Bund Deutscher Pfadfinder (BDP)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 25.11.2010

Es werden in dieser wie immer äußerst unvollständigen Darstellung bisher lediglich drei Ausgaben der 'R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP' vorgestellt, aus denen die Linksentwicklung innerhalb des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) sowie der Deutschen Jungdemokraten (DJD) ablesbar ist, während eingangs die Pfadfinder noch als prokapitalistisch gelten (vgl. 31.8.1968).

Eine zentrale Rolle bei der Linksentwicklung im BDP bzw. vor allem in dessen Landesverband Niedersachsen scheint die Gruppe in Celle gespielt zu haben, ist dort doch der BDP-Landesverband ansässig und es wird ein Bookshop betrieben. Die Grundschulung im BDP Niedersachsen, die gemeinsam mit den Jungdemokraten durchgeführt wird, erfolgt dann offenbar auf der Grundlage von Ausarbeitungen der Roten Garde Celle der KPD/ML, was vermutlich nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass der Landesverband Niedersachsen der KPD/ML-Zentralkomitee kurzzeitig relativ stark gewesen ist, da sich einige der Gruppen aus BDP und DJD vermutlich zeitweise der KPD/ML anschlossen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

31.08.1968:
Laut 'apo press' München findet im Klub Eugen Levine in München eine Veranstaltung statt, auf der Mitglieder des SDS über die Weltjugendfestspiele in Sofia berichten:"
Die politischen Kräfte, die bei den 9. Festspielen der Jugend und Studenten in Sofia anwesend waren, wurden von der westdeutschen SDS-Delegation in drei Kategorien eingeteilt:
a.) die prokapitalistischen Kräfte, vor allem aus der BRD, für die die Unterzeichnung des Festivals nur die Fahrkarte nach Sofia bedeutete, aber keine Veränderung ihres reaktionären Selbstverständnis war (z.B. Katholische Jugend, Pfadfinderbünde, Sozialdemokraten u.ä.),
b.) die antiimperialistischen und antimonopolistischen Kräfte, auch vor allem aus der BRD und den anderen westlichen Ländern (z.B. Naturfreundejugend (NFJ,d.Vf.), Jusos (der SPD,d.Vf.), Falken (SJD der SPD,d.Vf.), VDS, LSD u.ä.),
c.) das Spektrum der sozialistischen Kräfte (mit Ausnahme der albanischen, chinesischen und kubanischen Richtung) aus den kapitalistischen Ländern.

Das Festival selbst wurde als Bündnis zur Vorantreibung des internationalen Klassenkampfes gewertet. Ausgehend von der gegenwärtigen politischen Situation in der Welt, d.h. angesichts der organisierten und verschärften Assoziation der imperialistischen Länder und angesichts der Verschärfung der inneren Widersprüche in den kapitalistischen Ländern, die immer offener die faschistischen und neofaschistischen Tendenzen einer fortschrittlichen Öffentlichkeit in den betreffenden Ländern sichtbar werden lassen, kann die Strategie auf nationaler und internationaler Ebene nur sein: Herstellung eines breiten antimonopolistischen Bündnisses in den hochindustrialisierten, kapitalistischen Ländern, Schaffung einer antiimperialistischen Einheitsfront zur Einengung und Zurückdrängung der offenen und versteckten imperialistischen Aggression und Stärkung der sozialistischen Position. Aufgrund dieser Minimalforderung ergaben sich insbesondere für die SDS-Delegation folgende Konkrete Aufgaben in Sofia:
1. Isolierung der reaktionären prokapitalistischen Kräfte durch permanente Aufreißung von politischen Fronten z. B. innerhalb des Deutschen Bundesjugendringes (DBJR) durch entschiedenes kritisches Auftreten auf den Foren und Seminaren.
2. Gewinnung von Bündnispartnern innerhalb des DBJR durch dauernde Diskussion und Aufzeigen von Kriterien, die der SDS politisch akzeptabel für ein Bündnis hält (Stellung zum Vietnam-Krieg, Notstandsgesetze (NSG,d.VF.), Einschätzung der Gefahr des Neofaschismus).
3. Eine wesentliche Aufgabe der SDS-Delegation war die Darlegung der politischen Auseinandersetzung und Diskussion mit den antiimperialistischen, antimonopolistischen, revisionistischen und sozialistischen Kräften auf zahlreichen Foren, die zum Thema u.a. hatten: Neokolonialismus, Gewerkschaften, die Rolle der Jugend in den kapitalistischen Ländern, die Universität als wissenschaftliches Ausbeutungsobjekt der herrschenden Klasse in den kapitalistischen Ländern, Neofaschismus, die Bonner Ostpolitik."
Quelle: apo press Nr.14,München 1.9.1968,S.5

April 1970:
Vermutlich im April erscheint die Nr. 31 der 'R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP' (vgl. Mai 1970). Die Zentralredaktion bilden die BDP-Kollektive II und III Berlin, P. Pott, Detmold, H. Wendland, Kiel und das BDP-Kollektiv I, Frankfurt.
Berichtet wird von der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) am 21./22.2.1970 in Düsseldorf, auf der es zur Konfrontation zwischen Konservativen und Linken kam. Hingewiesen wird auf ähnliche Entwicklungen in anderen Jugendorganisationen.

Ein Artikel vom BDP-Kollektiv I Frankfurt fragt "Was tun? Zum Stand der Griechenlandkampagne".

In der Rubrik "Zur Ideologie des Pfadfindertums" erscheint von Edwin Hoernle der Text "Das Pfadfindertum".

Kleinanzeigen bieten u.a. Material zur "Anti-Olympia-Kampagne", werben für den 'Kritischen Katholizismus' und geben aus Celle, Mauernstrasse 45, sowie Sobernheim, Am Marktplatz 6, bekannt: "Die ersten beiden Clubs, die eine eigene Buchhandlung haben, mit der sie ihre Arbeit finanzieren und die die regionalen Gruppen mit der wichtigsten politischen Literatur versorgt sind gegründet worden."

Aus der Berliner 'RPK' werden Texte des Streikkomitees des Zentralrats der Schülerbasisgruppen übernommen.
Q: R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP Nr.31,Berlin o. J. (1970)

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Mai 1970:
Es erscheint die Nr. 32 der 'R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP' (vgl. Apr. 1970, Juni 1970). Die Zentralredaktion bilden die BDP-Kollektive II und III Berlin, P. Pott, Detmold, H. Wendland, Kiel, Diethelm Damm, Frankenberg und das BDP-Kollektiv I, Frankfurt. Die Schulung kommt von Volker Hasenclever, Berlin.

Neunzehn Gruppen hätten sich seit der letzten 'R' mit dieser solidarisiert. Aus den USA kommt aus der 'FR' ein "Augenzeugenbericht aus Kent" Ohio (vgl. 4.5.1970). Von Friedemann Brandt stammt der "Bericht: Der Untergang des Frankenberger AUSS".
Es erscheint ein "Antwort auf den Leserbrief zum Artikel: Der Teufel steckt unter der Kutte".

Bekanntgegeben wird, dass sich die progressiven Gruppen aus Bayern über Pfingsten in Geretsried treffen.
In Bremerhaven organisiert sich der POLIT-SESSION-Club um in einen Club R.
In Westfalen wurde eine Umfrage gemacht und die Gruppe Herne gründete einen POLIT-CLUB.
Im BDP Hessen findet über Pfingsten ein Strategieseminar statt.
In Niedersachsen bzw. Norddeutschland gibt es Pfingsten einen Kongreß der Linken zur Strategiediskussion (vgl. 16.5.1970). Diskutiert werden sollen dabei die folgenden Projekte:
- Aktion Volkstrauertag (Aumühle);
- NPD-Kampagne (Preetz);
- Aktionen gegen die Stadtjugendpflege (Peine);
- Arbeit des USSB (Celle) und Antiautoritärer Kinderladen (Celle);
- Lehrlingsarbeit und Schülerarbeit der ML-Gruppe (Bad Harzburg);
- Gemeindearbeit mit Kindern (Wolfenbüttel); und
- Kindertagesstätte (Braunschweig).

An Zeitschriften gingen ein die 'Norddeutsche Soldatenzeitung' – Zentralorgan der norddeutschen Soldatenräte aus Göttingen, die 'Rote Provinz' aus Kreiensen; und die 'Rote Schule' aus Göttingen.

In der Rubrik "'Kritik des Scoutismus' erscheint ein Auszug aus Harry Pross "Jugend -Eros – Politik" zum Pfadfindertum der 20er Jahre.

Weitere Beiträge äußern sich "Zur Numerus Clausus-Kampagne der Schüler" sowie zu "Nationalismus und Neokolonialismus im Kampf um Kambodscha".
Q: R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP Nr.32,Berlin Mai 1970

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Juni 1970:
Vermutlich im Juni erscheint die Nr. 33-35 der 'R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP' (vgl. Mai 1970) für Juni bis August. Die Zentralredaktion bilden das Xantener Aktiv Berlin, Jürgen Fiege, Berlin, Peter Regin, Berlin, Diethelm Damm, Frankenberg, das BDP-Kollektiv I, Frankfurt. Die Schulung kommt von Peter Regin, Berlin.

Im Editorial wird die nächste Nummer für Oktober angekündigt. Materialien vom niedersächsischen BDP-Kongreß (vgl. 16.5.1970) sind zu beziehen über den BDP Niedersachsen, 31 Celle, Mauernstr. 45.

Angekündigt wird für Oktober ein "Kadertreffen der sozialistischen Fraktionen" für die "Sozialisten unter den Funktionären im bürgerlichen Jugendverband". Dabei sollen berichten die Frankfurter, die Tübinger, die Jungdemokraten und die Naturfreunde aus dessen Bundesvorstand sowie aus Hessen. Begrüßt wird das Kadertreffen aus Aumühle.

Ein Artikel von Dirk Jordan berichtet von den DJD der FDP über "Sozialisten bei den 'Deutschen Jungdemokraten'", wobei der Liberale Schülerbund Westberlin als Ursprung der Opposition im Landesverband Westberlin der DJD erwähnt wird. Auch in Norddeutschland hätten sich Linksentwicklungen ergeben, während der Landesvorstand Hessen reaktionär sei. Es gibt aber auch dort einen Arbeitskreis kritischer Jungdemokraten.

Willy Praml und Jürgen Fiege fragen zum DFJW-Camp auf dem Dörnberg "Jugendcamp '70 – Ende der 'pädagogischen' Revolution?". Das Club-Camp, pol. Ökonomie und die AG Gesamtarbeiter erklären verfassten dazu den Artikel "Linksopportunistische Apathie – Zur Reproduktion kleinbürgerlichen Verhaltens beim Jugendcamp '70".

Michael Ehrke erörtert "Unser Verhältnis zum Jugendverband", wobei auch die in Niedersachsen in BDP und DJD gerade anlaufende Grundschulung Erwähnung findet. Die beiliegenden, von der Roten Garde Celle unterzeichneten, "Texte zur Grundschulung – Arbeitanleitungen und Erläuterungen" behandeln Mao: "Über den Widerspruch" und Marx: "Lohnarbeit und Kapital".

Aus der Broschüre "1. Mai" des Arbeitskreis Agitprop im RC Westberlin wird der Artikel "Die Gesellschaft der Eseltreiber" übernommen. Von Detlev Claussen stammt der Beitrag "Für eine materialistische Rezeption der leninschen Theorie". Das "Material zur Klassenanalyse" enthält den "Versuch einer Klasseneinteilung" von der Roten Skizze Kiel, den Beitrag "Stand und Ursachen der Konzentration in der BRD" der Westberliner Jungdemokraten (DJD) sowie "Einige Daten zur Klassenanalyse" von Michael Ehrke.

Von Peter Damerow und Christine Keitel kommt der Artikel "Mengenlehre und Revolution – Detailanalysen zur kapitalistischen Schule". Aus der Voltaire-Flugschrift Nr.28, Diethelm Damm: "So arbeitet der Verfassungsschutz", die besonders über den Bookshop in Celle, Mauernstraße 45 erhältlich sei, wird das Schlußkapitel abgedruckt.

Geworben wird für eine "Wichtige Rechtsbroschüre für die Gruppenarbeit", J. Amann, Jürgen Fiege, M. Gesell: "Erziehung trotz Gesetz", die über das Wannseeheim für Jugendarbeit, Berlin 37, Hohenzollernstr. 14 beziehbar ist.
Q: R – Zeitschrift der Schüler-Lehrlings-Gruppen & Clubs im BDP Nr.33-35,Berlin Juni – Juli – August 1970

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Juli 1970:
Vom KJ-Inform, der nationalen Leitung des KJVD der KPD/ML-ZB, herausgegeben erscheint Nr.1 des 'Agit-Prop-Rundschreibens', welches das einzige uns bisher bekanntgewordene Rundschreiben dieser Art ist. Es hat das Zentralorgan (ZO) des KJVD, den 'Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) zum Inhalt:"
Grundsätzliche Bereiche, die im KDAJ angesprochen werden sollen, sind:

4. Der Kampf um die Mitglieder der bürgerlichen und reformistischen Jugendorganisationen (Pfadfinder, Jusos und SJD - Die Falken der SPD, SDAJ der DKP)."
Q: KJVD-KJ-Inform:Agit-Prop-Rundschreiben Nr.1,Bochum Juli 1970

Letzte Änderungen: 21.8.2017

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