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Hohenlimburg

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 18.8.2008

Aus Hohenlimburg, heute ein Stadtteil von Hagen, wird in dieser wie immer unvollständigen Darstellung kein lokales Material vorgestellt. Örtliche Ereignisse werden fast (vgl. 29.12.1969, 30.4.1977) allein von den drei ansässigen Betrieben Hoesch Hohenlimburg, Krupp Hohenlimburg und der Stoffdruckerei Göcke Hohenlimburg geschildert.

Bei Hoesch handelt es sich dabei sowohl um die offenbar erfolgreiche Agitation der DKP (vgl. 10.7.1969), als auch zunächst um die Solidarität mit dem Septemberstreik bei Hoesch Dortmund (vgl. 2.9.1969), dann aber auch immer wieder um Betriebsratsangelegenheiten (vgl. 7.2.1970, Nov. 1972, 9.3.1973) bzw. die Unternehmensorganisation (vgl. 23.4.1970). Ab dem Frühjahr 1971 scheint der KJVD der KPD/ML-ZB bei Hoesch Hohenlimburg bzw. Schwerte tätig zu sein (vgl. März 1971, 8.3.1971), im Werk aber wird Kurzarbeit gefahren (vgl. 19.3.1971). Später kämpfen die Kranführerinnen im Dortmunder Werk Phoenix um die gleichen Rechte wie diejenigen in Hohenlimburg (vgl. März 1974). Der Hausarbeitstag für Kranführerinnen stellt eine der ganz konkreten Forderungen der betrieblichen Frauenbewegung dar, die zwar das häusliche Patriarchat nicht angreift, aber doch Verbesserungen für die arbeitenden Frauen anstrebt.

Bei Krupp kommt es während der Septemberstreiks 1969 zu einem eigenen wilden Streik im Werk Hohenlimburg (vgl. 8.9.1969, 9.9.1969), von dem dann auch die DKP berichtet (vgl. 18.9.1969). Mitte 1970 kommt es offenbar erneut zum Streik (vgl. 1.7.1970), und wieder am 4.1.1973 (vgl. Jan. 1973, 4.1.1973, 8.1.1973). Ggen Ende dieser Darstellung wird bei Krupp Hohenlimburg offenbar der KABD aktiv (vgl. 31.1.1979). Vom KBW teilweise vorliegende Berichte konnten bisher noch nicht ausgewertet werden.

Von der Textildruckerei Göcke Hohenlimburg wird hier nur die plötzliche Entlassung aller Beschäftigten bekannt (vgl. 4.10.1971, 31.1.1971), wovon die linke bundesweit berichtet (vgl. Feb. 1972, 3.2.1972, 7.2.1972), steigt doch im Verein mit den (Teil-)Stillegungen von Klöckner Hasper Hütte und den Stahlwerken Südwestfalen (SSW) die Arbeitslosigkeit in Hagen schlagartig an.


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

10.07.1969:
Die DKP gibt die Nr.15 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 3.7.1969, 17.7.1969). Von Hoesch Hohenlimburg (heute Hagen) wird berichtet auf S.10:"
GEFRAGTE 'HEISSE EISEN'

Im Werk Hohenlimburg der Hoesch AG haben die Metallarbeiter den Artikel 'Radfahrerkartei' in der 'UZ' vom 12. Juni mit großem Interesse gelesen. Ein in Dortmund wohnender Kollege wurde von ihnen beauftragt, einige Exemplare der DKP-Betriebszeitung 'Heiße Eisen', die sich ausführlich mit der Hoesch-Schnüffelaktion auseinandergesetzt hatte, zu besorgen. Er hatte Erfolg. Die Hohenlimburger Kollegen lasen die Betriebszeitung genau durch und befanden, sie sei ein gutes und wichtiges Hilfsmittel , um die Arbeiterinteressen gegenüber dem Unternehmen durchzusetzen. Ihnen gefiel 'Heiße Eisen' so sehr, daß sie sich erboten, in Zukunft selbst Artikel für die Betriebszeitung zu schreiben. Klar, daß die DKP-Betriebsgruppe zustimmte. Das Interesse der Hohenlimburger Kollegen bewies ihnen zugleich, daß sie auf dem richtigen Weg sind."
=Unsere Zeit NRW Nr.15,Essen 10.7.1969

02.09.1969:
Bei Hoesch Dortmund beginnt, laut IMSF, ein zweitägiger Streik von 27 000 Arbeitern in allen drei Werken (vgl. 3.9.1969). Für die DKP berichtet Fritz Noll (vgl. 3.9.1969):"
DIE 30 STUNDEN STREIK BEI HOESCH
...
Solidaritätstelegramme trafen ein. Aus Rotterdam (in den Niederlanden,d.Vf.). Aus Hohenlimburg (heute Hagen,d.Vf.), aus dem Federnwerk. Aus dem Profileisenwerk in Schwerte. Das Oxygen-Werk von Hörde schloß sich dem Streik an. Das Selbstbewußtsein der Arbeiter stieg von Stunde zu Stunde."

Später berichtet die DKP:"
Solidarität! Aus Rotterdam, aus Hohenlimburg (heute Hagen,d.Vf.), aus Schwerte trafen Solidaritätsbeweise ein. Nein, die kämpfende Hoesch-Belegschaft stand nicht allein."
=Unsere Zeit Nr.24,Essen 11.9.1969,S.3;
IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969;
Heisse Eisen,Dortmund 2.9.1969;
DKP-Hoesch-Betriebsgruppen Westfalenhütte und Phoenix:Heisse Eisen 1968-1978,Dortmund o.J. (1978),S.6f


08.09.1969:
In Hohenlimburg (heute Hagen) beginnt, laut IMSF, ein zweitägiger Streik von 800 Kollegen der Krupp Hüttenwerke für 30 Pf. ohne tarifliche Anrechnung und Beseitigung innerbetrieblicher Lohndifferenzen (vgl. 9.9.1969).
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

09.09.1969:
In Hohenlimburg (heute Hagen) beenden, laut IMSF, die Kollegen der Krupp Hüttenwerke ihren mittags ihren erst gestern begonnenen Streik, nachdem auf einer Betriebsversammlung Zugeständnisse versprochen wurden.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

18.09.1969:
Die DKP bringt die Nr.25 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 11.9.1969, 25.9.1969) und berichtet u.a. vom Krupp Hüttenwerk Hohenlimburg.
=Unsere Zeit Nr.25,Essen 18.9.1969

29.12.1969:
Für die DKP berichtet 'ja' vermutlich aus dieser Woche:"
ROTER PUNKT IN SICHT
IN ISERLOHN SCHIMPFT MAN AUF HOHE FAHRPREISE

Die Böllerschüsse der Neujahrsnacht knallten laut und lange. In Iserlohn übertönten sie ein Ereignis, daß im Schatten der Festtage ganz leise daherkam und an dem die Bürger des Kreises Iserlohn voraussichtlich noch lange knabbern müssen.
Heimlich, still und leise wurden auf allen Buslinien der Iserlohner Kreisbahn AG die Fahrpreise erhöht. Eigentlich wollte die Gesellschaft schon im September die Tarife heraufsetzen. Aber die Erinnerung an die erfolgreichen 'Roten Punkte' von Hannover, Heidelberg und Saarbrücken (in Niedersachsen, Baden-Württemberg bzw. dem Saarland,d.Vf.) war noch zu lebendig. Man trat den Rückzug an und wartete auf eine günstigere Gelegenheit. Die schien den Aktionären der Nahverkehrs AG im Trubel der Festtage gekommen zu sein.
...
Besonders hart trifft die Tariferhöhung die Schüler. Sie zahlen zwischen 1,90 DM und 6,40 DM mehr. Dabei werden gerade die weiten Entfernungen sehr stark frequentiert, denn die IKB ist die ständige Verbindung zwischen den Städten Iserlohn, Menden, Hemer, Letmathe, Hohenlimburg, Schwerte bis nach Unna."
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.3,Essen 15.1.1970,S.*

07.02.1970:
Laut 'Werk und Wir' findet bei Hoesch in Dortmund eine bundesweite "Betriebsrätevollkonferenz statt. Im Mittelpunkt standen die Ergänzungswahl für zwei ausgeschiedene Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Hoesch AG und die Beratung über die Ergänzungswahl von zwei außerbetrieblichen Arbeitnehmervertretern. Albert Pfeiffer, der Vorsitzende des Gemeinschaftsausschusses aller Hoesch-Betriebsräte, gab nach seinen Grußworten die Begründung für die notwendig gewordenen Nachwahlen: Paul Huf, der stellvertretende Vorsitzende des Gemeinschaftsausschusses, trat im Herbst vergangenen Jahres in den Ruhestand (WERK und WIR berichtete darüber in Heft 8/69 (vgl. Juli bzw. Aug. 1969,d.Vf.)); er war seit 1965 Mitglied des Aufsichtsrates. Paul Tenhangen, ehemaliger Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates aller Schachtanlagen der Hoesch AG Bergbau, gehört mit der Überführung des gesamten Hoesch Bergbaus seit dem 28. November 1969 der Ruhrkohle AG (RAG - IGBE-Bereich,d.Vf.) an und wurde Direktor für Personal- und Sozialfragen in der Bochumer Werksgruppe der Bergbau AG Essen (Gruppe 5 der Ruhrkohle AG). Albert Pfeiffer umriß die wirkungsvolle Tätigkeit der beiden Ausscheidenden und deren Verdienste und sprach ihnen dafür den herzlichen Dank der Betriebsräte und der Belegschaften aus. Als Nachfolger schlug der Gemeinschaftsausschuß Josef Brandl, Betriebsratsvorsitzender des Federnwerks der Walzwerke Hohenlimburg-Schwerte, und Walter Tebbe, Betriebsratsvorsitzender des Werkes Phoenix der Hoesch AG Hüttenwerke, vor. Aus der Versammlung kamen keine weiteren Vorschläge. Die beiden Kandidaten stellen sich sodann mit einem kurzen Abriß ihres Lebenslaufes und ihrer Tätigkeit vor. Bei der anschließenden Wahl gaben von den 168 Stimmberechtigten Josef Brandl 134 und Walter Tebbe 111 ihre Stimme. Damit waren beide gewählt."
=Werk und Wir Nr.3,Dortmund März 1970,S.80f

23.04.1970:
Laut 'Werk und Wir' tagt die Hauptversammlung der Dortmunder Hoesch AG.
Die Versammlung beschließt die Eingliederung folgender Betriebsführungsgesellschaften in die Hoesch-AG:
- Hoesch Werke Hohenlimburg-Schwerte AG, Hohenlimburg.
=DKP-KV Dortmund:Hoesch - Nicht nur ein Name für Stahl,Dortmund o.J. (1977),S.16;
Werk und Wir Nr.4,Dortmund Apr. 1971,S.90


01.07.1970:
In der Nr.3 der 'SBK' (vgl. 1.6.1970, 1.8.1970) wird wiederum über eine Reihe von Streiks berichtet. In den letzten 6 Wochen sollen allein in 31 Betrieben des Organisationsbereiches der IG Metall ca. 9 500 Arbeiter knapp 12 000 Arbeitsstunden gestreikt haben und zwar u.a. bei Krupp Hohenlimburg.
=Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.3,Offenbach 1.7.1970

März 1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Mai 1971) berichtet mit Hilfe seiner vermutlich im April erscheinenden Betriebszeitung vermutlich aus dem März:"
E I N E BETRIEBSVERSAMMLUNG FÜR ALLE

Auch bei Hoesch in Schwerte wälzen die Kapitalisten die Krisenfolgen auf die Arbeiter ab. Wie bei Hoechst in Frankfurt (CPK-Bereich - vgl. 29.3.1971,d.Vf.) gehen sie mit Hilfe der rechten Betriebsräte verstärkt daran, die Arbeiter, Jungarbeiter und Lehrlinge untereinander zu spalten. Besondere Angst haben sie davor, daß alle Kollegen zusammen auf der Betriebsversammlung (BV,d.Vf.) ihre Problem diskutieren und erkennen, daß ALLE von den Krisenfolgen betroffen werden können und sich darum auch von Anfang an gemeinsam zur Wehr setzen.

Zu welchen Maßnahmen sie bei Hoesch in Schwerte gegriffen haben, zeigt ein Abschnitt aus einem Artikel der Betriebszeitung der KPD/ML und des KJVD.

'Ein typisches Beispiel:
Jugendversammlung in Hohenlimburg. Sie fand statt zur gleichen Zeit wie die Betriebsversammlung. Versammlungsort - die Lehrwerkstatt. Versammelt waren nur Lehrlinge.

Wie war es dazu gekommen?

Schon seit längerem wurde Lehrlingen unter 18 die Teilnahme an den Betriebsversammlungen verwehrt. Unter dem Vorwand: 'Die Ausbilder können sonst nicht an der Betriebsversammlung teilnehmen' wurden beide Versammlungstermine zusammengelegt. So werden alle Lehrlinge über 18 vor die Wahl gestellt:

ENTWEDER JUGENDVERSAMMLUNG ODER BETRIEBSVERSAMMLUNG!

Auf diese Weise haben die HOESCH-Bosse einen halben Tag Produktionsausfall in der Lehrwerkstatt gespart.

Der eigentliche Zweck aber war:

Die Lehrlinge von den übrigen Kollegen und vor allem von den Jungarbeitern zu isolieren und gegen sie auszuspielen.

Das haut in die gleiche Kerbe wie das Streikverbot für Lehrlinge.

Man will auf jeden Fall den gemeinsamen Kampf von Arbeiterjugend und älteren Kollegen verhindern.

Dies Beispiel von den Betriebs- und Jugendversammlungen zeigt uns ganz deutlich, daß die Kapitalisten sich bei ihren Spaltungsmanövern voll und ganz auf die Hilfe der rechten Gewerkschaftsbonzen verlassen können, denn ohne Betriebsrat und Jugendvertretung wäre so eine 'Lösung' gar nicht möglich.

Aber wir lassen uns nicht einschüchtern und fordern:

JUGENDVERSAMMLUNGEN FÜR LEHRLINGE U N D JUNGARBEITER!

TEILNAHME A L L E R JUGENDLICHEN IN DER BETRIEBSVERSAMMLUNG!'"
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.5,Bochum Mai 1971,S.5

08.03.1971:
Die KPD/ML-ZB (vgl. 13.3.1971) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Die Abwälzung der Krise auf die Arbeiterklasse spüren die Kollegen in vielen Betrieben der Stahlindustrie schon sehr deutlich.

Die Genossen der KPD/ML Betriebsgruppe HOESCH SCHWERTE berichten uns: Das HOESCH WALZWERK IN ALTENVOERDE (Ennepetal) macht seit längerer Zeit Kurzarbeit. Statt bisher zwei Schichten wird nur noch eine verfahren. Das Walzwerk erzeugte bisher monatlich ca. 7 000 t Flachstahl für das Federnwerk in Hohenlimburg (heute Hagen,d.Vf.). Jetzt in der Krise bringt der Betrieb den Hoesch-Kapitalisten nicht mehr genug Profit. Darum wollen die ihn so bald wie möglich zu machen. Die Berechnungen zur Übernahme der Produktion durch das Hohenlimburger Werk laufen auf Hochtouren. Über 100 Kollegen verlieren so ihre Arbeitsplätze. Eine Umsetzung nach Hohenlimburg ist nicht möglich, weil dort auch schon Kurzarbeit gemacht wird."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 13.3.1971,S.8

19.03.1971:
Bei Hoesch Dortmund erscheint ein zweiseitiges Extrablatt der 'Roten Westfalenwalze' der Betriebsgruppe Westfalenhütte der KPD/ML-ZB (vgl. 17.3.1971, 22.3.1971), das nach eigenen Angaben auch vor Phoenix und Union verteilt wird. Das wahrscheinlich zur Frühschicht herausgegebene Extrablatt fordert:"
KAMPF DEM LOHNRAUB!
GEGEN DIE PREISTREIBEREI DES SPD-STADTRATES

Die SPD hat die Fahrpreise in unverschämter Weise um 40% erhöht. Das ist ein erneuter Angriff der SPD-Bonzen auf die Lage aller Dortmunder Werktätigen.

Die SPD-Herren im Stadtrat wollen die Schulden der Verkehrsbetriebe auf uns abwälzen. Damit zeigen sie wieder aufs Neue, daß sie nicht die Interessen der Arbeiter vertreten.

Aber das ist ja nicht nur in Dortmund so. Auch in anderen Städten werden die Fahrpreise erhöht. So in Bottrop, Marl, Bochum und in weiteren Städten. Aber auch die anderen Dinge, die wir täglich fürs Leben brauchen, werden immer teurer. Durch diese Preistreiberei versuchen die Kapitalisten, ihre Profite abzusichern. Auch durch Kurzarbeit und Entlassungen wälzen die Kapitalisten die Krise immer wieder auf uns ab. Die Hoesch-Kapitalisten machen das ganz genauso: HOESCH IN ENNEPETAL MACHT DICHT !!!! Die Kollegen fliegen auf die Straße! Bei Hoesch in Hohenlimburg (heute Hagen,d.Vf.) machen die Kollegen Kurzarbeit!!!!
Gerade Harders sagte: 1971 ist das Jahr der Rationalisierung. Große Hüttenwerke können nur an der Küste existieren."
=Die Rote Westfalenwalze Extrablatt,Dortmund 19.3.1971

04.10.1971:
In Hagen demonstrieren anläßlich der Metalltarifrunde (MTR) Arbeiter von Klöckner und von den Stahlwerken Südwestfalen Hagen-Eckesey. Später berichtet die KPD (vgl. 11.2.1972) aus der Hagener Stahlindustrie (vgl. 2.2.1972) von SSW (vgl. 4.2.1972) und Klöckner (vgl. März 1972):"
Die Hagener Arbeiterklasse sah diesen Angriffen der Kapitalisten nicht tatenlos zu. Am 4.Oktober demonstrierten die Kollegen von der Hasper Hütte und der vier Werke der Südwestfalen AG durch Hagen und sagten den Kapitalisten den Kampf an. Zahlreiche Kollegen von Rothe Erde, Varta und Orenstein und Koppel (O+K,d.Vf.) unterstützten die Stahlarbeiter mit Solidaritätsaktionen gegen die geplanten Maßnahmen der Kapitalisten, die letzlich einen Angriff auf die gesamte Arbeiterklasse Hagens und die Werktätigen darstellen. Die Stahlarbeiter drückten dies auf ihren Transparenten aus, wenn sie neben der Forderung 'Sicherheit für unsere Arbeitsplätze' auch die Parole trugen 'Wird Hagen das Armenhaus von NRW?'

Rechnet man die schlagartige Entlassung von 1 200 Kolleginnen und Kollegen der Textilfabrik Göcke Hohenlimburg/Hagen (GTB-Bereich - vgl. 31.1.1972,d.Vf.) hinzu und die 1 000 in der letzten Zeit arbeitslos gewordenen Bergleute (IGBE-Bereich,d.Vf.), so wird klar, daß die Entwicklung der kapitalistischen Industrie in Hagen für die Hagener Arbeiterklasse zur Existenzbedrohung geworden ist."
=Rote Fahne Nr.27, 36 und 14,Berlin bzw. Köln 8.10.1971, 11.2.1972 bzw. 7.4.1976, S.1, S.3 bzw. S.*

31.01.1972:
Bei der Stoffdruckerei Göcke in Hohenlimburg (heute Hagen) werden, laut BKA Freiburg, vermutlich heute 1 050 Beschäftigte entlassen.

Auch die KPD (vgl. 11.2.1972) berichtet, allerdings ohne Datumsangabe, über "die schlagartige Entlassung von 1 200 Kolleginnen und Kollegen".
=Klassenkampf Extrablatt Rhodia,Freiburg 3.2.1972,S.1;
Rote Fahne Nr.36,Berlin 11.2.1972,S.3


Februar 1972:
Der KB gibt die Nr.15 des 'Arbeiterkampf' (AK - vgl. Jan. 1972, März 1972) heraus und berichtet u.a. aus dem GTB-Bereich von Göcke und Sohn (1 020 Besch.) in Hagen-Hohenlimburg.
=Arbeiterkampf Nr.15,Hamburg Feb. 1972

03.02.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' für Rhodia (vgl. 9.7.1971, 28.2.1972) heraus:"
WAS IN DER 'RHODIAPOST' NICHT STEHT!
...
Für die Kapitalisten sind immer die 'anderen' Kapitalisten, die Konkurrenten, DIE 'Schuldigen' für Kurzarbeit und Entlassungen. Das sagen zum Beispiel auch die Besitzer der Stoffdruckerei Göcke in Hohenlimburg zu den 1 050 Arbeitern und Angestellten, die sie dieser Tage auf die Straße setzen (GTB-Bereich - vgl. 31.1.1972,d.Vf.). Das sagen auch die Klöckner-Kapitalisten den 2 000 Arbeitern der Hütte Hagen-Haspe (IGM-Bereich,d.Vf.), die in Kürze stempeln müssen. Und das bekommen auch die 14 000 Opelarbeiter (IGM-Bereich,d.Vf.) in Bochum erzählt, die jetzt schon zum zweiten Mal kurzarbeiten müssen."
=Klassenkampf Rhodia,Freiburg 3.2.1972

07.02.1972:
Es erscheint die Nr.3 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 24.1.1972, 21.2.1972). Berichtet wird u.a. von der Textilfabrik Göcke und Sohn in Hagen-Hohenlimburg.
=Rote Fahne Nr.3,Bochum 7.2.1972

November 1972:
Laut 'Werk und Wir' bildet sich vermutlich Anfang bis Mitte November ein Koordinierungsausschuß der Arbeitnehmervertreter von Hoesch und Hoogovens (vgl. 23.11.1972).

Ihm gehören von deutscher Seite u.a. an:
- Sepp Brandl, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Hohenlimburg-Schwerte und Aufsichtsratsmitglied der Hoesch Werke AG.
=Werk und Wir Nr.1,Dortmund Jan. 1973,S.6

Januar 1973:
Die Nr.1 des 'Rebell' (vgl. Dez. 1972, Feb. 1973) der RJ/ML des KABD berichtet u.a. auf Seite 5:"
METALLER STREIKBEREIT

Es gibt kein Stillhalten an der Streikfront. In vielen Betrieben der Metall- und Stahlindustrie brachen selbständige Kämpfe gegen die Unternehmerprovokation aus. Die Metall- und Stahlarbeiter waren und sind kampfentschlossen wie selten. Den Auftakt zu einer Welle von Warnstreiks bildete die Arbeitsniederlegung von 700 der Krupp-Hüttenwerke in Hohenlimburg am 4. Januar. Die Kollegen brachten in ihrem einstündigen Streik ihre Empörung über den zu erwartenden 8,5%-Lohnraubabschluß zum Ausdruck. Ein Sprecher der Streikenden sagte, dies sei ein Warnschuß vor den Bug der Stahlbosse gewesen."
=Rebell Nr.1,Tübingen Jan. 1973

Januar 1973:
Die KJO Spartacus gibt die Nr.34 ihres 'Spartacus' (vgl. Dez. 1972, Feb. 1973) heraus, die u.a. von Krupp Hohenlimburg berichtet.
=Spartacus Nr.34,Berlin Jan. 1973

04.01.1973:
Im Kruppwerk Hohenlimburg führen, laut RJ/ML des KABD, 700 Arbeiter einen Warnstreik durch. Laut KB Bremen, ML Dortmund (vgl. 8.1.1973) und DKP dauert dieser eine Stunde.
=Rebell Nr.1,Tübingen Jan. 1973;
Die Rote Front Extra 46 Pfg - Nein!,Dortmund Jan. 1973,S.1;
Klassenkampf Nr.19,Frankfurt Jan. 1973;
Wahrheit Nr.1,Bremen Jan. 1973;
Klassenkampf und Programm Nr.2,Dortmund Feb. 1973,S.60f;
Heisse Eisen Nr.1,Dortmund 5.1.1973,S.1


08.01.1973:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund geben vermutlich in dieser Woche ein Extra ihrer 'Roten Front' (gl. 2.1.1973, 13.1.1973) mit zwei Seiten DIN A 3 unter Verantwortung von R. Wagner, Dortmund, Uhlandstr.82, zur Stahltarifrunde (STR) der IGM (vgl. 5.1.1973) heraus.

Berichtet wird aus der Tarifkommission NRW (vgl. 5.1.1973), von Hoesch Dortmund über die Vertrauensleute bei Phoenix (vgl. 4.1.1973) und der Westfalenhütte (vgl. 5.1.1973) sowie so von Krupp Hagen-Hohenlimburg (vgl. 4.1.1973) und Rheinstahl Duisburg (vgl. 5.1.1973):"
WARNSTREIK BEI KRUPP UND RHEINSTAHL

Am letzten Donnerstag traten bei Krupp in Hohenlimburg 700 Arbeiter und Angestellte in einen einstündigen Warnstreik. Nach dem Abschluß am Freitag folgten ihnen bei Rheinstahl in Duisburg weitere 800 Kollegen. Beide waren zwar nur kurze Streiks, sie zeigen aber die große Empörung der Kollegen, die gewillt sind, für mehr Lohn die Brocken hinzuschmeißen."
=Die Rote Front Extra 46 Pfg - Nein!,Dortmund Jan. 1973

09.03.1973:
Laut 'Werk und Wir' konstituiert sich in Dortmund-Hörde der Gesamtbetriebsrat für alle Betriebe der Hoesch Werke AG:"
HOESCH GESAMTBETRIEBSRAT GEBILDET
...
Nach gegenseitiger Abstimmung einigte man sich, sechs 'Entsendungsbereiche' zu bilden, in denen jeweils mehrere Betriebe nach fachlichen und geografischen Gesichtspunkten zusammengefaßt wurden. Diese sechs Entsendungsbereiche delegieren zusammen 25 Mitglieder - und zwar sechzehn Arbeiter und neun Angestellte.
...
Entsendungsbereich 4:
- Hoesch Werke Hohenlimburg-Schwerte AG,
- Döhner AG,
- Hoesch Packband GmbH.
Delegiert wurden zwei Arbeiter: Josef Brandl und Günter Beis - und ein Angestellter: Viktor Groß."
=Werk und Wir Nr.4,Dortmund Apr. 1973,S.86f

März 1974:
Die Hoesch AG Dortmund gibt ihre 'Werk und Wir' Nr.3 (vgl. Feb.*1974, Apr. 1974) heraus. U.a. wird, laut KPD/ML bei Hoesch Dortmund (vgl. 23.9.1974), berichtet, daß es im Werk Hohenlimburg (Hagen) einen Hausarbeitstag für Kranführerinnen gibt.
=Stählerne Faust Nur Kampf gegen Kapitalismus und Arbeiterverrat verhindert neuen Lohnabbau,Dortmund o.J. (Okt. 1974),S.4

23.09.1974:
Die KPD/ML (vgl. 11.10.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche von Hoesch Dortmund:"
KAPITALISTEN UND BETRIEBSRAT GEGEN KRANFÜHRERINNEN

Vor zwei Wochen haben die Hoech-Kapitalisten ein Manöver gestartet, um die Forderung nach einem Hausarbeitstag für Frauen abzublocken und die Kolleginnen mit der Überstundenschinderei zu erpressen. Ihre besten Helfer dabei waren 'unsere' Betriebsräte Langenbach und Dume. Sie haben in einer Kampagne versucht, die Kranführerinnen der Wv (Phoenix) gegen ihre Kollegin Christiane Siebers aufzubringen. Christiane schreibt an die 'Stählerne Faust'.

Was ist geschehen? In der 'Werk und Wir' 3/74 (vgl. März 1974,d.Vf.) las die Kollegin Christiane, Kranführerin bei Phoenix, daß es bei Hoesch im Werk Hohenlimburg (Hagen,d.Vf.), Schwerte, einen Hausarbeitstag für Kranführerinnen gibt. Das interessierte Christiane natürlich. Sie erkundigte sich und fand ein Gesetz von 1948 für NRW, wonach Frauen bei mindestens 40 Stunden pro Woche Recht auf einen bezahlten Hausarbeitstag pro Monat haben. Als sie den Kolleginnen in der Kaue davon erzählte, waren einige gleich damit einverstanden, daß C. beim Gewerkschaftsbüro danach fragte. Die wußten aber von nichts und schickten C. zum Betriebsratsausschuß zu Betriebsrat Dume. Der meinte zuerst, der Hausarbeitstag sei seit Einführung der 40-Stunden-Woche abgeschafft. Als ein anderer Kollege auf die Überschichten hinwies, wollte BR Dume sich noch mal darüber informieren. Einige Tage später legte er C. dann eine Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG - vgl. S4.**.19**,d.Vf.) vor, wonach der Hausarbeitstag seit der 40-Stunden-Woche abgeschafft ist. Zu den Überstunden meinte der BR, die wären ja freiwillig und hätten keinen Einfluß auf den Hausarbeitstag.

Aber in Hohenlimburg gibt es den Hausarbeitstag! Deshalb bat C. den Betriebsrat Dume, in Schwerte danach zu fragen. BR Dume verabschiedete sich von C. mit den Worten: 'Siehst Du, Kollegin, wenn Du Fragen hast, kannst Du Dich vertrauensvoll an den Betriebsrat wenden.' Welch unbeschreiblicher Hohn!
...
Sagt selbst, sind die Überstunden denn freiwillig? In vielen Abteilungen bei Hoesch ist das doch 'freiwilliger Zwang'. Wer sich öfter zum Wochenende abmeldet, steht bereits auf der schwarzen Liste. Aber vor allem: der niedrige Lohn zwingt doch die meisten Kollegen zu Überschichten oder Schwarzarbeit. Können wir uns von dem Geld etwa Luxus erlauben, wie BR Langenbach nahelegte? Es ist doch vielmehr so, daß viele von uns davon Schulden abbezahlen, das Auto unterhalten usw., also zum Leben notwendige Dinge. Die Kapitalisten versuchen eben immer, den Lohn so niedrig wie möglich zu halten. Sie zahlen uns Arbeitern nur, was wir und unsere Familien brauchen, um am nächsten Tag wieder für sie schuften zu können. Wenn Überstunden die Regel sind, wie bei Hoesch, bekommen wir nicht erheblich mehr, sondern einschließlich Überstunden reicht das Geld gerade zum Leben. Das Recht auf die 40-Stunden-Woche steht nur auf dem Papier, wenn wir nicht für ausreichend Lohn bei der 40-Stunden-Woche kämpfen!

Und wie steht es mit dem Hausarbeitstag? Den brauchen die Frauen sehr dringend. Denn neben der Arbeit wartet noch die Hausarbeit auf sie. Und was es in Hohenlimburg gibt, muß es auch bei Phoenix geben!"
=Stählerne Faust Nur Kampf gegen Kapitalismus und Arbeiterverrat verhindert neuen Lohnabbau,Dortmund o.J. (Okt. 1974),S.4ff

30.04.1977:
In Herne und Wanne-Eickel findet, laut AB, eine Maiveranstaltung eines Maikomitees (vgl. 1.5.1977) statt, das von ÖTV-Jugend, IGM-Jugend, BSE-Jugend, GdED-Jugend, dem DGB KJA, den SJD - Die Falken, der VVN Hohenlimburg, der DFG/VK und griechischen sowie türkischen Gruppen, insgesamt 18 Stück, gebildet wurde. Besondere Erwähnung des AB erfährt die ÖTV JG Herne.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.111,München 3.5.1977

31.01.1979:
Vom Betriebs- und Gewerkschaftsverantwortlichen der Zentralen Leitung (ZL) des KABD wird der "Auswertungsbericht der Stahltarifrunde 1978/79" vorgelegt. Es wird u.a. erklärt:"
Flugblätter wurden auch vor den Betrieben Hoesch Dortmund, Krupp Bochum, Mannesmann Düsseldorf und Krupp Hohenlimburg verteilt. In 7 Stahlbetrieben sollen Mitglieder des KABD arbeiten. "In die Streikführung wurde direkt durch einige Aktionen von unseren Genossen eingegriffen."
=KABD-ZL-Betriebs-und Gewerkschaftsverantwortlicher:Auswertungsbericht der Stahltarifrunde 78/79,o.O.,S.27ff

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