Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz:
'Rote Arbeiterpresse'

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 1.3.2013

Die 'Rote Arbeiterpresse' der Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz kann hier bisher nur unvollständig dokumentiert werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Die von der Betriebsprojektgruppe des SDS Mainz herausgegebene und vermutlich vor einer Reihe von Mainzer Betrieben verteilte 'Rote Arbeiterpresse' begann zunächst, im Gefolge der Septemberstreiks 1969, als nummerierte Flugblattserie, mit der die SABG zur Frage des Weihnachtsgelds agitierte (vgl. Nov. 1969, Dez. 1969).

Nach der Übernahme des Allgemeinen Studentenausschusses der Universität Mainz durch die "sozialistischen Studenten" (vgl. März 1970) wird die Gestaltung aufwändiger und der Titel 'Rote Arbeiterpresse' wird gewählt.

Während aber in den ersten beiden Flugblättern noch konkrete Bezugnahmen auf Mainzer Betriebe zu finden sind, so fehlen diese in den späteren Ausgaben völlig.

Mit der Nummer 8 vom 24. August 1970 wurde die 'Rote Arbeiterpresse' vermutlich eingestellt, da sich die SABG der KPD/ML-ZB anschloss.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

November 1969:
Die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz gibt vermutlich im November ihr Flugblatt Nr. 1 (vgl. Dez. 1969) unter der Schlagzeile "Prüfe die Rechnung du mußt sie bezahlen!" zum Weihnachtsgeld 1969 heraus, wobei die Weihnachtsgeldregelungen von Blendax, Hakle und Schott dargestellt werden.
Quelle: SABG: Nr. 1 Prüfe die Rechnung du mußt sie bezahlen!, Mainz o. J. (1969)

Dezember 1969:
Die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz gibt vermutlich im Dezember ihr Flugblatt Nr. 2 (vgl. Nov. 1969, Feb. 1970) unter der Schlagzeile "Keine 'milde Gabe' mehr - höheres Weihnachtsgeld muß her!" zum Weihnachtsgeld 1969 heraus, wobei die Weihnachtsgeldregelungen von Erdal, Deutscher Bahn, Elster, Feinmechanische Werke Mainz, Hakle, Klöckner, Lutherwerke, Mainzer Allgemeine Zeitung, Post und Siemens dargestellt, aber auch Blendax und Schott erwähnt werden.

Berichtet wird:"
Streiks um mehr Weihnachtsgeld

Bei Hanomag, Hannover traten 5.000 Arbeiter mit Erfolg in einen mehrstündigen Ausstand. Ihre Parole: '25 % Weihnachtsgeld mehr sind zu wenig!' 300 Kollegen der Enzinger-Union-Werke, Mannheim taten es ihnen gleich: nach einem 3/4 stündigen Warnstreik für eine 2-3 fache Erhöhung des Weihnachtsgelds wurden ihnen neue Ergebnisse innerhalb einer Woche zugesagt. Bereits im Oktober legten 250 Beschäftigte des Darmstädter Stahlbaubetriebes Donges die Arbeit nieder. Ihre Forderungen nach Erhöhung des Weihnachtsgeldes konnten sie in voller Höhe durchsetzen. Bei unseren Kollegen der Klöckner-Werke in Bremen, bekannt durch ihr solidarisches Auftreten im September, wird noch verhandelt. Der Weihnachtsgeldstreik der 500 Beschäftigten der Bremer Tauwerke dauert noch an. Das sind nur einige Bespiele.

UND WIR?"
Q: SABG: Nr. 2 Keine 'milde Gabe' mehr - höheres Weihnachtsgeld muß her!, Mainz o. J. (1969)

Februar 1970:
Vermutlich im Februar gibt die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz die Nr. 3 ihrer 'Roten Arbeiterpresse' (vgl. Dez. 1969, März 1970) unter der Verantwortung von Hans Herrmann Vedder heraus mit dem Leitartikel "Preissteigerung: Lohnraub?".

Enthalten sind auch Meldungen über den "Sieg der sozialistischen Studenten!" bei den AStA-Wahlen an der Uni Mainz sowie:
- "Roter Punkt in Regensburg

Ende Januar wollten die Regensburger Verkehrsbetriebe ihre Tarife um 30 bis 40 % erhöhen. Lehrlinge, Studenten und Schüler begannen als erste mit dem Kampf gegen den Preiswucher. Sie legten mit Demonstrationen den Strassenbahnverkehr lahm. Obwohl der Regensburger SPD-Oberbürgermeister die Demonstranten als 'Anarchisten' und 'Radikale' beschimpfte, stellte sich die Bevölkerung auf die Seite der Demonstrierenden.

Der Schlag gegen die Interessen des Volkes, den dieser sozialdemokratische Bonze führen wollte, ging dadurch völlig ins Leere.

Wir können uns selber helfen!"; und
- "Arbeiter-Solidarität in Dänemark!

Dänische Gewerkschafter hatten einen großen Werftarbeiterstreik gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung unterstützt. Die Presse - auch die sozialdemokratische! - beschimpfte in ihren Schlagzeilen die Streikenden. Deshalb weigerten sich die Arbeiter mehrerer Zeitungen, diese Ausgaben zu drucken.

Bravo! Die Solidarität der dänischen Arbeiter erwies sich als stärker als die arbeiterfeindliche Propaganda der Regierung und der Gewerkschaftsbosse.

Wir können uns selber helfen!"; und aus Hamburg:
- "Arbeiter des NDR gegen Meinungsmonopol

Der Betriebsrat des Norddeutschen Rundfunks mußte gehen. Warum? - Weil er hinter dem Rücken der Arbeiter und Angestellten einem Geschäft des NDR mit Springer zugestimmt hatte, durch das die Macht dieses Pressemonopolisten noch größer geworden wäre. Die Belegschaft stellte ihre 'Vertreter' in einer Betriebsversammlung bloß und zwang sie so zum Rücktritt.

Recht so! Wer die Belegschaften hinters Licht führt und gegen ihre Interessen handelt, der hat auf dem Platz von Arbeiter- und Angestellten-Vertretern nichts zu suchen.

Wir können uns selber helfen!!"
Q: Rote Arbeiterpresse Nr. 3, Mainz o. J. (1970)

März 1970:
In Mainz gibt die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) die Nr. 4 ihrer 'Roten Arbeiterpresse' (vgl. Feb. 1970, 15.7.1970) heraus mit dem Leitartikel "Uneinigkeit, die größte Schwäche der Arbeiter. Solidarität unsere stärkste Kraft!".

Enthalten sind auch "Berichte aus der Arbeiterklasse" von Daimler Sindelfingen, Honeywell Dörnigheim und den Münchner Siemenslehrlingen.
Q: Rote Arbeiterpresse Nr. 4, Mainz März 1970

15.07.1970:
In Mainz gibt die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) die Nr. 6 ihrer 'Roten Arbeiterpresse' (vgl. März 1970, 1.8.1970) heraus mit einem Bild aus Köln unter der Schlagzeile "Streik bei Ford!" und dem zugehörigen Leitartikel "Kampf dem Steuerzuschlag" zur Lohnsteuervorauszahlung.

Enthalten sind auch "Berichte aus dem Klassenkampf" aus Argentinien und Spanien, von der GHH Düsseldorf, Hoesch Dortmund aus der Hamburger Chemieindustrie.
Q: Rote Arbeiterpresse Nr. 6, Mainz 15.7.1970

01.08.1970:
In Mainz gibt die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) die Nr. 7 ihrer 'Roten Arbeiterpresse' (vgl. 15.7.1970, 24.8.1970) heraus mit dem Leitartikel "Ein neuer Verrat der Gewerkschaftsführung" zur Lohnsteuervorauszahlung, der auch von Hoesch Dortmund, Mannesmann (vermutlich Duisburg) und Ford Köln berichtet.

Weitere Artikel sind:
- "Hafenarbeiterstreik in England"; sowie
- "Gewerkschaftsverbot in der Türkei".
Q: Rote Arbeiterpresse Nr. 7, Mainz 1.8.1970

24.08.1970:
In Mainz gibt die Sozialistische Arbeiterbasisgruppe (SABG) die Nr. 8 ihrer 'Roten Arbeiterpresse' (vgl. 1.8.1970) heraus mit dem Leitartikel zu den Ostverträgen "'Gewaltverzicht' und Arbeiterklasse".

Es erscheint auch der Artikel "Streik bei Krupp", der auch von der KPD/ML-ZB Betriebszeitung 'Die Walze' beim Bochumer Verein berichtet, worin sich der Anschluß der SABG an die KPD/ML-ZB bereits andeutet.
Q: Rote Arbeiterpresse Nr. 8, Mainz 24.8.1970

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