Berlin-Zehlendorf:
Kommunistische Arbeiterpresse - Betriebszeitung der Zelle Krone der KPD

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 25.1.2013

Die hier leider nur sehr bruchstückhaft (wir bitten um Ergänzungen) dokumentierte 'Kommunistische Arbeiterpresse' der Zelle Krone der KPD erschien erst vergleichsweise spät, erlangte dann aber aufgrund der Schärfe der Auseiandersetzungen im Betrieb schnell an Bedeutung für die KPD.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

24.04.1973:
In Berlin erscheint erstmals die 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 18.6.1973) der KPD-Betriebszelle Krone. Auf der ersten Seite heißt es:"
HEIDE UND CO. RETTEN SICH AUF EIN SINKENDES SCHIFF!
ALTER VLK SETZT HEIDE UND KÖNNINGER WIEDER AN DIE SPITZE DER 'OFFIZIELLEN' IGM-LISTE!

Seit langem versucht die Fraktion der Geschäftsleitung im Betriebsrat, die fortschrittlichen und oppositionellen Kräfte durch Androhungen aus dem Betriebsrat auszuschließen. Warum wollen die alten Reaktionäre diese oppositionellen Kollegen ausschließen?

Immer wenn Heide und Bethke die Kündigungen, die Entlassungen aus dem Wohnheim, die Essenspreiserhöhungen, die Erhöhungen der Fahrpreise für die Werksbusse, die Mieterhöhung für die Heime, die Durchführung einer Teilversammlung in Lübars und anderes mehr schnell über die Bühne bringen wollten, waren es jene Kollegen, die eine klare Darlegung der Argumente forderten und die sich auch immer dann entschieden dagegen aussprachen, wenn wir es wieder sein sollten, die man zur Kasse bat. Heide und Co. nennen dies 'Unruhe stiften', womit sie sicher recht haben von ihrem sozialdemokratischen (SPD,d.Vf.) Standpunkt aus und von den Interessen der Geschäftsleitung aus, die sie vertreten. Wir meinen aber, daß mit der Diskussion der verschiedenen Ansichten im Betriebsrat erst die Voraussetzung geschaffen wurde für eine tatsächliche Interessenvertretung der Belegschaft. Umso bezeichnender, daß Heide und Co. beim Auftauchen von Kritik überhaupt die Brocken hinschmeißen und jetzt nur noch versuchen, sich die oppositionellen Kollegen vom Hals zu schaffen. Daß die oppositionellen Kollegen im Betriebsrat nicht losgelöst kämpfen von dem, was die Mehrzahl der Belegschaft über diesen Betriebsrat denkt, zeigte allein die letzte Betriebsversammlung (vgl. 23.3.1973,d.Vf.), auf der das Betrugsmanöver eines Heide nicht mehr zog, wo er nur noch Pfiffe und Buh-Rufe erntete. Diese Niederlage und die der Betriebsversammlung vorausgegangene gewerkschaftliche Mitgliederversammlung (vgl. 15.3.1973,d.Vf.), auf der den organisierten Betriebsräten mehrheitlich von den Mitgliedern der IGM eine Rüge erteilt wurde wegen ihrer unternehmerfreundlichen Äußerungen in dem Gegenflugblatt (vgl. **.*.1973,d. Vf.) zu 'Stop den Stoppern' (vgl. **.*.1973,d.Vf.), waren genug für Heide. In Bethke als dem direkten Agenten der Geschäftsleitung fand Heide den richtigen Kompagnon, um die Auflösung des Betriebsrats auszuhecken."

Die KPD berichtet vom Parteiaufbau in Berlin (vgl. 25.4.1973):"
Auch die Parteizelle bei KRONE griff mit ihrer ersten Arbeiterpresse in die Auseinandersetzung um die Neuwahl des Betriebsrates ein. Dort hatte die alte reaktionäre Betriebsratsmehrheit keine andere Möglichkeit mehr gesehen als zurückzutreten und mit Hilfe von Gangstermethoden eine reaktionäre 'offizielle' IG Metall-Liste aufzustellen. Bei Krone unterstützt unsere Parteizelle diejenigen fortschrittlichen und oppositionellen Gewerkschafter, die dieser reaktionären Liste eine 2. Liste entgegensetzen werden, die an den Interessen jener Kollegen anknüpft, die auf der gewerkschaftlichen Mitgliederversammlung mehrheitlich die vorfristige Kündigung der Tarifverträge gefordert haben. Bei dieser Wahl wird es sich zeigen, ob die Kollegen sich das Vorgehen der Reaktionäre gefallen lassen, die kurzfristig eine Versammlung des Betriebsrates, der 'Vertrauensleute' und einiger Gesinnungsfreunde des alten Betriebsrats zusammenriefen, um deren Beschlüsse als Willen der Kollegen auszugeben. Dabei werden ihnen auch die Denunziationen der Westberliner IG Metall-Führer wenig nützen, die in der 'Metall' (vgl. **.*.1973,d.Vf.) schrieben:

'Die Vorgänge bei Krone zwingen zur Wachsamkeit. Die Kommunisten wühlen im Untergrund.', und 'Leider ist der Vertrauenskörper der IG Metall in der Vergangenheit nicht sehr aktiv gewesen' (das meinen allerdings auch die Kollegen). Dabei bejammert sie freilich nicht, daß die Vertrauensleute sich zuwenig für die Kollegen eingesetzt hätten, sondern meint feststellen zu müssen: 'So mangelt es an der gezielten Auseinandersetzung mit den Extremisten der verschiedenen kommunistischen Gruppierungen.'"

Laut 'Gewerkschaftern bei Krone' gibt die KPD erstmals ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' heraus (vgl. 24.5.1973), deren Schlagzeile "Heide & Co retten sich auf ein sinkendes Schiff!" lautet. Dabei geht es um die Plazierung des alten BR-Vorsitzenden Heide an die Spitze der IGM-Liste zu den Betriebsratswahlen, die auf der VLK-Sitzung vom 11.4.1973 (vgl. dort) vorgenommen worden sei. Seit langem bereits versuche die Geschäftsleitungsfraktion im BR die oppositionellen Kollegen aus dem BR auszuschließen.

Die KPD fordert dazu u.a.: "Arbeiterverräter - raus aus dem Betriebsrat!" und "Sofortige Einberufung einer Betriebsversammlung!", um dort die Kandidaten befragen zu können (vgl. 28.4.1973).
Quellen: Internationale Marxistische Diskussion Arbeitspapiere Nr.13,Berlin 1973; Rote Fahne Nr.17,Dortmund 25.4.1973,S.8

18.06.1973:
In Berlin gibt die KPD die Nr. 3 der 'Kommunistischen Arbeiterpresse - Ausgabe Krone' (vgl. 24.4.1973, 25.7.1973) heraus, für deren 6 Seiten Christian Semler verantwortlich ist. Im Leitartikel "Nach der Betriebsratswahl: Wie muss es weitergehen?" zu den BRW wird für die Liste 2 Partei ergriffen. Über die 'Rote Fahne'-Verkäufer wird kundgetan, daß es sich dabei um Lehrer, Ärzte, Juristen und Studenten handele. Weitere Berichte drehen sich um die Metalltarifrunde und die Freilassung von Jürgen Horlemann sowie um Vietnam.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Krone Nr. 3, Berlin 18.6.1973

25.07.1973:
Bei Krone Berlin gibt die KPD die Nr. 4 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 18.6.1973, 10.10.1973) heraus, die sich auf ihren 6 Seiten u.a. im Leitartikel "Preise steigen – Löhne stehen still…" mit der Lohn-Preis-Spirale befasst. Berichtet wird aus Bremen vom Streik auf der Vulkan-Werft und in "Hat die Arbeiterklasse die Macht, oder nicht? 2. Teil" aus China und der DRV. Geworben wird für eine Dokumentation der 'Revolutionären Gewerkschaftsopposition' zu den Ausschlußverfahren (UVB).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Krone Nr. 4, Berlin 25.7.1973

10.10.1973:
Bei Krone Berlin gibt die KPD die Nr. 6 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP – vgl. 25.7.1973, 4.11.1974) mit einem Umfang von 8 Seiten heraus, für die Christian Heinrich die Verantwortung übernimmt. Berichtet wird von der IGM Mitgliederversammlung, wo der Vertrauensleutekörpervorsitzende Lutz Kroesen (SEW) die Polizei habe holen wollen um die Mitglieder der oppositionellen Liste 2 herauszuwerfen. Des weiteren geht man u.a. noch ein auf den Kampf um Teuerungszulagen (TZL) und fordert "Freiheit für Ulli Kranzusch!". Eine Korrespondenz berichtet über eine neue Grube im Pressenbau in Werk 3. geschildert werden auch die "Methoden des Einrichters Balzer" aus der Anteilung 178. Aufgerufen wird zur Demonstration für eine Kinderpoliklinik im Bethanien (vgl. 13.10.1973).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Krone Nr. 6, Berlin 10.10.1973; Rote Fahne Nr. 44, Dortmund 31.10.1973

04.11.1974:
Bei Krone Berlin gibt die KPD die Nr. 14 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP – vgl. 10.10.1973, 18.12.1974) mit einem Umfang von 8 Seiten heraus, für die Christian Heinrich die Verantwortung übernimmt. Der Leitartikel fordert: "Schluß mit der Überstundenschinderei! Gegen Arbeitslosigkeit – Für den 7-Stundentag bei vollem Lohnausgleich!" und berichtet über die Verlagerung der Starkstromabteilungen nach Ludwigsburg, die Verpachtung der Leiterplattenfertigung, den Stillstand in Abt. 195, sowie die Senkung der Sozialleistungen um 10 % und die Reduzierung der Lohnkosten um 10 bis 15 % durch Entlassungen und Lohnrückstufungen.

Ein Bericht fragt: "6 Tage Vorarbeit?", behandelt wird auch die "Gewerkschaftliche Mitgliederversammlung" vom 30.10.1974, eine Korrespondenz "Die Unteroffiziere müssen gehen!" berichtet über die Rationalisierung bei den höheren Angestellten. Gefordert wird ein "Volksentscheid für Polikliniken!", mitgeteilt wird: "Uwe Tietz mußte wiedereingestellt werden!".
Ein Artikel schildert: "Im Vertrauen auf die eigene Kraft! 25 Jahre VR China Aufbau des Sozialismus".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Krone Nr. 14, Berlin 4.11.1974

18.12.1974:
Bei Krone Berlin gibt die KPD die Nr. 16 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP – vgl. 4.11.1974, 21.3.1975) mit einem Umfang von 8 Seiten heraus, für die Christian Heinrich die Verantwortung übernimmt. Der Leitartikel fragt: "Wie soll es weitergehen? 800 000 Arbeitslose bis Jahresende!" und berichtet von der Stillegung der Berliner Union-Film und der Officina-Druckerei, dem Auftragsmangel beim Druckhaus Tempelhof, den Entlassungen bzw. der Kurzarbeit bei SEL, Philips, DeTeWe, Siemens, AEG und auch bei Krone.

Berichtet wird von einem erfolgreichen Arbeitsgerichtsprozess und in "'Geht doch nach drüben!'" über die DDR, erklärt wird: "'Was bekommt man wenn man arbeitslos wird?'", eine Korrespondenz berichtet von der Abteilungsversammlung für die Entwicklung und Konstruktion, wo 300 Entlassungen, darunter 16 aus diesen Abteilungen angekündigt wurden. Eingeladen wird zur eigenen Wahlveranstaltung für den Bezirk Steglitz (vgl. 19.12.1974). Berichtet wird aus Kreuzberg über die Eröffnung der Volksambulanz in der Muskauerstr. 13.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Krone Nr. 16, Berlin 18.12.1974

21.03.1975:
Bei Krone Berlin gibt die KPD die Nr. 18 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP – vgl. 18.12.1974) mit einem Umfang von 8 Seiten heraus, von denen uns die Seiten 4 bis 6 nicht vorlagen. Der Leitartikel "'Unabhängig' und ohne Programm. Was die 'Unabhängigen' eigentlich im Betriebsrat wollen" befasst sich it den Betriebsratswahlen (BRW). Eine Korrespondenz erklärt: "Die Abteilungsversammlungen haben es gezeigt: 'Bloß keine Stimme den Unabhängigen und der IGM-Liste!'".

Ein Artikel fordert: "Übt Klassensolidarität mit den politischen gefangenen! Freiheit für Herbert Marks und Horst Mahler!". Aufgerufen wird zur heutigen "Demonstration gegen Polizeiterror".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Krone Nr. 18, Berlin 21.3.1975

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