Dortmund: Pohlschröder & Co. KG

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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Von dem Dortmunder Metallbetrieb Pohlschröder lagen uns bisher nur wenige Dokumente vor, bei denen es sich vor allem um eine Serie des 'Roten Schlüssel' der DKP sowie einige Ausgaben der 'Roten Stanze' der KPD/ML-ZB handelte. Wir bitten um Ergänzungen.

Einleitend für diese, wie immer unvollständige Darstellung, engagieren sich die Vertretungen der Beschäftigten im Protest gegen die NPD (vgl. Aug. 1969) sowie die Vertreter der Jugend dann auch für Kambodscha (vgl. 8.5.1970).

Ab dem Sommer 1970 beginnt die KPD/ML-ZB gemeinsam mit ihrem Jugendverband KJVD die Herausgabe der 'Roten Stanze' (vgl. Aug. 1970, Sept. 1970), die gegen die Kürzung des Weihnachtsgeldes agitiert (vgl. 28.9.1970), aber auch gegen den Abbau von Samstagsarbeit und Überstunden (vgl. 21.12.1970), was eher untypisch erscheint, da normalerweise von linken Betriebsgruppen die Forderung nach einem ausreichenden Lohn den Überstunden entgegengestellt wird.

Schon Anfang 1971 scheint sich Pohlschröder in der Krise zu befinden (vgl. 21.1.1971), die Geschäftsleitung versucht sich offenbar in Rationalisierung durch ein Punktesystem für Zeitlöhner, wogegen wiederum die KPD/ML-ZB agitiert (vgl. 18.3.1971, 22.3.1971, 1.4.1971).

Die DKP scheint damals noch nicht bei Pohlschröder zu arbeiten (vgl. Mai 1971) und auch die KPD (vgl. 8.9.1971) konzentriert sich auf die Hoesch Hüttenwerke.

Ab dem Jahr 1972 intensiviert die DKP dann ihre Propaganda bei Pohlschröder (vgl. 15.1.1972) und beginnt mit der Herausgabe des 'Roten Schlüssels' (vgl. Okt. 1972), der mindestens bis 1978 erscheint (vgl. Mai 1978).

Im Anschluß an die Metalltarifrunde 1972/73 verteidigt die Belegschaft mit Streik die Zahlung der übertariflichen Zulagen auch an jene, die krankgeschrieben werden (vgl. 18.1.1973, 19.1.1973), wobei auch die DKP eingreift (vgl. 22.1.1973) und gegen die folgenden Repressalien der Geschäftsleitung agitiert (vgl. Feb. 1973). Der Verkauf der 'UZ' allerdings erfolgt bei Pohlschröder nur ausnahmsweise (vgl. 29.3.1973).

Die Jungsozialisten der SPD Dortmund berichten über die Pohlschröder zugute kommende städtische Wirtschaftsförderung (vgl. 17.7.1973), allein die KPD erwähnt einen wilden Streik für eine Teuerungszulage (vgl. Aug. 1973).

Gegen die Entlassungen bei Mannesmann in Duisburg-Huckingen setzt sich dann auch einer der Jugendvertreter von Pohlschröder ein (vgl. 7.11.1973), während der KBW von den Auswirkungen der Ölkrise berichtet (vgl. 3.12.1973).

Ende April 1974 erfolgt die plötzliche Entlassung aller 1 700 Beschäftigten (vgl. 24.4.1974), wobei nun auch die KPD bei Pohlschröder (vgl. 25.4.1974, 26.4.1974) agitiert, während einige Beschäftigte am 1. Mai für ihre Weiterbeschäftigung eintreten (vgl. 1.5.1974), was durch die Übernahme des Betriebs durch Harms auch geschieht, so daß die KPD sich nun für die Gewährung des vollen Jahresurlaubs eintritt (vgl. 13.5.1974), aber auch im Rahmen ihrer Arbeitslosenagitation von Pohlschröder berichtet (vgl. 7.10.1974, 1.4.1975). Auch der KBW zieht die Erfahrungen von Pohlschröder als Beleg für die Notwendigkeit des Sozialismus heran 8vgl. 30.10.1974).

Die Belegschaft selbst verhindert offenbar erneut die Kürzung ihres Weihnachtsgeldes (vgl. 15.11.1975), während die DKP bis zum vorläufigen Abschluß dieser Darstellung weiter ihren 'Roten Schlüssel' herausgibt (vgl. Mai 1978).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

August 1969:
Bei Pohlschröder Dortmund wird, laut Demokratischer Aktion, vermutlich im August eine Protesterklärung des Betriebsrates und der Jugendvertretung gegen die für den 14.9.1969 geplante NPD-Kundgebung abgefaßt.
Quelle: Demokratische Aktion gegen Neonazismus: Protest und Kampfbereitschaft gegen Thadden-Kundgebung, Dortmund 5.9.1969, S. 2

08.05.1970:
In Dortmund wurde zur Kambodscha-Demonstration u.a. mit folgendem Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von K.-H. Kammertöns und gedruckt in der Schreibstube Groß des DKP Kreisvorsitzenden aufgerufen:"
BOMBEN AUF KAMBODSCHA! STOPPT US-KRIEG!

Mit einer unerhörten Brutalität setzte sich die US-Regierung und ihr Militär über die Prinzipien des Völkerrechts hinweg und begann einen zweiten Krieg in Südostasien (vgl. 30.4.1970, 2.5.1970, d.Vf.). …

Die Angriffe der US-Division auf Kambodscha heben bereits mehr als 1 000 Opfer gefordert.

Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie die US-Regierung ihren Krieg auf ganz Indochina ausdehnt. Dieser Krieg muß beendet werden!

WIR FORDERN:
SOFORTIGEN ABZUG DER US-TRUPPEN AUS KAMBODSCHA!
EINSTELLUNG ALLER LUFTANGRIFFE!
FRIEDEN FÜR VIETNAM!

Solidarisieren Sie sich mit den Gegnern des Vietnamkrieges. Nehmen Sie teil an einer Protestdemonstration gegen die US-Aggression in Vietnam und Kambodscha!

TREFFPUNKT: FREITAG, 8. MAI 1970
17 Uhr 30 Alter Markt, Bläserbrunnen"

Enthalten ist auch ein Unterschriftenkoupon (einzusenden an Kammertöns im Verlag 'pläne'):"
Ich unterstütze diesen Aufruf!"

Auf der Rückseite heißt es:"
Zu Protestaktionen gegen den US-Krieg in Kambodscha rufen unter anderem auf:
… Willi Völmecke, Betriebsjugendvertreter und die Jugendvertrauensleute der IG Metall bei der Fa. Pohlschröder; …"
Q: Kammertöns, K.-H.: Bomben auf Kambodscha! Stoppt US-Krieg!, Dortmund o.J. (Mai 1970)

August 1970:
Vermutlich im August gibt die KPD/ML-ZB bei Pohlschröder Dortmund erstmals ihre Betriebszeitung 'Die rote Stanze' (vgl. Sept. 1970) heraus, die uns leider noch nicht vorlag.
Q: Der Parteiarbeiter Nr. 2, Bochum Sept./Okt. 1970

September 1970:
Laut KPD/ML-ZB erscheint bei Pohlschröder in Dortmund die Nr. 2 ihrer Betriebszeitung 'Die rote Stanze' (vgl. Aug. 1970, 21.1.1971).
Q: Der Parteiarbeiter Nr. 2, Bochum Sept./Okt. 1970

28.09.1970:
Die KPD/ML-ZB Betriebszelle Pohlschröder Dortmund berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Ende September wollte Pohlschröder unser Weihnachtsgeld kürzen. Das war der erste Angriff auf unsere Geldbörse im Hinblick auf die kommende Krise. Doch dies ließen sich die Kollegen nicht gefallen."
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971), S. 1

21.12.1970:
Die KPD/ML-ZB Betriebszelle Pohlschröder Dortmund berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Ende Dezember wurde uns ein schönes Weihnachtsgeschenk präsentiert: die Samstagsarbeit und ein Teil der Überstunden wurden gestrichen, weil die Produktion zurückging. Die Ursache dafür war nicht etwa eine Weihnachtsflaute, sondern die sich abzeichnende Krise, deren Folgen auf uns abgewälzt werden sollen."
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971), S. 1

23.12.1970:
Bei Michelin Bad Kreuznach wird heute ab 10 Uhr gegen die Entlassung des Betriebsrates Peter Schick gestreikt (vgl. 22.12.1970, 28.12.1970). Die KPD/ML-ZB Betriebszelle Pohlschröder Dortmund (IGM-Bereich in NRW) berichtet zusammenfassend:"
ERFOLGREICHER STREIK DER MICHELIN-ARBEITER

Im Kreuznacher Zweigwerk des französischen Reifenkonzerns Michelin wehrten die Arbeiter den ersten Krisenangriff der Kapitalisten ab. Die Bosse wollten auf Kosten der Arbeiter rationalisieren: zwei Pausen sollten nicht mehr bezahlt und der Lohnausfall an jedem dritten Samstag rausgeholt werden. Als der Betriebsratsvorsitzende Schick (SPD) im Namen der Kollegen heftig dagegen Stellung nahm, entließen ihn die Bosse fristlos! Das war am 23.12. 10 Uhr. Die Arbeiter ließen sich durch Weihnachtsreden nicht beschwatzen und traten sofort geschlossen in den Streik. Nach den Feiertagen ging es voll weiter bis die Kapitalisten nachgaben. Der Betriebsrat wurde wieder eingestellt, die Pausen wurden weiter bezahlt. Doch dann erschien SPD-Führer Dröscher und handelte einen Kompromiß aus: die ausgefallenen Schichten werden zwar bezahlt, aber die Kollegen müssen drei Schichten nacharbeiten! Damit verriet dieser 'Retter in der Not' für die Kapitalisten den Kampf der Michelin-Arbeiter. Einen Erfolg ihres Streikes konnte er aber doch nicht verhindern."
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971), S. 7

21.01.1971:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die Betriebszelle der KPD/ML-ZB vermutlich heute die Nr. 1 des zweiten Jahrganges ihrer 'Roten Stanze' (vgl. Sept. 1970, 22.3.1971) mit 8 Seiten DIN A 4 ohne Verantwortlichen heraus:"
DIE KRISE GREIFT AUF POHLSCHRÖDER ÜBER

Was Brandt wie Brenner, Pohlschröder wie Schattat bisher immer abgestritten haben, ist eine für alle sichtbare Tatsache geworden: die Krise hat begonnen und greift um sich. In vielen Betrieben häufen sich dafür die Anzeichen: Rückgang der Produktion, Streichung der Überstunden, Kurzarbeit (wie bei Thyssen) und schließlich Entlassungen. Auch Pohlschröder wird von der Krise nicht verschont, und ihre Folgen machen sich auch hier deutlich bemerkbar - obwohl sie bis jetzt noch nicht so scharfe Auswirkungen für die Kollegen haben wie in Betrieben, in denen die Krise schon weiter fortgeschritten ist: … (vgl. 28.9.1970, 21.12.1970, d.Vf.)

- Viele Kollegen wissen nicht, wie sie ihre Zeit rumkriegen oder die Minuten zusammenbekommen sollen.

In Halle Ost sind zur Zeit zwar noch genügend Aufträge da, um einigermaßen auszukommen. Aber bei den Büromöbeln sieht es schon wesentlich schlechter aus:

- Meister Schiffmann hat schon Kollegen in die Halle Ost geschickt, weil es bei ihm nichts zu tun gibt.

WIR SOLLEN DEN RIEMEN ENGER SCHNALLEN!!

Andere Kollegen müssen aufräumen, werden von einem Arbeitsplatz zum anderen geschickt oder dürfen sich damit beschäftigen, ihre Arbeitsplätze umzuräumen. Mehrere Bänder (z.B. Untersetzer- oder Bestseller-Band) stehen tagelang still oder laufen langsam.

- Endmontage, Lager und Rampe wurde die Mittagsschicht gestrichen. An den Arbeitsplätzen dort arbeiten jetzt fast doppelt so viele Kollegen und Lagerverwalter Schulz stöhnt bereits, wo er mit ihnen allen hin soll. Viele räumen auf und fegen.

Unter der Belegschaft herrscht Unruhe und Unsicherheit. Aber die Krisenauswirkungen werden noch nicht überall in gleichem Maße spürbar:

während in Halle Ost zum Teil samstags gearbeitet wird und Überstunden gemacht werden, wird woanders schon Kurzarbeit eingeführt: Kollegen wurden eher nach Hause geschickt oder müssen Urlaub nehmen. Dort gibt es auch keine Überstunden mehr.

- Entlassungen sind das letzte Mittel der Kapitalisten, um der gesunkenen Produktion und den sinkenden Profiten auf Kosten der Arbeiter zu begegnen und die nachteiligen Folgen auf sie abzuwälzen. Auch Pohlschröder macht da keine Ausnahme. Daß in den letzten Jahren keine Massenentlassungen stattgefunden haben, heißt noch gar nichts. Nicht umsonst tauchten überall Gerüchte und Vermutungen auf, daß die Meister angehalten wurden, schon mal 5 - 6 Kollegen ihrer Abteilung auszusuchen, die entlassen werden sollten - und daß Pohlschröder vorhat in nächster Zeit 70 Kollegen rauszuwerfen.

DER BETRIEBSRAT SCHWEIGT

Wir Kollegen werden in Unwissenheit und Unsicherheit gehalten. Pohlschröder will die Lage natürlich vertuschen. Aber auch der Betriebsrat hüllt sich in Schweigen und tut, als sei alles in schönster Ordnung.

Was wäre jetzt seine Aufgabe?

Er müßte alle Kollegen über die Lage im Betrieb, über Pohlschröders Pläne und seine Maßnahmen gegen unsere Löhne und Arbeitsplätze informieren. Er müßte zeigen, wie mit den Kollegen umgesprungen wird, wenn sie ihre Arbeitszeit und Löhne nicht mehr planen können, weil jederzeit Überstunden gestrichen und Kurzarbeit eingeführt werden kann. Er müßte mit uns darüber sprechen, wie wir uns dagegen zur Wehr setzen können und alle Kollegen zum gemeinsamen Handeln auffordern.

Das arbeiterfeindliche Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.) behindert den Betriebsrat zwar in seiner Arbeit, indem es die Arbeitervertreter an den 'Betriebsfrieden' bindet und verhindern will, daß die Arbeiter sich erheben. Aber wie vielen Betriebsräten und Vertrauensleuten ist es schon gelungen, trotzdem klare Forderungen aufzustellen und die Kollegen zum Kampf aufzurufen!

Voraussetzung dafür ist natürlich, daß sie die Kollegen nicht hintergehen, sondern deren Interessen wirklich vertreten wollen.

WIR FORDERN: BETRIEBVERSAMMLUNG

Deshalb wäre es jetzt die Aufgabe des Betriebsrates, eine Betriebsversammlung (BV, d.Vf.) abzuhalten, auf der alle Kollegen über die wirtschaftliche Lage in der BRD und bei Pohlschröder und über die Auswirkungen der Krise informiert werden, damit wir Bescheid wissen und gegen die Folgen angehen können. Aber wir kennen Schattat und Co. ja zur Genüge. Er wird sich hüten, darauf einzugehen. Er wird genau wie beim Weihnachtsgeld, bei der Lohnraubsteuer und dem 11%-Tarifabschluß sich gegen die Arbeiter und ihre Forderungen stellen. Er wird gar nichts tun. Er wird erst gar nicht versuchen, den 'Betriebsfrieden' mit Pohlschröder zu 'stören' und die schlimmen Folgen der Krise für uns Kollegen zu verhindern. Damit nutzt er gerade nicht den Kollegen, sondern Pohlschröder. Wir können uns auf Schattat nicht verlassen, sondern nur auf unsere Kraft und Einigkeit im Kampf und auf die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse, die KPD/ML, die diesen Kampf führt.

SPD-MINISTER KÜHN LÜGT

Dazu ist auch gemeinsames Handeln mit den Kollegen aus anderen Betrieben notwendig, denn die Krise schreitet in der ganzen BRD mit großen Schritten voran.

In vielen Betrieben müssen die Kollegen schon Kurzarbeit machen oder liegen auf der Straße.

Bei Krupp/Bochumer Verein z.B. bekommen die Kollegen wegen Kurzarbeit schon 20% weniger Lohn, und bei Porsche (in Stuttgart - vgl. 11.1.1971, d.Vf.) sind gerade 1 300 Kollegen entlassen worden.

Trotzdem versuchen die rechten Arbeiterverräter in SPD und Gewerkschaften uns in Presse und Fernsehen immer noch einzureden, daß ja gar keine Krise in Sicht sei - wie z.B. IGM-Chef Brenner. Sie versuchen mit aller Macht, die Arbeiterklasse daran zu hindern, den Kampf gegen die Auswirkungen der Krise zu führen. Dazu benutzen sie Beschwichtigungen und Lügen wie SPD-Kühn, der behauptete, 1971 brauche sich keiner um seinen Arbeitsplatz zu sorgen - die Kollegen von Porsche und viele andere sind da anderer Meinung!

Und die Zahlen sprechen da auch eine andere Sprache: der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BfA - vgl. 11.1.1971, d.Vf.) sagte für Ende Januar 300 000 Arbeitslose und 100 000 Kurzarbeiter voraus.

Mit ihren Methoden unterstützen die SPD-Führer am besten die arbeiterfeindlichen Maßnahmen und helfen selber tatkräftig mit, die Krise auf uns abzuwälzen.

GEGEN KURZARBEIT ABSICHERUNG DER EFFEKTIVLÖHNE

Die KPD/ML hat schon im September (vgl. 26.9.1970, d.Vf.) in ihrem Zentralorgan ROTE FAHNE gefordert:
'Arbeiter! Kämpft gegen den Versuch der Kapitalisten, die Arbeiterklasse durch Entlassungen und Lohnkürzungen für die kommende Krise zahlen zu lassen.

Deshalb: Absicherung der Effektivlöhne durch 6, 50 DM MINDESTLOHN!'

ABER WIR WEHREN UNS DAGEGEN!

Pohlschröders Maßnahmen gegen uns werden sich noch verschärfen, das ist sicher.

Deswegen müssen wir uns jetzt dagegen zur Wehr setzen.

KOLLEGEN, VERLANGEN WIR JETZT EINE BETRIEBSVERSAMMLUNG!
GREIFEN WIR DIE FORDERUNG NACH ABSICHERUNG DER EFFEKTIVLÖHNE AUF UND STELLEN
WIR SIE VOR DEN BETRIEBSRÄTEN UND VERTRAUENSLEUTEN!
KÄMPFEN WIR FÜR DEN ERHALT UNSERER ARBEITSPLÄTZE!

ORGANISIERT EUCH IN DER BETRIEBSGRUPPE POHLSCHRÖDER DER KPD/ML!
GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER SPD-FÜHRER DIE GESCHLOSSENE FRONT DER ARBEITERKLASSE!"

Aus dem 'Kampf der Arbeiterjugend' (KdAJ) des KJVD der KPD/ML-ZB Nr. 1 (vgl. Jan. 1971) wird der Artikel "Wie kommt es zu Krisen" übernommen.

In einem Leserbrief heißt es:"
Kollegen,
die ROTE STANZE finde ich sehr gut… Ihr habt recht, wenn ihr schreibt, daß Pohlschröder nichts für uns tut, sondern nur ein Interesse hat, nämlich möglichst hohe Gewinne zu machen. Unter welchen Bedingungen wir unsere Arbeit machen müssen, ist ihm egal. Ich will da nur mal ein Beispiel anführen: Im Lager beschweren sich die Kollegen, die im dritten Stock arbeiten, daß sie im Winter ständig frieren müssen, während sie sich im Sommer halbtot schwitzen. Die Heizung im Lager reicht nämlich nicht für alle drei Stockwerke. Oben merkt man von der Heizung überhaupt nichts mehr, und eine Lüftung im Sommer ist für Pohlschröder auch zu teuer… Bitte schickt mir mehr Material über Euch. Ich möchte auch die ROTE FAHNE abonnieren."

Im "Jugendteil des KJVD" heißt es:"
POHLSCHRÖDERS 'MODERNE BERUFSAUSBILDUNG'

Jedes Jahr stellt Pohlschröder Lehrlinge ein. Ihnen wird erzählt, daß sie hier eine hochqualifizierte Ausbildung erhalten würden.

Aber wie sieht es wirklich aus?

Pohlschröder nimmt mehr Lehrlinge an, als er später als Facharbeiter gebrauchen kann. Nur die besten haben eine Chance, wirklich eine Lehre zu machen. Den anderen wird nach drei Monaten der Lehrvertrag wieder abgenommen mit der Behauptung, sie müßten sich erst noch bewähren.

Aber brauchen will man sie doch - deshalb überredet man sie, sich bei Pohlschröder anlernen zu lassen und stellt ihnen in Aussicht, nach einem Jahr den Lehrvertrag zurückzubekommen, wenn sie viel leisten und nicht aufmucken würden. Und was bleibt diesen Lehrlingen auch anderes übrig, als zu bleiben, wenn sie nicht ein ganzes Jahr verlieren wollen?

Nach einem Jahr, wenn sie die Grundbegriffe gelernt haben, kommen sie in die Produktion. Viel können sie dann natürlich noch nicht, nur von allem ein bißchen. Aber es reicht, um sie an einem Arbeitsplatz anzulernen. Nach 1 1/2 Jahren machen sie dann eine Prüfung und sind 'Teilezurichter'. Diese Prüfung gilt nur betriebsintern, woanders wird sie nicht anerkannt. Wenn diese Lehrlinge später von Pohlschröder weggehen wollen, nützt ihnen die Prüfung also gar nichts mehr, und sie sind nicht viel besser dran als Hilfsarbeiter.

Warum stellt Pohlschröder Lehrlinge ein, die gar keine Facharbeiter werden sollen?

Er tut das, weil es für ihn große Vorteile bringt:

Erstens ist es wesentlich billiger. Einen erwachsenen Arbeiter anzulernen wäre viel teurer, denn Lehrlingen kann man ihre kümmerliche 'Ausbildungsbeihilfe' zahlen, auch wenn sie in der Produktion arbeiten. Und obwohl die Teilezurichter später z.T. dieselbe Arbeit machen wie Facharbeiter, bekommen sie weniger Lohn als diese.

Zweitens werden die Anlernlinge dadurch an den Betrieb gebunden, daß sie eine staatlich nicht anerkannte Prüfung machen.

Und die Anlernlinge sind dabei die Betrogenen. Die volle Ausbildung und Prüfung eines Lehrlings dürfen sie nicht machen - aber 'bezahlt' werden sie als Lehrlinge. Um den Schein zu wahren, schickt man sie in die Berufsschule wie die anderen Lehrlinge.

Nicht weil einige Lehrlinge zu 'dumm' oder 'ungeschickt' sind, dürfen sie die volle Ausbildung nicht machen, sondern nur, weil Pohlschröder sie nicht als Facharbeiter braucht.

Gegen diese Form der Ausbeutung müssen alle Lehrlinge gemeinsam vorgehen. Denn auch den künftigen Facharbeitern geht es nicht viel besser.

Sie erhalten für ihre Arbeit nicht mehr als ein 'Taschengeld' und müssen bis zum Ende ihrer Lehre ihren Eltern auf der Tasche liegen. Man erzählt ihnen, ihre Ausbildung würde dem Unternehmer viel Geld kosten, deshalb könnten sie nicht mehr verlangen. Von der Produktionsarbeit, die die Lehrlinge in der Lehrwerkstatt machen müssen und von ihrer Arbeit in der Produktion selbst spricht keiner. Nach einer Untersuchung eines Industrie-Instituts verdienen die Kapitalisten durchschnittlich rund 2 000 DM im Monat an einem Lehrling, der in der Produktion arbeitet.

Ein zweiter Berufsschultag ist dann natürlich zu teuer. In den vier Stunden Berufsschule, die die Lehrlinge jetzt haben, sollen sie alles lernen, was sie brauchen. Das ist ein reiner Witz.

Wenn Lehrlinge in der Produktion arbeiten, lernen sie oft mehr als in der Lehrwerkstatt, wo man oft genug nur so mit der Feile herumspielt. Die älteren Kollegen können ihnen Nützliches beibringen. Aber obwohl sie dann Produkte herstellen, die dem Unternehmer Profit bringen, bekommen sie keinen Pfennig mehr als in der Lehrwerkstatt.

Ganz egal, ob einer Facharbeiter oder Lehrling ist - für die Leistung, die er bringt, muß er auch entsprechend bezahlt werden. Die Lehrlinge können einen Lohn verlangen, der ihre Arbeit bezahlt. Sie haben keinen Grund, Pohlschröder auch nur eine Mark zu schenken.

Deshalb fordern wir:
GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!
100% DES EFFEKTIVLOHNS FÜR DIE ARBEIT IN DER PRODUKTION!
60% DES ECKLOHNS FÜR DIE ZEIT DER AUSBILDUNG!

Um diese Forderungen durchzusetzen, müssen sich alle Lehrlinge dafür einsetzen. Sie müssen sich zusammenschließen.

SCHLIESST EUCH ZUSAMMEN IM KJVD (KOMMUNISTISCHER JUGENDVERBAND DEUTSCHLAND) UND KÄMPFT AN DER SEITE DER ÄLTEREN KOLLEGEN FÜR EUER RECHT IM BETRIEB"

Unter der Überschrift "Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen" wird berichtet von der bundesweiten Antifa-Demonstration in Dortmund (vgl. 17.1.1971) und aus Rheinland-Pfalz von Michelin Bad Kreuznach (CPK-Bereich - vgl. 23.10.1970).
Angekündigt wird der 'Rote Fahne'-Verkauf (RF - vgl. 22.1.1971).
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971)

22.01.1971:
Bei Pohlschröder Dortmund will die KPD/ML-ZB vermutlich heute die Rote Fahne' (RF) Nr. 1 (vgl. 18.1.1971) vor den Toren verkaufen. Die Betriebszelle Pohlschröder kündigte an:"
LEST ROTE FAHNE 30 PFG.
NR. 1, 2. JAHRGANG WIRD MORGEN VOR DEN TOREN VERKAUFT

Die ROTE FAHNE ist das Zentralorgan der KPD/ML, das in der ganzen BRD vor Betrieben und in Städten an die Arbeiter verkauft wird. Die ROTE FAHNE ist eine wirkliche Arbeiterzeitung, die die Betrügereien und Machenschaften der Kapitalisten entlarvt, die die Interessen der Arbeiter vertritt in ihrem Kampf gegen die Ausbeutung und für die Diktatur des Proletariats. Die ROTE FAHNE ist die Stimme der Arbeiterklasse!

ROTE STANZE - ROTE FAHNE

Die ROTE STANZE ist die Zeitung der Betriebsgruppe Pohlschröder für die Kollegen von POHLSCHRÖDER
Die ROTE FAHNE wendet sich an alle Arbeiter in der BRD.
Die Kampfkraft der Arbeiter eines Betriebes kann ausreichen, ihre Lage im Betrieb zu verbessern, sie reicht aber nicht aus, um die Ausbeutung der Arbeiterklasse abzuschaffen.

Deshalb: LEST ROTE FAHNE
ALLE 14 TAGE VOR DEM TOR"
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971), S. 8

18.03.1971:
Bei Pohlschröder Dortmund findet, laut KPD/ML-ZB, eine Versammlung zur Einführung des Punktsystems für Zeitlöhner (vgl. 1.4.1971) statt.
Q: Die Rote Stanze Extrablatt Kampf gegen das Punktsystem, Dortmund März 1971, S. 1

22.03.1971:
Vermutlich in dieser Woche erscheint ein Extrablatt der 'Roten Stanze' der Betriebsgruppe Pohlschröder Dortmund der KPD/ML-ZB (vgl. 21.1.1971) mit 2 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von M. Schulte, Bochum:"
KAMPF GEGEN DAS PUNKTSYSTEM!
DIE ARBEITSHETZE STEIGT

Ab 1. April wird bei Pohlschröder für alle Zeitlöhner das PUNKTSYSTEM eingeführt.
Was bedeutet dieses Punktsystem? Alle Zeitlöhner werden von ihren Vorgesetzten nach Punkten zensiert. Die Punkte werden für Arbeitsleistung, Arbeitseinsatz und Arbeitsergebnis vergeben, in einen Lohnsatz umgerechnet und auf den tariflohn umgeschlagen. Was dann noch als Differenz zum bisherigen Lohn übrig bleibt, gilt weiterhin als 'freiwillige Zulage'. Der Unterschied zwischen Punktsazt und Zulage ist, daß die Zulage jederzeit gekürzt oder gestrichen werden kann, während der Punktsazt fester Bestandteil des Lohnes für ein Jahr ist - bis wieder neu Punkte vergeben werden.

WAS BRINGT UNS DAS PUNKTESYSTEM EIN?

Auf der Versammlung am 18.3. wurde das Punktsystem als ein großer Vorteil für die Kollegen herausgestellt, das mehr Sicherheit bieten und eine gerechte und individuelle Beurteilung ermöglichen würde.
Aber Kollegen, was ist das für eine 'gerechte' Beurteilung, in der jeder über einen Punkte-Leisten geschlagen wird, in der jeder nur danach beurteilt wird, wieviel Profit seine Arbeit dem Unternehmer einbringt? Je mehr einer leistet, je vielseitiger er verwendbar ist, je mehr er aus sich herausholt, je weniger er an sich und je mehr er an ein möglichst gutes und sparsames Arbeitsergebnis denkt, desto mehr Punkte erhält er. Was das Punktsystem wirklich für uns bedeutet, haben sie uns auf der Versammlung verschwiegen, aber alle Kollegen wissen es:

Das Punktsystem bedeutet die Einführung eines Akkordsystems für alle Zeitlöhner, ohne daß diese dadurch mehr Lohn erhalten. Das Akkordsystem ist für die Kapitalisten das beste Mittel, um aus den Arbeitern mehr Arbeit und mehr Profit herauszupressen. Es soll sie zu der größten Leistung antreiben, unter den schärfsten Druck setzen, unter die schärfste Kontrolle setzen. Und wenn sie uns so weit haben, dann wird die Zeit gekürzt. Um den Lohn halten zu können, müssen wir dann noch mehr leisten, noch mehr hetzen, noch schneller sein. Der Druck des Akkordsystems läßt nie nach, sondern steigt immer weiter. Und früher oder später geht jeder daran kaputt - Akkord ist Mord. Und das Punktsystem will genau dasselbe erreichen.

AKKORD UND PUNKTSYSTEM SPALTEN DIE ARBEITER

Gerade jetzt zu Beginn der krise sind die Kapitalisten darauf angewiesen, Kosten einzusparen, um ihre Profite zu retten. Darum versucht Pohlschröder, die Kollegen zu größerer Arbeitsleistung und Arbeitshetze zu zwingen. Den Akkordarbeitern werden die Zeiten gekürzt, und auf die Zeitlöhner konzentriert sich der stärkste Angriff: das Punktsystem. Aber die Kapitalisten müssen den Kampf der Arbeiter gegen solche Maßnahmen fürchten. Deshalb versuchen sie mit allen Mitteln, die Arbeiter zu spalten: einer soll gegen den anderen ausgespielt werden, einer soll im Kollegen einen Konkurrenten sehen, einer soll den anderen ausstechen. Dadurch wollen sie den gemeinsamen geschlossenen Kampf der Kollegen verhindern. Und dafür haben sie ihre Helfer gefunden: der Betriebsrat und die rechten Gewerkschaftsführer, die auf der Versammlung das Punktsystem so gepriesen haben, tun nichts anderes als die Maßnahmen Pohlschröders gegen uns zu decken und zu vertreten. Was die SPD-Regierung in der Politik tut, wie sie mit ihrer Steuer- und Preispolitik alles unterstützt, was die Kapitalisten zu Beginn der Krise gegen die Arbeiter unternehmen, das tun auch ihre Freunde im Betrieb, wenn sie das Punktsystem unterstützen. Die rechten IGM-Führer haben das Punktsystem 'für uns' ausgehandelt. Uns selbst hat dazu keiner gefragt. Aber wir werden ihnen eine Antwort geben! Kollegen, gegen Akkordschinderei und Punktsystem müssen wir uns zur Wehr setzen! Wir dürfen nicht zulassen, daß wir alle unterschiedlich bezahlt werden.
Das wichtigste ist, daß wir uns nicht spalten lassen. Nicht der andere Kollege, dem es ja genauso geht, ist unser Gegner - Unternehmer und seine Freunde in Betriebsrat und Gewerkschaften, die müssen wir gemeinsam bekämpfen. Gegen sie müssen wir die Einheit aller Kollegen herstellen, ob sie nun Zeit- oder Akkordlöhner sind.
Wenn die Krise stärker in Erscheinung tritt, wenn die Konjunktur abflaut, wenn sich die Angriffe gegen uns verstärken, dann hilft nur der geschlossene Kampf, die einheitliche Aktion, der Streik gegen die Verschlechterung unserer Arbeitsbedingungen - das ist unsere Antwort, gegen die die Unternehmer machtlos sind und der sich Betriebsrat und Gewerkschaftsführer beugen müssen.
Dieser Kampf muß organisiert geführt werden. Die Betriebsgruppe Pohlschröder der KPD/ML wendet sich gegen alle Angriffe der Kapitalisten auf die Lage der Kollegen. Sie wendet sich gegen alle Versuche, die Kollegen zu spalten und ihren Kampf zu verhindern. Sie fordert alle Kollegen auf, in der Betriebsgruppe mitzuarbeiten, um den Kampf aufzunehmen und zu organisieren. Sie fordert alle Vertrauensleute auf, sich für ihre Kollegen einzusetzen und gegen das Punktsystem Widerstand zu leisten.

GEGEN DIE SPALTUNGSVERSUCHE DER KAPITALISTEN UND IHRER HELFER - DIE EINHEIT ALLER KOLLEGEN!
FÜHREN WIR DEN ORGANISIERTEN KAMPF GEGEN DIE FOLGEN DER KRISE!
SETZEN WIR UNS GEGEN DAS PUNKTSYSTEM ZUR WEHR, FÜR DIE ABSCHAFFUNG DES PUNKTSYSTEMS!
ORGANISIERT EUCH IN DER BETRIEBSGRUPPE POHLSCHRÖDER DER KPD/ML!"
Kontakt zur KPD/ML-ZB ist möglich über Kretschmer in der Brunnenstr.51.
Q: Die Rote Stanze Extrablatt Kampf gegen das Punktsystem, Dortmund März 1971

01.04.1971:
Bei Pohlschröder Dortmund wird, laut KPD/ML-ZB, ein Punktsystem für Zeitlöhner (vgl. 18.3.1971) eingeführt.
Q: Die Rote Stanze Extrablatt Kampf gegen das Punktsystem, Dortmund März 1971, S. 1

Mai 1971:
Die KPD/ML-ZB arbeitet derzeit, laut KJVD, in Dortmund an den Betrieben Hoesch Westfalenhütte, Hoesch Phoenix und Pohlschröder (alle IGM-Bereich). Dort sollen auch Jugendaufbaubetriebsgruppen (JBG) des KJVD bestehen. Die SDAJ der DKP sei in Derne, Hörde, Hombruch und Huckarde aktiv, die KPD/ML-ZK bei Hoesch, ihre Rote Garde (RG) hauptsächlich an der Berufsschule.
Q: Der Junge Bolschewik Nr. 3/4, Nochum 4.5.1971

08.09.1971:
Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 20.9.1971) berichtet die KPD:"
STADTTEILVERSAMMLUNG DER IGM IN BRACKEL

Etwa 25 Kollegen waren zu der letzten Stadtteilversammlung der IGM am 8.9.1971 in Brackel gekommen, hauptsächlich Vertrauensleute der drei Hoesch-Werke sowie von Rheinstahl und von Pohlschröder. Es sollte an diesem Abend um die Tarifrunde (MTR bzw. STR, d.Vf.) gehen. Da fast alle anwesenden Kollegen eindeutig hinter den linearen Forderungen der verschiedenen Vertrauensleutekörper (z.B. Westfalenhütte, Klöckner (vermutlich Düsseldorf, d.Vf.) und Ford (Köln, d.Vf.)) standen, war man gespannt auf die Auseinandersetzung mit dem Abgesandten der IGM-Spitze, der das Referat zur Tarifrunde hielt.

Dieser Abgesandte war Erich Erlenhofer, der 1.Sekretär der IGM-Ortsverwaltung. Seinen gepflegten Händen sah man an, daß er schon lange nichts mehr mit körperlicher Arbeit zu tun hatte. Wenn Erich Erlenhofer sprach, dann dauerte es immer sehr lange; denn er redete immer um den heißen Brei herum. Und wenn man nur um den heißen Brei redet, kommt man selten zu einem Ende.

Ein Kollege machte jedoch sofort klar, worum es ging: Er stellte fest: Obwohl die Vertrauensleutekörper der größten Betriebe des Tarifgebietes lineare Forderungen zur Tarifrunde aufgestellt haben, hat die Große Tarifkommission eine prozentuale Forderung aufgestellt, die auch wesentlich tiefer liegt als die linearen Forderungen der Vertrauensleute. Das ist nur möglich, weil die Tarifkommission vom Bezirksvorstand eingesetzt wird und nur diesem verantwortlich ist. Mehr als in der Tarifrunde zuvor, so fuhr der Kollege fort, geht es angesichts der Krise darum, die Geschlossenheit der Kollegen zu erreichen und weitere Spaltung zu verhindern. Deshalb haben die Vertrauensleute die einheitliche lineare Lohnerhöhung gefordert. Der Bezirksvorstand leistete dagegen mit den Prozentforderungen der weiteren Spaltung der Arbeiterklasse Vorschub. Das muß in Zukunft verhindert werden. Und aus diesem Grunde, so forderte der Kollege, muß die Tarifkommission von den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten gewählt werden.

Ein anderer Kollege, der später gekommen war, unterstützte diesen Standpunkt. Er rechnete an Hand einer Lohn- und Gehaltsliste vor, daß bei einer prozentualen Erhöhung Spitzenverdiener das Doppelte mehr dazu bekommen als untere Lohn- und Gehaltsgruppen. Eine ganze Reihe von Kollegen nahm zu diesem Punkt noch Stellung. Alle verurteilten die spalterische Prozentforderung der IGM-Spitze. Nur einer, Betriebsratsvorsitzender einer kleinen metallverarbeitenden Firma schlug sich offen auf die Seite von Erich Erlenhofer. Er verteidigte die Prozentforderung mit der unsinnigen Behauptung, im Bezug auf das 13. Monatsgehalt und das Urlaubsgeld führe man mit der Prozentforderung besser.

Erich Erlenhofer mochte noch nicht antworten. Er wollte erst noch Fragen sammeln und kündigte dreist an: 'Ich werde Euch Euren linearen Zahn noch ziehen.'

Ein Kollege aus der Westfalenhütte kam dann auf die Taktik der IGM-Spitze zu sprechen. Er griff die Führung scharf an. Zunächst richtete sich sein Angriff darauf, das die IGM-Spitze die Große Tarifkommission erst so spät zusammentreten ließ. Das späte Aufstellen der Forderung hat die Kampfmoral der Kollegen unterhöhlt und den frühzeitigen Aufbau einer Front hinter EINER EINHEITLICHEN Forderung verhindert. Auf einer Linie dann, so erklärte dieser Kollege ziemlich erregt, liegt das Vorgehen der IGM-Ortsverwaltung bei Hoesch. Mit Hilfe von Manipulation war es dort der Ortsverwaltung gelungen, eine einheitliche Kampffront aller Hoesch-Kollegen zu verhindern. Gestützt auf die ergebenen Betriebsräte von Union und Phoenix setzte sie in den Vertrauensleutekörpern dieser Werke durch, daß eine andere Forderung aufgestellt wurde, als auf der Westfalenhütte (vgl. 6.8.1971, 17.8.1971, d.Vf.).

Ein Kollege von Pohlschröder untermauerte diesen Vorwurf gegen die IGM- Spitze. Er berichtete, mit welchen Tricks es die alten Betriebsratsbonzen immer wieder schaffen, erneut gewählt zu werden. 'Und wer erst einmal in der Großen Tarifkommission sitzt', so schloß er seinen Beitrag, 'der braucht sich sowieso nicht mehr um die Kritik seiner Kollegen zu kümmern, denn von dem Posten holt ihn keiner mehr runter, es sei denn Otto Brenner persönlich.'

Schließlich war die Reihe an Erich Erlenhofer. Er mußte zu den klaren und berechtigten Angriffen Stellung nehmen. Wir waren gespannt, mit welchem Argument er die Prozentforderung verteidigen würde. Aber wie ich schon sagte: Wenn Erich Erlenhofer sprach, dann dauerte es immer sehr lange. Und dieses Mal dauerte es besonders lange. Denn Erich Erlenhofer hatte sich offenbar vorgenommen, uns mit Fachausdrücken zu überrumpeln. Er redete von der schwierigen konjunkturellen Lage und sprach von der Dollarkrise, von den japanischen 'Dumping'-Preisen, von der Nichtabwertung des Dollars und der Nichtaufwertung des japanischen Yen, er sprach vom 'Floating', von Importrestriktionen, von dem Schluck aus der Preispulle und von importierter Inflation. Er brachte noch eine ganze Reihe von Schlagwörtern, die er uns in wechselnder Reihenfolge auftischte. Die Krönung seiner Ansichten über die kapitalistische Wirtschaft bildete aber eine Theorie, die er den 'Lagerzyklus' nannte. Nach dieser Theorie des Erich Erlenhofer sind die amerikanischen Metallarbeiter daran Schuld, daß die westdeutsche Wirtschaft wieder in die Krise steuert. Und das erklärte er so: Die westdeutschen Stahlunternehmer haben auf Lager produziert. Sie spekulieren darauf, daß sich der Stahl auf dem Weltmarkt verteuern würde, wenn die amerikanischen Metallarbeiter streiken. Dann wollten sie ihren gelagerten Stahl teurer losschlagen. Jetzt haben die amerikanischen Kollegen aber nicht gestreikt und deshalb sitzen die westdeutschen Unternehmer auf ihrem gelagerten Stahl fest, deshalb also Kurzarbeit, Stillegungen und Entlassungen.

'Das alles', meinte Erich Erlenhofer bedeutungsvoll, 'müssen wir bedenken, wenn wir in die Tarifrunde gehen. Hohe Lohnforderungen gefährden jetzt die Arbeitsplätze. Damit müssen wir warten, bis die Wirtschaft wieder anzieht. Außerdem haben wir die ganze öffentliche Meinung gegen uns. Wenn wir jetzt hohe Löhne fordern, dann sind wieder die Gewerkschaften schuld, daß die Preise in die Höhe gehen. Hätten wir unsere Lohnforderungen früher gestellt, wie ein Kollege vorhin forderte, dann hätten die Preise schon vor den Tarifverhandlungen wieder angezogen.' Abschließend stellte Erich Erlenhofer dann die folgende Rechnung auf, mit der er uns - wie er es nannte - den linearen Zahn ziehen wollte:

'Über tausend Kollegen', so sagte er, 'bekommen den Ecklohn. Für sie kommt die lineare und die prozentuale Erhöhung auf dasselbe raus. Knapp 6 000 Kollegen liegen unter dem Ecklohn. Sie bekommen bei einer prozentualen Erhöhung weniger dazu. Aber etwa 15 000 Kollegen liegen über dem Ecklohn. Sie würden bei einer prozentualen Erhöhung mehr dazu bekommen.'

Damit war Erich Erlenhofer am Ende. Das alles war es also, was der führende IGM-Funktionär Erich Erlenhofer bedachte, wenn er in der Tarifrunde für die Interessen der Kollegen eintreten sollte. Er dachte an die Absatzschwierigkeiten der Kapitalisten, er dachte, die Kapitalisten entlassen aus Dankbarkeit keine Kollegen, wenn die IGM-Spitze nur soviel Lohnerhöhung fordert, wie die Kapitalisten freiwillig zahlen (Lohnleitlinien), er dachte an die öffentliche Meinung der Kapitalisten (denn sie machen das Fernsehen und schreiben in Bild und nicht wir), er dachte, an der Preistreiberei der Kapitalisten würde sich etwas ändern, wenn die IGM-Spitze so lange wie möglich mit der Aufstellung von Lohnforderungen wartet und schließlich dachte der Erich Erlenhofer: Besser ein paar Kollegen, die mehr bekommen und ruhig bleiben, als der einheitliche Kampf aller Arbeiter für eine Forderung.

Woran Erich Erlenhofer nicht dachte, war unser Geldbeutel, denn die lumpigen 6% oder 7%, auf die die IGM-Spitze zusteuert, reichen nicht einmal aus, um die ständigen Preiserhöhungen aufzufangen. Woran er auch nicht dachte, war, daß das Brot für alle teurer geworden ist und nicht nur für die Spitzenverdiener. Und was dem Erich Erlenhofer wohl am wenigsten klar war, ist die Tatsache, daß uns die Kapitalisten noch nie etwas freiwillig gegeben haben, solange es den Kapitalismus gibt, daß man ohne Kampf nie etwas erreichen wird, und daß zu diesem Kampf die Einheit aller Kollegen gehört und nicht die Einheit in der Konzertierten Aktion.

Gerne würde ich diese Korrespondenz für die Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch mit einem Bericht darüber abschließen, wie die anderen Kollegen reinen Tisch mit dem Abgesandten der IGM Spitze gemacht haben. Dazu kam es nicht. Die Hälfte war schon gegangen, solange Erlenhofer noch redete. Die anderen Kollegen leisteten keinen ernsthaften Widerstand mehr. Vielleicht hatten sich einige tatsächlich von dem haarsträubenden Unsinn einwickeln lassen, den Erlenhofer über die kapitalistische Wirtschaft erzählte, vielleicht gab es aber auch ein paar, die sich ihre Betriebsratskarriere nicht verderben wollten. Ihren Kollegen, die sie als Vertrauensleute vertreten, haben sie damit auf jeden Fall einen schlechten Dienst erwiesen.

In einem Sonderdruck der ROTEN FAHNE der KPD (vgl. S.3.*.1971, d.Vf.) habe ich gelesen, 'wer gegen Krupp, Thyssen, Mannesmann und die Hoesch-Kapitalisten kämpfen will, muß auch gegen Brenner kämpfen'. Nachdem ich diese Stadtteilversammlung mitgemacht habe, kann ich der KPD nur recht geben. Deshalb habe ich mich auch an die KPD mit dieser Korrespondenz für die KOMMUNISTISCHE ARBEITERPRESSE gewandt.

Um die Einheit der Arbeiterklasse zu erringen, müssen wir die Erlenhofers entlarven, wo immer sie auftreten, ihr Spaltertum bekämpfen und sie daran hindern, ihre Demagogie zu verbreiten."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 3, Dortmund Sept. 1971, S. 2f

15.01.1972:
Die DKP-Gruppe Dortmund-Ost bestellte für die Verteilung innerhalb der Woche der DKP 500 'Manifest'-Flugblätter für Pohlschröder.
Q: DKP-Kreisvorstand Dortmund: handschriftliche Unterlagen in Geschichtswerkstatt Dortmund

Oktober 1972:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP erstmals ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. 22.1.1973) mit 8 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Werner Groß heraus, der auch den Leitartikel verfaßt:"
WETE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN

Mit dieser kleinen Zeitung haltet Ihr die erste Ausgabe einer neuen Betriebszeitung der Deutsche Kommunistischen Partei - DKP - in Händen. Sie wurde gemacht von Arbeitern, Angestellten und Lehrlingen und ist bestimmt für Euch, die Belegschaftsmitglieder der Firma Pohlschröder. Die Mitglieder der DKP geben solche Betriebszeitungen heraus, weil sie einen Beitrag leisten wollen, um dem Monopol der Meinungsmacher, von 'Bild' über die Tageszeitungen bis hin zum Fernsehen, entgegenzutreten. Ihr wedet selbst dahintergekommen sein, daß diese Massenmedien eigentlich sehr wenig über die Interessen der Massen von Arbeitern, Angestellten und Jugendlichen berichten. Das kommt nicht von ungefähr; denn allerorten in der Bundesrepublik, für alle Parteien, gelten die Millionäre mehr als die Millionen Arbeitenden.

Die DKP macht da eine Ausnahme, ihr Wahlspruch lautet: Alles für das Volk - kontra Großkapital! Dieser Wahlspruch gilt für die DKP nicht nur vor Wahlen, sondern immer, Tag für Tag und er wird - ausgesprochen oder unausgesprochen - auch das Leitmotiv dieser Zeitung sein.
Die Unternehmerverbände machen gegenwärtig verstärkt Anstrengungen, um - mit teuren Zeitungsanzeigen etwa - den Arbeitern einzureden, ja alles beim Alten zu belassen.

'Trau keinem über 130' schreiben sie unter ein Bild von Karl Marx und wollen damit den Eindruck erwecken, als sei Karl Marx heute nicht mehr modern. Und einige von Euch mögen der Auffassung sein, so eine Betriebszeitung der DKP sei klassenkämpferisch und passe nicht in die Zeit der 'sozialen Marktwirtschaft' und der 'Sozialpartnerschaft'.

Ich behaupte, Karl Marx und seine Lehre von den Klassen ist heute so modern wie vor 130 Jahren. Als ich 1943 meine Lehrer bei Pohlschröder begann, war die Familie Pohlschröder der 'Arbeitgeber', Herr Heinz Pohlschröder war der 'Betriebsführer', die deutschen Kollegen waren die 'Gefolgschaft', die mehreren hundert Sowjetbürger (aus der SU, d.Vf.), Franzosen und die Bürger anderer von der Nazi-Wehrmacht besetzter Länder waren die Zwangsarbeiter und alle arbeiteten für den Gewinn des 'Arbeitgebers' Pohlschröder.

Nach 1945 änderten sich einige Begriffe und einige Methoden. Nun gibt es keinen Betriebsführer mehr, sondern die Betriebsleitung, aus der 'Gefolgschaft' wurde die Belegschaft. Zwangsarbeiter gibt es keine mehr, heute arbeiten mit Euch zusammen 'Gastarbeiter' aus Spanien und anderen Ländern. Nun und die goldene Fahne der 'Deutschen Arbeitsfront' (DAF, d.Vf.) gibt es wohl auch nicht mehr.

Geblieben ist aber die Tatsache, daß der Familie Pohlschröder (inzwischen 3. Generation) das 'Werk' gehört und die Belegschaftsmitglieder ihre Arbeitskraft für mehr oder weniger hohen Lohn an die Herren Pohlschröder verkaufen. Dieses Geschäft scheint ja doch kein schlechtes Geschäft zu sein, zumindest nicht für Pohlschröder. Denn es sieht ja ganz und gar nicht so aus, als ob die Pohlschröders etwa in der Zeit von 1951 (dem Zeitpunkt meiner Entlassung wegen Arbeitsmangel) bis heute ärmer geworden seien. Aber die Arbeiter und Angestellten sind doch auch nicht ärmer geworden, höre ich einige Kollegen sagen. Stimmt sogar! Nur wessen Reichtum ist denn ungleich größer geworden und durch wessen Leistung wurde er geschaffen? Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich halte die Herren Pohlschröder durchaus nicht für Faulpelze, mir geht es darum, deutlich zu machen, daß dieses System ungerecht ist, in dem wenigen Kapitalisten alles Produktivvermögen (das 'Werk') gehört und die Masse der Arbeiter und Angestellten von der Verfügungsgewalt über dieses Produktivvermögen ausgeschlossen ist. Und weil das in der gesamten Bundesrepublik so ist, darum ist Karl Marx hochmodern, darum ist die einzige marxistische Arbeiterpartei, die DKP, die Partei der Gegenwart und Zukunft und darum wird es Klassenauseinandersetzungen geben, ganz unabhängig davon, ob sich das jemand wünscht oder nicht. In diesen Auseinandersetzungen will 'Der rote Schlüssel' ganz parteilich auf der Seite der Belegschaft stehen.

Mit kollegialem Gruß
Werner Groß"

Geworben wird für die 'UZ', aus der auch ein Artikel "Skandal! Maulkorb für Arbeiter!" übernommen wird.

Aus dem eigenen Betrieb wird berichtet:"
NEUE BESEN KEHREN GUT

Daran mußte ich denken, als in der letzten Betriebsversammlung Herr Hahnemann im Namen der Pohlschröder-Bosse sagte, daß man aus 'diesem Laden' wieder eine Fabrik machen wolle. Jedoch hat er nicht gesagt, daß das durch die Arbeiter und Angestellten, durch ihre Arbeitskraft geschaffen werden soll. Und den Gewinn wollen sie sich einstreichen, wie es schon immer war. Die Kumpels malochen und die Pohlschröder stecken den Profit ein. Auf welche Art und Weise die Bosse ihre Vorstellung durchsetzen wollen, hat Herr Hahnemann nicht gesagt. Aber sicher soll das so geschehen wie in der Abt. schwerer Schrankbau. Dort wurden die Akkordzeiten gekürzt, Kollegen in niedrigere Lohngruppen versetzt; es sollte also mehr Leistung für weniger Geld erbracht werden.

Erst durch eine zweitägige Arbeitsniederlegung der Kollegen von schwerer Schrankbau konnte das verhindert werden. So ganz einfach ist die Sache mit dem neuen Besen also nicht. Er kann nur dann kehren, wenn wir uns das gefallen lassen. Nun Kolleginnen und Kollegen, denkt einmal darüber nach und laßt Euch nicht von der Geschäftsleitung übers Ohr hauen."

Enthalten ist ein zweiseitiger Wahlkampf-Comic sowie diverse zentrale Artikel der DKP zum selben Thema und der zentrale Text "DKP: Jugendarbeitsschutz verbessern!".
Q: Roter Schlüssel Nr. 1, Dortmund Okt. 1972

Oktober 1972:
Für die DKP Dortmund-Scharnhorst berichtet Rudi Skott vermutlich aus dem Oktober:"
EIN FEINER GEWERKSCHAFTER

Kürzlich war Paul Löher in Dortmund-Scharnhorst, um sich als Bundestagskandidat der CDU vorzustellen.

Löher ist Betriebsrat im Hoesch-Werk Union (IGM-Bereich, d.Vf.). Ein Arbeitnehmer also, der für die CDU unter den Arbeitern und Angestellten Stimmen fischen soll."

Laut DKP bei Hoesch (IGM-Bereich - vgl. 14.11.1972) bezeichnet Löher, vermutlich auf der selben Versammlung, die Herren Pohlschröder als Teil jener fortschrittlichen Unternehmer, die für die Marktwirtschaft eintreten und deshalb die CDU unterstützen.
Q: Heisse Eisen Schmiergelder der Unternehmer an CDU/CSU, Dortmund Nov. 1972, S. 1; Roter Pfeffer rund um Scharnhorst Sollen unsere Schüler Stiefkinder bleiben?, Dortmund o.J. (1972), S. 3 und 5

18.01.1973:
Bei Pohlschröder Dortmund wird, laut KG (NRF) Mannheim/Heidelberg, zwei Stunden lang gegen die Anrechnung des Tarifergebnisses auf die Zulagen gestreikt. Das meint auch die KPD. Laut KPD/ML-ZK beginnen heute 500 einen zweitägigen Streik. Laut DKP ist der Streik erfolgreich:"
WIR LASSEN UNS NICHT LÄNGER VERSCHAUKELN!
8, 5% AUF DEN TARIFLOHN IST ZU WENIG

Das ist die Meinung der großen Mehrheit der Belegschaft. Die Kollegen haben Recht. Denn die Preise laufen davon, die Profite klettern in die Höhe, während Löhne und Gehälter unter 'ferner liefen' rangieren. Da wundert es nicht, daß die Arbeiter und Angestellten zur Selbsthilfe greifen, um auf ihre Kosten zu kommen. Die Protestaktionen der Kolleginnen und Kollegen des Werkes an der Hannoverschestraße sind eine gute Methode, um die berechtigte Forderung nach 8, 5% echter Lohnerhöhung durchzusetzen.

Freiwillig und allein durch Verhandlungen werden die Herren Pohlschröder und Hahnemann die Forderungen der Belegschaft nicht erfüllen. Es ist das gute Recht der Arbeiter und Angestellten, sich das zu holen, was ihnen zusteht.

Es ist eben eine alte Erfahrung: die Arbeiter und Angestellten werden nur das bekommen, was sie sich selbst erkämpfen. Das gilt für die Westfalenhütte (Hoesch, d.Vf.) ebenso wie für Pohlschröder.

Die 'grüne Wiese' vor der Verwaltung von Pohlschröder ist zwar nicht so groß wie die vor der Westfalenhütte. Aber wenn die Arbeiter und Angestellten einheitlich handeln, wird der Erfolg bei Pohlschröder genauso groß sein, wie im Herbst 1969 bei der Westfalenhütte."
Q: Roter Morgen Nr. 4, Hamburg 3.2.1973; Rote Fahne Nr. 4, Dortmund 24.1.1973;Arbeiter-Zeitung Nr. 2, Mannheim/Heidelberg Feb. 1973;Heisse Eisen Extrablatt und Kollegen fordern mindestens 0, 10 DM für alle, Dortmund 7.2.1973 bzw. 8.2.1973, S. 1 bzw. S.1;Roter Schlüssel Extrablatt Wir lassen uns nicht länger verschaukeln!, Dortmund o.J. (1973), S. 1

19.01.1973:
Die DKP berichtet von und bei Pohlschröder Dortmund:"
WER KRANK IST DARF NICHT BENACHTEILIGT WERDEN!

ERFOLGREICHE STREIKAKTION SOLL VON HINTEN DURCH DIE 'KALTE KÜCHE' UNTERLAUFEN WERDEN

Nachdem die Herren Pohlschröder und Hahnemann gegen das solidarische Handeln der Kolleginnen und Kollegen nicht ankamen und die berechtigten Forderungen der Arbeiter annehmen mußten, versuchten sie über eine Hintertür den erkämpften Lohn dennoch teilweise einzubehalten.
Denn laut Bekanntmachung des Hauptgeschäftsführers kann jeder der krank wird damit rechnen, daß die Geschäftsleitung meint, die Kollegin oder der Kollege nutzen die 'sozialen' Gesetze aus und es kann ihnen die 'freiwillige Zulage' gestrichen werden.
'…Die Geschäftsleitung beobachtet seit Monaten eine steigende Tendenz in den Fehlzeiten. Der Krankenstand ist unverständlich hoch angestiegen… Es ist sicherlich im Interesse jedes Mitarbeiters, daß Kolleginnen und Kollegen, die die sozialen Gesetze mißbräuchlich für sich ausnutzen, zur Verantwortung gezogen werden. Sie Alle werden verstehen, daß die Geschäftsleitung nicht gewillt ist, solchen Mitarbeitern auch noch übertarifliche Zulagen zukommen zu lassen.' (Aus der Bekanntmachung des Hauptgeschäftsführers, 19.1.1973)

Solche pauschalen Maßnahmen haben die Absicht, die Belegschaft zu maßregeln, den 'Herr im Hause Standpunkt' der Herren Pohlschröder und Hanemann durchzusetzen, die Angst um Lohn und Arbeitsplatz zu schüren, auf Kosten der Gesundheit der Menschen in Betrieb und Verwaltung.
Das sind weitere Absichten, die Hahnemann unter dem Mäntelchen des Senkens eines angeblich zu hohen Krankenstandes erreichen will, als Gegenmaßnahmen des gewonnenen Streiks der Kolleginnen und Kollegen.
Denn wollte er wirklich den Krankenstand senken, so weit das überhaupt möglich ist, dann müßten Maßnahmen getroffen werden, die darauf zielen, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen und nicht den Profit. Z.B.: Verbesserung des Betriebsklimas, menschlichere Arbeitsplätze, bessere Entlohnung, Verbesserung des Gesundheitswesens und vieles mehr."
Q: Roter Schlüssel Wer krank ist darf nicht benachteiligt werden!, Dortmund Feb. 1973, S. 1f

22.01.1973:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ein zweiseitiges Extrablatt ihres 'Roten Schlüssels' (vgl. Okt. 1972, Feb. 1973) mit einem Leitartikel zum Streik (vgl. 18.1.1973) heraus. Aus dem 'Blick auf Dortmund', der meist vom DKP-Kreisvorstand herausgegeben wird und uns nicht vorlag, wird ein weiterer Artikel übernommen:"
DAS MÄRCHEN VON DER 'LOHN-PREIS-SPIRALE'

Seit Jahrzehnten (immer dann, wenn Gewerkschaften Lohnforderungen anmelden) wird von den Unternehmern das Märchen aufgewärmt, nach dem angeblich die Löhne die Preise treiben. Damit wir denken: lieber keine Lohnforderungen stellen (oder nur niedrige), damit die Preise stabil bleiben. Was ist an dieser sogenannten 'Lohn-Preis-Spirale' dran - gibt es sie wirklich? 'Blick auf Dortmund' beleuchtet Hintergründe.

13% FÜR DIE BOSSE
Gegenwärtig bewegt sich die Preissteigerungsrate in der Bundesrepublik bei jährlich 6, 4%. Neue Preiserhöhungen für 1973, zum Beispiel für Mieten, Kraftstoff, öffentliche Verkehrsmittel und Lebensmittel sind bereits in Kraft oder angekündigt.
Die Heraufsetzung der Mehrwertsteuer und ein neuer, nicht rückzahlbarer 'Konjunktur-Zuschlag' werden vorbereitet.
Im gleichen Zeitraum, da die Kaufkraft der Löhne sinkt, steigen die Umsätze der Konzerne aufgrund erhöhter Arbeitshetze, Arbeitsleistung und Rationalisierung erheblich. Das Münchener IFO-Institut kommt zu der Schlußfolgerung, daß für 1972 Profitsteigerungen von mindestens 13% für die Unternehmer eingetreten sind!!

AUCH 1973: WIR SOLLEN ZAHLEN…
Ein weiteres konkretes Beispiel: in den letzten Wochen erhöhten die Mineralölkonzerne die Benzinpreise um einen Pfennig pro Liter. Das sind, wenn wir den Steueranteil abziehen, rund 2, 5%. Der Lohnanteil am Gesamtumsatz ist in der Mineralölindustrie so gering, daß allein mit dieser Preiserhöhung eine fast hundertprozentige (!) Lohnerhöhung hätte finanziert werden können. Und das, ohne daß der Unternehmerprofit nennenswert gesunken wäre. Die Gewerkschaften müssen bei den jetzt laufenden Lohnbewegungen davon ausgehen, daß sich auch im kommenden Jahr die Lebenshaltungskosten stark verteuern werden. Das muß nicht zuletzt maßgeblich sein für die Höhe der Lohnforderungen.

Es ist dummes Geschwätz, wenn Unternehmer und Bundesregierung davon reden, ein solches Verhalten sie nicht 'stabilitätsgerecht'.
DENN: Preissteigerungen, die die wirtschaftliche Stabilität in Frage stellen, gehen nicht von den Löhnen aus, sondern von der Profitgier der Unternehmer.
ZUM BEWEIS: Der Lohnanteil an den Produktionskosten beträgt zur Zeit in der Industrie 12 bis 15%. Wenn die IG Metall also 11% mehr Lohn fordert, kann sich das bei einem Lohnanteil von beispielsweise 12% nur mit 1, 32% auf die Kosten auswirken. Das hat für den Preis überhaupt keine Bedeutung.

WIR BRAUCHEN MITBESTIMMUNG!
Die von den Gewerkschaften geforderten Lohnerhöhungen dienen dazu, die Preissteigerungen des Vorjahres wieder aufzuholen. Denn wenn die Tarifverträge abgeschlossen sind, bleiben die Löhne für ein Jahr 'gestoppt' (denn solange gelten die meisten Verträge). Die Unternehmer dagegen sind, was die Preise angeht, nicht gebunden, sondern können sie willkürlich erhöhen. Und das tun sie auch kräftig, wie wir alle beim Einkauf an unseren Geldbeuteln feststellen können. Das ist so, weil Arbeiter und Angestellte keine wirksamen Mitbestimmungsrechte haben.

DESHALB:
Solange die Unternehmer privat über die Betriebe verfügen, die Arbeiter und Angestellten aber von jeder Verfügungsgewalt ausgeschlossen sind, gibt es nur einen Weg, die Lebenslage zu verbessern: die aktive Lohnpolitik der Gewerkschaften!
Lassen wir uns vom Propagandarummel der Unternehmer und ihrer Zeitungen nicht irremachen: nicht die Lohnforderungen der Arbeiter sind maßlos, sondern die Profitgier der Unternehmer ist es!"
Q: Roter Schlüssel Extrablatt Wir lassen uns nicht länger verschaukeln!, Dortmund o.J. (1973)

Februar 1973:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel (vgl. 22.1.1973, Jan. 1974) mit 4 Seiten DIN A 4 und einem Leitartikel zu den Repressalien der Geschäftsleitung (vgl. 19.1.1973) heraus. Berichtet wird auch:"
ZWANGSVERSETZUNGEN!
ENTLASSUNGEN!

Bei den Angestellten sollen erst einmal ungefähr 40 Kolleginnen und Kollegen entlassen werden. Bei den Arbeitern im Werk an der Hannoverschen Straße stehen über 20 auf einer Liste, wonach sie in ihren jetzigen Abteilungen überflüssig geworden sind. Es ist ihnen 'angeboten' worden, in anderen Abteilungen - zu schlechteren Arbeitsbedingungen und Löhnen - zu arbeiten oder sie würden entlassen. All diese Maßnahmen (das sei erst der Anfang laut Geschäftsleitung) des Herrn Hahnemann zielen darauf ab, einzusparen wo es nur geht. - Um nachher mit einer geringeren Belegschaft mehr als zuvor zu leisten."
Neben dem Kampfprogramm der DKP 1973 und einem zentralen Artikel zur Regierungserklärung von Willy Brandt (SPD) findet sich noch ein weiterer Betriebsbericht:"
'VON WEGEN MISSVERSTÄNDNIS'

Wenn die Herren Pohlschröder und Hahnemann erklären, in der jetzigen Lohnrunde zwar 8, 5% mehr auf den tariflichen Ecklohn zu zahlen, jedoch (wie im Vorjahr) von der 'freiwilligen Zulage' im Durchschnitt abziehen wollen, dann ist das eine klare Sache. Im Endeffekt hätten die Kolleginnen und Kollegen nur 6, 5% mehr Lohn bekommen. Der Warnstreik von einer Stunde (vgl. 18.1.1973, d.Vf.) war ebenfalls eine klare Unterstreichung der Forderung von 8, 5% Lohnerhöhung auf den Ecklohn OHNE Kürzung der 'freiwilligen Zulagen'.

Da jedoch die Herren Pohlschröder und Hahnemann immer noch nicht auf die Forderungen eingingen, denn sie hofften wohl, daß Zwangsurlaub in Asseln, Entlassungen und Zwangsversetzungen den Kolleginnen und Kollegen den Mut zum Streik nehmen werden (wie im vergangenen Jahr), ist festzustellen:
DIE ARBEITER HABEN SICH NICHT BANGE MACHEN LASSEN!

Somit mußten die Herren Pohlschröder und Hahnemann den berechtigten Forderungen nachgeben. Lächerlich ist hingegen ihre Art sich herauszureden - 'Mißverständnisse' und so."
Q: Roter Schlüssel Wer krank ist darf nicht benachteiligt werden!, Dortmund Feb. 1973

08.02.1973:
Die DKP gibt bei Hoesch Dortmund vermutlich zweimal ihre 'Heisse Eisen' (vgl. 1.2.1973, 9.2.1973) heraus.
Vermutlich morgens erscheint eine zweiseitige Ausgabe, die das Angebot der Kapitalisten veröffentlicht und ausführt:"
KOLLEGEN FORDERN MINDESTENS 0, 10 DM FÜR ALLE

Wieder einmal wollen die Hoeschbosse ihre Profite auf Kosten des kleinen Mannes vergrößern. Die Forderung der Kollegen lautet: mindestens 0, 10 DM betriebliche Zulage linear für alle. Stattdessen haben sich die Hoeschbosse einen - wie die Kollegen meinen - bösen Trick einfallen lassen. Sie wollen 2 021 Kolleginnen und Kollegen, die mit 2 bis 13 Punkten einanalysiert sind, leer nach Hause schicken. Alle anderen sollen nach einem ausgeklügelten System 0, 01 bis 0, 21 DM je nach dem Punktwert erhalten. Die mit 2 598 Kollegen größte Gruppe, die mit 23 Punkten eingestuft ist, soll mit 0, 07 DM abgespeist werden; das entspricht einer Erhöhung von 5, 3%. Ganz besonders sollen die Kollegen aus dem Hochofenbereich geschruppt werden, die 0, 20 DM Hochofenzulage haben. Diese 0, 20 DM sollen wegfallen; dafür sollen die Kollegen 0, 07 DM erhalten, also einen Verlust von 0, 13 DM in Kauf nehmen. - Ähnliches versuchten die Unternehmer schon beim Hoesch Rohrwerk in Barop und bei der Hoesch Röhrenwerke AG in Hamm. Die Kollegen in diesen Betrieben haben ihre Forderungen mittels Streik (vgl. 25.1.1973, d.Vf.) durchsetzen müssen. Auch die Kolleginnen und Kollegen der Dortmunder Firma Pohlschröder mußten zu Kampfmaßnahmen greifen (vgl. 18.1.1973, d.Vf.), um dem Unternehmer klar zu machen, daß sie nicht gewillt sind, die Profitbäume in den Himmel wachsen zu lassen. - Überall kann man hören und nachlesen, daß die Gewinne im Jahr 1972 erheblich waren, und die Voraussagen für das Jahr 1973 weisen aus, daß es ein hochprofitables Jahr werden wird. Die Unternehmer können zahlen, die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen sind maßvoll und realisierbar. - In der Öffentlichkeit ist nach dem ungenügenden Lohnabschluß 1973 für den Stahlbereich viel darüber gesprochen und geschrieben worden, daß die Stahlbosse sich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie eine Wiederholung des Septembers 1969 vermeiden wollen. Offensichtlich ist ihnen nichts Besseres eingefallen als die umseitig genannten Daten, die von den Kolleginnen und Kollegen einhellig als Provokation verstanden werden. Die Suppe werden nun diejenigen auslöffeln müssen, die sie eingebrockt haben."
Q: Heisse Eisen Kollegen fordern mindestens 0, 10 DM für alle, Dortmund 8.2.1973

29.03.1973:
Für die DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Ost berichtet ein Mitglied dem Kreisvorstand morgen über die heutige Sitzung u.a.:"
2. Der Freiverkauf der jetzigen UZ-Wochenzeitung muß gesteigert werden. Aus diesem Grund werden bei Schichtwechsel bei der Firma Pohlschröder (IGM-Bereich, d.Vf.) UZ-Zeitungen verkauft. Dieser Verkauf wird durch Handzettel-Verteilung bei der Frühschicht angekündigt."
Q: DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Ost: Betr.: Gruppenabend der Stadtteilgruppe Dortmund-Ost am 29.3.1973 im Lokal 'Zum Franziskaner', Dortmund 30.3.1973, S. 1

17.07.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 26.11.1973) fragt Rolf Brandt u.a. anläßlich der heutigen 'WR':"
WEM DIENT DIE WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG?

In einem Leserbrief (Westfälische Rundschau, Ausgabe Dortmund, vom 17.7.1973) schreibt das Amt für Wirtschafts- und Strukturförderung der Stadt Dortmund, 'daß die Wirtschaftsförderung nach den von allen Fraktionen des Rates gebilligten Grundsätzen arbeitet'. Durch mühevolle Verhandlungen und Subventionen seien in den letzten Jahren zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen worden. Die erwähnten Grundsätze werden leider nicht näher präzisiert. Sie ergeben sich jedoch aus einem Artikel des zuständigen Dezernenten, Stadtrat Werner Dannebom, der am 12.5.1972 im 'Vorwärts' erschien. Hier werden u.a. folgende Gründe für die Wirtschaftsförderung aufgezählt:
- Regionale Konkurrenz um das Bevölkerungswachstum
- Konzerne eliminieren Arbeitsplätze durch Rationalisierungen
- Schicksalhafter Verbund, in dem die Stadt mit ihren (!) Unternehmen lebt
- Absicherung der Existenz der Gemeinde und Strukturschwäche des östlichen Ruhrgebiets.

Als Kriterien für die Ansiedlung eines Betriebes werden genannt:
- Qualität des Managements
- Sorgfältige Abstimmung der Produktionspalette
- Elastisches Reaktionsvermögen
- Durchmischung der wirtschaftlichen Struktur.

Im übrigen sei der direkte fiskalische Nutzen gering gegenüber dem tatsächlich verursachten Aufwand.

Es ist unverständlich, daß die SPD-Ratsfraktion diesen 'Grundsätzen' zustimmen konnte. Sie verstoßen eindeutig gegen die Prinzipien sozialdemokratischer Politik. Diese ergeben sich z.B. aus einer Resolution des Arbeitnehmerbeirats beim Vorstand der SPD vom 12.3.1973:

- Es muß herausgestellt werden, wo die Förderung von Wachstum, von wirtschaftlichem, technischem und organisatorischem Wandel an Grenzen stößt und wo sie aus sozialdemokratischem Verständnis nicht mehr zu begründen ist, weil sie sich gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung auswirkt.

- Bei allen Zielen ist klarzumachen, in welcher Weise sie zu mehr Lebensqualität und Chancengleichheit für die abhängig Beschäftigten und insgesamt zu einer stärkeren Demokratisierung von Staat und Gesellschaft beitragen.

- Die Vorstellungen zur Strukturpolitik müssen geändert und ergänzt werden: So müssen die Forderungen nach einer gleichrangigen Berücksichtigung der Belange der Arbeitnehmer und nach einer Einbeziehung der sozialen Infrastrukturmaßnahmen schon bei der Planung von Strukturpolitik zugrunde gelegt werden.

- Strukturpolitische Förderungskriterien müssen entwickelt werden, z.B. Anpassung der Formen industrieller Produktion an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer, umweltfreundliche Produktion, Beteiligung der Unternehmen an
den entstehenden sozialen Kosten.

Ähnliche Forderungen sind auf dem letzten SPD-Parteitag (vgl. S4.*.1973, d.Vf.) zum Langzeitprogramm beschlossen worden. Es wäre zu wünschen, daß sich unsere kommunalen SPD-Vertreter daran halten.

In einer Stellungnahme charakterisiert das Amt die Forderung, anstelle der einseitigen Bevorzugung des industriebezogenen Infrastrukturausbaus durch die sogenannte Wirtschaftsförderung den Schwerpunkt der Maßnahmen auf den bevölkerungsnahen Infrastrukturausbau zu legen, als 'theoretische Empfehlungen, die keinen einzigen zusätzlichen Arbeitsplatz bringen'. Gleichzeitig verteidigt das Amt seine eingestandene Subventionspolitik zugunsten der Privatwirtschaft (Jugendecho, 17. Jg. August 1973 (vgl. Aug. 1973, d.Vf.) herausgegeben von der Jugendvertretung der Stadtverwaltung und der Stadtsparkasse Dortmund, S. 12: 'Dem Unternehmen (eine Dortmunder Geldschrank und Büromöbelfabrik (Pohlschröder - IGM-Bereich, d.Vf.)) wurde ein preiswertes Grundstück in Asseln-Süd beschafft, es wurde von der Zahl (gemeint ist Zahlung, Anm. d. Verf) der Erschließungsbeiträge in Höhe von 300 000 DM befreit. Für den Betrieb wurde (!) eine Hochspannungsleitung und eine Wasserleitung verlegt, Kosten ca. 1 150 000 DM…' 'Die Betriebsleitung fördert ihr eigenes Wohl und entließ jüngst 60 Angestellte!') mit dem unqualifizierten und polemischen Hinweis, man brauche Subventionen in einem System staatlicher Zwangswirtschaft allerdings nicht. Hiermit sollen wohl in diffamierender Absicht negative Assoziationen geweckt werden.

Mangels volkswirtschaftlicher Grundkenntnis können die Dortmunder Wirtschaftsförderer offenbar nicht erkennen, daß bevölkerungsbezogene Infrastrukturmaßnahmen nicht gegen unser derzeitiges Wirtschaftssystem verstoßen, sondern gerade in diesem die gesellschaftspolitisch bessere Politik darstellen. Hierdurch würde man den von der gegenwärtigen Wirtschaftsförderung angeblich angestrebten Zielen tatsächlich näherkommen, andererseits jedoch die heute zu beobachtenden unerwünschten Nebenwirkungen weitgehend vermeiden. Langfristig bestimmen die Unternehmen nämlich ihren Standort nach den vorhandenen Arbeitskräften. Die Bevölkerung wiederum richtet sich an der Lebensqualität des Wohnortes aus. Ein Ausbau der bevölkerungsbezogenen Infrastruktur bedeutet also auch eine indirekte 'Wirtschaftsförderung', die wirkungsvoller als die jetzige ist.

Die zur Zeit für Subventionen ausgegebenen öffentlichen Mittel bringen volkswirtschaftlich keine Verbesserung, sondern erzeugen lediglich eine kommunale Konkurrenz zu Lasten der Bevölkerung. Die Wirtschaftsförderer sind zu Geheimabsprachen und Täuschungen gezwungen, die sie gegenüber der Bevölkerung mit gesellschaftlicher Verantwortung tarnen müssen.

Der 'Arbeitskreis für Stadtentwicklungsplanung' der Stadt Dortmund hat diese Zusammenhänge im Gegensatz zum Amt für Wirtschafts- und Strukturförderung klar erkannt. Er schreibt: 'Nicht mehr Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten bestimmen den Wert eines Wohnstandorts, sondern der Freizeittwert eines Gebietes'. Er fordert folgerichtig ebenfalls einen Ausbau der bevölkerungsbezogenen Infratsruktur anstelle der gegenwärtigen Wirtschaftsförderung.

Es zeigt sich wieder, wie konzeptionslos in Dortmund bei der sogenannten Wirtschaftsförderung vorgegangen wird. Einziges Kriterium ist die Ansiedlung von Betrieben um jeden Preis. Dabei wird den anmaßenden Wünschen und Forderungen der kapitalistischen Wirtschaft bedingungslos Rechnung getragen. Durch willfähriges Verhalten und Subventionen in Millionenhöhe macht man sich zum ergebenen Handlanger privater Profitinteressen. Heuchlerisch sucht man gleichzeitig nach den Ursachen für die ungerechte Vermögens- und Einkommensverteilung, für die zunehmende Verschlechterung der Lebensqualität und für die öffentliche Armut. Daß eine der Ursachen in der praktizierten Wirtschaftsförderung liegt, wird aus dem Bewußtsein verdrängt und durch Scheinargumente - 'Schaffung von Arbeitsplätzen' - verschleiert."
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 4, Dortmund 1973, S. 3ff

August 1973:
Bei Pohlschröder Dortmund kommt es, laut KPD, vermutlich im August zu einem Streik für eine Teuerungszulage (TZL).
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973

07.11.1973:
Vermutlich heute erscheint in Dortmund ein Flugblatt zur Solidarität mit den 122 Entlassenen bei Mannesmann (MM) Duisburg-Huckingen (IGM-Bereich - vgl. 30.10.1973):"
SOLIDARITÄT KONTRA UNTERNEHMERWILLKÜR

Bei Mannesmann in Duisburg-Huckingen soll 122 Kollegen der Stuhl vor die Tür gesetzt werden. Ihnen drohen fristlose Kündigungen, weil sie mit anderen Kollegen für die Weiterzahlung der gemeinsam erkämpften Teuerungszulage (TZL, d.Vf.) von 70 DM in den Warnstreik getreten sind.

Jedes Mittel ist den Bossen am Rhein recht, wenn es um ihre Profite und um Friedhofsruhe in den Betrieben geht. Mit Gangstermethoden großen Stils sollen 122 Kollegen bei Mannesmann standrechtlich entlassen werden. Sie schrecken auch nicht davor zurück, Kranke und Urlauber auf ihre schwarzen Entlassungslisten zu setzen.

Weisen wir gemeinsam diese Provokation der Stahlbosse zurück.

Die Erfahrungen von Hoesch und Mannesmann aus dem Frühjahr zeigen: unsere Solidarität steht gegen die Unternehmerwillkür.

Wir, die unterzeichnenden Dortmunder Jugendverbände und -organisationen, Jugendvertreter und gewerkschaftliche Jugendfunktionäre, verurteilen auf das Schärfste diese Willkürmaßnahmen der Stahlbosse und verlangen:
- die sofortige Wiedereinstellung der betroffenen Kollegen!
- keinerlei Einschränkung der gewerkschaftlichen Rechte im Betrieb!

Wir fordern die Bevölkerung unserer Stadt auf, sich am Samstag, den 10.11.1973 mit uns an der großen Demonstration für die ausgesperrten Mannesmann-Kollegen zu beteiligen.

Neueste Information:
Am 6.11.1973 mußte der Vorstand der Mannesmann-Werke in Duisburg 100 Entlassungen zurücknehmen. Das ist ein Teilerfolg der breiten Solidaritätsentwicklung im ganzen Land. Jetzt heißt es: verstärkt Solidarität üben, um auch die anderen 22 Kollegen von der Entlassungsliste zu bekommen."

Dieses Flugblatt ist unterzeichnet von: NFJD, Judos der FDP, SDAJ der DKP, MSB Spartakus der DKP, Hans Otto Wolf (Betriebsrat bei Hoesch Phoenix), Hugo Becker, KJA-Vorsitzender DGB Lünen, Peter Zier, Jugendvertreter Hoesch Phoenix, Detlef Schmidt, KJA-Vorsitzender Dortmund, Klaus Bailer für die Gesamtjugendvertretung (JV) Hoesch Werke AG, Fritz Hagenbrauck, Betriebsrat Käsbohrer (IGM-Bereich), Jörg Amerong, Jugendvertreter Siemens (IGM-Bereich), Jupp Schneider, Ch. Wurms (GEW), U. Gorecki, Jugendvertreter Pohlschröder (IGM-Bereich), Albert Herzemann, Juso AG-Leiter der SPD, Jutta Steven, Jugendvertreterin Hoesch Union, H. J. Weber für die Jugendvertretung Hoesch Hauptverwaltung, G. Schmidt, Jugendvertretung Orenstein und Koppel (O+J -IGM-Bereich), Rolf Sina, KJA-Mitglied, S. Kahlke, Jugendvertreterin Holstein und Kappert (H+K - IGM-Bereich), N. Hüwel, KJA-Mitglied, Detlef Kiel für die Jugendvertretung Hoesch Westfalenhütte, D. Knopp, KJA-Mitglied, I. Sczesny, Mitglied OJA-HBV, S. Pogadel, Mitglied KJA, H. Krause, KJA-Mitglied, Bruno Bekir, IGM-VKL Hoesch-Westfalenhütte, Studierendenvertretung Westfalenkolleg und Rüdiger Hasenpusch (GEW). In einem Kasten wird berichtet von Rheinstahl Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 2.11.1973).
Q: N.N.: Solidarität kontra Unternehmerwillkür, o.O. (Dortmund) o.J. (Nov. 1973)

03.12.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 12.12.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
POHLSCHRÖDER: IN DER SCHWEISSEREI DIE FENSTER ZUGESCHRAUBT!

Haben Sonntagsfahrverbote, Geschwindigkeitsbegrenzung und Preissteigerungen bei Benzin und Heizöl werden nun auch in zahlreichen Fabriken die Heizungen gedrosselt, um Heizkosten zu sparen - auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter.

In einer Werkhalle, in der geschweißt wird, haben sie die Fenster zuschrauben lassen. Der Erfolg: Es stinkt in der Halle fürchterlich und die giftigen Gase vom Schweißen bleiben in der Luft. Die Kollegen haben sich bei Pohlschröder bereits über diese Maßnahme empört. Nur um Heizkosten zu sparen, schädigen die Pohlschröder-Kapitalisten die Gesundheit der Kollegen. Diese Schikane ist kein Einzelfall. Unter dem Vorwand der Energiekrise werden gegenwärtig in vielen Betrieben solche Schikanen durchgesetzt. Dagegen müssen sich die Arbeiter gemeinsam wehren!"
Q: Roter Kumpel: Vorgezogene Tarifverhandlungen, Dortmund o.J. (1973), S. 4

Januar 1974:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich im Januar ihren 'Roten Schlüssel (vgl. Feb. 1973, 10.5.1974) heraus.
Q: Roter Schlüssel GRÖBAZ, Dortmund o.J. (1974)

24.04.1974:
Das Pohlschröderwerk in Dortmund-Asseln (1 700 Besch.) wird, laut KPD, heute geschlossen. Das Gewerkschaftliche Maikomitee (MK) Dortmund der KPD berichtet:"
POHLSCHRÖDER PLEITE!
LETZTE MELDUNG!

POHLSCHRÖDER PLEITE: 1 000 ARBEITER, 700 ANGESTELLTE AUF DER STRASSE!

Einen neuen Beweis für die SPD-Parole 'Mehr Menschlichkeit' liefert die Pohlschröder-Pleite. Gegenüber den Konkurrenten VOKO und Mauser hatte Pohlschröder nur zwei Möglichkeiten: Entweder die beiden anderen durch Ausweitung der Produktion zu ruinieren - und die dortigen Kollegen arbeitslos zu machen - oder selbst vor die Hunde zu gehen. Jetzt stehen die Kollegen auf der Straße, ohne Lohn: Die Gläubiger gehen vor. Keiner weiß etwas über Stillegungs- oder Verkaufspläne.

Wir fordern:
Sofortige Einberufung einer Belegschaftsversammlung!
Sofortige Bekanntgabe aller Stillegungs- oder Verkaufspläne!
Volle Weiterbezahlung der Löhne ab sofort für drei Monate!
Verabschiedung aller Vereinbarungen nur auf der Belegschaftsversammlung!"

Berichtet wird auch durch die Ortsleitung (OL) Dortmund des KOV der KPD (vgl. 29.4.1974) und den KOV (vgl. Mai 1974).

Vermutlich noch heute gibt die OL der KPD das folgende, handschriftliche Flugbatt mit einer Seite DIN A 4 unter Verantwortung von T. Luczak, Dortmund, Zimmerstr.19 heraus:"
KOLLEGEN VON POHLSCHRÖDER,
NICHT UNTERSCHREIBEN!

Das muß die Parole aller Arbeiter von Pohlschröder sein.

Denn: unterschreiben der fristlosen Kündigung heißt: verzichten auf den Lohn für die Zeit der Kündigungsfrist, verzichten auf jeden weiteren Anspruch an Pohlschröder.

Kollegen,

Betriebsrat und IG-Metall Ortsverwaltung haben auf der Betriebsversammlung gezeigt, daß von ihnen nur leeres Geschwätz zu erwarten ist.

Doch die Forderungen müssen sein:

- sofortige Auszahlung der Restlöhne
- voller Lohn für drei Monate
- Sozialplan für Härtefälle
- Kein Abbruch der Baracken der ausländischen Arbeiter, bis alle eine Wohnung haben.

Die KPD ist jederzeit erreichbar: 834166"

Berichtet wird auch durch den KOV der KPD (vgl. Mai 1974) und durch die KPD bei DeTeWe Berlin (vgl. 14.5.1974).
Q: KOV-OL Dortmund:Mitschüler!,Dortmund o.J. (Apr. 1974),S.1; 1.Mai Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse o.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1974),S.1;Rote Fahne Nr.18,Dortmund 2.5.1974;Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe DeTeWe Nr. 19,Berlin 14.5.1974, S. 2;KPD-OL Dortmund:Kollegen von Pohlschröder,Nicht unterschreiben!,Dortmun o.J. (Apr. 1974);Schulkampf Nr.4,Dortmund Mai 1974,S.5

KOV_Schulkampf526

Berlin_DTW055


25.04.1974:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die Ortsleitung (OL) der KPD vermutlich heute das folgende Flugblatt mit einer Seite DIN A 4 unter Verantwortung von T. Luczak, Dortmund, Zimmerstr.19, heraus:"
NICHT UNTERSCHREIBEN!

Kollegen, mit dem Versprechen der Dreieinigkeit aus Betriebsrat, IG Metall-Ortsverwaltung und Pohlschröder-Geschäftsleitung, daß Ihr sofort weiter Geld bekommt, soll Euch heute die Unterschrift für den Arbeitslosenantrag abgetrotzt werden.

Wir sagen: NICHT UNTERSCHREIBEN, weil die Unterschrift bedeutet:

1. wenn Pohlschröder verkauft wird, kann der neue Kapitalist den Kollegen einstellen, der ihm paßt - alle Erfahrungen mit Verkäufen haben den Arbeitern gezeigt, daß Rationalisierungen und Entlassungen immer die Folge von Betriebsverkäufen sind,

2. wenn Pohlschröder nicht verkauft wird und die Maschinen und anderen Betriebsteile verkauft werden, bekommt Ihr weiter Euer Arbeitslosengeld, aber Ihr habt jeden Anspruch auf Weiterzahlung der Löhne an Pohlschröder abgetreten.

Genau dies ist doch auch die Überlegung der Pohlschröder-Kapitalisten. Zwar bedeutet die Unterschrift beim Arbeitslosenantrag nicht formell-juristisch eine Kündigung, aber faktisch verliert Ihr damit jede Möglichkeit, noch weiter Eure berechtigten Forderungen an Pohlschröder durchsetzten.

Ihr habt geschuftet bei Pohlschröder, deshalb könnt Ihr auch nicht zulassen. daß kein Sozialplan aufgestellt wird, daß nur der Aprillohn noch ausgezahlt wird, daß Ihr in den nächsten Monaten mit Arbeitslosengeld leben müßt.

Kollegen, jetzt ist keine Zeit, sich falschen Hoffnungen hinzugeben, jetzt muß schnell und entschlossen gehandelt werden. Nur Eure Entschlossenheit und Kampfstärke wird es möglich machen, daß Ihr Forderungen an Pohlschröder durchsetzt. In einem vergleichbaren Fall haben die Kollegen eines Druckbetriebes in Berlin (Officina, DruPa-Bereich - vgl. 1.9.1972, d.Vf.) eine Demonstration zum Rathaus gemacht und die Löhne für die nächsten drei Monate von der Stadtverwaltung erzwungen.

Daran kann man sehen, nur solidarischer Kampf kann diesen Herren etwas abtrotzen.

Die KPD ruft Euch auf, am Freitag mittag, 14 Uhr ein Besprechung zu machen, um zu beraten, wie der gemeinsame Widerstand gegen die Verschaukelungspolitik der Pohlschröder-Herren jetzt noch organisiert werden kann.

KOMMT AM FREITAG 14 UHR ins 'HALLER ECK', HALLESCHESTR!

Es wird auch ein Rechtsanwalt der 'ROTEN HILFE' (RH e.V., d.Vf.) anwesend sein und Eure Rechtsfragen beantworten.

Die Ortsleitung der KPD ist jederzeit erreichbar:
Tel: 83 41 66, Zimmerstr.9"
Q: KPD-OL Dortmund: Nicht unterschreiben!, Dortmund o.J. (1974)

26.04.1974:
Bei Pohlschröder Dortmund lud die KPD Ortsleitung (OL) Dortmund (vgl. 25.4.1974) vermutlich für heute zu einer Besprechung um 14 Uhr ins Hallereck in der Halleschen Straße ein.
Q: KPD-OL Dortmund: Nicht unterschreiben!, Dortmund o.J. (1974), S. 1

29.04.1974:
Die Ortsleitung Dortmund des KOV der KPD gibt vermutlich heute das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Bodo Stöcklein, Dortmund, Dürenerstr.43, heraus:"
Mitschüler!

Mit diesem Flugblatt rufen wir Euch auf, am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, an der Demonstration der Kommunistischen Partei Deutschlands teilzunehmen.

Erinnern wir uns:

- vor genau einem Jahr, am 1.Mai 1973, wurde hier in Dortmund die 1.Mai-Demonstration der KPD verboten. Über ganz NRW hatte Polizeiminister Weyer (FDP, d.Vf.) ein Demonstrationsverbot verhängt. Aber auch tausende von Polizisten, brutalste Knüppeleinsätze konnten nicht verhindern, daß das Demonstrationsverbot erfolgreich durchbrochen wurde. Gerade von uns Dortmundern werden sich viele noch daran erinnern, wie überall in der Stadt Polizeiposten standen, in Gruppen zusammenstehende Menschen auseinandergetrieben wurden, wahllos verhaftet wurde.

Dies war vor einem Jahr Weyers Provokation, die zurückgeschlagen werden konnte - denn seit die I. Kommunistische Internationale 1890 den 1.Mai zum internationalen Kampftag der Arbeiterklasse erklärte, demonstrieren an diesem Tag in aller Welt die klassenbewußten Arbeiter für ihre Forderungen. - Und auch ein Herr Weyer konnte den Arbeitern dieses Recht nicht nehmen!

- viele werden's schon in der Tagespresse mitbekommen haben: bei Pohlschröder (IGM-Bereich - vgl. 24.4.1974, d.Vf.) in Dortmund wurden Ende letzter Woche 1 700 (!) Arbeiter von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt. Der Betrieb brachte nicht mehr genug Profite, stand 'in den roten Zahlen'. Der Eigentümer Pohlschröder selbst bringt seine - immer noch sehr zahlreichen! - Schäfchen ins Trockene, und 1 700 Arbeiter können auf dem sowieso schon schlechten Dortmunder Arbeitsmarkt sehen, wo sie bleiben!

Neben den maßlosen Preissteigerungen, mit denen die Löhne nicht mehr Schritt halten, zeigt dieser Dortmunder 'Fall' noch einmal in voller Schärfe: Gerade heute haben die Arbeiter Grund genug, am 1.Mai auf die Straße zu gehen; denn dieses Gesellschaftssystem kann keine sicheren Arbeitsplätze garantieren, schafft keinen Wohlstand, 'mehr Lebensqualität' (Brandt (SPD, d.Vf.)) für die Arbeiter - im Gegenteil!

- Wen wundert's, wenn gerade auch in den letzten Wochen Weyer wieder mit dem Verbot der KPD droht - in einer Situation, wo immer mehr die Menschenfeindlichkeit des Kapitalismus erkennen und dagegen den Kampf aufnehmen! Aber auch in diesem Jahr werden diese Drohungen auf den entschiedenen Widerstand aller Revolutionäre und Demokraten stoßen, denn: hätten solche Leute wie Weyer und Co. erstmal das Verbot der KPD durchgesetzt, so wäre zunehmender politischer Entrechtung und Unterdrückung, Schritt für Schritt, letztendlich auch jeder nur radikal-demokratischen Meinungsäußerung Tür und Tor geöffnet.

Wir meinen: auch wir Oberschüler sollten am 1.Mai nicht nur 'ins Grüne fahren'; Auch wir Oberschüler müssen uns entscheiden: unterstützen wir den Kampf der Arbeiterklasse oder nicht!

Auch wir als Oberschüler haben ja hier in Dortmund genügend Beispiele für die Menschenfeindlichkeit des Kapitalismus und gerade auch die Volksfeindlichkeit der SPD als Regierungspartei!

Mitschüler! Wir rufen zum 1. Mai nicht auf wie zu einem Pop-Festival, wie das z.B. die DKP tut ('Kittner kommt!', 'H. Baumann-Combo spielt auf zum Tanz', 'Riesentombola' usw.) - sondern wir fordern Euch auf:

DISKUTIERT IM UNTERRICHT ÜBER DEN 1. MAI!
KÄMPFT MIT UNS FÜR FREIE POLITISCHE BETÄTIGUNG IN AUSBILDUNG UND BERUF!
GEGEN POLITISCHE ENTRECHTUNG UND UNTERDRÜCKUNG!"

Außer zur Demonstration der KPD wird auch zur eigenen Maiveranstaltung (vgl. 30.4.1974) eingeladen."
Q: KOV-OL Dortmund: Mitschüler!, Dortmund o.J. (Apr. 1974)

01.05.1974:
Der KJB Dortmund des KBW (vgl. 13.5.1974) berichtet:"
1. MAI 1974 - EIN SCHRITT VORAN

Von den drei Demonstrationszügen, die der DGB zur Kundgebung im Westfalenpark organisiert hatte, war derjenige vom Postscheckamt der herausragende. Ursprünglich als isolierter Jugendblock geplant, waren zu diesem Zug auch Kollegen aus dem ÖTV-, GEW-und HBV-Bereichen gekommen. Auch Kollegen von der Konkursfirma Pohlschröder reihten sich mit dem Transparent: 'Pohlschröder-Belegschaft fordert: Sicherung der 1. 700 Arbeitsplätze' ein. Mehr als die Hälfte der über 1. 000 Demonstranten erschien unter roten Fahnen und fortschrittlichen Parolen wie: 'Für Streikrecht im öffentlichen Dienst', 'Weg mit der Friedens- und Schweigepflicht', und 'Weg mit den Berufsverboten'."
Q: Kommunistische Jugendnachrichten Nr. 4, Dortmund Mai 1974, S. 1

10.05.1974:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Jan. 1974, Okt. 1974) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund 10.5.1974

13.05.1974:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die Ortsleitung (OL) der KPD vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt mit einer Seite DIN A 4 unter Verantwortung von T. Luczak, Dortmund, Zimmerstr.19 heraus:"
VOLLER JAHRESURLAUB FÜR ALLE ARBEITER VON POHLSCHRÖDER

Kolleginnen und Kollegen,

die Produktion bei Pohlschröder läuft wieder auf vollen Touren, die Arbeitslosigkeit für 1 700 Kollegen ist durch den Verkauf des Betriebes abgewendet.

Aber bedeutet die Übernahme des Betriebes durch den Kapitalisten Harms wirklich Sicherheit für die Arbeitsplätze der Pohlschröder-Arbeiter? Schon bei dem Kauf der Firma Velex durch Harms wurde den Arbeitern klar, was so ein Verkauf für sie bedeutete: Entlassungen, Rationalisierungen, verschärfte Arbeitshetze. Harms nennt das: 'Ich bin schon immer für das Solide!'

Auch die Kollegen der Hörder Hütten-Union, die 1968 an den Hoesch-Konzern angegliedert wurden, haben erfahren, daß der Verkauf eines Betriebs für sie nur Lohneinbußen und Entlassungen bedeutete, daß die Kapitalisten nicht aus Freundlichkeit 'Arbeitsplätze erhalten' wollen, sondern weiter und günstiger ihren Profit machen wollen.

Wenn bei der Belegschaftsversammlung bei Pohlschröder die einfache Tatsache, daß Harms die ausstehenden Löhne bezahlt, zu einem besonders freundlichen Akt erklärt wird, dann müssen wir die Rechtslage dagegenhalten, die heißt:

Nach Paragraph 613a BGB: 'Geht ein Betrieb oder Betriebsteil durch Rechtsgeschäft auf einen anderen Inhaber über, so tritt dieser in die Rechte und Pflichten aus den im Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnissen ein.'

Harms ist also verpflichtet, die ausstehenden Löhne zu bezahlen.

Viel schwerer aber wiegt, daß der neue Kapitalist meint, er könne Euch um elf Urlaubstage betrügen. In der Westfälischen Rundschau war zu lesen: 'Bei allem gab es einen Wermutstropfen, die elf arbeitsfreien Tage sollen auf den Tarifurlaub angerechnet werden.' Schon nach den bürgerlichen Gesetzen ist dies Verfahren sehr zweifelhaft. Nach Bundesurlaubsgesetz muß der Arbeiter im Urlaub die Möglichkeit haben, SICH ZU ERHOLEN. Welcher Kollege konnte sich in den elf Tagen der Unsicherheit, der Angst vor Arbeitslosigkeit schon erholen???

Es wurden noch kurz vor dem Bankrott Überstunden gemacht, es wurde das ganze Jahr hindurch schwer gearbeitet - und jetzt soll der Urlaub im wesentlichen einfach gestrichen werden!

Kollegen, dagegen müßt Ihr Euch wehren! Zwingt den Betriebsrat und die IG Metall, daß sie vorm Arbeitsgericht Euren vollen Urlaub für 1974 durchsetzen, unterstützt diese Forderung durch Unterschriftensammlungen und Klageanträge!

Kollegen von Pohlschröder, die KPD wird jetzt regelmäßig ihr Zentralorgan, die ROTE FAHNE (RF, d.Vf.), vor Eurem Tor verkaufen. In der ROTEN FAHNE werden die Erfahrungen der Arbeiter im Kampf gegen Entlassungen, Kurzarbeit, verschärfte Arbeitshetze, Preistreiberei und politische Unterdrückung dargestellt.

In der ROTEN FAHNE beantwortet die KPD die Frage, wie sie den Kampf führen wird zur Abschaffung von Ausbeutung und Unterdrückung, zur Beseitigung des Kapitalismus und zur Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft.

Deshalb - kauft und lest die ROTE FAHNE, diskutiert mit unseren Verkäufern über die Zeitung.

Wir laden Euch ein, jeden Samstag zur öffentlichen Diskussion über den Programmentwurf der KPD, 19 Uhr Zimmerstr. 19" (vgl. 18.5.1974).
Q: KPD-OL Dortmund: Voller Jahresurlaub für alle Arbeiter von Pohlschröder, Dortmund o.J. (1974)

Oktober 1974:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. 10.5.1974, Dez. 1974) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Okt. 1974

07.10.1974:
In Dortmund gibt die KPD frühestens in dieser Woche das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 und einer Einladung zum RFLT unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, Zimmerstr.17 (?), heraus:"
IM SOZIALISMUS GIBT ES KEINE ARBEITSLOSIGKEIT!

In den letzten Tagen hat die Zahl der Arbeitslosen 557 000 überschritten. Und die Entlassungen werden nicht ab- sondern zunehmen! Kleinere Fabriken melden Konkurs an oder werden von den Monopolen aufgekauft und rationalisiert. Folge: MASSENENTLASSUNGEN!

Ganze Industriezweige wie Auto- (IGM-Bereich, d.Vf.) und Textilindustrie (GTB-Bereich, d.Vf.) führen Kurzarbeit ein und entlassen Tausende.

Die Kapitalisten jammern: Die Nachfrage sinkt, unser Profit geht zurück! Doch nicht die nachlassende Nachfrage ist die Ursache der Entlassungen: die Stahlindustrie hat steigende Aufträge und trotzdem: das Edelstahlwerk Witten (ESW bzw. TEW, d.Vf.) verfügte einen Einstellungsstop, außerdem Orenstein und Koppel (O+J, d.Vf.)! Pohlschröder in Dortmund-Asseln setzte Kurzarbeit für mehrere Tage im Oktober und November an. Und VW stellt nicht weniger Autos her - sie stellen sie allerdings in sogenannten Billiglohnländern her.

Während Ford hier Kurzarbeit einführt, beginnt er mit dem Aufbau eines Werkes in Spanien. VW läßt immer größere Teile in Mexiko herstellen.

'Bevor ich hier eine Mark verdient habe, sind es in Brasilien schon fünf!' erklärte VW-Chef Leiding. Während der Manager vom Bauer-Verlag im Jahr 3, 5 Mio., d.h. pro Stunde 1 682 DM (!) verdient, müssen hier fast 600 000 mit 60% und weniger ihres früheren Lohnes auskommen.

Das ist die Krise im kapitalistischen System: Bereicherung der Monopole und ihrer Handlanger auf Kosten der Werktätigen! Nur im kapitalistischen System, nur dort, wo der Profit über Investitionen entscheidet und nicht die Bedürfnisse des Volkes, gibt es in regelmäßig wiederkehrenden Zeiträumen Wirtschaftskrisen mit Massenarbeitslosigkeit und Verarmung der Werktätigen.

IM SOZIALISMUS GIBT ES KEINE ARBEITSLOSIGKEIT!

In der VR China und der VR Albanien gibt es keine Arbeitslosen. Dort ist die Arbeiterklasse an der Macht und daran interessiert, daß es dem ganzen Volk gut und immer besser geht. Und wo das Leben der Massen ständig verbessert wird, ist genug zu tun. Dort werden menschenwürdige Wohnungen gebaut, die nur 3% (!) des Lohnes kosten. Ebenso genügend Krankenhäuser. Es gibt genügend Ärzte - die zu den Kranken gehen und Zeit für sie haben. Die gesamte medizinische Versorgung ist kostenlos! Umweltschutz ist keine Phrase, durch die sich die SPD in der Wahl besser zu verkaufen sucht. Im Sozialismus planen die Arbeiter - die Herren der Produktion - von vornherein, wie möglichst wenig Abfall entsteht, und vor allem, wie er noch weiter nützlich verwendet werden kann. Im Sozialismus müssen die werktätigen Mütter ihre Kinder nicht früh aus dem Bett zerren und in weit abgelegene überfüllte Kinderkrippen stopfen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Sie nehmen sie mit in die Kindergärten der Fabrik und können sie in den Pausen besuchen.

Klar, daß die Arbeiter und Werktätigen ihre ganze Kraft einsetzen, um die gesellschaftliche Entwicklung voranzubringen. Arbeiten sie doch für sich, für ihre Klasse und nicht für wenige profitgierige Monopolkapitalisten, wie die Arbeiterklassen in den kapitalistischen Ländern; aber auch die Arbeiterklasse in der revisionistischen Sowjetunion (SU, d.Vf.) und der DDR. Daß in diesen Ländern die revisionistischen Führungscliquen den Revisionismus (?, d.Vf.) wieder errichtet haben, die Arbeiter ausbeuten, kann man daran sehen, daß auch dort Arbeitsplatzunsicherheit, Entlassungen und Arbeitslosigkeit ständig zunehmen.

Einzig und allein die mangelnden Profitaussichten führen zu Kurzarbeit und Entlassungen, nicht aber allgemeine Übersättigung. In Dortmund haben über 20 000 Kinder keinen Kindergartenplatz, in den Schulen fallen bis zu 40% des Unterrichts aus, Krankehäuser fehlen, sodaß die Patienten schon früh entlassen werden (Liegezeitverkürzung), Häuser werden abgerissen und neue teure Wohnsiedlungen erbaut, obwohl sie billiger zu renovieren wären. Das Verkehrsnetz ist so katastrophal, daß die Kollegen - wenn sie überhaupt noch ein bißchen Freizeit haben wollen - ein Auto brauchen.

Es fehlt also nicht an Arbeit, die die Lage der Werktätigen, ihre Erholungsmöglichkeiten, ihr tägliches Lebens verbessern kann - aber diese Arbeit ist im Sinne der Kapitalisten unproduktiv, sie bringt keinen Profit ein. Deshalb gibt es Arbeitslose - obwohl Arbeit massenhaft da ist.

GEGEN MONOPOLDIKTATUR - FÜR VOLKSDEMOKRATIE
DIE ARBEITERKLASSE AN DIE MACHT!

KOMMT ZUM LESETREFF DER ROTEN FAHNE: jeden Freitag 19 Uhr Büro der Ortsleitung Dortmund Oestermärschstr.37"
Q: KPD: Im Sozialismus gibt es keine Arbeitslosigkeit!, Dortmund o.J. (1974)

30.10.1974:
Die Ortsaufbaugruppe (OAG) Dortmund des KBW gibt ihre 'Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage' (KVZ-OBL) Nr. 22 (vgl. 16.10.1974, **.11.1974) mit 2 Seiten DIN A 3 mit einer Auflage von 1 000 unter Verantwortung von Ulf Ruttmann heraus.

Berichtet wird von der Stahltarifrunde (STR) der IGM in NRW (vgl. 28.10.1974) und in Dortmund (vgl. 28.10.1974), von einem Prozeß wegen dem 1. Mai 1973 (vgl. 18.10.1974), vom Verbundwerk Gneisenau (IGBE-Bereich - vgl. Okt. 1974), von der eigenen Arbeit vor dem Arbeitsamt (vgl. 21.10.1974) und von der Arbeitslosigkeit in Dortmund (vgl. 21.10.1974), vom Kindergeld für AusländerInnen (vgl. 26.10.1974) und der eigenen Zellenleiterberatung (vgl. 28.10.1974).

Von U. R. wird festgestellt:"
ARBEITERKLASSE MUSS KAPITALISTENKLASSE ENTEIGNEN

10 000 sind in unserer Stadt arbeitslos. Sie wurden entlassen, weil die Kapitalisten die Produktion rationalisieren und einschränken. Die Konkurrenz auf dem Weltmarkt und die Warenberge in unserem Land zwingen die Kapitalisten, die Produktion zu drosseln. Kleinere Kapitalisten werden das nicht verkraften und von den Großen aufgekauft werden. Jucho und Pohlschröder sind Beispiele dafür.

Hauptleidtragende dieser Krise der kapitalistischen Produktion sind die Arbeiter und andere werktätige Schichten.

Ein immer größer werdender Teil wird einfach auf die Straße gesetzt, in Nordrhein-Westfalen werden es bald 400 000 sein. Andere müssen Kurzarbeit machen. Für alle Lohnabhängigen verschärft sich die Arbeitshetze. Die Zeitungen melden, daß der Krankenstand in den Betrieben bis zu 36% zurückgegangen ist. Die Kollegen sind nicht weniger krank, sondern der Druck ist so groß, daß viele einfach weiterarbeiten, um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Daß ihre Gesundheit dabei zerstört wird, interessiert die Kapitalisten natürlich nicht.

Mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit verschärfen sich die sozialen und politischen Gegensätze in unserer Stadt. Denn unweigerlich fragen sich die Arbeiter, die plötzlich ohne Arbeit und gutes Auskommen da stehen, obwohl sie sich viele Jahre abgerackert haben, woran das liegt und ob das so sein muß.

Die Ursache der Arbeitslosigkeit ist nicht die Politik der SPD oder der CDU. Die Ursache liegt in der Krise der kapitalistischen Produktion. Diese Krise besteht darin, daß die Kapitalisten ihre Waren nicht mehr in ausreichender Menge absetzen können. Um ihren Profit zu sichern senken sie den Reallohn durch Preissteigerungen und schränken die Produktion ein.

Die Arbeiter können sich dagegen nur durch den gemeinsamen Kampf um die Sicherung und Verbesserung ihrer Existenz wehren. Sie besitzen nicht die Fabriken und Maschinen, an denen sie arbeiten und haben keinen Einfluß darauf, was und wieviel produziert wird. Wenn es den Kapitalisten nicht genügend Profit bringt, wird die Fabrik zugemacht und die Arbeiter werden auf die Straße gesetzt.

Eine Gesellschaftsordnung, in der den Kapitalisten die Produktionsmittel gehören, hat einen grundlegenden Interessensgegensatz zwischen Arbeiterklasse und anderen Lohnabhängigen einerseits und Kapitalisten andererseits. Die Vorteile liegen alle auf der Seite der Kapitalisten. In der Krise können sie alle Kosten auf die Arbeiter abwälzen.

Die Arbeiterklasse muß die Kapitalistenklasse enteignen und sich die Produktionsmittel aneignen, um die Ausbeutung abzuschaffen. Die Arbeiterklasse und alle anderen Schichten des Volkes müssen die politische Macht in unserem Land erobern, um die Fabriken und Maschinen dem gesamten Volk zu übergeben und die klassenlose Gesellschaft aufzubauen.

Im Programm des Kommunistischen Bundes Westdeutschland heißt es dazu: 'Die soziale Revolution hebt das Privateigentum an Produktionsmitteln auf, überführt sie in gesellschaftliches Eigentum und schreitet fort zur Ablösunf der Warenproduktion durch die unmittelbare gesellschaftliche Produktion von Gebrauchsgütern, die mit Willen und Bewußtsein von dem frei assoziiertem Arbeitervolk vollzogen wird.'

Weil die Kapitalisten und der bürgerliche Staat den Arbeitern Existenz und Zukunft nicht sichern können, müssen sich die Arbeiter in den Gewerkschaften enger zusammenschließen und für ihre Klasseninteressen eintreten.

Wir Kommunisten legen in dieser Situation dar, daß die Arbeiterklasse sich auf ihre eigene Kraft besinnen muß. Wir organisieren die alltäglichen Kämpfe der Arbeiterklasse, um sie zu befähigen, die politische Macht in unserem Land zu erobern."
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Dortmund Nr. 22, Dortmund o.J. (30.10.1974)

Dezember 1974:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Okt. 1974, März 1975) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Dez. 1974

15.01.1975:
In der Nr. 2 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 8.1.1975, 22.1.1975) berichtet die KPD aus Dortmund über die IGM und aus deren Bereich vom Einstellungsstop bei VDO, Pohlschröder und Orenstein und Koppel (O+K) und über die Kurzarbeit bei Pohlschröder.
Q: Rote Fahne Nr. 2, Dortmund 15.1.1975, S. 4

März 1975:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Dez. 1974, Apr. 1975) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund März 1975

April 1975:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. März 1975, 7.4.1975) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Apr. 1975

01.04.1975:
Das der KPD nahestehende Arbeitslosenkomitee (ALK) Dortmund gibt vermutlich heute das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 Spiritcarbonabzug ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
ARBEITSLOSENKOMITEE DORTMUND!

Liebe Kollegen und Freunde!

1, 2 Millionen Menschen haben keine Arbeit mehr, sie wurden auf die Straße geschmissen, weil sie den Kapitalisten keinen Profit mehr bringen.

Sie sind der Arbeitsamtbürokratie ausgeliefert, wochenlang müssen sie auf ihr Arbeitslosengeld warten, was mit ihnen passiert, interessiert die Herren nicht.

Wenn das Geld vorher schon nicht gereicht hat, müssen die Familien jetzt noch mit entschieden weniger auskommen, Lebensmittelpreise, Preise von Miete, Gas, Strom steigen ständig weiter.

Im Betrieb werden mit Druck der Krise im Zusammenspiel von Gewerkschaftsführung und Kapitalisten Lohnraubabschlüsse durchgepeitscht, der Arbeiter soll eingeschüchtert werden, 'halt lieber's Maul, draußen stehen zehn Andere, die sich auf deinen Arbeitsplatz freuen'. Dadurch, daß die Arbeiter keine Lohnforderungen stellen, ducken, ist noch nie ein Arbeitsplatz sicherer geworden, im Gegenteil!

Die Arbeiter von Pohlschröder hier in Dortmund bekamen keine Lohnerhöhung, dafür kurze Zeit später die Kündigung!

Aber immer mehr Arbeiter stehen der Krise nicht mehr tatenlos entgegen, sondern kämpfen in der Krise, so wie die Arbeiter von Erwitte (Seibel - CPK-Bereich, d.vf.) und Kalletal (Stübbe-Demag - IGM-Bereich, d.Vf.)!

NICHT STILLHALTEN - SONDERN KÄMPFEN!
ARBEITSLOSE UND BETRIEBSARBEITER MÜSSEN GEMEINSAM KÄMPFEN!

Ende letzten Jahres hat sich auf Initiative der Kommunistischen Partei Deutschlands auch hier in Dortmund ein Komitee gegen die Arbeitslosigkeit gegründet, um organisiert den Kampf aufzunehmen. In dem Komitee können sich alle die zusammenschließen, die auf Grundlage des Neun-Punkteprogramms gegen die Arbeitslosigkeit (der KPD - vgl. 4.12.1974, d.Vf.), egal ob Kommunist, Sozialdemokrat, christlich oder parteilos, mit uns den Kampf aufnehmen wollen.

NEUN PUNKTEPROGRAMM GEGEN DIE ARBEITSLOSIGKEIT!

1.) Für den 7-Stundentag bei vollen Lohnausgleich!

2.) Arbeitslosengeld in Höhe des Nettolohns - wenigstens aber in Höhe des Mindestlohns (heute 1 200 DM)

3.) Das Arbeitslosengeld muß an alle Arbeitslosen gezahlt werden! Kein ausländischer arbeitsloser Arbeiter darf benachteiligt werden!

Das Arbeitslosengeld muß für die gesamte tatsächliche Dauer der Arbeitslosigkeit gezahlt werden, vom ersten bis zum letzten Tag. Arbeitslosengeld muß SOFORT ausgezahlt werden - alle Sperrzeiten und Einschränkungsbestimmungen müssen fallen. Das Arbeitslosengeld muß die einzige Form der Zahlung an Arbeitslose sein. - Weg mit 'Arbeitslosenhilfe', 'Unterhaltsgeld' und 'Bedürfnisnachweisen'. Arbeitslosengeld muß bei Arbeitslosigkeit infolge von Streiks gezahlt werden! In voller Höhe!

4.) Die Gelder der Arbeitslosenversicherung dürfen nur zur Zahlung an Arbeitslose verwendet werden, alle Zahlungen an die Kapitalisten müssen eingestellt werden!

5.) Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung müssen in voller Höhe von den Kapitalisten bezahlt werden!

6.) Miet-, Lebensmittel- und andere Beihilfen für Arbeitslose! Kostenlose Benutzung von Strom, Gas, Wasser und Verkehrsmitteln für Arbeitslose! Fortdauer der Kranken- und Rentenversicherung bei Arbeitslosigkeit!

7.) Keine Exmittierung von Arbeitslosen bei Mietrückstand! Außerkraftsetzung von Kredit- und Ratenverpflichtungen während der Arbeitslosigkeit!

8.) Gesetzliche Garantie einer Lehrstelle für jeden Jugendlichen!

9.) Rederecht für die Vertreter der Arbeitslosenkomitees auf den Belegschaftsversammlungen in den Betrieben!

In Aktionen im Arbeits- und Sozialamt haben wir durchgesetzt, daß die Kollegen endlich ihr Geld ausgezahlt bekommen, am kommenden Freitag (vgl. 4.4.1975, d.Vf.) wird eine Delegation aller Arbeitslosenkomitees von Nordrhein-Westfalen den Ministerpräsidenten Kühn (SPD, d.Vf.) aufsuchen, um ihm unsere Forderungen persönlich vorzutragen. Am Samstag, den 5.4., werden wir zusammen mit der KPD eine Demonstration gegen die Arbeitslosigkeit in Düsseldorf durchführen.

Das Dortmunder Arbeitslosenkomitee wird am Freitag den 3.4. hier in Dortmund eine Veranstaltung zur Arbeitslosigkeit durchführen in der Gaststätte 'JACOBSSCHÄNKE', Weißenburgerstr. am Ostentor um 19 Uhr, wozu ich Euch herzlich einladen will.

Mit kämpferischen Grüßen

ARBEITSLOSENKOMITEE DORTMUND
KÄMPFEN WIR GEMEINSAM GEGEN ARBEITSLOSIGKEIT UND POLITISCHE ENTRECHTUNG!
KOMMT ZUR VERANSTALTUNG AM 3.4.

HERAUS ZUR DEMONSTRATION GEGEN KRISENWIRTSCHAFT UND POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG! AM 5.4. IN DÜSSELDORF! BUSSE FAHREN MORGENS UM 9 UHR AB BUSBAHNHOF!"
Q: ALK Dortmund: Liebe Kollegen und Freunde!, Dortmund o.J. (1975)

07.04.1975:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Apr. 1975, Sept. 1975) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund o.J. (1975)

September 1975:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. 7.4.1975, 15.9.1975) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Sept. 1975

15.09.1975:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ein Extrablatt ihres 'Roten Schlüssels' (vgl. Sept. 1975, März 1976) heraus.
Q: Roter Schlüssel Extrablatt, Dortmund o.J. (1975)

November 1975:
Bei Pohlschröder Dortmund wird, laut AB, vermutlich Anfang November gestreikt.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 74, München 16.11.1975

15.11.1975:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 46 (vgl. 8.11.1975, 22.11.1975) heraus und berichtet aus Dortmund von einem erfolgreichen Streik bei Pohlschröder gegen die Kürzung des Weihnachtsgelds.
Q: Roter Morgen Nr. 46, Dortmund 15.11.1975, S. 3

März 1976:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. 15.9.1975, Juni 1977) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund März 1976

Juni 1977:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich im Juni ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. März 1976, Okt. 1977) für Juni/Juli heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Juni/Juli 1977

Oktober 1977:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Juni 1977, Nov. 1977) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Okt. 1977

November 1977:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Okt. 1977, Feb. 1978) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Nov. 1977

Februar 1978:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Nov. 1977, Apr. 1978) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Feb. 1978

April 1978:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Feb. 1978, 3.4.1978) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Apr. 1978

03.04.1978:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. Apr. 1978, 24.4.1978) als Extrablatt heraus mit der Schlagzeile "Im Südwesten Streikfront erweitert - In NRW: Alle Kraft für 8%!" zur Metalltarifrunde (MTR).
Q: Roter Schlüssel Extrablatt Im Südwesten Streikfront erweitert - In NRW: Alle Kraft für 8%!, Dortmund o. J. (1978)

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24.04.1978:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. 3.4.1978, Mai 1978) für Apr./Mai heraus mit dem Leitartikel "Ergebnis der Betriebsratswahlen" zu den BRW.

Weitere Artikel sind:
- "Die Höhe des Kurzarbeitergeldes";
- ein Artikel auf Griechisch;
- "Aufruf des Parteivorstands der DKP zum 1. Mai".

Aufgerufen wird zum Festival der Jugend am 13./14.5.1978 in Dortmund.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund Apr./Mai 1978

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Mai 1978:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Schlüssel' (vgl. 24.4.1978) heraus.
Q: Roter Schlüssel, Dortmund o.J. (1978)

Letzte Änderung: 23.11.2021