Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg
Teil 6: Das Sommersemester 1974

Materialien zur Studentenbewegung und Hochschulpolitik

Von Jürgen Schröder, Berlin, 2.2.2011

Aus dem Sommersemester 1974 können hier vorerst nur wenige Dokumente und Hinweise erschlossen werden. Nicht mehr das bayrische Hochschulgesetz (BHG) bestimmt nun, wie in den letzten Semestern die hier geschilderten Auseinandersetzungen, sondern vielmehr der Protest gegen das Berufsverbot gegen Holzer in München (vgl. 8.5.1974, 21.5.1974, 21.6.1974), die von der Marxistische Gruppe (MG) Erlangen-Nürnberg gemeinsam mit den Münchener Roten Zellen/AK betrieben wird, auch wenn dies bei Holzer selbst nicht auf Anerkennung stößt. Am AStA der FAU ist die MG nun nur noch am Rande beteiligt.

Die örtliche 'Sozialistische Hochschulzeitung' (SHZ) der Marxistischen Gruppe wird vermutlich zum Ende des Sommersemesters eingestellt zu Gunsten der nun bundesweit als 'Marxistische Studentenzeitung' (MSZ) erscheinenden ehemaligen 'Münchner Studentenzeitung'.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

08.05.1974:
In Erlangen-Nürnberg erscheint die Nr.4 der 'Sozialistischen Hochschulzeitung' (SHZ – vgl. 24.1.1974, 21.6.1974) herausgegeben von der Marxistischen Gruppe (MG), deren Institutsausschuss Soz/Pol sowie der Basisgruppe Germanistik und der Sozialistischen Hochschulgruppe (SHG) Nürnberg unter der Schlagzeile zu den Berufsverboten: "Holzer entlassen wegen Mitgliedschaft in der DKP" zum an der LMÜ München entlassenen Soziologieprofessor. Im Artikel "Sünkel und Lili proben die Durchsetzung des BHG" wird die Auseinandersetzung Sünkels mit der Basisgruppe Pädagogik geschildert, wobei auch auf das 'Pädagogen-Info' Nr.1 vom Jan. 1974 eingegangen wird.

In "Erklärung zur AStA-Bildung" wird die Unterstützung des Lili-AStAs durch die Koalition aus Lili, ALL/FSI und BG/MG mit dem Ziel der Instrumentalisierung des AStAs für sozialistische Politik begründet, die sich in der Unterstützung der Fachschaften, die von den Basisgruppen der MG gestellt würden sowie in der Vereinbarung des Stimmverhaltens nach außen, also in VDS und Studentenschaft Bayerns, manifestiert. Zu den Büchertischverboten bzw. den Mensaprozessen erscheint der Artikel "Herr Einhorns moderne Logik".

Zur SU und Solschenizyn äußert sich die MG in "Bürgerliche Opposition in der Sowjetunion".

Geworben wird für die 'Resultate der Arbeitskonferenz' der Roten Zellen/AK München. Eingeladen wird zum neuen Sympathisantenplenum ab 15.5.1974.
Quelle: Sozialistische Hochschulzeitung Nr.5, Nürnberg 8.5.1974

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21.05.1974:
Der AStA der LMU München (vgl. 1.6.1974) berichtet, dass sich heute im Rahmen des Streiks gegen das Berufsverbot (BV) gegen den Soziologieprofessor Horst Holzer von der LMU 4 500 Menschen an der Demonstration der Studentenschaft Bayerns (SB) beteiligen, wobei auch die Marxistischen Gruppen u.a. aus Erlangen anwesend sind. der MSB Spartakus habe die Teilnahme abgelehnt, da die SB behauptet habe, dass Holzer gegen das Grundgesetz (GG) sei.

Der Streik an der LMU sei ein Teilerfolg.

Vermutlich im Zusammenhang mit diesem Streik befasst sich auch die örtliche Beilage der 'Süddeutschen Zeitung', der 'Münchner Stadtanzeiger' mit den Roten Zellen/AK und schreibt über den MSB Spartakus der DKP: "An der LMU spielt er keine Rolle."
Q: Münchner Studentenzeitung Nr.4,München 1.6.1974

21.06.1974:
In Erlangen-Nürnberg erscheint die Nr.6 der 'Sozialistischen Hochschulzeitung' (SHZ – vgl. 8.5.1974) herausgegeben von der Marxistischen Gruppe (MG), deren Institutsausschuss Soz/Pol sowie der Basisgruppe Germanistik und der Sozialistischen Hochschulgruppe (SHG) Nürnberg mit einem Artikel zum "25. Jahrestag des Grundgesetzes" (GG). Aus den USA wird berichtet in "Watergate: Gelegenheit macht Diebe".

Zum Berufsverbot bzw. zum MSB der DKP erscheint der Artikel "Spartakus: das Dilemma der kommunistischen Demokraten". da er sich von der Solidarität der MG distanzierte erscheint auch ein "Offener Brief an den Genossen Holzer". Zu den ökonomischen Proseminaren für Sozialkundestudenten erscheint der Artikel "Jevons und die letztendliche Form der Wissenschaft". Geschildert wird: "Die FAUST: Abstieg zum bürgerlichen Wochenblatt".

Verbreitet wird auch aus "Chile: Botschaft des MIR an die westdeutsche Linke", aufgerufen wird zu Spenden auf das Konto der AELA München. Geworben wird für die 'Resultate der Arbeitskonferenz' der Roten Zellen/AK München.
Q: Sozialistische Hochschulzeitung Nr.6, Nürnberg 21.6.1974

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26.06.1974:
In der Nr.26 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 19.6.1974, 3.7.1974) veröffentlicht die KPD Parteitagsspenden u.a. durch die KSV Zellen Germanistik Erlangen, Medizin Erlangen und FHS Sozialwesen Nürnberg.
Q: Rote Fahne Nr.26,Dortmund 26.6.1974

18.07.1974:
Der AStA der LMU München gibt seine 'Münchner Studentenzeitung' (MSZ) Nr. 6 (vgl. 26.6.1974) heraus mit einer Auflage von 37 000. Fortgeführt wird die Zeitung als 'Marxistische Studentenzeitung' (MSZ - vgl. 5.11.1974), wofür bereits geworben wird. Die neue MSZ werde herausgegeben werden durch die Roten Zellen/AK und mit ihnen kooperierende Organisationen in Erlangen, Marburg, Regensburg, Würzburg, Westberlin, Augsburg und Nürnberg.
Q: Münchner Studentenzeitung Nr.6,München 18.7.1974

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