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Düsseldorf, Stadtbezirk 4: Heerdt, Lörick, Niederkassel und Oberkassel - Ehrenreich & Cie Oberkassel sowie Schieß AG Oberkassel

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 4.10.2008

Diese geographisch orientierte Darstellung der linksrheinischen Gebiete des heutigen Düsseldorfs behandelt kaum Ereignisse der lokalen Politik, sondern vor allem betriebliche Bewegungen in der örtlich ansässigen Metallindustrie, wie sie in Gestalt der Unterstützung der wilden Streikwelle der Septemberstreiks 1969, auch bei Ehrenreich & Cie in Oberkassel offensichtliche Gestalt annahmen (vgl. 1.9.1969, 10.9.1969, 11.9.1969, 14.9.1969).

In dieser, wie immer unvollständigen Darstellung erfolgt derzeit eine gewisse Pause, die aber bald durch die DKP und ihren bezirklich, linksrheinisch überbetrieblichen 'Metallwerker' (vgl. Feb. 1971, März 1972) überbrückt wird, wobei nicht zuletzt die für die meisten Familien essentielle Frage der Behausung bzw. Unterkunft in ihrer überaus widersprüchlichen Form als Werkswohnung (vgl. Juni 1971) zur Frage kommt, im Gefolge der damals – wie örtlich sogar noch heute – allerorten, nicht zuletzt im Ruhrgebiet, allfälligen Frage der Fahrpreiserhöhungen angesprochen wird.

Während die DKP linksrheinisch aktiv zu bleiben scheint, kommt es zunächst zum Streik um innerbetriebliche Zulagen (vgl. 25.1.1973, 29.1.1973) und auch zur Solidarität mit den damals noch ja oft noch ausländischen Arbeitskräften der bundesdeutschen Betriebe (vgl. 7.2.1973).

Die KPD kann sich im linksrheinischen Düsseldorf nun vermutlich zusehends verankert fühlen, von dort die Solidarität mittragend (vgl. 14.2.1973), und auch die örtliche Ausprägung der Streikwelle für Teuerungszulagen 1973 (vgl. Aug. 1973), selbst wenn die KPD/ML angesichts der aufrührerischen Ereignisse bei Pierburg Neuß lokal desorientiert erscheinen mag (vgl. 13.8.1973).

Damals ausländische Arbeitskräfte scheinen auch in weiteren linksrheinischen Düsseldorfer Betrieben bedeutend (vgl. 13.3.1974), bevor zum vorläufigen Abschluss dieser Darstellung auch der KB (vgl. 1.5.1977) sowie die Jugendzentrumsbewegung, in der er vermutlich eingreift, an Gewicht zu gewinnen scheinen (vgl. 18.11.1977).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.09.1969:
In Düsseldorf-Oberkassel wird, laut IMSF, bei Ehrenreich und Cie am schwarzen Brett die neue Lohntafel ausgehangen und den Akkordarbeitern werden die neuen Vorgabezeiten mitgeteilt, was durchweg Lohnminderungen bedeutet (vgl. 10.9.1969).
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

10.09.1969:
In Düsseldorf-Oberkassel beginnt heute, laut IMSF, ein viertägiger Streik von etwa 400 der 2 000 Kollegen bei Ehrenreich und Cie. Werk 2 (vgl. 1.9.1969, 11.9.1969).

In dem Werk arbeiten insgesamt etwa 2 000, unter denen es auch Mitglieder der SPD und DKP gibt, die auch im Betriebsrat vertreten sind. Der Streik beginnt um 14 Uhr 30 in der Rohrabteilung und den Bändern, nachdem über die neue Lohnregelung (vgl. 1.9.1969) diskutiert wurde. Bei Schichtwechsel legen 150 griechische Bandarbeiter die Arbeit nieder. Die deutsche Mehrheit der Rohrabteilung solidarisiert sich. Die Griechen wählen 4, die Deutschen einen Sprecher.
Daraufhin werden zwei Griechen und ein Deutscher (der Sprecher) entlassen. Um 15 Uhr wird eine Demonstration vom Werk 2 zur Hauptverwaltung durchgeführt, auf der die alten Akkordsätze und besonders die Rücknahme der Entlassungen gefordert werden. Diese werden dann vorläufig zurückgenommen.

Der Betriebsrat beruft für 16 Uhr eine Betriebsversammlung im Werk 1 ein (vgl. 11.9.1969).
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

11.09.1969:
Bei Ehrenreich in Düsseldorf-Oberkassel dauert, laut IMSF, der Streik der Griechen an. Von ihnen versammeln sich 250 bis 300 vor dem Werk. Die ebenfalls streikenden Deutschen wurden auf verschiedene Abteilungen verteilt und nehmen die Arbeit wieder auf.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

14.09.1969:
In Düsseldorf-Oberkassel endet heute, laut IMSF, der viertägige Streik von etwa 400 Beschäftigten von Ehrenreich und Cie..
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

09.10.1969:
Die DKP gibt die Nr.28 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 2.10.1969, 16.10.1969). Berichtet wird u.a. aus Düsseldorf-Lörick.
=Unsere Zeit NRW Nr.28,Essen 9.10.1969

06.06.1970:
Die DKP gibt die Nr.23 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 30.5.1970, 13.6.1970). Berichtet wird u.a. über Düsseldorf-Oberkassel.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.23,Essen 6.6.1970

Februar 1971:
Die DKP Düsseldorf gibt bei Schiess und Ehrenreich ihren 'Metallwerker' Nr.1 (vgl. Juni 1971) heraus.
=Metallwerker Nr.1,Düsseldorf Feb. 1971

Juni 1971:
Die DKP Düsseldorf gibt bei Schiess und Ehrenreich ihren 'Metallwerker' Nr.3 (vgl. Feb. 1971, Juni 1971) heraus.
=Metallwerker Nr.3,Düsseldorf Juni 1971

Juni 1971:
Die DKP Düsseldorf gibt bei Schiess und Ehrenreich vermutlich im Juni ein zweiseitiges Extrablatt ihres 'Metallwerkers' (vgl. Juni 1971, März 1972) heraus:"
VERKAUF DER WERKSWOHNUNGEN
WARUM?

Die Werkswohnungen in der Kettwiger Straße sollen verkauft werden. Als Käufer steht die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft im Gespräch.

Warum soll verkauft werden?

Soll etwa damit ein Teil der fälligen Dividende aufgebracht werden?

Was bedeutet ein Verkauf der Werkswohnungen für die Betroffenen? 1. Wegfall der Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats bei der Vergabe der Wohnungen und ihrer Verwendung (z.B. eventueller Weiterverkauf an Dritte). 2. Wenn die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft sich zum Kauf entschließt, müssen die Mieter zwangsläufig Mitglieder dieser Genossenschaft werden und mit einer finanziellen Einlage von ca. 300 DM rechnen. 3. Für die Zukunft können Mieterhöhungen und Kündigungen nicht ausgeschlossen werden.

Wir fordern von der Geschäftsleitung Auskunft darüber, warum die Wohnungen verkauft werden sollen. Bis jetzt sieht die Belegschaft dafür keinerlei Gründe!

Sollte es gegen unseren Willen dennoch zum Verkauf kommen, muß garantiert sein, daß
- die Firma in voller Höhe etwaige Genossenschaftseinlagen übernimmt,
- die Firma und der Betriebsrat langfristige Mietverträge für die Betroffenen zur Bedingung für den Verkauf der Werkswohnungen macht."

In dem zweiten Artikel wird gefordert:"
SCHIESS MUSS FAHRGELD ZAHLEN

Ab 1.Juni erhöhte die Rheinbahn ihre Fahrpreise. Wochen und Monatskarten werden um ca. 10 DM teurer!

Wie steht's mit erhöhtem Fahrgeldzuschuß bei Schiess?

Ginge es nach dem Willen der Geschäftsleitung, müßte die Belegschaft die Fahrpreiserhöhung voll aus der eigenen Tasche zahlen. Darüber täuscht nicht hinweg, daß jetzt eine 'neue Fahrgeldregelung' angeboten wird.

Danach soll jeder 4 DM bzw. Auswärtige vollen Fahrgeldzuschuß bei einer Eigenbeteiligung von 40 DM erhalten.

Dieser Firmenvorschlag beinhaltet lediglich eine neue Verteilung der auch bisher schon zur Verfügung gestellten Zuschußgelder. Eine Zumutung, wenn man bedenkt, wer von der Belieferung mit Arbeitskräften durch die Rheinbahn profitiert.

Bekanntlich werden alle Preiserhöhungen von der Unternehmerseite mit gestiegenen Kosten begründet.

Nur wenn sich die Kosten für den Arbeiter erhöhen, soll diese Gesetzmäßigkeit keine Gültigkeit haben. Unsere Forderung auf der Belegschaftsversammlung muß lauten: VOLLE ERSTATTUNG DER FAHRPREISERHÖHUNG DURCH DIE FIRMA."
=Metallwerker Extrablatt Verkauf der Werkswohnungen Warum?,Düsseldorf o.J. (Juni 1971)

März 1972:
Die DKP Düsseldorf gibt bei Schiess und Ehrenreich ihren 'Metallwerker' Nr.1 (vgl. Juni 1971) heraus.
=Metallwerker Nr.1,Düsseldorf März 1972

25.01.1973:
Bei Schieß Düsseldorf wird, laut KG (NRF) Mannheim/Heidelberg, wahrscheinlich heute gestreikt.
=Arbeiter-Zeitung Nr.2,Mannheim/Heidelberg Feb. 1973

29.01.1973:
Bei Schieß Werk Düsseldorf-Oberkassel wird, laut KPD und KG (NRF) Mannheim/Heidelberg, heute und morgen gestreikt.

Die DKP berichtet:"
Über 1 000 Arbeiter der Schieß AG in Düsseldorf und Rheydt traten am 29. und 30. Januar in einen Proteststreik, weil die Firmenleitung betriebliche Zulagen streichen wollte. Der Protest verhinderte das. Die 8,5 Prozent werden voll auf den Effektivlohn berechnet."

Der KABD (vgl. 1.5.1973) berichtet:"
Auch bei Schiess in Duisburg-Oberkassel warfen die Kollegen die Brocken hin."
=Heisse Eisen Extrablatt,Dortmund 7.2.1973,S.2;
Arbeiter-Zeitung Nr.2,Mannheim/Heidelberg Feb. 1973;
Rote Fahne Nr.5,Dortmund 31.1.1973;
Rote Fahne Extrablatt,Tübingen o.J. (1973),S.2;
Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.2,Dortmund o.J. (1973)


07.02.1973:
Die KPD gibt die Nr.6 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 31.1.1973, 14.2.1973) heraus, in Neuß gibt es das Komitee Kampf den reaktionären Ausländergesetzen (vgl. 1.2.1973), wobei u.a. auch auf die Ausländerheime in Düsseldorf (u.a. von der Firma Ehrenreich und Cie) eingegangen wird.
=Rote Fahne Nr.6,Dortmund 7.2.1973

14.02.1973:
Die KPD gibt die Nr.7 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 7.2.1973, 21.2.1973) heraus, in der von den Streiks bei Hoesch Dortmund (vgl. 8.2.1973) und HuF Velbert (vgl. 13.2.1973) berichtet wird. Solidarität für HuF kam aus dem zuständigen IGM Ortsverein Düsseldorf von Jagenberg und auch von Schieß (1 600 DM).
=Rote Fahne Nr.7,Dortmund 14.2.1973

August 1973:
Bei Schieß Düsseldorf kommt es, laut KPD, vermutlich im August zu einem Streik für eine Teuerungszulage (TZL).
=Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7,Dortmund Sept. 1973

13.08.1973:
In Neuß beginnt ein Streik bei Pierburg. Die KPD/ML (vgl. 25.6.1973) berichtet von den anderen Neußer Betrieben Ehrenreich, Solex und Daimler.
=Roter Morgen Nr.33,Dortmund 25.8.1973

13.03.1974:
In der Nr.11 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 6.3.1974, 20.3.1974) berichtet die KPD u.a. aus Düsseldorf von den Chemischen Werken (CW) Hüttenes-Albertus in Heerdt (CPK-Bereich), u.a. über dort beschäftigte Griechen.
=Rote Fahne Nr.11,Dortmund 13.3.1974

16.11.1975:
Der AB gibt die Nr.74 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 2.11.1975, 30.11.1975) heraus und berichtet u.a. vom Gußstahlwerk in Düsseldorf-Oberkassel.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.74,München 16.11.1975

01.05.1977:
1. Mai in Düsseldorf.
Laut KB kommen ca. 1 500 Menschen zur DGB-Kundgebung:"
Auf der Demo bildete sich ein linker Oppositions-Block mit immerhin 200 Teilnehmern aus Sponti- und Frauengruppen, der GIM, KB-Sympathisanten und anderen Initiativen."

In Oberkassel findet, laut KB, ein von ihm unterstütztes Mai-Fest der AKW-Gegner mit 200 Teilnehmern statt.
=Arbeiterkampf Nr.104,Hamburg 16.5.1977,S.11

18.11.1977:
Laut KB findet in "Düsseldorf eine Veranstaltung zu den Verbotsdrohungen gegen kommunistische Organisationen statt. Getragen wurde diese durch eine Aktionseinheit, die über die Linke zwar noch nicht hinausgeht, aber zumindest bis auf die KPD/ML alle umfaßt von: GIM, KB, KBW, KPD, Liga (LgdI,d.Vf.), KJVD, Spontis (Institutsgruppen, FSG Germ., BG Uni, Rote Hilfe (RH,d.Vf.), Frauenknastgruppe, Russell-Initiative, JZ Oberkassel)".
=Arbeiterkampf Nr.118,Hamburg 28.11.1977,S.16

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