Hamburg: Besetzung des St.-Georg-Kirchturms (Mai 1980) und Erklärung der Besetzer zum Prozess am 24.8.1981

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, Dezember 2013

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In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1980 besetzten mehrere Antiimperialisten den St.-Georg-Kirchturm in der Hamburger Innenstadt. Sie wollten damit auf die drohende Kriegsgefahr (Türkei, Iran etc.) hinweisen und zeigen, dass der Kampf gegen die Aufrüstung der NATO und die Kriegshetze von Carter und Schmidt weitergehe. Zudem wollten sie ihre Solidarität mit der RAF demonstrieren.

Die Bemühungen von Polizei und Feuerwehr, den Kirchturm zu räumen, blieben zunächst zwecklos. Erst nach Verhandlungen räumten die Besetzer den Kirchturm (nach 22 Stunden) „freiwillig“. Ihnen wurden „freies Geleit und Straffreiheit“ zugesichert. Im August 1981 wurden sie dann doch nach Paragraf 129a angeklagt. Ihre Erklärung dazu dokumentieren wir im Folgenden.

Wir danken dem Archiv Schwarzer Stern in Dortmund für die freundliche Unterstützung.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

08.05.1980:
In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1980 besetzten einige Antiimperialisten den Kirchturm der St.-Georg-Kirche in der Hamburger Innenstadt, „um auf die drohende Kriegsgefahr (Türkei, Iran etc.) hinzuweisen und zu zeigen, dass der Kampf gegen die Aufrüstung der NATO und die Kriegshetze von Carter und Schmidt weitergeht. Gerade die Geschichte des 8. Mai zeigt aber auch, in welcher Weise der Staat mit seinen Gegnern umgeht, da an diesem sogenannten Tag der Befreiung vom Faschismus Ulrike Meinhof 1976 ermordet worden ist“. So lautet die Begründung in dem Flugblatt „Wer den Turm besetzt, wie soll der runterzuholen sein!“.

Ferner knüpfe die Besetzung an Demonstrationen in Bremen an, wo man es geschafft habe, die große NATO-Propaganda-Show (Vereidigung von Bundeswehrrekruten im Weserstadion – d. Verf.) praktisch zu vereiteln.

Einen ursprünglich geplanten Fackelzug am Todestag Ulrike Meinhofs konnte die Polizei zwar verhindern, die Besetzung des Turms aber nicht.

Eine vierseitige „Erklärung zur Kirchturmbesetzung in HH am 8./9.5.80“ mit dem Titel „Es herrscht immer Krieg in den Städten“ endet mit den Parolen:

Nach 22 Stunden, so die Welt am Sonntag, wurde die Besetzung beendet.
Quellen: Flugblatt: „Wer den Turm besetzt, wie soll der runterzuholen sein!“ und „Es herrscht immer Krieg in den Städten. Erklärung zur Kirchturmbesetzung in HH am 8./9.5.80“, in: „Erklärung der Besetzer/in des St.-Georg-Kirchturms zum Prozess am 24.8.1981 in Hamburg“, Hamburg 1981; Welt am Sonntag, 11.5.1980.

24.08.1981:
Es erscheint eine „Erklärung der Besetzer/in des St.-Georg-Kirchturms zum Prozess am 24.8.1981 in Hamburg“. Sie geht auf die Ereignisse am 8.-9. Mai 1980 während der Besetzung des Kirchturms in Hamburg ein, berichtet über sie und ihre Vorgeschichte. Offenbar sind die Besetzer nach § 129a angeklagt, da sie zum „Widerstand gegen den Staat“ und zur „Solidarität mit der RAF“ aufgerufen hätten, wie sie in ihrer Erklärung schreiben. (Zum Ausgang des Prozesses liegen mir zurzeit keine Informationen vor. – d. Verf.)

Die Erklärung enthält weiter die vierseitige „Erklärung zur Kirchturmbesetzung in HH am 8./9.5.80“ mit dem Titel „Es herrscht immer Krieg in den Städten“, das Flugblatt „Wer den Turm besetzt, wie soll der runterzuholen sein!“ sowie einige Zeitungsartikel über die Kirchturmbesetzung.
Q: Erklärung der Besetzer/in des St.-Georg-Kirchturms zum Prozess am 24.8.1981 in Hamburg, Hamburg 1981.

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