Kommunistische Gruppe Eschwege: 'Eschweger Kommentare'

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 10.1.2013

Die hier bisher leider nur lückenhaft (wir bitten um Ergänzungen) dokumentierten 'Eschweger Kommentare' wurden herausgegeben von der Kommunistischen Gruppe Eschwege, die mit den Vorläufern des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) sympathisierte und sich diesem später anschloss.

Während die ersten Ausgaben der 'Eschweger Kommentare' sich als Zentralorgan der Kommunistischen Gruppe Eschwege noch darum bemühen die gesamte aktuelle politische Entwicklung zu beleuchten und sich dafür der Artikel von Zeitungen befreundeter Gruppen bedienen, wird diese Funktion nach der Gründung des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) durch dessen 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ) übernommen, die 'Eschweger Kommentare' behandeln dann nur noch lokale Ereignisse ergänzend zur 'KVZ'.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

November 1972:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt vermutlich im November erstmals eine Ausgabe ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Feb. 1973) als Extra "Wahlkommentar!" heraus. Veröffentlicht wird die Erklärung der 6 Organisationen des Bremer Kommunique (BK) zu den Bundestagswahlen. Wann die KGE gegründet wurde (vgl. Sept. 1971) wissen wir derzeit nicht. Im Februar 1973 taucht sie jedenfalls nicht mehr im Anleitungsbericht des KB Göttingen auf. Sie selbst sagt, sie habe wesentlich aus Schülern bestanden und sei isoliert gewesen, woraufhin auch die wenigen Arbeiterjugendlichen weggegangen seien. Diese seien aber sowieso nur ab und zu dazugestoßen (vgl. Dez. 1973).
Quelle: Eschweger Kommentare Extra Wahlkommentar!, Eschwege o. J. (1972)

Februar 1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt erstmals eine reguläre Nummer ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Nov. 1972, 12.5.1973) heraus. Die KGE habe sich letztes Jahr aus hauptsächlich Schülern und Studenten sowie wenigen Lehrlingen gegründet. Sie verfügt über ein Zentrales Gremium (ZG), aber noch nicht über eine systematische Betriebsarbeit. Herausgeben wolle man Branchenzeitungen. Eine Betriebsaufbauzelle bei Zippel (Salzgitter Maschinen AG) wird, im Gegensatz zu dem Betrieb, nur in dieser Ausgabe erwähnt. Der Leitartikel fragt: "Ende der Preissteigerungen?", eingegangen wird auch auf die Regierungserklärung Willy Brandts sowie auf die Fabrikarbeit in China und den Vietnamkrieg.
Q: Eschweger Kommentare Nr. 1, Eschwege Feb. 1973

12.05.1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt frühestens heute die Nr. 2 ihrer 'Eschweger Kommentare' für Mai (vgl. Feb. 1973, Juni 1973) heraus, in der sie aus Eschwege von der Gründung des AK/KAJB (vgl. Apr. 1973), der Jugendzentrumsdemonstration (vgl. 11.5.1973) und dem 1.Mai berichtet. Eingegangen wird auf den Breschnewbesuch und die Versorgungskrise in der UdSSR sowie auf die Bonner Rathausbesetzung beim Thieubesuch (vgl. 10.4.1973).
Der Leitartikel stellt fest: "Die Lage der Lohnabhängigen verschlechtert sich von Tag zu Tag". Mit Hilfe der Bremer 'Wahrheit' wird berichtet aus China über "Die Betriebsordnung von Anshan". Angekündigt wird die Gründung des KBW.
Q: Eschweger Kommentare Nr. 2, Eschwege Mai 1973

Juni 1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt die Nr. 3 ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. 12.5.1973, Sept. 1973) heraus. Angekündigt wird die Einstellung zu Gunsten der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) (vgl. Juli 1973) des neugegründeten Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) (vgl. 8.6.1973). Tatsächlich aber erscheinen die 'Eschweger Kommentare' noch einige Zeit. Die KGE selbst führte ihre zweite Vollversammlung (VV) durch. Sie ist bisher in Branchenkollektiven organisiert. Berichtet wird auch vom KPD-Verbot, über Watergate in den USA und die Preispolitik in Nordkorea, über politische Gefangene in Südvietnam sowie aus Mannheim mit Hilfe der dortigen 'Arbeiterzeitung' vom Streik bei John Deere, aber auch, teils mit Hilfe der Bremer 'Wahrheit' aus weiteren Betrieben, wie Harvester Heidelberg.
Q: Eschweger Kommentare Nr. 3, Eschwege Juni 1973

September 1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt die Nr. 4 ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Juni 1973, 10.9.1973) heraus. Berichtet wird von einer samstäglichen Demonstration im Eschweger Werdchen mit Kundgebung auf dem Schloßplatz und Sternfahrt von 150 bis 200 Sportfischern unter dem Motto "Rettet Werra, Fulda, Weser". Gerichtet habe sich die Aktion vor allem gegen die Wintershall Kali in Heringen, Phillippstal, Längers und Widdershausen. Eingegangen wird dabei auf den Umweltschutz in China. Berichtet wird auch über chinesische Betriebe sowie den Streiks in der Metallindustrie, u.a. bei Ford Köln (vgl. 30.8.1973), und auch bei einer Massey-Fergussion Tochter in England.

Nachgedruckt wird eine vierseitige Sondernummer der 'Eschweger Kommentare' zum Bundesgrenzschutz in Eschwege, die u.a. vom Streik bei Hella Lippstadt berichtet.
Q: Eschweger Kommentare Nr. 4, Eschwege Sept. 1973

10.09.1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt vermutlich frühestens in dieser Woche ein Extra "Militärputsch in Chile ein Zufall? Wir müssen dem chilenischen Volk helfen!" ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Sept. 1973, 16.10.1973) heraus.
Q: Eschweger Kommentare Extra Militärputsch in Chile ein Zufall? Wir müssen dem chilenischen Volk helfen!, Eschwege o.J. (1973)

16.10.1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt ein Extra "Gibt es noch einen Ausweg?" ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. 10.9.1973, Nov. 1973) heraus, in dem sie von der drohenden Schließung der GG Fittings Sontra (IGM-Bereich) zum Jahresende berichtet. Die KGE, die nach eigenem Bekunden weder Mitglieder bei Fittings noch überhaupt in Sontra hat, tritt für die Durchführung einer Demonstration, möglichst des IG Metall Bezirkes in Sontra ein, wofür sie sich u.a. bei Massey-Fergusson Eschwege stark machte.
Q: Eschweger Kommentare Extra Gibt es noch einen Ausweg?,Eschwege 16.10.1973

November 1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt vermutlich im November die Nr. 5 ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. 16.10.1973, Dez. 1973) heraus, die uns bisher nicht zugänglich war.
Q: Eschweger Kommentare Nr. 6, Eschwege Dez. 1973

Dezember 1973:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt die Nr. 6 ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Nov. 1973, Jan. 1974) heraus, die für einen freiwilligen Solidaritätspreis von 20 Pf. angeboten wird. Hierzu wird erklärt, daß jede Nummer der Kommentare 200 DM koste und man in den nächsten 14 Tagen noch je ein Extra zur Energiekrise und zur Metalltarifrunde (MTR) 1972/73 an den Eschweger Metallbetrieben verteilen wolle.
In den Betrieben, und das ist das Titelthema, stehen bei Zippel zum Jahresende 50 Entlassungen, bei Bode Strick- und Wirkwaren in Wanfried 110, in der Textilindustrie bei Friedola 20, bei Bodewa 50 (sowie 60 Nichtwiederbesetzungen) und bei Hessia 30 an. Berichtet wird mit Hilfe der 'KVZ' des KBW über die Textilindustrie in Albanien.
Eine Arbeiterkorrespondenz berichtet von der Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn (DB) in Hauptbahnhof und Betriebsamt.
Die KGE selbst will bald eine Schülerorganisation gründen (vgl. Jan. 1974).
Q: Eschweger Kommentare Nr. 6, Eschwege Dez. 1973

Januar 1974:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) des KBW gibt die Nr. 7 ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Dez. 1973, Feb. 1974) heraus, die vom Refasystem bei Calden Wanfried, den Lohnsteuern, die Abgeordnetendiäten und von der DGB Veranstaltung in Sontra gegen die Schließung von GG Fittings berichtet. Dort durfte auch ein Mitglied der KGE reden, die sich ja im IG Metall (IGM) Ortskomitee Eschwege für die Aktion eingesetzt hatte.
Eingegangen wird auch auf die Metalltarifrunde (MTR), die Lehrlinge der Bundesbahn Eschwege und Jugendliche in Altenburschla. Beim Textilbetrieb Bode gab die KGE ein Flugblatt "Sind sie ehrlich, Herr Bode?" heraus.
Q: Eschweger Kommentare Nr. 7, Eschwege Jan. 1974

Februar 1974:
Die Kommunistische Gruppe Eschwege (KGE) gibt eine unnumerierte Ausgabe, vermutlich Nr. 8, ihrer 'Eschweger Kommentare' (vgl. Jan. 1974) unter der Schlagzeile "Das wird sich niederschlagen!" mit 2 300 Exemplaren heraus. Titelthema sind die Tarifrunden im Öffentlichen Dienst und der Metallindustrie bzw. die Preissteigerungen. Berichtet wird auch über die Kämpfe in Frankfurt und über die Bürgerinitiative gegen den Gipsabbau der Gebrüder Knauf KG Iphofen. Diese führte Veranstaltungen in den betroffenen Ortsteilen Niederhone, Oberhone (80 TeilnehmerInnen) und Heuberg (70) durch. Berichtet wird auch von den Verkäuferinnen bei Karstadt und Koch, aus Kambodscha und über die Ölpreise. Die KGE selber hat 6 Mitglieder, dazu kommen noch 3 Schüler (vgl. Jan. 1974). Die Zeitung kostet monatlich 300 DM, der Laden 125 DM. Zur Entwicklung der KGE (vgl. Sept. 1971, Dez. 1973) wird vom Sekretär der KGE, W.L., ausgeführt, daß sich seit drei Monaten nun die Reste der KGE gefestigt hätten. Von der 'KVZ' des KBW habe man pro Nummer ca. 60 Exemplare in Eschwege verkauft. Beginnen will man mit einer Veranstaltungsreihe (vgl. 8.3.1974). Befreundet ist die KGE nun mit der Kommunistische Schülergruppe Eschwege (KSE – vgl. Jan. 1974), beworben wird der eigene Buchladen in der Sperlingsgasse. Ein Leserbrief kommt von Oberschullehrer Hartmut Morgeneyer.
Q: Eschweger Kommentare Das wird sich niederschlagen!, Eschwege Feb. 1974

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