Der Hessische Landbote - Regionalzeitung des Kommunistischen Bundes für Südhessen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 4.11.2012

Die hier vermutlich vollständig (wir bitten ggf. um Ergänzungen) dokumentierte Regionalzeitung des Kommunistischen Bundes (KB) für Südhessen erschien als Fortführung der Frankfurter Stadtzeitung 'Commune' und der Darmstädter Stadtzeitung 'Kämpfende Jugend' des Bundes Demokratischer Jugend (BDJ).

Inhaltlich ist der 'Hessische Landbote' ebenso wie zuvor die 'Commune' vor allem geprägt durch die Kritik am KBW, aber zunehmend auch an den Spontis um den Revolutionären Kampf (RK). Die für die 'Commune' noch wichtige Betriebsarbeit taucht im 'Landboten' nur noch am Rande auf, wichtiger werden dafür Schul- und Hochschulkämpfe, vor allem aber die Neuen Sozialen Bewegungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

September 1976:
Erstmals erscheint 'Der hessische Landbote' für September (vgl. Nov. 1976) als Regionalzeitung des Kommunistischen Bundes für Südhessen, welches laut einer redaktionellen Anmerkung die Frankfurter 'Commune', von der 9 Ausgaben sowie eine Sondernummer erschienen und ca. 200 bis 300 Exemplare pro Nummer verkauft wurden, fortsetzt, aber auch die 'Kämpfende Jugend -. Stadtzeitung' des Bund demokratischer Jugend (BDJ) Darmstadt, aus dem die dortige KB-Gruppe entstand, die eine Auflage von knapp 1 000 erreichte.

Der Leitartikel lautet "Auch bei der Demontage im Gesundheitswesen: Hessen bleibt vorn!" und berichtet aus Krankenhäusern in Frankfurt, Gießen, Wetzlar, Offenbach und vor allem Marburg;

Weitere Artikel sind:
- "Im Namen Gottes: Reaktionäre Ausrichtung und Berufsverbote an der EFH (Evangelische Fachhochschule Darmstadt)", wobei auch der Streikverlauf vom 4. bis 11.6.1976 geschildert wird;
- "Frankfurt: Staatliche Aasgeier" zu den Beerdigungskosten;
- "Gesundheitsversorgung in Frankfurt" zur Verteilung der Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser auf die einzelnen Stadtteile;
- "Der KBW lügt und verdreht !!! Eine Antwort an den KBW-Darmstadt";
- "Wahlkampf a la DKP…" wo in Frankfurt-Höchst, Kassel, Marburg und Mörfelden Festzelte errichtet wurden und in Oberursel, wo gegen den Feldberg-Zubringer protestiert wird, alle zwei Tage Flugblätter verteilt werden;
- "Wie im Hitler-Faschismus: Blockwarte in Darmstadt. Zur Einführung von drei 'Kontaktbereichsbeamten'" zu den KOBs;
- "Chronologie der 'Inneren Sicherheit'";
- "Frankfurter Geschäftsleute, die Faschisten finanzieren!";
- "'Freiheit', die sie meinen…" zu den Bundestagswahlen (BTW);
- "Dregger und die AVP in Butzbach" (vgl. 7.8.1976, 18.8.1976) nach einem Bericht eines Genossen des BDK;
- "2 Dozenten entlassen" an der EFH Darmstadt;
- "Darmstadt: Reaktionäre offensive gegen das politische Mandat an der FH" von der FHS;
- "Sparschweinereien!" in Hessen und an der Elisabethenschule Darmstadt;
- "'Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann' - SPD-Politik in Hessen";
- "Ein 'ehrenwerter Bürger'?" zu Erwin Schönborn vom Kampfbund Deutscher Soldaten (KDS), der Anfang August in Niederursel und Kalbach Hauswurfsendungen machte;
- "Es stinkt zum Himmel! Umweltsch(m)utz a la Frankfurt am Main", wobei auch eingegangen wird auf das geplante Kraftwerk Fechenheim;
- "Mengler verdient am Pleitegeier" zu einem Bauunternehmer in Darmstadt;
- "'…kein Aufruf zur Revolution…'" zu einer Frauen-Aktion des Anzeigeblatts 'Blitz-Tip' in Frankfurt; sowie
- "Nur nicht wählerische sein…" zur Neufassung des Gesetzes zur Verbesserung zur Verbesserung der Haushaltsstruktur im Gültigkeitsbereich des Arbeitsförderungsgesetz vom Januar 1976, mit der Arbeitslose zur Annahme von Stellen gezwungen werden, auch wenn diese bis zu 1,5 Stunden entfernt sind oder dies der Ausbildung nicht entsprechen.
Quelle: Der hessische Landbote Nr. 1, Frankfurt Sept. 1976

November 1976:
Es erscheint 'Der Hessische Landbote' Nr. 2 für November (vgl. Sept. 1976, Feb. 1977) als Regionalzeitung des Kommunistischen Bundes für Südhessen in einer Auflage von 1 000 Stück mit dem Leitartikel "Antrittsgeschenk der Regierung Börner: Nur jeder vierte Lehrer soll eingestellt werden!" zum GEW-Bereich.

Weitere Artikel sind:
- "OB-Wahl in Darmstadt. Alter Wein in alten Schläuchen";
- "Ein neuer Polizeiminister" zur Ersetzung des Innenministers Bielefeld (FDP) durch Gries (FDP);
- "Austritt aus Fechenheimer SPD";
- "Jusos Frankfurt: witzig, naiv oder zynisch?" zu deren Haltung zu den Spendenaffären;
- "Mehrheit der Juso-Hochschulgruppe zieht endlich Konsequenzen" zum Austritt der 15-köpfigen Mehrheit der Juso-HSG aus der SPD, wobei aber nur 2 SPD-Mitglied waren;
- "'Fall Strecker', 'Fall Ickler', Fall…" zu den Verhaftungen im Gefolge der Meinhof-Demonstration (vgl. 10.5.1976);
- "Keine 'Kontakt'-Bullen in Darmstadt!" zu den KOBs;
- "Faschisten aus 'Aquarius' geworfen!" zu einer Frankfurter Jugendkneipe, aus der zwei NPDler durch ca. 15 Antifas vertrieben wurden;
- "Verbrecherische Methoden bis in die Frankfurter Polizeiführung?" zu deren Spitzeln;
- "Teves Frankfurt: Kampf um Nachschlag abgeblockt";
- "IG-Metall: Caritas für arbeitslose Frauen" zur Berufsausbildung bei der IGM Frankfurt;
- "GEW-Führer in Hessen: Statt Kampfmassnahmen. Märchen und Abwiegelei";
- "Solidarität mit dem Kampf der Lehrer!" von der ÖTV-Mitgliedern an der ERS I, wo sich auch die Schüler solidarisch zeigten;
- "Solidarität mit den vom Ausschluß betroffenen Kollegen!" zu den UVB in der IG Chemie Darmstadt (aus dem 'Arbeiterkampf');
- "Bildungsmisere in Hessen";
- "Nachwuchssorgen" zum Religionsunterricht an der ERS II in Frankfurt;
- "Die Katze läßt das Mausen nicht. Sektiererische Politik des KBW führt zu seinem Ausschluß aus dem Nahost-Komitee" in Darmstadt, was von der Generalunion Arabischer Studenten (GUAS) und dem Palästinensischen Studentenverein (PSV) unterstützt worden und zuvor bereits in Heidelberg, Hannover und Köln geschehen sei. der KBW trete aber weiter als Nah-Ost Komitee Darmstadt auf;
- "'Politische Musik heute'" zu den Konzerten der Gruppen 'Oktober' Hamburg und 'Schmetterlinge' Wien in Hamburg, Berlin und Frankfurt (vgl. 20.10.1076);
- "Zur neuen Entwicklung des Frankfurter AStAs" der von Frauen gestellt werde, wobei der KBW sich frauenfeindlich gebe;
- "Haut den Initiatoren ihr 'Normbuch' um die Ohren!" zum Normbuch Gesellschaftskunde, wozu die Fachgruppe Gymnasien des GEW-Bezirks Frankfurt eine Dokumentation erstellt habe und gegen das an der Helmholtzschule die Schülergruppen Motzen und verändern (MuV) und die Unabhängige Schülergruppe (USG), die den 'Holzwurm' herausgibt, protestierten;
- "Fachhochschule Darmstadt: Der Kampf um das politische Mandat muss weitergeführt werden", wobei auch berichtet wird aus Giessen, Göttingen und Marburg; sowie
- "Keine Räumung des Jugendwohnheims Ziegelhüttenweg und keine Schließung des Luisenheims!" in Frankfurt, wobei geworben wird für die Dokumentation zum Ziegelhüttenweg.

Aufgerufen wird zur Berufsverboteveranstaltung (vgl. 20.11.1976) in Frankfurt. Geworben wird für die Dokumentation des KB / Gruppe Frankfurt: "Polizeiwillkür in Frankfurt".
Q: Der Hessische Landbote Nr. 2, Frankfurt Nov. 1976

Dezember 1976:
Der KB (vgl. Feb. 1977) berichtet:"
'Eine Schule wie im Märchen…'

Anfang Dezember '76 fand am Weidig-Gymnasium in Butzbach ein Warnstreik gegen die miserablen Lernbedingungen und gegen überfüllte und zu teure Busverbindungen statt.

Daß so ein Streik absolut keine 'trockene' Sache ist, drückt sich in den vielfältigen Aktivitäten aus, die dann entwickelt werden, z. B. wurde in der Schule neben anderen dieses Liedchen gesungen:
'Wir wünschen uns eine Schule wie im Märchen, in der jeder Schüler Stühle hat, in der die Busse pünktlich fahren, in der wir Fußball spielen dürfen, in der wir ganz laut schreien dürfen, in der auch Schüler Rechte haben, die wir selbst anmalen dürfen. Doch wir haben keine Schule wie im Märchen. Was wir haben ist eine schule voll von Verboten, in denen steht, was wir nicht dürfen. Was wir haben ist eine Schule voll verboten, in der man nur lernt, wenn man viel Geld hat und in der es uns vorkommt, wie im Gefängnis …'".
Q: Der Hessische Landbote Nr. 3, Frankfurt Feb. 1977, S. 7

Februar 1977:
Es erscheint 'Der Hessische Landbote' Nr. 3 für Februar (vgl. Nov. 1976) als Regionalzeitung des Kommunistischen Bundes für Südhessen in einer Auflage von 1 000 Stück mit dem Leitartikel "Antrittsgeschenk der Regierung Börner: Nur jeder vierte Lehrer soll eingestellt werden!" zum GEW-Bereich.

Weitere Artikel sind:
- "Bullen, Krupp und andere Sargnägel" zum Fest am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität, bei dem es zum Polizeieinsatz kam, wogegen 2 000 demonstrierten;
- "In eigener Sache" zur Suche eines namens für den 'Hessischen Landboten', wozu es heißt: "Wir sind mal wieder mit unserer Zeitung unzufrieden. Wir finden, daß wir einfach noch zuwenig mitgemischt haben bei den Sachen, die dogmatische und undogmatische linke Leute heute interessieren: KKW-Bewegung, Frauenfrage, alternatives Leben, aus der SPD austreten, Partei oder Büro oder gar nichts, Verhältnis Spontis - KB, ist die Leitung des KB wählbar etc.";
- "KKW-Prof bricht Vorlesung ab!" zum Physik-Professor Bethge von der Uni Frankfurt, der sich für AKWs ausgesprochen hatte und nun in seiner Vorlesung von AKW-Gegnern besucht wurde;
- "Spitzelerlass!" bzw. der hessische Berichtspflichterlaß im Öffentlichen Dienst, der an der Uni Frankfurt von der ÖTV-Betriebsgruppe, der GEW-Hochschulsektion und dem Personalrat abgelehnt werde;
- "Ein Wort an die Spontis & andere" zum Papier "Zur Unisituation" einiger Spontis an der Uni Frankfurt;
- "Es schwelt an den Frankfurter Schulen weiter!", wobei aus Gallus und Griesheim berichtet wird über die Ackermann Grund- und Hauptschule sowie die Hauptschule Rebstock, aber auch aus Schwanheim, von der Heinrich-Seliger-Schule, der Helmholtzschule und der Wöhlerschule sowie dem von der SDAJ dominierten Stadtschülerrat (SSR - vgl. 28.1.1977), wobei auch der KBW und sein KJB kritisiert werden, die an der Kleyer-Berufsschule ein fehlerhaftes Flugblatt verteilten, in dem auch Falschinformationen über die Holzmann-Berufsschule standen;
- "'Kulturfront'" mit den Liedern 'Eine Schule wie im Märchen…'" vom Weidig-Gymnasium Butzbach (vgl. Dez. 1976) und dem Lied '1977', erstmals gesungen auf der SSR-Sitzung vom 28.1.1977,
- "Frankfurter 'Repressions-Kalender'" für Oktober, November und Dezember 1976 sowie Januar 1977;
- "Ist die JUPO-Idee 'endgültig gestorben'" zur Jugendpolizei in Frankfurt;
- "'Die Linke vor Brokdorf' - oder wie man den Marxismus 'verbessert'" zu einem Artikel zum AKW Brokdorf im 'diskus' Nr. 6 vom 20.12.1976;
- "Alternatives Leben und Repression" zu einer Veranstaltung in Frankfurt (vgl. 15.12.1976),
- "Juso-Qualen!" in Bergen-Enkheim, wo auf einer Juso-Veranstaltung über das Kraftwerk Fechenheim diskutiert wurde;
- "Pro Familia: Ein Erfahrungsbericht" aus Frankfurt zum § 218;
- "Die 'Flucht' in die Männergruppen - auf dem Weg zum Nullpunkt" zum Artikel in der 'Anderen Zeitung' Nr. 9 vom Nov. 1976 über die Männerbewegung;
- "Frauenfeindliche Provokation" des Jura-Proefssors Geerdsam von der Uni Frankfurt; sowie
- "Wußten Sie schon…" zu den Risiken der Antibaypille.

In "was so alles passiert…" heißt es:"
- 2-tägiger Streik der Helmholtzschüler, die Schule wird in eine einzige Wandzeitung verwandelt, ein Film wird gedreht und eine Liedergruppe zur Unterstützung ihrer Forderungen wurde gebildet.
- Streik an der Werner von Siemens Berufsschule, wegen der Nichteinstellung von Lehrern,
- ebenso die Brüder-Grimm-Schule
- die Goethe-Schule in Neu-Isenburg (vgl. Dez. 1976, d. Vf.),
- und die Max-Eyth-Schule in Sprendlingen (vgl. Dez. 1976, d. Vf.).
- 'Aktivstreik' an der Herderschule, trotz massiver Einschüchterungsversuche durch die Schulleitung. Die Forderungen: Lernmittelfreiheit, Erhaltung der Mouson-Räume, unzensierte Wandzeitung, Eltern-, Lehrer- und Schülereinspruch in alle Schulangelegenheiten,
- 'Teilstreik' an der Gagernschule,
- Streik an der Carl-Schurz-Schule mit Demonstration zu anderen Schulen 8in Hofheim - vgl. Dez. 1976, d. Vf.),
- Streik einer Hofheimer Schule, Demonstration, 1 000 Teilnehmer,
- am 18.1. besetzten die Schüler des Abendgymnasiums mit Tischen und Stühlen aus denen Barrikaden gebaut wurden, die Eschersheimer Landstraße, da dort zwei Lehrer abgezogen werden sollen,
- Streik an der Hermann-Hesse-Schule,
außerdem dutzende mehr oder weniger 'legale' Vollversammlungen, Infotische und Pausenversammlungen, wie an der Kleyer- und Holtzmann-Berufsschule.
Ab 1.2. soll erneut an mehreren Schulen gestreikt werden, darunter die Wöhlerschule, die ERS II, die Musterschule usw.!"

Geworben wird für die Dokumentation des KB / Gruppe Frankfurt: "Polizeiwillkür in Frankfurt".
Q: Der Hessische Landbote Nr. 3, Frankfurt Feb. 1977

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