Berlin
AEG Werk Quickbornerstraße im Märkischen Viertel

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

Diese unvollständige Darstellung stützt sich vor allem auf die, vermutlich auch vor dem AEG-Werk Quickbornerstraße im Märkischen Viertel verteilte, 'Kommunistische Arbeiterpresse – Ausgabe AEG Telefunken' der KPD-Aufbauorganisation, die recht bald nach ihrem ersten Erscheinen schon aus dem Werk Quickbornerstraße über die Arbeiterinnen berichtet (vgl. 20.5.1970), frühzeitig die betrieblichen Probleme zu benennen scheint (vgl. 3.6.1970), die bald darauf Anlass zum Streik bieten (vgl. 8.6.1970), wovon nun auch die PL/PI Berlin berichtet, ohne dass von dieser derzeit weitere Erwähnungen des AEG Werkes Quickborner Straße dokumentiert werden könnten, ganz im Gegensatz zur KPD/AO, die nicht nur demonstriert (vgl. 18.6.1970), sondern sich auch der vermutlich eher dem KB/ML Westberlin nahestehenden Konkurrenz in Gestalt der 'AEG-Betriebskorrespondenz' zu erwehren versucht (vgl. 26.8.1970), und auch weiterhin wiederholt vom Werk Quickbornerstraße berichtet (vgl. 9.9.1970, 23.11.1970, 10.12.1970, Jan. 1971, 1.12.1971), während dieses AEG-Werk in den von uns recht intensiv ausgewerteten Westberliner Publikationen der KPD/ML-ZB nur einmal auftaucht (vgl. Dez. 1970).

Vom Streik über den für Westberlin ungleichen Abschluss der Metalltarifrunde (MTR) 1971 berichtet wiederum allein die KPD/AO mit expliziter Erwähnung des AEG-Werks Quickbornerstraße (vgl. 15.12.1971), welches 1972 mit noch 450 Beschäftigten stillgelegt wurde (vgl. 20.12.1971), ohne dass von dem einschlägigen Bericht des BWK hier derzeit zitierbare Quellen dokumentiert werden könnten.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

20.05.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO die Nr.2 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse - Ausgabe AEG-Telefunken' (vgl. April 1970, 3.6.1970) heraus. Gefordert wird zum Leiter des Werksschutz: "Entmachtet den Arbeiterverräter Schulz!", berichtet wird dabei auch von den Arbeiterinnen bei AEG Quickborner Straße im Märkischen Viertel.
Quelle: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken Nr. 2, Berlin 20.5.1970, S. 10f

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03.06.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO bei AEG-Telefunken die Nr.3 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP) heraus, wo es außer um die Hydra in "Der Kampf um gleichen Lohn hat begonnen" vor allem um die Fehlersucherinnen in der Quickborner Straße geht.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.3,Berlin 3.6.1970, S. 2ff

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08.06.1970:
Vermutlich in dieser Woche streiken in Berlin in den AEG Werken Schwedenstraße und Quickborner Straße vor allem italienische und jugoslawische Kolleginnen der Prüffelder und der Fehlersuche (vgl. 18.6.1970). Bei AEG Telefunken erscheint dazu ein Flugblatt "Streik! Strajk! Sciopero!" unterzeichnet von Arbeiterinnen und Arbeiter von AEG-Telefunken.

Die KPD/AO gibt dazu u.a. in der nächsten Woche ein z.T. auf jugoslawisch verfaßtes Flugblatt "Streik im Märkischen Viertel und in der Schwedenstraße" und ein Flugblatt "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Gleicher Lohn für deutsche und Ausländische Arbeiter!" auf Türkisch, Jugoslawisch, Italienisch und Deutsch heraus.

Berichtet wird auch durch die PL/PI bei Siemens Berlin (vgl. 13.7.1970), die die Forderung nach 30 Pfg. und die Jugoslawinnen in den Wohnheimen erwähnt.
Q: Arbeiterinnen und Arbeiter von AEG-Telefunken: Streik! Strajk! Sciopero!, O. O. (Berlin) o. J. (1970); Klassenkampf - Ausgabe Siemens Nr.1,Berlin Juli 1970;KPD/AO:Streik im Märkischen Viertel und in der Schwedenstraße,o.O. (Berlin) o.J. (1970);Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken Nr.4,Berlin 18.6.1970, S. 1ff;KPD/AO:Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Gleicher Lohn für deutsche und Ausländische Arbeiter!,Berlin o.J. (1970)

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18.06.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO bei AEG-Telefunken die Nr.4 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 3.6.1970, 30.6.1970) heraus, die u.a. zur heutigen Demonstration vor der Villa des Chefs der jugoslawischen Militärmission, der wegen seiner Kollaboration mit der AEG beim Streik in dieser Woche (vgl. 8.6.1970) als AEG-Speichellecker bezeichnet wird, aufruft. Daran beteiligten sich, nach späteren Meldungen, die KPD/AO und mehrere hundert Studenten. Weiter gibt die KPD/AO ebenfalls vermutlich heute und bei AEG, ein Flugblatt "Demonstration" heraus, welches zur Demonstration an der jugoslawischen Militärmission aufruft. Dieses Flugblatt erscheint auch in einer jugoslawischen Fassung.
Q: KPD/AO:Demonstration,Berlin o.J. (18.6.1970); KPD/AO:Raskrinkavanje jednoqjz daynjka,Berlin o.J. (18.6.1970);Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.4 und 5,Berlin 18.6.1970 bzw. 30.6.1970;Rote Fahne Nr.5,Berlin Juni 1970

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26.08.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO die Nr.8 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse - AEG-Telefunken' (vgl. 5.8.1970, 9.9.1970) heraus, darin weist man in "Was einigen Leuten an der Arbeit von Kommunisten im Betrieb nicht passt" die Unterstellung in der letzten 'AEG-Betriebskorrespondenz' zurück, daß man über den Streik in der Quickborner Str. und der Schwedenstraße (vgl. 8.6.1970) Lügen verbreitet habe.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.8,Berlin 26.8.1970, S. 6f

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09.09.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO bei AEG-Telefunken die Nr. 9 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 26.8.1970, 5.10.1970) heraus. Eine Arbeiterkorrespondenz schildert auch auf Serbokroatisch die "Antreibermethoden bei AEG" in den Werken Quickborner Straße und Brunnenstraße.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.9,Berlin 9.9.1970, S. 4f

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23.11.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO vermutlich Anfang dieser Woche einen Sonderdruck AEG Telefunken ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 16.11.1970, 10.12.1970) unter der Schlagzeile "Erst Kurzarbeit, jetzt auch Entlassungen bei AEG-Telefunken" zu den beiden am 26.11.1970 anstehenden Betriebsversammlungen (für Ausländer und Deutsche getrennt) heraus, in dem von 700 anstehenden Entlassungen im Fachbereich R2 in Berlin berichtet wird, aber auch aus der Quickbornerstraße, wo nur noch die Zarge montiert und schon Dreiviertel der gemieteten Hallen als Lager genutzt wird.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Sonderdruck AEG Telefunken Erst Kurzarbeit, jetzt auch Entlassungen bei AEG-Telefunken, Berlin Nov. 1970, S. 1f

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26.11.1970:
Bei AEG Telefunken Berlin-Schwedenstraße erscheint eine Ausgabe der 'AEG Telefunken Betriebskorrespondenz' (vgl. 30.4.1970, 1.2.1971) zur heutigen Betriebsversammlung unter der Überschrift "Kurzarbeit – Entlassungen!". Dokumentiert wird die "Resolution des Vertrauenskörper der IG-Metall" des Fachbereich R2, in der auch auf die Quickbornerstraße und das Werk in Kassel eingegangen wird.
Q: AEG Telefunken Betriebskorrespondenz, Berlin 26.11.1970, S. 2

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Dezember 1970:
In Berlin gibt die Betriebsgruppe AEG Sickingenstr. der KPD/ML-ZB die Nr.6 von 'Das rote System' (vgl. Nov. 1970, Feb. 1971) mit dem Leitartikel "Auch in Berliner AEG-Betrieben häufen sich die Anzeichen der Krise" heraus. Berichtet wird über Kurzarbeit und Produktionsstillegung im Dezember und Januar auch aus dem Werk Quickbornerstraße.
Q: Das Rote System Nr.6,Berlin Dez. 1970, S. 1

10.12.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO die Nr.13 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken' (vgl. 23.11.1970, Jan. 1971) heraus mit dem Leitartikel "Die Stärke der Arbeiterklasse liegt in ihrer Einheit – Deshalb Kampf der Spaltung zwischen deutschen und ausländischen Arbeitern", der sich mit den Ausländern, speziell JugoslawInnen, bei AEG, u.a. im Werk Quickborner Str. und in den Wohnheimen befasst und gekürzt auch auf Serbokroatisch erscheint.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.13,Berlin 10.12.1970, S. 1ff

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Januar 1971:
Vermutlich Anfang Januar erscheint in Berlin von der KPD/AO die 'Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG-Telefunken' (vgl. 10.12.1970, 25.1.1971). Berichtet wird in einer Arbeiterkorrespondenz "Die faulen Tricks der AEG-Kapitalisten" über die Entlassung eines Italieners bei AEG Quickbornerstraße, da er im Wohnheim in der Grüntaler Straße seine Freundin zu Besuch gehabt hatte.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.14,Berlin Jan. 1971, S. 7

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Dezember 1971:
In Berlin gibt die KPD einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' heraus, der sich unter dem Titel "Dafür haben wir nicht gestreikt" u.a. mit dem AEG Werk Quickborner Straße befaßt.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Sonderdruck Dafür haben wir nicht gestreikt, Berlin Dez. 1971

01.12.1971:
Vermutlich Mitte dieser Woche gibt die KPD in Berlin die Nr.29 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken' (KAP) (vgl. 15.11.1971, 20.12.1971) heraus. Eingegangen wird auch "Das Krisenprogramm der AEG-Kapitalisten", wobei auch berichtet wird: "In der Quickborner Straße ist die Arbeitshetze von den Kapitalisten dermaßen gesteigert worden, daß sich sogar der Betriebsrat gezwungen sah, die gefahrenen Serien zu überprüfen."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.29,Berlin Dez. 1971, S. 3

15.12.1971:
In Berlin streiken, nach Berichten der KPD/ML-ZB, 10 000 Metaller in 14 oder 15 Betrieben gegen das 7,5 Prozent Ergebnis der Metalltarifrunde (MTR). Laut KPD wird heute und morgen gestreikt u.a. im AEG Werk Quickbornerstraße.

Die RKJ der GIM berichtet:"
In Berlin legen in verschiedenen Betrieben mehrere Tausend Metallarbeiter für eine Stunde die Arbeit nieder. Die Berliner IG Metall verlangt eine 'Überwindung bestehender tariflicher Abstände zu vergleichbaren Tarifgebieten im Bundesgebiet' (SZ, 17.12.1971). Darüber soll im Januar verhandelt werden."
Q: Was Tun Nr.1,Mannheim 1972,S.9; Der Schwartzkopff Hammer Nr.25,Berlin 22.12.1971;Rote Fahne Nr.33,Berlin 31.12.1971;Der Rote Gartenfelder Nr.18,Berlin 11.1.1972;Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.97,Bochum 18.12.1971,S.14

20.12.1971:
Vermutlich Anfang dieser Woche gibt in Berlin die KPD die zweite Dezemberausgabe (Nr.30) ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken' (vgl. 1.12.1971, 10.1.1972) heraus. In "Das Sanierungsprogramm der AEG-Kapitalisten für den R2-Bereich" heißt es u.a.:"
4. Die Produktion in der Quickborner Straße wird stillgelegt.

Angesichts dieser Schließungen versprechen die AEG-Kapitalsten großmütig: Niemand wird entlassen, nur die Abgänge werden nicht ersetzt. Das sind reine Zwecklügen. Wie war es denn bei den Versetzungen von der Schwedenstraße ins Märkische Viertel? Viele wurden entlassen, bei den ausländischen Kolleginnen und Kollegen wurden die Entlassungen getarnt: Entweder wurden die Wohnheimmietverträge gekündigt; oder die Verträge wurden nicht verlängert. Viele bekamen so schlechte Arbeitsplätze, daß sie von selbst kündigten. Fast alle wurden schlechter bezahlt; Rückstufungen um zwei Lohngruppen waren keine Seltenheit.
Auf diese Weise wurde die Zahl der in der Schwedenstraße und Quickbornerstraße Beschäftigten von 4.200 im April 1970 auf 2.100 bis heute verringert. Schon im Januar schrieben wir in der Kommunistischen Arbeiterpresse, da0 die Zahl der beschäftigten auf 1.500 verringert werden soll.
Für den nicht entlassenen Teil der Kollegen wird die Arbeitshetze noch verschärft. In der Quickborner Straße soll die tägliche Stückzahl der gefertigten Plattenspieler von 600 auf 1000 erhöht werden."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.30,Berlin Dez. 1971, S. 7

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Letzte Änderungen: 7.11.2011

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