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Die hier vorgestellte Broschüre der Roten Hilfe Kassel zu Chile wurde offenbar überörtlich verbreitet, wobei die Abgrenzung zu DKP und SPD, aber auch zur KPD anhand der Gewaltfrage bzw. konkret der Solidarität mit der Roten Armee Fraktion (RAF) erfolgt.
Wir danken dem Archiv Schwarzer Stern in Dortmund für die freundliche Unterstützung.
10.10.1973:
Die Rote Hilfe (RH) Kassel gibt die Broschüre "Chile – Reformismus, Faschismus, Bewaffneter Kampf" zum Preis von 50 Pfennig heraus, die auch in Flensburg durch die RH verbreitet wird. Im Vorwort wird festgehalten:"
Angesichts der Machtübernahme der Konterrevolution in Chile durch die militärische Zerschlagung der Unidad Popular, der Ermordung Allendes, häufen sich in der BRD die Proteste gegen diesen konterrevolutionären -Putsch, gegen die Ermordung chilenischer Arbeiter und Mitgliedern der Unidad Popular… Dabei liefert einmal mehr die SPD einen Beweis ihres unglaublichen politischen. Zynismus, ein SPD-Flugblatt - in Kassel verteilt trägt z. B. die Überschrift: ‚Allende ist tot - der Kampf geht weiter!‘ Das sagen die gleichen Leute, deren Parteivater Willy Brandt den Friedensnobelpreis verliehen bekommt, während gleichzeitig deren SPD-Polizei streikende Arbeiter, im Mietstreik befindliche Familien, und Demonstrationen niederknüppelt, in westdeutschen Gefängnissen gefoltert wird. Die Zahl jener Schreibtisch'sozialisten' reicht indes noch weiter. Der DKP z. B. fällt anlässlich der Nicht-Einstellung ihrer Mitglieder in den Staatsdienst nichts besseres ein als zu beteuern, sie stehe zur Verfassung. Wie erklärt sie sich, dass Politiker, die zu genau derselben Verfassung stehen, erklären, sie sähen keinen Grund, 'die Beziehungen zu Chile' ( sprich: der Militärjunta ) abzubrechen? Solches Verhalten ist nicht nur schizophren, die DKP macht sich schlichtweg unglaubwürdig.
Darüber hinaus gibt es Superkommunisten, die sagen, es sei in Chile versäumt worden, den bewaffneten Kampf vorzubereiten. Nicht nur, dass diese Feststellung falsch ist, noch mehr: nicht selten sind dies die gleichen Leute, die angesichts einer RAF (Rote Armee Fraktion) in der BRD nichts Eiligeres zu tun hatten, dem Bundesinnenminister zu versichern, damit hätten sie nichts zu tun, man möge sie doch verschonen. Ihre Argumentation unterschied sich häufig in nichts von dem Dreck, den die Springerpresse verbreitete,
Kurz: Die politische Entwicklung Chiles wird von nicht wenigen in der BRD jetzt dazu benutzt, sie parteipolitisch auszunutzen, Unter der Parole der Solidarität verspricht man sich eine Stärkung der eigenen Reihen. Es würde z. B. gar nicht wundern, bei der 'KPD' eine neue 'Massenorganisation', den 'Chile-Ausschuß', begrüßen zu können.
Demgegenüber halten wir es für dringend erforderlich, die Auseinandersetzung mit der Gewalt, den verschiedenen Formen imperialistischer Gewalt, herbeizuführen. Solidarität kann keine verbale Sympathiebekundung sein, sondern muss praktische Konsequenzen für die Kämpfe in der BRD zur zentralen Inhalt haben, Dabei müssen wir uns auch gegen jene zur Wehr setzen, die durch ihr phraseologisches Geschwätz nichts, aber auch gar nichts dazu beitragen, den Kampf gegen die tägliche Unterdrückung zu forcieren."
Enthalten sind die Abschnitte:
- "1. Chile - Revolution und Imperialismus
- "a) Ökonomie eines 'Entwicklungslandes'";
- "b) Die Unidad Popular, Allende und das MIR";
- "c) Die Konterrevolution: CIA, ITT und der Rechtsblock";
- "2. Vollzugsgehilfe der US-Imperialisten: die BRD";
- "a) Kapital und Staatsgewalt";
- "b) Die Rolle der SPD";
- "3. Bewaffneter Kampf in Westeuropa: die RAF";
- "a) Vietnam: den antiimperialistischen Kampf führen!";
- "b) Politische Gefangenschaft: Folter in der BRD";
- "4. 'Der Reformismus führt in den Faschismus!' MIR; sowie
- "Konsequenzen für die revolutionäre Bewegung in der BRD".
Parolen sind: „Nieder mit der chilenischen Militärjunta!“; „USA und BRD - raus aus Chile!“; „Solidarität mit der MIR!; „Den antiimperialistischen Kampf führen!“; „Solidarität mit der RAF!“; „Alle Macht dem Volk!“
Geworben wird für die 'Wir wollen alles' und die 'Rote Hilfe', eingeladen wird zur Stadtteilgruppe Sozialistisches Zentrum, die sich freitags im Herrmann-Schafft-Haus trifft.
Quelle: RH Kassel: Chile – Reformismus, Faschismus, Bewaffneter Kampf, Kassel 10.10.1973
Letzte Änderung: 04.11.2019
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