Berlin-Tempelhof: ARWA Strumpffabrik

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 3.1.2013

Die ARWA Strumpffabrik in Berlin-Tempelhof, die zur Textilindustrie gehört, war wohl der erste Berliner Betrieb, in dem ausländische Arbeiter, die in diesem Fall vorwiegend aus Griechenland stammten, eine spektakuläre Aktion, durchführten, wobei es sich um eine symbolische Betriebsbesetzung handelte.

Auf die folgenden Entlassungen wird mit Streik und einer Solidaritätsdemonstration der APO und des SDS West-Berlin reagiert.

An den Hochschulen (vgl. 5.7.1969), aber auch innerhalb der Basisgruppenbewegung des SDS scheint die Aktion beeindruckend, die Betriebsgruppe ARWA ruft dann zwar noch zum 1. Mai 1970 mit auf, Hinweise auf eigene Aktivitäten oder Publikationen der Betriebsgruppe ARWA konnten allerdings für die Zeit nach dem Juni 1969 bisher nicht mehr aufgefunden werden.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

28.04.1969:
Bei der Arwa-Strumpffabrik in Berlin-Tempelhof (GTB-Bereich) wird ein Flugblatt auf Griechisch verteilt.
Quelle: N. N.: Griechisches Flugblatt

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30.04.1969:
Bei der Arwa-Strumpffabrik in Berlin-Tempelhof (GTB-Bereich) wird ein Flugblatt "Herr bleibt Herr, Knecht bleibt Knecht, das ist unser Arbeitsrecht" verteilt, in dem von der symbolischen Betriebsbesetzung berichtet wird, die von der Betriebsgruppe Arwa, griechischen Genossen der Basisgruppe Tempelhof und den sozialistischen Gerichtsreferendaren durchgeführt worden sei.
Q: N. N.: Herr bleibt Herr, Knecht bleibt Knecht, das ist unser Arbeitsrecht, O. O. (Berlin), o. J. (30.4.1969)

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12.05.1969:
Mitte Mai, also vermutlich in dieser Woche wird zu einem Treffen bei der Arwa-Strumpffabrik in Berlin-Tempelhof (GTB-Bereich) mit dem Flugblatt "Arwa: 42 Entlassungen und Streik" aufgerufen.
Q: N. N.: Arwa: 42 Entlassungen und Streik, O. O. (Berlin) o. J. (1969)

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23.06.1969:
In Berlin beginnt, laut 'IAK', ein Streik in der Arwa-Strumpffabrik in Tempelhof (GTB-Bereich - vgl. 26.6.1969).
Q: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.20,Eschborn Juli 1969

26.06.1969:
In Berlin wird eine Solidaritätsdemonstration für die seit dem 23.6.1969 streikenden Arwa-Arbeiter durchgeführt, an der sich, laut Spartacus - IAfeKJO, 3 000 bis 3 500, laut 'IAK', 3 000 deutsche und griechische Jugendliche beteiligen. Im Anschluß seien 200 noch zum DGB-Haus gezogen.

Aufgerufen wurde auch mit einem Flugblatt auf Serbokroatisch.
Q: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.20,Eschborn Juli 1969; Spartacus - IAfeKJO:Protokoll der Leitungssitzung vom 29.6.69,Berlin 29.6.1969;N. N.: Flugblatt, O. O. (Berlin) o. J. (1969)

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Juli 1969:
In Berlin erscheint vermutlich im Juli die Broschüre "Berichte der Kommission 'Produktion' SS 69". Enthalten sind auch die Beiträge:
- "2. Bereich 'ausländische Arbeiter'", wobei auch berichtet wird aus von ARWA und aus der Textilindustrie, auf die man sich neben der Elektrobranche konzentrieren wolle;
- "a) Protokoll des Seminars der ausl. Arbeiter im INFI am 21.6.69";
- "b) Besetzung der Strumpffabrik ARWA RPK Nr. 12";
- "c) Streik und Entlassung bei ARWA RPK Nr. 19";
- "d) Rolle der ausl. Arbeiter RPK Nr. 20", wobei auch eine Einschätzung des Konflikts bei ARWA erfolgt.
Q: Berichte der Kommission 'Produktion' SS 69, O. O. (Berlin) 1969, S. 9 und 14ff

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05.07.1969:
Die Rote Zelle Germanistik (Rotzeg) konstituiert sich an der FU in Berlin vermutlich an diesem Wochenende (vgl. 8.7.1969) als erste Rote Zelle. Die Rotzeg (vgl. 26.11.1969) berichtet über sich selbst (vgl. Jan. 1969, Aug. 1969):"

1. Die Rotzeg-Gründung fand in einer Situation statt, in der die Arbeit der Basisgruppen gut voranzuschreiten schien (vgl. die Streiks bei ARWA (GTB-Bereich - vgl. 23.6.1969,d.Vf.), die Aktionen bei Gillette, die Gründung des SALZ, die über eine Studentendemonstration weit hinausgehende Mobilisierung bei der 1.Mai Demonstration etc.). Die sinnvollste Unterstützung der Basisarbeit schien uns nicht das individuelle Abwandern in die Basisgruppen, sondern die organisierte Eröffnung einer neuen Front, die Forcierung des Kampfes im Erziehungssektor zu sein."
Q: Kukuck, Margareth: Student und Klassenkampf, 2. Aufl., Hamburg 1977, S. 127ff; MLHG Nr. 4, Berlin 5.7.1971;Rotzeg: Bericht der Roten Zelle Germanistik, o. O. (Berlin) o. J. (1969), S. 1f

April 1970:
Vermutlich Anfang April gibt in Berlin ein 'Rotes Maikomitee' einen 4-seitigen 'Aufruf zur roten 1.Mai Demonstration 1970 in Neukölln' heraus. Von dem Komitee, hinter dem sich u.a. die PEI verbirgt, wird folgende Zusammensetzung bekanntgegeben:
- Betriebsgruppen von Arwa, Daimler, DWM, Gillette, NCR, Schering, SEL, Siemens u.a.,
- Rote Kollektive Proletarische Erziehung und Schülerläden (Rotkol),
- Rote Zellen an den Universitäten und Akademien.

Durch die Beteiligung an der DGB Maifeier könne man nicht, wie die SEW glaube, etwas an der arbeiterverräterischen Politik der Gewerkschaften ändern, deshalb solle man in Neukölln und Kreuzberg demonstrieren!
Q: Rotes Maikomitee: Aufruf zur roten 1.Mai Demonstration 1970 in Neukölln,Berlin 1970

27.04.1970:
Vermutlich in dieser Woche gibt in Berlin ein 'Rotes Maikomitee' seine 'Rote 1.Mai Zeitung' Nr.2 heraus. Von dem Komitee, hinter dem sich u.a. die PEI verbirgt, wird folgende Zusammensetzung bekanntgegeben:
- Betriebsgruppen von Arwa, Daimler, DWM, Gillette, Orenstein und Koppel (O&K), NCR, SEL, Siemens und andere Betriebe, Rote Bauarbeiter,
- Aktionsrat zur Befreiung der Frauen, Rote Kollektive Proletarische Erziehung und Schülerläden (Rotkol),
- Rote Zellen an den Universitäten und Akademien.
Aufgerufen wird zur Demonstration am Freitag ab Karl-Marx-Platz, berichtet u.a. vom Schülerstreik in Berlin im März.
Q: Rote 1.Maizeitung Nr. 2, Berlin o. J. (1970)

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