Ford Köln: 'Kommunistische Arbeiterpresse'

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 22.7.2013

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Die 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) der Zelle Ford Köln der KPD kann hier bisher nur sehr lückenhaft erschlossen werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Innerhalb der Betriebspublizistik der KPD gehört die KAP Ford auch bei den westdeutschen Ausgaben zur zweiten Generation und erscheint erst einige Monate nach den Ausgaben für Hoesch Westfalenhütte Dortmund, Klöckner VDI Düsseldorf und Mannesmann Düsseldorf.

Die uns vorliegenden frühen Ausgaben deuten nicht auf eine enge Verbindung zum Betrieb hin, sondern enthalten überwiegend allgemeine Artikel sowie Berichte zu den Lehrlingen. Für die KPD war diese Betriebszeitung daher, trotz der Wichtigkeit der Kölner Ford-Werke, zunächst vermutlich nur von zweitrangiger Bedeutung.

Mit dem Ausbruch des 'wilden Streiks' am 26.8.1973, in den die KPD mit mehreren Ausgaben der 'Kommunistischen Arbeiterpresse' eingreift (vgl. 26.8.1973, 27.8.1973, 30.8.1973) und in dessen Folge die KPD eine bundesweite Solidaritätskampagne mit den Entlassen und vor allem mit Baha Targün durchführt (vgl. 8.10.1973), gewinnt die KAP Ford dann für die KPD immens an Bedeutung, wird vermutlich zeitweise zu einer ihrer wichtigsten betrieblichen Publikationen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

17.03.1972:
In Köln erscheint die erste 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) der KPD Betriebszelle Ford (vgl. 13.4.1972), von der uns bisher nur ein Faksimile der ersten Seite vorlag, in dem es im Leitartikel zu den BRW (vgl. 20.3.1972) heißt:"
BETRIEBSRATSWAHLEN: WIE MÜSSEN WIR DEN KAMPF WEITERFÜHREN?

Ab Montag wird in unserem Betrieb ein neuer Betriebsrat gewählt. Viele klassenbewußte und fortschrittliche Kollegen fragen sich, welche Liste sie unterstützen sollen. Besonders Liste 1 und Liste 3 bekämpfen sich mit großem Getöse. So sind sich viele im Unklaren, was sich hinter den einzelnen Listen verbirgt.

Sind es wirklich Marxisten-Leninisten, die hinter der Liste der 'Automobilarbeiter' stehen? Und wessen Interessen vertritt die Liste der IG Metall?

Um zu verstehen, welche Interessen sich hinter der Liste 1 verbergen, muß man sich nur einmal ansehen, wie sie zustande gekommen ist. Im Flugblatt 'Tatsachen' (vgl. **.*.1972,d.Vf.) der IG Metall wird behauptet: 'Die Vertrauensleute bestimmen die Kandidaten der IG-Metall für den Betriebsrat'. Doch jeder weiß, daß dies nicht so war. Vielmehr hat die VL-Leitung, die sich sämtlich aus Betriebsräten zusammensetzt, eine fertige Liste ausgearbeitet und sie dem Bereichsvorstand vorgelegt. Änderungsvorschläge von unten waren dabei nicht mehr erwünscht.

Die Betriebsräte haben schon ihre eigenen Nachfolger bestimmt und nicht die Vertrauensleute.

Es ist klar, daß sich gegen solch verrottete innergewerkschaftliche Demokratie Widerspruch erheben mußte! Und von diesem Widerspruch fortschrittlicher Kollegen will die Liste der 'Automobilarbeiter' profitieren. Nur wenige in ihren Reihen sind bisher als fortschrittliche Gewerkschafter hervorgetreten. Die Liste 3 ist keine einheitliche Gruppe, die sich für die Interessen der Kollegen einsetzen könnte. Dafür gibt es viele Beweise. Die 'Automobilarbeiter' Liste gab es schon bei den letzten Wahlen vor vier Jahren. Es wurden auch einige aus dieser Liste gewählt. Doch hat irgendjemand etwas Gutes über die Arbeit dieser Betriebsräte gehört? In ihren Flugblättern berichten sie nicht einmal selbst etwas über ihre Arbeit. Das ist auch kaum möglich, denn von den fünf gewählten Betriebsräten dieser Liste sind zwei während ihrer Amtszeit zurückgetreten und zwei sind zur Gewerkschaftslisten übergelaufen. Bei der letzten Wahl fällt diese Liste sogar schon vor der Wahl auseinander. Acht Kandidaten haben zurückgezogen. Die 'Automobilarbeiter'-Gruppe tritt regelmäßig nur zur Wahl ins Leben, um danach wieder zu verschwinden.

Sehen wir uns einmal ihre Forderungen, ihr Programm an! Es gibt nur einige Forderungen, die richtig sind: Bezahlung der Pausen, der Einsatz von Springern oder Bereitstellen und Waschen der Arbeitskleidung. Der Rest der Forderungen aber weist in die falsche Richtung.

Bei den Forderungen zur Rente z.B. fordern sie als Berechnungsgrundlage das letzte Arbeitsjahr statt den letzten fünf Jahren. Die Kollegen von der Liste 3 müssen aber doch wissen, daß es mit dem Lohn des Arbeiters im Alter kaum mehr bergaufwärts geht, daß sie nur noch mit großer Mühe im Alter das verstärkte Arbeitstempo aushalten können und darum umgesetzt werden. Die richtige Forderung muß hier heißen: Herabsetzung des Rentenalters! Diese Forderung ist im AKTIONSPROGRAMM der KPD aufgestellt.

Ein weiteres Beispiel dafür, daß die Forderungen der Liste 3 in eine falsche Richtung laufen, sind ihre Forderungen". Hier bricht das Faksimile leider ab.

Die KPD (vgl. 7.4.1972) berichtet:"
BETRIEBSZELLE FORD/KÖLN GIBT IHRE ERSTE KOMMUNISTISCHE ARBEITERPRESSE HERAUS!

Bereits in der Metalltarifrunde (MTR,d.Vf.) letzten Jahres war die Untersuchung der Automobilbranche soweit, daß bei Opel/Bochum und Ford/Köln die Propagandaarbeit aufgenommen werden konnte. Die rasche Gewinnung von Sympathisanten unter den Kollegen von Opel ermöglichte die Gründung der Betriebszelle im Oktober 1971.

Nach Gründung der Ortsleitung (vgl. 12.3.1972,d.Vf.) in Köln nimmt jetzt die Betriebszelle Ford die Arbeit auf. Mit ihrer ersten Betriebszeitung greift die Zelle propagandistisch in die Betriebsratswahl bei Ford ein, sie untersucht, was hinter den drei Kandidatenlisten steckt und erklärt, warum die KPD noch keine oppositionelle Liste aufstellt."
Quelle: Rote Fahne Nr. 40, Dortmund 7.4.1972, S. 2

13.04.1972:
In Köln erscheint die 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) der KPD Betriebszelle Ford Nr. 2 (vgl. 17.3.1972, 9.5.1972) mit dem Leitartikel "Gegen Reformismus und Revisionismus – Für die revolutionäre Einheit der Arbeiterklasse" zum 1. Mai, wobei die Demonstration in Dortmund stattfindet und in Köln eine Arbeiterrunde für den 22.4.1972 angekündigt wird. Zum 1. Mai wird auch auf Türkisch aufgerufen.

Zu den BRW werden gezogen "Die Lehren aus den Betriebsratswahlen", eine Arbeiterkorrespondenz berichtet von Arbeitsunfällen bzw. deren Nichtmeldung. Aufgerufen wird zur Vietnamdemonstration in Dortmund am 15.4.1972. Berichtet wird mit Hilfe der 'Roten Fahne' von der Chemietarifrunde (CTR) im Bezirk Nordrhein.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Nr. 2, Köln 13.4.1972

09.05.1972:
In Köln erscheint die 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) der KPD Betriebszelle Ford Nr. 3 (vgl. 13.4.1972, 29.11.1972) mit dem Leitartikel "SPD – CDU – Schmierenkomödie um die beste Interessenvertretung der Monopole" und einer Kontaktadresse nur in Düsseldorf.

Eine Arbeiterkorrespondenz schildert vom Streik gegen das Mißtrauensvotum: "Ford: Demagogie der SPD-Handlanger" (vgl. 26.4.1972). Berichtet wird auch vom 1. Mai u.a. aus Dortmund und Düsseldorf sowie aus Köln u.a. von der Festnahme von Verteilern bei Felten und Guillaume (F+G). Eine Korrespondenz schildert die "Einarbeitung bei Ford". Erläutert wird: "Wie wird in Nordkorea die Produktion in den Fabriken geleitet". Zu den Jugendvertreterwahlen (JVW) wird aufgerufen: "Wählt fortschrittliche Jugendvertreter!", aber auch zum KJV: "Vorwärts im Aufbau des kommunistischen Jugendverbandes!"
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Nr. 3, Köln 9.5.1972

29.11.1972:
Bei Ford Köln gibt die Zelle der KPD die Nr. 7 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 9.5.1972, 25.1.1973) heraus, auf deren 6 Seiten sie sich u.a. mit den Bundestagswahlen (BTW), im Leitartikel "Schluss mit den Manövern der Gewerkschaftsführung!" mit den Auseinandersetzungen um Tolusch im IGM Ortsverein und der Metalltarifrunde (MTR), in einer Lehrlingskorrespondenz mit der Jugendversammlung, mit der Betriebsversammlung, dem eigenen Werk und dem Werk Ford Düren befaßt und den 'Rote Fahne' Verkauf einmal in der Woche ankündigt.
Eine Arbeiterkorrespondenz stellt fest: "Automaten ersetzen keine Kantine!"
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ford Nr. 7, Köln 29.11.1972

25.01.1973:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) Nr. 9 (vgl. 29.11.1972, 5.4.1973) mit einem Umfang von sechs Seiten DIN A 4 heraus mit Berichten über die Metalltarifrunde (MTR), u.a. über die betriebsnahe Tarifpolitik, aus der W-Halle, und über die Jugendvertretung bzw. die kommende Jugendversammlung und von der Betriebsversammlung. Es wird auch auf die Vietnamkundgebung am 27.1.1973 hingewiesen sowie auf die "Stellung der SPD-Führer zu Vietnam". Es gibt auch einen Artikel auf Türkisch.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 2 und 6/7, Dortmund o.J. (1973) bzw. Sept. 1973; Kommunistische Arbeiterpresse Ford Nr. 9, Köln 25.1.1973

05.04.1973:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) Nr. 11 (vgl. 25.1.1973, 11.5.1973) mit einem Umfang von sechs Seiten DIN A 4 und dem Leitartikel "Vorwärts zum 1. Mai" heraus, wobei zum 1. Mai auch auf Türkisch aufgerufen wird. Geschildert wird auch sowohl auf deutsch als auch auf Türkisch die F-K Halle oder: "Die Hölle von Ford". Von den Lehrlingen wird berichtet über "Die Verschlechterung der Lehre durch den Stufenplan für Elektro-Berufe", gefordert wird für Lehrlinge: "Weg mit den Vorgabezeiten!", die Reaktionen auf ein vor der Lehrwerkstatt verteiltes Flugblatt schildert der Artikel "Die Jugendvertretung rotiert".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Nr. 11, Köln 5.4.1973

11.05.1973:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) Nr. 12 (vgl. 5.4.1973, 26.8.1973) mit einem Umfang von vier Seiten DIN A 4 und dem Leitartikel "Trotz Verbot - der 1. Mai bleibt rot" heraus.

Weitere Artikel sind:
- "Die FK-Halle und was Betriebsrat Lück zur 'Humanisierung des Arbeitsplatzes' meint", der auch auf Türkisch erscheint; sowie
- "Bericht von der Vertrauensleuteversammlung von Ford. Vorfristige Kündigung der Tarifverträge!" (vgl. 6.5.1973).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Nr. 12, Köln 11.5.1973

26.08.1973:
Die KPD gibt vermutlich frühestens heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 11.5.1973, 27.8.1973), "Warum selbständige Streikführung?" heraus. Vermutlich ebenfalls heute erscheinen auch Flugblätter der KAP auf Italienisch ("Lavoratori Italiani!") und Türkisch ("Arkadaslar!").
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973

27.08.1973:
Bei Ford Köln gibt die KPD heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 26.8.1973, 30.8.1973) heraus, der sich u.a. mit den Lehrlingen befaßt.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973

30.08.1973:
Bei Ford Köln gibt die KPD heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 27.8.1973, 8.10.1973) heraus, der sich u.a. mit den Lehrlingen, der Polizei und den Türken befaßt.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7, Dortmund Sept. 1973

08.10.1973:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt vermutlich in dieser Woche eine 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 30.8.1973, Jan. 1975) mit acht Seiten DIN A 4 unter dem Titel "Niederlagen in Siege verwandeln!" heraus, in der vom Streik berichtet und zur Veranstaltung des Ford-Solidaritätskomitees am 19.10.1973 und zur Demonstration am 26.10.1973 aufgerufen wird. Berichtet wird auch vom Prozeß gegen Uli Kranzusch (vgl. 15.10.1973). Es erscheinen eine Korrespondenz eines türkischen Kollegen: "Ford hat mir meine Gesundheit genommen!" und auch ein "Bericht eines türkischen Kollegen über die Lage in der Türkei".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Niederlagen in Siege verwandeln!, Köln o. J. (1973)

Januar 1975:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 8.10.1973, 25.3.1975) mit zwei Seiten DIN A 4 unter dem Titel "Kapitalisten und Gewerkschaftsbonzen einig! Lohnraub und Entlassungen sollen die Profite sichern!" heraus, in der die Januarausgabe der KAP für den 28.1.1975 angekündigt wird.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Sonderdruck Kapitalisten und Gewerkschaftsbonzen einig! Lohnraub und Entlassungen sollen die Profite sichern!, Köln Jan. 1975

25.03.1975:
Die Zelle Ford Köln der KPD gibt einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. Jan. 1973) mit zwei Seiten DIN A 4 unter dem Titel "Nach dem Freispruch für die türkischen Kollegen: Freispruch für Frank Kühne!" zum Prozess gegen diesen, in dem Morgen das Urteil gesprochen wird heraus.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Ford Sonderdruck Nach dem Freispruch für die türkischen Kollegen: Freispruch für Frank Kühne!, Köln 25.3.1975

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