Dortmund-Lindenhorst: Standard Elektrik Lorenz (SEL)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

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Das Standard Elektrik Lorenz (SEL) Werk in Dortmund-Lindenhorst ist nur ein kleiner Standort des Stuttgarter SEL-Stammhauses und erst Recht des internationalen ITT-Konzerns, der vor allem durch seine Umtriebe in Chile unrühmlich hervortrat.

Hier werden aus dem Dortmunder Betrieb nur wenige Dokumente vorgestellt, die fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Stilllegung stehen.

Die KPD bemüht sich zwar um die Schaffung einer gemeinsamen Kampffront mit Seibel Erwitte und Stübbe Kalldorf, selbst wenn dies geglückt wäre, so wäre es aber doch wohl nur eine Allianz der Belegschaften einiger weniger von der Schließung bedrohter Klein- und Mittelbetriebe geblieben.

Die Stilllegung des Dortmunder SEL-Werkes jedenfalls kann trotz wiederholten Streiks (vgl. 23.5.1975, 4.6.1975, 19.6.1975) nicht verhindert werden.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

11.01.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Bei Graetz in Bochum gibt es seit der 2. Januarwoche Kurzarbeit, vorläufig bis zum 24. Februar. Die Kurzarbeit betrifft bisher nur die Farbfernseherproduktion, nach Angaben der Ruhrnachrichten vom 8.1. 800 Arbeiter; das sind etwa 2/3 der Belegschaft. Die Schwarz-Weißproduktion läuft noch - allerdings auch 'auf Widerruf'. Bis jetzt weiß keine von den Arbeiterinnen Bescheid, was weiter passiert. Die bisherigen Arbeiterinnen vom Farbband sind aufgeteilt worden: ein Teil fährt ins Zweigwerk Altena (heute Märkischer Kreis,d.Vf.) (Farbfernseherbauteile, Radios), ein weiterer Teil ins Zweigwerk Dortmund-Lindenhorst (Nachrichtentechnik). 'Bummelanten' werden entlassen. Die Graetz-Herren versuchen jetzt ihre Produktion umzustellen und zwar auf Nachrichtentechnik. Die erste Gruppe von 'bewährten' Arbeiterinnen wurde am 11.1. schon zu einem zweiwöchigen Kurs für die neue Produktion nach Bayern geschickt."
Quelle: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 3, Bochum 13.1.1971, S. 3

14.03.1972:
In der 'Draht und Welle' der SEL vom April 1972 heißt es, laut KPD bei SEL Dortmund (vgl. 3.6.1975):"
'SELs jüngstes Kind. Werk Dortmund steht auf solider Basis.' So gab am 14. März 1972 Burkhard Wiesmann, Leiter des Zentralbereiches Produktion, vor der Presse seiner Genugtuung Ausdruck darüber, daß die optimistischen Erwartungen, die man zu Anfang in das zukunftsträchtige Fertigungsprogramm gesetzt hatte, voll erfüllt worden sind".
Q: KPD-OL Dortmund:Keinen Schritt zurück! Kampf bis zum Sieg! Keiner darf entlassen werden!,Dortmund o.J. (Juni 1975),S.1

23.05.1975:
Heute wird, laut KPD, bei SEL Dortmund gegen 350 heute angekündigte Entlassungen gestreikt (vgl. 26.5.1975).

Auch das Regionalkomitee (RK) NRW der KPD (vgl. 2.6.1975) berichtet, ebenso wie der KBW (vgl. 29.5.1975), der die Zahl der Beschäftigten des Werkes mit 500 angibt. Auch die KPD/ML (vgl. 7.6.1975) berichtet.
Q: KPD-RK NRW: Einheitsfront gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote!, Dortmund o. J. (1975), S. 2; Kommunistische Volkszeitung Nr. 21, Mannheim 29.5.1975;Rote Fahne Nr. 21, Köln 28.5.1975;Roter Morgen Nr. 23, Dortmund 7.6.1975, S. 3

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26.05.1975:
Heute wird, laut KPD, bei SEL Dortmund gestreikt (vgl. 23.5.1975).

Laut KBW (vgl. 29.5.1975) wird nur noch teilweise gestreikt. Später berichtet der KBW (vgl. 5.6.1975), daß die ganze Woche über von Montag bis Freitag gestreikt worden sei.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 21 und 22, Mannheim 29.5.1975 bzw. 5.6.1975; Rote Fahne Nr. 21, Köln 28.5.1975

26.05.1975:
Die Ortsleitung Dortmund der KPD gibt vermutlich heute bei ITT/SEL ein Flugblatt "Keiner darf entlassen werden!" heraus, in dem davon berichtet wird, dass man am Samstag in nur einer Stunde über 50 Solidaritätsunterschriften gesammelt habe.
Q: KPD-OL Dortmund: Keiner darf entlassen werden!, Dortmund o. J. (1975)

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27.05.1975:
Die Ortsleitung Dortmund der KPD gibt vermutlich heute bei ITT/SEL ein Flugblatt "Keiner darf entlassen werden!" heraus, in dem berichtet wird, dass heute der Betriebsrat in Stuttgart verhandele.
Q: KPD-OL Dortmund: Keiner darf entlassen werden!, Dortmund o. J. (1975)

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28.05.1975:
In Dortmund erscheint bei ITT/SEL vermutlich heute ein Flugblatt der Gruppe von SEL-Arbeitern auf Griechisch.
Q: Gruppe von SEL-Arbeiter: Flugblatt auf Griechisch, O. O. (Dortmund) o. J. (1975)

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28.05.1975:
In Dortmund erscheint bei ITT/SEL, laut einer handschriftlichen Datierung heute, das Flugblatt der Gruppe von SEL-Arbeitern: "Keiner darf entlassen werden!" (vgl. 30.5.1975).
Q: Gruppe von SEL-Arbeiter: Keiner darf entlassen werden!, o. O. (Dortmund) o. J. (1975)

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28.05.1975:
Die KPD Ortsleitung (OL) Dortmund gibt, laut einer handschriftlichen Datierung heute, bei SEL das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 Spiritcarbonabzug unter Verantwortung von Th. Luczak, Dortmund, Münsterstr.95, heraus:"
KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!

Arbeiterinnen und Arbeiter von SEL!

Euer Streik ist die richtige Antwort auf die Entlassungs- und Stillegungspläne der SEL-Kapitalisten! Mit eurer Hände Arbeit wurde dieses Werk aufgebaut. Jetzt sollt ihr auf die Straße geworfen werden, weil angeblich zuwenig Arbeit da ist. Tatsache ist, daß die Kapitalisten in der Krise einen für zwei arbeiten lassen, um die Lasten der Krise auf dem Rücken der Arbeiter auszutragen.

Wir sagen: Ackert nicht für zwei! Verhindert jede Entlassung! Laßt euch nicht um Arbeit und Brot betrügen!

Wie der Kampf geführt werden muß, haben die Arbeiter von Erwitte (Seibel - CPK-Bereich,d.Vf.) und Kalletal (Demag - IGM-Bereich,d.Vf.) gezeigt: Sie sind wie ein Mann aufgestanden und haben geschlossen ihr von Stillegung bedrohtes Werk besetzt.

Angesichts dieser geschlossenen Kampffront mußten die schon ausgesprochenen Entlassungen zurückgenommen werden!

Seit Freitag (vgl. 23.5.1975,d.Vf.) steht ihr im Streik, aber viele wissen noch nicht, wie es lang gehen soll. Manche hoffen noch, daß sie vielleicht ihren Arbeitsplatz retten können, wenn sie stillhalten. Stillhalten hat jedoch noch nie den Arbeitern, sondern immer nur den Kapitalisten genützt! SEL Dorstfeld und Graetz konnten in den 60iger Jahren dicht gemacht werden (vgl. S1.**.196* bzw. S1.**.196*,d.Vf.), weil die Kampffront der Arbeiter nicht stark genug war. Dies darf nicht noch einmal passieren!

Deshalb glaubt nicht den Betriebsräten und den Gewerkschaftsführern, wenn sie euch zum Abwarten raten! Die Betriebsräte und Gewerkschaftsführer reden von Abwarten, aber hoffen auf ein Abbröckeln der Streikfront, damit sie sich leichter mit den Kapitalisten einig werden können. Bei VW wurden die Massenentlassungen mit Rat und Tat der IGM-Bonzen beschlossen und durchgeführt!

Die bürgerlichen Parteien haben euch zu den Landtagswahlen (LTW - vgl. 4.5.1975,d.Vf.) versprochen: 'Der Aufschwung kommt' oder 'Wir schaffen wieder Sicherheit'. Jetzt, kurz nach den Wahlen, rückt die SPD-Regierung damit heraus, daß im Herbst die Zahl der Arbeitslosen auf 1,5 Millionen ansteigen soll. Von dieser Regierung der Kapitalisten habt ihr nichts zu erwarten! Sie verteidigt allein die Profitinteressen des Kapitals und läßt streikende Arbeiter - wie die von Dynamit-Nobel/Nürnberg (CPK-Bereich - vgl. 13.5.1975,d.Vf.) - durch ihre Polizei niederknüppeln. Die herrschende Klasse ist nicht einmal in der Lage, ihren Lohnsklaven eine gesicherte Existenz zu bieten. Deshalb muß unser Kampf mit dem Ziel geführt werden, dieses System von Ausbeutung und Unterdrückung zu zerschlagen und durch eine neue, bessere Gesellschaftsordnung: den Sozialismus zu ersetzen.

Vertraut auf eure eigene Kraft, die Kraft der Arbeiterklasse! Geht den Weg des selbständigen Kampfes gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsbonzen! Wählt euch eine selbständige Streikleitung aus den kampferfahrensten Kollegen!

Kommt zur Versammlung, die jetzt vor dem Tor stattfindet, und diskutiert über die Forderungen:

1. KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!
2. ALLE STILLEGUNGSPLÄNE VON SEL UND ITT MÜSSEN SOFORT OFFENGELEGT WERDEN!
3. KEINE REPRESSIONEN GEGEN STREIKENDE ARBEITER!
4. DER BETRIEBSRAT MUSS ALLE VERHANDLUNGEN OFFENLEGEN!
5. DIE ARBEITER MÜSSEN DAS WORT HABEN!

STREIK BIS ZUR DURCHSETZUNG UNSERER FORDERUNGEN!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER, ARBEITERINEN UND ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!"
Q: KPD-OL Dortmund: Keiner darf entlassen werden!, Dortmund o.J. (28.5.1975)

30.05.1975:
In Dortmund erscheint bei ITT/SEL, laut einer handschriftlichen Datierung vermutlich heute, die Information Nr. 2 der Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: "An alle Arbeiter: Keiner darf entlassen werden!" (vgl. 28.5.1975, 2.6.1975).
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: Information Nr. 2 An alle Arbeiter: Keiner darf entlassen werden!, Dortmund o. J. (1975)

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30.05.1975:
Die Ortsleitung Dortmund der KPD gibt vermutlich Ende dieser Woche zu ITT/SEL das Flugblatt "Keiner darf entlassen werden! Solidarität mit dem Kampf der SEL-Arbeiter gegen Massenentlassungen und Stillegungspläne" heraus.
Q: KPD-OL Dortmund: Keiner darf entlassen werden! Solidarität mit dem Kampf der SEL-Arbeiter gegen Massenentlassungen und Stillegungspläne, Dortmund o. J. (1975)

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Juni 1975:
Die Nr. 10 der trotzkistischen 'Voran' (vgl. Feb. 1975, Juni 1975) für Juni/Juli erscheint vermutlich im Juni und berichtet u.a. von SEL Dortmund.
Q: Voran Nr. 10, Köln Juni/Juli 1975

02.06.1975:
Das Regionalkomitee (RK) NRW der KPD gibt vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, Münsterstr.95, heraus. Während die Vorderseite vom Titel, in großer roter Schrift, "Einheitsfront gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote!" über diversen 'Rote Fahne'-Meldungen über BV und UVB eingenommen wird, heißt es auf der Rückseite:"
Seit dem Verbot der KPD 1956 (vgl. 17.8.1956,d.Vf.) gab es keine solche Welle von politischen Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüssen und Berufsverboten wie heute.

Die alten Praktiken der Adenauerära kommen heute wieder zur Anwendung. Diesmal nicht unter einer CDU- sondern einer SPD/FDP-Regierung.

Hunderte von Arbeitern und Werktätigen wurden im laufe der Betriebsratswahlen (BRW,d.Vf.) entlassen, weil sie ein antikapitalistisches Programm vorlegten. Ungefähr 400 Betriebsratskandidaten wurden aus den DGB-Gewerkschaften ausgeschlossen.

Bei Bayer (CPK-Bereich in Leverkusen,d.Vf.) wurde eine ganze oppositionelle Liste aus dem Betrieb entlassen, mit dem Werkschutz aus dem Betrieb entfernt, und aus der IG Chemie ausgeschlossen (vgl. 30.4.1975,d.Vf.).

Der Ersatzbetriebsrat und Jugendvertreter I. Clemens wurde fristlos entlassen .

Der Betriebsratskandidat bei Armstrong in Münster, Egon Redereit wurde wegen Störung des Betriebsfriedens entlassen.

Die Landtags- und Kommunalwahlen in NRW (LTW/KW - vgl. 4.5.1975,d.Vf.) waren für die Kapitalisten, für die Gewerkschaftsführung und für den Staatsapparat ein weiterer Anlaß, Betriebe, Schulen und Gewerkschaften von Kommunisten zu säubern.

GEGEN KRISENWIRTSCHAFT UND POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG, das war die Losung unserer Partei zu den Wahlen in NRW. Daß sie heute mehr denn je Gültigkeit hat, beweist die kapitalistische Wirklichkeit: Trotz Vorhersagen, daß 'wir im frühsommer über den Berg sind', eine Million Arbeitslose, tausende von Kurzarbeitern, Massenentlassungen wie bei VW, denen der IGM-Vorsitzende Loderer zugestimmt hat, und jetzt 300 Arbeiterinnen bei SEL in Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 23.5.1975,d.Vf.), Inflation und Lohnabbau. Hier tritt der Kapitalismus den deutlichsten Beweis an, daß er unfähig ist, ein Leben zu garantieren ohne ständige Unsicherheit, Elend und Not.

Das ist der Grund für die verschärfte politische Unterdrückung, für die Hetze, die gegen Kommunisten gestartet wird und gleichzeitig gegen alle Kräfte, die diesem system den kampf ansagen.

Trotz Unterdrückung, die Arbeiterklasse kämpft:

Bei Demag in Kalldorf (IGM-Bereich,d.Vf.) und bei Seibel in Erwitte (CPK-Bereich,d.Vf.) haben die Arbeiter die Fabriken besetzt um die Schließung zu verhindern. Die Arbeiterinnen von SEL streiken und lassen sich nicht vertrösten mit vagen Versprechungen.

Arbeiter und Werktätige, schließt Euch zusammen in der Einheitsfront gegen Krisenwirtschaft und politische Unterdrückung!

Kämpft mit gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote!"

Angekündigt wird eine Veranstaltung in Düsseldorf (vgl. 6.6.1975) sowie eine des Bayer-Solidaritätskomitees in Leverkusen (vgl. 5.6.1975). Zur bundesweiten Großveranstaltung am 7.6.1975 werden Busabfahrtszeiten bekanntgegeben für Mannesmann-Kollegen (IGM-Bereich) in Düsseldorf, Duisburg und Solingen, "weitere Abfahrtszeiten sind in den Parteibüros zu erfahren".
Q: KPD-RK NRW:Einheitsfront gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote!, Dortmund o. J. (1975), S. 2

02.06.1975:
Laut einer handschriftlichen Datierung heute gibt bei SEL Dortmund die der KPD nahestehende Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern den folgenden Handzettel mit einer Seite DIN A 5 Spiritcarbonabzug ohne presserechtlich Verantwortlichen in zwei, lediglich in der Aufmachung leicht unterschiedlichen Versionen heraus:"
STREIK BIS ZUM SIEG!

Wir SEL/ITT Arbeiter fordern:
1.) K E I N E R DARF ENTLASSEN WERDEN!
2.) ALLE STILLEGUNGSPLÄNE VON ITT/SEL MÜSSEN SOFORT AUFGEDECKT WERDEN!
3.) KEINE KURZARBEIT!
4.) KEINE REPRESSION GEGEN STREIKENDE ARBEITER!
5.) OFFENLEGUNG DER VERHANDLUNGSERGEBNISSE ZWISCHEN BETRIEBSRAT UND GESCHÄFTSLEITUNG!
6.) DIE ARBEITER MÜSSEN DAS WORT HABEN!

KEINE ANGST!

WIR WERDEN GEMEINSAM DAFÜR SORGEN, DAS K E I N E I N Z I G E R ENTLASSEN WIRD!

Vertraut nicht der IGM-Führung! Herr Dieterich von der Ortsverwaltung hat es am Freitag abgelehnt, sich mit 'einfachen' SEL-Arbeitern zu unterhalten. Wir ziehen daraus den Schluß, daß die Gewerkschaftsführung, der Betriebsrat und die ITT-Kapitalisten UNTER EINER DECKE stecken!

Der Personalchef muß Rede und Antwort stehen!

WIR TREFFEN UNS SOFORT IN DER KANTINE"
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern: Streik bis zum Sieg!, O. O. (Dortmund) o. J. (2.6.1975)

02.06.1975:
In Dortmund erscheint bei ITT/SEL, laut einer handschriftlichen Datierung vermutlich heute, die Information Nr. 3 der Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: "Keiner darf entlassen werden! Streik bis zur Durchsetzung unserer Forderungen!" (vgl. 30.5.1975, 9.6.1975).
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: Information Nr. 3 Keiner darf entlassen werden! Streik bis zur Durchsetzung unserer Forderungen!, Dortmund o. J. (1975)

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03.06.1975:
Laut einer handschriftlichen Datierung heute gibt die OL Dortmund der KPD bei SEL das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, Münsterstr.95, heraus:"
KEINEN SCHRITT ZURÜCK!
KAMPF BIS ZUM SIEG!
KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!

''SELs jüngstes Kind. Werk Dortmund steht auf solider Basis.' So gab am 14. März 1972 Burkhard Wiesmann, Leiter des Zentralbereiches Produktion, vor der Presse seiner Genugtuung Ausdruck darüber, daß die optimistischen Erwartungen, die man zu Anfang in das zukunftsträchtige Fertigungsprogramm gesetzt hatte, voll erfüllt worden sind'.

So schrieb 'Draht und Welle' im April 1972.

1975 sollen 350 - 380 Arbeiter entlassen werden. Kann man solchen Lügnern denn noch ein einziges Wort glauben? Erst haben die Arbeiter das SEL-Werk aufgebaut, jetzt, wo sie nicht mehr genug Profit bringen, werden sie auf die Straße geworfen. Die Kapitalisten hoffen, daß die Arbeiter in der Krise stillhalten und sich ducken, damit sie ihren Arbeitsplatz nicht riskieren. Doch die Arbeiter haben eine andere Logik:

IN DER KRISE KÄMPFEN!

Unter diesem Leitspruch haben die Arbeiter von Seibel Erwitte (CPK-Bereich,d.Vf.) den Kampf gegen die drohende Stillegung ihres Werkes geführt und durch einen wochenlangen Streik die Rücknahme der Entlassungen erzwungen. Unter diesem Leitspruch haben die Kollegen des Athener ITT-Werkes (in Griechenland,d.Vf.) in einem einmonatigen Streik ihre Forderungen durchgesetzt:

Rücknahme aller Entlassungen und Erhöhung der Löhne!

Euer Streik ist die richtige Antwort auf Massenentlassungs- und Stillegungspläne der Kapitalisten.

Er hat bewiesen, daß über das lange Wochenende der Kampfgeist der SEL-Arbeiter nicht gebrochen wurde. Der Kampf muß weitergehen, bis alle Forderungen erfüllt sind! Jedes Nachgeben nützt nur den Kapitalisten!

- Jede Spaltung zwischen deutschen und ausländischen Arbeitern nützt den Kapitalisten,
- der gemeinsame Kampf aller Arbeiter - deutscher und ausländischer, Männer und Frauen - nützt Euch!

Einige spielen sich jetzt als Eure Freunde auf. Freund oder Feind kann man aber nicht an den Worten, sondern nur an den Taten unterscheiden. Wenn die Betriebsräte sagen, sie ständen an Eurer Seite, aber sie könnten nichts machen, weil das Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) sie daran hindere, so stellt ihnen die Frage:

Was ist für euch wichtiger, die Gesetze oder die Interessen der Arbeiter zu verteidigen?

Was sind das für Gesetze, die angesichts von 380 Entlassungen den Arbeitern Stillhalten und 'Friedenspflicht' aufzwingen wollen?

Wirklich auf Eurer Seite kann nur der stehen, der sich der Arbeiterklasse verpflichtet und nicht den kapitalistischen Gesetzen. Kampf bis zum Sieg oder Rettung des Betriebsratspostens - so muß die Frage gestellt werden. Die Arbeiter von SEL haben nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Sie sollen um Arbeit und Brot betrogen werden. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um Eure Existenz.

Wenn die ITT/SEL-Kapitalisten Euch auf später vertrösten, dann nur deswegen, weil sie jetzt den Widerstand sehen, sie aber noch hoffen, daß die Zeit für sie arbeitet, daß sie Euch spalten können und mit der Urlaubszeit Euer Widerstand erlischt!

Um die Arbeiter einzuschüchtern, zu spalten und doppelt und dreifach zu betrügen, wollen die Kapitalisten auch jetzt nicht die Streikstunden bezahlen. Ihr streikt nicht, weil Ihr nicht arbeiten wollt, Ihr streikt, um Eure Arbeitplätze zu erhalten. Dieser Kampf ist ein gerechter Kampf.

Deshalb:

VOLLE BEZAHLUNG DER STREIKSTUNDEN!
STREIK BIS ZUR DURCHSETZUNG DER FORDERUNGEN!
KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!
ALLE STILLEGUNGSPLÄNE VON ITT/SEL MÜSSEN SOFORT AUFGEDECKT WERDEN!
KEINE KURZARBEIT!
KEINE REPRESSION GEGEN STREIKENDE ARBEITER!
OFFENLEGUNG DER VERHANDLUNGSERGEBNISSE ZWISCHEN BETRIEBSRAT UND GESCHÄFTSLEITUNG!
DIE ARBEITER BRAUCHEN DAS WORT!"
Q: KPD-OL Dortmund: Keinen Schritt zurück! Kampf bis zum Sieg! Keiner darf entlassen werden!, Dortmund o.J. (Juni 1975)

04.06.1975:
Bei SEL Dortmund beginnt, laut KPD, morgens ein Streik, der bis 12 Uhr mittags dauert.
Q: Rote Fahne Nr.22,Dortmund 4.6.1975

09.06.1975:
In Dortmund erscheint bei ITT/SEL, laut einer handschriftlichen Datierung vermutlich heute, die Information Nr. 4 der Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: "Keiner darf entlassen werden! Sofortige Einberufung einer Belegschaftsversammlung!" (vgl. 2.6.1975, 13.6.1975).

Auf der Rückseite heißt es:"
einen Streik zu unterstützen, weil es sich für die 'wenigen Arbeiter', die im Dortmunder Werk beschäftigt sind, angeblich 'nicht lohnt'! In Westberlin hat die IG-Metall-Führung in ihrer Zeitung 'Metall' sogar die Verlagerung der Produktion nach Westberlin und damit die Entlassungen in Dortmund begrüßt, weil das angeblich die Berliner Arbeitsplätze sichern würde!

Den Gewerkschaftsführern ist es offensichtlich scheißegal, was aus uns wird. Hauptsache, sie können weiter Beiträge kassieren. Der Betriebsrat stellt sich nach wie vor auf den Standpunkt, daß er nichts tun kann, weil die Gesetze so sind. Aber: Wozu haben wir den Betriebsrat gewählt? Damit er die Arbeiter vertritt oder damit er sich hinter Gesetzen versteckt? Wir Arbeiter wollen keine einzige Entlassung! Unsere Waffe ist unser gemeinsamer Kampf! Ob wir den Betriebsrat unterstützen können, richtet sich danach, ob er sich – ohne Kompromisse - gegen alle Entlassungen einsetzt.

Wir Arbeiter haben ein Recht darauf, daß sofort alle Verhandlungsergebnisse veröffentlicht werden. Wenn der Betriebsrat wirklich die Entlassungen verhindern will, muß er sofort, für heute, eine außerordentliche Belegschaftsversammlung einberufen!

Schluß mit der Gerüchtemacherei! Geschäftsleitung und Betriebsrat müssen sofort alle Verhandlungsergebnisse veröffentlichen!

Sofortige Einberufung einer Belegschaftsversammlung!

Wer unsere Freunde, wer unsere Feinde sind, zeigt sich nicht an Worten, sondern nur an Taten. Auf Gewerkschaftsführung und Betriebsrat haben wir jetzt schon seit vierzehn Tagen gewartet. Es wird zeit, daß wir unseren Kampf in die eigenen Hände nehmen! Wenn wir alle - Männer und Frauen, deutsche und ausländische Arbeiter - gemeinsam kämpfen, können wir unsere Forderungen durchsetzen!

SOFORTIGE EINBERUFUNG EINER BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG!
STELLUNGNAHME ZU UNSEREN FORDERUNGEN:

1. KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!
2. VOLLE BEZAHLUNG ALLER STREIKSTUNDEN!
3. ALLE STILLEGUNGSPLÄNE VON ITT/SEL MÜSSEN SOFORT OFFENGELEGT WERDEN!
4. KEINE KURZARBEIT!
5. KEINE REPRESSION GEGEN STREIKENDE ARBEITER!
6. OFFENLEGUNG ALLER VERHANDLUNGSERGEBNISSE ZWISCHEN GESCHÄFTSLEITUNG UND BETRIEBSRAT!
7. DIE ARBEITER MÜSSEN DAS WORT HABEN!"
Q: Gruppe von SEL-Arbeitern: Information Nr. 4, o.O. (Dortmund) o.J. (Juni 1975)

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13.06.1975:
In Dortmund erscheint bei ITT/SEL vermutlich Ende dieser Woche die Information Nr. 5 der Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: "Keiner darf entlassen werden!" (vgl. 9.6.1975, 18.6.1975).
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern / Werk Dortmund: Information Nr. 5 Keiner darf entlassen werden!, O. O. (Dortmund) o. J. (1975)

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15.06.1975:
Der AB gibt die Nr. 63 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 1.6.1975, 29.6.1975) heraus und berichtet u.a. von SEL Dortmund.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 63, München 15.6.1975

18.06.1975:
Bei SEL Dortmund gibt die der KPD nahestehende Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern vermutlich heute ihre 'Information' Nr. 6 (vgl. 13.6.1975, 20.6.1975) mit zwei Seiten DIN A 4 Spiritcarbonabzug ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
AB HEUTE: STREIK
KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!

Heute sollen wir zum zigsten Mal verschaukelt werden! Die für heute angekündigte Belegschaftsversammlung soll verschoben werden. Warum?

'Es gibt immer noch kein Verhandlungsergebnis' sagen Geschäftsleitung und Betriebsrat. Das können sie uns nicht erzählen!

Wir wissen, daß die Kündigungen schon in den Schubladen der Geschäftsleitung liegen.

Unsere Köpfe sollen rollen, damit ITT/SEL weiter seine Dividende von 16% halten kann.

Wer jetzt noch glaubt, bei den Verhandlungen käme was Gutes für die Arbeiter raus,
- der denkt nicht an die Stillegungen von Graetz und SEL Dorstfeld
- der denkt nicht an die 15 000 Arbeitslosen in Dortmund
- der weiß auch nicht, daß ITT skrupellos genug ist, unser Werk dichtzumachen und da, wo es mehr Profit bringt, wieder zu investieren. Wie in der Bildzeitung vom letzten Donnerstag zu lesen war, eröffnet ITT eine Kette riesiger Autoreparaturwerkstätten - auch eine in Dortmund!

Wer kann uns jetzt helfen?

Der Betriebsrat? Er hat schon lange genug über unsere Köpfe hinweg verhandelt. Er versucht schon lange genug, seinen Kopf zu retten, er sagt: 'Wir machen nichts, es gibt ja die Gesetze'.

Die Gewerkschaft? Die Bonzen von der IG Metall wollen unseren Streik nicht unterstützen. Sie sagen: '350 Entlassungen - as ist doch nicht viel, da lohnts sich für uns nicht, was zu machen'.

Wir können uns nur auf uns Arbeiter und Angestellte, Männer und Frauen, deutsche und ausländische Arbeiter verlassen. Einigkeit macht stark!

Kapitalisten, Betriebsrat, Gewerkschaftsführung stellen sich gegen uns – wir müssen heute um unsere Existenz, um Arbeit und Brot kämpfen. Und zwar jetzt - bevor es zu spät ist! Wir müssen den Streik selbst organisieren!

NEHMT DIE ARBEIT HEUTE NICHT AUF!
KOMMT SOFORT IN DIE KANTINE!

1. KINER DARF ENTLASSEN WERDEN!
2. KEINE KURZARBEIT!
3. OFFENLEGUNG ALLER STILLEGUNGSPLÄNE, OFFENLEGUNG ALLER VERHANDLUNGSERGEBNISSE!
4. VOLLE BEZAHLUNG DER STREIKSTUNDEN!
5. KEINE REPRESSION GEGEN STREIKENDE ARBEITER!
6. DIE ARBEITER MÜSSEN DAS WORT HABEN!

WIR LASSEN UNS NICHT BESCHEISSEN! UNSERE ANTWORT:

STREIK!"
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern: Information Nr. 6, o.O. (Dortmund) o.J. (Juni 1975)

19.06.1975:
Bei SEL Dortmund wird heute, laut der Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern (vgl. 20.6.1975), gestreikt.
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern:Information Nr.7,o.O. (Dortmund) o.J. (20.6.1975),S.1

20.06.1975:
In Dortmund gibt die der KPD nahestehende Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern vermutlich heute die Nr.7 ihrer 'Information' (vgl. 18.6.1975, 23.6.1975) mit zwei Seiten DIN A 4 Spiritcarbonabzug ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
WIR KÄMPFEN WEITER!
S T R E I K BIS ZUM SIEG!
KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!

Gestern haben die Kapitalisten gemerkt, daß sie uns nicht für dumm verkaufen können. Obwohl sie uns erpressen wollen, haben wir gestreikt. Und nicht zum letztenmal!

Oder glauben Hoffmann, Möhring und die anderen Bonzen etwa, daß sie uns verarschen können? Glauben sie etwa, daß wir daraf warten, das zu hören, was sie schon vor drei Wochen gesagt haben?

Was ist bei den Verhandlungen für uns rausgekommen?

Alles soll beim Alten bleiben - 350 Mann sollen rausfliegen!

Daß 150 jetzt noch bleiben sollen, haben wir schon vor drei Wochen gewußt - aber wer sagt uns, wie es in einem halben Jahr aussieht! Die SEL-Kapitalisten können uns nicht erzählen, daß sie das Werk nicht dichtmachen wollen. Was soll denn sonst die Einrichtung der '1-2-3' Autoreparaturwerkstatt in unseren Hallen? Dafür ist plötzlich Geld da!

Wenn jetzt 350 entlassen werden, sparen die Kapitalisten die Abfindung für die 150 anderen, die dann später fliegen. Und denken dabei noch, daß wir uns dadurch spalten lassen! Wenn die Kapitalisten scheinheilig versprechen für 40 einen Arbeitsplatz in Altena oder Bochum zu besorgen, spekulieren sie darauf, daß die lange Anfahrtszeit sowieso keiner mitmacht.

Warum auch? Wir wollen unseren Arbeitsplatz in Dortmund behalten! Wir wollen keine einzige Entlassung! Wir lassen uns nicht kaufen und nicht in den Sack stecken!

Heute ist schon der 20. Warum gibt es keine Versammlung?
Damit wir erst im Urlaub die blauen Briefe kriegen?

Die Kapitalisten setzen darauf, daß wir ohne die Unterstützung der Gewerkschaftsführung nichts machen. Sie wollen uns spalten, sie wollen uns Angst einjagen - aber da haben sie sich in den Finger geschnitten!

Gestern haben wir unseren Streik selbst organisiert und haben uns geeinigt! Heute werden wir alle mitmachen - deutsche und ausländische Arbeiter, Männer und Frauen. Wovor sollen wir denn Angst haben? Wenn wir heute nicht kämpfen, sind wir morgen sowieso arbeitslos! Wir Arbeiter können nur gewinnen.

Der Werksleiter weiß das auch, sonst würde er sich nicht in seinem Büro verstecken!

UNS REICHTS! SCHLUSS MIT DER MAUSCHELEI! WIR WOLLEN SOFORT EINE BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG! DIE ARBEITER MÜSSEN DAS WORT HABEN!

EINIGKEIT MACHT STARK!!!
STREIK BIS ZUM SIEG!!!"

Auf der Rückseite zeigt eine Karikatur jemanden, der auf einem mit 'USA' gekennzeichneten Schlepper sitzt, 'Adios Dortmund' ruft und auf einem Anhänger Geld transportiert. Dazu heißt es:"
DAMIT HABEN SIE SICH VERRECHNET!
STREIK BIS ZUM SIEG!
KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN!
KEINE KURZARBEIT!
SOFORTIGE VERSAMMLUNG, VERÖFFENTLICHUNG ALLER STILLEGUNGSPLÄNE UND ALLER VERHANDLUNGSERGEBNISSE!
KEINE REPRESSION GEGEN STREIKENDE!
VOLLE BEZAHLUNG DER STREIKSTUNDEN!
DIE ARBEITER MÜSSEN DAS WORT HABEN!"
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern: Information Nr. 7,o.O. (Dortmund) o.J. (20.6.1975)

23.06.1975:
In Dortmund gibt die der KPD nahestehende Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern vermutlich in dieser Woche die Nr.8 ihrer 'Information' (vgl. 20.6.1975) mit zwei Seiten DIN A 4 Spiritcarbonabzug ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
Keine Rausschmisse! Streik gegen jede Entlassung!

Heute … Uhr 30 (unlesbar,d.Vf.) ist die Belegschaftsversammlung. Wie die Kapitalisten bereits in allen Dortmunder Zeitungen angekündigt haben, wollen sie uns heute sagen, daß sie über 300 Arbeiter entlassen wollen.

Haben wir drei Wochen lang für einen faulen Kompromiß gekämpft?

Angeblich ist das Verhandlungsergebnis ein Erfolg für uns Arbeiter. Wir sollen auch noch froh sein, daß 45 Arbeiter nach Altena und Bochum versetzt werden, daß ITT eine Autoreparaturwerkstatt eröffnet und dreißig Arbeiter neu einstellt.

Wir sollen denken, wir hätten alles rausgeholt. Wir sollen ruhig bleiben, und abwarten bis die blauen Briefe kommen. In drei Wochen Verhandlungen ist nichts bei heraus gekommen - nur Betrug!

Jetzt sollen wir auch noch weiter arbeiten bis die Aufträge erfüllt sind. Dann hat ITT erst recht einen Grund uns rauszuschmeißen, weil dann keine Arbeit mehr da ist. Mehrere Abteilungen nehmen Aushilfen vom Schnelldienst! Warum, wenn keine Arbeit da ist? Warum müssen mehrere Arbeiter am Samstag Überstunden machen?

Vor einer Woche (vgl. S1.*.1975,d.Vf.) bei einer Verhandlung mit der IG Metall wurde uns ein Streik nicht genehmigt! Weder Betriebsrat noch Gewerkschaft unterstützen einen Streik. Bis jetzt haben wir aus eigener Kraft gekämpft. Das werden wir auch weiter so machen - mit oder ohne Erlaubnis! Wir werden uns nicht verschaukeln lassen - wir werden weiter streiken!

Sieben Jahre lang haben die SEL-Kapitalisten auf unseren Knochen Geld gemacht, jetzt wollen sie uns bescheißen. Sie hoffen darauf, daß sie uns ihr Verbrechen noch als Wohltätigkeit verkaufen können und denken, wenn sie nicht gleich alle entlassen, würden wir nicht kämpfen. Dabei sind doch wir am Schluß die Betrogenen. 120 - die jetzt noch bleiben - werden auch bald gehen müssen - und dann hat SEL noch die Abfindung gespart!

Deshalb: Heute wird gestreikt! Wenn wir uns einig sind - können wir jede Entlassung verhindern! Die Arbeiter von Erwitte (Seibel - CPK-Bereich,d.Vf.) und Kalletal (Stübbe-Demag - IGM-Bereich,d.Vf.) sind uns vorangegangen.

Jeder muß mitmachen! Wer heute die Arbeit aufnimmt, stellt sich auf die Seite von ITT/SEL! Wer heute arbeitet, unterstützt die Entlassungen von über 300 Arbeitskollegen! Wer gegen jede Entlassung ist: heute streiken!

STREIK BIS ZUM SIEG! KEINER DARF ENTLASSEN WERDEN! VOLLE BEZAHLUNG DER STREIKSTUNDEN!
EINIGKEIT MACHT STARK! SOLIDARITÄT HILFT SIEGEN!

1. Keiner darf entlassen werden!
2. Kein Kurzarbeit!
3. Offenlegung aller Stillegungspläne und Verhandlungsergebnisse!
4. Volle Bezahlung der Streikstunden!
5. Keine Repression gegen Streikende!
6. Die Arbeiter müssen das Wort haben!"

Auf der Rückseite heißt es:"
Wir lassen uns nicht behandeln wie der letzte Mist
- erst malochen wir wie die Tiere, bauen den ITT/SEL-Kapitalisten das Werk auf und wenn der Profit nicht mehr stimmt -
sollen wir einfach auf die Straße gefegt werden!

Jetzt reicht's!
Ab heute Streik - bis alle Forderungen erfüllt sind!
Jeder, der heute die Arbeit aufnimmt, fällt sich und seinen Kollegen in den Rücken!
Einigkeit macht stark!"
Q: Gruppe von ITT/SEL-Arbeitern:Information Nr.8,o.O. (Dortmund) o.J. (1975)

22.09.1976:
Bei SEL Berlin gibt die KPD einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP) heraus, in der sie sich u.a. mit SEL Dortmund befaßt.
Q: Rote Fahne Nr.39,Köln 29.9.1976

Letzte Änderungen: 8.9.2013

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