Günter Wallraff

Beiträge zur Biografie

Von Jürgen Schröder, Berlin, 11.09.2010

Günter Wallraff, der hier nur anhand einiger linksradikaler Quellen vorgestellt wird, ist eine zentrale Figur bei der ideologischen Zersetzung des Glaubens an das ungetrübt heitere bundesdeutsche Wirtschaftswunder, welches sich nicht allein der Migranten, damals noch Gastarbeiter geheissen, bediente (vgl. 29.4.2002), wenn auch bald bevorzugt nur noch leihweise (vgl. 31.10.1985), sondern seine Sicht auf die Wirklichkeit auch nachhaltig mit Hilfe des Werkschutzes verteidigte (vgl. 14.6.1969, ) und sich bei der Rechtfertigung der gewagten Realitätsangleichung an das geschriebene Wort (vgl. Jan. 1978, 30.1.1978) nur ungern enthielt.

Jedes der Wallraff-Bücher wurde von zahllosen linken und linksradikalen Gruppen vielfach zitiert bzw. in der Agitation benutzt.

Etwas detaillierter geschildert wird hier seine Untergrundtätigkeit bei Fichtel und Sachs in Schweinfurt, wo er offenbar eng mit der RJ/ML des KAB/ML zusammenarbeitet (vgl. 25.11.1971, 29.11.1971, Feb. 1972, März 1972), was dann auch in der IG DruPa-Debatte über die Neue Linke angesprochen wird (vgl. 15.5.1972).

Ausnehmend positiv werden dann auch seine 'Neuen Reportagen' durch die Freunde der ehemaligen RJ/ML unter den Oberschülern rezensiert (vgl. Apr. 1974), von seiner Ankettungsaktion in Griechenland kündet hier derzeit noch allein der KSV der KPD (vgl. Mai 1974), Günter Wallraff füllt nicht nur weiterhin die Spalten der Gewerkschaftspresse (vgl. 11.9.1975), sondern gerät gar selbst in Verdacht (vgl. 1975), bleibt aber im Bilde, was wiederum zahlreiche linke Publikationen für sich zu nutzen wissen.

Auch für die Wiedereinstellung der bei Hoesch Dortmund entlassenen Betriebsräte der RGO bzw. der KPD, ehemals KPD/ML, Norbert Bömer und Hartmut Siemon, setzt Günter Wallraff sich aktiv ein (vgl. 20.4.1980), diese wiederum bedienen sich fast 'Ganz unten' in dieser Darstellung dann auch wiederum nur zu gern seiner Enthüllungen (vgl. 31.10.1985).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

14.06.1969:
Frühestens heute, aber noch im Juni, gibt der Republikanische Club (RC) Frankfurt-Höchst eine Dokumentation zu den Kämpfen um die Heimordnung in den Heimen der Farbwerke Hoechst AG in und um Frankfurt (vgl. 3.6.1969) heraus. Im Vorwort heißt es auch:"
Linke Lehrlinge der Farbwerke Hoechst AG haben eine Aktion ausgelöst, auf deren Ergebnisse sie nicht vorbereitet waren:
- sie waren in erster Linie unvorbereitet auf ein konkretes Bündnis mit einer spontan und rasch wachsenden Basis von jugendlichen Arbeitern ihres Werkes, die in ihrer Argumentation nur knapp hinausgingen über verkürzte individualistische Forderungen, und deren politisches Praxisvermögen ebensowenig entwickelt war;
- sie waren der dubiosen 'Einheitsfront' mit 'offiziellen' Politikern und 'anhänglichen' Liberalen, die sich da zusammenfand, nicht gewachsen;
- sie hatten der massiven Integrationskampagne ('Werksangehörige äußern sich nur 'intern' und lehnen werksfremde Öffentlichkeit ab'), wie sie unisono von Werksleitung wie Betriebsrat betrieben wurde, nichts entgegenzusetzen;
- sie kamen nicht einmal dazu, den älteren Lohnabhängigen des Werkes ihre Aktionen auch nur bruchstückhaft zu vermitteln, um - in einem weiteren Zusammenhang - diesen die eigene konkrete Repressionserfahrung zu verdeutlichen.

EINE STRATEGIE DER VIELEN WEGE KANN EINE STRATEGIE NICHT ERSETZEN

Das Fazit, das wir nach dem vorläufigen Höhepunkt der Bewegung festzuhalten haben, zeigt als Ergebnis den merkwürdigen Tatbestand einer - mehr oder minder - hilflosen Werksleitung; die, wie sie 'intern' eingestand, erkennen mußte, daß ihre vornehmsten Gegenmittel, gezielte Kündigung und Diffamierung, als völlig unzureichende Instrumente sich erwiesen haben.

Wenn nun die Verunsicherung der Seite des kapitalistischen Interesses auch als vollauf gelungen anzusehen ist, so kontrastiert diese Entwicklung um so merkwürdiger mit einer entgegengesetzten Tendenz der 'Verunsicherung und Hilflosigkeit' auf der Seite einiger Lehrlingssprecher und ihrer Gruppen. Der Lehrlingskampf der letzten Wochen, der immerhin eine Mobilisation erreichte, wie sie - ausschließlich auf Lehrlinge bezogen - seit 1945 in keinem anderen Großbetrieb der BRD feststellbar gewesen wäre, und der zum ersten Mal den Einsatz paramilitärischen 'Werkschutzes' (siehe die Arbeiten von Wallraff) in seiner eigentlich politischen Funktion hervorrief - dieser Lehrlingskampf läßt in erster Linie die überlegte Transformierung in langfristige politische Stabilität vermissen."
Quelle: SC-Info Nr.14,Frankfurt 27.9.1969,S.*

25.11.1971:
In Schweinfurt erscheint die Betriebszeitung des KAB/ML und der RJ/ML 'Der Rote Innenring' für SKF (vgl. 19.10.1971, Dez. 1971). Aufgerufen wird zur heutigen Veranstaltung mit Günter Wallraff.
Q: Der Rote Innenring Nr.2,Schweinfurt Nov. 1971,S.10

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25.11.1971:
In Schweinfurt führt die Ortsgruppe der RJ/ML, nach eigenen Angaben, in ihrem Ernst Thälmannkeller eine Veranstaltung mit Günter Wallraff durch, der gerade bei Fichtel und Sachs entlassen wurde und u.a. einen Artikel über das Fichtel und Sachs Werk Süd in der Betriebszeitung der RJ/ML verfaßt habe. Die RJ/ML zählt 100 Besucher.

Laut einem Leserbrief in der 'druck und papier' vom 15.5.1972, sollte die Veranstaltung ursprünglich von der Gewerkschaftsjugend durchgeführt werden und der Offenlegung der Praktiken der Sachs-Bosse dienen, wurde aber durch den DGB-Vorsitzenden verboten. Danach habe die RJ/ML dies aufgegriffen und veröffentlicht.

Die RJ/ML Schweinfurt hatte zuvor eine Veranstaltung "Aktuelles zur Tarifrunde" zur MTR der IGM angekündigt.
Q: Der Rote Innenring Nr.2,Schweinfurt Nov. 1971,S.10; druck und papier Nr.10,Stuttgart 15.5.1972; Rebell Nr.1,Tübingen Jan. 1972; Rote Fahne Nr.2,Tübingen Feb. 1972; Stimme der Arbeiterjugend Nr.1,Schweinfurt Nov. 1971,S.3; RJ/ML: Veranstaltungsprogramm der Revolutionären Jugend Marxisten-Leninisten für November '71 Thälmann-Keller,o. O. (Schweinfurt) o. J. (1971),S.4

29.11.1971:
In Schweinfurt erscheint vermutlich Anfang dieser Woche ein Extra der Fichtel und Sachs Betriebszeitung 'Roter Torpedo' (vgl. 10.8.1971, 29.11.1971) von RJ/ML und KAB/ML, in dem vom Streik in der Metalltarifrunde Nordbaden-Nordwürttemberg, aber auch bei F&S (vgl. 25.11.1971) berichtet wird. Günter Wallraff sei im Werk Süd gekündigt worden, arbeite aber nun in einem weiteren Sachsbetrieb und brauche Informationen, die die RJ/ML an ihn weiterleite.
Q: Roter Torpedo Extra Sachsarbeiter streiken,Schweinfurt o. J. (1971)

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Februar 1972:
In Schweinfurt erscheint die Fichtel und Sachs Betriebszeitung von KAB/ML und RJ/ML 'Roter Torpedo' Nr.7 (vgl. Jan. 1972, 1.3.1972). Eingeladen wird zu den Veranstaltungen im Thälmannkeller der RJ/ML, darunter auch diejenige mit Günter Wallraff, deren Termin aber noch nicht feststeht. Mit Hilfe von Wallraff wird berichtet über den Werkschutz.
Q: Roter Torpedo Nr.7,Schweinfurt Feb. 1972,S.10f

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März 1972:
In Schweinfurt erscheint die Nr. 2 der Betriebszeitung des KAB/ML und der RJ/ML 'Der Rote Innenring' für SKF (vgl. Jan. 1972, Juli 1972), aus dem 'Roten Torpedo' von Fichtel & Sachs (vgl. Feb. 1972) wird die Ankündigung der zweiten Wallraff-Veranstaltung (vgl. 25.11.1971) übernommen.
Q: Der Rote Innenring Nr.2,Schweinfurt März 1972,S.10

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15.05.1972:
In der Nr.10 der 'druck und papier' der DruPa (vgl. 1.5.1972,
29.5.1972) erscheint ein Leserbrief zur Debatte über die Neue Linke (vgl. 24.7.1972), welcher von Werner Enke aus Sennfeld stammt. Die Linken könnten Mahlein und Stotz ja, nach deren eigener Einschätzung, nicht gefährlich werden.
"Aber offensichtlich ist dem nicht so! Anscheinend gibt es doch 'Maoisten' und ähnliche 'Spinner', die die marxistische Theorie auch in der Praxis anwenden können. Warum würde E. St. sonst so ins Schleudern geraten?

Nach meiner Meinung ist nicht der Artikel des Kollegen Mahlein der Beginn der Auseinandersetzung gewesen, sondern erst die Leserbriefe, auch wenn sie laut E. St. angeblich nur der Versuch sind, 'die Neue Linke der konkreten Definition zu entziehen'. Denn erst die Leserbriefe brachten eine Auseinandersetzung mit dem Thema, während das Andere aufgeschrecktes Gegacker blieb. Ich finde, daraus sollte man lernen.

Das heißt, in unser Zentralorgan gehören Artikel zu diesem Thema (Stichwort: ist die Gewerkschaft eine Kampforganisation oder ein Ordnungsfaktor?). Meinetwegen auch eine Definition (kein Geschimpfe) 'der Linken' vom Kollegen E. St.. Die Artikel zu diesem Thema können ruhig theoretisch sein, die Mitglieder können sicherlich eine Menge praktischer Erfahrungen beitragen."
Es folgt ein Bericht über die Wallraff-Veranstaltung der RJ/ML Schweinfurt (vgl. 25.11.1971), die der Gewerkschaftsjugend zuvor vom DGB-Vorsitzenden verboten worden war.
"Die Frage, wer hier arbeitsfeindlich gehandelt hat, erübrigt sich. Und ich unterstütze die 'Spinner' auf das Wärmste, wenn sie gegen solche Extremisten in unseren Reihen vorgehen."
Q: druck und papier Nr.10,Stuttgart 15.5.1972

April 1974:
Vermutlich im April erscheint das 'Rote Signal' der MLSG des KABD Nr.3/4 für März und April (vgl. Feb. 1974). Die Rote Bücherecke behandelt Günther Wallraff: Neue Reportagen, Untersuchungen und Lehrbeispiele.
Q: Rotes Signal Nr.3/4,Erlangen März/Apr. 1974,S.30

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Mai 1974:
Die Hochschulleitung (HL) Dortmund des KSV der KPD gibt vermutlich im Mai das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 ohne Impressum heraus:"
WALLRAFF SOFORT FREILASSEN!
FREIHEIT FÜR BISTIS UND STANGOS!

Am letzten Donnerstag (vgl. **.*.1974,d.Vf.) wurde Günter Wallraff in Athen zu vierzehn Monaten Haft verurteilt! Er hatte auf dem 'Platz der Verfassung' im von faschistischer Polizei überlaufenden Athen Flugblätter verteilt. Er hatte gefordert: Freiheit für alle politischen Gefangenen in den Konzentrationslagern. Schluß mit der Folter. Schluß mit der Unterstützung der griechischen Faschisten durch die NATO-Bündnispartner.

Wie die Faschisten diese Aktion quittierten, konnten die Zuschauer von 'Panorama' am Montagabend (vgl. **.*.1973,d.Vf.) verfolgen: Wallraff, von eigener Hand an den Laternenmast gekettet, warf die Flugblätter in die Luft, die salopp gekleidete griechische Gestapo stürzte sich nach 20 Minuten auf ihn, warf ihn nieder, trat ihn auf den Kopf, der blutend aufplatzte, ein anderer Scherge schlug ihm mit der Stahlrute über den Schädel. Der herbeigerufene Schmiedemeister trennte die Kette durch, Wallraff wurde im Krankenwagen abtransportiert. Seine Frau weiß zu berichten, bei den Verhören im Militärgefängnis habe man ihm die Füße zertreten.

Durch die Aktion von Wallraff wurden schlaglichtartig die wirklichen Verhältnisse in Griechenland beleuchtet. Die Presse, die sich in der Berichterstattung über Griechenland selbst gleichschaltet und bisher schwieg, war gezwungen, über Anlaß und Verlauf der Aktion zu berichten.

Aber: die breite Empörung gegen das Vorgehen der griechischen Faschisten konnte das Urteil nicht verhindern. Weiterhin werden in den KZs tausende politische Gefangene mißhandelt; weiterhin sind die kürzlich verhafteten Mitglieder der Revolutionären Kommunistischen Bewegung Griechenlands (EKKE), die Genossen Christos Bistis und Petros Stangos vom Tode bedroht."

Es folgt ein Artikel zu Bistis und Stangos aus dem Zentralorgan des KSV, 'Dem Volke dienen' (DVD - vgl. Apr. 1974) und fortgefahren wird:"
Kommilitonen,
der KSV wird nach den Pfingstferien eine Solidaritätswoche für die politischen Gefangenen in Griechenland durchführen. Beteiligt euch an den Solidaritätsaktionen! Gebt eure Unterschrift für die sofortige Freilassung von Günter Wallraff, Christos Bistis und Petros Stangos! Spendet Geld für die Organisierung des Widerstands in Griechenland durch die EKKE!

ES LEBE DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!
FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN IN GRIECHENLAND!
TOD DEM FASCHISMUS!"
Q: KSV-HL Dortmund:Wallraff sofort freilassen!,Dortmund o.J. (Mai 1974)

11.09.1974:
In der Nr.37 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 4.9.1974, 18.9.1974) der KPD wird u.a. eingegangen den Bericht der 'Metall' der IGM über Günther Wallraff.
Q: Rote Fahne Nr.37,Dortmund 11.9.1974

1975:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD in Köln (vgl. März 1977) berichtet:"
1975 WIRD DER KÖLNER SCHRIFTSTELLER GÜNTER WALLRAFF von Polizisten in Zivil ständig überwacht und bespitzelt wegen des bloßen Verdachts, mit 'Terroristen' bekannt zu sein."
Q: RH e.V.:Die Polizei bei Karstadt,Köln o.J. (1977),S.2

Januar 1978:
Vermutlich im Januar gibt die SDAJ Schwarzenbek der DKP die Nr.1 ihres 'Eidig der Wildschütz' (vgl. Sept. 1974) heraus.
Berichtet wird u.a. über das Buch 'der Aufmacher' von Günther Wallraff.
Q: Eidig der Wildschütz Nr.1,Schwarzenbek o.J. (1978)

30.01.1978:
In Ulm gibt der KABD bei KHD sein 'Rotes Band' Nr.2 (vgl. 9.1.1978, 28.2.1978) heraus. Berichtet wird über die Tätigkeit von Günter Wallraff bei der 'Bild'-Zeitung.
Q: Das rote Band Nr.2,Ulm 30.1.1978

20.04.1980:
In Dortmund ruft das Solidaritätskomitee für die Wiedereinstellung der fristlos entlassenen Hoesch-Betriebsräte (vgl. 13.3.1980, 25.4.1980) mit einem Flugblatt zu einer heute stattfindenden Solidaritätsveranstaltung auf. U.a. nehmen daran teil: Günter Wallraff, Schriftsteller (Köln), Werner Worschech, Liedermacher (Bottrop), Hartmut Siemon, Norbert Bömer, die Gruppe Ruhrwerk (Dortmund).
Q: Solidaritätskomitee für die Wiedereinstellung der fristlos entlassenen Hoesch-Betriebsräte:Flugblatt,Dortmund 20.4.1980

31.10.1985:
Die 'Stählerne Faust' - Betriebszeitung der KPD (ex KPD/ML) für die Hoesch-Betriebe (vgl. 29.8.1985, 19.2.1986) erscheint in Dortmund mit 4 Seiten DIN A 4 unter verantwortung von H. D. Koch:"
ILLEGALE LEIHARBEIT - VERBRECHERISCHE SKLAVENHÄNDLER: NICHT NUR BEI THYSSEN, AUCH BEI HOESCH ?!

Für den höchstmöglichen Profit tun sie alles, - die Herren in den Chefetagen der Konzerne. Dies wies Günter Wallraff in seinem neuen Buch 'Ganz unten' nach. Besonders auf Kosten der ausländischen Kolleginnen und Kollegen werden da mit Not und Elend, dem Zwang, auf jeden Fall eine Arbeit annehmen zu müssen, egal zu welchen Bedingungen, dicke Geschäfte gemacht.

Wie das läuft, zeigt Wallraff am Beispiel der Firmen Remmert und Thyssen. Da schreibt er z.B.:

'3 Uhr früh aufstehen, um um 5 Uhr auf dem Stellplatz der Firma Remmert, Autobahnabfahrt Oberhausen-Buschhausen, zu sein. Remmert ist ein expandierendes Unternehmen. Auf zeitgemäßem grünen Firmenschild steht 'Dienstleistungen'. Remmert beseitigt Schmutz in jedweder Form. Fein- und Grobstaub, Giftschlamm und -müll, stinkende und faulende Öle, Fette und Filterreinigung bei Thyssen (ATH,d.Vf.), Mannesmann (MM,d.Vf.), MAN und sonst wo immer. Allein der Wagenpark der Firma Remmert ist an die 7 Millionen DM wert. In die Firma Remmert integriert ist wiederum die Firma Adler: wie die Puppe in der Puppe. Adler verkauft uns an Remmert, und Remmert vermietet uns weiter an Thyssen. Den Hauptbatzen, den Thyssen zahlt - je nach Auftrag und Staub-, Schmutz- oder Gefahrenzulage zwischen 35 und 80 DM pro Stunde und Mann - teilen sich die Geschäftspartner. Ein Almosen von fünf bis zehn DM wird von Adler an die Malocher ausgezahlt. Die Remmert- beziehungsweise Adler-Arbeiter werden bei Thyssen häufig auch fest in der Produktion eingesetzt. Dann arbeiten - in der Kokerei zum Beispiel - Remmert- oder Adler-Arbeiter zusammen mit oder neben Thyssen-Arbeitern'

Doch wie zu hören ist, läuft auf Wallraffs Buch hin nicht nur gegen Thyssen ein Ermittlungsverfahren, sondern mittlerweile wurde Krupp ebenfalls von den zuständigen Behörden (die auf diesem Gebiet bis zum Wallraff-Buch nicht gerade durch besonderen Eifer bei ihrer Ermittlungsarbeit auffielen) 'besucht', wurde Material über diese verträge beschlagnahmt.

Vor wenigen Monaten mußte sich auch Mannesmann nach verlorenen Gerichtsverfahren bereit erklären, eine ganze Reihe von Leiharbeitern, die sie über Sklavenhändler für sich arbeiten ließen, fest einzustellen, Lohn nachzuzahlen usw.

Und HOESCH? Wie man hört, arbeitet die Firma Remmert ja auch bei Hoesch, - so im Bereich Hochofen Phoenix. Ob da alles mit sauberen Dingen zugeht?

Das sollte den unbefangenen Stahlarbeiter eigentlich wundern: Schließlich sitzt mit Herrn Consemüller von der Hoesch Stahl AG der Vorsitzende der Verhandlungskommission der Unternehmer im Herren vom Unternehmerverband Stahl und Eisen haben ja vor, gegen uns, gegen die IGM eine massive Verschlechterung des Manteltarifvertrages durchzusetzen, - z.B. Einschränkung der Verdienstsicherung, Wegfall des Kündigungsschutzes für über 50-jährige, und viele andere 'Hämmer' mehr!"
Q: Stählerne Faust,Dortmund 31.10.1985

29.04.2002:
Für die 'taz' berichtet Nadia Leihs:"
Die vergessenen Migranten

Viele kamen als Arbeitsmigranten nach Deutschland, spätestens seit Günter Wallraffs 'Ganz unten' sind die miserablen Arbeitsbedingungen und das häufige Fehlen von Arbeitsschutzmaßnahmen auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt.
Q: taz, Berlin 29.4.2002,S.14

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