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Dortmund
Hoesch-Rohrwerk Barop und IG Metall Barop

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 25.6.2007


Vom Hoesch-Rohrwerk Barop und der IG Metall Barop konnten nur wenige Berichte oder Dokumente erschlossen werden, wobei wir die Einsicht darin fast ausschließlich der Geschichtswerkstatt Dortmund verdanken.

Zunächst protestiert der Betriebsrat der Hoesch-Röhrenwerke Barop gegen die Umtriebe der NPD (vgl. Aug. 1969), später wird offenbar bei den Hoesch Röhrenwerken versucht, die Unfallzahlen mit Entlassungsdrohungen zu senken (vgl. Juli 1971).

Die Metalltarifrunde 1971 wird auch in der IG-Metall Stadtteilgruppe Dortmund-Barop aktiv vorbereitet (vgl. 23.9.1971), wobei die DKP die Notwendigkeit der vollen Durchsetzung der Forderungen auch für die Frauen der Kollegen anhand eines Beispieles von den Hoesch-Röhrenwerken Barop belegt (vgl. 27.9.1971).

Vor dem Hoesch-Röhrenwerk Barop ist die DKP zumindest während ihrer 'Woche der UZ' mit Zeitungsverkäufern präsent (vgl. 20.1.1972), ob dies immer so war, bleibt fraglich.

Anfang 1973 entzündet sich ein Konflikt an den betrieblichen Zulagen, für deren Gleichheit gar gestreikt wird (vgl. 25.1.1973, 8.2.1973).

Vermutlich ebenfalls zu einem, aber vermutlich nur kurzen, Streik kommt es wiederum bei Hoesch Barop im Rahmen des deutschen Arbeiteraufstandes für Teuerungszulagen 1973 (vgl. Aug. 1973), der im Gegensatz zum Warnstreik in der Metalltarifrunde 1976 (vgl. 12.2.1976), mit dem diese Darstellung vorläufig abschließt, aber illegal gewesen sein dürfte.


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

August 1969:  Bei den Hoesch-Röhrenwerken in Dortmund-Barop wird, laut Demokratischer Aktion, vermutlich im August eine Protesterklärung des Betriebsrates und der IGM-Vertrauensleute gegen die für den 14.9.1969 geplante NPD-Kundgebung abgefaßt.
=Demokratische Aktion gegen Neonazismus:Protest und Kampfbereitschaft gegen Thadden-Kundgebung,Dortmund 5.9.1969,S.2

Juli 1971:  Die DKP Dortmund-Hombruch berichtet vermutlich im Juli:"
HOESCH RÖHRENWERKE PROVOZIERT BELEGSCHAFT

Die Kollegen der Hoesch Röhrenwerke AG in Barop müssen in Zukunft höllisch aufpassen, nicht in Betriebsunfälle verwickelt zu werden. Neben eventuellen körperlichen Schäden und Schmerzen infolge von Betriebsunfällen droht der Verlust des Arbeitsplatzes. Das mag zwar unwahrscheinlich klingen, ist aber eine Tatsache. In einem Schreiben der Geschäftsleitung Hamm der Hoesch Röhrenwerke AG an die Kollegen, die zwei oder mehr Unfälle in der Zeit vom 1. Januar 1968 bis zum 31.12.1970 hatten, wird diese Drohung ausgesprochen. In dem Brief, der von dem Vorstandsmitglied Dr. Jung mitunterzeichnet wurde, heißt es u.a.: 'Wir legen Wert auf Ihre Mitarbeit in unserem Unternehmen. Hier kann jedoch eine Grenze erreicht werden, wenn Ihre Arbeit an Ihrem Arbeitsplatz ein für Sie wie für uns untragbar hohes Sicherheitsrisiko darstellt'.
Die versteckte Drohung mit der Entlassung ist nicht nur ungeheuerlich, sondern ist auch gleichzeitig eine Provokation. Den Kollegen wird unterstellt, leichtfertig oder durch Unaufmerksamkeit und Gleichgültigkeit oder gar absichtlich Betriebsunfälle herbeigeführt zu haben. Mit den Augen des Herrn Dr. Jung betrachtet scheint es für die Kollegen ein Vergnügen zu sein, von den Rohren eingeklemmt zu werden, sich ein Bein, eine Hand oder andere Körperteile zerquetschen zu lassen.
Ob die Sicherheitsvorkehrungen an den Arbeitsplätzen allen Anforderungen genügen, davon ist in dem Schreiben der Geschäftsleitung nicht die Rede. Sie ist nicht daran interessiert, die wahren Ursachen der Betriebsunfälle aufzudecken. Zwischen den ständig wachsenden Leistungen im Betrieb, zu denen die Kollegen angetrieben werden und den steigenden Unfällen, besteht nämlich ein unmittelbarer Zusammenhang. Aber wie gesagt, das will die Geschäftsleitung nicht sehen. Würde hier etwas geändert, ginge das auf Kosten der Gewinne. Die Kollegen haben das Schreiben als eine Unverschämtheit bewertet. Sie verständigten die Vertrauensleute und den Betriebsrat. In einem Schreiben an die Betriebsleitung forderte dieser, daß sich die Geschäftsleitung bei all den Kollegen entschuldigen solle, die diffamiert wurden. In der Betriebsversammlung entschuldigte sich Dr. Jung nicht. In gewohnter Arroganz setzte er sich über die Forderung der Kollegen hinweg. Er habe es nicht nötig sich zu entschuldigen, stellte er fest. Wer glaube, ungerecht behandelt worden zu sein, möge zu ihm kommen. Aber die Kollegen pfeifen auf die 'Einladung' des Herrn Dr. Jung. Sie wissen, nicht er vertritt ihre Interessen, sondern der Betriebsrat. Und die Forderung, daß sich Dr. Jung zu entschuldigen hat, steht nach wie vor. Die Beleidigung der Kollegen darf man nicht durchgehen lassen. Wer die freche Stirn besitzt, mit Entlassungen bei Unfällen zu drohen, dem ist der Mensch gleichgültig. Die Kollegen zu achten, sollte Dr. Jung beigebracht werden."
=DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch Hoesch Röhrenwerke provoziert Belegschaft,Dortmund o.J. (1971),S.1

23.09.1971:  Die DKP Dortmund-Hombruch berichtet aus der IGM:"
STADTTEILGRUPPENVERSAMMLUNG DER IG METALL IM PARKHAUS BAROP AM 23.9.1971

'Klar ein Streik bringt für die Unternehmer wie die Arbeiter Einbuße an Geld, aber es ist auch eine Prestigefrage für die Arbeitnehmer. Wir sollten Ernst machen und durch Streik unseren Willen bekunden, damit die Unternehmer wissen, daß sie uns nicht zum Narren halten können.'

Der Kollege, der dies in der Diskussion sagte, bekam allgemeinen Beifall. Der Kollege Dieterich, Vertreter der Ortsverwaltung der IG Metall, hatte es nicht leicht, die Forderungen der Tarifkommission zu verteidigen, besonders angesichts solcher Äußerungen von Versammlungsteilnehmern:

'Wenn die (gemeint war die Tarifkommission) sich schon auf eine Forderung von 10% einlassen, was kommt denn da heraus? Höchstens 5 oder 6%! Warum gehen wir nicht von den Forderungen der (Hoesch-,d.Vf.) Westfalenhütte und anderer Betriebe aus: 15% und nichts weniger?!'

Wenn überall heute mit Kurzarbeit gedroht wird, wenn die Unternehmer von Absatzschwierigkeiten reden, das mußte auch Werner Dieterich zugeben, dann sind das Manöver, die gewöhnlich immer unsere Lohnforderungen begleiten. 'Das wird künstlich geschürt', rief Werner Dieterich, unter zustimmendem Protest der Versammlung, aus.

'Was bedeutet das Gerede von Kurzarbeit schon', meinte ein Kollege, 'solange noch über zwei Millionen Gastarbeiter bei uns sind, machen die Unternehmer schöne Geschäfte.'

Nachdem der Kollege Rosentreter statistische Unterlagen angeführt hatte, sagte der Vertreter der Ortsverwaltung, und die Versammlungsteilnehmer bekundeten ihre Zustimmung: 'Alles was wir erwirtschaftet haben, ist in die Taschen der Kapitalbesitzer gegangen, wir haben nichts davon bekommen. Mit der Tarifpolitik hat das nichts zu tun, das liegt an der (kapitalistischen) Ordnung!'

Wie sehr die Kollegen mit ihren Feststellungen recht haben, daß die Unternehmer immer noch mehr in ihre Taschen wirtschaften, in der Öffentlichkeit aber von schlechten Geschäften reden und mit Kurzarbeit drohen, zeigen folgende Zahlen, veröffentlicht in 'Ruhrwirtschaft 9/71 über die Industrieproduktion in der Bundesrepublik:

Beschäftigte: Mai 8 526 840 Juni 8 523 100, also 50 142 weniger

Umsatz: Mai 45 272 648 000 DM, Juni 47 946 100 000 DM

Das bedeutet, daß bei 50 142 weniger Beschäftigten die Monopole 694 476 000 DM mehr Umsatz gemacht und so auch mehr Gewinne in ihre Taschen gesteckt haben."
=DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch Weitere Schritte gegen Mietpreiserhöhung notwendig,Dortmund o.J. (1971),S.5

27.09.1971:  Die DKP Dortmund Hombruch-Barop gibt vermutlich in dieser Woche ihre 'DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch' (vgl. Juli 1971, 12.6.1972) heraus. Von L.J. kommt der Artikel:"
FRAUEN AN DER SEITE IHRER MÄNNER IN DER LOHNBEWEGUNG
WAS EINER FAMILIE ZUM LEBEN ÜBRIG BLEIBT
...
Die gegenwärtig von den Arbeitern der Westfalenhütte z.B. geforderte Lohnerhöhung um 15% ist das Geld, das gegenwärtig in der Lohntüte fehlt. Ein parteiloser Kollege machte dies vor einigen Tagen in einer öffentlichen Mitgliederversammlung unserer Partei im Parkhaus Barop deutlich. Er sagte: 'Wenn ich noch für ein paar Bierchen Geld übrig haben will, muß ich 27 Schichten verfahren'. Wer glaubt, daß dies eine Übertreibung ist, mag anhand des Monatslohnes eines Arbeiters des Hoesch-Rohrwerkes in Barop vom Gegenteil überzeugt werden:
21 Schichten x 8 Std. sind 168 Std. a 7,20 DM gleich 1 209,60 DM
Abzüge (Vater von drei Kindern) 240,00 DM

Nettolohn 969,60 DM

Miete 280,00 DM
Heizung, Strom, Ztg.-Geld, Versicherungen, Beiträge 100,00 DM

verbleiben 589,60 DM
für Lebensmittel, Kleidung, Neuanschaffungen. Auch das hierzu kommende Kindergeld ändert nicht viel."
=DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch Weitere Schritte gegen Mietpreiserhöhung notwendig,Dortmund o.J. (1971)

20.01.1972:  Der DKP-Kreisvorstand Dortmund (vgl. 22.12.1971) beschloß zur Woche der DKP vom 15.-22.1.1972 eine Steigerung des UZ-Verkaufs und:"
Darüberhinaus werden vom Kreisvorstand UZ bestellt, die mit Hilfe der gesamten Kreisorganisation zum Schichtwechsel (mittags) vor folgenden Betrieben (alle IGM-Bereich,d.Vf.) angeboten werden:
... Rohrwerk Barop.

Die Verkaufstage sind Donnerstag, 20.1.1972, und Freitag, 21.1.1972. Da zum Mittagsschichtwechsel zahlreiche Genossen noch im Betrieb sind, wirbt jede Gruppe drei Genossen, die zeitlich in der Lage sind, sich an diesen Werbeaktionen zu beteiligen. Die Namen dieser Genossen bitte bis 5.1.1972 dem Kreisvorstand bekanntgeben. Die genauen Termine und Verkauforte werden bekannt gegeben, wenn die Anzahl der Genossen feststeht, die sich an der Aktion beteiligen. Verantwortlich dafür sind die Gruppenvorsitzenden."
=DKP-Kreisvorstand Dortmund:Beschluß des Kreisvorstandes Dortmund der DKP zur Durchführung der Woche der DKP vom 15.1.1972-22.1.1972,Dortmund 22.12.1971,S.2f

27.01.1972:  Die IG Metall Verwaltungsstelle Dortmund (vgl. Dez. 1971) gibt zur Wahl ihrer Vertreterversammlung die Grenzen der Stadtteilgruppen und die Wahltermine bekannt:"
STADTTEILGRUPPE BAROP
dazu gehört: Barop, Eichlinghofen, Kruckel, Menglinghausen, Persebeck, Salingen, Schönau.

Versammlungstermin:
Donnerstag, den 27.Januar 1972, 18 Uhr, 'Parkhaus Barop', DO-Barop, Stockumer Str.241."
=IGM-Verwaltungsstelle Dortmund:Aufruf zur Wahl der Vertreterversammlung,o.O. (Dortmund) o.J. (1971),S.2

25.01.1973:  Bei den Hoesch-Röhrenwerken in Dortmund-Barop streiken, laut KPD, 300 eine Stunde lang für eine Änderung der Lohnfindung und gegen eine Staffelung der Prämien, womit sie sich durchsetzen. Von einem Erfolg berichtet auch die DKP. Laut KPD/ML-ZK beginnt heute ein zweitägiger Streik.
=Roter Morgen Nr.4,Hamburg 3.2.1973;
Rote Fahne Nr.5,Dortmund 31.1.1973;
Arbeiter-Zeitung Nr.2,Mannheim/Heidelberg Feb. 1973;
Heisse Eisen Extrablatt und Kollegen fordern mindestens 0,10 DM für alle,Dortmund 7.2.1973 bzw. 8.2.1973,S.1 bzw. S.1


08.02.1973:  Die DKP gibt bei Hoesch Dortmund vermutlich zweimal ihre 'Heisse Eisen' (vgl. 1.2.1973, 9.2.1973) heraus.
Vermutlich morgens erscheint eine zweiseitige Ausgabe, die das Angebot der Kapitalisten veröffentlicht und ausführt:"
KOLLEGEN FORDERN MINDESTENS 0,10 DM FÜR ALLE

Wieder einmal wollen die Hoeschbosse ihre Profite auf Kosten des kleinen Mannes vergrößern. Die Forderung der Kollegen lautet: mindestens 0,10 DM betriebliche Zulage linear für alle. Stattdessen haben sich die Hoeschbosse einen - wie die Kollegen meinen - bösen Trick einfallen lassen. Sie wollen 2 021 Kolleginnen und Kollegen, die mit 2 bis 13 Punkten einanalysiert sind, leer nach Hause schicken. Alle anderen sollen nach einem ausgeklügelten System 0,01 bis 0,21 DM je nach dem Punktwert erhalten. Die mit 2 598 Kollegen größte Gruppe, die mit 23 Punkten eingestuft ist, soll mit 0,07 DM abgespeist werden; das entspricht einer Erhöhung von 5,3%. Ganz besonders sollen die Kollegen aus dem Hochofenbereich geschruppt werden, die 0,20 DM Hochofenzulage haben. Diese 0,20 DM sollen wegfallen; dafür sollen die Kollegen 0,07 DM erhalten, also einen Verlust von 0,13 DM in Kauf nehmen. - Ähnliches versuchten die Unternehmer schon beim Hoesch Rohrwerk in Barop und bei der Hoesch Röhrenwerke AG in Hamm. Die Kollegen in diesen Betrieben haben ihre Forderungen mittels Streik (vgl. 25.1.1973,d.Vf.) durchsetzen müssen."
=Heisse Eisen Kollegen fordern mindestens 0,10 DM für alle und Extrablatt,Dortmund 8.2.1973 bzw. 7.2.1973

August 1973:  Bei den Hoesch Röhrenwerken in Dortmund-Barop kommt es, laut KPD, vermutlich im August zu einem Streik für eine Teuerungszulage (TZL).
=Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr.6/7,Dortmund Sept. 1973

12.02.1976:  Heute kommt es, laut KPD, beim Hoesch Röhrenwerk in Dortmund-Barop zu einem Streik anläßlich der Metalltarifrunde (MTR).
=Rote Fahne Nr.7,Köln 18.2.1976;
Rote Fahne Pressedienst Nr.7,Köln 17.2.1976


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