie eine Gegenkundgebung zu veranstalten, wie ausdrücklich betont wurde, sondern wollte die Art und Weise, wie der DGB heute den 1.Mai durchzieht, zur Diskussion stellen und den DGB zur Stellungnahme zwingen … Statt dessen hat sich der DGB mit seiner Antwort an die Basisgruppen selbst entlarvt. Das Argument, die Aktion sei den Basisgruppen und ihrer Zusammenarbeit mit dem DGB schädlich, ist nicht stichhaltig, wurde schließlich betont, denn was ist zu einer Politik zu sagen, die Mitarbeit um jeden Preis proklamiert um so allmählich den APO-Charakter, d.h. die spezifischen Ziele der APO zu verlieren. … Während die Mehrzahl der Basisgruppenmitglieder die Aktion 1.Mai als wichtige politische Aufklärungsarbeit betrachtet, hofft ein Teil der Basisgruppe Ost noch, über die Organisation des DGB die Arbeiter ansprechen zu können."
Q: apo press Nr.12,München 2.4.1969,S.12
April 1969:
In der Aprilausgabe des 'Roten Morgens' der KPD/ML (vgl. März 1969, Mai 1969) wird über die Gründung von Ortsgruppen der KPD/ML u.a. in München berichtet.
Q: Roter Morgen,Hamburg Apr. 1969
April 1969:
In München vollzieht sich, laut ABG (vgl. Nov. 1969), mit der Maikampagne der organisatorische Wandel von den früheren Stadtteilbasisgruppen (vgl. Juni 1968), die Ende des Jahres eine Kampagne gegen die Mieterhöhungen bzw. den Weißen Kreis durch.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.5f
02.04.1969:
In München erscheint die 'apo press' Nr.12 (vgl. 26.3.1969, 16.4.1969). Berichtet wird u.a. über die Anmeldung einer Maikundgebung auf dem Königsplatz durch ABG und SDS (vgl. 13.1.1969, 26.3.1969), den Prozeß gegen Helge Sommerrock (vgl. 28.3.1969), das letzte Treffen der Basisgruppe West (vgl. 26.3.1969), und den Münchner Ostermarsch (vgl. 30.3.1969).
Laut 'apo press' beginnt in den Basisgruppe Münchens eine Diskussion über die bisher erarbeiteten Basismodelle, "da sowohl ein besseres Verhältnis von Theorie und Praxis als auch eine Erweiterung und zugleich nähere Bestimmung der aus der Basisarbeitkonzeption resultierenden Strategie die Folge waren". Durch "diesen Schritt (wurde) der Ansatz zu einer gemeinsamen Praxis auf Betriebsebene der Basisgruppen mit den Arbeitern in den Betrieben gefunden. … Wesentlich für den Beginn der 1.Mai-Kampagne der Basisgruppen war die Tatsache, daß es den Gruppen gelungen ist, die exponierte Stellung der Initiatoren durch kollektive Diskussion und Praxis aufzuheben und die aus der Personifizierung der 1.Mai-Kampagne entstandenen Fehler für den Lernprozeß der gesamten Gruppe nutzbar zu machen. Die aus der Konfrontation mit der Gewerkschaftsbürokratie entstandene Diskussion beinhaltete
1.) eine Kritik an der derzeitigen Praxis der Gewerkschaftsspitzen und
2.) Überlegungen von Organisationsmodellen, die einerseits dazu dienen sollen, den Kampf der Arbeiter um ihre Rechte und Interessen an der Produktionsstätte selbst zu forcieren, andererseits eine Veränderung der derzeitigen Funktion der Gewerkschaften durch die in diesem Kampf bewußtwerdenden Arbeiter herbeizuführen".
Zur Geschichte der Basisgruppen (vgl. 5.6.1968) heißt es u.a.:"
Eine große Kampagne galt dem 'Weißen Kreis', die zum Versuch einer Organisation der Mieter führte. Eine Gruppe diskutierte alle 14 Tage Erziehungsfragen; die Gründung eines Kindergartens wird angestrebt. Eine Schulungsgruppe hat bisher zwei Podiumsdiskussionen veranstaltet. Die Schaffung einer Arbeiterorganisation ist bis jetzt noch nicht gelungen, aber man sucht mit Diskussionen über die Mitbestimmung in die Betriebe hineinzuwirken. Zur Marxismusfrage gibt es einen Arbeitskreis."
Q: apo press Nr.12,München 2.4.1969,S.11
02.04.1969:
Laut 'apo press' findet in München ein Treffen der Basisgruppe West (vgl. 26.3.1969, 23.4.1969) statt. U.a. wird die Frage des 1.Mai in München diskutiert:"
So stand zur Debatte, ob unsere Bestrebungen in verstärktem Maße auf die Durchführung mehrerer betriebsnaher Veranstaltungen, oder aber - in wohlweislicher Abschätzung unseres Kräftepotentials - nicht vielmehr auf eine größere Veranstaltung gerichtet werden sollten. … Eine solche größere Veranstaltung hätte keinesfalls den Charakter einer Gegenkundgebung zum 1.Mai des DGB. Sie hätte vielmehr die Funktion, anhand der Aktualität zum 1.Mai die anwesenden Teilnehmer über die Zielsetzung der Arbeit in den Basisgruppen zu informieren, und des weiteren die Aufgabe, die Teilnehmer mit den Argumenten einer kritischen Gewerkschaftsanalyse vertraut zu machen, um ihnen die dunklen Mächte in der herrschenden Gewerkschaftspolitik durchschaubar werden zu lassen. In der Basisgruppe West gelangte die Mehrheit zu der Überzeugung, daß eine Veranstaltung, wie die oben genannte, unter Zugrundelegung der objektiven Kräfteverhältnisse im gegenwärtigen Stadium, unseren Zielen förderlicher sei. Nach dem übereinstimmenden Urteil aller vier Basisgruppen kommt diese Veranstaltung im Zeitraum zwischen dem 30.April und dem 2.Mai in Frage."
Ebenfalls treffen sollen sich auch die Basisgruppen Nord und Ost (vgl. 26.3.1969, 9.4.1969).
Q: apo press Nr.12 und 13,München 2.4.1969 bzw. 16.4.1969,S.19f bzw. S.15
09.04.1969:
Laut 'apo press' findet in München ein Treffen der Basisgruppe Ost (vgl. 2.4.1969) statt. Diskutiert wird ein Flugblattentwurf zum 1.Mai. Ebenfalls treffen soll sich die Basisgruppe Süd (vgl. 26.3.1969).
Q: apo press Nr.12 und 13,München 2.4.1969 bzw. 16.4.1969,S.19f bzw. S.15f
16.04.1969:
In der 'apo press' München Nr.13 (vgl. 2.4.1969, 30.4.1969), erscheint ein Flugblattentwurf der Arbeiter-Basisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition (ABG) zum 1. Mai 1969. Das Flugblatt beschäftigt sich u. a. mit der Kontroverse zwischen den ABG und dem örtlichen DGB-Kreis in Fragen der Anmeldung der Kundgebung auf dem Königsplatz zum 1. Mai (vgl. 26.3.1969). U.a. wird ausgeführt:"
Unsere Rechte und Interessen können von niemand anderem durchgesetzt werden, als von uns selbst. Das heißt, wir müssen beginnen, uns im Kampf zu organisieren, dort, wo wir arbeiten, dort, wo wir leben. Wir werden im Kampf um betriebsbezogene Forderungen wieder lernen müssen und lernen, was es heißt, eine um ihre politischen Rechte und wirtschaftlichen Interessen kämpfende Arbeiterschaft zu sein. … Wir wollen, daß der 1.Mai aus jener Feiertagstradition gerissen wird, die Hitler mit dem 'Tag der Arbeit' eingeführt und den die Gewerkschaften weiter geführt haben. Der 1.Mai dieses Jahres muß den Anfang dafür schaffen, daß diejenigen wieder zu Wort kommen, die durch die Bevormundung der Herrschenden und ihrer Hilfskräfte, das heißt, der Unternehmer, Parteien und Gewerkschaften, nur dann zu Wort kommen, wenn sie es sich selbst nehmen. Wir haben deshalb gegen den Bescheid der Stadtverwaltung Einspruch erhoben, nicht weil wir glauben, daß ein Gericht Arbeiter zu ihrem Recht verhelfen kann - sondern, weil wir uns darüber klar sind, daß aber, wenn wir darauf verzichten, eines sicher ist: Arbeiter aus den Betrieben werden am 1. Mai auf dem Königsplatz nicht zu Wort kommen und von den wirklichen Interessen und Kämpfen der Arbeiter wird am 1.Mai auf dem Königsplatz nicht die Rede sein. Wenn aber tatsächlich unser Einspruch durchkommt, dann werden wir es nicht wie der DGB machen, der mit Hilfe der Stadtverwaltung nur seine eigenen hohlen Phrasen dreschen will und nur die reden läßt, die ihm genehm sind. Der DGB soll am 1.Mai auf dem Königsplatz sagen, was er zu sagen hat - aber wir werden darauf bestehen, den Sonntagsreden des DGB die Argumente entgegenzustellen, welche die Argumente einer für ihre Rechte und Interessen kämpfenden Arbeiterklasse sind. Wenn der DGB aber vor diesen Argumenten auf einen anderen Platz ausrückt, dann kommt dorthin, wo die Sache der Arbeiterschaft zur Sprache kommt."
Als Verantwortliche für das Flugblatt werden angegeben Robert Neuberger (München) und Herbert L. Fertl (München).
Berichtet wird noch von Treffen der Basisgruppe West (vgl. 2.4.1969) und Ost (vgl. 9.4.1969). Die 4 Basisgruppen Nord, Ost, Süd und West sollen wieder tagen am 23.4.1969.
Q: apo press Nr.13,München 16.4.1969
23.04.1969:
In München findet eine Zusammenkunft der Basisgruppe West (vgl. 2.4.1969, 21.5.1969) statt. Diskutiert wird, laut 'apo press', wie die Gewerkschaftsanalyse der Gruppe an neue Genossen, die zur Basisgruppenarbeit hinzustoßen, weitergegeben werden kann. Auch wird über das Informationsblatt zum 1.Mai diskutiert:"
Man einigte sich auf die Betriebe, vor denen sie verteilt werden sollen. Über die organisatorischen Fragen unserer Aktivitäten den 1.Mai betreffend, kam es zu längeren Debatten. Eine restlose Klärung konnte noch nicht erreicht werden, zumal der Entscheid des Verwaltungsgerichtes zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorlag."
Q: apo press Nr.14,München 30.4.1969,S.14
30.04.1969:
In der Nr.14 der 'apo press' München (vgl. 16.4.1969, 13.5.1969), wird ein Flugblatt des Arbeitskreises Münchner Lehrlinge abgedruckt, das sich in seiner Agitation gegen die Firma Opel Häusler in München richtet, die die Lehrlinge ausbeute. Die 4 Basisgruppen Nord, Ost, Süd und West tagten am 23.4.1969. Berichtet wird aus der Gruppe West. Eingegangen wird auch auf das internationale Basisgruppentreffen in Berlin (vgl. 25.1.1969).
Q: apo press Nr.14,München 30.4.1969
01.05.1969:
Die Münchner Arbeiter-Basis-Gruppen (ABG - ehemals 'Basis-Gruppen der Außerparlamentarischen Opposition) führen in München, nach eigenen Angaben, erstmalig "im Anschluß an die Beteiligung an der DGB-Kundgebung auf dem Königsplatz in München eine 1. Mai-Veranstaltung durch", die unter dem Motto 'Arbeitermacht statt Sozialpartnerschaft' steht. Über die Anmeldung einer ABG-Kundgebung kommt es zum Konflikt mit dem DGB, den die ABG in einem Flugblatt "Was ist los mit dem 1. Mai", welches vermutlich am 1. Mai verteilt wird, schildern.
Laut 'apo press' München findet eine Demonstration der APO-Gruppen statt:"
Trotz der sehr schlechten Kommunikation (die Aufforderung zur Demonstration ging von Mann, nicht über Flugblätter oder Lautsprecher) zogen etwa 1 500 Antifaschisten zum Schwabingbräu … wo die NPD ihre Mai-Feier abzog. Die anfängliche Verbalradikalität kam jäh zum Erliegen, als die Demonstranten vor den Polizeibarrieren standen. Die Polizeisperren zu durchbrechen, wäre einer Selbstaufopferung gleichgekommen; denn auf die wenigen, die heil durch die Polizeisperren gekommen wären, warteten schon am Eingang kampfgeschulte NPD-Ordner, um sie dann kurz und klein zu schlagen. Eine Gegenkundgebung mit aufklärendem Wert für die Bevölkerung konnte man auch nicht aufziehen, weil man in aller aktionistischen Eile die Megaphone vergessen hatte. Bei der einsetzenden Frustration standen die meisten passiv da und warteten, daß irgend jemand etwas einfiele; andere jedoch machten aus der Situation das Beste, in dem sie versuchten, mit den umstehenden Passanten in ein Gespräch über die Bedeutung der NPD zu kommen.
Eine gespannte Atmosphäre entstand, als NPD-Veranstaltungsteilnehmer das Schwabingbräu verließen. Die Antifaschisten bildeten ein Spalier mit hochgestreckten Armen, Sieg-Heil schreiend, durch das die Faschisten gehen mußten."
Abends findet eine 1. Mai-Veranstaltung der Arbeiterbasisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition statt:"
Helge Sommerrock ging darauf ein, daß die Zeit von kurzfristigen Aktionsbündnissen zwischen Arbeitern und Studenten (z.B. bei den Aktionen gegen die Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.)) vorbei sei, weil sie kaum Ansatzpunkte für eine weitere Zusammenarbeit gezeigt hätten. Als Alternative sah sie die langfristige Betriebsarbeit in allen ökonomischen und sozialen Bereichen. … Hans Zintl erläuterte, warum Mitbestimmung für den Arbeiter keine entscheidende Verbesserung bedeute. Im Kapitalismus gibt es nur die 'Bestimmung' einer Klasse über die andere. Jegliche Bemühungen, an der Macht der herrschenden Klasse Anteil zu haben, könne nur zur herrschenden Macht pervertieren."
Q: apo press Nr.15-17,München 13.5.1969; AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.16; ABG: Was ist los mit dem 1. Mai,München o. J. (1969)
01.05.1969:
Innerhalb der ABG München werden, laut dem Mieterarbeits- und Städtewesenplenum (MISPL - vgl. 23.3.1970), wegen der Aufnahme der Betriebsarbeit ab 1.5.1969 eine Reihe von Genossen aus der Mieterarbeit abgezogen.
Q: ABG:Internes Zirkular der Arbeiter-Basis-Gruppen München Nr.8,München 23.3.1970,S.21
07.05.1969:
In München findet, laut 'apo press', eine Versammlung der Basisgruppe Ost statt auf der die Differenzen in der Basisgruppe Ost diskutiert werden (vgl. 20.5.1969).
U.a. wird festgestellt, "daß in wesentlichen Fragen trotz langwieriger Diskussionen in den letzten Monaten keinerlei Annährung der gegensätzlichen Standpunkte erreicht werden konnte, so in der Gewerkschaftsfrage, in der Frage des Parlamentarismus, in der Diskussion um Form und Inhalt der Basisarbeit, in den anstehenden Organisationsfragen, sowie in der Einschätzung der politischen Situaton und der daraus folgenden Aktionsformen. Auch von der Basisgruppe selbst haben beide Gruppen verschiedene Vorstellungen: Während die DKP-Gruppe es bei dem pluralistischen, vorpolitisierenden Sammelbecken der Zeit nach den NS-Gesetzen belassen will, sehen die Genossen der antiautoritären Gruppe mehr und mehr den Sinn der Basisgruppe darin, sich fruchtbar an der Entwicklung neuer Organisationsformen und neuer Strategien im Rahmen der neu entstehenden Linken zu beteiligen, die den besonderen Gegebenheiten eines hochindustrialisierten, spätkapitalistischen Staates wie der Bundesrepublik angemessen sind. An einer solchen Arbeit ist die DKP-Gruppe nicht interessiert, da die DKP in diesen Fragen eine absolute Führungsrolle, das heißt eine Monopolstellung in Sachen Organisation und Strategie der Arbeiterklasse für sich in Anspruch nimmt. … Die antiautoritären Genossen sahen sich daher nicht imstande, sich mit dieser alle Aktivitäten und jede fruchtbare Entwicklung lähmenden Situation stillschweigend abzufinden. Daher wurde auf Antrag einiger Genossen für Dienstag, den 20. Mai, eine Vollversammlung der antiautoritären Gruppen einberufen"
Q: apo press Nr.19,München 28.5.1969,S.13
13.05.1969:
In der 'apo press' München Nr.15-17 (vgl. 30.4.1969, 20.5.1969) wird u.a. berichtet vom Bundeskongreß des VK (19.4.1969) sowie vom 1.Mai in München und Penzberg. Im Artikel "Die Traditionelle Linke und der 1. Mai" wird u.a. ausgeführt:
"Der 1. Mai als Teil der Kampagne der Arbeiterbasisgruppen und des SDS in Richtung auf eine Mobilisierung der Arbeiter außerhalb der Gewerkschaften hat die bestehenden Differenzen innerhalb dessen, was in den Notstandsauseinandersetzungen als APO verstanden wurde, weiter vertieft. Grundsätzliche ideologische und strategisch-taktische Verschiedenheiten sind zutage getreten. … Zunächst sollen hier kurz die Diskussionen über die Osterdemonstration 1969 in Erinnerung gerufen werden. Schon hier zeigte die beharrliche Weigerung der traditionalistischen Kampagne Mehrheit, Redner, die im Zusammenhang mit dem 1. Mai standen, nicht auf Kampagne Veranstaltungen auftreten zu lassen. … Als der Arbeiter Hans Zintl, Mitarbeiter in den Arbeiterbasisgruppen, vor den Vorstand seiner Gewerkschaft (deren Vertrauensmann er ist) zitiert wurde, weil er ein Informationsflugblatt der Basisgruppen zum 1. Mai unterzeichnet hatte, war es der DKP-Kreisvorsitzende und IG Druck und Papier Ortsvorstandsmitglied Ludwig Hankofer, der als einziger den Ausschluß Zintls aus der Gewerkschaft forderte. … Die Politik der DKP wird noch zu untersuchen sein. … Wichtiger aber scheint die Frage nach der Perspektive zu sein, mit der man in der Gewerkschaft arbeitet. … Mit dem Bemühen, im Apparat Positionen zu erringen, wird die Politik in jedem Falle opportunistisch und rechtfertigt auch das gute Ziel für das man arbeitet, die Mittel nicht. Mit dem Bemühen, im Apparat Positionen zu erringen, wird man gezwungen, opportunistisch zu bleiben, weil es in der Hierarchie immer wieder höhere Positionen gibt, die die eigene ständig gefährden. Obwohl zwanzig Jahre 'linke Gewerkschafter' eine 'progressive Politik' gemacht haben, ist der DGB und seine Einzelgewerkschaften immer mehr nach rechts gewandert. Die 'Aktion Demokratischer Fortschritt' (ADF) richtete an den DGB kurz vor dem 1. Mai einen Offenen Brief in dem dem DGB die Solidarität der ADF gegen die Maifeier der NPD versichert wird. In dem Brief wird auch auf die Basisgruppen eingegangen. Wörtlich heißt es:
'Wenn einige ultralinke Gruppen in ihrer Suche nach einer Alternative zur Herrschaft des Großkapitals zu unangemessenen Mitteln greifen, so dürfen wir uns dadurch nicht beirren lassen'.
Hier zeigt sich, daß die ADF einerseits … um Verständnis für die APO-Gruppen wirbt, andererseits knallhart die APO als 'ultralinks' einstuft. … In den Berichten aus Südbayern in der 'UZ'-Ausgabe vom 1. Mai hieß es dort unter Veranstaltungsankündigungen:
'Der Versuch sogenannger Arbeiterbasisgruppen, eine gegen den DGB gerichtete Kundgebung zustande zu bringen, ist inzwischen völlig gescheitert. Auch die größte Basisgruppe der APO, die Gruppe Ost, hat die Spalteraktion abgelehnt und unterstützt die DGB-Kundgebung'. …
Tatsächlich ist es so, daß die Basisgruppe Ost mit knapper Mehrheit sich gegen die 1. Mai-Initiative der übrigen Basisgruppen ausgesprochen hat, daß aber die in der Abstimmung unterlegene Minderheit als souveräne Betriebsarbeitsgruppe innerhalb der Basisgruppe Ost aktiv an der Kampagne der Basisgruppen mitgearbeitet hat."
Der Artikel ist mit Helmut Maringer unterzeichnet.
Sitzungen der 4 Basisgruppen Nord, Ost, Süd und West sollen am 21.5.1969 stattfinden.
Q: apo press Nr.15-17,München 13.5.1969
20.05.1969:
In München findet, laut 'apo press', eine Vollversammlung der antiautoritären Gruppen der Basisgruppe Ost (vgl. 7.5.1969, 28.5.1969) statt:"
Auf dieser Versammlung standen folgende Fragen zur Diskussion und wurden folgende Beschlüsse gefaßt:
1. Soll sich die antiautoritäre Gruppe von der DKP-Gruppe organisatorisch trennen und eine eigene Gruppe bilden? Die Anwesenden entschieden sich einstimmig für eine Trennung von der DKP-Gruppe und beschlossen, in Zukunft getrennt von der DKP-Gruppe zu tagen.
2. Wie soll sich die antiautoritäre Gruppe nennen? Die Anwesenden beschlossen mit einer Gegenstimme, sich weiterhin 'Basisgruppe Ost der APO' zu nennen. Begründung: Die sich verstärkende Zusammenarbeit mit den gleichnamigen und gleichgesinnten Gruppen in München und in anderen Städten der Bundesrepublik soll nicht durch einen neuen Namen erschwert werden. Außerdem waren die Anwesenden der Ansicht, daß die antiautoritäre Gruppe dem inzwischen in der Öffentlichkeit vorhandenen Begriff von Basisgruppen mehr entspricht, als die DKP-Gruppe.
3. Wann soll die Basisgruppe Ost tagen? Mit knapper Mehrheit entschieden sich die Anwesenden für den Dienstag. …
4. Wie soll das Verhältnis der Basisgruppe Ost zur DKP in Zukunft aussehen? Das Gemeinsame zwischen der Basisgruppe Ost und der DKP, insbesondere die weitgehend übereinstimmenden marxistischen Analysen, ungeachtet der verschiedenen Konsequenzen, die beide Gruppen aus diesen Analysen ziehen, dieses Gemeinsame wird von den Antiautoritären keineswegs übersehen und als belanglos betrachtet. Die Anwesenden waren der Meinung, daß die bisherige Form der Zusammenarbeit nur deshalb zum Scheitern verurteilt war, weil die DKP-Gruppe der Basisgruppe gegenüber keine echte, aufrichtige Bündnispolitik, sondern eine Infiltrationspolitik betrieben habe. … Die Anwesenden befürworteten daher einstimmig, der DKP-Gruppe folgenden Vorschlag zur Diskussion zu stellen:
1. Einrichtung eines Kontaktmannes, über den kurzfristige anberaumte Aktionen beider Gruppen koordiniert werden können.
2. Einrichtung eines monatlich tagenden, offenen Delegiertentreffens, auf dem die laufenden oder geplanten Kampagnen oder Aktionen beider Gruppen, soweit sie ins Konzept beider Gruppen passen, aufeinander abgestimmt werden können. Die Anwesenden waren der Meinung, daß die vollzogene Trennung im wohlverstandenen Interesse beider Gruppen liegt und daß erst durch diese Trennung eine echte, kameradschaftliche und effektive Zusammenarbeit auf Bündnisebene ermöglicht wird."
Q: apo press Nr.19,München 28.5.1969,S.13f
28.05.1969:
In der 'apo press' München Nr.19 (vgl. 20.5.1969, 3.6.1969), erscheint neben einem Bericht von der Versammlung der Basisgruppe Ost (vgl. 7.5.1969) auch eine "Erklärung der Basisgruppe Ost" (vgl. 20.5.1969):"
Während in den Basisgruppen Süd, Nord und West die Aktionseinheit zwischen 'Traditionalisten' und 'antiautoritären' Sozialisten ziemlich lautlos zerbrach, weil die ersteren einfach wegblieben, wurde in der Basisgruppe Ost bis zur vergangenen Woche eine Aktionseinheit praktiziert. Diese hat, besonders deswegen, weil ihr politisch-strategischer Stellenwert nie exakt definiert wurde, gerade in letzter Zeit zu Spannungen innerhalb der Gruppe geführt. In der Zeit nach dem 1. Mai forderten daher die antiautoritären Genossen die Diskussion über die Möglichkeit der weiteren Zusammenarbeit. Im Verlaufe dieser Diskussion wurde immer klarer, daß in der Gruppe zwei verschiedene Sprachen gesprochen werden. Die 'antiautoritäre' Gruppe hat daraufhin eine Erklärung formuliert, in der sie einerseits die totale Zusammenarbeit mit der DKP aufkündigt, gleichzeitig aber Möglichkeiten und Formen eines zukünftigen Aktionsbündnisses aufzeigt. Inhalt und Form der Erklärung zeigen, daß es sich nicht um blindwütige Spaltung handelt, sondern um die aus einer klaren Analyse hervorgegangene Konsequenz. Man kann sagen, daß noch nie so sauber und ehrlich diese Frage behandelt wurde. Die Erklärung wurde von 15 Basisgruppenmitgliedern diskutiert und beschlossen. Weitere 6 Genossen, die an der Formulierung nicht direkt mitgewirkt haben, haben der Erklärung zugestimmt.
Darüberhinaus haben sich weitere z. T. neu hinzugekommene Genossen mit der Erklärung solidarisiert. In der Diskussion bestritten die DKP-Leute (z. T.) der Basisgruppe das Recht sich weiterhin als APO-Basisgruppe zu bezeichnen.
In den letzten Wochen und Monaten teilte sich die Basisgruppe Ost immer schärfer und übersichtlicher in zwei Lager: Eine DKP-Gruppe auf der einen Seite, eine antiautoritäre Gruppe auf der anderen Seite. Die Gegensätze spitzten sich insbesondere im Zusammenhang mit der 1. Mai-Kampagne soweit zu, daß die DKP-Gruppe die Aktionen der antiautoritären Gruppe öffentlich diffamierte und sich von der Politik der antiautoritären Gruppe öffentlich distanzierte. Die Voraussetzungen für eine weitere Zusammenarbeit in ein und derselben Gruppe schienen daher im Anschluß an den 1. Mai einer Reihe von Genossen nicht mehr gegeben. … In den letzten Monaten zeigte sich auch deutlich, daß ein so minimaler gemeinsamer Nenner kaum gemeinsame Aktionen ermöglicht: Während die DKP-Genossen in der Kampagne für Demokratie und Abrüstung und in der ADF tätig wurden, wo von den antiautoritären Genossen eine Mitarbeit abgelehnt wurde, ließen sich die DKP-Genossen in den Projektgruppen der Antiautoritären nicht blicken, so in der Kindergartengruppe, in der Schulgruppe, in der Betriebsgruppe, in der Projektgruppe 1. Mai und in der Wohngegendgruppe. An die Entwicklung und Erarbeitung einer gemeinsamen Politik und Strategie war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken. Die antiautoritären Genossen haben diese Schwierigkeiten auf den letzten Sitzungen vorgetragen, um gemeinsam mit den DKP-Genossen Lösungen für diese Probleme zu erörtern. Die DKP-Genossen waren aber nicht bereit, die Eigenständigkeit der antiautoritären Bewegung anzuerkennen und die offensichtlichen Probleme der Gruppe ernsthaft anzupacken."
Termine der Basisgruppen Nord, Süd und West werden für den 4.6.1969 bekanntgegeben, die Basisgruppe Ost der APO tagt einen Tag früher.
Q: apo press Nr.19,München 28.5.1969,S.12f
03.06.1969:
Es erscheint die Nr.20 der 'apo press' München (vgl. 28.5.1969, 10.6.1969). Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der Außerparlamentarischen Opposition haben "nunmehr zentrale, d.h. alle Stadtteilgruppen umfassende Projektgruppen gebildet. Diese sollen das bei den letzten Aktionen zutage getretene Theoriedefizit durch intensive Schulungsarbeit wettmachen. Diese Projektgruppen sind keine statischen Einrichtungen, vielmehr wurden sie gegründet, weil sie einem augenblicklich herrschenden Bedürfnis der Basisgruppen-Mitarbeiter entsprechen".
Die Projektgruppen gliedern sich in:
- Betriebsprojektgruppe
- Lehrlingsgruppe,
- Wahlkampf/Parlamentarismus.
Aufgerufen wird: "Organisiert euch in Basisgruppen!", "Arbeitet mit in Basisgruppen!", "Organisation der Basis!".
Q: apo press Nr.20,München 3.6.1969,S.14f
03.06.1969:
In München soll heute die Arbeiterbasisgruppe Ost der APO tagen.
Q: apo press Nr.19,München 28.5.1969,S.17
04.06.1969:
In München sollen heute die Arbeiterbasisgruppen (ABG) Nord, West und Süd tagen.
Q: apo press Nr.19,München 28.5.1969,S.17
16.06.1969:
Zur heutigen Arbeitnehmerkundgebung der SPD geben die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München ein Flugblatt 'Klassenkampf statt Wahlkampf' heraus, dieses ruft, wie der AB nachträglich feststellt, dazu auf, unter der Losung 'Klassenkampf statt Wahlkampf', den "Unternehmern und ihren Parteien einen großen Strich durch die Rechnung zu machen und sich bei den anstehenden Lohnkämpfen nicht vom Unternehmerminister Schiller vorschreiben zu lassen, was wir zu fordern haben und wie wir für unsere Forderungen einzutreten haben".
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.3 und 7f.; AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.22
21.06.1969:
Die DKP berichtet:"
LEHRLINGE PROTESTIEREN IN MÜNCHEN
Den 100. Geburtstag der 'Oma Reichsgewerbeordnung' feierten am 21.Juni in einem Münchner Bierlokal etwa hundert Lehrlinge und junge Arbeiter. Die Veranstalter des 'Polit-Happenings', die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), der Arbeitskreis Münchner Lehrlinge (AML) und die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) hatten ein kabarettistisches Programm vorbereitet. Beim 'Berufsraten mit Herrn Plemke' beteiligte sich der ganze Saal.
Doch nach Kabarett, Song und ironischer Geburtstagsfeier für die 'Oma Reichsgewerbeordnung' ('Ich bin schon hundert Jahre alt und noch immer unberührt') begannen die Lehrlinge zu diskutieren und konkrete Aktionen gegen die Mißstände in der Ausbildung zu planen. Walter Listl, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der SDAJ, rief die Lehrlinge der verschiedenen Gruppen zum gemeinsamen Handeln auf. Scharfe Kritik übten die Lehrlinge an dem am 13. Juni in Bonn verabschiedeten neuen Ausbildungsgesetz (BBiG,d.Vf.). 'Auch in diesem Gesetz, das die Reichsgewerbeordnung nicht außer Kraft setzt, ist keine Erweiterung der Berufsschulausbildung vorgesehen. Kein Wort von Mitbestimmung ist darin enthalten.' erklärte ein Lehrling. Auch die Berufsberatung orientiere sich nicht an den Fähigkeiten der Lehrlinge, sondern einzig und allein an den offenen Stellen in der Industrie. Viel Aufsehen erregte der Berufsschullehrer Ulrich Schulte, der auf Einladung der Lehrlinge über die Funktion des Religionsunterrichts an den Berufsschulen und über die Lehrbücher sprach. Schulte: 'der Staat braucht den Religionsunterricht, um die Lehrlinge zu disziplinieren.'
Münchens Lehrlinge wollen - ganz gleich welcher Weltanschauung oder politischen Überzeugung sie angehören - auf die Straße gehen: Sie planen eine große Lehrlingsdemonstration zur Industrie- und Handelskammer (IHK,d.Vf.), um dort gegen das 'neue' Ausbildungsgesetz zu protestieren."
Q: Unsere Zeit Baden-Württemberg/Südbayern/Nordbayern Nr.14,Essen 3.7.1969,S.11
Juli 1969:
In den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München wird über ein Papier "Klassenkampf gegen Wahl'kampf'" diskutiert, welches im Zusammenhang mit den anlaufenden Kampagne zur Metalltarifrunde (MTR) steht, zu der sich auch die Vertreterversammlung München der IGM (vgl. 14.7.1969) äußerte.
In München tragen die Arbeiter-Basis-Gruppen, nach eigenen Angaben, "mit der Propagierung der Forderung der IG-Metall-Mitglieder bei der Firma Deckel dazu bei, daß jenes Kampfziel gesetzt wird, für das dann im September in vielen Betrieben gestreikt wird: 15% und kein Prozent weniger". Dies war die erste Agitation der ABG mit Lohnforderungen.
Q: AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.22; Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.36,München Juni 1973,S.6; ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.9ff.
14.07.1969:
Die Vertreterversammlung München der IGM fordert heute, laut den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) zur Metalltarifrunde (MTR) eine Lohnerhöhung von 15 %, was zuvor auch bei Deckel gefordert worden war.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.18
23.07.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) beginnen heute mit dem Verteilen ihres Flugblatt Nr. 1 zur Metalltarifrunde (MTR – 5.8.1969), was insgesamt drei Tage dauert.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
24.07.1969:
In der Metalltarifrunde (MTR - vgl. 2.8.1969) beginnen, laut den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969), heute in Frankfurt die Spitzengespräche zwischen der IGM und Gesamtmetall.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
28.07.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) beginnen heute mit der dreitägigen Durchführung von Interviews an den Betrieben, wo sie ihr Flugblatt Nr. 1 zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 23.7.1969) verteilt hatten.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21 und 23f
02.08.1969:
Die IGM schließt, laut IMSF, einen Tarifvertrag mit Gesamtmetall ab, der im Gegensatz zu früher zentral ausgehandelt wurde. Die Erklärungsfrist läuft bis zum 16.8.1969. Zuvor seien die Verhandlungen zunächst in den starken Regionen geführt worden. Löhne und Gehälter werden um 8% erhöht (vgl. 1.7.1969), die Laufzeit beträgt 13 Monate. Die arbeitsfreien Samstage werden in Etappen bis 1972 nicht auf den Jahresurlaub angerechnet. Vertrauensleute dürfen nicht benachteiligt werden. Auch Lehrlinge bekommen jetzt, wie die Erwachsenen, 30% eines Monatseinkommens Urlaubsgeld. Zum Bildungsurlaub soll bis Januar 1973 eine Kommission dies vorgeklärt haben.
In der Metalltarifrunde (MTR – vgl. 24.7.1969, 16.8.1969) kommt es, laut den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969), heute zur Einigung zwischen der IGM und Gesamtmetall.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21; IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969
05.08.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen heute und morgen ihr Flugblatt Nr. 2 zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 23.7.1969, 11.8.1969), was zwei Tage dauert. Es werden auch Aufkleber "8% NEIN !" und "8% ist Verrat" zum Anbringen in den Betrieben verteilt.
Laut 'apo press' München (vgl. 8.8.1969) wird vor ca. 30 Münchener Metallbetrieben zur MTR der IGM ein Flugblatt der Arbeiterbasisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition München-Nord, -Ost, -Süd, -West und Neuhausen verteilt, in dem zur anstehenden Tarifrunde 15% mehr Lohn und Gehalt gefordert wird.
Q: apo press Nr.23/24,München 8.8.1969,S.14ff; ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
06.08.1969:
Bei Arri München beginnt, laut den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969), heute die Unterschriftensammlung gegen die 8 % in der Metalltarifrunde (MTR) und für 15 %.
Q: AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.22; ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
07.08.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) wollten heute im Gewerkschaftshaus eine Aktion zur Metalltarifrunde (MTR) durchführen.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21 und 25f
08.08.1969:
Wahrscheinlich erscheint heute in München mit der Nr.23/24 die letzte Ausgabe der 'apo press' (vgl. 10.6.1969). Inhalt dieser letzten Ausgabe ist u.a.:
- Neue Kampagne der Arbeiter-Basisgruppen: Klassenkampf gegen Wahlkampf!
Der Artikel "Klassenkampf gegen Wahlkampf" ist von Helge Sommerrock und Thomas Schmitz-Bender unterzeichnet. Bekannt wird auch, daß die Arbeiterbasisgruppen der Außerparlamentarischen Opposition (ABG) aus folgenden weiteren Gruppen bestehen:
- Propagandagruppe,
- Redaktionsgruppe,
- Koordinationsgruppe
- Lehrlingsgruppe.
Dargestellt wird auch die Flugblattaktion der ABG zur Metallrunde (vgl. Aug. 1969). Berichte über die Treffen der Basisgruppen erfolgen nicht, obwohl Termine für diese angegeben werden. Neu konstituiert hat sich auch eine Betriebsprojektgruppe der Basisgruppe Ost (I) und eine Wohngegendgruppe der Basisgruppe Ost (I).
Q: apo press Nr.23/24,München 8.8.1969; SC-Info Nr.14,Frankfurt 27.9.1969
09.08.1969:
Der SC Frankfurt gibt vermutlich heute sein 'Info' Nr.10 (vgl. 26.7.1969, 6.9.1969) heraus. Dieses enthält auch neue Informationen "Zur Kriegsforschungskampagne" von der Diskussion des AK Kriegsforschung des SDS-Seminars (vgl. 2.8.1969) mit den Provinzgruppen (vgl. 1.8.1969). Angegriffen werden sollen dabei u.a. Krauss-Maffei in München.
Q: SC-Info Nr.10,Frankfurt o.J. (1969)
11.08.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) beginnen heute mit dem Verteilen ihres Flugblatt Nr. 3 zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 5.8.1969, 20.8.1969), was insgesamt drei Tage dauert.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
11.08.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) beginnen heute mit dem Verteilen ihres Flugblatt Nr. 3 zur Metalltarifrunde (MTR -- vgl. 5.8.1969, 20.8.1969), wozu es bei Arri (vgl. 22.9.1969) eine besondere Fassung der Rückseite zur Unterschriftensammlung gibt.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
16.08.1969:
In der Metalltarifrunde (MTR – vgl. 2.8.1969) wird heute, laut den Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969), der neue Tarifvertrag endgültig unterzeichnet.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
20.08.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) beginnen heute mit dem Verteilen ihres Flugblatt Nr. 4 zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 11.8.1969, 11.9.1969), was insgesamt drei Tage dauert und am 20., 21. und 23. August erfolgt.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21
September 1969:
Die Septemberausgabe des 'Roten Morgens' der KPD/ML (vgl. Aug. 1969, Okt. 1969) berichtet u.a. über die Streikwelle, zu der auch die Ortsgruppe München ein eigenes Flugblatt herausgab.
Q: Roter Morgen,Hamburg Sept. 1969
September 1969:
Vermutlich im September erscheint die undatierte Nr.13 des 'Rebell' (vgl. Juli 1969, Okt. 1969), die eine ganze Reihe von Aktionsberichten enthält, auch aus München wird u.a. von der Metalltarifrunde (MTR) berichtet. Bei Deckel seien 15% gefordert worden. Neben Parolenmalen vor den Betrieben hätten die Betriebsbasisgruppen München (eigene Bezeichnung: Arbeiterbasisgruppen - ABG,d.Vf.) mit Hilfe von Flugblättern zu einer Versammlung im DGB-Haus mobilisiert.
Q: Rebell Nr.13,Mannheim Sept. 1969,S.19f
01.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München berichten (vgl. 2.9.1969):"
Den Anfang hatten unsere Kollegen bei der Hoesch-Westfalenhütte in Dortmund gemacht. Sie haben nicht nur den ersten Schritt getan, der bekanntlich der schwerste ist, sondern sie haben zugleich ein Musterbeispiel dafür gegeben, wie der Streik organisiert und zum vollständigen Erfolg geführt werden kann.
DER STREIK UNSERER KOLLEGEN BEI DER HOESCH-WESTFALENHÜTTE
Im Oktober 1966 hatte der Hoesch-Konzern die Dortmunder Hörder-Hütten-Union aufgeschluckt. Danach sollte das Lohnsystem der hoescheigenen Westfalenhütte in Angleichung an die Union- und Phoenix-Hütte vom Leistungslohn auf Zeitlohn umgestellt werden. Als Übergangslösung wurde in der Westfalenhütte ein Zeitlohn mit Prämiensystem eingeführt, bei dem die Kollegen bei der Westfalenhütte aber effektiv weniger verdienten als die Kollegen bei der Union- und Phoenix-Hütte. Besonders galt das für das Walzwerk der Westfalenhütte. Die tatsächliche Angleichung der Löhne wurde von der Konzernleitung immer wieder mit dem Vorwand hinausgezögert, daß sowieso bald eine neue Arbeitsplatzbewertung eingeführt werde. Durch diese Hinhaltemanöver ergaunerten sich die Hoesch-Aktionäre besonders hohe Profite. Darüberhinaus hatten sie ebenso wie die anderen Stahlkonzerne die angeblich schlechte Lage in der Stahlindustrie dazu ausgenutzt, den Stahl künstlich zu verknappen und in der Hochkonjunktur die Stahlpreise dadurch innerhalb weniger Wochen von 320 DM auf 900 DM pro Tonne hinaufzutreiben.
Durch kommunistische Vertrauensleute erfuhren die Kollegen bei der Westfalenhütte von einem Brief der Konzernleitung an die Aktionäre, in dem aufgrund der guten Geschäftslage eine höhere Dividende versprochen wurde. Dann sammelten die Vertrauensleute (die ja zwar gewerkschaftlich organisiert sind, aber hier ganz unabhängig von der Gewerkschaft vorgingen) die Forderungen der einzelnen Abteilungen: Walzwerk 50 Pfg., Werkstatt vielleicht 20 Pfg. usw. Diese Vorschläge wurden diskutiert und daraufhin wurde eine einheitliche Forderung beschlossen: 20 Pfg. für alle. Bewußt wurde keine prozentuale Forderung gestellt, weil dann die Walzwerksarbeiter, die den verhältnismäßig niedrigsten Lohn bekamen, wegen ihres niedrigen Lohnniveaus weniger bekommen hätten als z.B. die Arbeiter in der Werkstatt, denen es egal gewesen wäre, ob sie eine Erhöhung bekommen hätten oder nicht (?,d.Vf.). Über den Betriebsrat stellten die Vertrauensleute DANN die Forderung nach einer Lohnerhöhung von 20 Pfg. an die Geschäftsleitung. Am Montagabend den 1. September beschloß die Geschäftsleitung das Gegenangebot: 15 Pfg. ab 1.12.1969. Dies sickerte zu den Vertrauensleuten durch, die darauf per Telefon vereinbarten, daß sie am Dienstagmorgen den Kollegen den Vorschlag machen, zum Verwaltungsgebäude zu ziehen und dort gegen das Ergebnis zu protestieren."
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),o. Numerierung
02.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen heute bei Siemens Hofmannstraße, wo eine Betriebsversammlung stattfindet, ein Flugblatt.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.21 und 29f
02.09.1969:
Bei Hoesch Dortmund beginnt, laut IMSF, ein zweitägiger Streik von 27 000 Arbeitern in allen drei Werken (vgl. 3.9.1969).
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München berichten (vgl. 1.9.1969, 3.9.1969):"
Am DIENSTAGMORGEN informierten die Vertrauensleute die Kollegen von dem 15 Pfg.-Angebot der Geschäftsleitung und forderten gleichzeitig dazu auf, um 8 Uhr 50 zur Hauptverwaltung zu ziehen und zu protestieren. Um 9 Uhr legten etwa 300 Arbeiter in den Stahlwerken 1 und 2 und im Walzwerk die Arbeit nieder und ZOGEN DANN VON EINER HALLE ZUR ANDEREN, wo sich sofort die anderen Kollegen anschlossen. Die Kollegen zogen gemeinsam weiter zur Hauptverwaltung, gingen, soweit sie Platz hatten, auch hinein und 'BESETZTEN' DAS VERWALTUNGSGEBÄUDE. Der gewerkschaftliche Arbeitsdirektor kam aus dem Verhandlungszimmer und verkündete das neue Ergebnis: 20 Pfennig mehr ab sofort und 15 Pfg. mehr ab Dezember. Die Kollegen klatschten Beifall, denn das hieß ja ab Dezember 20 + 15 Pfg. Sie begannen, aus dem Verwaltungsgebäude zu strömen. Dabei fragten einige nochmals den Betriebsrat, und der erklärte ihnen, daß die 20 Pfg. mit der tariflichen Lohnerhöhung im Dezember verrechnet werden. Das hieß also, daß ab Dezember wieder nur die 15 Pfg. als übertarifliche Lohnerhöhung blieben. Einige liefen sofort raus und riefen es den Kollegen nach. Einer erschien mit einem roten Schild '30 Pfennig mehr Lohn für alle' und sofort haben mehrere tausend Arbeiter einen Sprechchor gebildet und 30 Pfennig gefordert. AB DIESEM AUGENBLICK WAR DIE FORDERUNG DER STREIKENDEN KOLLEGEN 30 PFENNIG MEHR! Inzwischen hatte die Betriebsleitung einen Lautsprecherwagen von der Betriebsfeuerwehr holen lassen, um ihr Angebot zu verkünden. Die Kollegen umringten ihn sofort und nahmen ihn in Besitz. Von da wurden dann die Diskussionen geführt, die ein Arbeiter leitete. Zu den noch nicht streikenden Abteilungen und zur Union- und Phoenix-Hütte wurden vom Verwaltungsgebäude aus Delegationen geschickt, um die Kollegen dort aufzufordern, sich dem Streik anzuschließen."
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),o. Numerierung; IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969
03.09.1969:
Bei Hoesch Dortmund (vgl. 2.9.1969, 10.9.1969) finden morgens, laut IMSF, drei Demonstrationen von Union zur Hauptverwaltung (HV) auf der Westfalenhütte statt, mit 2 000, 1 000 und im letzten Zug 400 Teilnehmern. Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München berichten (vgl. 2.9.1969):"
Am MITTWOCH streikte die gesamte Belegschaft der Westfalenhütte, und die Belegschaften der Union- und Phoenix-Hütte hatten sich dem Streik angeschlossen.
Die 'Süddeutsche Zeitung' (SZ,d.Vf.) schrieb damals am 4.9.: 'Am Dienstag wehten über den Köpfen mehrerer tausend Demonstranten rote Fahnen, und am Mittwoch, als fast alle 23 000 Stahl- und Hüttenwerker vom Streik mitgerissen worden waren, trugen die Transparente nicht nur die sachliche Forderung '30 Pfennig mehr', sondern auch das klassenkämpferische Schlagwort 'AUSBEUTER'. Am Mittwoch wurde wieder das Verwaltungsgebäude besetzt, diesmal auch das Büro des Vorstandsvorsitzenden Dr. Harders. Mit Transparenten, auf denen unsere Kollegen ihre 'Interessenvertreter' beim Namen nannten ('ARBEITERVERRÄTER') und von der Stärke der Arbeiter gegen die Unternehmer und gegen die Gewerkschaften sprachen ('ALLE RÄDER STEHEN STILL, WENN DER ARBEITER ES WILL', 'NICHT DIE BONZEN, DIE ARBEITER BESTIMMEN') zogen die streikenden Kollegen in einer Demonstration durch die Dortmunder Innenstadt. Als sie zum Verwaltungsgebäude zurückkehrten, wurde bekanntgegeben: der Vorstand hat die 30-Pfennig-Forderung und die Bezahlung der Streikschichten akzeptiert."
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 bzw. o. Numerierung; IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969
11.09.1969:
In München verteilen die ABG der APO München Nord, Ost, Süd, West und Neuhausen, nach eigenen Angaben, heute und morgen vor 19 Betrieben folgendes Flugblatt Nr.5 zur Metalltarifrunde (MTR - vgl. 20.8.1969, 17.9.1969) mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Achim Bergmann in einer Auflage zwischen 20 000 und 24 000:"
Dienstag voriger Woche: Hoesch-Westfalenhütte in Dortmund - Mittwoch: Hoesch-Werke Union und Phoenix - Donnerstag: Rheinstahl-Hüttenwerke in Mülheim und Mannesmann (MM in Duisburg,d.Vf.) in Huckingen - Freitag: Klöckner in Bremen und Osnabrück, Eisenwerke Neunkirchen im Saarland, Saarwerke AG (?,d.Vf.*), Maschinenfabrik Geislingen in Baden-Württemberg - Samstag: Gelsenkirchen und Röchling (in Völklingen,d.Vf.) - Montag: Krupp in Essen, AEG in Mülheim, Edelstahlwerke in Witten, im gesamten saarländischen Bergbau, Maxhütte in Sulzbach in Bayern - Dienstag: Maxhütte in Haidhof, Klöckner in Düsseldorf, Thyssenwerke in Düsseldorf und Hamm, Howaldt-Werft in Kiel …
DER STREIK ROLLT
Aber viele von uns zucken mit den Achseln und sagen: 'Vier Wochen früher und wir hätten natürlich mitgestreikt. Aber wir haben uns mit 8% abspeisen lassen. Was können wir denn jetzt noch tun?'
Unsere 15%, die wir damals forderten, werden heute von den streikenden Stahlarbeitern erkämpft:
7% haben die Stahlarbeiter bereits jetzt ohne Gewerkschaft in den einzelnen Betrieben erzwungen. Auch wenn es die IG-Metall in der eisen- und stahlerzeugenden Industrie wieder nur zu 8% bringt, haben die Arbeiter 15%!
Die 'Frankfurter Rundschau' hat recht, wenn sie schreibt:
'An diesem Erfolg sehen dann die vier Millionen Arbeiter der Metallindustrie, was Eigeninitiative der Basis bringt. Ins schwäbische Geislingen SCHWAPPTE BEREITS DIE STREIKWELLE - ZU METALLARBEITERN, DIE SEIT 1. SEPTEMBER DIE VON BRENNER ALS KOMPROMISS GEFEIERTEN ZUSÄTZLICHEN ACHT PROZENT ERHALTEN. ANDERE KÖNNTEN FOLGEN.'
Andere - damit sind wir gemeint! Die IG-Metall-Führung kann sich trotz der Riesenprofite der Unternehmer damit zufrieden geben, daß WIR nur 8% mehr Lohn und Gehalt bekommen. Aber unsere Kollegen in der eisen- und stahlerzeugenden Industrie zeigen uns: wenn WIR mehr wollen, können wirs auch bekommen. Und WIR können uns nicht mit 8% zufrieden geben: das riecht nicht angesichts der bisherigen Preissteigerungen und der Preislawine nach der Wahl.
WER SOLL UNS DENN DABEI IM WEG STEHN, DASS WIR DEM BEISPIEL DER KOLLEGEN IN GEISLINGEN FOLGEN UND VON DEN EINZELNEN UNTERNEHMERN DAS ERZWINGEN, WAS WIR HABEN WOLLEN. 30, 50, 80 PFG MEHR IN DER STUNDE - AN UNS LIEGT ES, OB WIR SIE BEKOMMEN!
Was keine Gewerkschaft geschafft hat, das schaffen wir Arbeiter: die Kollegen bei Hoesch und den anderen bestreikten Betrieben erreichten die volle Bezahlung der Streikstunden durch den Unternehmer.
Wir Arbeiter aus den Basisgruppen können nicht anstelle von Euch streiken. Streiken können wir Arbeiter nur gemeinsam. Aber wie erreichen wir die nötige Gemeinsamkeit? Das haben uns Kollegen von der Hoesch-Westfalenhütte gezeigt: Bei Hoesch gibt es wie in jedem Betrieb Abteilungen, die besonders gut zusammenhalten. Die Kollegen in diesen Abteilungen haben nicht gewartet, bis die anderen etwas tun (denn dann hätte keiner was getan!). Sondern sie haben sich gesagt 'einer muß den Anfang machen' und legten die Arbeit nieder.
Es liegt an uns, ob wir weiterhin aus dem Fernseher erfahren, was Streik ist und was mit Streik erreicht werden kann. Am Montagabend sahen wir im Fernsehen das Transparent der streikenden Arbeiter in Saarbrücken, auf das sie geschrieben hatten:
'WIR VERTRETEN UNS SELBST'
Beweisen wir, daß das auch für uns zutrifft!
Wir können nicht anstelle von Euch streiken. Aber wir sind bereit, Euch mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, zu unterstützen."
Laut AB hat das Flugblatt folgende Auswirkungen:"
Daraufhin kommt es zum Streik bei Zündapp, wo ein Teil der Forderung nach 40 Pfennig erkämpft wird, und bei der Müllabfuhr, was maßgeblich dazu beiträgt, daß ab sofort und vor der eigentlichen Tarifrunde 100 DM mehr gezahlt werden. Aber auch in den Betrieben, wo die kampfbereiten Arbeiter ihre Kollegen noch nicht mitreißen können, wo die Forderung aufgestellt, aber dafür noch nicht gekämpft wird, betonen die Arbeiter und bleibt ihnen bewußt, daß die Arbeiter-Basis-Gruppen genau das Richtige gesagt haben."
Q: AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.22f; ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 bzw. o. Numerierung
17.09.1969:
In München verteilen die ABG der APO München Nord, Ost, Süd, West und Neuhausen, nach eigenen Angaben, heute und morgen vor 19 Betrieben folgendes Flugblatt Nr.6 zur Metalltarifrunde (MTR - vgl. 11.9.1969, 23.9.1969) mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Achim Bergmann in einer Auflage von 20 000 bis 24 000:"
DER KAMPF UM MEHR LOHN bleibt nicht mehr stehen bei der eisen- und stahlerzeugenden Industrie und dem Bergbau und einigen metallverarbeitenden Betrieben. Jetzt fordern die ÖTV, die Eisenbahnergewerkschaft (GdED,d.Vf.), die Gewerkschaft Leder und die IG Druck und Papier (DruPa,d.Vf.) Tarifverhandlungen noch vor Ablauf der jeweiligen Tarifverträge. Warum? 'Um die mittlerweile unruhig gewordenen Arbeitnehmer dieser Tarifbereiche zu beruhigen, müsse man frühzeitig Lohnerhöhungen vereinbaren', sagt die Führung der IG Druck und Papier (Münchner Merkur vom 13./14.9.)
Der derzeitige tarifliche Facharbeiter-Stundenlohn in der graphischen Industrie ist 5,19 DM. Schon dieser Ecklohn, der jetzt erhöht werden soll, liegt um 78 Pfennig höher als der neue Lohn, den wir in der bayerischen Metallindustrie ab 1. Oktober bekommen und der Otto Brenner als 'bahnbrechenden tarifpolitischen Erfolg' gefeiert hat. Der Unterschied der Ecklöhne für bestqualifizierte ist 6,23 in der graphischen Industrie gegenüber 4,81 bei Metall. Aber was unterscheidet die Metaller eigentlich von den Druckern? Nichts, als daß wir von den Gewerkschaften und den Unternehmern verschieden eingestuft werden. Als z.B. die Arbeiter der Howaldt-Werft Kiel (in Schleswig-Holstein,d.Vf.) 30 Pfennig weniger bekamen als die Arbeiter der Howaldt-Werft Hamburg sagten sie sich 'Arbeiter ist Arbeiter' und traten vorige Woche in den Streik (vgl. **.9.1969,d.Vf.).
Ob Metaller oder Drucker oder bei der Müllabfuhr (ÖTV-Bereich,d.Vf.): Wir zahlen für Anschaffungen, Lebensmittel und Miete die gleichen Preise!
WAS TUN?
Wo es zum Streik kam, ging es fast immer so vor sich:
Gleichgesinnte Kolleginnen und Kollegen aus einer oder mehreren Abteilungen einigten sich auf bestimmte Forderungen und brachten ihren Forderungskatalog zum Betriebsrat zur Weitergabe an die Geschäftsleitung (es hat sich als sehr wichtig herausgestellt, daß im Streikfall dann sofort die Forderung hinzukam, daß die Streikstunden voll bezahlt werden). Die anderen Kolleginnen und Kollegen wurden durch Gespräche und Zirkulare von den Forderungen informiert. Wenn die Geschäftsleitung zu Gesprächen bereit war, war es entscheidend, daß nicht der Betriebsrat allein die Gespräche führte, sondern daß eine Delegation aus der Belegschaft gebildet wurde, die allein oder zusammen mit dem Betriebsrat die Gespräche mit der Geschäftsleitung führte. Eine solche Delegation ist gegenüber der Belegschaft rechenschaftspflichtig und darf nicht selber entscheiden. Die Entscheidung muß bei der Belegschaft bleiben.
Wenn die Geschäftsleitung nicht auf unsere Forderungen eingeht oder die Gespräche verschleppt, dann darf nicht einer auf den anderen warten, sondern erst durch einen Warnstreik in einer oder mehreren Abteilungen ist zu erfahren, ob die Belegschaft mitzieht. Und der Streik ist die beste Werbung für den Streik. Also: Streiken, wo es möglich ist.
UNS ORGANISIEREN!
Wie erreichen wir, daß uns nicht die Gewerkschaft (dadurch, daß sie bestimmt, ob eine Urabstimmung durchgeführt wird) vorschreibt, ob und wann wir die Arbeit niederlegen. Wenn wir erst warten, bis die Gewerkschaftsführung unsere Interessen schon verraten hat oder andere schon mit dem Streik begonnen haben, bevor wir die Möglichkeit des Streiks in Betracht ziehen, wird es oft schon zu spät sein.
Sollte es auch diesmal zu spät sein, haben wir uns für das nächste Mal zu rüsten!
Wir müssen in der Lage sein, uns in kurzer Zeit innerhalb des ganzen Betriebs zu verständigen. Wir müssen ebenfalls in der Lage sein, unser Vorgehen in den einzelnen Betrieben und darüberhinaus auch in den verschiedenen Branchen aufeinander abzustimmen. Wir, die wir zusammenarbeiten wollen, sollten uns in regelmäßigen Zeitabständen treffen. Wir sollten für diese Treffen Themen festlegen, die unser Lage als Arbeiter und die Situation im Betrieb betreffen, und versuchen, immer mehr Kollegen für diese Treffen zu gewinnen.
Manche werden nun vielleicht sagen: 'da kommt nie was zusammen'. Aber wie sind denn z.B. die Arbeiter-Basis-Gruppen entstanden? Als die Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.) trotz des Protests der Arbeiter und Studenten verabschiedet wurden, haben wir gesehen: es nützt nichts, wenn wir nur zusammenkommen, um noch im letzten Augenblick etwas zu erreichen. Wir haben uns damals entschlossen, auch in Zukunft zusammenzuarbeiten. Wir waren nur wenige, und wir waren verstreut über verschiedene Betriebe und Branchen. Aber wir haben nicht länger auf eine 'große und mächtige' Organisation gewartet, die uns zusammenschließen könnte. Sondern wir haben uns selber zusammengeschlossen und begonnen, uns selber die nötige Organisation zu schaffen.
LOHN, PREIS, PROFIT
Viele, die uns aufgrund des letzten Flugblatts angerufen haben, sagten: 'Was hat es überhaupt für einen Sinn, wenn wir streiken. Die Unternehmer werden die höheren Löhne doch wieder auf die Preise abwälzen.'
Das stimmt, solange sich die Unternehmer ausrechnen können: 'So jetzt haben wir mit der IG Metall einen Tarifvertrag über 8%, der 13 Monate gilt. 13 Monate sind wir also vor höheren Löhnen sicher. 13 Monate haben wir Zeit, mit Preissteigerungen die Mehrausgaben für 8% mehr Lohn derart reinzuholen, daß unsere Gewinne die gleichen bleiben oder sogar noch steigen.' Es sind ungleiche Verträge, die die Gewerkschaften mit den Unternehmern schließen: Sie gelten nur für die Löhne, nicht aber für die Preise. Im Effekt binden sie nur uns Arbeiter, nicht aber die Unternehmer.
Was also tun? Unsere Kollegen, die jetzt streikten, zeigten es: Sie haben sich nicht durch die ungleichen Verträge vorschreiben lassen, wann sie für ihre Interessen kämpfen. Wenn die Unternehmer sich ständig gewärtig sein müssen, daß steigende Preise und steigende Gewinne zwangsläufig zum Kampf um mehr Lohn führen, sind wir schon einen Schritt weiter.
Der zweite Schritt muß sein, daß wir in unserem Kampf nicht auf den Kampf um mehr Lohn beschränken, sondern ihn ebenso überall dort führen, wo uns mit den steigenden Preisen der Lohn wieder abgenommen wird. Die ersten Ansätze dazu sind in München gemacht mit der Bildung der Mieterselbsthilfen. Wenn das Kapital an einer Stelle vor uns zurückweichen muß, versucht es, uns an einer anderen Stelle wieder unter Druck zu setzen. Darum müssen wir uns überall gegen das Kapital zu wehren wissen.
Aber - soll es ewig so bleiben, daß wir Arbeiter uns immer wieder aufs neue zur Wehr setzen müssen?
Ihr habt in der Zeitung von der roten Fahne gelesen, die ein Arbeiter in Saarbrücken verbrannt hat. Aber unsere Kollegen bei Hoesch in Dortmund, die mit ihrem Streik überhaupt erst das Signal für alle anderen gaben, wußten: Die rote Fahne wird von den Unternehmern in aller Welt gehaßt, weil sie das Zeichen dafür ist, daß hier die Macht des Kapitals aufhört und die Macht der Arbeiter anfängt. Die 'Süddeutsche Zeitung' (SZ,d.Vf.) berichtete:
'Am Dienstag wehten über den Köpfen mehrerer tausend Demonstranten rote Fahne, und am Mittwoch, als fast alle 23 000 Stahl- und Hüttenwerker vom Streik mitgerissen worden waren, trugen die Transparente nicht nur die sachliche Forderung '30 Pfennige mehr', sondern auch das klassenkämpferische Schlagwort 'Ausbeuter'.'
Es war ausgerechnet der Wahlkreis des SPD-Paradepferds und Wirtschaftsministers Schiller, wo unsere Kollegen sich für KLASSENKAMPF STATT WAHLKAMPF entschieden."
In einem Kasten heißt es:"
Auch das haben unsere streikenden Kollegen geschafft: aus Angst, daß es auch hier zum Streik kommt, erhöhte BMW jetzt schnell den Stundenlohn um 40 Pfg."
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 bzw. o. Numerierung
19.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen bei Zündapp ihr Flugblatt Nr. 1 (vgl. 22.9.1969). Es findet ein Warnstreik statt.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 und 31ff
22.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) bzw. die Basisgruppe Nord verteilen bei Arri, wo heute Betriebsversammlung ist, ihr Flugblatt Nr. 1 (vgl. 23.9.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
22.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen bei Zündapp ihr Flugblatt Nr. 2 (vgl. 19.9.1969, 30.9.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
22.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) und Arbeiter der Städtischen Müllabfuhr verteilen bei der Müllabfuhr ihr Flugblatt Nr. 1 (vgl. 23.9.1969), womit die dortige Kampagne beginnt.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 und 35ff
23.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen heute Flugblatt Nr. 7 zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 17.9.1969, 21.10.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
23.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen bei Arri ihr Flugblatt Nr. 2 (vgl. 22.9.1969). Später (vgl. Nov. 1969) berichten sie über den Verlauf ihrer Kampagne.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 und 27f.
23.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) agitieren heute bei der Müllabfuhr (vgl. 22.9.1969, 24.9.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
24.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) und Arbeiter der Städtischen Müllabfuhr verteilen bei der Müllabfuhr ihr Flugblatt Nr. 2 (vgl. 23.9.1969, 26.9.1969). Es kommt zum Streik. Für die Stadtwerke wird von Arbeitern der Städtischen Müllabfuhr und den ABG ein Flugblatt "Nun auch in München Streik" verteilt.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
26.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen bei der Müllabfuhr ihr Flugblatt Nr. 3 (vgl. 24.9.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
28.09.1969:
Zu den für heute angesetzten Bundestagswahlen verbreiten, laut AB, die Münchner ABG Flugblätter an die Arbeiterschaft in denen sie dazu aufrufen "dem bürgerlichen Wahlschwindel" ein Ende zu bereiten.
Q: AB:10 Jahre Antwort auf die Frage 'Was Tun?'.10 Jahre Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD,München 1980,S.21
30.09.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen bei Zündapp ihr Flugblatt Nr. 3 (vgl. 22.9.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
02.10.1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München (vgl. Nov. 1969) verteilen bei der Müllabfuhr ihr Flugblatt Nr. 4 (vgl. 26.9.1969).
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
21.10.1969:
In München verteilen die ABG der APO München Nord, Ost, Süd, West und Neuhausen, nach eigenen Angaben, heute und in den nächsten beiden Tagen vor 22 Betrieben folgendes Flugblatt Nr.8 zur Metalltarifrunde (MTR – vgl. 23.9.1969, Nov. 1969) mit zwei Seiten DIN A 3 in einer Auflage von 24 000 unter Verantwortung von Helge Sommerrock und Thomas Schmitz-Bender:"
DREH DICH UM KOLLEGE
Wenn wir den Zeitungen und dem Fernsehen glauben wollten, dann schauen jetzt alle unsere Augen nach Bonn! Zum erstenmal scheint es, als wäre es in Bonn nicht mehr beim Alten geblieben. Wenn wir der CDU/CSU glauben wollten, dann stürzt jetzt alles zusammen. Wenn wir der SPD und der FDP glauben wollten, dann wird jetzt endlich ein neuer Anfang gemacht. ABER WAS IST DENN SO NEU AN DEM 'NEUEN'?
Eines schonmal ist gar nicht neu: Von uns und unseren Interessen wird auch jetzt nicht in Bonn gesprochen. Kein Wunder, denn was sich dort heute so in den Haaren liegt, war sich vor gar nicht langer Zeit sehr einig: als es nämlich darum ging, daß wir auf Lohnerhöhungen und Sozialleistungen verzichten mußten, damit die Unternehmer sich mit Riesengewinnen wieder aus der selbstverschuldeten Krise herauskatapultieren konnten. Die Wege schieden sich erst an der Frage, wie die Unternehmer weiter so gute Gewinne machen können - und nicht etwa an der Frage, ob wir Arbeiter etwas davon abbekommen sollen (abbekommen haben wir davon erst etwas, als wir es uns selber geholt haben). Die CDU/CSU steht auf dem Standpunkt: aus dem Export-Boom rausholen, was rauszuholen geht (deswegen auch keine Export-dämpfende DM-Aufwertung). Das ist der kurzsichtigere Unternehmerstandpunkt. Die SPD steht deswegen auf dem Standpunkt: bevor die anderen Regierungen unserem Export einen Riegel vorschieben, müssen wir ihn selber bremsen (DM-Aufwertung), damit die Unternehmer sich beizeiten um die Entwicklung aller Profitquellen kümmern. Solche Profitquellen sind z.B.: Ausweitung des Ost-Handels, um dadurch neue Absatzmärkte zu 'erschließen' (in diesem Wirtschaftssystem aber bedeuten neue ausländische Absatzmärkte, daß die Güter im Inland knapp und damit teuer gehalten werden); 'technologische Investitionen' (was das für uns bedeutet, zeigte sich z.B. bei der Klöckner-Hütte in Bremen: durch die Umrüstung vom Siemens-Martin-Verfahren auf das moderne LD-Verfahren wurde die Produktivität um fast 400% gesteigert, zugleich aber wurden die Kollegen, die vom Siemens-Martin-Werk ins moderne LD-Stahlwerk überwechseln mußten, um 2 - 3 Lohnstufen zurückgestuft und bekamen bis zu 1,30 weniger in der Stunde, 'weil die Arbeit nicht mehr so schwer sei'). In dem sozialdemokratischen Professor hat das Kapital sein Gewissen gefunden, das es ständig mahnt: 'denk nicht nur an heute; du mußt dich auch morgen noch auf Kosten der Arbeiter bereichern können.'
Wenn sich die CDU/CSU und die SPD, wenn sich Strauß und Schiller streiten, dann streiten sie sich darum, wer von beiden mehr an die Zukunft der Unternehmer und ihrer Gewinne denkt. Auf der anderen Seite sind sich beide darin einig: Wenn die Herrschaft der Unternehmer nicht mehr anders aufrechtzuerhalten ist, müssen Polizei und Militär her (die Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.) wurden nicht nur in schöner Gemeinsamkeit von CDU/CSU und SPD durchgepeitscht, sondern dabei war noch ein Dritter mit im Bunde: laut seinen Jahresberichten ist der Bund der Deutschen Industrie, BDI, dabei 'je nach Gelegenheit mehr oder weniger stark eingeschaltet worden und hat furchtbare Arbeit geleistet.'). Viele Kapitalisten ziehen aber die SPD der CDU/CSU vor, weil die SPD der CDU/CSU etwas wesentliches voraus hat: nämlich ihren Einfluß auf die Gewerkschaften. Schon während des 1. Weltkriegs und danach hat es sich als sehr wirksam erwiesen, die Arbeiter durch ihre eigenen Interessenvertreter an die Kandare nehmen zu lassen. Erstens kann das Kapital langfristig Preise und Gewinne planen, wenn die Gewerkschaften von sich aus die Lohnforderungen der Arbeiter in den Grenzen halten, die das Kapital gerade braucht, und wenn die Gewerkschaften außerdem garantieren können, daß das Kapital während der Laufzeit von Tarifverträgen den Rücken frei hat vor Lohnforderungen der Arbeiter. Zweitens ist es für das Kapital viel angenehmer, wenn es sich 'in der zweiten Front' bereithalten kann und es erstmals unsere 'Interessenvertreter' sind, die sich uns Arbeitern in den Weg stellen, wenn wir an unsere Interessen ran wollen.
Viele von uns haben SPD gewählt, weil sie sich sagen: es ist uns lieber, wenn zwischen den Gewehren der Herrschenden (BDI-Präsident Berg empfahl als Maßnahme gegen unser streikenden Kollegen: 'einen totschießen, dann herrschte wenigstens wieder Ordnung') und uns noch unsere 'Interessenvertreter' stehen. Dies aber ist nur solange richtig, wie wir uns von diesen 'Interessenvertretern' nicht davon abbringen lassen, unsere Interessen zu vertreten (sonst erfüllen die nämlich denselben Zweck wie Gewehre, die auf uns gerichtet sind und von denen wir glauben sollen, daß sie losgehen, wenn wir unsere Interessen vertreten). Daß unsere streikenden Kollegen dies erkannt haben und sich durch keinen Betriebsrat, Mitbestimmungs-Direktor und Gewerkschaftsfunktionär aufhalten ließen - DAS IST DER NEUE ANFANG!
So sagte es einer der Kollegen bei der Münchner Müllabfuhr einen Tag vor ihrem Streik (21.9.1969,d.Vf.), als die Regierung in Bonn über die 'Situation im öffentlichen Dienst' beriet: 'Dieses Bonn ist eigentlich nur dazu da, daß jeder einzelne von uns Arbeitern dorthin starrt und dadurch vergißt, daß neben ihm ein Kollege steht, mit dem er jetzt eigentlich reden müßte. Dreh dich um, Kollege! Nur wenn wir Arbeiter anfangen, auf die Arbeiter zu schauen, bekommen wir die Antwort auf die Frage, ob wir unseren Mann stehen können'."
Weiter wird berichtet von den Streiks bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 1.9.1969), Zündapp München (IGM-Bereich - vgl. 19.9.1969) und der Müllabfuhr München (ÖTV-Bereich - vgl. 22.9.1969). ***nur Hoesch gemacht
Fortgefahren wird:"
WAS ZEIGEN UNS DIESE DREI STREIKS?
Viele unserer Kollegen bei Zündapp waren sicher nicht weniger streikentschlossen gewesen als die Kollegen bei Hoesch. Der Streik bei Hoesch, der Warnstreik bei Zündapp und der Streik der Kollegen bei der Müllabfuhr zeigen ganz deutlich: ES IST ENTSCHEIDEND, DASS ES EINE REIHE VON KOLLEGEN GIBT, DIE BEREIT UND IN DER LAGE SIND, DAFÜR ZU SORGEN, DASS MÖGLICHST VIELE KOLLEGEN IN DEN VERSCHIEDENEN ABTEILUNGEN BESCHEID WISSEN. Das ist eine notwendige Voraussetzung. Die zweite ist, DASS EINE GRUPPE VON ARBEITERN DEN ERSTEN SCHRITT MACHT - so wie die Kollegen von den Stahlwerken 1 und 2 und vom Walzwerk bei Hoesch oder die Kollegen vom Kombinettenbau bei Zündapp oder wie die Kollegen bei der Müllabfuhr, die die Müllwagen quer vor die Ausfahrt fuhren. Die dritte Voraussetzung schließlich ist, daß die Gruppe, die mit dem Streik beginnt, SOFORT DIE KOLLEGEN IN DEN ANDEREN ABTEILUNGEN INFORMIERT und auffordert, sich dem Streik anzuschließen. In fast allen Betrieben, in denen gestreikt wurde, war es so, daß die Gruppe, die mit dem Streik begonnen hatte, geschlossen durch eine Abteilung nach der anderen marschierte und die Kollegen dort aufrief, sich ihnen anzuschließen. meist zogen die Kollegen dann gemeinsam vor oder ins Verwaltungsgebäude und stellten dort ihre Forderung.
Die nächste ganz entscheidende Frage ist dann, ob sich die Kollegen eine EIGENE STREIKLEITUNG geben oder ob - wie es häufig noch der Fall war - die Vertretung der streikenden Arbeiter und ihrer Forderungen doch wieder dem Betriebsrat und den Gewerkschaftsfunktionären überLASSEN bleibt. Im Streik wie auch sonst dürfen wir in keinem Augenblick unsere Sache aus der Hand geben - erst recht nicht an diejenigen, deren vordringlichstes Interesse es offensichtlich ist, 'die Sache wieder in die Hand zu bekommen' und 'Herr der Lage zu bleiben' (so begründete während des Streiks die IG-Druck-und-Papier-Führung (DruPa,d.Vf.) in einem Funktionärsrundbrief die Vorverlegung der Tarifverhandlungen.)
Aber waren es nicht gewerkschaftliche Vertrauensleute, von denen der Streik bei Hoesch so gut vorbereitet wurde? Ja, aber sie waren keine Vertrauensleute FÜR den Gewerkschaftsapparat sondern für die Kollegen, und sie wußten genau, warum sie die Gewerkschaft von Anfang an nicht in ihre Karten schauen ließen. Sie taten genau dasselbe, was anderswo Gruppen getan haben, die nichts mit den Gewerkschaften zu tun haben. Einige handelten als Kommunisten. Als Kommunisten! - und nicht wie DKPler, die so tun, als könnten Arbeiter was erreichen, wenn sie Kreuzchen auf Stimmzettel malen. Was haben diese Kollegen getan? Sie haben eine handlungsfähige Einheit gebildet. Sie waren so organisiert, wie es der Kampf erforderte.
Schön und gut - das war beim Streik. ABER JETZT DANACH? Wenn wir im Streik ebenso wie bei jedem Eintreten für unsere Interessen stark sein wollen, dann müssen wir VORHER dafür sorgen, daß wir stark sein werden. WIR ALLE WERDEN NICHT GESCHLOSSEN HANDELN KÖNNEN, wenn ES UNTER UNS NICHT WELCHE GIBT, DIE SICH JETZT SCHON IN 'RUHIGEN ZEITEN' ZUSAMMENTUN!"
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22 bzw. o. Numerierung
November 1969:
Die Arbeiterbasisgruppen (ABG) der APO München veröffentlichen vermutlich im November eine Dokumentation über ihre Kampagne "Klassenkampf statt Wahlkampf" zur Metalltarifrunde 1969, die sie mit stadtweiten Flugblättern (vgl. 23.7.1969, 23.10.1969), aber auch betriebsspezifisch bei Arri (vgl. 6.8.1969, 23.9.1969), Siemens Hofmannstraße (vgl. 2.9.1969) und Zündapp (vgl. 19.9.1969, 30.9.1969) sowie auf Anfrage von dortigen Arbeitern und in Zusammenarbeit mit diesen auch bei der Müllabfuhr (vgl. 22.9.1969, 2.10.1969) durchführten.
Q: ABG: Klassenkampf statt Wahlkampf,München o. J. (1969),S.22
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