Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg
Teil 5: Das Wintersemester 1973/74

Materialien zur Studentenbewegung und Hochschulpolitik

Von Jürgen Schröder, Berlin, 2.2.2011

Der Protest gegen das Bayrische Hochschulgesetz (BHG), welcher die letzten Semester bestimmte, wird auch im hier betrachteten Wintersemester 1973/74 fortgeführt, wichtiger aber wird nun vermutlich der Protest gegen die Mensaprozesse wegen der dortigen Büchertische bzw. gegen die Polizeiuniversität und das KSV-Verbot (vgl. 3.12.1973, 5.12.1973).

Die Marxistische Gruppe Erlangen-Nürnberg die aus deren ehemaliger Theoriefraktion hervorging, während die andere Fraktion sich auflöste, engagiert sich ebenfalls zu diesen Themen, betreibt aber auch ihre ideologiekritische Institutspublizistik, wie hier bisher allein vom Institutsausschuss Soz/Pol (vgl. Nov. 1973) dokumentiert werden kann. Darüber hinaus wird nun auch die 'Sozialistische Hochschulzeitung' (SHZ - 1.11.1973) als örtliches Zentralorgan der MG publiziert, an dem sich bald auch die früher mit der anderen MG-Fraktion verbündete Sozialistische Hochschulgruppe (SHG) Nürnberg beteiligt (vgl. 14.1.1974, 24.1.1974), ist diese doch nun offenbar zur Basisgruppe der MG geworden (vgl. Jan. 1974).

Während die MG dergestalt ihre örtliche Publizistik entwickelt wird spätestens ab dem Ende dieses Semesters ergänzend auch die nun bundesweite 'Münchner Studentenzeitung' (MSZ) vertrieben (vgl. 20.2.1974), was auch im folgenden Sommersemester 1974 noch fortgeführt wird.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

November 1973:
An der FAU Erlangen-Nürnberg geben die Fachschaft Soz/Pol und der Institutsausschuss Soz/Pol der Marxistischen Gruppe (MG) ihre 'Soz/pol aktuell' Nr.5 heraus. Enthalten sind die Beiträge:
- "Zur Fachschaftsratswahl";
- "Aus dem Sozialistischen Studium des IA soz/pol" mit den Artikeln "Im PS: Zum Begriff bürgerlicher Öffentlichkeit - Habermas und sein kraftloses Ideal", "In den Grundkursen: Meinung als Objektivität: 'Soziale Schichtung' bei R. Mayntz" und "Im PS: Einführung in die VWL: WIDERSPRUCH oder TAUTOLOGIE - Zwei Bestimmungen des Tauschwerts bei A. Smith";
- "Das BHG vor seiner Verabschiedung" zum Bayrischen Hochschulgesetz; und
- "Wissenschaft und Kapital - Zum Verhältnis von geistiger Arbeit und materieller Produktion".
Aufgerufen wird zur BHG-Demonstration am Mittwoch und zum vorherigen teach-In, eingeladen zum Sympathisanten-Plenum und zur Schulung von Band 1 des Kapital.
Quelle: Soz/pol aktuell Nr.5,Erlangen Nov. 1973

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01.11.1973:
In Erlangen-Nürnberg erscheint die Nr.1/2 der 'Sozialistischen Hochschulzeitung' (SHZ – vgl. 14.1.1974) herausgegeben von der Marxistischen Gruppe (MG), deren Institutsausschuss Soz/Pol sowie der Basisgruppe Germanistik. Mit dem Leitartikel zum Bayrischen Hochschulgesetz "Der Kampf geht weiter. Zur bevorstehenden Verabschiedung des BHG". In der "Bemerkung der Redaktion" wird von der Auflösung der anderen MG-Fraktion berichtet. Dargestellt wird auch die "Fraktionierung der Phil. Fak.", wobei es um die Universitätsstruktur geht.

In "Büchertischverbot aufgehoben !!! Doch Mensaprozesse finden statt" wird zum Prozess am 6.11.1973 aufgerufen. Zu Chile erscheint der Artikel "Das Scheitern der Volksfront oder die halbe Revolution", aufgerufen wird zu Spenden auf das Konto der AELA München. Zur Aktion Demokratische Hochschule erscheint der Artikel "Mit beiden Beinen fest auf den Wolken. Zur Kritik des ADH-Konzepts". Festgestellt wird: "Die Rechte verschärft die Konfrontation". Ein Artikel äußert sich "Zum Krieg im Nahen Osten" und wendet sich gegen arabischen Pseudosozialismus wie auch gegen israelischen Zionismus.

Aufgerufen wird zur Sympathisantenschulung, vorgestellt das Sozialistische Studium.
Q: Sozialistische Hochschulzeitung Nr.1/2,Nürnberg 1.11.1973

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03.12.1973:
Der KSB Braunschweig gibt die Nr.13 seiner 'Roten Hochschulzeitung' (vgl. 5.11.1973, Apr. 1974) heraus und berichtet vom Kampf gegen die Polizeiuniversität (vgl. 7.11.1973, 9.11.1973, 14.11.1973), wie er auch in Erlangen und Heidelberg geführt wird.
Q: Rote Hochschulzeitung Nr.13,Braunschweig 3.12.1973,S.3f

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05.12.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.49 (vgl. 28.11.1973, 12.12.1973) heraus. Berichtet wird vom drohenden KSV-Verbot, zu dem sich Ansätze (bzw. Repressionen gegen Studenten) bereits in Berlin und Hamburg, in Bayern in Erlangen, in Niedersachsen in Braunschweig und Lüneburg, in NRW in Bonn und in Schleswig-Holstein in Kiel gezeigt hätten.
Q: Rote Fahne Nr.49,Dortmund 5.12.1973

Januar 1974:
Vermutlich im Januar erscheint an der FAU Erlangen-Nürnberg die "Wahlzeitung der Basisgruppen der Marxistischen Gruppe" zu den 17. Studentenparlamentswahlen (StPW) vom 15.-17.1.1974. Zu diesen Basisgruppen gehören die BG Germanistik, die BG Pädagogik, der Institutsausschuss Soz / Pol und die Sozialistische Hochschulgruppe (SHG) Nürnberg. Auch zum MSB Spartakus und zum RCDS äußert sich der Artikel "Wo ein Interesse ist, da ist auch einer, der es vertritt". Von der LMU wird berichtet: "Uni München: Wahlsieg für LFB/RZ (AK)". In "Wichtiger Hinweis!" wird auf die Unterschiede zwischen der Katholischen Studentengemeinde (KSG) und der Kommunistischen Studentengruppe (KSG) des KABD hingewiesen.

Geschildert wird der Weg "Von der Kritik der bürgerlichen Wissenschaft zum Kampf gegen die kapitalistische Gesellschaft".

Mit der zweiten großen linken Liste, einem Bündnis von Basisgruppen / SOZNATEK und Juso-Hochschulgruppe befasst sich der Beitrag "Die Identität im Nichts oder: 'Man trägt noch <<links>>'". Vermutlich die BG Germanistik verfaßte den Artikel "Schachspiel ohne König". Der IA Soz/pol meint: "Rote Rübe sein, heisst Karbunkel sein".

Vorgestellt werden auch je ein Kandidat von der Juristischen und der Medizinischen Fakultät (BG Medizin-Mitglied), je vier Kandidaten von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät und von der Naturwissenschaftlichen Fakultät mit dem Beitrag "Sozialismus als Nostalgie" sowie drei Kandidaten aus der ehemaligen BG Historiker. Von der SHG Nürnberg kommt der Artikel "Nach der Verabschiedung des BHG: An der Wiso Friedhofsruh'?".

Vermutlich ebenfalls zumindest teilweise im Januar erscheint auch eine Flugblattserie "Die richtige Antwort auf das BHG: BG MG und SHG", von der uns nur die dritte Ausgabe vorlag mit der Schlagzeile "RCDS: Die Logik der Repression - schuld ist, wen sie trifft".
Q: "Wahlzeitung der Basisgruppen der Marxistischen Gruppe,O. O. o. J.; Die richtige Antwort auf das BHG: BG MG und SHG Nr.3,O. O. O. J.

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14.01.1974:
In Erlangen-Nürnberg erscheint die Nr.3 der 'Sozialistischen Hochschulzeitung' (SHZ – vgl. 14.1.1974, 24.1.1974) herausgegeben von der Marxistischen Gruppe (MG), deren Institutsausschuss Soz/Pol sowie der Basisgruppe Germanistik und der Sozialistischen Hochschulgruppe (SHG) Nürnberg mit dem Leitartikel "Spiel mir das Lied von der Mitte - Liese klagt der Friedensrektor". Gefragt wird zu den StPW: "Die letzten SP-Wahlen: Maiers Triumph?".

Der Artikel "Die Wallfahrt zur Arbeiterklasse - Das Scheitern 'sozialistischer' Agitatoren" befasst sich mit dem Eingreifen der KPD in die wilden Streiks für Teuerungszulagen (TZL), aber auch in einem zweiten Abschnitt "Die Bohemiens als Arbeiter" mit der 'Wir wollen alles' (WWA), während der dritte Abschnitt sich der "Agitation als Problem der Theorie" widmet.

Ein Artikel äußert sich "Zum drohenden KSV-Verbot", geschildert wird auch "Das KSV-Verbot als Ausdruck der Polarisierung an en Hochschulen", aufgerufen wird zur Germanisten-VV am 15.1.1974, in "Aus der Welt der Wissenschaft" wird die Umstrukturierung der FAU geschildert.

Stellung nimmt "Die BG/MG zu einigen häufig geäußerten Vorwürfen".
Q: Sozialistische Hochschulzeitung Nr.3, Nürnberg 14.1.1974

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24.01.1974:
In Erlangen-Nürnberg erscheint die Nr.4 der 'Sozialistischen Hochschulzeitung' (SHZ – vgl. 14.1.1974, 8.5.1974) herausgegeben von der Marxistischen Gruppe (MG), deren Institutsausschuss Soz/Pol sowie der Basisgruppe Germanistik und der Sozialistischen Hochschulgruppe (SHG) Nürnberg unter der Schlagzeile zu den StPW: "SP-Wahl: Sieg oder Niederlage?". Während die MG-Liste nur 480 Stimmen uniweit erhielt, wurden für die Fachschaft Germanistik alle Kandidaten der BG Germanistik gewählt, während die drei KSV-Kandidaten abgeschlagen blieben.

Aufgerufen wird zu Chile-Spenden auf das Konto der AELA München, welches nunmehr richtig angegeben wird. Eingeladen wird zum neuen Sympathisantenplenum ab dem 31.1.1974. Geworben wird für die Reihe sozialistisches Studium der Roten Zellen/AK München.
Q: Sozialistische Hochschulzeitung Nr.4, Nürnberg 24.1.1974

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20.02.1974:
Der AStA der LMU München gibt seine 'Münchner Studentenzeitung' (MSZ) Nr. 2 (vgl. 23.1.1974, 2.5.1974) heraus mit einer Auflage von 37 000. Diese erscheint nun erstmals auch in Augsburg, Erlangen, Regensburg, Würzburg und Marburg, ohne daß sich die Auflage erhöht hätte.
Q: Münchner Studentenzeitung Nr.2,München 20.2.1974

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