Häuserkampf in Dortmund, Teil 2:
Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum, Projekt Wischlingen (Revierpark), Häuserkampfaktionen und andere Initiativen, Helmutstraße (28, 35)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, April 2013

„Wischlingen” gehört in Dortmund mit zu den ersten Versuchen, ein von Jugendlichen selbstverwaltetes Kulturzentrum zu organisieren. Es besteht seit dem Sommer 1973 und hatte seinen Ursprung möglicherweise im „Dortmunder Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum“, welcher sich wohl im Herbst 1972 konstituiert hatte (vgl. Oktober 1972).

Schon früh gibt es in Dortmund erste Demonstrationen gegen die „Wohnungsnot“. Die Teilnehmerzahl ist ansehnlich (vgl. November 1973).

Das „Projekt der Selbstverwaltung Wischlingen“ wird wieder eingestellt. Die „Klüngelkerlinitiative“ mit der späteren Zeitung „Klüngelkerl“ entstand (vgl. Dezember 1975; Juli 1976).

Das Gelände „Wischlingen“ wird im Sommer besetzt (vgl. Juni 1977).

An die Besetzer ergeht die Aufforderung, das Gelände zu räumen (vgl. 26. Juni 1977).

Der Räumungsbescheid wird aufgeschoben (vgl. 5. Juli 1977).

Unter Polizeischutz wird „Wischlingen“ abgerissen. Auftraggeber ist die „Revierpark GmbH“. Eine Demonstration wird organisiert. Die Stadt Dortmund macht eine Zusage für Ersatzräumlichkeiten (vgl. 29. November 1977; 3. Dezember 1977).

Das „zweite Wischlingen-Haus“ wird besetzt (vgl. 7. März 1978).

Der „Zusammenschluss alternativer Kulturschaffender“ (ZAK) wird mit dem Ziel der Schaffung eines „freien Kulturzentrums nach dem Wischlingen-Konzept“ gegründet (vgl. September 1978).

Ein Prozess gegen die „Revierpark GmbH“ wird eingestellt (vgl. 7. Dezember 1978).

Der „ZAK“ löst sich auf. Die Initiative „Langer August“ wird bekannt (vgl. Juni 1979).

Die Helmutstraße 28 wird nach der „Österholzstraße“ und „Wischlingen“, als dritter größerer Komplex in Dortmund, besetzt, wobei die ersten beiden Besetzungen durchaus wegweisend für die Besetzung(en) der „Helmutstraße“ und kommender Hausbesetzungen in Dortmund gewesen sein dürften (vgl. Juli 1979).

Eine Initiative verschiedener Jugendgruppen fordert von der „Revierpark GmbH“, ein Gebäude als „freies Zentrum zur Verfügung zu stellen“. Der Revierpark wird teilweise boykottiert (vgl. 15. Dezember 1979).

Linke Musiker schließen sich zu einer „RGR-Initiative“ zusammen. Die Stadt verbietet die Auftritte in öffentlichen Gebäuden. Die Debatte um ein freies Zentrum bekommt neue Brisanz (vgl. 1980).

Die Broschüre „Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation” erscheint. Debattiert wird auch darüber, ein „autonomes Zentrum zu erkämpfen“ (vgl. 1981; Oktober 1981).

Die „Bürgerinitiative Wohnungsnot“ richtet u. a. ein Schreiben an verschiedene Ratsfraktionen der Stadt Dortmund und einige Zeitungen. Inhalt: Leerstehende Wohnungen sollen ihrer „Zweckbestimmung“ zugeführt werden. Neue Wohnungsbesetzungen werden angekündigt (vgl. 26. März 1981).

Die „Helmutstraße 35“ wird besetzt. Mietverträge werden von der Stadt gefordert (vgl. 24. April 1981; 25. April 1981).

Ein „Besetzer-Info - Helmutstraße 35“ erscheint (vgl. 30. April 1981).

Die „Helmutstraße 35“ und der „Dorstfelder Hellweg“ werden geräumt (vgl. 3. Juni 1981).

Ein Aufruf, vermutlich von der Hausbesetzerszene, erscheint. Tenor: „Schutt und Asche in dieser Stadt“ (vgl. 24. Dezember 1981).

Die Hausbesetzerszene wird kriminalisiert (vgl. 1982).

Eine „Info-Veranstaltung gegen die Wohnungsnot“ findet in Dortmund statt. Die „Aktion Wohnungsnot“, auch „Bürgerinitiative Wohnungsnot“, wird ins Leben gerufen (vgl. 6. Februar 1982).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Oktober 1972:
Laut der Broschüre: „Heidehof 82” gründen in Dortmund Jugendliche im Herbst 1972 den „Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum”. Er besteht aus Dortmunder Jungarbeitern, Studenten und Schülern.
Quellen: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.; Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 3.

November 1973:
Laut der Dokumentation „Es begann in der Helmutstraße” findet an diesem Tag in Dortmund eine Demonstration gegen die Wohnungsnot „mit 600 Teilnehmern“ statt.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 4.

Dezember 1975:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird wohl im Dezember 1975 das Projekt der Selbstverwaltung in Wischlingen eingestellt, das „seit dem Sommer 73 existiert“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

Juli 1976:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird wohl im Sommer 1976 in Wischlingen die „Klüngelkerlinitiative“ gegründet.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

Juni 1977:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird im Sommer das Gelände (wohl Wischlingen) besetzt.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18

26.06.1977:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” geht eine Aufforderung an die Besetzer, „Wischlingen bis zum 5.7. freiwillig zu räumen“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

05.07.1977:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” gilt der Räumungsentscheid zu Wischlingen bis zum 31.10.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

29.11.1977:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird Wischlingen „unter Polizeischutz“ abgerissen. Auftraggeber ist die „Revierpark-GmbH Mafia“. Es kommt zu einer spontanen Demo.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.; Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 4.

03.12.1977:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” findet eine Demo gegen den Abriss von Wischlingen in Dortmund-Huckarde statt. Die Stadt macht Zusagen für „Ersatzräumlichkeiten“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

07.03.1978:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird „das zweite Wischlingen-Haus” besetzt. Von der Polizei wird geräumt.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

September 1978:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird in Dortmund der „ZAK“, der „Zusammenschluss alternativer Kulturschaffender“, gegründet. Ziel ist es, „ein freies Kulturzentrum nach dem Wischlingen-Konzept aufzubauen“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

07.12.1978:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird der Prozess gegen die „Revierpark GmbH, die unsere Geräte und Einrichtungen gleich mit abreißen ließ, eingestellt“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

Juni 1979:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” löst sich der ZAK auf. Ein Teil geht in den „Langen August und versucht dort ein Initiativzentrum aufzubauen“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 18.

Juli 1979:
Laut der Dokumentation „Es begann in der Helmutstraße” wird im Sommer 1977 in Dortmund die Helmutstraße 28 besetzt.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 4.

15.12.1979:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” fordern u. a. die Falken, Jusos und andere Organisationen die „Revierpark GmbH auf, ihr Verwaltungsgebäude als freies Zentrum zur Verfügung zu stellen“. Der Revierpark wird u. a. von Jugendringen und Kulturgruppen boykottiert.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 19.

1980:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” schließen sich „linke Musiker zusammen, zur Rock gegen Rechtsinitiative (RGR). Die Stadt verbietet „RGR“-Veranstaltungen in öffentlichen Gebäuden“. Die Debatte um ein „autonomes Zentrum wird wieder aktuell“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 19.

1981:
Vermutlich erscheint noch im Oktober, spätestens jedoch im November 1981 die Broschüre „Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation”, die vermutlich vom „Solidaritätskomitee zur Instandsetzung unserer Gesellschaft“ herausgegeben wird. Die Broschüre beschäftigt sich mit einer Reihe von Hausbesetzungen in Dortmund und gibt Auskunft darüber, wie die Besetzer sich gegen Polizeieinsätze und städtische Willkür gewehrt haben. Darüber hinaus enthält sie auch überregionale Berichte, etwa von der Klaus-Jürgen-Rattay-Demonstration in Berlin (22.9.1981).
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981.

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1981:
Laut der Broschüre „Heidehof 82” wird über die Möglichkeit debattiert, „ein autonomes Zentrum zu erkämpfen“.
Q: Radikale Störer 82 (Hrsg.): Heidehof 82, Dortmund, Oktober 1982, S. 19.

26.03.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” richtet die „Bürgerinitiative Wohnungsnot“ ein Schreiben an die „Ratsfraktion der SPD, Ratsfraktion der CDU, Ruhrnachrichten, Westfälische Rundschau, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Klüngelkerl“. Darin erklärt man sich dahingehend, dass „leerstehende Wohnhäuser wieder ihrer Zweckbestimmung zuzuführen“ seien. Sollte die Stadt „keine konkrete Zusage des leerstehenden Wohnraums gegeben haben, werden wir uns den geeigneten Wohnraum selbst suchen, um ihn in Eigenarbeit instand(zu)besetzen“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 7.

24.04.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” wird an diesem Tag „ein seit 1979 leerstehendes städtisches Haus in der Helmutstraße 35 in Unterdorstfeld besetzt“. Das „von der Stadt zunächst auf 2 Tage gestellte Ultimatum wird auf eine Woche verlängert“. Bei einer Unterschriftenaktion kommen „über 20.000 Unterschriften zusammen“. Ein Flugblatt ruft zur „Solidarität mit den Besetzern“ auf. Ein „großes Straßenfest soll am 4. Mai“ stattfinden. Die Ratsfraktion lehnt die Vermietung des Hauses ab. Die Zahl der Besetzer wird mit „vierzig entschlossenen Häuserkämpfern“ angegeben.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 10.; Flugblatt: Solidarität mit den Besetzern, o. O., o. J. (1981)

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25.04.1981:
Zur Hausbesetzung in der „Helmutstraße 35“ erscheint wohl zu diesem Datum das Flugblatt: „Instandbesetzen statt kaputt besetzen! Besetzt. Kommt zur Helmutstraße 35“.

Danach ist die „Helmutstraße 35“ besetzt. Gefordert wird von der Stadt Dortmund: „Mietverträge mit allen Konsequenzen, d. h. auch Finanzierung der Instandsetzungsarbeiten, Freigabe aller leerstehenden städtischen Häuser zur Instandsetzung in Eigenhilfe.“ Überdies hätte die Stadt der „Dortmunder Selbsthilfe“ schon „seit langem ein Haus versprochen, was sie bisher jedoch noch nicht bekommen hat.“ Eine Parole lautet: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen.“
Q: Flugblatt: Instandbesetzen statt kaputt besetzen. Besetzt. Kommt zur Helmutstraße 35, o. O., o. J. (1981).

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30.04.1981:
Vermutlich erscheint zum 30. April das „Besetzer-Info - Helmutstraße 35.“ Danach hat eine „Bürgerinitiative Unterdorstfeld“ die Initiative der „Instandbesetzung der Helmutstraße 35“ ergriffen. Die Stadt Dortmund habe den Besetzern folgendes Angebot übermittelt: „Das Haus ist bis zum 28.4. zu räumen. In dieser Zeit ist unsere Öffentlichkeitsarbeit einzustellen. Und erst dann können wir miteinander verhandeln.“ Das Angebot wird von den Besetzern als „Unverschämtheit“ bewertet. Jetzt gehe es darum, zu handeln.

Alle Bewohner Dortmunds werden dazu aufgefordert, „uns in unseren Bemühungen menschliches Wohnen und billigen Wohnraum zu erhalten, zu unterstützen“. Es wird „zu einer Kundgebung und Demonstration in der Innenstadt“ aufgerufen. Diese soll am 2. Mai stattfinden. Der Zusatz lautet: „Im Falle der Räumung 17. 00 Uhr Reinoldikirche.“ Forderungen sind: „Die sofortige Freigabe aller leerstehenden Häuser und Wohnungen. Keine Räumung und Strafverfahren gegen Besetzer. Ernstzunehmende Verhandlungsangebote.“ Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes ist: Mili Tanz, Dortmund.
Q: Flugblatt: Besetzer-Info - Helmutstraße 35, o. O., o. J. (1981).

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25.05.1981:
Vermutlich nach dem 25.5. erscheint ein Flugblatt ohne Impressum: „Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund.“ Danach ist die „Helmutstraße 35“ besetzt worden. Dies sei „ein großer Schritt nach vorn“. Die Stadt Dortmund wird als „kriminelle Vereinigung“ bezeichnet, weil sie „fünf Häuser in Unterdorsfeld“ abreißen ließ. Auf der zweiten Seite, unter „Republik Dorstfeld informiert”, wird darauf hingewiesen, dass am 29.5. eine Podiumsdiskussion stattfinden soll, die unter dem Motto stehen soll: „Wohnungsnot und Hausbesetzung!“ „Eingeladen sind Politiker der drei Parteien sowie Fachleute vom Sanierungsausschuss und Planungsamt. Ferner sind Vertreter der Polizeigewerkschaft eingeladen.“
Q: Flugblatt: Ein Monat Hausbesetzung in Dortmund, o. O., o. J. (1981).

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03.06.1981:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße“ wird an diesem Tag die Helmutstraße 35 und der Dorstfelder Hellweg geräumt. In Unterdorstfeld werden „23 Personen festgenommen“. „Die Polizei geht mir großer Härte gegen die passiv Widerstand leistenden Demonstranten vor“. Nachmittags findet eine Demo mit ungefähr 1.000 Leuten gegen die Räumung statt. U. a. wird die „Zurücknahme der Strafanträge“ gefordert.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 28.

03.06.1981:
Es erscheint das Flugblatt „Geräumt.“ Danach seien „heute Morgen um 8.30 Uhr (3.6., d. Verf.) mit Polizeigewalt zwei besetzte Häuser geräumt“ worden. Hierbei handelt es sich um den „Dorstfelder Hellweg 15“ und die „Helmutstraße 35“. „200 Unterstützer bildeten spontan Straßenblockaden auf dem Dorstfelder Hellweg. Sie wurden brutal von der Polizei auseinander gerissen, obwohl von ihnen ebenfalls keinerlei Gewalt ausging … Über 30 Leute wurden festgenommen.“

Gefragt wird: „Waren das die angekündigten Gespräche?“ „Wir weisen noch mal darauf hin, dass die Vertreter der Stadt keinerlei Gesprächsbereitschaft zeigten: Sie brachen Gespräche über Mietverträge ab. Sie erschienen nicht zur Podiumsdiskussion. Sie führten nie das in der Presse angekündigte Gespräch mit uns.“ Gefordert wird: „Sofortige Zurücknahme der Strafanträge!“ „Zurücknahme der geräumten Häuser!“ „Vermietung leerstehender Wohnungen zur eigenständigen Renovierung!“
Q: Flugblatt: Geräumt, o. O., o. J. (1981).

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24.12.1981:
In Dortmund erscheint, vermutlich von der Hausbesetzerszene herausgegeben, der zentrale Aufruf: „Schutt und Asche in dieser Stadt.“ Das Flugblatt wendet sich u. a. gegen den Konsumterror. Es ruft für diesen Tag zu einer Demo auf: Treffpunkt: Dortmund, Reinoldikirche unter der Parole: „Stille Nacht, Scherben Nacht!“. Unterzeichner ist die „Bewegung der Revierstädte“.
Q: Zentraler Aufruf der Bewegung der Revierstädte, o. O., o. J. (1981).

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1982:
Es erscheint das Flugblatt: „Muttermordende Hausbesetzer in Dortmund. Wir, die Dortmunder Hausbesetzer.“ Hier wendet man sich gegen jegliche Kriminalisierung und erklärt: „Wir möchten auch darauf hinweisen, dass wir uns unter keinen Umständen als Kriminelle bezeichnen lassen, geschweige denn uns so fühlen. Dennoch ist die parteiliche Organisation STADT nicht bereit, weiter auf unsere Gefühle und Wünsche einzugehen.“ „Wir wissen nicht, was sie mögen. Wir empfehlen mehr Wasserwerfer für nen heißen Sommer. Und Strafanträge für alle im Alter von 5-35.“
Q: Muttermordende Hausbesetzer in Dortmund. Wir, die Dortmunder Hausbesetzer, o. O., o. J. (1982).

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06.02.1982:
Laut der Broschüre „Es begann in der Helmutstraße” findet an diesem Tag in Dortmund eine Info-Veranstaltung gegen die „Wohnungsnot in Dortmund“ statt. Im Anschluss an die Veranstaltung wird die „Aktion Wohnungsnot ins Leben gerufen, die sich von nun an jede Woche als ‚Bürgerinitiative Wohnungsnot‘ … im Klüngelkerlbüro trifft“.
Q: Es begann in der Helmutstraße. Häuserkampf in Dortmund. Dokumentation, Dortmund 1981, S. 5.

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