Münster: Armstrong Cork International

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 20.8.2013

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Von dem Betrieb Armstrong Cork International, der zum Organisationsbereich der IG Chemie Papier Keramik (CPK) gehört, können hier bisher nur wenige betriebliche Dokumente erschlossen werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Tätig sind bei Armstrong die Freunde der KPD in Gestalt ihres Kommunistischen Jugendverbandes (KJV), wobei das spätere ZK-Mitglied des KJVD, Bernd Beste, einleitend für diese Darstellung bei Armstrong, zusammen mit Ludger Pries, entlassen wird (vgl. 20.6.1974, 21.6.1974, Juli 1974, 3.2.1975).

Der KJV bleibt aber trotz der Entlassungen bei Armstrong aktiv und unterstützt den Betriebsratskandidaten Egon Redereit, der allerdings ebenfalls umgehend entlassen wird (vgl. 28.2.1975, 5.3.1975, 12.3.1975), dem aber vom Arbeitsgericht ein Informationsbüro zugestanden wird (vgl. 14.3.1975) und der zugleich, wie auch Bernd Beste, bei den Landtagswahlen für die KPD kandidiert (vgl. 17.3.1975, 19.3.1975).

Redereit erringt einen Sitz im Betriebsrat (vgl. 18.3.1975, 20.3.1975), anschließend tritt dann, u. a. zur Chemietarifrunde (CTR), auch die KPD selbst bei Armstrong auf (vgl. 2.4.1975, 4.4.1975, 16.4.1975), während Redereit einer der bekannten Unterstützer der KJV-Kampagne gegen die Jugendarbeitslosigkeit wird (vgl. 17.4.1975, 19.4.1975) wird und vor dem Arbeitsgericht seine Wiedereinstellung betreibt (vgl. 9.7.1975, 14.7.1975, 15.7.1975), allerdings erfolglos (vgl. 16.7.1975, 6.8.1975).

In der Folge kandidiert Redereit dann zum vorläufigen Abschluß auch bei den Bundestagswahlen für die KPD (vgl. 1.9.1976) und ist damals Mitglied des ZK des KJVD, so dass aus der Gruppe der bei dem vergleichsweise kleinen Betrieb Armstrong Cork International aktiven KJV- bzw. dann KJVD-Anhänger gleich zwei zentrale Kader des KJVD hervorgegangen sind.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

20.06.1974:
In Münster verfasst Bernhard Beste seine "Stellungnahme in eigener Sache" zu seiner Entlassung bei Armstrong am Vortag.
Quelle: Bernhard Beste: Stellungnahme in eigener Sache, Münster 20.6.1974

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21.06.1974:
In Münster erscheint vermutlich Ende dieser Woche unter Verantwortung von Bernd Beste das Flugblatt "Armstrong-Kapitalisten sind Rausschmißspezialisten" zur Entlassung von Bernd Beste und Ludger Pries bei Armstrong am 19.6.1974.
Q: Bernd Beste: Armstrong-Kapitalisten sind Rausschmißspezialisten, Münster o. J. (1974)

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21.06.1974:
In Münster geben KJV, KOV und KSV das Flugblatt "Kampf der politischen Unterdrückung und dem Polizeiterror!" heraus, das berichtet von den zwei Entlassungen bei Armstrong, der Entlassung der kommunistischen Krankenschwester Ute an der Uni-Augenklinik, dem kommunistischen Oberschüler Elmar Beiers, über dessen landesweites Ausbildungsverbot heute verhandelt wird, vom Prozeß gegen Otto Wiese wegen Benutzung eines Megaphons am 1. Mai 1973 und vom Tod von Günther Routhier in Duisburg (vgl. 18.6.1974).

Aufgerufen wird zur Demonstration um 17 Uhr ab Marienplatz und zur Beerdigung von Günther Routhier in Duisburg (vgl. 24.6.1974).
Q: KJV, KOV, KSV: Kampf der politischen Unterdrückung und dem Polizeiterror!, Münster o. J. (21.6.1974)

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Juli 1974:
Von der provisorischen zentralen Leitung der RH herausgegeben erscheint vermutlich im Juli die 'Rote Hilfe' Zeitung Nr. 25 (vgl. Mai 1974, Sept. 1974). Aus Münster wird in "Münster: Entlassungsterror gegen kommunistische Krankenschwester" von der KPD/ML-Betriebszeitung 'Rote Bazillen' sowie der gemeinsam mit dem KJV, von dem zwei Anhänger bei Armstrong entlassen wurden, durchgeführten Demonstration (vgl. 21.6.1974).
Q: Rote Hilfe Nr. 25, Dortmund o. J. (Juli 1974), S. 15

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18.12.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 23 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 4.12.1974, 8.1.1975) heraus und berichtet aus Münster vom Stadtteiljugendkomitee des KJV auch von der drohenden Kurzarbeit bei Armstrong (CPK-Bereich).
Q: Kämpfende Jugend Nr. 23, Dortmund 18.12.1974, S. 2

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22.01.1975:
In der Nr. 3 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 15.1.1975, 29.1.1975) berichtet die KPD von Armstrong Münster (CPK-Bereich).
Q: Rote Fahne Nr. 3, Dortmund 22.1.1975

03.02.1975:
Für den KJV Münster verfasst Bernhard Beste das heutige Flugblatt, in dem von den Mordanschlägen auf Heinz Scholz bei der Vulkan-Werft Bremen und den Kollegen Dreisbach bei Opel Rüsselsheim berichtet wird. Aber auch in Münster "verstärkt sich der Terror:
So wurde anläßlich der Rausschmisse bei Armstrong, bei den Entlassungen bei Frölich & Co und Weros mit allen Tricks gearbeitet:
Bei Armstrong machte man kein Hehl daraus, daß man mit dem MAD zusammenarbeitet und die Kollegen bespitzeln läßt, bei Weros ging die Kapitalisten auch körperlich gegen eine Kollegin vor, die dann auch entlassen wurde, weil sie sich für einen tariflich abgesicherten Lohn einsetzte,
bei Frölich & Co wurden eine ganze Reihe von Kollegen entlassen!

Doch mit den Entlassungen der kommunistischen Kollegen allein ist es nicht getan:
Bei MAN wird ein Lehrling entlassen, weil er sich in der Probezeit beim Feilen den Arm verletzt und krankgeschrieben wird, ein Tankwart-Lehrling wird entlassen, weil er den Kunden kein 'Frohes Weihnachten' gewünscht hat und sich nicht rasiert, viele Jugendliche kriegen überhaupt keine Lehrstelle mehr. Im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit wird von Tag zu Tag größer!"
Q: KJV Münster: Kolleginnen und Kollegen, Genossen!, Münster 3.2.1975, S. 1

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28.02.1975:
Bei Armstrong Münster gibt die KPD das Flugblatt "Kollege Redereit fristlos entlassen!" zu dessen Entlassung am Mittag, kurz vor Schichtbeginn, heraus. Aufgerufen wird zum Treffen am 1.3.1975 in der Gaststätte Zur Brücke, Hammer Straße 281.
Q: KPD: Kollege Redereit fristlos entlassen!, O. O. (Münster) o. J. (28.2.1975)

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05.03.1975:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 5 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 19.2.1975, 19.3.1975) heraus und berichtet aus Münster von Armstrong über die Entlassung von Egon Redereit.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 5, Dortmund 5.3.1975, S. 3f

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05.03.1975:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr. 9 (vgl. 26.2.1975, 12.3.1975) heraus und berichtet über Armstrong Münster.
Q: Rote Fahne Nr. 9, Köln 5.3.1975

05.03.1975:
Bei Armstrong Münster gibt Egon Redereit eine "Eigene Erklärung" zu seiner Entlassung am 28.2.1975 heraus.
Q: Egon Redereit: Eigene Erklärung, Münster 5.3.1975

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12.03.1975:
Bei Armstrong Münster gibt Egon Redereit ein Flugblatt heraus,, mit dem er zum Besuch seines Prozesses vor dem Arbeitsgericht am 14.3.1975 aufruft.
Q: Egon Redereit: Kolleginnen und Kollegen!, Münster 12.3.1975

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14.03.1975:
Am Arbeitsgericht Münster findet die Verhandlung über die Einstweilige Anordnung statt, die dem entlassenen Betriebsratswahlkandidaten bei Armstrong, Egon Redereit, die Arbeitsaufnahme wieder erlauben soll. Dies wird abgelehnt, er darf aber täglich eineinhalb Stunden in einem Informationsbüro für sich zu den BRW werben (vgl. 20.3.1975).

Aufgerufen zum Prozeß wurde auch vom KPD-Wähler-Ausschuß Münster-Südviertel (vgl. 17.,3.1975).
Q: Kämpfende Jugend Nr. 6, Dortmund 19.3.1975, S. 2; Egon Redereit: Kolleginnen und Kollegen!, Münster 12.3.1975;KPD-Wähler-Ausschuß Münster-Südviertel: Sofortige Wiedereinstellung des Landtagskandidaten Egon Redereit!, Münster o. J. (1975)

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17.03.1975:
Bei Armstrong Münster gibt die KPD Anfang dieser Woche das Flugblatt "Erster Teilerfolg im Kampf um Egons Wiedereinstellung" zum Arbeitsgerichtsprozeß (vgl. 14.3.1975) heraus und ruft dazu auf, bei den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. 20.3.1975) für Egon Redereit und bei den Landtagswahlen (LTW - vgl. 4.5.1975) für die KPD zu stimmen.
Q: KPD: Erster Teilerfolg im Kampf um Egons Wiedereinstellung, O. O. (Münster) o. J. (1975)

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17.03.1975:
Der KPD-Wähler-Ausschuß Münster-Südviertel lud mit einem Flugblatt "Sofortige Wiedereinstellung des Landtagskandidaten Egon Redereit!" ein zu seiner Veranstaltung um 19 Uhr im Büro der LgdI, Frie-Vendt-Straße 148 auf der Egon Redereit über "Der Kampf der KPD für klassenbewußte Betriebsräte" sprechen soll.
Q: KPD-Wähler-Ausschuß Münster-Südviertel: Sofortige Wiedereinstellung des Landtagskandidaten Egon Redereit!, Münster o. J. (1975)

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18.03.1975:
Bei Armstrong Münster veröffentlicht Egon Redereit zu den BRW sein "Programm zu den Betriebsratswahlen 20.3.75".
Q: Egon Redereit: Programm zu den Betriebsratswahlen 20.3.75, Münster 18.3.1975

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19.03.1975:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 6 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 5.3.1975, 9.4.1975) heraus. Aus Münster wird berichtet von Armstrong (vgl. 14.3.1975, 20.3.1975) sowie von "Landtagskandidat Bernhard Beste, Mitglied des ZK des KJV: Was sind die Aufgaben der Arbeiterjugend im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen?".
Q: Kämpfende Jugend Nr. 6, Dortmund 19.3.1975, S. 2 und 5

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20.03.1975:
Bei Armstrong Münster sollen die Betriebsratswahlen stattfinden (vgl. 13.3.1975), bei denen, laut KPD, ihr Anhänger Egon Redereit mit 164 Stimmen auf den dritten Platz kommt.

Berichtet wird vom KJV (vgl. 9.4.1975) in ""OL Münster berichtet: Sesselhocker weg vom Fenster. Kommunist im Betriebsrat" und auch in:
- NRW in Gelsenkirchen durch das Regionalkomitee (RK) NRW der KPD (vgl. 28.4.1975).
Q: KPD-RK NRW: Nieder mit dem Regierungsmai von Schmidt und Vetter in Gelsenkirchen!, o.O. (Gelsenkirchen) o.J. (Apr. 1975), S. 1; Rote Fahne Nr. 12 und 22, Köln 26.3.1975 bzw. 4.6.1975;.

Kämpfende Jugend Nr. 6 und 7, Dortmund 19.3.1975 bzw. 9.4.1975, S. 2 bzw. S. 2
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02.04.1975:
In der Nr. 13 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 26.3.1975, 9.4.1975) befasst sich die KPD auch mit Armstrong Münster.
Q: Rote Fahne Nr. 13, Köln 2.4.1975

02.04.1975:
Die KPD gibt bei Armstrong Münster vermutlich Mitte dieser Woche das Flugblatt "Der Tarifverrat der IG-Chemie-Bonzen liegt auf dem Tisch: 6,8! Das ist nichts anderes als ein Lohnraubabschluß!" zum Abschluß der Chemietarifrunde (CTR - vgl. 1.4.1975) heraus.
Q: KPD: Der Tarifverrat der IG-Chemie-Bonzen liegt auf dem Tisch: 6,8! Das ist nichts anderes als ein Lohnraubabschluß!, O. O. (Münster) o. J. (1975)

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04.04.1975:
Die KPD gibt bei Armstrong Münster vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Das ist Tarifverrat und Lohnraub!" zum Abschluß der Chemietarifrunde (CTR - vgl. 1.4.1975) heraus.

Aufgerufen wird zur landesweiten Demonstration gegen die Arbeitslosigkeit in Düsseldorf (vgl. 5.4.1975).
Q: KPD: Das ist Tarifverrat und Lohnraub!, O. O. (Münster) o. J. (1975)

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11.04.1975:
Der KPD-Wahlausschuß Münster/Hansa gibt ein Flugblatt, das uns in zwei Versionen vorlag, heraus, in der von letzten Sitzung am 7.4.1975 berichtet und zum Arbeitsgerichtsprozeß von Egon Redereit gegen Armstrong am 15.4.1975 aufgerufen wird.
Q: KPD-Wahlausschuß Münster/Hansa: Kollege, Freunde und Genossen!, Münster 11.4.1975, S. 2

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16.04.1975:
Bei Armstrong Münster gibt die KPD das Flugblatt "Bei Kurzarbeit: Voller Lohn!" zur gestrigen Betriebsversammlung heraus.
Q: KPD: Bei Kurzarbeit: Voller Lohn!, Münster 16.4.1975

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17.04.1975:
Vom heutigen NRW-weiten Treffen von dem KJV der KPD Nahestehenden lag uns das folgende Dokument vor, welches als Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Körber, Düsseldorf, Aachenerstr.123 veröffentlicht wurde:"
RESOLUTION ZUM KAMPF GEGEN JUGENDARBEITSLOSIGKEIT UND VERSCHLECHTERUNG DER AUSBILDUNG

Ende letzten Jahres (vgl. 14.12.1974, d.Vf.) führte die Landes-SMV der Berufsbildenden Schulen in Essen einen Kongreß zur Berufsausbildung durch - in einer Situation also, in der sich bereits deutlich abzeichnete, was heute Wirklichkeit ist: 2 Millionen Arbeitslose und Kurzarbeiter, 47 000 fehlende Lehrstellen in NRW. Angesichts dieser Entwicklung konnte die LSMV mit ihrem Gerede von 'Willkürmaßnahmen' der Kapitalisten und ihrer Forderung nach 'mehr Mitbestimmung' und einem 'demokratischen Berufsausbildungsgesetz' keine Mehrheit bei den anwesenden 2 000 Jugendlichen finden. Stattdessen fanden folgende Forderungen großen Beifall:
- GESETZLICHE GARANTIE EINER LEHRSTELLE FÜR JEDEN JUGENDLICHEN!
- DREI JAHRE LEHRZEIT FÜR ALLE!
- WEG MIT DER KAPITALISTISCHEN STUFENAUSBILDUNG!

Die geplante Berufsausbildungsreform bringt uns keine Verbesserung, sondern verschlechtert unsere Lage, denn Herzstück dieser Reform ist die weitere Durchsetzung der Stufenausbildung, die dazu führt, daß die meisten Lehrlinge nur noch eine zweijährige Ausbildung erhalten und später entsprechend schlechter bezahlt werden. daran ändert auch die Mitbestimmung nichts. Das beweist der Mitbestimmungsbetrieb Krupp, der überhaupt als erster die Stufenausbildung erprobte und einführte.

Gegen die besondere Ausbeutung der Lehrlinge im Handwerk und gegen die Trennung von Theorie und Praxis fordern wir:
- EINRICHTUNG VON ÜBERBETRIEBLICHEN WERKSTÄTTEN IM HANDWERK!
- EINFÜHRUNG EINES ZWEITEN BERUFSSCHULTAGES! KEIN BLOCKUNTERRICHT!

Damit jeder Jugendliche unabhängig vom Einkommen der Eltern eine Lehre machen kann, fordern wir:
- EXISTENZLOHN FÜR ALLE LEHRLINGE, HEUTE 600 DM!

Heute steht ein Jugendlicher, der nach der Schule keine Arbeit findet, ohne einen Pfennig da und die Eltern müssen weiterhin für seinen Unterhalt aufkommen. Deswegen:
- ARBEITSLOSENGELD FÜR JUGENDLICHE IN HÖHE DES EXISTENZLOHNS!

Damit die Lehrlinge erstens ihre eigenen Interessen durchsetzen und zweitens nicht gegen ältere Kollegen als Streikbrecher mißbraucht werden können, fordern wir:
- STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE!

Seit dem SMV-Kongreß ist noch deutlicher geworden, daß weder die LSMV etwas unternimmt, um unseren Kampf zu organisieren, noch die SPD-Regierung Maßnahmen in unserem Interesse ergreift. Denn die 'Sondermaßnahmen' wie die Ausweitung des Berufsgrundschuljahres (BGJ, d.Vf.) oder die Einführung des 'Berufsfindungsjahres' nützen nur den Kapitalisten, die dafür Millionen von Steuergeldern kassieren, während die Jugendlichen mit stumpfsinnigen Arbeiten beschäftigt werden und am Ende nichts gelernt haben und auch keine Lehre machen können.

- WEG MIT DEM BERUFSGRUNDSCHUL- UND VORBEREITUNGSJAHR (BGJ bzw. BVJ, d.Vf.)!
UMWANDLUNG DIESER 'AUSBILDUNGSPLÄTZE' IN LEHRSTELLEN!

Wenn wir unsere Forderungen durchsetzen wollen, müssen sich Jugendliche und Erwachsene, Lehrlinge, Jungarbeiter und Arbeitslose zusammenschließen, sich in SMV-Arbeitskreisen, gewerkschaftlichen Jugendgruppen und Arbeitslosenkomitees (ALK, d.Vf.) organisieren und ihren Kampf in die eigenen Hände nehmen. Wir müssen gemeinsam darauf hinarbeiten, daß wir die Ursache des Übels, das kapitalistische System, beseitigen und für eine Gesellschaftsordnung eintreten, in der es Ausbildung und Arbeit für jeden gibt, in der die Arbeiter und Werktätigen die Ausbildung und Produktion nach ihren Interessen bestimmen.

Uwe Basan, Jugendvertreter bei der Bundespost (DPG-Bereich, d.Vf.), Fernmeldeamt 2 Bielefeld
Heidrun Brechmann, OJA- und KJA-Mitglied der IGM, Bielefeld
Dietmar Felchner, Jugendvertreter bei Demag AG, Düsseldorf
Mathias Gläsker, Jugendvertreter bei Miele, Bielefeld
Wilhelm Gunkel, Jugendvertreter bei T+N, Bielefeld
Gisbert Hadamitzky, Jugendvertreter an den Uni-Kliniken (UK, ÖTV-Bereich, d.Vf.), Düsseldorf
Paul-Gerhard Hoff, Jugendvertreter bei Anker, OJA-Mitglied (IGM), Bielefeld
Stefan Körber, Jugendvertreter bei Demag AG, Düsseldorf
Rolf Kühn, Jugendvertretungsvorsitzender bei Ford-Schneider, Duisburg
Wolfgang Nettelstroth, OJA-Mitglied (IGM), Bielefeld
Holger Lüdke, Jugendleiter BSE, DGB-KJA, Herne
Uwe Pflugradt, Jugendvertreter Mannesmannröhren-Werk (MMRW, d.Vf.),
Düsseldorf-Lierenfeld
Egon Redereit, Betriebsrat, Armstrong Münster, IG Chemie (CPK, d.Vf.)
Hans Reichardt, Jugendvertreter bei der Bundespost, Fernmeldeamt 2 und OJA-Mitglied (Postgewerkschaft), Bielefeld
Eva Sander, Jugendvertreterin Uni-Kliniken, Düsseldorf
Albert Striewe, Jugendvertreter bei Demag AG, Düsseldorf
Waldemar Uhlke, Jugendvertreter bei MRW-Lierenfeld, Düsseldorf

SMV der gewerblichen Berufsschulen Bielefeld (mit 31 zu 5 Stimmen, bei 27 Enthaltungen)"

Es folgt ein Unterschriftenkoupon sowie in einem Kasten der folgende:"
AUFRUF

Am 17.4. trafen sich Kollegen aus einer Reihe von Städten in NRW. Sie verabschiedeten oben genannte Resolution und beschlossen:

1. Alle Kollegen aufzurufen, bei der Demonstration des DGB'S am 19.4. in Dortmund für die in der Resolution genannten Forderungen zu demonstrieren.
2. Diese Forderungen auch am 1.Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse massiv zu unterstützen.
3. Ein Tribunal gegen Jugendarbeitslosigkeit und Verschlechterung der Berufsausbildung zu organisieren, bei dem die Arbeiterklasse und –jugend nicht nur Zuhörer ist, sondern von ihren Kämpfen berichtet und die weiteren Kampfschritte bespricht.

Wir fordern alle Kollegen auf, diese Resolution zu unterstützen und sich auf dieser Grundlage aktiv an der Durchführung und Vorbereitung des Tribunals zu beteiligen.

Kontaktadresse: Stefan Körber, 4 Düsseldorf, Aachenerstr.123
Sprechstunde jeden Mittwoch 17 - 21 Uhr, Telefon …
gez. St. Körber, R. Kühn, H. Lüdke, G. Hadamitzky, W. Uhlke"
Q: N.N.: Resolution zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und Verschlechterung der Ausbildung, Düsseldorf o.J. (1975)

19.04.1975:
In Dortmund findet, laut 'Sozialistische Arbeiterpolitik', die für den Raum Rhein/Ruhr zentrale Kundgebung der DGB-Jugend in der Kampagne gegen die Jugendarbeitslosigkeit, mit 25 000 Teilnehmern statt. Laut AB beteiligen sich 20 000.

Aufgerufen wird auch durch die DKP, sie berichtet u.a.:"
Am 19.4.1975 folgten allein in Dortmund 25 000 Jugendliche (darunter ca. 3 000 Studenten) aus NRW dem Aufruf der DGB-Jugend 'für mehr Ausbildungsplätze und eine demokratische Berufsbildungsreform jetzt' aktiv zu werden."

Laut KPD beteiligen sich im Block ihres KJV 100 Personen, die u.a. tätig sind im DPG OJA Bielefeld, in der Jugendvertretung (JV) des Fernmeldeamtes 2 (FMA - DPG-Bereich) Bielefeld, in IGM OJA und KJA Bielefeld, in den JV Anker, Miele und Telefonbau und Normalzeit (T+N) Bielefeld (alle IGM-Bereich), an der Gewerblichen Berufsschule (GBS) Bielefeld, in den JV Demag und Mannesmann (MM) Lierenfeld Düsseldorf (beide IGM-Bereich), der JV Uniklinik Düsseldorf (ÖTV-Bereich), der JV Ford Schneider Duisburg (IGM-Bereich), in einer JV des BSE-Bereiches und im DGB KJA Herne sowie bei Armstrong Münster (CPK-Bereich).
Aufgerufen wurde auch durch die später als Zentrale Initiative von Jugendvertretern, Lehrlingen und Arbeitslosen auftretende, dem KJV der KPD nahestehende Gruppierung.

Der KBW (vgl. 24.4.1975) berichtet von 18 000 Demonstranten, hauptsächlich von SPD und DKP. Die SJD Die Falken der SPD allerdings seien klassenkämpferisch gewesen.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 16, Mannheim 24.4.1975; Rote Fahne Nr. 19, Dortmund 14.5.1975;HZ zwei Ausgaben, Dortmund o.J. (1975);Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 60, München 4.5.1975;Sozialistische Arbeiterpolitik Nr. 37, 38 und 39, Bochum Apr. 1975, Mai/Juni 1975 bzw. Juli/Aug. 1975;N.N.: Resolution zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und Verschlechterung der Ausbildung, Düsseldorf o.J. (1975)

03.05.1975:
Das Stadtteiljugendkomitee Hansa des KJV Münster der KPD erstellt eine Ausgabe seiner Zeitung 'Der Jungprolet vom Hansaring' (vgl. 7.12.1974), die uns nur als Druckvorlage vorlag. Ob sie veröffentlicht wurde ist unbekannt.

Enthalten sind die Artikel:
- "Sesselhocker weg vom Fenster. Kommunist im Betriebsrat. Die Ortsleitung des KJV berichtet!" zu Egon Redereit bei Armstrong, wobei aufgerufen wird zum Arbeitsgerichtsprozeß (vgl. 16.7.1975); sowie
- "Die Kandidaten der Kommunistischen Partei Deutschlands (Liste 9) für Münster: Hansa Stadtteil und Klein Muffi", wobei es sich um Egon Redereit, Günter Plutta und K. D. Vinnenberg handelt.
Q: Der Jungprolet vom Hansaring, Münster 3.5.1975, S. 14ff

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02.06.1975:
Das Regionalkomitee (RK) NRW der KPD gibt vermutlich Anfang dieser Woche ein Flugblatt heraus. Während die Vorderseite vom Titel, in großer roter Schrift, "Einheitsfront gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote!" über diversen 'Rote Fahne'- Meldungen über BV und UVB eingenommen wird, heißt es auf der Rückseite:"
Seit dem Verbot der KPD 1956 (vgl. 17.8.1956, d.Vf.) gab es keine solche Welle von politischen Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüssen und Berufsverboten wie heute.

Die alten Praktiken der Adenauerära kommen heute wieder zur Anwendung. Diesmal nicht unter einer CDU- sondern einer SPD/FDP-Regierung.

Hunderte von Arbeitern und Werktätigen wurden im laufe der Betriebsratswahlen (BRW, d.Vf.) entlassen, weil sie ein antikapitalistisches Programm vorlegten. Ungefähr 400 Betriebsratskandidaten wurden aus den DGB-Gewerkschaften ausgeschlossen.

Der Betriebsratskandidat bei Armstrong in Münster (CPK-Bereich - vgl. S2.*.1975, d.Vf.), Egon Redereit wurde wegen Störung des Betriebsfriedens entlassen."
Q: KPD-RK NRW: Einheitsfront gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote!, Dortmund o.J. (1975), S. 2

09.07.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 13/14 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 25.6.1975, 6.8.1975) heraus mit dem Artikel aus Münster, "Armstrong - ein sozialer Betrieb", der die Wiedereinstellung von Egon Redereit fordert.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 13/14, Dortmund 9.7.1975

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14.07.1975:
Bei Armstrong Münster gibt Egon Redereit vermutlich Anfang dieser Woche das Flugblatt "Für die sofortige Wiedereinstellung des Kollegen Egon!" heraus, in dem er sich dafür entschuldigt, dass er zu sehr auf das Arbeitsgericht vertraut habe und aufruft zur Veranstaltung am 15.7.1975 und zum Prozeß am 16.7.1975.
Q: N. N. (Egon Redereit): Für die sofortige Wiedereinstellung des Kollegen Egon!, o. O. (Münster) o. J. (1975)

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15.07.1975:
Vermutlich der KJVD gibt heute in Münster ein Flugblatt heraus, das zum Besuch des morgigen Arbeitsgerichtsprozeß um die Entlassung von Egon Redereit bei Armstrong und für den Abend zu der Veranstaltung in der Gaststätte Zur Brücke, Hammer Straße 281 aufruft.
Aufgerufen wurde auch von Egon Redereit (vgl. 14.7.1975).
Q: N. N.: Heute 19.30 Uhr Veranstaltung, O. O. (Münster) 15.7.1975; N. N. (Egon Redereit): Für die sofortige Wiedereinstellung des Kollegen Egon!, o. O. (Münster) o. J. (1975)

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16.07.1975:
Heute gibt Egon Redereit in Münster ein Flugblatt "Nieder mit der Klassenjustiz!" heraus, in dem er von der Bestätigung seiner Entlassung bei Armstrong berichtet und zur Arbeiterdiskussionsrunde am 17.7.1975 in der Gaststätte Zur Brücke, Hammerstr. 281 einlädt.
Q: Egon Redereit: Nieder mit der Klassenjustiz!, Münster o. J. (16.7.1975); Der Jungprolet vom Hansaring, Münster 3.5.1975, S. 15

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06.08.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 15 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 9.7.1975, 20.8.1975) heraus.
Aus Münster wird zu Armstrong von ihm selbst gefordert: "E. Redereit muß Betriebsrat bleiben".
Q: Kämpfende Jugend Nr. 15, Dortmund 6.8.1975, S. 2

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06.08.1975:
In der Nr. 31 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 30.7.1975, 13.8.1975) berichtet die KPD von Armstrong Münster.
Q: Rote Fahne Nr. 31, Köln 6.8.1975

20.08.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 16 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ – vgl. 6.8.1975, 3.9.1975) heraus und berichtet über ein Mitglied des Betriebsrats bei Armstrong in "Egon Redereit 2 Tage verhaftet" am 16.8.1976, weil er auf dem Jugendlager des KJVD in Fattigau in Hof mit Agitprop getrieben hatte und einem Fotografen die Kamera abgenommen worden war.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 16, Dortmund 20.8.1975, S. 3

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01.09.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr. 35 (vgl. 25.8.1976, 8.9.1976) heraus. Aus NRW werden die zehn Direktkandidaten zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 3.10.1976) vorgestellt. Egon Redereit ist Chemiearbeiter bei Armstrong Münster (CPK-Bereich), Mitglied des ZK des KJVD und kandidiert in Duisburg-Nord.
Q: Rote Fahne Nr. 35, Köln 1.9.1976

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