Oldenburg:
Antimilitarismus und Bundeswehr

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 3.3.2014

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Vom Antimilitarismus und der Bundeswehr in Oldenburg können hier bisher nur wenige Dokumente erschlossen werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Einleitend für diese wie immer lückenhafte Darstellung tritt der Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK) an den Oldenburger Schulen auf (vgl. 9.5.1969, 16.6.1969), agitiert aber auch die Rekruten der Bundeswehr (vgl. 1.7.1969) und stellt offenbar eine linksradikale Struktur dar (vgl. Juni 1970).

Im Schülerbereich führt dann später eine antimilitaristische Aktion zur Spaltung zwischen den auf die DKP und den auf den späteren Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) orientierten Kräften (vgl. Juni 1972), wobei sich letztere in Oldenburg auch intensiv am Protest gegen den Wehrkundeerlass und die Jugendoffiziere der Bundeswehr beteiligen, der separat dargestellt ist.

An den Aktionen gegen den Bombenabwurfplatz in Ramsloh beteiligen sich sowohl die örtlichen Anhänger des KBW als auch diejenigen der KPD/ML (vgl. 25.5.1973, 16.6.1973), die beide auch, ebenso wie der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD (vgl. 1.3.1974, 27.3.1974) bei der Bundeswehr in Oldenburg aktiv sind, wobei die Anhänger des KBW sich in der Gründung eines Soldaten- und Reservistenkomitee (SRK - vgl. 19.8.1974, 11.11.1974, 27.2.1975) engagieren.

Über Anhänger bei der Bundeswehr verfügte vermutlich auf die Oldenburger Gruppe des Kommunistischen Bundes (KB) (vgl. 19.9.1975).

Innerhalb der damaligen Soldatenbewegung galt Oldenburg offenbar als Vorbild für einen Boykott der Kantinen (vgl. Apr. 1976).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

09.05.1969:
In einem Brief eines Oldenburger Sympathisanten an ein Mitglied der Bolschewistischen Linken (BL) der deutschen Sektion des VS der 4. Internationale (vgl. 6.5.1969, 5.6.1969) wird aus Oldenburg berichtet, daß sich dort ehemalige SDSler und Club Liberte-Mitglieder der Arbeit im Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK) zugewandt hätten.
Quellen: Bolschewistischen Linke der dt. Sektion der 4. Internationale-1 Sympathisant: An …(1 Bolschewistischen Linke der dt. Sektion der 4. Internationale-Mitglied), Oldenburg 9.5.1969

16.06.1969:
In Oldenburg hat das bisherige Revolutionäre Komitee (RK) Oldenburg, sich gerade in Revolutionäre Initiative (RI) Oldenburg umbenannt. Der Verfasser dieses Berichtes schloß sich der gerade gegründeten Projektgruppe Schule des VK an.
Q: Bolschewistischen Linke der dt. Sektion der 4.Internationale-1 Sympathisant: An …(1 Bolschewistischen Linke der dt. Sektion der 4. Internationale- Mitglied), Oldenburg falsches Datum: 15.6.1969

01.07.1969:
In Oldenburg verteilt der Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK), laut einem Sympathisanten der Bolschewistischen Linken der dt. Sektion der 4.Internationale, am Bahnhof Flugblätter an die neuen Rekruten.
Q: Bolschewistische Linke der dt. Sektion der 4.Internationale-1 Sympathisant: An …(1 Bolschewistische Linke der dt. Sektion der 4.Internationale- Mitglied), Oldenburg 2.7.1969

Juni 1970:
Die Sozialistische Basisgruppe (SBG) Aurich verfaßt die Nr. 2 ihres, vermutlich halbinternen, 'Bulletins' mit dem Artikel "Historische Entwicklung des Maoismus in der BRD", der von einem der führenden Spartacus-Anhänger Oldenburgs gezeichnet ist. In Hamburg habe sich das SALZ gespalten, wodurch u.a. das SALZ/ML entstanden sei, dieses, nicht faul, habe sich in den Arbeiterbund/ML verwandelt. Die Anti-SALZ/ML-Fraktion sei durch die Regionalzentrale Nord repräsentiert, die ursprünglich Regionalzentrale Nord des Verbandes der Kriegsdienstverweigerer (VK) hieß und erst in Kiel, danach in Hamburg residierte. In Kiel sei sie von der Roten Zelle Psychologie/Medizin Kiel geleitet, die die Rote Garde Kiel/ML (RGK/ML) direkt kontrolliere. Ableger der Regionalzentrale im Raume Weser/Ems seien die Roten Zellen Oldenburg, der Sozialistische Jugendbund Wittmund und eine Schülergruppe in Bad Zwischenahn, deren Name leider nicht erwähnt wird.
Q: Sozialistische Basisgruppe Aurich: Bulletin Nr. 2, Aurich Juni 1970

Juni 1972:
In Oldenburg wird im Juni zur NATO-Ausstellung in der Weser-Ems-Halle, laut IK/KSG (vgl. Nov. 1972), ein gemeinsames Flugblatt von SDAJ der DKP, dem Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK) und der DKP-Fraktion der SSO (Sozialistischer Schülerbund Oldenburg) im Namen der SSO ohne Rücksprache mit den Anderen verfaßt.
Q: Schulkampf Nr. 1, Oldenburg Nov. 1972

25.05.1973:
Die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Oldenburg des KBW (vgl. 18.6.1973) berichtet von den Protesten gegen den Bombenabwurfplatz in Ramsloh im Kreis Cloppenburg, daß heute über 400 Beschäftigte in Aurich sowie im Kreis Leer in Westrhauderfehn und Leer streiken und eine Demonstration zum Regierungspräsidenten in Oldenburg durchführen (vgl. 7.6.1973).
Q: Schulkampf Nr. 4, Oldenburg Juni 1973

16.06.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.23 (vgl. 9.6.1973, 23.6.1973) heraus und berichtet u.a. aus dem Westermoor bei Ramsloh im Kreis Cloppenburg über den Widerstand gegen das Bombenabwurfgebiet, der u.a. unterstützt werde von Menschen aus Oldenburg.
Q: Roter Morgen Nr. 23, Dortmund 16.6.1973

01.03.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 4 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 15.2.1974, 13.3.1974) heraus. Aus Oldenburg wird berichtet von der ÖTV-Soldatengruppe.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 4, Dortmund 1.3.1974, S. 7

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19.03.1974:
Der KBW (vgl. 3.4.1974) berichtet aus der St. Peter-Siedlung in Oldenburg-Bümmersted: "Polizei übt Häuserräumung".
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 7, Mannheim 3.4.1974, S. 13

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20.03.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 6.3.1974, 3.4.1974) Nr. 6 heraus. Aus dem GHK-Bereich wird berichtet:"
Bundeswehr als Streikbrecher

Oldenburg. Von zuverlässigen Informationsquellen innerhalb der Firma Hüppe und der Bundeswehr (beide in Oldenburg) erfuhren wir folgendes: Aufgrund des Streiks im öffentlichen Dienst kam es zu Verkehrsbehinderungen. Die Firma Hüppe Oldenburg war auch davon betroffen. In diesen Tagen wurde ein Produkt von Hüppe von einem 'wichtigen' Kunden im Raum Flensburg dringend benötigt. Dieser Kunde ist der Firma Hüppe anscheinend so wichtig gewesen, daß sie sich zu folgendem Schritt entschloß: Um das Produkt möglichst schnell zu versenden, nahm man Kontakt mit der hier ansässigen Luftwaffe auf. Ergebnis: Das Produkt wurde mit einem Flugzeug der Luftwaffe nach Husum geflogen und von dort von dem Kunden abgeholt.

Wir meinen, daß dieses Beispiel sehr deutlich zeigt, wie eng Bundeswehr und Kapitalisten auf allen Gebieten zusammenarbeiten. Es zeigt, daß die Bundeswehr heute schon als Streikbrecher eingesetzt wird."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 6, Mannheim 20.3.1974

27.03.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 6 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 13.3.1974, 10.4.1974) heraus. Aufgerufen wird unter Verweis auf die jüngst erfolgte Gründung von ÖTV-Soldatengruppen u.a. in Oldenburg: "Wehrpflichtige – hinein in die ÖTV!".
Q: Kämpfende Jugend Nr. 6, Dortmund 27.3.1974, S. 4

06.06.1974:
Der KBW (vgl. 12.6.1974) berichtet von FJS:"
Festnahmen bei Strauß-Rede

Wilhelmshaven. Am 6. Juni war Strauß von der CSU in Wilhelmshaven, um Stimmen für die CDU zu sammeln. Es waren ungefähr 6 000 Menschen erschienen, einige mit Transparenten, Stellschildern und Flugblättern. Viele Menschen wußten, was sie von Strauß zu halten haben, und versuchten gleich am Anfang, ihn und den hiesigen Landtagskandidaten der CDU, Hans Jansen, mit Sprechchören am reden zu hindern.

Das gelang fast eine halbe Stunde bis ein Teil der 120 aus Oldenburg angereisten Bereitschaftspolizisten eingesetzt wurden. Sie bildeten einen Ring um die Menschen in den vorderen Reihen, durch Sprechfunk wurden die Polizisten zu den Leuten dirigiert, die wohl in ihren Augen die Rädelsführer waren. So wurden nach Angaben der hiesigen Wilhelmshavener Zeitungen 11 Leute festgenommen, die später eine Anzeige erhielten wegen Störung einer ordentlich angemeldeten Kundgebung."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 12, Mannheim 12.6.1974, S. 2

19.08.1974:
Die Initiative für ein Soldaten- und Reservistenkomitee (IfeSRK) Oldenburg gibt die Nr. 1 der 'Oldenburger Kasernenzeitung' (vgl. 11.11.1974) in einer Auflage von 1 500 Stück heraus mit dem Leitartikel "Das Volk muß die Waffen kontrollieren! - Wer wir sind und was wir wollen".

Weitere Artikel sind:
- "Schwerer Unfall beim TAC-EVAL" dem NATO-Alarm für Einsatzverbände der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Oldenburg;
- "Fremdwachen in der Clausewitz Kaserne";
- "Zwei Tote, acht Verletzte" aus der 'KVZ' des KBW;
- "Notizen aus der Grundausbildung" aus der 2. Pzbtl. 314; sowie
- "Aufruf zur Chile-Solidarität" aus der 'KVZ' des KBW.
Q: Oldenburger Kasernenzeitung Nr. 1, Oldenburg 19.8.1974

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11.11.1974:
Die Initiative für ein Soldaten- und Reservistenkomitee (IfeSRK) Oldenburg gibt spätestens Anfang dieser Woche die Nr. 2 der 'Oldenburger Militärzeitung' (vgl. 19.8.1974) für November heraus mit einer Vorbemerkung zum langen Zeitraum seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe.

Weitere Artikel sind:
- "Sind Beschwerden sinnvoll?";
- "Die Soldaten und die Tarifkämpfe" von einem Kanonier aus der Hindenburg Kaserne;
- "Korrespondenzen aus Oldenburger Kasernen" aus der 4. Feldartilleriebataillon 111 in der Clausewitz-Kaserne; sowie
- "Zum Lachen" zur Bundeswehrzeitschrift 'Bundeswehr aktuell'.

Eingeladen wird zur eigenen Veranstaltung (vgl. 13.11.1974).
Q: Oldenburger Militärzeitung Nr. 2, Oldenburg Nov. 1974

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13.11.1974:
Die Initiative für ein Soldaten- und Reservistenkomitee (IfeSRK) Oldenburg rief für heute, aber auch den 27.11.1974 auf zu seiner Veranstaltung "Zur Lage der Soldaten und die allgemeine Volksbewaffnung" um 19 Uhr 30 in der Werkstatt.
Q: Oldenburger Militärzeitung Nr. 2, Oldenburg Nov. 1974, S. 1 und 4

27.02.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr. 8 (vgl. 20.2.1975, 6.3.1975) heraus und berichtet u.a. aus Oldenburg von der Bundeswehr.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 8, Mannheim 27.2.1975, S. 11

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19.09.1975:
Der KB / Gruppe Oldenburg gibt die Nr. 3 seiner Stadtzeitung 'Barrikade' (vgl. 22.8.1975, 20.3.1976) für September heraus mit dem Artikel "Soldaten in der BRD - in Portugal. Solidaritätsbeitrag, vorgetragen auf dem Oldenburger Portugalfest am 23.8." von einigen in Oldenburg stationierten Bundeswehrsoldaten.
Q: Barrikade Nr. 3, Oldenburg 19.9.1975, S. 6

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15.11.1975:
Unter dem Titel 'Die Rote Garde' erscheint die achte Nummer der Monatszeitung der Jugendorganisation der KPD/ML (vgl. 11.10.1975, 13.12.1975) als Beilage zum 'Roten Morgen! (RM) 46/75 mit dem Artikel "Die Soldaten halten zu den Genossen" von der Bundeswehr in Oldenburg.
Q: Die Rote Garde Nr. 8, Dortmund November 1975, S. 4

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Dezember 1975:
Die Universität Oldenburg verleiht, laut KPD, vermutlich in dieser Woche die Carl von Ossietzky Medaille an Pfarrer Heinrich Albertz. Laut KPD hat er diese durchaus verdient.
Q: Rote Fahne Nr. 1, Köln 7.1.1976

April 1976:
Die Kunstgruppe Braunschweig veröffentlicht zum 1. Mai 1976 eine Broschüre "'75 Wachsende Proteste – wachsende Selbständigkeit '76. 1. Mai - Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse" und berichtet vom Kampf gegen die Monopolstellung der Kantinenpächter, der in Anlehnung an Bremen und Oldenburg auch in der Roselieskaserne geführt wurde.
Q: KBW-Kunstgruppe Braunschweig: '75 Wachsende Proteste – wachsende Selbständigkeit '76. 1. Mai - Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse, Braunschweig Apr. 1976

Juni 1976:
Die KBW-Ortsgruppe Wilhelmshaven gibt die Broschüre "Wilhelmshaven - Stützpunkt des BRD-Imperialismus" heraus mit dem Artikel "Atomraketen aus Friesland gegen Hamburg" zu den Nike/Hercules-Raketenstellungen in Dornum, Wiesmoor, Aurich, Oldenburg, Hohenkirchen und Rodenkirchen.
Q: KBW: Wilhelmshaven - Stützpunkt des BRD-Imperialismus, Wilhelmshaven Juni 1976

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