Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Mannesmann. Betriebszeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Jg. 1, Nr. 5, Okt. 1971

11.10.1971:
Bei Mannesmann Düsseldorf gibt die KPD vermutlich in dieser Woche die Nr. 5 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 27.9.1971, Nov. 1971) mit dem Leitartikel zur MTR bzw. STR "Sofortige Urabstimmung! Kündigung aller Schlichtungsvereinbarungen" heraus.

Zur Jugendvertretung (JV - vgl. Mai 1971, Nov. 1971) heißt es:"
SCHLUSS MIT DER HETZE GEGEN FORTSCHRITTLICHE JUGENDVERTRETER

Seit Mai gibt es im Werk Lierenfeld eine neue Jugendvertretung, seit Mai merken die Kollegen - und nicht nur die Jugendlichen -, daß eine neue Jugendvertretung existiert. Erstmals seit geraumer Zeit wurde die Ausbeutung der Lehrlinge als billige Arbeitskräfte angeprangert, wurden die Mißstände in der Ausbildung benannt, wurden von den jugendlichen Kollegen Forderungen aufgestellt und zum Teil schon durchgesetzt. Seit ungefähr einem halben Jahr (vgl. Apr. 1971, d.Vf.) arbeitet unter Mitwirkung von zwei Jugendvertretern die IG-Metall-Jugendgruppe, die schon am 1.Mai unter den Losungen 'Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.) - Gleicher Lohn für deutsche und ausländische Arbeiter - Gleicher Lohn für Männer und Frauen - 500 DM Existenzlohn und Streikrecht für Lehrlinge' für die Interessen aller Kollegen eintrat.

Trotzdem wurde ihre offizielle Anerkennung durch den Ortsjugendausschuß der IG-Metall erst letzte Woche wieder hinausgezögert.
Und seit Mai hört man auf Jugendversammlungen und in der Lehrwerkstatt Sätze wie: Es gibt im Prinzip keinen Unterschied zwischen älteren und jungen Arbeitern - oder - worauf es ankommt, ist der gemeinsame Kampf aller Arbeiter, der alten und der jungen.
Es ist klar, daß so etwas bestimmten Leuten nicht paßt, und es ist eine alte Erfahrung, daß fortschrittlichen Arbeitern, die sich für ihre Kollegen einsetzen, immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Aber wie in letzter Zeit einige Leute - allen voran die Betriebsräte Kielholz (CDU), Lurz (SPD), Hammer (SPD) und Daniel (CDU) - die Auseinandersetzung mit zwei Kollegen aus der Jugendvertretung führten, das verdient wirklich, allen Kollegen vor Augen geführt zu werden.
Seit einigen Wochen versuchten diese bei jeder sich bietenden Gelegenheit, die Lehrlinge und Jungarbeiter gegen zwei fortschrittliche Jugendvertreter aufzuhetzen: Man solle einen Mißtrauensantrag stellen und die beiden abwählen. Bezeichnend ist, daß sie dies immer nur dann versuchten, wenn keiner der Jugendvertreter anwesend war, denn sie wußten genau, daß sie in einer Diskussion vor allen Lehrlingen - die Möglichkeit dazu bestand - sachliche Argumente benötigt hätten, um ihre Hetze zu rechtfertigen. Und die gab und gibt es nicht.

In dieselbe Kerbe schlug der dritte Jugendvertreter Donath (SPD), der zwar hinter dem Rücken seiner Kollegen hetzte, ihnen aber nie offen etwaige Bedenken ins Gesicht zu sagen wagte. Stattdessen versuchte man es klammheimlich: Eines Tages erschien der Sohn des Betriebsrats Kielholz (!) und erwähnte unvorsichtigerweise, daß er am nächsten Tag Unterschriften für einen Mißtrauensantrag gegen die zwei Jugendvertreter sammeln wolle. Als Antwort auf dieses Vorhaben unterzeichneten bis jetzt fast zwei Drittel aller Lehrlinge und Jungarbeiter eine Entschließung, in der das Vorgehen einiger Betriebsräte verurteilt, den beiden Jugendvertretern das Vertrauen ausgesprochen und der Jugendvertreter Donath zum Rücktritt aufgefordert wird, er habe lange genug als Jugendvertreter geschwiegen.

Als dies bekannt wurde, verbot der Betriebsratsvorsitzende Rettig das weitere Sammeln von Unterschriften mit der Begründung, die Unterschriftensammlung störe den Betriebsfrieden. Des weiteren drohte er mit dem Arbeitsgericht.

Bezeichnend an diesen Vorfällen ist die Einmütigkeit, mit der SPD- und CDU-Betriebsräte versuchen, einem Kollegen einen Posten zu erhalten, auf dem dieser schon seit zwei Jahren nichts anderes getan hat, als ihn schweigend mit seiner Masse auszufüllen. Bezeichnend ist weiterhin, daß sie versuchen, einen Keil zwischen die Jugendlichen und die Jugendvertreter zu treiben, die aktiv die Interessen der Kollegen vertreten. Doch bisher haben die Betriebsräte das Gegenteil von dem erreicht, was sie vorhatten: Als nächste Schritte fordern die Lehrlinge und Jungarbeiter:

EINBERUFUNG EINER JUGENDVERSAMMLUNG!
NEUWAHLEN VON FÜNFJUGENDVERTRETERN!
SOFORTIGER RÜCKTRITT DES JUGENDVERTRETERS KLAUS DONATH!"

Berichtet wird auch aus Hagen von Klöckner und SSW (vgl. 4.10.1971), vom Streik bei Opel Bochum (vgl. 6.10.1971) und enthüllt wird: "Werkswohnungen: keine sozialen Leistungen, sondern zusätzliche Profite für die Mannesmann-Kapitalisten". Zur Fahrtkostenbeteiligung heißt es: "Weiterer Abbau der sozialen Leistungen". Berichtet wird aus der IGM Düsseldorf (vgl. 6.10.1971).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Mannesmann Nr. 5, Düsseldorf Okt. 1971

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