Dortmund:
Bundesweite Vietnamdemonstration am 20. Januar 1973

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

Angesichts der US-amerikanischen Bombardierungen in Nordvietnam wurde in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin von zahlreichen Menschen protestiert, wobei sich dies im Januar 1973 auch in zwei bundesweiten Demonstrationen ausdrückte, derjenigen in Bonn am 14. Januar 1973 und der hier dargestellten am 20. Januar 1973 in Dortmund, die wesentlich getragen wurde von der Initiative Internationale Vietnamsolidarität (IIVS) bzw. deren schlagkräftigster Mitgliedsorganisation, der DKP, von der uns die einzigen vereinzelten Aufrufe des IIVS-Spektrums aus Basispublikationen bekannt wurden (vgl. 15.1.1973).

Linksradikale Gruppen fassten die Dortmunder Aktion als Spaltung auf, wurde sie doch erst anberaumt nach dem Scheitern relativ intensiver Bemühungen der Organisatoren der Bonner Demonstration um eine Aktionseinheit (vgl. 10.1.1973).

Trotzdem beteiligten sich auch linksradikale Gruppen und bereiteten die Demonstrationen vor, wie hier aus Dortmund von den Freunden der KPD unter den Oberschülern dokumentiert (vgl. 7.1.1973) bzw. riefen allgemein zur Teilnahme an beiden Vietnamdemonstrationen auf wie die Freunde der Arbeiterbasisgruppen München (vgl. 15.1.1973).

In Dortmund ist dann kurz vor dem Termin auch die DKP mit der intensiven und für ihre Verhältnisse offenbar arg überstürzten Vorbereitung der Aktion befasst (vgl. 17.1.1973, 19.1.1973), die Dortmunder Jungsozialisten, über ihren Bundesvorstand in der IIVS vertreten, scheinen zur selben Zeit allerdings eher mit ihren innerparteilichen Sektenstreitereien beschäftigt, anstatt mit der Vorbereitung der Vietnamsolidaritätsaktion (vgl. 18.1.1973).

Die Organisatoren der Bonner Demonstration senden eine Grussadresse an die zahlenmäßig offenbar deutlich kleinere Dortmunder Demonstration, was aber die Spaltung nicht zu überwinden vermag. Auf der Dortmunder Demonstration selbst kommt es dann offenbar zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Linksradikalen und DKP-Anhängern, die die Verteilung von deren Flugblättern zu verhindern suchen.

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Aufkleber zur Vietnamdemo in Dortmund

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

07.01.1973:
In Dortmund findet eine Sitzung vermutlich der Sympathisantengruppe des KOV der KPD (vgl. 9.1.1973) statt. Der einzige Tagesordnungspunkt ist die Vietnam-Kampagne (VK):"
ALLGEMEIN:

Daß die VK jetzt mit größtmöglicher Intensität geführt werden muß, erklärt sich vor allem aus der Sabotierung des 9-Punkte-Abkommens und der schließlichen Wiederaufnahme des Bombenterrors durch die USA-Imperialisten. Seit der Wiederaufnahme des Bombenterrors ist der Vietnam-Krieg in eine entscheidende Phase getreten.

Sogar die bürgerliche Presse (z.B. der 'Spiegel') und auch bürgerliche Regierungen (z.B. Schweden) mußten diesen Terror verurteilen.

Mitglieder der PRR und der DRV haben zur internationalen Solidarität aufgerufen (siehe z.B. RF Nr.1, RPK Nr.190/91 u.a.m. (vgl. 3.1.1973,d.Vf.)).

Das Nationale Vietnam-Komitee (NVK der KPD,d.Vf.) rief daher zu einer verstärkten VK auf, um das vietnamesische Volk gerade jetzt politisch und auch materiell zu unterstützen. Verhandlungen über Aktionseinheit werden mit verschiedenen Zirkeln geführt (Der Termin für die Demo in Bonn am 14.1. (vom 'Neuen Roten Forum' initiiert) ist noch unklar (Verhandlungen laufen).

(Die Vietnam-Solidaritätsdemonstration in Dortmund findet nicht am 21., sondern am 20.1. statt!)

Erster Höhepunkt der VK in Dortmund wird die zentrale Demonstration am 20.1. sein."
Quelle: N.N.:Protokoll der Sitzung vom 7.1.1973,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

10.01.1973:
Es erscheint ein Flugblatt des Projektbereich Gesamthochschule Dortmund (PGH):"
Alle zur nationalen VIETNAMDEMONSTRATION nach BONN am 14. Januar 1973, 12 Uhr - Vorwärts in der Solidarität mit dem vietnamesischen Volk - Nieder mit dem US-Imperialismus!

Diese Demonstration findet in einer entscheidenden Etappe des Befreiungskampfes des vietnamesischen Volkes statt. Ihre Aufgabe ist es, alle Kräfte zu mobilisieren, die die US-Kriegsverbrechen verurteilen und den gerechten Kampf des vietnamesischen Volkes für Unabhängigkeit und Freiheit unterstützen. Das Vietnam-Komitee Mannheim/Heidelberg hat die Initiative zu dieser nationalen Demonstration ergriffen und alle fortschrittlichen Organisationen und Einzelpersönlichkeiten in der BRD zur Unterstützung dieser Demonstration aufgerufen. Die Demonstration am 14.1. ist notwendig, weil gegenwärtig alles darauf ankommt, die US-Imperialisten zur Anerkennung und Verwirklichung des 9-Punkte-Friedensvorschlags des vietnamesischen Volkes zu zwingen. Der US-Kongreß hat Nixon, der am 20.1.1973 erneut als Präsident inthronisiert werden soll, ein Ultimatum gestellt, bis zu diesem Zeitpunkt einen positiven Vorschlag zur Beendigung des Vietnamkrieges zu machen. Nixon selbst hat angekündigt, daß bis zu diesem Tag Entscheidendes zu erwarten sei. Gleichgültig, ob solche Statements der psychologischen Kriegsführung zuzurechnen sind oder nicht, - es spricht eine Menge dafür, daß es sich um ein erneutes Betrugsmanöver handelt, das nur eine weitere Eskalation des Bombenterrors vorbereitet - kommt es darauf an, in dieser Situation alles zu tun, um die Verhandlungsposition des vietnamesischen Volkes zu stärken, dem weltweiten Protest gegen den US-Völkermord den erforderlichen internationalen Nachdruck zu verleihen.

Aus diesen Gründen ist es notwendig, alle Kräfte zu einer nationalen Aktion zusammenzufassen, diese Demonstration vor dem 20.Januar durchzuführen und die Demonstration in Bonn, der Hauptstadt des westdeutschen Imperialismus zu machen, von wo aus seit Jahren die westdeutsche herrschende Klasse die aktive Unterstützung des US-Krieges, sei es materiell, politisch oder ideologisch betreibt.

Diese Einsicht teilt die übergroße Mehrheit der angesprochenen Organisationen und Einzelpersönlichkeiten. Weit über 100 Organisationen in der ganzen BRD, darunter zahlreiche gewerkschaftliche Jugendgruppen, ASten, Juso-Verbände, der Dachverband der Fachhochschulstudenten (SVI), der Bundesverband der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) sowie zahlreiche Einzelgemeinden und alle relevanten kommunistischen und fortschrittlichen Organisationen haben den Aufruf unterstützt.

Über 100 fortschrittliche Einzelpersönlichkeiten, darunter vor allem Gewerkschafter, Betriebsräte, Professoren, Lehrer und Ärzte, haben sich dem Aufruf zur Demonstration angeschlossen.

Diese Solidaritätsbewegung zwang auch die DKP und die ihr nahestehende 'Initiative Internationale Vietnamsolidarität (IIVS)' Stellung zu beziehen. Jedoch sind alle Bemühungen, die IIVS in die Mobilisierung mit einzubeziehen, gescheitert. Statt mit zu der nationalen Demonstration in Bonn aufzurufen, haben diese Gruppierungen es vorgezogen, ohne Angabe inhaltlicher Gründe ? an dem Aufruf hatten sie nämlich nichts auszusetzen - zu einer eigenen Demonstration am 20.1.1973 in Dortmund aufzurufen. Sie haben mit verabscheuungswürdigen Methoden versucht, den Keil der Spaltung in die nationale Bewegung hineinzutragen. Am Sonntag ging eine Beratung zu Ende, die die letzten strittigen Fragen zwischen den einzelnen Organisationen geklärt hat. In dieser Sitzung wurde ein letztes Mal versucht, die Einheit auch mit der IIVS herzustellen.

Die Heidelberger Delegation und ihr nahestehende Organisationen stellten die Frage des Termins und des Ortes trotz ihrer jeweils politischen Richtigkeit zugunsten der Einheit zurück und waren grundsätzlich zu einer gemeinsamen Demonstration, auch zu einem anderen Termin, bereit.

Ohne Erfolg. Es stellte sich heraus, daß die IIVS grundsätzlich nicht bereit war, mit den auf dem Aufruf verzeichneten Organisationen eine Aktionseinheit einzugehen. Dahinter stecken die Antikommunismus-Beschlüsse der SPD und DKP, die Bündnisse mit Kommunisten generell ausschließen.

Wer seine organisatorische Eigennützigkeit in dieser Weise über die Notwendigkeit der Solidarität mit dem vietnamesischen Volk stellt, der begeht Verrat am gerechten Kampf des vietnamesischen Volkes und wird auf Unverständnis und Ablehnung bei großen Teilen des deutschen Volkes stoßen, dessen wachsende Empörung über die Verbrechen des US-Imperialismus unübersehbar ist.

Eine solche Einstellung macht es auch nicht verwunderlich, wenn die DDR-Behörden auf Anraten des Berliner Extradienstes (die DDR-Behörden sollten aus ihren Geschäftsinteressen nicht die Instinktlosigkeit begehen, die 'Maoisten' über DDR-Territorium nach Bonn reisen zu lassen), den Einsatz eines Sonderzuges für die Berliner Demonstrationsteilnehmer abgelehnt haben.

Kein Wunder auch schließlich, wenn die IIVS samt Anhang mit sich allein geblieben ist und außer einigen schwankenden Elementen (wie z.B. MSB Spartakus) niemanden auf ihre Seite ziehen konnte.

Die Demonstration in Bonn wird die größte Vietnam-Demonstration sein, die es in der BRD seit der Vietnam-Demonstration in Westberlin 1968 gegeben hat. Die Demonstration in Utrecht (Holland) vom vergangenen Samstag, an der 50 000 Menschen teilnahmen, sollte uns ein Vorbild sein (Niederlande - vgl. 6.1.1973,d.Vf.). Die in dieser Frage erreichte Einheit ist die breiteste, die in der BRD je erreicht wurde. Sie ist ein großer Schritt vorwärts in der Solidarität mit dem vietnamesischen Volk und wird einen Meilenstein für die antiimperialistische Bewegung in der BRD setzen.

SOFORTIGER BOMBENSTOP UND EINSTELLUNG ALLER AGGRESSIONSHANDLUNGEN DER USA IN INDOCHINA!
SOFORTIGE UNTERZEICHNUNG UND ERFÜLLUNG DES 9-PUNKTE-ABKOMMENS!
SCHLUSS MIT DER LIQUIDIERUNG DER POLITISCHEN GEFANGENEN UND JEGLICHER OPPOSITION IN VIETNAM DURCH DAS THIEU-REGIME!
SCHLUSS MIT DER UNTERSTÜTZUNG DES US-KRIEGES IN VIETNAM DURCH DIE BUNDESREGIERUNG!"

Es wird angemerkt, daß Busse zur Demonstration am 14.1. um 9 Uhr ab Busbahnhof Dortmund fahren.
Q: PGH:Alle zur nationalen Vietnamdemonstration nach Bonn am 14. Januar 1973, 12 Uhr. Vorwärts in der Solidarität mit dem vietnamesischen Volk! Nieder mit dem US-Imperialismus,Dortmund 10.1.1973

15.01.1973:
Die DKP-Hochschulgruppe Braunschweig gibt vermutlich in dieser Woche die Nr.1 ihres 'Der Kommunist' (vgl. 18.12.1972, Feb. 1973) heraus. Eingegangen wird u.a. auf die Vietnam-Demonstration in Dortmund (vgl. 20.1.1973), zu deren Vorbereitung ein Arbeitskreis in Braunschweig gegründet wurde.
Q: Der Kommunist Nr.1,Braunschweig 1973

15.01.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche vom Exekutivausschuß der Initiative Internationale Vietnam-Solidarität (IIVS) folgender:"
AUFRUF ZUR ZENTRALEN VIETNAMAKTION AM 20.JANUAR 1973 IN DORTMUND: FRIEDEN UND UNABHÄNGIGKEIT FÜR VIETNAM - JETZT!

Der entschlossene Kampf des vietnamesischen Volkes gegen die US-Aggression und der Druck der weltweiten Solidaritätsbewegung haben die Regierung der USA jetzt gezwungen, die massiven Bedrohungen von Hanoi und Haiphong zunächst einzustellen und an den Verhandlungstisch in Paris zurückzukehren. Die ungeheuerlichen Verbrechen der USA in Indochnina aber sind noch nicht beendet.

Nixon hat nach außen nach dem durch die Weltöffentlichkeit erzwungenen Bombenstopp nördlich des 20.Breitengrades und nach der Wiederaufnahme der Verhandlungen mehrfach erpresserisch damit gedroht, mit den Bombardierungen von Hanoi, Haiphong und anderer Gebiete wieder einzusetzen, falls es nicht zu einem Frieden nach US-amerikanischen Bedingungen käme. Diese Ankündigungen zeigen, daß jetzt der Druck aller fortschrittlichen Menschen, aller demokratischen Organisationen und Gruppen auf die Nixon-Regierung nicht nachlassen darf, sondern verstärkt durchgeführt werden muß. Auch südlich des 20.Breitengrades leben in Vietnam und in anderen Ländern Indochinas Millionen Menschen, die nach wie vor den brutalen Bombenangriffen der US-Aggressoren ausgesetzt sind. Dort sterben auch noch heute täglich Menschen im US-amerikanischen Bombenhagel, der ein Ausmaß erreicht hat, das die Atombombenabwürfe auf japanische Städte weit übertrifft.

Wir fordern:
SOFORTIGE EINSTELLUNG DES US-BOMBENTERRORS IN GANZ INDOCHINA!

Im Oktober 1972 hatte US-Präsident Nixon einem mit der Demokratischen Republik Vietnam ausgehandelten Abkommen über die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam zugestimmt. Am 22.Oktober des vergangenen Jahres hatte Nixon das Abkommen akzeptiert und den 31.Oktober als Unterzeichnungstermin vorgeschlagen. Bis heute ist dieses Abkommen noch nicht unterzeichnet.

DEMONSTRATION - KUNDGEBUNG, DORTMUND, SAMSTAG, 20.JANUAR 1973, 11 UHR (MEHRZWECKPLATZ EBERSTRASSE - MÜNSTERSTRASSE).

Die damalige Akzeptierung des Abkommens durch Nixon erwies sich als Betrugsmanöver. Kurz danach eskalierte er die Angriffe und ordnete Verbrechen an, die den seinerzeit von den deutschen Faschisten begangenen Verbrechen nicht nachstehen. Das Abkommen von Oktober 1972 ist der einzige Weg zum Frieden in Indochina.

Wir fordern:
SOFORTIGE UNTERZEICHNUNG UND STRIKTE EINHALTUNG DES 'NEUN-PUNKTE-ABKOMMENS'!

Der US-Geheimdienst 'CIA' und die Thieu-Söldner ermorden gegenwärtig im Rahmen des Vernichtungsprogramms 'Phönix' Zehntausende von Insassen der südvietnamesischen Konzentrationslager (KZ,d.Vf.). Sie wollen alle, die sie für Sympathisanten der Befreiungsfront FNL oder der Provisorischen Revolutionären Regierung (PRR,d.Vf.) der Republik Südvietnam halten, vor einem möglichen Waffenstillstand noch umbringen, sie wollen auch die Neutralisten - Katholiken ebenso wie Buddhisten - ausschalten.

Wir fordern:
SCHLUSS MIT DER ERMORDUNG DER POLITISCHEN GEFANGENEN IN SÜDVIETNAM!
FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN!

Die Bundesregierung zahlt an die Vereinigten Staaten seit Jahren Milliardenbeträge in Form der 'Devisenausgleichszahlungen'. Diese Zahlungen helfen, den kriegskranken Dollar zu unterstützen. Gleichzeitig unterhält Bonn Beziehungen mit dem Saigoner Marionetten-Regime. Millionenkredite und Materiallieferungen an Saigon helfen, die kriegslüsterne Thieu-Clique zu stützen.

Wir fordern:
KEINE BONNER UNTERSTÜTZUNG FÜR DEN US-KRIEG IN INDOCHINA!
KEINE DEVISENAUSGLEICHSZAHLUNGEN AN DIE USA!

Während die Regierungen zahlreicher Länder, darunter auch NATO-Staaten wie Belgien, Dänemark, Italien, Niederlande oder Norwegen, die Verbrechen der Nixon-Regierung in Vietnam mit großer Empörung kritisieren, hat der Regierungschef unseres Landes und Friedensnobelpreisträger, Bundeskanzler Willy Brandt (SPD,d.Vf.), bisher den von der US-Regierung betriebenen brutalen Völkermord nicht öffentlich verurteilt. Die überwiegende Mehrheit der Bürger der Bundesrepublik Deutschland verabscheut die Kriegspolitik der USA in Vietnam und erwartet von der Bundesregierung eine eindeutige Verurteilung der US-amerikanischen Kriegsverbrechen an der vietnamesischen Bevölkerung.

Wir fordern von der Bundesregierung:
ÖFFENTLICHE VERURTEILUNG DER US-VERBRECHEN IN VIETNAM!

Am 20.Januar beginnt die neue Amtsperiode von US-Präsident Nixon. In vielen Ländern der Welt finden anläßlich des Termins große Aktionen für die Beendigung des US-Krieges statt. Die 'Initiative Internationale Vietnamsolidarität' ruft die Vietnamkriegsgegner in der Bundesrepublik zu einer zentralen Vietnamdemonstration und Großkundgebung am 20.Januar 1973 in Dortmund auf."

Den Aufruf des Exekutivausschusses der 'Initiative Vietnam Solidarität' zur zentralen Vietnamaktion in Dortmund unterstützen u.a.:
- Hilfsaktion Vietnam,
- Jungdemokraten (Judos der FDP), Bundesvorstand,
- Jungsozialisten (Jusos der SPD), Bundesvorstand,
- Kampagne für Demokratie und Abrüstung (KfDA), Zentraler Ausschuß,
- Marxistischer Studentenbund Spartakus (MSB der DKP), Bundesvorstand,
- Naturfreundejugend (NFJ), Bundesjugendleitung,
- SHB, Bundesvorstand,
- Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ der DKP) Bundesvorstand,
- Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken (SJD der SPD), Bundesvorstand,
- Verband Deutscher Studentenschaften (VDS), Vorstand und
eine Reihe Einzelpersonen.

Verbreitet wird dieser Aufruf u.a. in:
- NRW in Dortmund (vgl. 15.1.1973).
Q: Dortmunder Vietnamsolidarität:Aufruf zur zentralen Vietnamaktion am 20.Januar 1973 in Dortmund. Frieden und Unabhängigkeit für Vietnam - jetzt,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

15.01.1973:
Der KHB/ML der ABG gibt vermutlich in dieser Woche seine 'Kommunistische Studenten Zeitung' (KSZ) Nr.11 (vgl. Feb. 1973) heraus.
In einer Beilage wird berichtet von den Vietnamdemonstrationen in Bonn (vgl. 14.1.1973) bzw. Dortmund (vgl. 20.1.1973).
Q: Kommunistische Studenten Zeitung Nr.11,München Jan. 1973,Beilage

Muenchen_KHBML133


15.01.1973:
In München gibt die Betriebsgruppe der ABG im Pressehaus Bayerstraße (PHB) in dieser Woche ihren 'Roten Aufmucker' Nr.22 (vgl. 11.12.1972, Feb. 1973) heraus. Eine zweiseitige Beilage im Format DIN A 5 informiert über die Vietnamdemonstrationen in Bonn (vgl. 14.1.1973) und Dortmund (vgl. 20.1.1973). Für die Fahrt nach Dortmund solle der DruPa OV Busse organisieren.
Q: Roter Aufmucker Nr.22,München Jan. 1973

15.01.1973:
In München gibt die BMW-Betriebsgruppe der ABG in dieser Woche ihren 'Motor' Nr.2 (vgl. 11.12.1972, Feb. 1973) mit 8 Seiten heraus. Berichtet wird von der Vietnamdemonstration in Bonn (vgl. 14.1.1973), aufgerufen zu der in Dortmund (vgl. 20.1.1973). Eventuell organisiere die IGM-Ortsverwaltung Busse, sonst würden dies die ABG übernehmen.
Q: Der Motor Nr.2,München Jan. 1973

15.01.1973:
Die DKP Hochschulgruppe an der Ruhruniversität Bochum (RUB) gibt vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe ihres 'Kommunist' (vgl. Apr. 1972, Jan. 1974) mit einem Aufruf zur Vietnamdemonstration in Dortmund (vgl. 20.1.1973) heraus.
Q: Kommunist,Bochum Jan. 1973

15.01.1973:
Vermutlich Anfang dieser Woche gibt die Vietnamsolidarität Dortmund den Aufruf des Exekutivausschusses der IIVS (vgl. 15.1.1973) als Flugblatt unter kollektiver Verantwortung und mit Kontaktadresse Dortmunder Vietnamsolidarität, 46 Dortmund-Brünninghausen,Fritz-Kuhl-Straße 28.
Q: Dortmunder Vietnamsolidarität:Aufruf zur zentralen Vietnamaktion am 20.Januar 1973 in Dortmund. Frieden und Unabhängigkeit für Vietnam - jetzt,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

17.01.1973:
Der DKP-Kreisvorstand Dortmund verfaßt den folgenden Text von einer Seite DIN A4 zwecks Vorbereitung der bundesweiten Vietnamdemonstration:"
ACHTUNG WICHTIG ACHTUNG WICHTIG

Dortmund,den 17.Jan.1973

EINLADUNG!

An alle Genossinnen und Genossen Gruppenvorsitzende!

Zu einer KURZEN Beratung über die Aufgabenstellung für die Vietnamdemonstration die am Sonnabend den 20.Jan. 1973 stattfindet laden wir Dich hiermit ein (Wenn Du nicht kommen kannst ist die Anwesenheit eines Vertreters unbedingt erforderlich).

DIESE BERATUNG FINDET STATT:
Freitag den 19.Jan. 1973 18 Uhr Parteizentrum Oesterholzstr.27

Wir bitten zu beachten, daß bis dahin der wesentliche Teil der in der beigefügten Anleitung enthaltenen Aufgaben eingeleitet sein müßte."

Bei der erwähnten Anleitung handelt es sich um den folgenden undatierten Text von zwei Seiten DIN A4:"
An alle Gruppenvorsitzenden der DKP im Kreisgebiet DORTMUND.

Genossinnen und Genossen!

Die bevorstehende Vietnamdemonstration SAMSTAG, den 20.Januar 1973 um 11 Uhr auf dem Kirmesplatz am Fredenbaum, EBERSTRASSE (FLUGBLATT LIEGT BEI (bei uns leider nicht mehr,d.Vf.)) bringt für alle Grundorganisationen eine Fülle von Aufgaben, die sie auf jeden Fall lösen müssen.

Diese Demonstration, an der sich im Bundesmaßstab eine Reihe von Organisationen beteiligen, wird eine der größten Veranstaltungen sein, die in den letzten Jahren hier in Dortmund stattgefunden haben.

Das ist hinsichtlich der amerikanischen Verbrechen am vietnamesischen Volk mehr denn je notwendig und erforderlich.

Die von den USA propagierte Einstellung der Kampfhandlungen nördlich des 17. Breitengrades hat keinen Einfluß auf diese Aktion, da lt. Westdeutschem Rundfunk (WDR,d.Vf.) vom 16.1.1973 (Mittagssendung) allein in den Morgenstunden dieses Tages 2 500 TONNEN BOMBEN AUF SÜDVIETNAM, LAOS UND KAMBODSCHA abgeworfen wurden. Das beweist, daß die Erklärungen der USA-Politiker pure HEUCHELEI sind.

Wer es ehrlich meint mit seiner Einstellung hinsichtlich der amerikanischen Verbrechen am vietnamesischen Volk, KANN dieser Demonstration nicht fernbleiben.

Diesen Gedankengang sollten alle Gruppenleitungen beherzigen und mit den Mitgliedern UNVERZÜGLICH in diesem Sinne diskutieren.

Das bedeutet konkret: Die Gruppenleitungen sichern:

1.) Jedes Mitglied unserer Partei, sowie alle Sympathisanten werden angesprochen und für die Teilnahme gewonnen.

2.) Alle Teilnehmer aus den einzelnen Stadtteilen und Betriebsgruppen werden zu GRUPPEN von jeweils 6 bis 10 Personen zusammengefaßt.

3.) Für diese Gruppen wird jeweils ein Leitungsmitglied verantwortlich gemacht.

4.) Die gemeinsame ANFAHRT zum Stellplatz wird jeweils für eine solche Gruppe abgesichert.

5.) Die Gruppe wird während der Aufstellung zur Demonstration und der Kundgebung auf dem Alten MARKT zusammengehalten.

6.) Jeder Gruppenverantwortliche erhält eine schriftliche Anweisung darüber, welche Aufgaben er mit seiner Gruppe übernimmt. (Diese wird in der Beratung am FREITAG übergeben, notfalls am Samstag auf dem Stellplatz)

Auf dem Stellplatz wird der PKW des Genossen X. X. stehen (…). Dieser Wagen wird besonders kenntlich gemacht.

7.) Die jeweiligen Gruppenverantwortlichen nehmen mit dem Gen. X. X. nach Eintreffen auf dem Platz Kontakt auf, damit der Einsatz jeder Gruppe am vorgesehenen Punkt abgesichert ist.

Genossinnen und Genossen!

Wir wissen, daß es nicht leicht sein wird in der Kürze der Zeit diese Aufgabe zu lösen.

Dennoch sollten wir alle Kraft anstrengen, um alles zu mobilisieren, um der EMPÖRUNG und dem Protest Ausdruck zu verleihen, damit ENDLICH die USA-Aggressoren in die Schranken gewiesen werden und der

VÖLKERMORD UNVERZÜGLICH BEENDET WIRD. …

P.S.: Treffpunkt für die Partei um 10 Uhr Mehrzweckplatz."
Q: DKP-Kreisvorstand Dortmund:An alle Genossinnen und Genossen Gruppenvorsitzende!,Dortmund 17.1.1973; DKP-Kreisvorstand Dortmund:An alle Gruppenvorsitzenden der DKP im Kreisgebiet Dortmund,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

18.01.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD tagt heute der UB-Ausschuß und spricht sich u.a. gegen den Bau der Hochstraße B1 aus.

Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 23.7.1973) berichtet Christoph Butterwegge vermutlich von heute auch (vgl. Jan. 1972, 15.2.1973):"
Größerer Unmut über den Kurs der Dortmunder Juso-Führung machte sich im Unterbezirkausschuß breit, als der Unterbezirksvorsitzende auf der ersten Ausschußsitzung dieses Jahres bei der Beratung einer Vorlage der Arbeitsgemeinschaft Südost zur US-Aggression in Vietnam die Streichung eines Satzes beantragte, der eine inhaltliche Solidarisierung der Dortmunder Jungsozialisten mit der Vietnam-Erklärung des Juso-Bundesvorstandes bedeutet hätte. Diese Erklärung war in der Partei auf heftigen Widerstand gestoßen, weil darin Friedensnobelpreisträger Willy Brandt wegen seines Schweigens zur Bombardierung Nordvietnams als 'Handlanger des US-Imperialismus' bezeichnet wurde."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.3,Dortmund 1973,S.7; Westdeutsche Allgemeine Zeitung-Dortmunder Lokalteil,***** 5.4.1973, zitiert nach: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1973,S.13; Ruhr-Nachrichten-Lokalteil Dortmund,Dortmund 5.4.1973, zitiert nach: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2, Dortmund 1973,S.13

19.01.1973:
Der DKP-Kreisvorstand (vgl. 17.1.1973) lud zur Vorbereitung der morgigen bundesweiten Vietnamdemonstration die Dortmunder DKP-Gruppenvorsitzenden ein zu einem Treffen um 18 Uhr im DKP-Parteizentrum Oesterholzstr.27"
Q: DKP-Kreisvorstand Dortmund:An alle Genossinnen und Genossen Gruppenvorsitzende!,Dortmund 17.1.1973,S.1

20.01.1973:
Dortmunder Vietnamdemonstration der Initiative Internationale Vietnam Solidarität (IIVS) um 11 Uhr auf dem Mehrzweckplatz Ebersstr./Münsterstr.

Laut KPD nehmen 12 000 bis 15 000 Personen von u.a. DKP, Jusos, Judos und ABG teil.

Eine Aktionseinheit mit dem Aktionskomitee, daß die Demonstration am 14.1. in Bonn organisiert hatte, kam nicht zustande. Als Flugblatt richten die "Mitglieder des Organisationsausschuß der Vietnamdemonstration am 14.1. in Bonn" an die Teilnehmer folgende:"
GRUSSADRESSE

Der Organisationsausschuß der Aktionseinheit, die am 14. Januar eine große nationale Demonstration gegen den verbrecherischen Krieg der USA in Indochina und für die Forderungen des vietnamesischen Volkes durchführte, sendet den Teilnehmern der Vietnamdemonstration am 20. Januar in Dortmund solidarische Grüße. Wir bedauern, daß gerade zu diesem Zeitpunkt eine gemeinsame zentrale Demonstration nicht zustande gekommen ist. Es ist die Aufgabe aller aufrichtigen Antiimperialisten in unserem Lande zustandekommen zu lassen. Solidarität mit dem vietnamesischen Volk in seinem Kampf für Unabhängigkeit und Freiheit! Nieder mit dem US-Imperialismus! Für die Einheit der antiimperialistischen Bewegung gegen die US-Aggression!"

In einem Zusatz dazu heißt es:"
Diese Grußbotschaft an die Teilnehmer dieser Demonstration heute in Dortmund wurde auf der Kundgebung am 14. Januar in Bonn verlesen. Die über 20 000 Teilnehmer der Demonstration in Bonn stimmten dieser Grußbotschaft mit großem Beifall zu und bekundeten damit den einhelligen Wunsch nach Aktionseinheit im Kampf gegen den verbrecherischen US-Imperialismus. Da wir nicht davon ausgehen können, daß die Veranstalter dieser Demonstration die Grußadresse verlesen, verteilen wir sie hier - Mitglieder des Organisationsausschuß der Vietnamdemonstration am 14.1. in Bonn."

Der KB Bremen zählt ca. 20 000 Demonstranten und berichtet:"
Die Demonstration wird ausdrücklich als Demonstration der IIVS durchgeführt. … Damit war der Versuch der Aktionseinheit, eine einheitliche Demonstration gegen den Vietnamkrieg zu organisieren, gescheitert. Er war gescheitert an der Haltung einiger Organisationen, die im Exekutivausschuß der IIVS vertreten sind, keine gemeinsame Aktionen mit kommunistischen Organisationen durchzuführen. Er war gescheitert, um es mit einem Wort zu sagen, an den Antikommunismusbeschlüssen der SPD und DKP. … Die Aktionseinheit wurde jedoch nicht nur von den Sozialdemokraten und modernen Revisionisten gespalten, sondern auch von den Linkssektierern der KPD (Gruppe 'Rote Fahne'). Sie bestanden darauf, u.a. Parolen gegen den sowjetischen Sozialimperialismus mitzuführen. … Die 'KPD' beharrte auf ihrer Parole und schloß sich somit selbst von der Aktionseinheit aus."

Auch die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg zählt 15 000 Teilnehmer.
Die DKP sei aus Baden-Württemberg aus Mannheim/Heidelberg mit 2 Bussen angereist.

Laut KPD/ML-ZK demonstrieren u.a. die DKP und Trotzkisten.

Die ABG riefen sowohl nach Bonn als auch nach Dortmund auf. Der DGB rief zwar auf, organisierte aber zumindest in München keine Fahrtmöglichkeit. Laut RSF (vgl. 19.2.1973) demonstrieren fast 20 000, der DKP sei die Spaltung gelungen.

Das Antiimperialistische Arbeitskomitee (AAK) berichtet:"
Die internationale Solidaritätsbewegung in allen Ländern der Welt, die gerade in den letzten Wochen ungeheuer angewachsen ist und unüberhörbar die Verbrechen der US-Aggressoren angeklagt hat, trug gleichfalls in großem Maße ihren Anteil zum Sieg der vietnamesischen Patrioten bei. Als Teil der internationalen Solidaritätsbewegung hat auch die 'Initiative Internationale Vietnamsolidarität' (IIVS,d.Vf.) mit ihren vielfältigen Aktionen - die machtvolle Manifestation am 20. Jan. 1973 in Dortmund war ein Ausdruck dafür - einen entsprechenden Beitrag geleistet."

Aufgerufen wird u.a. aus Niedersachsen in Braunschweig durch einen Arbeitskreis zur Vorbereitung der Demonstration und durch die DKP Hochschulgruppe.

Aus NRW wird u.a. aufgerufen durch die DKP Hochschulgruppe Bochum sowie durch die Vietnamsolidarität Dortmund.
Vorbereitet wird die Aktion auch durch den DKP-Kreisvorstand Dortmund (vgl. 17.1.1973, 19.1.1973).
Kritisiert wird die Aktion vom Projektbereich Gesamthochschule (PGH) Dortmund (vgl. 10.1.1973).

Für die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 6.2.1973) fragt:"
WARUM KEINE EINHEITLICHE VIETNAM-DEMONSTRATION

Am 14.1. demonstrierten 25 000 antimilitaristisch gesinnte Menschen, Demokraten, Sozialisten und Kommunisten in Bonn gegen den Vietnamkrieg. Sie forderten die sofortige Einstellung des Bombenterrors und die Unterzeichnung des 9-Punkte-Abkommens durch die USA.

Am 20.1. demonstrierten 15 - 20 000 Antiimperialisten gegen den Vietnamkrieg. Sie verurteilten Nixon als Mörder und riefen USA-SA-SS. Warum gab es keine gemeinsame Demonstration? Hätte sie nicht eine viel größere Kraft darstellt? Die Organisatoren der Bonner Demonstration hatten die Initiatoren der Dortmunder Veranstaltung (IIVS gleich SDAJ, Jungdemokraten, DKP-Studenten-Organisation Spartakus u. a.) zu einer gemeinsamen Demonstration eingeladen. Sie waren auch bereit, auf die Wünsche der IIVS einzugehen, in Dortmund am 20.1. und nicht in Bonn zu demonstrieren. Auch hinsichtlich der Hauptlosungen war man sich einig.
Doch die IIVS-Führer erklärten, daß sie prinzipiell keine Aktionseinheit mit bestimmten Gruppen, die an der Verhandlung teilnahmen, durchführen würden. Sie meinten damit Kommunistische Gruppen wie ML Dortmund, die sie als anarchistisch und sektiererisch beschimpften.

Inzwischen haben verschiedene DKP-Führer am Ort behauptet, daß wir auf der Demonstration die Sowjetunion angegriffen hätten und sie dehalb auch nicht mit uns demonstriert hätten.
Selbstverständlich bekämpfen wir die sowjetischen Führer, weil sie unserer Meinung nach den Sozialismus wieder abgeschafft und ein neues kapitalistisches System errichtet haben, das den Arbeitern die Macht aus den Händen gerissen hat. Doch wir haben auf der Demonstration gegen den Vietnamkrieg auf diese Angriffe verzichtet, weil wir eine größtmögliche Aktionseinheit erzielen wollten, die auch Menschen umfaßt, die gegen den US-Imperialismus kämpfen wollen, unsere Meinung über die Sowjetunion aber nicht teilen. Warum nun diese Lügen der DKP-Führer? Weil sie ihr eigenes SPALTERISCHES VORGEHEN verdecken müssen. Weil sie ihre eigenen Gruppeninteressen über die des gemeinsamen Kampfs gegen den Vietnamkrieg gestellt haben; und weil sie die These 41 des Düsseldorfer DKP-Parteitages verwirklichen mußten, nicht mit angeblich linksextremistischen, sprich kommunistischen Gruppen zusammenzuarbeiten. Und weil sie um alles in der Welt eine EIGENE Demonstration durchführen wollen, die - wie in Dortmund - von der richtigen Hauptlosung abwich und stattdessen rein pazifistische aufstellte, die zwar den Frieden in Vietnam forderten, aber nicht sagten, wie er zustande kommt: nämlich - wie es das vietnamesische Volk zeigt - durch den geschlossenen Kampf des ganzen Volkes bis zur endgültigen Vertreibung der US-Imperialisten und aller Handlanger.

'Friedens'kanzler Brandt' forderte zum Protest auf, statt gegen den westdeutschen Imperialismus den Kampf zu führen, der doch die USA in ihrem verbrecherischen Vorgehen nur unterstützt.
So hat die Dortmunder Demonstration gezeigt, daß die Führer der IIVS, der DKP, und der SDAJ nur ihr eigenes Süppchen gekocht und dabei das Entscheidende, den Kampf gegen den Imperialismus, aus den Augen verloren haben. Dabei haben sie sich dem Kampfwillen von Tausenden Menschen zunutze gemacht, mit denen sich die Teilnehmer der Bonner Demonstration am 14.1. solidarisch erklärten, indem sie folgender Grußadresse zustimmten:
'Der Organisationsausschuß der Aktionseinheit, die am 14. Januar eine große nationale Demonstration gegen den verbrecherischen Krieg der USA in Indochina und für die Forderungen des vietnamesischen Volkes durchführte, sendet den Teilnehmern der Vietnamdemonstration am 20.Januar in Dortmund solidarische Grüße.
Wir bedauern, daß gerade zu diesem Zeitpunkt eine gemeinsame zentrale Demonstration nicht zustande gekommen ist. Es ist die Aufgabe aller aufrichtigen Antiimperialisten, weiter alles zu tun, um die Aktionseinheit der Antiimperialisten in unserem Lande zustandekommen zu lassen.

SOLIDARITÄT MIT DEM VIETNAMESISCHEN VOLK IN SEINEM KAMPF FÜR UNABHÄNGIGKEIT UND FREIHEIT!
NIEDER MIT DEM US-IMPERIALISMUS! FÜR DIE EINHEIT DER ANTIIMPERIALISTISCHEN BEWEGUNG GEGEN DIE US-AGGRESSION!'

Sie bekundeten damit ihren Wunsch nach breiten Aktionseinheiten aller antiimperialistisch gesinnten Menschen. Darum werden wir uns in Zukunft verstärkt bemühen; denn nur die Einheit im Kampf führt uns zum Erfolg.'"

An PH und HPH Dortmund bekundet der MSB Spartakus der DKP anläßlich einer dortigen Vietnamveranstaltung (vgl. 18.1.1973):"
Der MSB-Spartakus wird weiterhin unbeirrt eine Politik des breiten Bündnisses verfolgen unter Einbeziehung aller fortschrittlichen und friedliebenden Kräfte!
Daß diese Politik richtig ist, zeigte sich auf der Demonstration am 20.1. hier in Dortmund. Aus der gesamten BRD waren in PKW's und 348 Bussen ca. 30 000 Menschen (nach Angaben der Veranstalter) gekommen, um in der größten Vietnam-Demonstration der BRD gegen die US-Aggression und ihre Unterstützung zu demonstrieren. An der Demonstration nahmen, neben vielen nicht organisierten Personen, Mitglieder folgender Organisationen teil: DKP, MSB-Spartakus, SJD - Die Falken, Naturfreunde (NFJ,d.Vf.), Jusos (der SPD,d.Vf.), Judos (der FDP,d.Vf.), VDS, IG Metall (IGM,d.Vf.), verschiedene christliche Gruppen, Hilfsaktion Vietnam, Initiative Internationale Vietnam-Solidarität (IIVS,d.Vf.). Es trafen viele Solidaritätstelegramme von Betriebsräten, Gewerkschaftsorganisationen, und von Einzelpersonen wie F. J. Degenhardt und Olof Palme ein.

Trotz Abreissens von Plakaten, Einsatzes zweier Schlägertrupps und Beschimpfungen von ehemaligen KZ-Häftlingen und jetzigen DKP-Genossen als 'Revisionisten-Schwein' konnten einige trotzkistische und ML-Gruppen es nicht verhindern, daß die Demonstration ohne Zwischenfall verlief.

Unter den Teilnehmern zeigte sich eine große Empörung gegen die Kriegsverbrecher Nixon und Thieu. Scharf angegriffen wurde ebenfalls das Verhalten der CDU/CSU und des RCDS, die diese Demonstration als 'Volksfrontaktion von Kommunisten und Sozialdemokraten' abzuqualifizieren versuchten. Dieses Zitat zeigt deutlich, in wessen Nähe sich die SPD-Führung mit ihren Anti-Kommunisten-Beschlüssen begeben hat. Es ist deshalb leider nur zu gut zu verstehen, daß der Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete Egon Lutz (aus Bayern,d.Vf.) es nach einer diesbezüglichen 'Empfehlung' aus Parteikreisen vorzog, auf der Kundgebung nicht zu sprechen. Diese Demonstration zeigte die Richtigkeit unserer Politik etwa darin, daß sich viele Passanten spontan anschlossen und ein Teil der zur Überwachung eingesetzten Polizisten die Parolen wie z.B. 'USA-SA-SS' unterstützten. Diese Politik zeigt ihre Richtigkeit auch in der Spendensammlung für ein Kinderhospital in Haiphong (DRV) und darin, daß die Vertreter der Provisorischen Revolutionären Regierung (PRR,d.Vf.) Südvietnam bei den Pariser Verhandlungen als Gruß eine rote Fahne und ein rotes Banner schickten. Deshalb:
FÜR EIN BREITES AKTIONSBÜNDIS ALLER FRIEDLIEBENDEN UND FORTSCHRITTLICHEN KRÄFTE!
FRIEDEN UND UNABHÄNGIGKEIT FÜR VIETNAM JETZT!"

Die Ortsgruppen Dortmund der KPD/ML-ZK, ihrer Roten Garde (RG) und ihres KSB/ML verteilen das Flugblatt:"
STOPPT DEN VÖLKERMORD!

Flächenbombardements, durch die US-Bomberflotte der B-52 legen ganze Wohnviertel der nordvietnamesischen Städte Hanoi und Haiphong in Schutt und Asche. Nichts wird verschont. Kulturstätten, Krankenhäuser, Schulen - alles wird in Grund und Boden gebombt.

Obwohl der Krieg in Vietnam für den US-Imperialismus längst verloren ist, schlägt diese blutrünstige Bestie wie wild um sich.

Die US-Militärs und ihre Hintermänner, die Bosse von Wall-Street, lassen ihre Militärmaschine wüten. Luft-Minen werden mit Laser-Stahlen ins Ziel gelenkt, alles Leben wird durch die aus Flugzeugen versprühten Giftstoffe vernichtet. Giftgas wird eingesetzt und führt nach langem blutigen Husten zu qualvollem Tod. Pressluftbomben zerreißen die Lungen von Mensch und Tier. Menschen verschmoren bei lebendigem Leib im Napalmbrei.

In Südvietnam fällt die von den US-Imperialisten ausgehaltene Horde von Großgrundbesitzern und Kapitalisten über alle fortschrittlichen Menschen her, derer sie habhaft werden kann. Gefangene werden niedergemetzelt, an den gräßlichsten Folterorgien wie dem Einschlagen von Nägeln in Kopf und Rückgrat, beteiligen sich neben den einheimischen Henkern und dem US-Geheimdienst CIA sogar Frauen aus dem amerikanischen Hilfscorps. SS-Himmler und seine Nazi-Sadisten könnten in den Tigerkäfigen in Vietnam noch einiges an Menschenquälerei dazulernen.

Und das ganze Massaker läuft unter Sprüchen wie: Rettung der Freiheit Vietnams vor dem Kommunismus. Doch gegen diese gräßliche, bluttriefende 'Freiheit', die die amerikanischen Imperialisten nach Vietnam importieren, wehrt sich das ganze vietnamesische Volk.

Was vor Jahren nur wenige sahen, das sieht heute die ganze Welt. Es gibt kaum noch einen anständigen Menschen auf der Welt, den nicht ekelt, wenn ein Massenmörder wie Nixon das Wort Frieden in seinen Mund nimmt.

SOLIDARITÄT MIT VIETNAM!

Das vietnamesische Volk sieht sich heute in seinem Kampf umgeben von einer breiten internationalen Solidarität. Die australischen Hafenarbeiter entladen aus Protest gegen die Wiederaufnahme des Bombenterrors keine amerikanischen Schiffe mehr. Nobelpreisträger verurteilen den Völkermord in Vietnam. Die dänische Regierung; der schwedische Ministerpräsident und zahlreiche andere Persönlichkeiten im politischen und kulturellen Leben vergleichen die US-Politik mit dem einzigen, was noch einen Vergleich zuläßt: Mit der Politik des Massenmordes und der verbrannten Erde eines Adolf Hitlers.

NIXON-FREUND BRANDT!

Doch einer fehlt in dem weltweiten Meer der Verurteilung der amerikanischen Aggression in Vietnam. Die deutsche Bundesregierung, allen voran der so vielgerühmte Friedenskanzler, Friedensnobelpreisträger Willy Brandt (SPD,d.Vf.).

Warum schweigt Friedensheuchler Brandt, warum spricht er auch heute noch von seinen amerikanischen Freunden?

Weil er kein Vertreter des Friedens ist, sondern ein Vertreter des raubgierigen westdeutschen Imperialismus, der mit den amerikanischen Imperialisten gemeinsame Sache macht. Darum protestiert Friedens-Willy nicht. Im Gegenteil, er stützt den kranken amerikanischen Kriegsdollar mit den Milliardenzahlungen des sogenannten Devisenausgleichs und die deutsche Kriegsindustrie liefert Rüstungsgüter an die USA.

So wie Nixon nach dem Völkerrecht an den Galgen gehört, so gehört auch sein Kumpan Brandt bestraft.

DIE FALSCHEN FREUNDE!

Die Sowjetunion (SU,d.Vf.) von heute hat bewiesen, daß sie nicht auf der Seite der Völker der Welt steht. Die Sowjetunion macht ebenfalls imperialistische Politik auf dem Rücken des vietnamesischen Volkes. Sie hat kein Interesse an der Befreiung der Völker Indochinas. Sie strebt einen imperialistischen Frieden in Vietnam an: Die Ablösung der Herrschaft der Nixons durch die Herrschaft der Breschnews. Darum weigern sich diese Herren für den endgültigen Sieg des vietnamesischen Volkes im Befreiungskrieg einzutreten. Darum akzeptierte sie stillschweigend die Verminung der Häfen von Nordvietnam. Darum sagen sie kaum etwas gegen den US-Bombenterror. Darum haben sie den Knecht des US-Imperialismus, Lon Nol, in Kambodscha anerkannt. Darum lieferten sie die veralteten Waffen nach Vietnam. Imperialisten streiten sich um ihre Einflußssphären, aber in ihrem Ziel der Unterdrückung und Versklavung der Völker, da sind sie sich einig.

Ganz anders die Volksrepublik China. Sie hat die diplomatische Offensive für die Demokratische Republik Vietnam ergriffen. Sie unterstützt den Volkskrieg mit allen Mitteln und nach besten Kräften. Die VR China ist das feste Hinterland der vietnamesischen Revolution.

Kollegen, Genossen!

Ihr demonstriert heute hier und habt euch nicht an der großen Vietnamdemonstration in Bonn beteiligt. Man muß ganz klar sehen, daß ein solches Vorgehen die antiimperialistische Kampffront schwächt und spaltet. Die Führer eurer Organisationen wollten in Bonn nicht mitmachen, weil wir nicht auf die Losung 'Sieg im Volkskrieg' verzichten wollten und die SU als imperialistische Supermacht brandmarkten.

Das vietnamesische Volk hat den US-Imperialismus durch den Griff der Massen zum Gewehr, durch den Volkskrieg in die Knie gezwungen und an den Verhandlungstisch geholt. Wer, wie die Führer der DKP den Volkskrieg ablehnt, unterstützt den US-Imperialismus und seinen sowjetischen Partner. Beide wollen doch nichts sehnlicher, als daß die Völker Ruhe bewahren und nicht den Kampf aufnehmen gegen den Imperialismus.

Um den Kampf des vietnamesischen Volkes zu hintertreiben und den antiimperialistischen Kämpfern in der BRD und in Westberlin in den Rücken zu fallen, greift die UZ, die Zeitung der DKP, sogar zur offenen Lüge. Sie erfindet ein Interview mit dem Botschaftsrat Pham Van Kim, in dem er den Volkskrieg ablehnt und unseren Kampf als 'sektiererisch' verurteilt. An diesen Äußerungen ist kein Wort wahr. Die Botschaft der DRV in Ostberlin weiß nichts davon!

Die Behörden der DDR scheuen sich nicht, den Westberliner Demonstranten Sonderzüge nach Bonn zu verweigern. Das ist offene Sabotage!

Wir rufen euch auf:
Fallt dem US-Imperialismus weiter entschlossen in den Arm, auch wenn jetzt wieder einmal der 'Frieden vor der Tür steht'! Bleibt wachsam! Fallt aber auch denen in den Arm, die den Kampf des vietnamesischen Volkes hintertreiben und unsere Kampffront spalten.

NIEDER MIT DEM US-IMPERIALISMUS, DEM HAUPTFEIND DER VÖLKER DER WELT!
SCHLUSS MIT DEN US-BOMBENANGRIFFEN AUF VIETNAM!
US-TRUPPEN RAUS AUS VIETNAM - SOFORT UND OHNE JEDE BEDINGUNG!
SOFORTIGE UNTERZEICHNUNG DES 9-PUNKTE-ABKOMMENS DER DRV DURCH DIE US-REGIERUNG!
NIEDER MIT DEM KOMPLOTT DES US-IMPERIALISMUS UND DES SOWJETISCHEN SOZIALIMPERIALISMUS IM RÜCKEN DES BEFREIUNGSKAMPFES DER VÖLKER!
SIEG IM VOLKSKRIEG!
PROLETARIER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!
KUNDGEBUNG DORTMUND 20.1. gegen 13 Uhr 30 Platz vor der Reinoldikirche."
Verantwortlich für das Flugblatt ist: E. Aust, 2 Hamburg 71,Carl-Bremer Ring 10.

Die SBG Regensburg der ABG bzw. deren Gruppen berichten gleichlautend bei Siemens (IGM-Bereich - vgl. 22.1.1973), im IGM- (vgl. 22.1.1973) und im DruPa-Bereich (vgl. 29.1.1973) von der Bonner Demonstration und:"
Am Wochenende darauf demonstrierten nochmals 15 000 in Dortmund. In Regensburg wollte die Gewerkschaftsführung verhindern, daß sich die Gewerkschafter in den Protest einreihen.

Die SOZIALISTISCHE BETRIEBSGRUPPE REGENSBURG hatte beide Demonstrationen tatkräftig unterstützt und viele Gewerkschafter ließen sich von der Hetze der Bonzen nicht abhalten, sie demonstrierten mit!".

Berichtet wird auch in:
- Hessen durch die KG Frankfurt/Offenbach (vgl. 26.1.1973).
Q: Antiimperialistisches Informationsbulletin Nr.2,Marburg Feb. 1973,S.2; Arbeitersache Nr.28,Regensburg Jan. 1973,S.4; Arbeiter-Zeitung Nr.2,Mannheim/Heidelberg Feb. 1973; Arbeiter-Zeitung o.Nr.,Frankfurt/Offenbach 26.1.1973,S.8; Auf Draht Nr.1,Regensburg Jan. 1973,S.5; Auf Draht Nr.22,München Jan. 1973; Der Kommunist Nr.1,Braunschweig 1973; Der Motor Nr.2,München Jan. 1973; Die Rote Front Nr.3,Dortmund Feb. 1973,S.7; DKP-Kreisvorstand Dortmund:An alle Genossinnen und Genossen; DKP-Kreisvorstand Dortmund:An alle Gruppenvorsitzenden der DKP im Kreisgebiet Dortmund,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.1; Gruppenvorsitzende!,Dortmund 17.1.1973,S.1; IIVS-EA:Aufruf zur zentralen Vietnamaktion am 20. Januar 1973 in Dortmund. Frieden und Unabhängigkeit für Vietnam - jetzt,Dortmund o.J. (Jan. 1973); Kommunist,Bochum Jan. 1973; KPD/ML-ZK-, RG-, KSB/ML-OG Dortmund:Stoppt den Völkermord,Dortmund 20.1.1973; Mitglieder des Organisationsausschuß der Vietnamdemonstration am 14.1. in Bonn:Grußadresse,o.O. 20.1.1973; PGH:Alle zur nationalen Vietnamdemonstration nach Bonn am 14. Januar 1973, 12 Uhr. Vorwärts in der Solidarität mit dem vietnamesischen Volk! Nieder mit dem US-Imperialismus,Dortmund 10.1.1973; Rote Fahne Nr.4,Dortmund 24.1.1973; Rote Presse Korrespondenz Nr.3/4,Berlin ***1973,S.7; Roter Aufmucker Nr.22,München Jan. 1973; Roter Morgen Nr.3,Hamburg 27.1.1973; Roter Weg Ausgabe München Nr.4,München Feb. 1973,S.20; Roter Widerdruck Nr.13,Regensburg Jan. 1973,S.3; Roter Widerdruck Nr.18,München Jan. 1973; Spartakus Wahlzeitung,Dortmund Jan./Feb. 1973,S.*; Wahrheit Nr.1,Bremen Jan. 1973,S.3

RM_1973_03_05

Frankfurt_Arbeiterzeitung032
Frankfurt_Arbeiterzeitung033

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Letzte Änderungen: 11.10.2010

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