Delmenhorst:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW"

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 24.4.2022

Am evangelisch-lutherischen "Wichernstift" in Delmenhorst waren zunächst örtliche Aktivisten der KJO-Spartakus aktiv. Ob dort von ihnen eine Betriebszeitung herausgegeben wurde, ist eher fraglich. Ab Ende Dezember 1970/Anfang 1971 gaben Ersatzdienstleistende das "Wichernstift-Info" heraus. Die EDL im "Wichernstift" gehörten mit zu den Zentren der bundesweiten EDL-Protestbewegung. Ein Teil der Gruppe stand mit dem KBB in Verbindung. Die neu gegründete Ortsaufbaugruppe Delmenhorst (ab Juni 1975: Ortsgruppe Delmenhorst) des KBW gab dann ab April 1974 "Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" heraus.

Die erste Ausgabe der "Roten Hausmitteilung" beschrieb dann gleich die Programmatik der Betriebszeitung. Man wolle "die Ansichten der Kommunisten zu Fragen und Problemen darlegen" und aufzeigen, "wie der Kampf zur Lösung der Probleme geführt werden" müsse. Mitten in der Debatte würde das "Programm und die Politik des KBW stehen". (April 1974; 1. Mai 1974). Die Betriebszeitung solle "zum einheitlichen Kampfinstrument der bei uns arbeitenden Kollegen werden, zum bewussten Ausdruck der Bewegung im Betrieb". (vgl. September 1974)

Für die Zeitung war die Agitation gegen den "Tendenzbetriebsparagraphen" wichtig, der in der evangelischen Diakonie u. a. die Rechte der Betriebs- und Personalräte einschränken würde. (vgl. Juni 1974; Juli 1974; Oktober 1974; 5. November 1974)

Die "Rote Hausmitteilung" setzte sich weiter für die Zivildienstleistenden ein, die unter besonderer Beobachtung der Geschäftsführung standen, und von Entlassungen und Versetzungen bedroht waren (vgl. 18. Juni 1974; 20. Juni 1974; Juli 1974; August 1974; Februar 1975; 6. Februar 1975). Als ein Grund für die Entlassungen wurden u. a. die "Aktivitäten der KBW-Betriebszelle" angeben. (vgl.18. Juni 1974). Gefordert wurde die "Zurücknahme der Ausschlussanträge (vgl. 31. November 1974; Mai 1975). Die Forderungen der Betriebszelle waren u. a.:

Darüber hinaus waren auch die Tarifrunden der ÖTV von Bedeutung, deren zentrale Forderung von 250 DM übernommen wurde (vgl. 5. November 1974; Februar 1975). Diese korrespondierten auch mit weiteren Forderungen zur Tarifrunde, etwa mit dem Verbot bzw. der "Verweigerung der Überstundenarbeit!" (vgl. 31. November 1974).

Weitere Aktivitäten der Ortsgruppe waren etwa jene zum 1. Mai in Delmenhorst, wo zur Teilnahme an der KBW-Demo in Bremen aufgerufen wurde (vgl. 1. Mai 1974), ein Diskussionsabend zum Thema "Solidarität mit Vietnam" (vgl. Januar 1975), KVZ-Leserversammlungen (vgl. Februar 1975) und das Thema "Gewerkschaftsausschlüsse und politische Entlassungen. (vgl. Mai 1975)

Hier können nur Ausgaben aus 1974 und 1975 vorgestellt werden. Sollten noch weitere erschienen sein, bitten wir um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

April 1974:
Die Ortsaufbaugruppe Delmenhorst des KBW gibt die Nr. 1 der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des Kommunistischen Bundes Westdeutschland" (KBW) heraus.

Im Artikel "Was will die Rote Hausmitteilung" heißt es u. a.: "Heute geben wir die erste Nummer der ROTEN HAUSMITTEILUNG heraus. In diesem Artikel wollen wir kurz die Ziele der Kommunisten und die Aufgaben der Betriebszeitung aufzeigen.

Kollegen aus dem Wichernstift, die sich politisch im Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) organisiert haben, geben die ROTE HAUSMITTEILUNG heraus. Wir wollen damit den Wichernstift-Kollegen die Ansicht der Kommunisten zu Fragen und Problemen darlegen. Wir wollen zu den Problemen der Kollegen im Betrieb und in den anderen Bereichen der Gesellschaft Stellung nehmen und aufzeigen, wie der Kampf zur Lösung der Probleme geführt werden muss. Dabei gehen wir vom Programm und der Politik des KBW aus.

Der KBW tritt dafür ein, dass die Macht der Kapitalistenklasse, die jedem gesellschaftlichen Fortschritt im Wege steht, gestürzt wird, und dass der Sozialismus unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer Partei, der Kommunistischen Partei, vom Volk aufgebaut wird. In Westdeutschland gibt es heute keine KP in der alle wirklich revolutionären Kräfte der Arbeiterklasse und des Volkes zusammengeschlossen sind, und auch der KBW nimmt nicht für sich in Anspruch, diese Partei zu sein. Der KBW hat sich den Aufbau der Kommunistischen Partei auf der Grundlage eines revolutionären Programms zum Ziel gesetzt, weil ohne klare politische Führung jede revolutionäre Bewegung der Arbeiterklasse und des Volkes in eine Niederlage geraten wird.

Damit die Kommunisten ihre Aufgaben und ihre Pflicht gegenüber der Arbeiterklasse und den Volksmassen erfüllen können, müssen sie sich als Vorhut der Arbeiterklasse organisieren. Diese Vorhut ist die Kommunistische Partei. Der Kommunistische Bund Westdeutschland ist ein Schritt auf dem Weg zum Wiederaufbau der KPD".

Artikel sind u. a.:
- "Der Tendenzbetriebsparagraph muss weg!"
- "Konsequente Arbeit unserer gewählten 'Interessenvertreter'!"
- "Kollegen erkämpften Abschaffung des Haustarifs!"
- "Wenn weitere Verwahrlosung droht …"
- "Geschäftsleitung verhindert KVZ-Verkauf!"
- "Aus der KVZ: Vorwärts in der Solidarität mit dem kambodschanischen Volk! Für den Sieg der revolutionären Volksmacht!"
- "Was will die Rote Hausmitteilung"

Berichtet wird u. a. über das Diakonische Werk und deren "Mitarbeitervertretungsordnung". Dazu hat eine MV des Wichernstifts am 25.3. eine Resolution vorgelegt, die dafür eintritt, dass in der evangelischen Diakonie die Streichung des "Tendenzbetriebsparagraphen" nötig sei. Die örtliche Betriebsgruppe der ÖTV ruft dazu auf, in der BG mitzuarbeiten, um dem "Tendenz Betriebsparagraphen" ein Ende zu machen. Weiter wird über den Haustarif im Wichernstift berichtet. Aufgerufen wird zu einer Versammlung am 9.4. im Jugendfreizeitheim, wo über die "Wissenschaft im Dienste des Volkes" diskutiert werden soll.
Geworben wird für die "KVZ".
Quelle: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 1, Delmenhorst, April 1974.

25.04.1974:
Zum 1. Mai erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW". Einziger Artikel ist: "1. Mai: Kampftag der internationalen Arbeiterklasse".

Berichtet wird u. a. vom 1. Mai in Delmenhorst und dem Beschluss des DGB-Kreisvorstandes, "keine gewerkschaftliche Maidemonstration" durchzuführen. Berichtet wird noch vom 1. Mai 1973 in Bremen, über die Tarifrunde im ÖTV-Bereich und über den "Tendenzparagraphen im reaktionären Betriebsverfassungsgesetz". Parolen/Forderungen sind u. a.:
- "Weg mit dem Tendenzbetriebsparagraphen im BVG!"
- "Aufhebung aller gesetzlichen Einschränkungen der Rechte der Betriebs- und Personalräte sowie der Jugendvertreter!"
- "Eine MAV, die an die Beschlüsse der MV gebunden ist!"
- "Jederzeitige Abwählbarkeit der MAV!"
- "Öffentlichkeit der Mitarbeitervertretungssitzungen!"

Erklärt wird noch, dass der KBW in Delmenhorst noch nicht dazu in der Lage ist, "für eine eigene Mai-Demonstration zu mobilisieren". Aufgerufen wird zur 1. Mai-Demo in Bremen.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, Delmenhorst, (25. April 1974).

Mai 1974:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 2 erscheint.
Artikel sind:
- "Mitarbeitervertretung handelt gegen unsere Interessen!"
- "Maulkorb für Mitarbeitervertreter!"
- "1. Mai: Kampftag der internationalen Arbeiterklasse"
- "Abstellraum als Telefonzentrale: Zumutung für die Kollegen!"
- "Antwort auf den Brief des Kollegen Vieluf!"
- "Riese auf Fotojagd!"
- "Korrespondenz der Geschäftsleitung mit KVZ-Redaktion"
- "Pastor Waack droht mit Kindergartenschließung!"
- "Aus der KVZ: Portugal: Die neuen Machthaber sind erfahrene Unterdrücker"

Berichtet wird u. a. über die MV vom 25.3. am "Wichernstift". Beschlossen wird von einer Mehrheit u. a.
"1. Die Mitarbeitervertretung (MAV) soll Interessenvertretung der Mitarbeiter und Zivildienstleistenden (ZDL) sein.
2. Teilnehmerrecht für alle ZDL an den Mitarbeiterversammlungen mit Rede-, Antrags- und Stimmrecht
3. Teilnehmerrecht für die Vertrauensleute der ZDL an den MAV-Sitzungen mit Rede-, Antrags- und Stimmrecht". Die Geschäftsleitung erklärte sich bereit, "entsprechend den Forderungen der Resolution einer Dienstvereinbarung mit der MAV zu treffen. (…) Die Vollversammlung der ZDL nahm diesen Vorschlag am 3.4. einstimmig an. (…) Später beschloss die MAV ohne Rücksprache mit der betroffenen ZDL und ohne die ZDL darüber zu informieren: Punkt 3 wird gestrichen". Kritisiert wird dieser "Maulkorb". Die ZDL sei "am Stärksten betroffen". Die Hinweise auf eine "klare Absage an die Linksradikalen" seien nicht hinzunehmen.
Weiter wird vom 1. Mai in Delmenhorst berichtet, der im Saal stattfand. Jetzt müsse man schon den 1. Mai 1975 vorbereiten. Berichtet wird noch über eine Korrespondenz der "Geschäftsleitung mit der KVZ-Redaktion".
Geworben wird für die "KVZ".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 2, Delmenhorst, Mai 1974.

Juni 1974:
Vermutlich am 4. Oder 5. Juni erscheint "Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 3.
Artikel sind:
- "Heinemann im Wichernstift!"
- "Bundespräsident treibt Renovierungsarbeiten voran!"
- "Politische Entlassungen bald auch im Wichernstift?"
- "Rücktritt aus der Mitarbeitervertretung!"
- "Weitere Einschränkung der freien Meinungsäußerung im Wichernstift!"

Berichtet wird u. a. über einen Besuch von Bundespräsident Heinemann im Wichernstift, über die Kirche, die in der "Beschneidung der politischen Rechte dem Staat nicht nachsteht". Kritisiert wird die MAV, die eine Anfrage an die Geschäftsleitung wegen "Aktivitäten der Kommunisten" richtete. So seien verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen worden, u. a. "Einschaltung des Verfassungsschutzes". Berichtet wird noch von der Delmenhorster Ortsbeilage der KVZ des KBW, in der es um die Mitarbeitervertretung und die ZDL gehe. Die MAV würde nicht die Interessen der ZDL vertreten. Aufgerufen wird zu Aktionen bei einem Brandt-Besuch in Delmenhorst am 6.6.
Geworben wird für die "KVZ".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 3, Delmenhorst, Juni 1974.

18.06.1974:
Ein "Extra" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW", in dem es um 4 Entlassungen und Versetzungen geht, erscheint: "Betriebsversammlung: Fordern wir die sofortige Rücknahme der 4 Entlassungen! Und der Versetzung!" Gefordert wird eine Betriebsversammlung.

Danach hat es im "Wichernstift" 4 Entlassungen gegeben. Für heute ist eine Mitarbeiterversammlung einberufen worden. Ein Grund für die Entlassungen sollen die "Aktivitäten der KBW-Betriebszelle" sein.
Forderungen sind u.a.
- "Völlige Trennung von Kirche und Staat!"
- "Aufhebung aller Einschränkungen der Rechte der Betriebs- und Personalräte!"
- "Uneingeschränktes Recht von Betriebs- und Personalräten!"
- "Keine Entlassungen und keine Versetzungen!"
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extra, Delmenhorst, 18. Juni 1974.

20.06.1974:
Vermutlich um den 20.6. herum erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung. Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" mit der Schlagzeile: "Entlassungsterror! Weitere Kollegin entlassen!".
Es knüpft an das "Extra" vom 18.6. an, dass sich mit 4 Entlassungen am "Wichernstift" beschäftigt. "Durch diese weitere Entlassung wird die Personalsituation für die Mitarbeiter und Kinder in der Klinik noch unerträglicher. Gegen noch mehr Überstunden und Versetzungen müssen wir uns bei der Mitarbeitervertretung beschweren, und darauf achten, was sie dagegen unternimmt.
Fordern wir deshalb geschlossen:
Sofortige Rücknahme aller Entlassungen sowie der Versetzung K. Meyer-Dettums!"
Geworben wird für die "KVZ".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, Delmenhorst, (20. Juni 1974).

Juli 1974:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 4 erscheint.
Artikel sind:
- "Wehren wir uns gegen Unterdrückung und Einschüchterung"
- "Was wollen die Kommunisten?"
- "Wollen die Kommunisten die Arbeit des Wichernstiftes zerstören?"
- "MAV im Schmollwinkel"
- "Leserbrief eines Mitarbeiters"
- "Pädagogische Verantwortung?"
- "Vor wem hat Riese Angst?"
- "'Beunruhigung der Betreuten'"
- "Solidarität mit den Entlassenen"
- "Polizeimord an Günter Routhier"
- "Aus der KVZ: Kirche gegen Pastorin Edda Roth"

Berichtet wird u. a. über Entlassungen von 4 Kollegen und einer weiteren Kollegin, die "offen die Meinung der ÖTV-Betriebsgruppe vertrat". Man will weiter gegen Entlassungen und Umbesetzungen kämpfen, Überstunden verweigern, sich bei der Geschäftsleitung beschweren, die genaue Arbeitszeit einhalten und "alle Missstände in die ÖTV-Betriebsgruppe hineintragen".

Im Artikel "Was wollen die Kommunisten?" heißt es u. a.: "Der Kommunistische Bund Westdeutschland ist ein Schritt auf dem Weg zum Wiederaufbau der KPD". Im "Wichernstift" würden die Kommunisten dafür eintreten, "dass die Mitglieder genau wie die Kollegen in anderen Betrieben, den Kampf um ihre Rechte und um bessere Lebensbedingungen aufnehmen". So wolle man sich dort für die Abschaffung des "Tendenzschutzparagraphen" einsetzen, für "freie gewerkschaftliche und politische Betätigung", für "das uneingeschränkte Recht auf Bildung von Betriebs- bzw. Personalräten", für "das Recht, Arbeitskämpfe durchzuführen".

Berichtet wird noch vom Tod des Günter Routhiers und über eine Veranstaltung am 28.6. in Deichhorst mit dem Thema: "Kündigungsflut im Wichernstift". Geworben wird für die "KVZ", die Broschüre "Was wollen die Kommunisten?" und für das "Programm und Statut" des KBW.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 4, Delmenhorst, Juli 1974.

06.07.1974:
Vermutlich am 6. oder 7. Juli erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" mit der Schlagzeile: "'Sichert' Riese Arbeitsplätze". Berichtet wird u. a. über Einschüchterungen der Kollegen und Entlassungen, die dazu geführt hätten, dass nun Arbeitsplätze "sicherer" seien.
Geworben wird für die "KVZ".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, (6. Juli 1974).

August 1974:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 5 erscheint.
Artikel sind:
- "Erfolg in der ersten Instanz!"
- "Vorsorglicher Rausschmiss"
- "Aus der KVZ: Steuerausplünderung geht weiter

Berichtet wird u. a. über einen Prozess gegen "fristlose Kündigungen" am Wichernstift. Es sei ein "ein erster Erfolg" zu verzeichnen. Entschieden wurde, dass das Arbeitsverhältnis "aller 5 Entlassenen mit dem Wichernstift weiter besteht und die fristlose Kündigung für nicht gültig erklärt wurde".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 5, Delmenhorst, August 1974.

20.08.1974:
Nach dem 15.8. erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" mit der Schlagzeile: "Heilpädagogisches Seminar geschlossen!" Es beschäftigt sich mit dem "Heilpädagogischen Seminar", das "geschlossen werden soll". "Betroffen sind zunächst die Mitarbeiter des Seminars, die eine andere Arbeit innerhalb des "Wichernstiftes" zugewiesen bekommen. (…) Wir müssen von der Geschäftsleitung eine ausführliche Aufklärung und Rechenschaft über ihre Maßnahmen und weitere Pläne verlangen".
Weiter wird berichtet, dass 4 Kollegen am 15.8. "vorsoglich" eine fristgemäße Kündigung erhalten haben.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, (20. August 1974).

September 1974:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 6 erscheint.
Artikel sind:
- "Vorgang abgeschlossen … 8.000,- DM aus dem Fenster geworfen!"
- "Personalsituation in der Klinik"
- "Ausfragung über 'politische Vergangenheit'!"
- "Brief eines früheren Mitarbeiters"
- "Zur roten Hausmitteilung"
- "HPS läuft vorerst weiter!"
- "Schuldenberg des Wichernstiftes soll auf dem Rücken der Kollegen abgetragen werden!"
- "Aus: Chile-Zeitung: Ausplünderung des Volkes"

Berichtet wird u. a. darüber, dass z. Zt. "keine Mitarbeiter mehr eingestellt werden, die z. B. von der Universität Bremen kommen, da dort eine linke politische Gesinnung vorausgesetzt werden kann". Jetzt würde man "Kollegen nach ihrer politischen Gesinnung aushorchen". Berichtet wird weiter über Kritiken an der "Hausmitteilung". Trotzdem soll die Zeitung "nicht eingestellt werden". "Die Betriebszeitung soll zum einheitlichen Kampfinstrument der bei uns arbeitenden Kollegen werden, zum bewussten Ausdruck der Bewegung im Betrieb".
In Delmenhorst existiert jetzt ein Büro des KBW.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 6, Delmenhorst, September 1974.

Oktober 1974:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 7 erscheint für Oktober/November.
Artikel sind:
- "Schwesternsituation in der Klinik miserabel!"
- "Rauchen im Schulbus, Entlassungsgrund?"
- "Ausfragung eines Bewerbers"
- "Leserbrief von 4 Kollegen aus den Handwerksbetrieben"
- "Telefonieren bis 16 Uhr im Interesse der Kollegen?"
- "Geschäftsleitung behindert Arbeit der ÖTV-Betriebsgruppe"
- "IG Druck und Papier: 10. Gewerkschaftstag in Hamburg. Tendenzschutz muss weg!"

Berichtet wird u. a. über die jugendpsychiatrische Klinik und die dortige Situation, über die "Gesinnungsschnüffelei bei Einstellungsgesprächen", über die Geschäftsleitung im Wichernstift, die die "Arbeit der ÖTV-Betriebsgruppe behindert". Berichtet wird noch über den 10. Gewerkschaftstag der IG Druck und Papier in Hamburg. Weiterhin wird gefordert: "Der Tendenzschutz muss weg!"
Geworben wird für die "KVZ" und Broschüren des KBW.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 7, Delmenhorst, Oktober/November 1974.

08.11.1974:
Vermutlich um den 5.11. herum erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung. Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" mit der Schlagzeile: "Stellen wir unsere Lohnforderungen auf: 250,- DM für alle gleich!"
Teilweise geht es hier um die "Abschaffung des Tendenzschutzparagraphen!" und um Lohnforderungen in der anstehenden Tarifrunde der ÖTV. Forderungen sind u. a.:
- "250,- DM für alle!"
- "300,- DM Urlaubsgeld rückwirkend ab 1.1.1974 für alle Kollegen gleich!"
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, (8. November 1974).

30.11.1974:
Vermutlich Ende November erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" mit der Schlagzeile: "Für die Verweigerung der Überstundenarbeit!"
Zu den Forderungen des KBW heißt es u.a.: "Der Kommunistische Bund Westdeutschland stellt die Forderungen nach völligem Verbot der Überstundenarbeit in seinem Programm auf". Auf einer MV solle beschlossen werden:
- "Sofortige Verweigerung jeglicher Überstundenarbeit!"
- "Sofortige Zurücknahme der Entlassungen und Versetzungen!"
Geworben wird für die "KVZ".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, (30. November 1974).

30.11.1974:
Ende November oder Anfang Dezember erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" mit der Schlagzeile: "Geschäftsleitung ruft Mitarbeiterversammlung ein!" Was steckt dahinter?".
Berichtet wird u. a. über eine Mitgliederversammlung, die am 4.12. stattfinden soll. Es würde hierbei um die Außendarstellung des "Wichernstift" und um den "Betriebsfrieden" gehen.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Extrablatt, (30. November 1974).

Dezember 1974:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 8 erscheint.
Artikel sind:
- "Geschäftsleitung in der Isolation!"
- "'Politische Bildung' in der Heimschule"
- "250,- DM mehr für alle Kollegen ist eine richtige Forderung!"
- "Warum keine Aufnahmeanträge mehr ans Wichernstift gehen"
- "Leserbrief einer Kollegin"
- "Leere Versprechungen"
- " Aus KVZ: Jugendpolitisches Forum in Frankfurt"

Berichtet wird u. a. über eine Mitarbeiterversammlung am 4.12., auf der wieder die Kommunistenhatz gepredigt wurde, über eine Mitgliederversammlung der ÖTV im "Wichernstift", auf der für die Tarifrunde u. a. "250,- DM mehr für alle Kollegen" gefordert wurde. Geworben wird für die "KVZ.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 1. Jg., Nr. 8, Delmenhorst, Dezember 1974.

Januar 1975:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 1 erscheint.
Artikel sind:
- "Geschäftsleitung versucht Einheit der Kollegen zu verhindern!"
- "Dienstwagen für die Klinik: VW Golf!"
- "Leserbrief"
- "Herr Riese und seine Verwandtschaft"
- "Zum Wohle der Patienten?"
- "Aufruf zur Unterstützung des vietnamesischen Volkes!"

Berichtet wird u. a. über Verbesserungsvorschläge. Danach sollen bis zum 15.2. Vorschläge "zur Verbesserung der schlechten wirtschaftlichen Lage unseres Betriebes" eingereicht werden. Das "Wichernstift" sei nur das Abbild der "gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Krise der westlichen Welt", die "auf Kosten der Lohnabhängigen behoben werden soll". Aufgerufen wird zur Unterstützung des vietnamesischen Volkes. Am 27.1. soll im Büro des KBW eine Solidaritätsveranstaltung für Vietnam stattfinden, wozu eingeladen wird.
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 2. Jg., Nr. 1, Delmenhorst, Januar 1975.

10.02.1975:
Vermutlich am den 10.2. erscheint ein "Extrablatt" der "Roten Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW", das sich erneut mit den Entlassungen im Wichernstift beschäftigt: "Vier Kollegen entlassen!" Danach will man eine Mitarbeiterversammlung einberufen, auf der die "Geschäftsleitung zur Rechenschaft gezwungen wird". Parolen sind:
- "Sofortige Zurücknahme der Entlassungen und Versetzungen!"
- "Sofortige Einberufung einer Mitarbeiterversammlung!"
- "Fordern wir die MAV auf, klar gegen die Entlassungen und Versetzungen Stellung zu beziehen!"
- "Sprechen wir von uns aus keine Kündigungen aus!"
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 2. Jg., Extrablatt, 10. Februar 1975.

Februar 1975:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 2 erscheint.
Artikel sind:
- "Die Krise soll auf dem Rücken der Kollegen ausgetragen werden!"
- "Über die gegenwärtige Wirtschaftskrise"
- "Rationalisierung im Altenheim"
- "Richtigstellung: Herr Riese und seine Verwandten"
- "Wem nützt der Verein Haus am Bach?"
- "Zum Wohle der Patienten?"
- "6% bedeuten Lohnraub!"
- "Öffentliche KVZ-Leserversammlung"
- "Forderung der Veranstaltung: Sofortige Wiedereinstellung"
- "Letzte Meldung"

Berichtet wird u. a. über die Situation am "Wichernstift", über Überstunden und Entlassungen. Gefordert wird u. a.: "Zurücknahme der Entlassungen und für jede Selbstkündigung eine Neueinstellung!" Berichtet wird noch über den Abschluss der ÖTV-Tarifrunde von 6%. Aufgerufen wird zu einer KVZ-Leserversammlung am 6.3.1973 im Delmenhorster Büro des KBW. Thema: "Wirtschaftliche Krise und Rationalisierungsmaßnahmen im Öffentlichen Dienst".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 2. Jg., Nr. 2, Delmenhorst, Februar (März) 1975.

Mai 1975:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 4 erscheint.
Artikel sind:
- "Neuer Schlag gegen die ÖTV-Betriebsgruppe"
- "Lehrverbot im Seminar"
- "Einladung zu einem Diskussionsabend"
- "Politische Entlassung eines Sozialarbeiters aus dem Jugendamt"
- "Katastrophale Personalsituation in der Klinik"
- "Wohnungsneubauten des Wichernstift"
- "Erfolg der Zivildienstleistenden"

Berichtet wird u. a. über die ÖTV-Betriebsgruppe am "Wichernstift". Danach hat der ÖTV-Kreisvorstand Delmenhorst beschlossen, "gegen eine Reihe von ÖTV-Mitgliedern einen Ausschlussantrag zu stellen". Begründet wurde das "mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft der aktiven Unterstützung des Kommunistischen Bundes Westdeutschland". Parolen sind u. a.:
- "Für Fortführung der gewerkschaftlichen Arbeit in der ÖTV-Betriebsgruppe und der Gruppe Soziale Arbeit!"
- "Zurücknahme der Ausschlussanträge!"
- "Für klassenbewusste, kampfstarke Einheitsgewerkschaften!"

Aufgerufen wird zu einem KBW-Diskussionsabend am 22.5. Diskutiert werden soll über das Thema: "Gewerkschaftsausschlüsse und politische Entlassungen".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 2. Jg., Nr. 4, Delmenhorst, Mai 1975.

Juni 1975:
"Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW" Nr. 5 erscheint. In dieser Ausgabe heißt es nicht mehr OAG Delmenhorst, sondern Ortsgruppe Delmenhorst des KBW.
Artikel sind:
- "Jugendarbeitslosigkeit und Berufsausbildungsmisere. Auswirkung auf die Jugendlichen im Wichernstift"
- "Unruhe durch Personalwechsel"
- "Harter Kurs gegenüber der ZDL"
- "Erneute Erhöhung des Kindergartenbeitrags"
- "Unterschriftensammlung gegen den Paragraphen 218"

Berichtet wird u. a. über Jugendarbeitslosigkeit und Berufsausbildung. Dazu will der DGB am 14.6. in Hannover eine Demo gegen "Jugendarbeitslosigkeit und Berufsausbildungsmisere durchführen". Interessenten sollen mit einem Bus, den der KBW gemietet habe, mit zur Demo fahren. Berichtet wird weiter über die Lage der Jugendlichen im Wichernstift und über den "harten Kurs gegenüber ZDL". Danach werden ZDLer als "Lückenbüßer" eingesetzt (Mitarbeit in der Großküche, Essen fahren, Papier aufsammeln). Berichtet wird noch über den § 218.
Geworben wird für die "KVZ".
Q: Die Rote Hausmitteilung - Zeitung der Betriebszelle Wichernstift des KBW, 2. Jg., Nr. 5, Delmenhorst, Juni 1975.

Letzte Änderung: 24.04.2022