Broschüre: „Parteimythos und Wirklichkeit“
Kritik an fünf Jahren KPD/ML-Politik von zwei ausgeschlossenen Mitgliedern des 3. ZK der KPD/ML

Materialien zur Analyse von Opposition

Von D. Berger, Berlin, Februar 2014

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Im November 1977 erschien in Gelsenkirchen die Broschüre „Parteimythos und Wirklichkeit“ von zwei ausgeschlossenen Mitgliedern des 3. ZK der KPD/ML. Untertitel: „5 Jahre KPD/ML-Politik – unfähig, sich aus dem opportunistischen Sumpf zu erheben“. Die Autoren gehörten der KPD/ML von 1970 bis 1974 an; von 1972 bis August 1973 waren sie Mitglieder des 3. Zentralkomitees. Erfahrungen hätten sie in fast allen Organisationsebenen und Bereichen gemacht.

Im Vorwort betonen sie, dass sich ihre Schrift auf die Auseinandersetzung mit dem Rechenschaftsbericht der KPD/ML-Führung auf dem 3. Parteitag stützt. Als ehemalige Mitglieder des 3. ZK's fühlten sie sich verpflichtet, vor den ehrlichen Mitgliedern der KPD/ML und der revolutionären Bewegung ebenfalls Rechenschaft abzulegen. Ihr wesentliches Anliegen bestehe darin, ihre Erfahrung in und mit der KPD/ML weiterzugeben, in der Diskussion der Revolutionäre Westdeutschlands über die aktuellen Fragen der konkreten Gegenwart mitzuwirken und den Verfälschungen der marxistisch-leninistischen Lehren durch die Pseudomarxisten entgegenzutreten.

Die Zeit sei dafür reif. Stärker und zahlreicher würden jene Genossen hervortreten, die nach etlichen Jahren enttäuschender Praxis im Umkreis der alten Bewegung endlich den Mut gefunden hätten, dem deprimierenden Treiben der 'Partei'-Cliquen eine ernsthafte marxistisch-leninistische Alternative entgegenzusetzen.

In diesem Sinne versuchen die Autoren auch nicht bei der Kritik der Linie der KPD/ML stehen zu bleiben, sondern zu einigen „aktuellen Grundfragen der Revolution“ Stellung zu nehmen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

November 1977:
Im November erscheint in Gelsenkirchen „von zwei ausgeschlossenen Mitgliedern des 3. ZK der KPD/ML“ die Broschüre „Parteimythos und Wirklichkeit. 5 Jahre KPD/ML-Politik – unfähig, sich aus dem opportunistischen Sumpf zu erheben“ (Auflage: 1.000 Stück, Selbstverlag, ca. 15x21 cm, 93 Seiten). Als Bestelladresse angegeben ist C. Sperandio in Gelsenkirchen-Horst.

Hauptautor war der inzwischen leider verstorbene Claudio Sperandio (1947-2007), der ab 1973 in Gelsenkirchen wohnte, von wo aus er 1979 in seine Heimat Stuttgart zurückkehrte.

„In dieser Broschüre“, so heißt es gleich auf dem Titelblatt, „versuchen zwei ehemalige Mitglieder des 3. ZK der KPD/MI, - dem sie von Juli 1972 bis zu ihrem Ausschluss Juni 1973 angehörten - die Entwicklung der Linie der KPD/ML anhand der eigenen Erfahrungen kritisch zu verarbeiten. Sie stützen sich dabei in erster Linie auf den Rechenschaftsbericht des 3. ZK der KPD/ML, in dem sie persönlich angegriffen und denunziert werden. Trotzdem soll dies kein Beitrag unserer Verteidigung und Reinwaschung sein, sondern viel eher eine Aufarbeitung der Resultate von 5 Jahren ‚Geschichte‘ der KPD/ML, der Nachweis der Kontinuität des opportunistischen Kurses von Aust & Co. und der Verlogenheit ihrer Selbstkritiken.“

Der Inhalt der Broschüre gliedert sich in:
Vorwort
Warum gerade KPD/ML?

DIE PARTEI DES PROLETARIATS UND-DIE PARTEI DER AUST-CLIQUE
Entwicklung des Klassenbewußtseins
Anbiederung an das Kleinbürgertum
Klassenpartei oder Massenpartei?
Ein unschematisches Etappenspiel
Wofür die KPD/ML keine Zeit hat …
Die „automatische Revolution“ braucht keine KP
Im Sumpf des Opportunismus
Spontaneismus = Anbetung der bürgerlichen Ideologie

PROLETARISCHER UND REVISIONISTISCHER INTERNATIONALISMUS
Die KPD/ML ist „niemals abgewichen“
Der „profitable Internationalismus“
Weitere Äußerungen des Chauvinismus
Die „nationale Frage“ Deutschlands heute
Wiedervereinigung und Revolution
Auf der Suche nach dem Hauptfeind
Die BRD - Unterdrückt oder unterdrückend?
Wie Enver Hoxha zensiert wird

WER DEN STEIN ERHEBT …
(oder die Anschuldigungen gegen uns fallen auf ihre eigenen Verfasser zurück)
Um welche Fragen ging es?
a.) Kampf gegen den Hauptfeind des westdeutschen Proletariats oder Ablenkung von diesem?
b.) Die „eingeschmuggelten“ korrekten Einschätzungen des 2. Parteitages
c.) Wer schürt die Kriegshysterie?
d.) Zur Frage der Teilforderungen
e.) Der „Pazifist“ Lenin und der Sozialpatriotische Krieger Aust
Der Ernstfall des Herrn Aust
Gekläff mangels Argumenten
Zur Frage des Sektierertums
Zur Jugendfrage
Zum Proletkultvorwurf
Zur Gewerkschaftsfrage

WIE DIE AUST-FRAKTION IHRE LINIE DURCHSETZTE -
oder: IST DIE KPD/ML NOCH ZU RETTEN?
Bis zum 2. Parteitag
Die Zeit nach dem 2. Parteitag
Nochmals zu den Methoden
Über unsere wirklichen Fehler
Zur „ml-Bewegung“

SCHLUSSFOLGERUNGEN
Den subjektiven Faktor entwickeln
Dokumente

Das „wesentliche Anliegen“ der Autoren bestehe darin, ihre Erfahrungen in und mit der KPD/ML weiterzugeben, in der Diskussion der Revolutionäre Westdeutschlands über die aktuellen Fragen der konkreten Gegenwart mitzuwirken und den Verfälschungen der marxistisch-leninistischen Lehren durch die Pseudomarxisten entgegenzutreten. Die Zeit sei dafür reif. Stärker und zahlreicher würden jene Genossen hervortreten, die nach etlichen Jahren enttäuschender Praxis im Umkreis der Opportunisten endlich den Mut gefunden hätten, dem deprimierenden Treiben der 'Partei'-Cliquen eine ernsthafte marxistisch-leninistische Alternative entgegenzusetzen. Diese positive Entwicklung habe auch ihre Ursache darin, dass die pseudomarxistischen Gruppen keine Antwort auf die Fragen und Aufgaben der Gegenwart geben könnten und stattdessen immer offener zur Übernahme bürgerlicher, imperialistischer Ideologie greifen würden (vgl. S. 3).

Die Autoren werfen der marxistisch-leninistischen Bewegung, die aus der kleinbürgerlichen Studentenbewegung entstanden sei und anfangs ein äußerst niedriges ideologisches Niveau gehabt habe, vor, dass sie sich nie die Mühe gemacht habe, die Geschichte der revisionistischen Entartung der Thälmann- und der Nachkriegs-KPD zu analysieren. Ferner gingen die KPD/ML und andere bei der Analyse der heutigen Situation nicht vom geschlossenen System des dialektischen und historischen Materialismus aus, sondern griffen einzelne Erfahrungen des ML heraus, um sie isoliert einander entgegenzustellen. Deren innerer Zusammenhang und deren Widersprüchlichkeit gingen dabei verloren.

Eine vorrangige Aufgabe der Revolutionäre heute sei die Erarbeitung der Weltanschauung des wissenschaftlichen Sozialismus; man müsse sich den dialektischen Materialismus sowohl in seiner Methode als auch in seiner Auffassung zu eigen machen. Nur mithilfe dieser Grundlage würde man fähig werden, eine wissenschaftliche Analyse der konkreten Situation leisten zu können. Nicht beim Sammeln von Erfahrungen würde man beim Nullpunkt anfangen, sondern bei der richtigen Verarbeitung der Erfahrungen.

Unter Berufung auf Enver Hoxha, der auf dem 6. Parteitag der Partei der Arbeit Albaniens (1971) analysiert habe, dass der subjektive Faktor, das Bewusstsein, die Organisiertheit und Leitung der Massen hinter der praktischen Bewegung zurückgeblieben sei, meinen die Autoren: Dies treffe auf Westdeutschland heute noch in verstärktem Maße zu. Die spontane Bewegung der Massen sei weiter angewachsen, während sich der subjektive Faktor kaum weiterentwickelt habe. „Die Schwäche unserer revolutionären Bewegung liegt in ihrer mangelnden ideologischen Bewusstheit und der daraus resultierenden Orientierungslosigkeit; sie liegt in dem Mangel an politisch geschulten und erfahrenen Kadern; sie zeigt sich in der daraus folgenden Neigung, sich auf althergebrachte Küchenrezepte zu verlassen; sie zeigt sich im Dominieren einiger engstirnigen, selbstgerechten, sendungsbewussten 'Führer' und dem Kadavergehorsam von vielen aufrechten Kämpfern ohne eigenes Bewusstsein.“ (S. 80)

Abhilfe könne hier nur geschaffen werden, wenn die hemmenden Fronten des Zirkelstandpunktes aufgeben würden. Not tue die offene Debatte all jener, die den Kampf um die Grundlagen der westdeutschen marxistisch-leninistischen Partei und der westdeutschen Revolution führen wollten.

Verwiesen wird zum Schluss auf einige neue Schriften der Kritiker der alten ML-Bewegung.
Quelle: Zwei ausgeschlossene Mitglieder des 3. ZK der KPD/ML: Parteimythos und Wirklichkeit. 5 Jahre KPD/ML-Politik – unfähig, sich aus dem opportunistischen Sumpf zu erheben, Gelsenkirchen, November 1977.

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November 1977:
Unter der Überschrift „Ein Beitrag zur Diskussion der Marxisten-Leninisten“ erscheint ein Werbeflugblatt für die Broschüre von zwei ausgeschlossenen Mitgliedern des 3. ZK der KPD/ML: „Parteimythos und Wirklichkeit. 5 Jahre KPD/ML-Politik – unfähig, sich aus dem opportunistischen Sumpf zu erheben“, Gelsenkirchen, November 1977.
Q: Werbeflugblatt: Ein Beitrag zur Diskussion der Marxisten-Leninisten, Gelsenkirchen (1977).

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Letzte Änderungen: 11.2.2014

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