Hamburg: Das Berufsverbot gegen Johanna Mayr vom Schwarzenberg-Gymnasium in Harburg

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 15.8.2013

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Vom Berufsverbot bzw. der Entlassung der der KPD nahestehenden Lehrerin Johanna Mayr am Schwarzenberg-Gymnasium in Harburg können hier bisher nur wenige Dokumente erschlossen werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Solidarisch mit Johanna Mayr zeigen sich, nach unserer unvollständigen Quellenauswertung fast allein die örtlichen Freunde der KPD selbst sowie ihre Schüler, während die Sozialistische Studentengruppe (SSG) Hamburg des KBW, deren Sektion Lehrer gerade selbst von den Berufsverboten gegen Peter Altenburg und Marita Hindemith betroffen war, offenbar die Solidarität zumindest anfänglich verweigerte, wie der KSV an der Universität kritisierte (vgl. 8.10.1973). Später aber berichtet zumindest die Sektion Lehrer der SSG dann doch (vgl. 17.12.1973).

Die Entscheidung des Arbeitsgerichts führt dann schließlich für die Restlaufzeit des befristeten Vertrages zur Versetzung (vgl. 15.1.1974), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ergänzt diese Maßnahme noch um einen Ausschluss (vgl. 8.4.1974).

Später tritt Johanna Mayr in West-Berlin als Funktionärin der KPD auf und spielt eine prominenten Rolle bei der Gründung der Alternativen Liste (AL).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

September 1973:
In Hamburg-Harburg wird vermutlich im September die Lehrerin Johanna Mayr am Schwarzenberggymnasium mit Berufsverbot wegen ihrer Tätigkeit für die KPD belegt (vgl. 11.9.1973).
Quelle: Rote Fahne Nr. 43, Dortmund 24.10.1973

11.09.1973:
In Hamburg beteiligen sich, laut KPD, an einer Veranstaltung gegen das Berufsverbot gegen Johanna Mayr (vgl. Sept. 1973, Okt. 1973) über 70 ihrer Schüler.
Q: Rote Fahne Nr. 45, Dortmund 7.11.1973

Oktober 1973:
In Hamburg wird gegen das Berufsverbot (BV) von Johanna Mayr (vgl. 11.9.1973) vermutlich im Oktober u.a. von ihren Schülern und KPD-Anhängern, ein Solidaritätskomitee "Kampf den Berufsverboten für fortschrittliche und kommunistische Lehrer" gegründet, an dem sich die DKP nicht beteiligt. Die Schüler gründen auch einen eigenen Kampfausschuß. Ebenfalls vermutlich im Oktober führt das Komitee, laut KOV der KPD, eine Veranstaltung mit 50 Schülern durch.
Q: Rote Fahne Nr. 44, Dortmund 31.10.1973; Schulkampf Nr. 11, Dortmund Nov. 1973, S. 4;Kommunistische Arbeiterpresse Springer Nr. 21, Hamburg 15.11.1973

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08.10.1973:
Die Zelle PI Uni Hamburg des KSV der KPD gibt vermutlich im Oktober eine Ausgabe ihrer 'Kommunistischen Studentenpresse' (KSP - vgl. Apr. 1973, 17.6.1974) mit ihrem Fachschaftsratsprogramm heraus, in dem auch wiederholt auf den Kampf gegen die Berufsverbote von Johanna Mayr, der die SSG des KBW die Solidarität verweigere, sowie von Peter Altenburg und Marita Hindemith (SSG) eingegangen wird.
Q: Kommunistische Studentenpresse - PI FSR-Programm der KSV-Zelle PI, Hamburg o. J. (1973)

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22.10.1973:
Die Ortsgruppe Hamburg der Rote Hilfe (RH) e. V. der KPD gibt vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Verhindern wir die Abschiebung von Baha Targün, dem Streikführer von Ford/Köln" heraus. Berichtet wird auch vom Berufverbot gegen Johanna Mayr.
Q: RH e.V.: Verhindern wir die Abschiebung von Baha Targün, dem Streikführer von Ford/Köln, Hamburg o. J. (1973)

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25.10.1973:
Die Zelle Springer Hamburg der KPD gibt ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) Nr. 19 (vgl. 13.9.1973, Nov. 1973) heraus. Eingegangen wird auch auf das Berufsverbot gegen Johanna Mayr in Hamburg-Harburg.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Springer Hamburg Nr. 19, Hamburg 25.10.1973, S. 2f

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12.11.1973:
Die Hochschulleitung Hamburg des KSV der KPD gibt vermutlich Anfang dieser Woche das Flugblatt "Die demokratischen Rechte des Volkes aktiv verteidigen: das Berufsverbot gegen Johanna Mayr zurückschlagen!" heraus. Aufgerufen wird zur Veranstaltung am 15.11.1973.
Q: KSV-HL: Die demokratischen Rechte des Volkes aktiv verteidigen: das Berufsverbot gegen Johanna Mayr zurückschlagen!, Hamburg o. J. (1973)

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14.11.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 46 (vgl. 7.11.1973, 20.11.1973) heraus. Aus Hamburg wird berichtet von der GEW Hauptversammlung, auf der u.a. die Berufsverbote gegen die KBW-Referendare Altenburg und Hindemith sowie die KPD-Lehrerin Mayr angesprochen wurden.
Q: Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973

15.11.1973:
Bei Springer Hamburg gibt die Zelle der KPD ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' Nr. 21 (vgl. Nov. 1973, 6.12.1973) heraus. Berichtet wird auch über das Berufsverbot von Johanna Mayr (vgl. Okt. 1973), wobei auch Schüler in St. Peter-Ording erwähnt werden.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Springer Nr. 21, Hamburg 15.11.1973, S. 4f

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15.11.1973:
In Hamburg will das Komitee Kampf den Berufsverboten für fortschrittliche und kommunistische Lehrer eine Veranstaltung um 19 Uhr im Z in der Karolinenstraße gegen das Berufsverbot gegen Johanna Mayr durchführen.

Aufgerufen wurde auch vom KSV (vgl. 12.1.11973).
Q: KSV-HL: Die demokratischen Rechte des Volkes aktiv verteidigen: das Berufsverbot gegen Johanna Mayr zurückschlagen!, Hamburg o. J. (1973), S. 2

17.12.1973:
Die Sektion Lehrer der Sozialistischen Studentengruppe (SSG) Hamburg des KBW gibt ihre 'Kommunistische Schulzeitung' Nr. 2 (vgl. 12.11.1973, 18.1.1974) heraus mit dem Artikel "Kommunistische Lehrerin rausgeschmissen" zu Johanna Mayr vom Schwarzenberg-Gymnasium in Harburg.
Q: Kommunistische Schulzeitung Nr. 2, Hamburg 17.12.1973, S. 5 und 12

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Januar 1974:
Der Kommunistische Oberschülerverband (KOV) der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr. 1 (vgl. 17.12.1973, Feb. 1974) heraus. Aus Hamburg wird berichtet vom Berufsverbot gegen Johanna Mayr.
Q: Schulkampf Nr. 1, Dortmund Jan. 1974, S. 3

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Januar 1974:
Vermutlich im Januar wird in Hamburg, laut KPD, die vom Berufsverbot (BV) bedrohte Lehrerin Johanna Mayr von ihrem Schwarzenberggymnasium in Harburg versetzt.

Von diesem Berufsverbot berichtet auch in:
- NRW die OL Dortmund des KOV der KPD (vgl. 17.6.1974).
Q: N.N. (KOV-OL Dortmund): Neues Berufsverbot droht!, Dortmund o.J. (Juni 1974), S. 1; Rote Fahne Nr. 4, Dortmund 23.1.1974

03.01.1974:
In der Nr. 1 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 19.12.1973, 9.1.1974) berichtet die KPD aus Hamburg vom Berufsverbot gegen Johanna Mayr.
Q: Rote Fahne Nr. 1, Dortmund 3.1.1974

15.01.1974:
Das Arbeitsgericht Hamburg entscheidet heute, dass Johanna Mayr, zuvor Schwarzenberg-Gymnasium in Harburg, bis zum Ende ihres befristeten Arbeitsvertrages weiter beschäftigt werden muß. Sie unterrichtet nun am Gymnasium Lohbrügge.
Q: KSV-HL: Johanna Mayr wiedereingestellt! Erfolg im Kampf gegen politische Entlassungen, Hamburg o. J. (1974), S. 1

16.01.1974:
Die Hochschulleitung Hamburg des KSV der KPD gibt vermutlich heute das Flugblatt "Johanna Mayr wiedereingestellt! Erfolg im Kampf gegen politische Entlassungen" heraus, das vom gestrigen Prozeß vor dem Arbeitsgericht berichtet.
Q: KSV-HL: Johanna Mayr wiedereingestellt! Erfolg im Kampf gegen politische Entlassungen, Hamburg o. J. (1974)

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17.02.1974:
In Hamburg führt, laut und mit KPD, das Komitee "Kampf den Berufsverboten für fortschrittliche und kommunistische Lehrer" eine Veranstaltung mit ca. 200 Personen gegen die Berufsverbote (BV) durch, an der auch die vom BV betroffenen Lehrer Hauswald, Laux und Mayr teilnehmen.
Q: Rote Fahne Nr. 10, Dortmund 6.3.1974

08.04.1974:
Der KBW Hamburg (vgl. 17.4.1974) berichtet von den UVB (vgl. 23.4.1974):"
Unvereinbarkeitsbeschlüsse in der GEW

Auf der Vertrauensleuteversammlung der GEW Hamburg am 8. April 1974 sind die 3 Lehrer Mayr, Bühler und Hauswald, z. T. mit knapper Mehrheit, aus der Gewerkschaft ausgeschlossen worden."

Berichtet wird auch durch die KPD (vgl. 24.4.1974).
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 8, Hamburg 17.4.1974, S. 2; Rote Fahne Nr. 17, Dortmund 24.4.1974

15.07.1974:
Vermutlich die Ortsleitung (OL) Dortmund des KOV der KPD (vgl. 22.7.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche über ein BV (vgl. 31.7.1974):"
NEUES BERUFSVERBOT DROHT!

Seit einigen Wochen kämpft die Geschichtslehrerin Frau Hirsch am Kant-Gymnasium in Wickede für ihre Einstellung als Beamtin. …

WARUM DÜRFEN LINKE LEHRER NICHT UNTERRICHTEN?

Wo bisher fortschrittliche Lehrer politisch diszipliniert wurden, haben in keinem Fall die Schüler etwas gegen diese Lehrer unternommen. Im Gegenteil, im Fall etwa des KPD-Mitglieds Frau Mayr aus Hamburg (vgl. Jan. 1974, d.Vf.) oder des Referendars Strucksberg in Bochum (vgl. S1.**.197*, d.Vf.), der wegen etwa der gleichen Vorwürfe wie Frau Hirsch immer noch Berufsverbot hat, haben sich die Schüler entschieden auf die Seite ihrer Lehrer, gegen das KuMi gestellt. Und zwar nicht, weil solche Lehrer nur noch Einser gäben, sondern weil der Unterricht bei solchen Lehrern gut ist. Auch Frau Hirsch wird von den Klassen, wo sie unterrichtet, unterstützt, nicht umsonst hat das KuMi den Zeitpunkt vor den großen Ferien ausgewählt, um gegen Frau Hirsch vorzugehen. Auch die BSMV hat auf ihrer letzten Sitzung (vgl. 15.7.1974, d.Vf.) bereits Maßnahmen ergriffen, um Frau Hirsch bei ihrer Forderung nach Verbeamtung zu unterstützen."
Q: N.N. <KOV-OL Dortmund>: Neues Berufsverbot droht!, Dortmund o.J. (Juli 1974), S. 1

23.11.1974:
In Hamburg soll, laut RH e.V. (vgl. Nov. 1974), heute am Verwaltungsgericht der Prozeß über das Berufsverbot gegen Johanna Mayr stattfinden.
Q: Rote Hilfe Nr. 8, Dortmund Nov. 1974, S. 5

10.09.1976:
In Berlin besuchen, laut und mit KPD, fast 400 bis 400 die Versammlung des Koordinationsausschusses (vgl. 28.4.1976) gegen den Ausschluß der GEW Berlin aus dem DGB aufgrund der UVB, in dem u.a. Johanna Mayr, Margot Mühlhansel, Irmgard Kohlhepp und die IfeBSLE der KPD tätig sind.
Der Antrag des KBW auf Eintreten für eine außerordentliche Bundesversammlung sei einstimmig abgelehnt worden, woraufhin der KBW abgezogen sei. Eventuell solle am 29.9.1976 zur Vertreterversammlung in Berlin demonstriert werden (vgl. 28.9.1976).
Q: Rote Fahne Nr. 37, 39 und 48, Köln 15.9.1976, 29.9.1976 bzw. 1.12.1976

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