Heidelberg: 'Neues Rotes Forum' (NRF)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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Die Zeitschrift 'Neues Rotes Forum' (NRF) setzte das verbotene 'Rote Forum' des SDS Heidelberg fort, wobei sich in den ersten Ausgaben neben theoretischen Beiträgen und internationalistischen Beiträgen auch die Darstellung der Fraktionierung der Heidelberger Linken findet, aus der sich die Gruppe um das NRF als eigenständige Organisation entwickelt.

In den Heften aus dem Jahr 1972 wird auch verstärkt die Initiative zur Bildung einer überörtlichen Organisation deutlich, von der die letzten Ausgaben des NRF geprägt sind.

Mit der Gründung dieser Organisation, des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) wurde das 'Neue Rote Forum' eingestellt zugunsten des theoretischen Organs des KBW, 'Kommunismus und Klassenkampf' (KuK).

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

12.10.1970:
Es erscheint die erste Nummer des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. 27.6.1970, 16.11.1970), als Fortsetzung des am 24.6.1970 verbotenen 'Roten Forums' des SDS Heidelberg. Vermutlich aus Sicherheitsgründen wurde als offizieller Herausgeber der Münchner Trikontverlag gewählt. Die Redaktion besteht aus Joscha Schmierer (verantw.), Jürgen Sendler und Gerd Steffens, Mitarbeiter sind Gabi Ripke, Brigitte Steinmüller und Dietrich Hildebrandt. Die Auflage wird mit 5 000 angegeben. Enthalten sind die Beiträge:
- "Friedliche Lösung und blutige Liquidierung. Zur Funktion des Rogersplans" zu Palästina;
- "Nayef Hawatmeh zur 'friedlichen Lösung'";
- "Zukunft des Imperialismus - Zur Analyse des Pearson-Reports" von Fritz Kramer;
- "Das Schuldenproblem der 'Entwicklungsländer" von Tilla Siegel;
- "Das internationale Kapital gegen die Befreiung von Angola, Guinea-Bissau und Mozambique" von Eduardo Ferreira;
- "Legitimationsversuche des deutschen Kapitals" von der Cabora-Bassa-Gruppe;
- "The World of SIEMENS" von der Cabora-Bassa-Gruppe;
- "SIEMENS-Konzern - Elektroimperium in der Expansion" aus den DIW-Berichten;
- "Brief an die Genossen von der RPK und die 'Projektgruppe Afrika'" von der Cabora-Bassa-Gruppe; sowie
- "Gewerkschaftlicher und politischer Kampf in den italienischen Streikbewegungen seit Frühjahr 1969" von K. F. Hauber und U. Herrmann.
Quelle: Neues Rotes Forum Nr. 1, München 12.10.1970

16.11.1970:
Die Nr. 2 des Heidelberger 'Neuen Roten Forums' (NRF) (vgl. 12.10.1970, 16.12.1970) wird vom Münchner Trikontverlag herausgegeben. Die angegebene Auflage beträgt 5 000. Enthalten sind die Artikel:
- "Arabischer Nationalismus, palästinensische Befreiungsbewegung und die demokratische Revolution in Jordanien (I)" von Jochen Noth;
- "Bauern, Befreiungsbewegungen und proletarische Revolution bei Marx und Engels" von Joscha Schmierer; sowie
- "Technischer Fortschritt und konstantes Kapital" von Richard Vahrenkamp.
Q: Neues Rotes Forum Nr. 2, München 16.11.1970

16.12.1970:
In Heidelberg erscheint die Nr. 3 des 'Neuen Roten Forums' (vgl. 16.11.1970, 8.2.1971) mit einer Auflage von 5 000 Stück. Sie erscheint erstmals nach der sogenannten Generalversammlung der Heidelberger Linken (vgl. 21.11.1970). U.a. erklärt die Redaktion:"
Die Gruppe um das Neue Rote Forum wird versuchen, die Zeitschrift als Diskussionsorgan fortzuführen und weiterhin zur programmatischen Diskussion der Kommunistischen Gruppen beitragen." Veröffentlicht werden einige "Dokumente zur Auseinandersetzung in Heidelberg". Dies sind:
- "Zur Bildungspolitik" von Dieter Hildebrandt;
- "Erklärung des AStA zur Situation der Heidelberger Linken nach der Generaldebatte" vom 24.10.1970;
- "Erklärung der Gruppe Neues Rotes Forum" (GNRF);
- "Das Kramersche 'Explorationsmodell'" von Harald Schwarzenberg;
- "Referat von Fritz Kramer zur Generaldebatte (Tonbandprotokoll)"; sowie
- "Zum Stellenwert der Beiträge Kramers auf der Generalversammlung in den Fraktionsauseinandersetzungen" von Claus Koch.

Enthalten sind die Artikel:
- "Die Hintergründe der Ereignisse in der Republik Guinea" von Eduardo Ferreira;
- "Nach den Lohnkämpfen im Metallbereich" von Burkhard Braunbehrens zur Metalltarifrunde (MTR);
- "Die Krise des britischen Kapitalismus. Die offensive Lohnpolitik der Unternehmer, Produktivitätsabkommen und die 'Anti-Streik'-Vorlage" von David Yaffe; sowie
- "Einheitsfront und Aktionseinheit. Zur Politik der DKP" von Dieter Hildebrandt.

Eingegangen wird auf diese Ausgabe auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S.50; Neues Rotes Forum Nr. 3, Heidelberg 16.12.1970

08.02.1971:
In Heidelberg erscheint die Nr. 1 des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. 16.12.1970, 26.4.1971) mit einer angegebenen Auflage von 5 000 Stück und den Artikeln:
- "Zur Situation in Spanien" von Karin Althoff;
- "Der Bolschewismus und die Bauernfrage in der russischen Revolution" von Joscha Schmierer;
- "Kampf dem Opportunismus - Dokumente zur Auseinandersetzung in Heidelberg" wobei es sich um die Texte "Zur Analyse der Studentenbewegung" und "Wahlplattform der Gruppe Neues Rotes Forum" handelt;
- "Nach dem Sieg von Muhamed Ali. Erinnerung an einige Kämpfe zwischen schwarzen und Weissen" von William Burchett; sowie
- "Die National Convention der SDS in Chicago, Dezember 1970" von Hans Martin Mumm.

Der Artikel "Die FPDLP zum jordanischen Bürgerkrieg" gliedert sich in die Abschnitte:
- "I. Der Verlauf des Bürgerkriegs";
- - "Die demokratische Volksfront über den Bürgerkrieg";
- - "Zur Vorgeschichte des Bürgerkriegs";
- - "Die Septemberoffensive, Ziele und Ergebnisse";
- - "Der Verlauf der Offensive";
- "II. Ursache und Wirkung des Bürgerkriegs";
- - "Die Strukturkrise der Widerstandsbewegung";
- - "Das Fehlen eines realistischen und wissenschaftlichen Verständnisses der Beziehungen zu den jordanisch-palästinensischen Massen";
- - "Das falsche Verständnis der Widersprüche";
- - "Das Verhältnis zu den arabischen Staaten";
- - "Der Widerspruch zwischen den Städten und Dörfern (Ostjordanien)";
- - "Die Politik der Widerstandsbewegung";
- - "Der Staat und die Revolution";
- "III. Die jordanische Armee"
- - "Die innerarabischen Verhältnisse und das Kairoer Abkommen";
- - "Die Lehren des Bürgerkriegs";
- - "Der palästinensische Staat"; sowie
- - "Was tun?".
Q: Neues Rotes Forum Nr. 1, Heidelberg 8.2.1971

26.04.1971:
In Heidelberg erscheint die Nr. 2 des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. 8.2.1971, 1.6.1971) mit einer angegebenen Auflage von 6 000 Stück zum Preis von 1,50 DM. Aus der Redaktion ist Gerd Steffens ausgeschieden.

Enthalten sind die Artikel:
- "Editorial" zur Generaldebatte der Gruppe NRF (vgl. 17.4.1971, 24.4.1971);
- "Es lebe der 1. Mai. Der Kampftag der Arbeiterklasse", in dem es abschließend heißt: "Die Gruppe Neues Rotes Forum hat sich zur Vorbereitung des 1. Mai mit anderen marxistisch-leninistischen Organisationen in einem Aktionskomitee zusammengeschlossen und führt mit diesen gemeinsam am 1. Mai 1971 eine zentrale Demonstration in Ludwigshafen durch.";
- "Namibia (Südwestafrika): Deutsche Kolonie - Mandat Südafrikas - Beute des internationalen Kapitals" von Eduardo de Sousa Fereira vom Komitee Südliches Afrika (KSA) Heidelberg;
- "Die Krise des britischen Imperialismus - die jüngsten Entwicklungen" von Rudi Schmiede und David Yaffee, London 1.4.1971;
- "Zur Spaltung der Black Panther Party" zur BPP, von Hans Martin Mumm, Chicago 6.4.1971;
- "Zum Klassenkampf in Schweden" von der Gruppe ZENIT aus Lund;
- "Zu dem Aufsatz - 'Die Krise des britischen Imperialismus' von D. Yaffee. In: NRF 3/70" von Meinhard Schröder, Berlin;
- "Replik" von Rudi Schmiede und David Yaffee; sowie
- "Duplik" von Meinhard Schröder.
Q: Neues Rotes Forum Nr. 2, Heidelberg 26.4.1971

01.06.1971:
In Heidelberg erscheint die Nr. 3 des 'Neuen Roten Forums' (vgl. 26.4.1971, Okt. 1971), die die "Programmatische Erklärung" der Gruppe Neues Rotes Forum (GNRF) enthält. Mit der Programmatischen Erklärung befaßt sich auch der KB (vgl. Dez. 1972).

Nachdem zunächst 6 000 Exemplare aufgelegt wurden, erlangte die dritte Auflage 10 000 Stück. In die Redaktion sind Dietrich Hildebrandt und Werner Freund eingetreten, dafür ging Jürgen Sendler raus, als neue Mitarbeiter werden Jochen Noth und Bruno Fries genannt. Die GNRF verfügt über einen Zentralausschuß (ZA).

In einer Anzeige wird auf die eigene' Kommunistische Hochschulzeitung' (KHZ) hingewiesen.

Enthalten sind die Artikel:
- "Bericht über den Versuch einer Zusammenarbeit mit der KPD/ML (Roter Morgen) und der KPD/ML (Rote Fahne) in Mannheim", an einer Aktionseinheit gegen die Fahrpreiserhöhungen beteiligten sich dort AUSS und SDS Mannheim, RJ/ML, KPD/ML-ZB, KPD/ML-ZK und die GNRF;
- "Kapitalistischer und sozialistischer Weg in der Übergangsperiode zum Sozialismus" von Joscha Schmierer;
- "Die technische Intelligenz zwischen Kapitalismus und Sozialismus" von Alfred Sohn-Rethel; sowie
- "Große Anstrengungen zur Entwicklung des Bergbaus" aus der 'Peking Rundschau' N. 19/1971.

Eingegangen wird auf diese Ausgabe auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S.50; Neues Rotes Forum Nr. 3, Heidelberg 1.6.1971;Arbeiterkampf Nr. 24, Hamburg Dez. 1972, S.19

Oktober 1971:
In Heidelberg erscheint das 'Neue Rote Forum' (NRF) Nr. 4 (vgl. 1.6.1971, 29.11.1971), an dem Gabi Ripke nicht mehr mitarbeitet, zum Preis von 1,50 DM. Die Auflage wird mit 6 000 angegeben.

Bekanntgegeben wird in "Metalltarifrunde 1971", daß die Kommunistischen Gruppen (NRF) Mannheim und Heidelberg nachträglich in die Aktionseinheit zur Metalltarifrunde (MTR-AE) der IGM eingestiegen sind (vgl. 25.7.1971). Als weitere derzeitige Teilnehmer dieses Unternehmens werden genannt:
ABG München, KAB Hamburg, KAG Oldenburg, KB's Bremen, Göttingen und Wilhelmshaven, KB/ML's Eutin, Flensburg, Lübeck und Westberlin, SALZ's Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg und Stade, SBG's Regensburg und Berlin Tempelhof, SDA Berlin und KAJB Göttingen.

Zu den Differenzen in der "Aktionseinheit kommunistischer Organisationen in der Metalltarifrunde" (MTR-AE), deren Plattform dokumentiert wird, wird verlautbart, daß KB Bremen und KB Göttingen für die Verteidigung der Forderungen der Tarifkommissionen eingetreten seien, während SALZ und KAB Hamburg diese für Betrug hielten, woraufhin sie von den Bremern und Göttingen als Agenten der Bourgeoisie bezeichnet wurden.

Zur KPD/ML-ZB, die sich nicht an der Aktionseinheit beteiligte, heißt es:"
Die KPD/ML (ZB) hat die Bildung der Aktionseinheit, die sie als 'Zirkelblock' bezeichnet, scharf angegriffen. Die KPD/ML (ZB) geht davon aus, daß das westdeutsche Proletariat derzeit nicht in Abwehrkämpfen gegen die allseitigen Angriffe des Kapitals begriffen ist, und daß es die Aufgabe der Kommunisten ist, die allseitige Abwehrfront des Proletariats zu organisieren, sondern daß sich das westdeutsche Proletariat gegenwärtig auf einen schweren politischen Schlag gegen die Bourgeoisie vorbereitet. Diese Einschätzung wird einerseits mit der allgemeinen Tendenz zur Revolution in der Welt begründet, und andererseits mit der Proletarisierung in den Betrieben. Obwohl beides nicht zu bezweifeln ist, müssen wir sehen, daß derzeit noch keine größere Fraktion des westdeutschen Proletariats die Perspektive der Revolution entwickelt hat und die Polarisierung in den Betrieben keine zwischen Revolutionären und Reaktionären ist, sondern zwischen fortschrittlichen Gewerkschaftern und Lohnleitlinienpolitikern, zwischem gewerkschaftlichen Bewußtsein und Sozialpartnerschaftsideologie. Es ist ja gerade die Schwierigkeit der gegenwärtigen Situation, daß die Bourgeoisie einen allseitigen Angriff gegen die Arbeiterklasse vorbereitet und organisiert, während sich die Arbeiterklasse erst wieder der grundsätzlichen ökonomischen Gegensätzlichkeit ihrer Interessen und der Interessen des Kapitals bewußt wird, was seinen Ausdruck in dem Kampf um die Gewerkschaften findet, aber noch nicht in einer bewußten politischen Abwehr der Angriffe des Staates als geschäftsführendem Ausschuß der Bourgeoisie. Die KPD/ML (ZB) propagiert in der Metalltarifrunde vor allem das 'Vertrauen auf die eigene Kraft', ohne zu sehen, daß eine Bedingung für die eigene Kraft des Proletariats seine gewerkschaftliche Organisation ist, und daß die Kommunisten deshalb den Kampf um die Gewerkschaften unterstützen und anleiten müssen.

Ohne gewerkschaftliche Organisation der Arbeiterklasse fehlt ihr selbst die Kraft, die ökonomischen Angriffe des Kapitals in der Krise abzuwehren. Wenn die KPD/ML (ZB) die Parole 'Vertrauen auf die eigene Kraft' verbindet mit der Parole 'Stärkt die KPD/ML', ohne den Kampf um die Gewerkschaften auch nur zu erwähnen, so betreibt sie eine linkssektiererische Politik, die an den gegenwärtigen Kämpfen der Arbeiterklasse vorbeigeht. Die KPD/ML (ZB) hat die 15%-Forderung auf den Ecklohn von Lohngruppe 7 der Hoesch-Vertrauensleute zur Forderung der Partei erhoben und stellt diese Forderung als Forderung der Arbeiterklasse den Forderungen der anderen Betriebe (z.B. Klöckner-Bremen) gegenüber und verurteilt jede Abweichung von der 15%-Forderung nach oben und nach unten als Spaltung der Arbeiterklasse. Gegenüber den realen Entwicklungen in der Metalltarifrunde bleibt sie vorsätzlich blind und katapultiert sich selbstbewußt aus der realen Auseinandersetzung hinaus. Als einige marxistisch-leninistische Gruppen, nachdem der Kampf gegen die Lohnleitlinienpolitik der Gewerkschaftsführung in der Phase vor Festlegung der gewerkschaftlichen Forderungen nicht zum Erfolg geführt hatte, die 11% als Mindestforderung propagierten, krähte die KPD/ML etwas von Spaltung der Arbeiterklasse, obwohl absehbar ist, daß die Arbeiterklasse den Kampf gegen die Kapitalistenklasse und die Lohnleitlinienpolitik der SPD und der Gewerkschaftsspitze gerade auf Basis dieser 11%-Forderung führen wird. Statt die realen Kämpfe der Arbeiterklasse zu unterstützen und nach Möglichkeit anzuleiten, propagiert die KPD/ML (ZB), ohne den Kampf um die Gewerkschaften auch nur zu erwähnen, das Vertrauen auf die eigene Kraft, eine Propaganda, die dann notwendig leer sein muß, wenn sie von der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiterklasse absieht.

Die gegenwärtigen ökonomischen Kämpfe sind von entscheidender Bedeutung für den Parteibildungsprozess des westdeutschen Proletariats. Das westdeutsche Proletariat wird sich in ihnen wieder der grundsätzlichen ökonomischen Gegensätzlichkeit seiner Interessen und der Interessen des Kapitals bewußt. Durch den offensichtlichen Eingriff des Staates in diese Kämpfe auf seiten der Bourgeoisie, bilden sich Keime des politischen Klassenbewußtseins heraus, die es den Kommunisten ermöglichen, eine allseitige politische Propaganda mit dem Ziel der Vereinheitlichung der Klasse auf dem Boden des Marxismus-Leninismus zu entfalten. Der derzeit wichtigste Schritt dieser Vereinheitlichung ist der Kampf gegen die Lohnleitlinienpolitik und ihrer Verankerung in den Gewerkschaften. In diesem Kampf, der wesentlich auch Kampf um die Gewerkschaften ist, müssen sich die Kommunisten als Avantgarde der Klasse bewähren, wenn sie den Marxismus-Leninismus in der Klasse verankern wollen."

In der gleichen Ausgabe befindet sich auch der Artikel "Zwei, Drei, Viiiiele Parteien?". Er beschäftigt sich mit der Gründung der KPD/AO (vgl. 7.7.1971) und bezeichnet diese als 'Größenwahn' und 'Sektierertum'. U.a. heißt es:"
Nach ihrer ganzen bisherigen Haltung ist es nur konsequent, daß diese Westberliner Gruppe darauf beharrt, vom Tage ihrer Gründung an, d.h. seit Februar 1970, die Kommunistische Partei Deutschlands gewesen zu sein, wenn auch zunächst noch unter falschem Namen, nämlich als KPD-Aufbauorganisation. Mit demselben Recht könnte jeder örtliche Zirkel sich ebenfalls zur KPD umbenennen. Wir hätten dann in Kürze nicht nur ein halbes Dutzend KPD/MLs, sondern mindestens ebensoviele KPDs, die sich alle miteinander darum balgen, ihren Führungsanspruch durchzusetzen."

Weiter heißt es, auch durch PGH bzw. AStA der PH Dortmund (vgl. 2.5.1972) zitiert, auch:"
Es ist zu fragen, welchen Sinn es haben kann, wenn sich jeder örtliche Zirkel oder jede politische Strömung heute pathetisch zur 'Kommunistischen Partei' hochjubelt und seinen Führungsanspruch durchsetzen will. WEM NÜTZT DAS? Der Arbeiterklasse doch wohl kaum. Denn das Auftreten immer neuer Möchtegerne als 'Kommunistische Partei' ist nur geeignet, das prinzipielle Mißtrauen der Arbeiter zu verstärken gegen JEDE kommunistische Organisation. Aus dieser Entwicklung schlagen kurzfristig auch die Revisionisten Kapital, obwohl sie bei etwas mehr politischen Weitblick sehen müßten, daß sie sich mit ihrer Demagogie gegen die Zersplitterung der Linken langfristig selbst ins Kreuz treten.

Es wäre gut, wenn weniger vom 'FÜHRUNGSANSPRUCH' geschwätzt würde, sondern angegangen würde von der VERPFLICHTUNG der Kommunisten, sich als Führung zu erweisen. Anspruch also nicht an die Massen, sondern Anspruch an die Kommunisten selbst, sich in der Praxis für ihre Aufgabe zu qualifizieren."

Weitere Artikel sind:
- "Über die Kategorie 'Arbeitslohn'" von Til Damm;
- "Der 'Dialog' oder Südafrika als Nebenmetropole" zu Azania, von Bernd Kalkum und Eduardo Ferreira vom Komitee Südliches Afrika (KSA);
- "Die neuen Mittelklassen und das Proletariat - Bürgerliche und proletarische Linie in der Klassenanalyse" zu den NMK, von Joscha Schmierer;
- "Naturerkenntnis und sozialistische Praxis. Beitrag zur Diskussion Rethelscher Theoreme", von Harald Schwarzenberg;
- "Brief von Alfred Sohn-Rethel an die Redaktion des Neuen Roten Forum";
- "Resolution der Aktionseinheit vom 28.9.71" zur MTR-AE

Eine Anzeige wirbt für einen neu erschienenen Reprint der Zeitschrift 'Der Marxist' (Blätter der Marxistischen Arbeiterschule). 'Der Marxist' war die Schulungszeitschrift der Marxistischen Arbeiterschule aus den 30er Jahren. Geworben wird auch für das Buch "Sanierung für wen?" vom Berliner Büro für Stadtsanierung und soziale Arbeit.

Eingegangen wird auf diese Ausgabe auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 50 und 54; Neues Rotes Forum Nr. 4, Heidelberg Okt. 1971;AStA PH Dortmund: AStA-Information Nr. 11, Dortmund o.J. (Mai 1972), S. 7

29.11.1971:
Vermutlich erst in dieser Woche erscheint in Heidelberg die Nr. 5 des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. Okt. 1971, 27.12.1971) für November zum Preis von 1,50 DM. Die Auflage wird mit 6 000 angegeben, Jochen Noth und Bruno Fries sind wieder aus dem Mitarbeiterkreis ausgeschieden.

Enthalten sind die Artikel:
- "Kommunismus und 'Spätkapitalismus'. Einige Anmerkungen zur Diskussion um il Manifesto" in Italien, von der Redaktion;
- "Die Kommunistische Partei Chinas - Protagonist und Gegenstand der Kulturrevolution" aus "Dalla Cina" von Maria-Antonietta Macciochi;
- "Angela Davis und der schwarze Befreiungskampf in den USA", von Hans-Martin Mumm;
- "Der Imperialismus in den 70er Jahren - Einigkeit oder Rivalität" von Bob Rowthorn aus der 'New Left Review' Nr. 69/1971;
- "Amilcar Cabral über Portugal";
- "Imperialisten planen Überfall auf Guinea-Bissao" vom Komitee Südliches Afrika (KSA), mit einem Telegramm von Amilcar Cabral, wobei auch eingegangen wird auf den Überfall auf Guinea-Conakry am 22.11.1970;
- "Rote-Punkte-Aktionen. Zur Kritik des Reformismus in den Aktionen gegen die Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr" von Jochen Noth, zu den Protesten in Heidelberg vom 1. bis 4.9.1971, bei denen die KG (NRF) in der Vorbereitung und Durchführung "die führende Rolle innehatte", aber auch zu anderen Aktionen, vor allem 1969 in Hannover und Heidelberg sowie 1971 in NRW, wo sich die Jusos für Befreiung der Nahverkehrsunternehmen von Mineralöl- und Mehrwertsteuer und langfristig den Nulltarif engagierten. "In den RPA, die vor allem in Dortmund und Bochum im März und April durchgeführt wurden, stellten diese von den Jusos entwickelten Reformforderungen die Hauptparolen, auch dann noch, als die Jusos längst nicht mehr an der Aktion beteiligt waren." (S. 50). Im Heidelberger Aktionskomitee hätten sich KG (NRF) und DKP einerseits und andererseits Jusos und SHS sowie zwei Vertreter des DGB KJA gegenübergestanden, während die RKJ eine eigene Linie verfocht.;
- "Erklärung zu den Kommunalwahlen" der KG (NRF) aus dem 'Kommentar', in der Heidelberger Fassung; sowie
- "Resolution zum Hochschulrahmengesetz" (HRG) von der Konferenz kommunistischer Studentengruppen am 20./21.11.1971.

Eingegangen wird auf diese Ausgabe auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 50; Neues Rotes Forum Nr. 5, Heidelberg Nov. 1971;KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 27.9.1973, S. 6

27.12.1971:
In Heidelberg erscheint die Nr. 6 des 'Neuen Roten Forums' (vgl. 29.11.1971, Feb. 1972), in der die organisatorische Trennung der bisherigen KG (NRF) in eine weitere solchen Namens und eine Kommunistische Hochschulgruppe (NRF) - KHG (NRF) bekanntgegeben wird. Die KHG stelle jetzt auch den Uni-AStA und auch eine Intellektuellenorganisation, die spätere Gesellschaft zur Unterstützung der Volkskämpfe (GUV) wird aufgebaut, während die KG (NRF) die 'Kommentare' und die 'Arbeiter-Zeitung' (AZ - vgl. 26.1.1972) herausgibt.

Enthalten sind die Artikel:
- "Bemerkungen zur Faschismusdiskussion" von Peter Lagarde, u.a. zum Vom KAB Hamburg; sowie
- "Zum Klassencharakter der indischen Gesellschaft" mit einer redaktionellen Vorbemerkung, dem Beitrag "Kompradorbürokratischer Kapitalismus und Entwicklung der Klassenkämpfe in Indien" von Uwe Kräuter und der "Analyse der KP Indiens (ML) zur gegenwärtigen Lage in Indien und Pakistan" zu Bangla Desh.

Berichtet wird auch von einem Arbeitstreffen von KG (NRF), BKA Freiburg und KB Bremen zum Verhalten der DKP in der Metalltarifrunde (MTR).

Der Leitartikel "Metalltarifrunde, Analyse, Berichte, Dokumente" gliedert sich in die Abschnitte:
- "Die konjunkturelle Lage in der BRD";
- "Die Konkurrenzsituation des BRD-Kapitals auf dem Weltmarkt";
- "Zu den allgemeinen Bedingungen derzeitiger Lohnkämpfe: Staat, Gewerkschaften und Lohnleitlinienpolitik";
- "Das Vorgehen der Kapitalisten in der Metalltarifrunde 1971";
- "Dokumente";
- "Metallerstreik in Nordbaden/Württemberg" (NB/NW), wobei es auch zum 19. bzw. 22.11.1971 heißt: "Ein gewitzter Coup gelang den Kollegen der Firma Graubremse in Heidelberg. Sie hatten am Freitag mit einem streik gegen die Kürzung des Weihnachtsgeldes begonnen und führten diesen Streik ein in die allgemeine Streikfront. So kam es, daß neben den Giganten Benz und NSU der kleine Mittelbetrieb Graubremse am Montag ebenfalls schon streikte.";
- "Agitation der DKP im Streik: Sammelsurium revisionistischer Phrasen"; sowie
- "Kritik der KPD/ML-ZB", wozu es u.a. heißt:"
Im Verlauf der Metalltarifrunde ist die KG (NRF) MA/HD immer wieder mit der KPD/ML-ZB (Rote Fahne) zusammengestoßen. Die Gruppe Rote Fahne verteilt seit einigen Monaten vor Benz (Daimler-Benz, d.Vf.) in Mannheim regelmäßig den Roten-Benz-Arbeiter (vgl. 13.12.1971, d.Vf.). Im Verlaufe des Streiks versuchte sie ihre Arbeit auch auf MWM (Motorenwerke Mannheim) auszudehnen.

Zu öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen unseren Organisationen ist es einerseits auf einer Veranstaltung der KG (NRF) MA/HD in der Heidelberger Universität gekommen, andererseits auf einer Arbeiterversammlung der KG (NRF) MA/HD in Mannheim. Auch auf einer Kampfveranstaltung der KPD/ML in Mannheim (vgl. 13.12.1971, d.Vf.) ist es zu einer kurzen Kontroverse zwischen Vertretern unserer Organisation und der KPD/ML gekommen. Außerdem hat uns die KPD/ML (ZB) in ihren Publikationen, so im KND und im Roten-Benz-Arbeiter verschiedentlich angegriffen. Die Angriffe verliefen im allgemeinen so:

Die DKP hat die 11% akzeptiert, die Kommentarführer (unsere Betriebszeitung heißt Kommentar) haben die 11% nicht aktiv bekämpft und haben unsere 15% verraten. Sie sind genau so schlimm wie die DKP. Im übrigen hätten wir vom Lohndiktat der Kapitalisten gesprochen und dadurch vom Hauptfeind SPD abgelenkt.

All das macht es notwendig, eine gründliche, öffentliche Auseinandersetzung mit der KPD/ML einzuleiten. Wir werden uns in dieser Auseinandersetzung vor allem auf die Rote Fahne, den KND und auf den Roten-Benz-Arbeiter stützen und die Auseinandersetzung zunächst auf die Arbeit der KPD/ML (ZB) in der Metalltarifrunde konzentrieren. Dabei werden wir auch unsere praktischen Erfahrungen mit der KPD/ML (ZB) auswerten. Die entscheidenden Parolen der KG (NRF) MA/HD für den Metalltarifkampf waren: 'Gegen die Angriffe der Kapitalistenklasse die einheitliche Kampffront der Arbeiterklasse', 'Gegen Lohnleitlinien - Raus aus der Konzertierten Aktion', 'Kampf der SPD-Linie in den Gewerkschaften', 'Gegen die Schlichter in den eigenen Reihen', 'Die Gewerkschaften zum Kampfinstrument der Arbeiterklasse machen'. Die KG (NRF) MA/HD stellte keine eigenen ökonomischen Forderungen auf, sondern dokumentierte, interpretierte und propagierte fortschrittliche Forderungen aus den Betrieben, so die Forderungen der Hoesch-Vertrauensleute (in Dortmund, d.Vf.) und der Gewerkschaftler von Siemens-Balanstraße (in München, d.Vf.). Als die 11% Forderung der Tarifkommission von Nordbaden-Nordwürttemberg bekannt wurde interpretierten wir diesen Beschluß als Schritt zu einem Lohnleitlinienabschluß, gingen aber gleichzeitig davon aus, daß der Kampf zwischen den Lohnleitlinienpolitikern in den Gewerkschaften und den fortschrittlichen Gewerkschaftlern im Folgenden um die Durchsetzung der 11% der um die Durchsetzung eines Lohnleitlinienabschlusses gehen würde. Deshalb stellten wir der 11%-Forderung zwar noch einmal die fortschrittlichen Forderungen aus den Betrieben gegenüber, zeigten, wie unzureichend die 11%-Forderung war, propagierten jedoch nicht den Kampf gegen die 11%-Forderung, sondern zeigten, daß jeder Abschluß unter 11% realen Lohnabbau bedeuten würde, und daß die Taktik der IGM-Führung gerade darauf hinauslief. Im Verlauf der Tarifkämpfe hat sich diese Taktik als richtig erwiesen, weil der Kampf der fortschrittlichen Kollegen gegen die SPD-Lohnleitlinienpolitik in den Gewerkschaften überall tatsächlich auf dem Boden der 11% geführt wurde, wobei große Teile der Kollegen sogar zu Abstrichen in den Prozenten bereit gewesen wären für eine Verkürzung der Laufzeiten.

Die 15%-Forderung auf den Ecklohn oder andere Forderungen aus den Betrieben haben als positive Forderungen zumindest in Mannheim und Heidelberg nach dem Beschluß der Tarifkommission keine Rolle mehr gespielt. Bei Benz, wo es eine relativ starke DKP-Gruppe gibt, wurde die 15%-Forderung (nicht linear) allerdings noch einmal erhoben, aber vom Betriebsratsvorsitzenden Lucy erfolgreich abgeblockt. Hier war es im übrigen der IGM-Führung ohnehin gelungen, eine breite Diskussion und Beschlüsse über Forderungen zu verhindern, sodaß sich ein aktiver Kampf gegen die 11%-Forderung auf keine Bewegung in den Betrieben hätte beziehen können. Jedes Beharren auf den 15%, auf dem Ecklohn oder auf anderen Forderungen hätten uns nur aus der tatsächlichen Auseinandersetzung und dem tatsächlichen Kampf gegen die Lohnleitlinienpolitik hinauskatapultiert, wie es der KPD/ML dann auch geschehen ist. Wir hielten den Eingriff in die realen Kämpfe für wichtiger als uns durch die 15% auf den Ecklohn stellvertretend als besonders radikal auszuweisen.

Waren unsere politischen Parolen für den Metalltarifkampf richtig? Die erste Parole reihte den Kampf der Metaller in den allgemeinen Kampf der Arbeiterklasse gegen die Angriffe der Kapitalistenklasse ein. Sie wurde konkretisiert, indem wir zeigten, daß die Metallkapitalisten den vergangenen Tarifkampf von vornherein als bewußter Stoßtrupp ihrer ganzen Klasse angegangen haben und dabei vom Staat als geschäftsführendem Ausschuß der Kapitalistenklasse unterstützt wurden. Diese Unterstützung besteht gegenwärtig vor allem in der Festlegung von staatlichen Lohnleitlinien mit Hilfe der Konzertierten Aktion. Dagegen richtete sich die 2. Parole. Die Fesselung der Gewerkschaften und speziell der IGM an die Konzertierte Aktion ist nur möglich, weil in den Gewerkschaften die SPD-Linie vorherrscht. Der Kampf gegen die staatliche Lohnleitlinienpolitik und die Konzertierte Aktion, die ja keineswegs eine Erfindung der SPD/FDP-Regierung ist und die gegenwärtig jede Regierung der Bourgeoisie anstreben würde, muß deshalb mit dem Kampf gegen die SPD-Linie in den Gewerkschaften verbunden werden. Nicht die Beseitigung der SPD/FDP-Regierung, sondern nur die Vernichtung der Vorherrschaft der SPD-Linie in den Gewerkschaften muß das Ziel einer konsequenten Politik gegen die Fesselung der Kapitalistenklasse an die staatliche Lohnpolitik der Kapitalistenklasse sein. Solange die SPD-Linie in den Gewerkschaften herrscht, werden die Gewerkschaften Lohnleitlinienpolitik machen, werden die Gewerkschaftsführungen mit dem kapitalistischen Staat kollaborieren - ganz gleichgültig, ob die SPD in der Regierung sitzt oder nicht. Daß die herrschende Klasse wenn sie dafür keine Notwendigkeit mehr sieht, sich der SPD im Regierungsapparat entledigt und auf die Lohnleitlinienpolitik zugunsten anderer Methoden des Klassenkampfes verzichten wird, ist sicher richtig. Bloß wird die Arbeiterklasse auch diesen Methoden des Klassenkampfes nicht erfolgreich begegnen können, solange die SPD-Linie in den Gewerkschaften herrscht und so verhindert, daß die Gewerkschaften Kampfinstrumente der Arbeiterklasse sein können. Deshalb darf der Kampf gegen den kapitalistischen Staat nicht auf den Kampf gegen die SPD/FDP-Regierung verengt werden und muß der Kampf gegen die SPD als Kampf um die Gewerkschaften geführt werden. Es muß klar gesagt werden, daß der Hauptfeind der Arbeiterklasse die Kapitalistenklasse ist, es muß gezeigt werden, wie die Bourgeoisie sich im Staat die Mittel geschaffen hat, den Kampf gegen die Arbeiter als Klasse führen zu können und welche Hindernisse den geschlossenen Kampf der Arbeiterklasse gegen die Kapitalistenklasse hemmen. Das Haupthindernis hierfür ist die Vorherrschaft der SPD-Linie in den Gewerkschaften und die Vorherrschaft der Sozialpartnerschaftsideologie in der Arbeiterklasse. Der Kampf gegen die SPD-Linie in den Gewerkschaften und die Vorherrschaft der Sozialpartnerschaftsideologie in der Arbeiterklasse muß geführt werden in der Perspektive der politischen Organisation der Arbeiterklasse, der Parteibildung des Proletariats und des Wiederaufbaus der Kommunistischen Partei als festen Kern, der die Arbeiterklasse um sich sammelt. Ohne die Schaffung der Kommunistischen Partei kann der Kampf gegen ie Sozialpartnerschaftsideologie in der Arbeiterklasse und gegen die SPD-Linie in den Gewerkschaften nicht erfolgreich geführt werden. Aber ohne entscheidende Fortschritte in diesem Kampf um die Arbeitermassen bleibt auch jede Verkündung, die Partei der Arbeiterklasse zu sein, bloße Proklamation. Jede noch so vehemente Anpreisung der eigenen Organisation wird die Arbeiter nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Partei der Arbeiterklasse noch nicht existiert. Das bedeutet natürlich ein Eingeständnis der gegenwärtigen Schwäche der Kommunistischen Bewegung. Aber diese Schwäche kann nur in den Kämpfen der Arbeiterklasse selbst überwunden werden und nicht durch die Anpreisung der bescheidenen und zersplitterten Organisationsansätze der Kommunisten als Partei der Arbeiterklasse. Die Kommunisten müssen sich in der Unterstützung und Anleitung der tatsächlichen Kämpfe der Arbeiterklasse bewähren, wenn sie eine unmittelbare organisatorische Perspektive für die Arbeiterklasse bieten wollen. Um eine solche Bewährung ging es in diesem Tarifkampf. Deshalb haben wir auch auf eine direkte Propagierung unserer eigenen Organisation verzichtet und die Notwendigkeit der politischen Organisation der Arbeiterklasse nicht in einer Parole propagiert.

Die KPD/ML (ZB) ging in die Metalltarifrunde mit folgenden Hauptparolen, die sie auch ungebrochen durchhielt: 'Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung', 'Gegen die Verrätereien der SPD-Regierung die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse', 'Vertrauen auf die eigene Kraft - stärkt die KPD/ML', 15% auf den Ecklohn'.

In diesen Parolen wird weder klar gemacht, wessen Instrument die SPD-Regierung ist, noch wird das Lohndiktat, d.h. die Fesselung der Gewerkschaften an die Lohnleitlinien aus der Politik der Kapitalistenklasse und seines Staates abgeleitet, vielmehr wird die SPD-Regierung in der ersten Parole als selbständiger politischer Faktor behandelt, der willkürlich das Lohndiktat durchsetzt. Diese Willkür wird in der zweiten Parole als Verräterei interpretiert, wobei hier davon ausgegangen wird, daß die Arbeiterklasse die SPD als ihre Partei begreift, obwohl doch in der ersten Parole immer schon vorausgesetzt ist, daß die SPD-Regierung die Regierung der Kapitalistenklasse ist und daß das auch jeder weiß. Über solche Kleinigkeiten, daß viele Kollegen es für durchaus wichtig halten, daß die gegenwärtige Regierung eben keine reine SPD-Regierung ist, und daß diese Tatsache von großer Bedeutung für die Haltung größerer Teile der Arbeiterklasse gegenüber der SPD ist, wird natürlich ohnehin hinweggesehen. Wenn es aber angeblich keinerlei Differenzen zwischen den Parteien der Bourgeoisie gibt, warum heißt es dann nicht gleich: Gegen das Lohndiktat des Staates oder der Regierung? Weil dann die ganze Fiktion der KPD/ML, als ob der Kampf gegen den SPD-Einfluß in der Arbeiterklasse und der Kampf gegen den kapitalistischen Staat ein und dasselbe wäre, zerbrechen müßte weil dann überhaupt die ganze Agitation und Propaganda viel schwieriger würde. Mit Parole I und II versucht die KPD/ML nämlich den Kampf gegen die Kapitalisten, den Kampf gegen den Staat als geschäftsführenden Ausschuß der Kapitalistenklasse und den Kampf gegen die bürgerliche Ideologie in der Arbeiterklasse mit einem Schlag zu erledigen und meint sich damit, um sämtliche Vermittlungen zwischen ideologischem, politischem und ökonomischem Kampf elegant gedrückt zu haben. Der Nachteil ist bloß, daß genau von diesen Vermittlungen die Herausbildung des Klassenbewußtseins des Proletariats abhängt, wobei ein großer Teil der Arbeiter die Verhältnisse schon wesentlich präziser analysiert als die KPD/ML. Weder hält er die SPD/FDP-Regierung für ein frei waltendes Geschöpf, noch hält er die SPD/FDP-Regierung für ein Instrument der Arbeiterklasse, das plötzlich heimtückisch die Interessen der Arbeiter verrät. Vielmehr sieht er die Verbindung von SPD und Gewerkschaften, sieht er die Zwänge der Kapitalverwertung, sieht er die Abhängigkeit der Regierungen von diesen Zwängen und sieht daß die SPD/FDP-Regierung sich hierin von allen anderen Regierungen nicht wesentlich unterscheidet, und daß die Gewerkschaften dennoch diese Regierung voll unterstützen. Auf die politischen Fragen, die sich daraus ergeben, kann natürlich eine Agitation und Propaganda, die den Klassencharakter des Staates auf die Willkür und Verräterei einer bestimmten Regierung reduzieret und die Gewerkschaftsfrage umgeht, nicht antworten. Deshalb folgt auch in der dritten Parole keine Antwort auf diese Fragen. Statt die Trennung der Gewerkschaften vom bürgerlichen Staat und die Bekämpfung der SPD-Linie in den Gewerkschaften zu propagieren, wird völlig abstrakt auf die eigene Kraft hingewiesen und dazu aufgefordert, die KPD/ML zu stärken. Die dritte Parole hat in diesem Zusammenhang zwei Konsequenzen:

Einerseits muß sie notwendig antigewerkschaftlich erscheinen, weil der Kampf um die Gewerkschaften völlig herausfällt, in dem sich die eigene Kraft des Proletariats unter anderem ausdrücken muß, andererseits wird die KPD/ML zur Ersatzgewerkschaft stilisiert, die unmittelbar den selbständigen, außerhalb der Gewerkschaften stattfindenden ökonomischen Kampf zu organisieren hat. Dahinter steht wohl folgende Verlegenheit: Da in Parole I und II der politische Charakter des Lohnkampfes unmittelbar zum Ausdruck gebracht wird, kann und muß auch sofort die politische Organisation genannt werden, die diesen politischen Kampf allein erfolgreich führen kann: eben die KPD/ML. Entsprechend ist natürlich auch die 15%-Forderung, die die KPD/ML unentwegt aufrechterhielt, gar keine wirtschaftliche Forderung, sondern unmittelbar politisch, weil direkt gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung gerichtet. Im Verlauf des Tarifkampfes kam dann noch die Parole 'Weg mit den falschen Führern' dazu, ohne daß freilich die Perspektive des innergewerkschaftlichen Kampfes gegen die SPD-Linie propagiert worden wäre. Diese Parole wurde vielmehr völlig illusionär und personalisierend propagiert und war dementsprechend keineswegs geeignet, die Bindung vieler Kollegen an bekannte Betriebsräte oder Führer der Gewerkschaften zu durchbrechen. …

Die Präambel der Plattform Der Aktionseinheit zur Metalltarifrunde (MTR-AE - vgl. 25.7.1971, d.Vf.), der sich auch die Kommunistische Gruppe (NRF) Mannheim/Heidelberg angeschlossen hat, ging in ihren beiden ersten Abschnitten von folgender Einschätzung aus:
'Im Zentrum der gegenwärtigen Klassenkämpfe stehen die konzentrierten Angriffe der Bourgeoisie gegen das Lebensniveau, die politischen Rechte, und die Ansätze zur poliischen und ideologischen Selbständigkeit der Arbeiterklasse. Gegen diese Angriffe auf ihr Lebensniveau hat sich die Arbeiterklasse in den letzten Jahren durch Lohnkämpfe zur Wehr gesetzt. In diesen Kämpfen dokumentierte sich von Jahr zu Jahr eine steigende Kampfbereitschaft. Diese Kampfbereitschaft im Lohnkampf blieb jedoch in den ideologischen Fesseln der Bourgeoisie befangen und steht gegenwärtig in Gefahr, der Allseitigkeit des Angriffs der Bourgeoisie zu erliegen, wenn es den Kommunisten nicht gelingt, die Abwehrfront der Arbeiterklasse auf allen Ebenen des Kampfes zu errichten.'

Diese Beschreibung der gegenwärtigen Klassenkampfsituation, und mehr als eine Beschreibung ist es nicht, halten wir nach wie vor für richtig. Wir halten die gegenwärtigen Kämpfe der Arbeiterklasse für wirtschaftliche Abwehrkämpfe, die keineswegs schon ein den Angriffen der Bourgeoisie adäquates Klassenbewußtsein zum Ausdruck bringen. Die Plattform der Aktionseinheit erklärt allerdings weder die Angriffe der Bourgeoisie, noch erklärt sie den niedrigen Stand des politischen Bewußtseins der Arbeiterklasse. Das ist ihre Schwäche. Wie aber kritisiert die KPD/ML die Plattform? Sie leugnet den vorwiegend wirtschaftlichen Charakter der Abwehrkämpfe und bestreitet überhaupt, daß die Arbeiterklasse sich in der Defensive befindet, und daß es Aufgabe der Kommunisten ist, die Abwehrfront der Arbeiterklasse auf allen Ebenen des Kampfes zu errichten, sondern geht von einer beginnenden revolutionären Offensive der Arbeiterklasse aus. Gegen die Einschätzung der Situation in der BRD durch die Plattform der Aktionseinheit setzt sie folgende Aussage:

'In Wirklichkeit steht jedoch die gesamte Arbeiterklasse in den kapitalistischen und revisionistischen Ländern am Beginn einer revolutionären Flut.'

Die KPD/ML befreit sich also unter Hinweis auf die allgemeine Aussage Maotsetungs 'Die Haupttendenz in der Welt ist Revolution' von der Notwendigkeit, eine taktische Klassenkampfsituation in einem bestimmtem Land zu einem bestimmten Zeitpunkt zu untersuchen. Die strategische Aussage Maos und Lenins bezieht sich auf die Epoche des Imperialismus und des beginnenden Sieges der sozialistischen Revolution, erübrigt aber keineswegs eine konkrete Analyse der nationalen Klassenkämpfe und eine taktische Einschätzung von deren Entfaltung. Die Tatsache, daß die westdeutsche Kapitalistenklasse die verschärften Widersprüche der imperialistischen Konkurrenz durch verstärkten Druck auf die Arbeiterklasse zu lösen versuchen muß, und daß dieser Lösungsversuch eine Verschärfung des Klassenkampfes bedeutet, kann uns keineswegs dazu veranlassen, den defensiven und unentfalteten Charakter des proletarischen Klassenkampfes zu übersehen und in triumphalistische und abenteuerliche Phrasen auszubrechen. In diesen Defensivkämpfen wird die Arbeiterklasse ihre politische Organisation schmieden und ihr politisches Klassenbewußtsein entwickeln, das es ihr ermöglichen kann, offensiv in die gegenwärtige Krise des Imperialismus einzugreifen und nicht nur eine Lösung der Krise auf ihre Kosten abzuwehren.

Dennoch lernt die westdeutsche Arbeiterklasse gegenwärtig gerade erst die Notwendigkeit der ständigen Verteidigung ihrer Lebensinteressen und befindet sich noch nicht 'am Beginn einer revolutionären Flut'.

Der Kampf geht gegenwärtig gegen Lohnabbau, den Abbau politische Rechte und den Ausbau des staatlichen Unterdrückungsapparates. Daß die Arbeiterklasse zumindest den Kampf gegen den Lohnabbau zu führen beginnt, und daß die kommunistische Bewegung in diesen Kämpfen Fortschritte macht, bedeutet einen mächtigen Sprung vorwärts im Kampf gegen den westdeutschen Imperialismus, ändert aber nichts am defensiven Charakter der Kämpfe, die gegenwärtig noch ein sehr geringes Ausmaß und ein sehr geringes Niveau haben. Das Kategoriepaar Ebbe und Flut, das der KPD/ML offensichtlich allein zur Verfügung steht und das sie zudem ganz global verwendet, ist überhaupt nicht geeignet, die gegenwärtigen Bewegungen in der Arbeiterklasse und im Volk zu untersuchen und die richtigen taktischen Schlüsse aus dieser Untersuchung zu ziehen. Das zeigt sich z.B., wenn die KPD/ML die vereinzelten Streiks gegen die Notstandsgesetze 1968 als Anzeichen der beginnenden 'revolutionären Flut' begreift, während diese Streiks in Wirklichkeit viel eher der schwache Ausläufer einer ganzen Reihe von demokratischen Abwehrschlachten der westdeutschen Arbeiterklasse gegen die Nachkriegsreaktion in der Bundesrepublik Deutschland gewesen sind und weder im Massencharakter noch der Militanz und Ausdauer an diese Kämpfen anschließen konnten. Soweit es 1968 zu Streiks kam, waren diese auch angeleitet von den alten politischen Kernen dieser damaligen Kämpfe. …

Besonders seltsam wirkt dieser Optimismus wenn er sich wie bei der KPD/ML oft nur aus der Tatsache speist, daß Mitglieder ihrer Organisation beim Flugblattverteilen Prügel bezogen haben oder daß Kollegen, oft mit Unterstützung des Betriebsrates, aus einem Betrieb geworfen worden sind. Derlei Ereignisse werden von der KPD/ML flugs als Zeichen der Polarisierung in den Betrieben und als Zeichen des Einflusses der 'Partei' interpretiert und als weiterer Beleg für den Beginn einer neuen revolutionären Flut angeführt. Wo solche Ereignisse noch nicht ausreichen, macht man sich Mut mit erschwindelten Berichten von Kampfveranstaltungen und mit Resolutionen, die an den Gefühlen und dem Denken der Massen völlig vorbeigehen und höchstens von einer Handvoll Kollegen unterstützt wurden, in der organisationseigenen Presse aber als Ausdruck der Stimmungen der Massen veröffentlicht werden. So endet der Optimismus in Schwindel und Selbstbetrug". In einer Anmerkung des NRF dazu wird berichtet von weiteren Schwindeleien bei Rhodia Freiburg (vgl. 13.12.1971) und Daimler-Benz Mannheim (vgl. 20.12.1971).

Weiter heißt es:"
Es ist die Aufgabe der Kommunisten, in die spontanen Kämpfe der Arbeiter politisches Klassenbewußtsein hineinzutragen und die vorhandenen Elemente von politischen Klassenbewußtsein weiterzuentwickeln, damit die Arbeiter aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen und der systematischen Agitation und Propaganda der Kommunisten, zunehmend die Erkenntnis der unversöhnlichen Gegensätzlichkeit ihrer Interessen zu dem gesamten, gegenwärtigen politischen und sozialen System gewinnen und sich der Klasse als Kapitalistenklasse politisch entgegenstellen. Die spontanen Kämpfe stellen die Arbeiter einzelner Abteilungen, Betriebe oder Industriezweige, der einzelnen Kapitalisten und ihren Verbänden gegenüber. In diesem Kampf entwickelt sich das Bewußtsein der Gegensätzlichkeit der ökonomischen Interessen von Arbeitern und Kapitalisten und die Einsicht in die Notwendigkeit des ständigen Kampfes gegen die Kapitalisten. Es entwickelt sich aber in diese Kämpfen nicht naturwüchsig die Erkenntnis des bürgerlichen Klassencharakter des Staates und die Notwendigkeit der Zerschlagung des kapitalistischen Staates, um das gesamte politische und soziale System zu beseitigen.

Da der Staat nicht der Vertreter der einzelnen Kapitalisten ist, sondern der geschäftsführende Ausschuß der Kapitalistenklasse und gerade auch die Funktion hat, wie Engels sagt, die bestehenden Gegensätze zwischen den Klassen zu kanalisieren, ergeben sich auf der Ebene des spontanen Kampfes der Arbeiter gegen die Kapitalisten zwangsläufig Illusionen über den Klassencharakter des Staates, der als neutrale Instanz zumindest solange begriffen wird, als er nicht offen auf Seite der Kapitalisten in diese spontanen Kämpfe eingreift. So kann auf dieser Ebene des spontanen Kampfes der Arbeiter gerade das Klasseninteresse der Bourgeoisie an der Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft, das sich im Staat verkörpert, als Interesse der gesamten Gesellschaft an ihrem Fortbestehen erscheinen. In Zeiten des nich entwickelten Klassenkampfes und und zersplitterter Kämpfe der Arbeiter gegen die Kapitalisten sind diese Illusionen über den Charakter des Staates nahezu zwangsläufig. Sie werden natürlich verstärkt, wenn eine Partei mit traditionellem Rückhalt in der Arbeiterklasse an der Regierung ist. So werden gerade auch die Institutionen und Veranstaltungen des heutigen kapitalistischen Staates wie die Konzertierte Aktion oder die Lohnleitlinien keineswegs von vornherein als Instrumente der im Staat organisierten Kapitalistenklasse begriffen, genausowenig wie eine staatliche Schlichtung in Tarifkämpfen von vornherein als Unterwerfung der Klasseninteressen der Arbeiter unter die Klasseninteressen der Kapitalisten begriffen werden, wenn die Interessen der einzelnen Kapitalisten oder auch ihrer Verbände von denen der Kapitalistenklasse an einer möglichst reibungslosen Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft abweichen und der Staat so als Mittler zwischen den Klassen erscheinen kann.

Damit der Klassencharakter des Staates und die Notwendigkeit seiner Zerschlagung für die Beseitigung des gesamten sozialen und politischen Systems von den Kommunisten in den Arbeitermassen verbreitet werden kann, ist eine gewisse Entfaltung der spontanen ökonomischen Kämpfe notwendig, denn ohne eigen Kampferfahrungen können die Massen nicht für den Kommunismus gewonnen werden. Es ist jedoch die Aufgabe der Kommunisten, die Arbeiterklasse auch dort, wo sie noch nicht weit genug fortgeschritten ist, um gegen die Kollektivgewalt einen entscheidenden Feldzug zu unternehmen, durch fortwährende Agitation gegen und feindselige Haltung zur Politik der herrschenden Klassen zu schulen, wenn die Arbeiterklasse nicht Spielball der Politik der herrschenden Klasse bleiben soll. Den Kommunisten dient deshalb der ökonomische Kampf als Basis für die Organisierung der Arbeiter zu einer revolutionären Partei, für die Zusammenfassung und Weiterentwicklung ihres Klassenkampfes gegen die ganze kapitalistische Ordnung. Der ökonomische Kampf, der notwendig zersplittert bleibt, ist für die Kommunisten also nicht etwas sich selbst Genügendes, sondern ihre Aufgabe ist es, die unauflösbare Verschmelzung des ökonomischen Kampfes und des politischen Kampfes zum einheitlichen Klassenkampf der sozialistischen Arbeitermassen zu fördern.

Ist die Losung 'Hauptfeind ist die SPD-Regierung' der KPD/ML geeignet, einen entscheidenden Feldzug gegen die Kollektivgewalt der herrschenden Klasse vorzubereiten und den einheitlichen Klassenkampf gegen die ganze kapitalistische Ordnung zu fördern?

Die KPD/ML begründet ihre Hauptstoßrichtung gegen die SPD-Regierung damit, daß a) die SPD-Führer die 'aktivsten Vorreiter des Imperialismus' sind und b) daß die SPD als opportunistische Partei die 'soziale Hauptstütze der Bourgeoisie' ist. Dies sind zwei grundverschiedene Begründungen. In Begründung a) sind die SPD-Führer Führer der Bourgeoisie und ist die SPD die Partei des Monopolkapitals. In Begründung b) ist die SPD als Arbeiterpartei eine Agentur der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse.

Diese beiden Begründungen müßten zu verschiedenen Taktiken führen. Begründung a) führt dazu, daß der Kampf gegen die Kapitalistenklasse und gegen den imperialistischen Staat sich zuspitzt zum Kampf gegen den imperialistischen Staat sich zuspitzt zum Kampf gegen die SPD-Regierung als Quintessenz der Diktatur der Bourgeoisie. Begründung b) führt dazu, daß die SPD ganz unabhängig davon, ob die SPD an der Regierung ist oder nicht, der Hauptfeind der Arbeiterklasse in der Arbeiterklasse bleibt. Die KPD/ML sieht diesen Widerspruch überhaupt nicht, sondern sagt:

'Im Moment muß der Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie geführt werden.'

Wenn sie damit auf Grund von Begründung a) meint: solange die SPD an der Regierung ist, führen wir den Schlag gegen die Kapitalistenklasse gerade auch als Schlag gegen die SPD-Regierung, würde sie ihre Hauptfeindthese aufgeben. Dann ist der Hauptfeind die Kapitalistenklasse und ihre staatliche Organisation und so wird die SPD-Regierung einfach als momentanes Instrument der Kapitalistenklasse bekämpft.

Wenn sie damit meint, daß der Kampf gegen die SPD als Hauptfeind der Arbeiterklasse in der Arbeiterklasse an Bedeutung verlieren werde, wenn die SPD nicht an der Regierung ist, dann beruht dieser Trugschluß auf völliger Verkennung der Bedeutung der SPD-Linie in den Gewerkschaften und der Sozialpartnerschaftsideologie in der Arbeiterklasse.

Was steckt nun hinter diesem ganzen Unsinn?

Einerseits die Gleichsetzung einer bestimmten Regierung mit der Diktatur der Bourgeoisie im allgemeinen und andererseits die Gleichsetzung des Hauptfeindes der Arbeiterklasse, d.h. der Bourgeoisie, mit den Agenten der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse d.h. den Opportunismus, den Hauptfeinden der Arbeiterklasse in der Arbeiterklasse.

Hervorragend zum Ausdruck kommt diese Verwechselung in einer schlichten Fälschung. Der abenteuerliche Leichtsinn der KPD/ML führt sie immer wieder letzten Endes auf das Hilfsmittel des Schwindels und des Selbstbetrugs. Im KND 69 (vgl. 11.9.1971, d.Vf.) und der RF 18/71 (vgl. 13.9.1971, d.Vf.) hält die KPD/ML den Gruppen der AE ein Lenin-Zitat vom 2. Kongreß der Komintern entgegen.

Zwar ist das Zitat, mit dem die KPD/ML die Gruppen der AE geißeln will 'Der Opportunismus ist der Hauptfeind' richtig abgeschrieben, aber durch die KPD/ML völlig sinnentstellt und verfälscht. Bei Lenin geht es eindeutig um den Hauptfeind in der Arbeiterbewegung, der nach seiner Auffassung 1920 der Opportunismus und nicht der Linksradikalismus ist. Aber niemals kam natürlich Lenin auf den Wahnsinnsgedanken, eine Strömung in der Arbeiterbewegung generell zum Hauptfeind zu erklären.

Die KAB-Arbeiterzeitung 11/12/71 (vgl. Okt. 1971, d.Vf.) hat diesen Schwindel schon entlarvt und auch anderen Unsinn in der Polemik der KPD/ML gegen die AE aufgedeckt.

Der ganze Unsinn der KPD/ML-These kommt auch im folgenden Satz Lenins aus derselben Rede zum Ausdruck:

'Hätten sie (die Opportunisten) nicht die Führung der Arbeiter in ihrer Hand, so könnte sich die Bourgeoisie nicht behaupten.'

Das besagt ganz klar: der Kampf gegen die Opportunisten ist Funktion des Kampfes gegen die Bourgeoisie.

Die Frage, inwieweit die SPD-Führer einerseits als 'aktivste Vorreiter' des Imperialismus und die SPD anderseits als opportunistische Partei bezeichnet werden kann, können wir hier nicht behandeln. In der KPD/ML tauchen diese beiden Kennzeichnungen als völlig unvermittelter Widerspruch auf. Wir meinen, daß weder die SPD-Führer die aktivsten Vorreiter des Imperialismus sind, noch daß die SPD heute noch als opportunistische Partei bezeichnet werden kann. Die KPD/ML untersucht nicht die Widersprüche in der SPD und ihren Klassencharakter, ihre Zusammensetzung, und ihren Einfluß auf die Arbeiterklasse, sondern begründet, so gut es eben geht, ihre Entscheidung, den Hauptstoß gegen die SPD-Regierung zu führen. Daß sie sich dabei bis zu dem Unsinn versteigt, eine politische Partei als 'soziale Hauptstütze' der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse zu bezeichnen, kann einen nicht mehr wundern. Die KPD/ML glaubt, die Verschmelzung von ökonomischem und politischem Kampf zum einheitlichen Klassenkampf keineswegs durch eine allseitige Entlarvung des ganzen politischen und sozialen Systems fördern zu müssen, sondern im Kampf gegen die SPD-Regierung immer schon geleistet zu haben. Daß diese Verschmelzung abseits der Massen und auf einer abstrusen theoretischen Grundlage nur im Kopf einiger Individuen stattfindet, berechtigt sie um so mehr die Nase zu rümpfen über die tatsächlichen Probleme einer massenwirksamen, allseitigen Propaganda und Agitation. Demgegenüber halten wir fest, daß der ökonomische Kampf die Basis für die Organisierung der Arbeiter zu einer revolutionären Partei, für die Zusammenfassung und Weiterentwicklung ihres Klassenkampfes gegen die ganze kapitalistische Ordnung ist.

In diesem spontanen Kampf zwischen Arbeitern und Kapitalisten muß allerdings von außen die Perspektive der sozialistischen Revolution hineingetragen werden. Aber diese Perspektive der sozialistischen Revolution ist der Arbeiterklasse nichts Fremdes, wenn sie auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen vermittelt wird. Ihre eigenen Erfahrungen drängen die Arbeiterklasse zur Einsicht in den Klassencharakter des bürgerlichen Staates und des Versöhnlertums in ihren eigenen Reihen.

Ohne diese eigenen Erfahrungen der Arbeiterklasse wäre keine revolutionäre Massenlinie und kein revolutionärer Kampf möglich. In den gegenwärtigen Kämpfen kommt es darauf an, zu zeigen, daß der Staat keine über den Klassen schwebende neutrale Instanz ist, daß sich der Klassencharakter des Staates durch den Regierungswechsel nicht geändert hat und auch gar nicht ändern konnte, daß die Kapitalistenklasse nur geschlagen werden kann, wenn ihr Staat zerschlagen wird, und daß alle Kräfte in der Arbeiterklasse beiseitegeschoben werden müssen, die diese Wahrheit verschleiern wollen. Diese Einsichten können niemals vermittelt werden, wenn man den Klassenkampf auf den Kampf gegen die SPD-Regierung verengt und wenn man notwenige Maßnahmen des Staates, wie seine Lohnpolitik, als Verrätereien der SPD-Regierung bekämpft. Durch solche Stammtischpolitik, die über die objektiven Bewegungsgesetze des Kapitals und die objektiven Zwänge staatlicher Politik im Kapitalismus hinwegtäuschen, wird die Arbeiterklasse niemals befähigt, ihre revolutionäre Aufgabe zu erfüllen."

In einer Anmerkung dazu wird aus dem 'Roten Benz-Arbeiter' Mannheim (vgl. 15.12.1971) auf die Passage zu den 'Streik-Nachrichten' (vgl. 11.12.1971) und die Haltung der KPD/ML-ZB zur SPD-Regierung eingegangen.

Weiter heißt es:"
Wir gehen davon aus, daß die Kommunisten schon gegenwärtig den Kampf um die Gewerkschaften, d.h. für die Gewinnung der Mehrheit der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter für die sozialistische Revolution, aufnehmen müssen. Der Kampf um die Gewerkschaften muß auf Basis der Aufgaben der Gewerkschaften propagiert werden. Es ist keine Massenlinie denkbar, die von der Notwendigkeit dieses Kampfes abstrahiert. Wir propagieren diesen Kampf in den Parolen 'Gegen Lohnleitlinien - Raus aus der Konzertierten Aktion', 'Kampf der SPD-Linie in den Gewerkschaften' und 'Die Gewerkschaften zum Kampfinstrument der Arbeiterklasse machen'. Wer in Massenkämpfen ohne korrekte Massenlinie eingreift, wird weder den Massen eine konkrete Perspektive weisen können, noch die fortgeschrittenen Arbeiter für die sozialistische Revolution gewinnen zu können."

Dies habe sich auch in Mannheim gezeigt (vgl. 13.12.1971).

Die KG (NRF) fährt fort:"
Wir haben in unserer Polemik mit der KPD/ML nur bis jetzt uns auf die Kritik ihrer Einschätzung der gegenwärtigen Situation des Klassenkampfes, ihrer These: Hauptfeind ist die SPD-Regierung und ihre Gewerkschaftstaktik beschränkt und haben ihren Anspruch, die Partei des Proletariats zu sein, zunächst methodisch ernst genommen.

Tatsächlich liegt jedoch in diesem Anspruch gerade das sektiererische Grundübel der KPD/ML, das sie immer wieder zwingt, die tatsächliche Bewegung in der Arbeiterklasse ihrem sektiererischen Spleen unterordnen zu wollen, statt dieser Bewegung bewußten Ausdruck zu verleihen und weiterzutreiben. Das sektiererische Anpreisen der KPD/ML als Supermann, der bloß noch ein bißchen hochgepäppelt werden muß, führt zu komischen Auswüchsen", z.B. bei Daimler-Benz Mannheim (vgl. 19.11.1971, 15.12.1971).

Laut BKA Freiburg (vgl. 20.3.1972) teilt dieser im wesentlichen die Kritik der KG (NRF) an der KPD/ML-ZB.

Eine Anzeige wirbt für die SonderNr. 4 des 'Roten Kurs' des KSB Göttingen.

Eingegangen wird auf diese Ausgabe auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).

Geworben wird für diese Ausgabe u.a. in:
- Baden-Württemberg durch die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 26.1.1972);
- Bremen durch den Kommunistischen Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972).
Q: Arbeiter-Zeitung Nr. 1 und 3, Mannheim/Heidelberg Jan. 1972 bzw. Apr. 1972, S. 6 bzw. S.4; BKA/KJB Freiburg: Antwort auf den 'Offenen Brief' der KPD/ML (Rote Fahne) an den Bund Kommunistischer Arbeiter und den Kommunistischen Jugendbund, Freiburg März 1972, S. 4;Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 55;Neues Rotes Forum Nr. 6, Heidelberg Dez. 1971;Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 7

Februar 1972:
In Heidelberg erscheint das 'Neue Rote Forum' (NRF) Nr. 1 (vgl. 27.12.1971, Mai 1972) mit einer angegebenen Auflage von 7 500 Stück. Die Redaktion bilden Joscha Schmierer (verantwortlich), Dietrich Hildebrandt und Werner Freund.

Im Vorwort wird auf den Prozeß gegen neun Genossen wegen schweren Landfriedensbruchs am 19.6.1970 berichtet.

Enthalten sind die Artikel:
- "W. D.: Kommentar zu einer Stellungnahme der DKP zum Berufsverbot" zu einem Flugblatt der DKP-Hochschulgruppe Heidelberg vom 30.1.1972;
- "Joscha Schmierer: Prinzipien und Strategie der Außenpolitik der Volksrepublik China";
- "H. L.: Nixons Politik: Friedensmanöver und verschärfte Aggression - die nächste Eskalation in Indochina hat bereits begonnen";
- "Sami Khaldun: Der Weg der ägyptischen Bourgeoisie zur 'friedlichen Lösung'", ein Referat auf einer Veranstaltung im Rahmen der Antiimperialistischen Woche an der Universität Heidelberg am 24.1.1972;
- "Eduardo Ferreira: Kunene und Cabora Bassa - Zeichen der neuen portugiesischen Siedlungspolitik" in Angola und Mosambik;
- "Uwe H.: Il Manifesto - Versuch einer Überwindung des Reformismus (Replik auf NRF 5/71)" zu der italienischen Gruppe; sowie
- "Anhang: Die objektiven Grundlagen der zweiten Verfolgungswelle", Referat gehalten auf der Veranstaltung der KG(NRF) in der Heidelberger Universität am 27.1.1972.

Angekündigt wird die Nr. 2 der eigenen 'Arbeiter-Zeitung' für März (vgl. 24.1.1972, März 1972). Geworben wird für 'Al Djabha - Die Front'.

Geworben wird für diese Ausgabe u.a. in:
- Bremen durch den Kommunistischen Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972).
Q: Arbeiter-Zeitung Nr. 3, Mannheim/Heidelberg Apr. 1972, S. 4; Neues Rotes Forum Nr. 1, Heidelberg Feb. 1972;Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 7

Mai 1972:
In Heidelberg erscheint vermutlich Anfang Mai das 'Neue Rote Forum' (NRF) Nr. 2 (vgl. Feb. 1972, Aug. 1972), dessen Auflage mit 10 000 angegeben wird. Die Redaktion bilden H.G. Schmierer und Dietrich Hildebrandt. Im Vorwort wird eingegangen auf die Kritik des 'Arbeiterkampf' des KB am Artikel "Zur Faschismusdiskussion" im NRF 6/1971.

Es erscheint der Artikel: "Kampf dem Zirkelwesen! Für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei". Auf Seite 4 heißt es: "
Gegenüber diesen Auflösungserscheinungen der KPD/ML, in denen sich auch die ganze Prinzipienlosigkeit der früheren Spaltungen zeigt, scheint sich die KPD/AO kontinuierlich und zielstrebig auszudehnen. Diese Ausdehnung dokumentierte sich vor kurzem durch die Verlegung ihrer Zentrale nach Dortmund. Die auf der Ebene der Erscheinungen so unterschiedliche Entwicklung dieser Organisation läßt sich aus ihrer unterschiedlichen Entstehung und ihrem starken Rückhalt in der westberliner revolutionären Intelligenz erklären. Diese Gruppe zeigt bis jetzt eine den wichtigsten Zirkeln vergleichbare Stabilität, weil sie ihrem Wesen nach, trotz aller Aufgeblasenheit, selbst ein lokaler Zirkel ist, - ein aufgeblasener eben".

Die Stadtaufbaugruppe Darmstadt der KPD/ML-ZB (vgl. 14.1.1973) zitiert von Seite 7:"
Das Liquidatorentum … kann nur bekämpft werden, wenn der Sektencharakter der Bewegung überwunden wird und die diversen Parteiklüngel zerschlagen werden."

"Der Kampf gegen das Liquidatorentum durch das ZB setzte die Liquidation des Parteianspruchs des ZB voraus."

Auf S.13 heißt es über die albanischen Genossen: "
Sie verurteilten scharf, daß die Sendboten einer trotzkistischen, unabhängig von der kommunistischen Bewegung auf griechischem Boden gegründeten 'Kommunistischen Partei Albaniens' große Verwirrung gestiftet und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Hauptgruppen untergraben hat (S.55). Erinnert uns die 'Kommunistische Partei Albaniens' nicht ein wenig an die 'KPD'?"

Auf Seite 14 heißt es: "
Aber wie können diese Zirkelstrukturen zerschlagen werden? Nur auf der Grundlage eines Programms und Statuts, dem die wesentlichen Kräfte der kommunistischen Bewegung ausdrücklich zugestimmt haben, und unter Führung eines nationalen Kerns, der sich im Kampf um Programm und Statut, im Kampf gegen das Zirkelwesen herausgebildet hat, einer Führung also, die Autorität erworben hat und weithin anerkannt wird und diese Autorität und Anerkennung für die Durchsetzung des Programms und Statuts einsetzt. Wie kommen wir zu einem Programm, das die Bedingungen der Revolution in unserem Land als Teil des weltweiten Kampfes gegen den Imperialismus richtig bestimmt? Wie kommen wir zu einem Statut, das den demokratischen Zentralismus gewährleistet, und wie kommen wir zu einem führenden Kern, der auf der Grundlage von Programm und Statut den weiteren Aufbau der Partei anleiten kann? All diese Probleme stellen sich den 'Parteien' nicht, weil ihre jeweilige Führungsclique unabhängig von Programm und Statut diesen führenden Kern immer schon darstellt, ganz egal welche Folgen diese Großmannssucht nach sich zieht.

Ab S. 14 stellt dieser Artikel klar, daß "jeder Schritt im Wiederaufbau der Partei ein bewußtes Einreißen der Schranken des Zirkelwesens bedeutet. Deshalb muß auch der theoretische Kampf zwischen den Zirkeln von vornherein auch IN DEN ZIRKELN geführt werden, denn gerade der theoretische Kampf trägt in den frühen Etappen des Wiederaufbaus der KP in den Prozeß der Vereinheitlichung der Kommunisten ein nationales Element hinein, wenn die Auseinandersetzung quer durch die Zirkel hindurch geht und damit verhindert, daß sich die Zirkel als abgeschlossene Monaden gegenübertreten. Die Zirkel überlassen sich sonst der natürwüchsigen Tendenz zur Immunisierung ihrer Standpunkte."

Auf Seite 17 heißt es: "
Wir werden entweder als Redaktion oder als Organisation in diesen Auseinandersetzungen einen festen Standpunkt beziehen oder als Einzelne dazu beitragen, ungeklärte Fragen so zuzuspitzen, daß ein fester Standpunkt von unserer Organisation und von allen Kommunisten bezogen werden kann… Der Beitrag unserer Zeitschrift (zum Wiederaufbau der Partei des Proletariats) wird darin bestehen, daß wir sie zur Tribüne der Auseinandersetzung in der kommunistischen Bewegung machen usw."

Berichtet wird von der Herausbildung einer engen Zusammenarbeit zwischen den KB's Bremen und Göttingen, an denen sich kleinere Gruppen wie der KB Osnabrück orientieren, einerseits und einer relativ engen Zusammenarbeit zwischen dem BKA Freiburg und der KG (NRF) Mannheim/Heidelberg andererseits. Mit dem BKA zusammen habe man ja schon eine Erklärung zu den Landtagswahlen verfaßt (vgl. 12.4.1972). Die KB's und BKA/KG hätten gemeinsame Diskussionen zur Metallrunde (MTR der IGM) und zur Zeitungsfrage durchgeführt.

Dokumentiert wird das Gesprächsangebot der KPD (vgl. 24.3.1972, 6.4.1972, 5.7.1972).

Mit den Ausführungen über ein gemeinsames theoretisches Organ befassen sich auch der KB (vgl. Jan. 1973), die KPD (vgl. 5.7.1972) und in:
- Hessen C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
- NRW die Redaktion von 'Klassenkampf und Programm' (KLAPRO) der ML Castrop-Rauxel, ML Dortmund und ML Hagen (vgl. Feb. 1973) bzw. die KFR Ruhrgebiet (vgl. Apr. 1973), die ML Aachen und Duisburg (vgl. 21.8.1972), die ML Castrop-Rauxel (vgl. Feb. 1973), die ML Dortmund (vgl. Sept. 1972) und die PL Hamm (vgl. 6.2.1973).

Der Artikel "Kommunistische Politik an der Hochschule" gliedert sich in die Abschnitte:
- "Vorbemerkung", in der durch W. D. von der durch die KHG (NRF) und den KSB Göttingen einberufene HRG-Konferenz (vgl. 20.11.1971) berichtet wird;
- "Einige Erläuterungen und Korrekturen zum Hochschulteil der Programmatischen Erklärung der Kommunistischen Gruppe (NRF). Resolutionsentwurf für die Generaldebatte der KHG (NRF) HD und KHG (NRF) MA, April 72" von D. H.;
- "Für eine proletarische Politik an der Hochschule. Diskussionsbeitrag einer Arbeitsgruppe zur Generaldebatte der KHG (NRF)"; sowie
- "Für eine Ausbildung im Dienste des Volkes. Internes Diskussionspapier vom Juni 1971".

Der Artikel "Zur Außenpolitik der VR China" gliedert sich in die Abschnitte:
- "Vorbemerkung";
- "Die Politik der VR China gegenüber Pakistan" von Konstantin Mavrakis aus dem Juli 1971, eine Übersetzung aus 'La Nouvelle Chine' Nr. 3/1971;
- "China und Bangla Desh - Aus der Sicht Kalkuttas" on Biren Roy-Sarkar aus 'La Nouvelle Chine' Nr. 6; sowie
- "Nixon und China. Ein neues Kräfteverhältnis setzt sich durch", eine Übersetzung aus 'Mundo Obrero' der KP Spaniens vom 14.3.1972.

Weitere Artikel sind:
- "Gemeinsame Erklärung des Bundes Kommunistischer Arbeiter Freiburg und der Kommunistischen Gruppe (NRF) Mannheim / Heidelberg zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg;
- "Ostverträge und BRD-Imperialismus" wozu auch der am 27.4.1972 verteilte 'Kommentar' dokumentiert wird; sowie
- "Alter Wein in neuen Schläuchen" aus der 'Kommunistischen Hochschulzeitung' (KHZ) Nr. 14 zu den Ostverträgen.
- "Solidarität mit der nationalen Einheitsfront des palästinensischen Volkes! Unterstützt die FPDLP!"; sowie
- "Brief von Nayef Hawatmeh".
Q: Arbeiterkampf Nr. 25, Hamburg Jan. 1973, S. 9

Klassenkampf und Programm Nr. 1, 2 und 3, Dortmund Dez. 1972, Feb. 1973 bzw. Apr. 1973, S. 50, S. 7, 16 und 36 bzw. S.27; Neues Rotes Forum Nr. 2, Heidelberg Mai 1972; N.N. (ML Dortmund): Mit Idealismus und Großmäuligkeit die Partei aufbauen? Einige Anmerkungen zu dem Papier 'Noch ein Weg in den Sumpf', o.O. (Dortmund) o.J. (1972), S. 1ff; Rote Fahne Nr. 50, Dortmund 5.7.1972, S. 8

August 1972:
Die KG (NRF) Mannheim / Heidelberg gibt das 'Neue Rote Forum' (NRF - vgl. Mai 1972, Aug. 1972) als Sondernummer "Kampf zweier Linien in der KP Chinas. Ununterbrochene Revolution oder permanente Kulturrevolution?" in einer Auflage von 5 000 Exemplaren zum Preis von 2,50 DM heraus.

Enthalten sind Dokumente aus der 'Peking Rundschau' (PR):
- "I. Abschnitt: Festigung der Partei";
- "II. Abschnitt: Schulungsbewegung";
- "III. Abschnitt: Kampf dem Heldenkult";
- "IV. Abschnitt: Revolutionäre Taktik";
- "V. Abschnitt: Die Rolle der Armee".

Im Anhang erscheinen Übersetzungen von:
- "Edgar Snow: Interview mit Tschou En-lai" aus 'Le Nouvel Observateur' Nr. 334 vom 5.4.1971 (gekürzt);
- "Wilfred Burchett: Das Komplott gegen Mao" aus 'AfricAsia Nr. 41 vom 24.5.1971;
- "Jean Daubier: Die aktuellen Probleme der KPCh" aus 'La Chine Nouvelle' Nr. 6 und 7 vom Feb. bzw. Apr. 1972; sowie
- "Jaap van Ginneken: Das Komplott der 'Bewegung des 16. Mai' 59" aus 'Le Temps Modernes' Nr. 310 vom Mai 1972.
Q: Neues Rotes Forum Sdr.Nr. Kampf zweier Linien in der KP Chinas, Heidelberg Aug. 1972

August 1972:
Die KG (NRF) Mannheim / Heidelberg gibt das 'Neue Rote Forum'(NRF - vgl. Aug. 1972, Okt. 1972) Nr. 3 in einer Auflage von 10 000 Stück heraus.

Das Editorial erscheint unter der Überschrift "Auseinandersetzung mit der KPD/AO - wir sehen keinen Grund zur Meinungsänderung". Geschildert wird in einem Abschnitt aber auch die "Versumpfung der ideologischen Auseinandersetzung - der Weg des KB Hamburg", wozu es auch heißt: "Die KG (NRF) hat versucht, mit dem KB-Nord zusammen zuarbeiten. Dieser versuch ist gescheitert, denn sowohl in der Aktionseinheit in der Metalltarifrunde letzten Jahres als auch in den nachfolgenden Auseinandersetzungen hat sich gezeigt, daß der KB-Nord eigenartige Formen der ideologischen Auseinandersetzung pflegt. Letzten Endes liegen der Politik des KB-Hamburg, gerade auch seinem ouvrieristischem Geschrei, kleinbürgerliche Wurzeln zugrunde. Das ist eine Frage der Ideologie und nicht der klassenmäßigen Herkunft. Dennoch meinen wir, daß diese Art 'inhaltlicher' Angriffe wie 'Studentenzeitung', 'Studentenführer' etc. nicht von fortschrittlichen oder kommunistischen Arbeitern kommen, sondern von Genossen, die ihre soziale und politische Herkunft vertuschen wollen."

Weitere Artikel sind:
- "Ein Schritt vorwärts in der Überwindung des Zirkelwesens" zum Bremer Kommunique (BK) vom 28.5.1972;
- "Müssen wir heute den Hauptschlag gegen den Faschismus richten?" mit den "Thesen zur Faschismusfrage" und dem ergänzenden Artikel "Die deutsche Monopolbourgeoisie und ihr faschistischer Ausweg aus der Krise der Weimarer Republik" von B. F.;
- "Kampf zweier Linien in der Klassenanalyse" mit den beiden Beiträgen "Zu dem Aufsatz: Die Neuen Mittelklassen und das Proletariat - Bürgerliche und proletarische Linie in der Klassenanalyse. Joscha Schmierer, Neues Rotes Forum 4/71" aus dem ehem. KB/ML Westberlin und "Die Widersprüche in der grundlegenden Bestimmung der Politik der MLHs und des KB - dargestellt am Beispiel der Klassenanalyse des 'Kommunist' 4/5" von Till Damm, Mitarbeiter des NRF;
- "Interview mit einem Genossen der IRA (Officials)" mit Erin O´Murchu, Herausgeber des 'United Irishman'; sowie
- "Kapitalistischer Staat und kapitalistische 'Planung'" von E. R. und P. C., zur Hochschulreform.

Anzeigen werben für den Heidelberger 'Schulkampf' (vgl. 12.5.1972) und die Bremer 'Wahrheit'.

Eingegangen wird auf die Nr. 3 auch in:
- Hessen durch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972).
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 51 und 53f; Neues Rotes Forum Nr. 3, Heidelberg Aug. 1972

Oktober 1972:
Die Nr. 4/5 des Heidelberger 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. Aug. 1972, Nov. 1972) erscheint in einer Auflage von 12 000 als Doppelnummer für 3 DM und enthält die gemeinsame Erklärung der Kommunique-Organisationen zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 17.9.1972) unter dem Titel "Weg mit dem KPD-Verbot! KPD!".

Weitere Artikel sind:
- "Keine Stimme den bürgerlichen Parteien. Zur Auseinandersetzung mit den ABG München und dem KB Nord" mit einem "Brief eines Genossen aus Hamburg" über eine DKP-Wahlveranstaltung in Harburg mit Arbeitern von Phoenix;
- "Materialien zum Problem der Übergangsperiode zum Sozialismus und zum Klassencharakter der revisionistischen Länder";
- "Klassenkampf in der Übergangsperiode" von Walter Lindner aus der MLS Wien;
- "Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion" von G. R.;
- "Revisionismus und Sozialimperialismus am Beispiel ihrer Rolle in Indien" von B. N., zur CPI und CPI (M) und dem Grenzkonflikt mit China im Himalaya;
- "Gemeinsame Erklärung zur Arbeitskonferenz vom 16./17.9.72" der Kommunique-Organisationen am 16./17.9.1972;
- "Den Pfeil auf das Ziel abschießen. Antwort an die KG Köln" zu deren TUP 13;
- "Resolution Aktionseinheit gegen die das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung", an der der Arbeiter- und Jugendverein (AJV) Waiblingen, ATöF Türkei, BKA Freiburg, CISNU Iran, CSL Spanien, FRAP Spanien, JCE/ML Spanien, die KB's Bremen, Göttingen und Wolfsburg, die KG (NRF), die KG Köln, die KHG's Mannheim und Heidelberg, der KJVD, der KSV Frankfurt, der KSB/ML, die KPD/ML's ZB und ZK, die ML Duisburg, MCE Spanien, OSO Spanien, die Patriotische Einheitsfront der Türkei (PEF), die PCE/ML Spanien, die Rote Garde (RG), die Roten Zellen Münster, Sozialistische Schülerfront (SSF) und SSG Hamburg sowie der SVI teilnehmen, während sie von der Proletarischen Linken (PL) Hamm und den ML Unna, Hagen und Dortmund unterstützt wird;
- "Zur politischen Einschätzung der Aktionseinheit"; sowie
- "Solidaritätsadresse der F.P.D.L.P. an die Aktionseinheit gegen die reaktionären Ausländergesetze" von der FPDLP Palästina.

Anzeigen gibt's für die 'Kommunistischen Briefe' Mannheim (vgl. 4.10.1972) und die 'Rote Presse' der SSG Hamburg sowie für die Broschüre "Kampf den Berufsverboten! Dargestellt am Kampf gegen die Entlassung des Assessors U. Topp" von der GUV (NRF) Sektion Schulkampf.

Mit den Äußerungen zum Programm bzw. Parteiaufbau in der Gemeinsamen Erklärung befaßt sich auch der KB (vgl. Dez. 1972) und in:
- NRW die ML Castrop-Rauxel (vgl. Feb. 1973).
Q: Neues Rotes Forum Nr. 4/5, Heidelberg Okt. 1972; Arbeiterkampf Nr. 24 und 25, Hamburg Dez. 1972 bzw. Jan. 1973, S. 19 bzw. S.9;Klassenkampf und Programm Nr. 2, Dortmund Feb. 1973, S. 36

November 1972:
Vom Heidelberger 'Neuen Roten Forum' (NRF- vgl. Okt. 1972, Dez. 1972) erscheint eine Sondernummer, "Das Programm der westdeutschen Kommunisten" zum Preis von 2 DM, welche den Programmentwurf der Kommunique-Organisationen enthält (vgl. 28.5.1972) und eine angegebene Auflage von 15 000 hat.

Das Programm soll nach der Auffassung der Programmkommission folgende Hauptpunkte umfassen:
Westdeutschland ist ein imperialistisches Land;
Die Entwicklung des Kapitalismus und die Spaltung der bürgerlichen Gesellschaft in Klassen;
Die Aufgaben der Kommunisten;
Der Proletarische Klassenkampf (Berücksichtigung der Neuen Mittelklassen im Programm als zwischen den Extremklassen der bürgerlichen Gesellschaft angesiedelten Klassen);
den Imperialismus, demokratische Forderungen, die Ära der proletarischen Revolution, wirtschaftliche Forderungen für die Arbeiterklasse und die übrigen Lohnabhängigen;
der Aufbau der Organisation und das Programm der Kommunisten.

Das "Programm der westdeutschen Kommunisten - Stellungnahme" gliedert sich wie folgt:
- "1. Noch einmal unsere Auffassung zum Parteiaufbau". Darin heißt es, was auch die Stadtaufbaugruppe Darmstadt der KPD/ML-ZB (vgl. 14.1.1973) zitiert:"
Daß diese Reihenfolge - Kampf um das Programm und gemeinsame Taktik und darauf aufbauend, Ausbildung gemeinsamer, organisatorischer Formen von den 'Parteien' umgestülpt wurde, hat in die zerfahrene kommunistische Bewegung Westdeutschlands zusätzliche Verwirrung und politisch schädliche Spaltung getragen. So sind diejenigen, die sich als Einer aufspielen, in Wahrheit schädliche Spalter unserer Bewegung. All diesen 'Parteien' ist gemeinsam, dass sie die Frage nach der Vereinigung der westdeutschen kommunistischen Bewegung in der Partei umgehen und stattdessen in ihrer eigenen bornierten Existenz die revolutionäre Einheit schon verkörpert sehen.";
- "2. Kritik falscher Linien in der Programmdiskussion";
- "2.1. Die Liquidatoren";
- "2.2. Die Schematiker (KPD/ML-Rote Fahne)";
- "2.3. Die Richtung der programmatischen Beliebigkeit: 'KPD'";
- "2.4. Parteigründer auf Pump: KPD/ML (Roter Morgen)";
- "2.5. Verwechslung von programmatischen und taktischen Fragen";
- "2.6. Die Erhebung einer rechtsopportunistischen Praxis zum Programm: KB-Nord";
- "3. Welche Grundlagen haben wir für die gemeinsame Programmarbeit geschaffen";
- "4. Aufbau und Bestandteile des Programms";
- "4.1. Unsere Vorbilder";
- "4.2. Westdeutschland ist ein imperialistisches Land";
- "4.3. Die Entwicklung des Kapitalismus und die Spaltung der bürgerlichen Gesellschaft in Klassen";
- "4.4. Der proletarische Klassenkampf";
- "4.5. Die Aufgaben der Kommunisten";
- "4.6. Exkurs: Wie wird die neue Mittelklasse im Programm berücksichtigt?";
- "4.7. der Imperialismus";
- "4.8. Die Ära der proletarischen Revolution";
- "4.9. Der Kampf gegen den Opportunismus";
- "4.10. Die demokratischen Forderungen";
- "4.11. Wirtschaftliche Forderungen für die Arbeiterklasse und die übrigen Lohnabhängigen"; sowie
- "5. Aufbau der Organisation und das Programm der Kommunisten".

Erklärt wird darin u. a.:"
Erst auf der Basis eines gemeinsamen Programms, das zugleich die Grundprinzipien unserer Taktik festhält, wird es möglich sein, das gemeinsame Handeln aller westdeutschen Kommunisten in einer Partei zu erreichen bei gleichzeitiger offener Debatte um die konkrete Politik … Zu dieser Einheit des Handelns in einer Partei zu kommen, müssen die westdeutschen Kommunisten heute die Programmfragen in den Mittelpumkt ihrer Polemik stellen und nicht in einzelnen Fragen der Taktik sich die Hauptgefechte liefern." Kritisiert werden die Anschauungen der KPD/ML-ZB, der KPD/ML-ZK, der KPD und des KB mit dem Tenor, sie hätten insgesamt keine ausreichenden Grundlagen für eine Programmarbeit geschaffen. Stützen will sich die Programmkommission in ihrer Programmarbeit "neben dem Kommunistischen Manifest auf die Programmdebatte in der alten Sozialdemokratie bis zum Erfurter Programm, auf die Auseinandersetzungen um das Programm der russischen Partei um 1903 sowie auf die Erweiterung diese Programms 1918 durch Aufnahme eines Teils über den Imperialismus und zur Ära der proletarischen Revolution. Wir müssen heranziehen das Programm der III. Internationale von 1928. Weiterhin müssen wir uns stützen auf die Materialien der KP Chinas und der Partei der Arbeit Albaniens, in denen die grundlegenden Anschauungen des Marxismus gegen den modernen Revisionismus wieder herausgearbeitet wurden."

Diskutiert wird dieser Programmentwurf u.a. in:
- Berlin durch die MLHPol (vgl. Jan. 1973).
- NRW durch die Redaktion der 'Klassenkampf und Programm' (KLAPRO - vgl. Feb. 1973), durch die ML Dortmund (vgl. Feb. 1973)und die Kommunistische Basisgruppe (KBG) Dortmund (vgl. 20.1.1973), im Projektbereich Gesamthochschule (PGH) Dortmund (vgl. März 1973), durch die PL Hamm (vgl. 6.2.1973) und die ML Castrop-Rauxel (vgl. Feb. 1973).
Q: Neues Rotes Forum Sdr.Nr. Das Programm der westdeutschen Kommunisten, Heidelberg Nov. 1972; Klassenkampf und Programm Nr. 2 und 3, Dortmund Feb. 1973 bzw. Apr. 1973, S. 15 und 23ff bzw. S. 27;MLHPol Zeitung Sdr.druck 3, Berlin Jan. 1973

Dezember 1972:
Die Nr. 6 des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. Nov. 1972, März 1973) erscheint zum Preis von 2 DM . Die Auflage wird mit 15 000 angegeben.

Enthalten sind Artikel:
- "KABD-Grundsatzerklärung: Kein vorwärtstreibender Vorschlag" von Wilfried Maier. Damit befaßt sich auch das Initiativkollektiv 'Klassenkampf und Programm' der ML Dortmund (vgl. Feb. 1973);
- "Vom Standpunkt der großen Kleinmütigkeit zum Standpunkt des kleineren Übels" zum KB. Darauf antwortet dieser (vgl. Jan. 1973);
- "Die Entwicklung Tansanias" von B. K. vom KSA;
- "Keine Zugeständnisse an den Revisionismus in der Klassenanalyse" von Joscha Schmierer;
- "Offener Brief an die Redaktion des Neuen Roten Forum" vom Klassenanalyseprojekt;
- "Zur Theorie der neuen Mittelklasse" von A. P., der in der Nummer der aber inzwischen eingestellten Frankfurter 'October' erscheinen sollte; sowie
- "Die Ergebnisse der Bundestagswahlen und unserer Taktik. Stellungnahme des ZA der KG (NRF) MA/HD".

Geworben wird für die 'Nationale Befreiung' (vgl. Jan. 1973) des Komitees Südliches Afrika (KSA) Heidelberg, den 'Pressespiegel Südliches Afrika' des KSA und für die Sozialistische Zeitschrift für Kunst und Gesellschaft".
Q: Neues Rotes Forum Nr. 6, Heidelberg Dez. 1972; Arbeiterkampf Nr. 25, Hamburg Jan. 1973, S. 9;Klassenkampf und Programm Nr. 2, Dortmund Feb. 1973, S. 25 und 27

März 1973:
Die Nr. 1/2 des 'Neuen Roten Forum' (vgl. Dez. 1972, Mai 1973) erscheint als Doppelnummer für März zum Preis von 4 DM in einer Auflage von 16 000 Stück und behandelt die "Auseinandersetzung um das Programm der westdeutschen Kommunisten".

Enthalten sind die Beiträge:
- Editorial";
- "Erläuterungen zum jetzigen Programmentwurf" von Joscha Schmierer;
- "Programmentwurf"; sowie
- "Stellungnahmen zum Programmvorschlag - eine Antikritik" von Wilfried Maier.

Abgedruckt werden Stellungnahmen zum Programmentwurf von einer Reihe von Gruppen.

Weitgehend positiv äußern sich die KG Frankfurt/Offenbach in "Ein wichtiger Schritt vorwärts! Zur Programmstellungnahme der BK-Gruppen" in 'Kampf-Kritik-Umgestaltung' Nr. 2 (vgl. Feb. 1973), die KG Köln in "Programm und Taktik. Zum NRF 4/5 und zum Programm der westdeutschen Kommunisten" in 'Theorie und Praxis' Nr. 14 (vgl. Feb. 1973) und die Sozialistische Studentengruppe (SSG) Hamburg in "Unsere Stellung zur Programmstellungnahme" im "Protokoll der Diskussion des gemeinsamen Beratungsgremiums zwischen den Genossen, die die Arbeit in der Hamburger Arbeiterklasse aufgenommen haben und der SSG vom 21.1.73".

Etwas gemischter ist es beim Initiativkollektiv Klassenkampf und Programm der ML Dortmund in "Ein Schritt vorwärts in der Programmerarbeitung. Zur NRF-Sondernummer: 'Das Programm der westdeutschen Kommunisten - Stellungnahme" in der 'Klassenkampf und Programm' Nr. 2 (vgl. Feb. 1973), die den Text eigentlich gut finden, aber eine opportunistische Sammlungsbewegung um die Stellungnahme herum ablehnen. Sie befürworten zunächst den Aufbau einer regionalen Organisation im Ruhrgebiet.

Von den Mitgliedern der ML Castrop-Rauxel U. Burg und K. Simens wird in "Ein Dokument des Zentrismus" in der 'Klassenkampf und Programm' Nr. 2 die Stellungnahme trotz ihrer schwerwiegenden Fehler begrüßt.

Den ML Hannover ist das Programm zu 'rechts'. Auch die ML Gruppe Mannheim/Ludwigshafen ist in "Stellungnahme zur Ausarbeitung der Programmkommission der BK-Gruppen 'das Programm der westdeutschen Kommunisten - Stellungnahme'" nicht angetan von dem Entwurf, will sich aber weiter an der Auseinandersetzung beteiligen. Das wiederum ist nicht so sicher bei den ebenfalls zu Wort kommenden Gruppen KB mit "Wie sich das Zirkelwesen am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht", ABG mit "'Das Programm der westdeutschen Kommunisten'" in der 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ) Nr. 31, KPD mit "Zur: 'Stellungnahme zum Programm der westdeutschen Kommunisten': der Heidelberger 'Philosophenweg - ein Weg zur kommunistischen Partei?" in der 'Roten Fahne' Nr. 3 und KSV mit "Neues Rotes Forum - Buchgläubigkeit und Epigonentum" in 'Dem Volke dienen' Nr. 5/1972.

Erfreuliches für das NRF aber tat sich in Mannheim, dort haben die ML Mannheim (ehemals KPD/ML-ZB), von denen die "Bemerkungen zu der Stellungnahme der Programmkommission (in: NRF Sondernummer, November 1972)" kommen, ihre Auflösung und den individuellen Eintritt in die KG(NRF) beschlossen.

Geworben wird für die "Beiträge zum Problem der 'Umweltverschmutzung und des Umweltschutzes'" Nr. 2, für "Portugiesischer Kolonialismus zwischen Südafrika und Europa" von Eduardo de Sousa Ferreira, für die 'Rote Robe', für die 'Nationale Befreiung' Nr. 1 sowie für die 'Arbeiter-Zeitung' der KG (NRF), die 'Kommunistische Jugendzeitung' des KAJB (NRF), die 'Kommunistische Hochschulzeitung' der KHG (NRF) und den 'Schulkampf' der KSG (NRF).
Q: Neues Rotes Forum Nr. 1/2, Heidelberg März 1973

Mai 1973:
Vom Heidelberger 'Neuen Roten Forum' (vgl. März 1973, Juni 1973) erscheint eine Sondernummer "Artikel zu Fragen des Parteiaufbaus aus dem Neuen Roten Forum 1970-72", deren Auflage mit 16 000 angegeben wird.

Geworben wird u.a. für die 'Nationale Befreiung' des Komitees Südliches Afrika (KSA) Heidelberg (vgl. März 1973).
Q: Neues Rotes Forum Sdr.Nr. Artikel zu Fragen des Parteiaufbaus aus dem Neuen Roten Forum 1970-72, Heidelberg Mai 1973

Juni 1973:
Die Nr. 3 des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. Mai 1973) erscheint zum Preis von 2,50 DM für Juni in einer Auflage von 18 000 Stück. Dies ist die letzte Ausgabe, da das NRF nun vom theoretischen Organ des KBW, 'Kommunismus und Klassenkampf' (KUK) (vgl. 10.10.1973) abgelöst wird.

Zum Schwerpunktthema "Zur Arbeit in den Gewerkschaften" erscheinen die Beiträge:
- "Vorbemerkung";
- "Resolution zur Arbeit in den Gewerkschaften" vom ZA der KG (NRF) vom 30.12.1972;
- "Die Arbeit der Kommunisten in den Gewerkschaften. Erläuterungen zur Resolution des ZA der KG (NRF) über die Arbeit in den Gewerkschaften", wobei auch über Bedenken der Harvester-Zelle berichtet wird; sowie
- "Bemerkungen zur Gewerkschaftsfrage. Versuch einer Klarstellung" von U. B.

Weitere Beiträge sind:
- "Politischer Bericht des ZA der KG (NRF) für die Delegiertenversammlung vom 18.-20. Mai 1973;
- "Thesen zur Politik der Aktionseinheit und die Auseinandersetzung über die Vietnamdemonstration am 14.1. in Bonn" vom ZA der KG (NRF) vom 31.3.1973, aus der 'Arbeiter-Zeitung' Nr. 4 vom Apr. 1973;
- "Imperialismus und Weltmarktbewegung. Rezension des Buches von Christel Neusüß" von E. R.;
- "Geltung des Wertgesetzes im Sozialismus" von Joscha Schmierer;
- "Kritik am Artikel 'Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion'" von G. R.

Geworben wird u.a. für die Schrift "Die kommunistische Bewegung Irans 1" (vgl. Mai 1973) sowie für das Buch "Wir gehen nach vorn! Bricht über den Streik der Profilwalzwerker bei Mannesmann im März 1973" aus dem VKT.
Q: Neues Rotes Forum Nr. 3, Heidelberg Juni 1973

Letzte Änderung: 13.10.2021